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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration«-Preis 22j Silbergr. sj Thlr.) vierieliährlich, Z Wr. sür da« ganze Jahr, ohne ErhShung, in allen Theilen der Preußische» Monarchie. Magazin sür die Man priinumerirt auf diese« Literatur. Blatt in Berlin in der Expedition der Mg. Pr. Staat«-Zeitung sFriedrich«- Slraße Nr. 72); in der Provinz so wie im AuSlande bei den WohUijbl. Pvst-Aemtern. Literatur des Auslandes. 30. Berlin, Freitag den ly. März 1843. Dänemark. Der Druck des Weltmeers auf die vulkanischen Gase im Inneren der Erde. Die nachstehenden Beobachtungen sind aus einem Dänischen Blatte und tragen die Namens «Unterschrift Moritz Born. Die sonstigen LebcnSver- hältnisse ihres Abfassers find dem Uebersetzcr unbekannt geblieben; nur so viel sagt jener von sich selbst, daß er zu diesen Wahrnehmungen auf seinen Reisen in den Polargegende» Gelegenheit gehabt, als er in den vergangenen Jahren zu geographischen Aufnahmen in Island angestellt war. Jedenfalls verrathcn sie Scharfsinn, und ihre Mitthcilung dürfte schon darum von Interesse seyn, weil für dieses Jahr sowohl Koss als Leonhard diejenigen Theile ihrer geologischen Werke angekündigt haben, welche die vulkanischen Verhältnisse der Erde enthalten werden. Vielleicht stimmt Manches hier mit den Ansichten dieser Herren überein, und Einiges könnte auch möglicherweise anwendbar für dieselben seyn. Daß die vulkanischen Kräfte, welche das Innere unserer Erde erfüllen, sich in dem Verhältnis um so thätiger äußern, als die feste Oberfläche des Erdballes durch die sie bedeckenden Gewässer des Meeres von der Berührung mit der äußeren Atmosphäre abgeschlossen wird, oder je nachdem die Aus strömung der Gase durch die Erdoberfläche in kürzeren oder längeren Räumen durch das McercSwaffer unterbrochen wird, dies zeigt sich schon bei der bloßen vergleichenden Beschauung beider Hemisphären. Während wir auf der süd lichen, wo die MeercSwaffer zwei Drittheile einnehmen, eine große Menge brennender Vulkane finden, giebt es auf der nördlichen Halbkugel, wo die Landmaffen vorherrschend find, eine ungleich geringere Anzahl dieser Berge. Allein noch auffallender tritt dieser Unterschied hervor, wenn wir auf das Verhältniß zwischen denen sehen, welche auf Inseln und welche aus festem Lande brennen. Indem wir nämlich ein Zwanzigtheil von den fünf Welt- theilen der Erde als den Inseln zugetheilt annehmen können und cS dennoch von den Vulkanen, die auf Inseln brennen, eine doppelt so große Anzahl giebt, als auf den Kontinenten, so kommen nach diesem Kalkül vierzig solche thätige Vulkane aufs Meer, wenn einer auf das Land zu rechnen ist. Daß indeß dieser je eine gleich den übrigen Vulkanen sich nur im Verhältnisse des Raumes wirksamer äußert, in welchem das Ausströmen der Gase durch die Waffermaffe des Meeres unterbrochen worden war, sehen wir z. B. an den Kordilleren, wo die unterirdische Thätigkeit an Amerika's Westküste kaum das Land erreicht, als sie auf einmal sich durch eine Reihe wolkenhoher Feuer schlünde frei macht, hervorgerufen durch die vom großen Weltmeer verursachte Zurückhaltung; — ja, es ist zu vermuthen, daß die ganze Andeskette nur allein diesem Umstand ihr Dasey» verdankt, nur allein durch dies gewaltige vom Ocean bewirkte Rückhalten in dem AuSströmcn der inneren Erdgase ent standen ist. Während sich dieses Bild an den östlichen Ufern des Oceans uns darstellt, offenbart sich an seiner westlichen oder der Asiatischen Seite nur ein Wieder spiel derselben Wirkung und aus derselben Ursache; eine durch vulkanische Kräfte in unzählige Inseln und Jnselformen zerrissene Küste. Von jeder Insel-Gruppe flammen hier Vulkane, als von den hintersten Resten ihres ZerstörungSkreiscs, während auf den vorangängigen einzelnen Richtpunkten im Ocean, wo die zusammengedrängten Luftarten schon ihre einstweilige Aus flucht fanden, es eine natürliche Folge war, daß sie dort mit um so gewalt sameren Phänomenen sich äußern mußten. Man sehe nur unter anderen die Vulkane auf Owaihi. Daß die vulkanische Thätigkeit weniger in die Augen fallend am Atlan tischen Ocean auftretcn muß, oder, allgemein gesagt, geringer, wo die Ent- lernung zwischen den Kontinenten geringer ist, folgt aus dem Vorhergehenden, — "nd es mußte am Atlantischen Meere um so mehr der Fall seyn, da bereits durch di? Afrikanische Wüste sich den unterirdischen Gasen ein weites Feld geöffnet hatte, um dort auszuströmen, wie wir überhaupt auch dieser Wüste es zuschreiben können, daß sich die vulkanischen Ausbrüche hier weniger häufig äußern, und daß in diesem Welttheile, so viel man weiß, keine thätige Vulkane zu treffen find. Bon den Polar-Meeren, und namentlich vom südlichen, kennen wir zu wenig, um über die Verhältnisse urtheilen zu können; daß indeß eine unter irdische Gährung, oder ein Drang, sich frei zu machen, auch hier stattfindet, giebt sich im nördlichen hinlänglich durch die Ausbrüche auf Island, Nova Zembla, Tan Mayen, Spitzbergen u. s. w. zu erkennen, und im südlichen durch die feuersprühenden Berge auf den am weitesten sich vorstreckenden Punkten, durch den gewaltigen, wahrscheinlich immer brennenden Vulkan auf Feuerland, durch mehrere vulkanische Inseln, durch die Erdbeben in Neu- Holland und den in die Höhe gehobenen Bergwall, wodurch das Innere dieser Insel wie cingeschlosscn scheint, durch das Emporheben der Küsten von Süd- Afrika mit den daselbst auftretcnden heißen Quellwaffern u. s. w. Wenn wir ferner durch Vergleichung der Erdgürtel finden, daß die feuer speienden Berge in Hinsicht auf Anzahl und Thätigkeit größer in den heißen als in den anderen Zonen vorkommen, so muß der Grund hiervon nicht nur in der breiteren Meercsflächc liegen, sondern auch in dem vermehrten Drucke, welcher durch die größere, in Folge der rotircnden Erdbewegung dort zu sammengehäufte Waffermaffe ausgeübt wird, und indem dadurch der Wider stand größer ward, mußten es auch die Kräfte werden, womit er überwunden werden soll; darum mußte unter dem Aequator Alles in größeren Formen aus dem Meere auftaucheu. Indem aber dort die Massen sich zusammen- häuften, wurden sie von den Polen fortgezogen. — An diesen stehen wir, vermittelst der Abplattungen der Erde, ihrem inneren Kern um so näher, und indem die innere Wärme den kälteren Erdgcgenden zuströmt, im Polar-Eise aber abgeschlossen wird, zeigt sich am Firmament das elektro-magnetische Spiel, welches in den Nord- und Süd-Lichtern vor uns ffammt. Wenn so zu den Zeiten der Tag- und Nachtgleichc die inneren Erdgase durch die ver mehrten Wasser ncch stärker abgeschlossen werden, dann vornehmlich ist es, daß jenes Schauspiel sich in seiner vollen Pracht unseren Blicken darbietet. Au- dieser Erklärung geht eS zugleich hervor, weshalb die Süd-Lichter in Folge der dortigen größeren Wasserfläche schwächer brennen müsse», während wir im Norden, wo mit geringen Unterbrechungen eine zusammenhängende Landmaffe die Erde umspannt, dieses elektro-magnetische Spiel ui» so schöner seinen leuchtenden Gürtel bilden sehen. Daß zugleich mit dem inneren Erdkern auch dessen Wärme unter den Polen mehr ans Acußerc treten mnfi, scheint sich bereits in der Temperatur der Polarwasser zu verrathen; während das Meerwasser in Betracht seines Wärme-Verhältnisses im Allgemeinen in der Tiefe abnimmt, so daß eS selbst im heißen Erdgürtel bei einer Tiefe von LOM Fuß um lä" 8' Reaumur kälter gesunden wurde als auf der Oberfläche, so nehmen wir am Polar-Meer die Verhältnisse oft umgekehrt wahr. Hier fand Scoreöbp durch Lothe» unter Spitzbergen auf MO bis 200 Faden Tiefe das Meerwaffcr gewöhnlich v bis 7 Grade wärmer nach dem Grunde als an der Oberfläche. Man hat sich diese Wärme als vom Golfstrom? herrührcnd erklären wollen, indem man sich dieselbe als einen fortgesetzten Wciterstrom von jenem denken soll; — allein angenommen selbst, daß dieser warme Strom sich hier nicht längst an die Oberfläche des Meeres erhoben haben sollte, so kommt mir doch vor, daß man die Polarwasscr für zu sehr abgckühlt durch grundseste und umhertreibende Eismaffcn «die bisweilen in einer Tiefe von über mo Faden gehen) betrachten muß, als daß dieser Strom noch etwas von seiner ursprüng lichen Wärme bewahrt habe» könnte; und wenn wir dazu noch diese tief gehenden EiSmassen sich mit dem Polarstrome, d. h. in südlicher Richtung, bewegen sehen und zugleich wissen, daß sic von eben solchen Untcrströmen getrieben werden, so sehe ich noch weniger die Gründe ei», worauf diese Hypothese sich stütze» könnte. Uni etwas aus eigener Erfahrung von meinen geographischen Reisen an Islands Nordseite zu nennen, will ich nur die Skjaldfandebucht erwähne», wo die Meercstiefe vor dem Handclsorte Husaviq von so heißer Beschaffenheit angegeben wird, daß die Netze, welche man auf den Grund niederließ, die Ankertaue u. s. w. im Verlaufe der Zeit dadurch gänzlich morsch wurden, und ich batte um so weniger Grund, diese Angabe der Schiffer zn bezweifeln, als der Strand, besonders zur Ebbezeit, sich mir in einem starken Dampf? zeigte, rothgekochte KrebSarten überall anfgespült umherlagen und eine Menge mehr oder minder heißer Quellen aus Höhlen und Spalten an diesem felsigen Gestade hcrvorbrachen. Daß die Verhältnisse hier lokale find, will ich gern einräumen; aber mir düukt, gerade vurch das häufige Auftreten solcher lokalen Verhältnisse erscheinen die Polar-Gegenden charakterisirt. Die Versuche, welche bisher über die Erdwärme »»gestellt wurden, sind zu vereinzelt, um daraus in Rücksicht des hier Angeführten ein bestimmtes Resultat ziehen zu können. Interessant würde cS ledoch seyn, wenn das Zu- nehmcn der unterirdischen Wärme daraus als gewiß hervorgehen sollte. Die heißen Quellwaffer nehmen augenscheinlich nach den Polen zn; eben so tritt