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WichtnMch ,rfch«in,n drei Nummern. Pränumeration«. Prris 22z Silhrrgr. (j Tblr.) vi«tt«ljädrlich, 3 Thlr. sür du» ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Thtilrn der Prnchislhrn Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werde« von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Bei« u. Como., ILgerftraSe Nr. 25), so wie von allen Königl. Post-Armlern, angenommen. Literatur des Auslandes. S8, 1847. Berlin, Sonnabend den lS. Mai Frankreich. Eine neu aufgefundene Handschrift Voltaire's. Die seit dem vorigen Jahre von den Gebrüdern Firmin Didot heraus« gegebene Monatsschrift diouvelle Uevue LncvdopeSigue ist in Deutschland noch sehr wenig bekannt, obwohl sie cS in den verschiedensten Kreisen zu seyn verdient, da sie unter der Mitwirkung der achtbarsten Gelehrten Frankreichs und des Auslandes einen hervorragenden Rang auf dem Gebiete der kritischen Journalistik der Franzosen cinnimmt, man darf sagen in der kritischen Lite, ratur überhaupt, wenn man nicht zu denjenigen gehört, die gründlich tief sind, aber hoch, mit gewohnter Vornehmheit, auf den Fleiß der Fremde hinabsehen. Diese kevue, in vieler Beziehung den Heidelberger Jahrbüchern gleichend, schließt keine irgend werthvolle Erscheinung der Wissenschaft von dem Kreise ihrer Beurtheilung aus. Ihre Anzeigen sind so mannigfach, daß alle Lescrklaffen ihre Fächer darin finden, während sie andererseits nicht durch Breite abschrecken oder ermüden. Außer den kurzen Anzeigen enthält jedes Heft noch reiche Zugaben von Allerlei in Bezug auf wichtige Handschriften, literarische Entdeckungen, bibliographische Merkwürdigkeiten re. Das Februar-Heft enthält in dieser Abtheilung einen Brief von Brunet über eine ganz unbekannt gebliebene Ausgabe des Pantagruel; Aufsätze über ein noch uncdirteS Tagebuch von Galland und über eine autographische Handschrift von Voltaire, dessen Einnahmen und Ausgaben betreffend, welche so eben ans Tageslicht gekommen. Der Verfasser dcS letztgcdachtcn Aufsatzes sagt hierüber Folgendes: „Voltaire hat sich selbst der Mühe unterzogen, uns über seine Ein nahmen und Ausgaben aufzuklärcn, indem er eigenhändig eine große Anzahl von Noten darüber in einem Büchlein von Oktavformat von ungefähr (!) 5» Seiten, davon aber einige unbeschrieben, nicdergelegt. Dieses kostbare Manuskript, welches so eben von der königlichen Bibliothek angekauft wor- den"), giebt uns einige bestimmte Nachweise sowohl über die Renten Vol taire's, als über die Anlegung seiner Kapitalien, über die gewöhnlichen Aus- gaben seines Hauses und über die bedeutenden Ersparnisse, die er gesam melt .... Das vorliegende Manuskript enthält auch manche Anekdote, die man nicht gleichgültig lesen wird." Wodurch aber der Werth dieses Fundes außerordentlich erhöht wird, das ist, daß durch einen merkwürdigen Zufall in diesem Verzeichniß zwei große Quartblätter, ganz von der Hand Friedrich's des Großen be schrieben, gefunden worden, welche die ursprüngliche Vorrede des Anti-Machiavell enthalten. Bekanntlich hat Voltaire dieses Erstlingswerk Friedrich's durchgesehen und zum Drucke befördert. °°) Für spätere Biographen Voltaire's ist die Benutzung dieser merkwürdigen Urkurde eine dringende Pflicht. ES ist ja ein noch unentschiedener Streit, auf welche Weise Voltaire zu so großem Vermögen gelangen konnte und wel chen Gebrauch er davon machte, und während die Verfolger seines Namens behaupten, erhübe in Sanssouci die Wachslichte seines königlichen Wirthes heimlich in die Tasche gesteckt, Juwelieren falsche Steine sür geliehene echte Diamanten zurückgegebcn und mit ihm anvertrautcn Handschriften unehrlichen Handel getrieben, weisen dagegen die begeisterten Verehrer aus die großen Einkünfte hin, die ihm sein Genie und sein Fleiß Zufuhren mußten, und aus die lange Reihe von Handlungen seines wohlthätigcn Sinnes und von men schenfreundlichen Opfern, die er gebracht. In dem aufgefundcnen Büchlein erhält man unzweideutige Aufschlüsse über seine Vermögens-Umstände und erfährt man zugleich manches historisch Nützliche über Zeitgenossen, die mit dem berühmten Gutsherrn von Ferney in Geschäftsverbindung gestanden. °") Hier mag eS genügen, auf die Bedeutsamkeit des Dokuments für die Kennt- -) Wir öden statt ungefähr ter Vers, tie ganz dcstimmte Seitenzahl hätte ange- den sollen, da er.es doch gewiß tonnte, so hätte er »ni hier sagen sollen, von wein die kinigl. Bidüothek das Manuskript gelaust Hai, was er doch wahrscheinlich konnte. ") Wir demerke» bei dieser Gelegenheit, da? bei der jetzt erscheinenden neuen Aus gabe der sämmtlichc» Werke Friedrich'» II. zum „Antimachiavell" die eigenhändige Hand schrift des grollen Königs benutzt wird. Sonderbarerwclst ist die Hälfte des Exemplars im Geheimen 'Archiv, während die andere Hälfte im Besitze eines PrivatsammlcrS, de» Herrn Benonp Friedländer, ist. üb die bei Voltaire gesundene Vorrede ein fehlender Theil der hiesigen Handschrift ist, oder ob Friedrich sie zweimal geschrieben hat, wird wohl zunächst Herr Prosessor Preu? entscheiden muffen. Besser wäre eS, wenn man, statt der Vorrede, die nun doppelt da ist, taS zweit« Kapitel aufggsundcn hätte; cS fehlt diese» leider in dem Berliner Eremplar, wie wir hären. —) Freilich ist hieraus nicht mehr zu ermitteln, wie Voltaire zu dem großen Vermögen gekommen ist, über welches er im Jahre >7?», also drei Jahre vor seinem Tode, verfügt, und ei bleibt der Konjektur, dem Lobe und dem Tadel immer noch Feld genug übrig. uiß des Lebens und Wirkens Voltaire's hingewiesen zu haben, doch wird man uns gern gestatten, auch einige Proben daraus vorzulegen z sie werden hin reichen, eine Anerkennung der Wichtigkeit des SchriftchenS zu bewirken. Die erste Seite ist überschrieben: „Etat der Renten im Monat Juli 1775." Auf das Rathhaus (nur l'kütel äe dlle) 14,023 Livres. - die Ostindische Compagnie 11,566 - - Erbschaft Guise 2,500 . - Marschall Richelieu 4,000 - - Herzog von Orleans 1,200 . - Herrn v. Tartre 3,000 » - Herzog von Bouillon 3,250 - - Generalpächter Marchand 6,500 - - Erben VillarS 2,100 - - Lezcau de Rouen 2,300 . - Destins Maulevins 2,000 - - Saint TropeS (Erbschaft Guebriant) 540 - Dauneville-Fremont 2,000 « - den Bankerott Bernard, Surintendant der Königin ... 500 - - Herrn von Neuiüi zu Dijon (renles konciores) 1,000 . - Anleihen der lüO Millionen 12,000 - - Herzog von Württemberg 62,500 . - Kurfürsten von der Pfalz 13,000 . , - Fernes und Umgegend 15,000 - - Notar Duclos 12,000 . - Scherer L Vergne 4,800 » . Baum 1,200 . Summe. . 176,981°) Liv." Vom Herzoge von Württemberg hatte er außerdem gut eine Summe von 70,000 und vom Herzog von Candaule 13,000 Livres, welche beide Sum men natürlich nicht zu den jährlichen Renten zu rechnen waren. Von den ge- nannten 176,981 Liv. müssen abgerechnet werden 8,481 für die Abgabe von 5 pCt. an die Regierung und andere Kosten. Das Autograph sagt weiter, daß aus dieser Einnahme verwendet werden: „Für meine Neffen 3,600 LivreS. - die Haushaltung (pour Ik8 äepen8S8 pur an) .... 40,000 - - den Pfarrer 800 - - Almosen . . 1,000 - (beide letztere Posten sehr mager!) Summe.. 45,400 Liv." Zu dem enormen Uebcrschuffe muß man noch bedeutende Summen rechnen, die er im Portefeuille hatte, und besonders sichere Schuldbriefe von unbe kannten und bekannten Personen. Unter den Schuldbriefen, von denen eS heißt: „gii« I »n pent stonnvr VN pA.vvmpnt pnnr lex msisonn", befinden sich sechs von Florian. Sehr viele Noten betreffen Angelegenheiten der Einwohner von Ferney in ihren Beziehungen zum Gutsherrn, und sie können alle, so scheinbar unbe deutend sic auch sind, doch sehr nützliches Material in der Hand eines ge schickten und scharfsinnigen Biographen werden. ES ist daher recht sehr zu wünschen, daß das Manuskript nochmals verglichen und vollständig veröffent- licht werde. Ludwig XVl, und die Girondisten. Ein« Episod« ouS der „Geschichte her Girondisten" von Lamartine. (Fortsetzung.) RobeSpierrc erhebt sich, ein ernstes Lächeln in seinen Zügen, und spricht also zu den Jakobinern: „Ich gehöre nicht zu denen, die eS für eine Un- Möglichkeit halten, daß ein Minister patriotisch gesinnt sey, sondern empfange mit Vergnügen die im Interesse der Nation gemachten Prophezeiungen. Wenn er diese Prophezeiungen wahr gemacht, wenn er die Feinde, denen seine Vorgänger und jene, trotz der Vertreibung einiger Minister, dir Regie- rung auch jetzt noch gegen die Nation aufreizenden Verschwörer Waffen gegen die Patrioten in die Hand gegeben haben, zerstreut hat: dann, aber auch nur ') Eo im Original »»richtig statt I7V,S7!» addlrt.