Volltext Seite (XML)
solch hohem Glück Mies, jch sitzt den höchsten Augenblick." Da sinkt er nm nnd stirbt. Seine Seele will nach dem Pakte Mephisto, aber Engel tragen sie znm Himmel empor. Die mit Blut geschriebene Abmachung ist null und nichtig geworden, durch eiu Lebe» voll Thntigkeit uud Aufopferung. — In seiner zweistündigen Ncde, die nur von einer viertel stündigen Panse unterbrochen wurde, wußte der Herr Redner seinen aufmerksamen Zuhörern einen großen Schatz neuer Gedanken, fa eine ganze Welt großartiger Ideen zn vermitteln, einen Gedankcnreichthum, den selbst der scharf sinnigste Leser des Dichtcrwcrkcs beim Durchlesen sich nicht erarbeiten kann, der, aber hoffentlich nicht spurlos an Kopf und Herz des Auditoriums vorüber gegangen ist. — Der nächste Vortrag in diesem Jahre wird Sonntag, den 20. Februar in Hegenbarths Etablissement abgehalten, eS ist eiu EzperimeMal Vortrag der Herren Physiker Clausen und dcBrvuk und behandelt die Röntgenstrahlen und die Telegraphie ohne Draht. — Durch freundliche Damenhände war vor der Sitzung die Glasvase, welche der Gewerbe- Verein zu seinem 25 jährigen Stiftungsfeste vom Brnder- vcreiue zu Sebnitz bekommen hat und die der Vorsitzende über der Thür des Saales zwischen den beiden Triukhörncrn des „Liederkranz" hat anfstellcu lassen, mit einem, neuen, künstlichen Blumenvouquet geschmückt worden. Der Vor- sitzende sagte der unbekannten, edlen Geberin den herzlichsten Dank des Vereins. — Am Sonnabend gegen Abend verunglückte ans der Kuhstallstraße in der Nähe des Waldhauses der Geschirr führer Herman» Koch aus Sebnitz. Ans der zur Zeit sehr glatten Straße kam Koch zum Fallen, wobei ihm das Vorderrad des Lastwagens über das rechte Bein ging und dasselbe gebrochen wurde. Der Verletzte fand Aufnahme im hiesigen städtische» Krankenhaus. — Nach einer Ende vorigen Monats an den hiesigen Stadtrath gelangten Mittheilung ist am 3. Januar d. I. in Mittelgrund ein Mädchen mittlerer Statur lobt iu der Elbe aufgefuudeu worden. Dasselbe dürfte ein Alter von 24—26 Jahren haben und war bekleidet mit einer schwarzen Krimmerjackc, grüucarrirtem Obcrrock, schwarzem Unterrock, schwarzen Stri mpfen nnd Stiefeletten, schwarzem lang haarigen Muff, rothbrannen Hnt mit papageigrüncn Bändern nnd Federn. In ihrer Rocktasche befanden sich an einem Ringe ein hohler Kofferschlüssel nnd ein kleiner Sparbüchsenschlüssel nebst einem Tascheutuche, T. H., gezeichnet. Mittheilungen werden an das Gemeindeamt Mittelgrund erbeten. — Die„Tetscheu-BodenbacherZeitnug" feierte am Sonn abend das „Jubiläum" ihrer 440. Beschlagnahme seit ihrem Bestände. Der Herausgeber derselbe» erhielt zahl reiche Glückwünsche. — Die Einigkeit der Elbschifffahrts - Gesellschaften scheint dieses Jahr wieder einmal nicht weit her zu sein. DaS beabsichtigte Cartcll (BctricbSverschmelznng) ist nicht z» Stande gekommen nnd arbeitet nnn jede Partei wieder auf eigene Faust. Daß dabei aber nicht viel hcrausspriugh habcu wir an den glänzenden Beweisen des Jahres 1896 gesehen. Die KettcndampferdcrNordwcst fahre» wieder imrvis zur La»desgre»ze »»d nehme» da de» Raddampfer» genannter Gesellschaft die Züge ab. Die hiesige» Geschäftsleute gewinne» natürlich leider dabei nichts. Zwei Millionen Mark hat die Ocsterreichische Nordwcst-Dampfschisffnhrls-Gcsell- schaft nen ausgenommen, nm eine Stärkung ihrer Betriebs mittel durchzuführen und de» jetzigen Vcrkehrsverhältuissen anznpassen. Eine größere Anzahl eiserne Vcrschlußkähue mit je 18000 Centner Tragfähigkeit, sowie vier große Nadschleppdampfer, bis zn 1000 Pferdekrüfte stark, stellt die Gesellschaft innerhalb dieses und nächste» Jahres i» Betrieb. — Ei» wi»terliches Kleid hat «»» endlich die Stadt und deren Umgebung erlangt. Hoffentlich ist diese von unangenehmem scharfen Winde begleitete Schncehülle nicht nur von kurzer Dauer. Wo übrigens der bis jetzt in Europa vergeblich erwartete Winter sich anfhält, weiß man nnn. Er sitzt in Kairo. Von dort her wird nämlich der „Köln. Zeitung" berichtet: Der diesjährige Winter hat uns folche Kälte gebracht, daß sich die berühmtesten „ältesten Leute" nicht erinnern können, in Aegypten sc ähnlich niedrige Temperatur erlebt zu habe«. Im Fayumut ist iu diesem Jahre das unerhörte Ereignis, eines tüchtigen Schneefalls cingetretcn, in, Delta hat cs mehrfach Eis gegeben, nnd in dem bekannten Kurort Heluau ist sogar eines Morgens (30. December) eine Temperatur von — 3 ° beobachtet worden. — Im Febrnar nehmen die Tage schon nm drei Stunden zu. Am Anfang des Monats geht die Sonne nm 8 Uhr auf, nm 5 Uhr unter; Ende des Monats aber nm 7 Uhr auf nnd °/j6 Uhr unter. — Milder Winter nnd warmer Sommer hängen eng zusammen, so schließt wenigstens Professor Maurer in der „Meteorologischen Zeitschrift" ans Teiupcraturbevbachtungcn, die bis 1720 znrückreichen. Er nimmt an, daß wir in eine Wärmeperiode einzutreten im Begriff sind, die neben sehr milden Wintern eine Reihe sehr warmer nnd trockener Sommer bringt. Postel witz. Die Mitglieder unserer Gebirgs- vereinssection, welch letztere auch im verflossenen Jahre eine Zunahme an Vcreinsmitgliedcrn zn verzeichnen hatte, hielt am Donnerstag bei recht lebhafter Betheilignng in der fröhlichsten Weise ihr diesjähriges Vergnügen im „Hans Lothringen" ab. Schmilka. An dem gegenüberliegenden Nebenzoll amte I. Kl. „Schöna-Hirschmühle" kamen, wie nnn fest- gestellt ist, im Jahre 1897 insaesainmt 2298 böhmische Flöße znr Verzollung. Diese Floßtranspvrte enthielten 499951,13 Festmcter weiche Stämme, 548,02 Fcstmetcr harte Stämme, 652,87 Festmcter weiche Schnittwaare nnd 4202,12 Festmcter Kanthölzer. Der Floßverkehr deS Vor jahres dürste bis jetzt der bedeutendste gewesen sein, seit dem dieses Zollamt errichtet ist. Dieses Amt wurde am 1. April 1880 eröffnet; als erster Einnehmer fnngirte daselbst Herr Müller, als erster Ufermeister Herr Karl Linke. — Am Sonntag früh maß hier im Elbthale die Schneedecke 7 am, ans der Höhe des großen Winterberges hingegen 20 om, so daß nun, wenn die niedere Temperatur anhält, Schlittenfahrten vom Bcrghnnse bis nach Schmilka hinunter ansgcsührt werden könne». — Am Svmitag Vor- mittag hielt Herr DiaccmuS Glootz bei einer zahlreichen Zuhörerschaft deu fünfte» Gottesdienst in diesem Winter halbjahre ab. Nach Beendigung desselben vollzog der Herr Geistliche einige Tanfhandlnngen. — Am 20. d. M. gedenken die Mitglieder der GebirgSvereinssection Sebnitz eine Wanderung nach Schmilka zu »»leruehmeii. Iu der Balmstation Schöua erschoß sich am Freitag Nachmittag im dortigen Wartcranme ein 16 Jahre alter Mensch. Er gab zwei Nevvlverschüsse auf sich ab, die seinen sofortigen Tod bewirkten. Der junge Mensch kam von einer Wanderung ans Ungarn, Niedcröstcrreich »ach Sachse» zurück, was die täglich in seinem Nolizbuche vvr- gefuudeuc» Aufzeichnungen nachwiescn. Er selbst gehört als Sohn einer Göttinger Familiean nud dürftezuHnnsezuwieder- hollen Malen dumme Streiche gemacht habe», daher das Eltern haus und vielleicht auch die Lehre heimlich verlassen haben. In einet» bei dem Tobten vorgesinldemm Schreiben, an seine Eltern nnd Geschwister gerichtet, bittet er herzlich nm Verzeihung wegen dieser That. Dresden. Die in lüvrcngolwis beauftragten Staats- minister haben, wie nunmehr amtlich bekannt gegeben wird, den bisherigen ersten geistlichen Rath beim evangelisch- Intherischen Landcscvnsistvrinm, Oberconsistvrialrath 1)r. Umol. ot plül. Heinrich Lndwig Oskar Ackermann zum Obcrhvfprcdiger an der evangelischen Hofkirche zu Dresden ernannt nnd ihm gleichzeitig die Stelle des Vicepräsidcuten bei dem evangelisch - lutherische» Laudesconsistvrinm über trage». ' — Am Freitag früh H.7 Uhr machte der im Hanse Fürstcliplatz 2 in Dresden wohnhafte Schiicidergeselle Karl Friedrich Angnst Schicmen; ans feine Ehefrau, mit welcher er bereits seit längerer Zeit in Zank und ehelichem Un frieden lebte, einen Mordversuch, indem er ihr zwei Schnitte bez. Stiche in den Hals beibrachte, sich darauf aber felbst durch sechs Stiche iu den Hals zu lödleu versuchte. Blut überströmt suchte die gestochene Frau ihren Hauswirth auf, der sofort den Herru Or. mock. v. Koch und die Polizei herbeirief, nur Hilfe zu leisten nnd deu Thatbestaud anf- zuuehmeu. Der genannte Arzt legte einen ersten Ver ¬ band an nnd veranlaßte die Uebcrführnng der Fra» nach dem Carolahause. Die aukommeiideu Polizcibcamtcu sande» de» Mörder bez. Selbstmörder i» der Stube bewußtlos liegend vor. Auch ihm wurde ein Nothverbaud angelegt und er ebeufalls dem Carolahanse zugeführt. Beide Ver wundete waren nicht vernehmungsfähig. Der Sohn der Schiemcnz'schen Ebelente, der nenn Jahre alte Paul Walther, lag zur Zeit der That im Bett, er hat auch den Schrei der Mutter gehört, sich aber nicht getraut, aufzil- stehen, da er den Zorn des Vaters fürchtete. Der ge nannte Schiemenz ist am 12. September 1864 in Hohen bocka, Kreis Hoyerswerda, geboren, seine Ehefrau Marie Anna, geb. Ritter, ist aus Roßwein gebürtig uud am 19. Oktober 1865 geboren. Ehelicher Unfrieden, den der gewaltsame Charakter des Mannes verschnldet, mögen die Ursache zur That gewesen sein, zumal er erfahre» haben mag, daß seine Fran sich von ihm zn trennen beabsich tigte. Da er den Logismiethzins überdies nicht bezahlt hat, stand ihm die Exmission bevor. Alle diese Umstände mögen zn der grausigen That Veranlassung gegebe» habe». Zum Kapitel der Bodeiiprcise ist nicht nnintcressant, daß für eine» Banblock ans dem Gebiete der abgebrochenen Pleißenbnrg in Leipzig pro Quadratmeter 727 Mk. bezahlt wurde». Nach wie vor bleibt indessen der Preis von 1608 Mk., welcher pro Qnadratmetcr Erde Markt nnd Thomasgasse bezahlt wurde, der bisher höchste in Leipzig. Der leichtfertige Umgang mit Waffe» forderte am Sonntag vor Weihnachten ein blühendes Mciischeiilcbcii znm Opfer. Ans einem Spaziergänge wollte der 18jährige Fabrikarbeiter Oehme ans Plane bei Flöha einen Schuß abgebeu, traf aber deu 17jährigeu Fabrikarbeiter Streu, der zusammenbrach nnd einige Tage danach verstarb. Das Landgericht Chemnitz vcrurthcilte jetzt den leichtsinnigen Schützen wegen fahrlässiger Tödtnng zu fünf Monate» Gefängniß »ud wegen des Tragens verbotener Waffen zn 60 Mk. Geldstrafe oder zwei Wochen Hast. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am Montag Nachmittag in jder Wciskc'schc» Bleicherei zu Breitenan bei Oederan, indem durch deu herrschenden Sturm eiu Holzstamm, auf welchem ciue elektrische Bogen lampe befestigt ist, nmgeworfen wnrde. I» diesem Augen blick kamen gerade drei in der Fabrik beschäftigte Arbeiter dort vorüber nnd traf der fallende Stamm den 20jährigiM Max Zenner ans Oederan so unglücklich ans de» Hinter« köpf, daß der junge Mail» mit eingeschlageuer Schädel decke sofort zn Boden stürzte uud schwerverletzt in das Oederaner Krankenhaus gebracht werde» umßte, woselbst der Bedanernswcrihe »och i» derselbe» Nacht verschied. Nach längerer Panse gelang in der Nacht zur Mitt woch unweit Faßmannsrenth wieder einmal die Weg nahme zweier starker Ochsen durch die Grciizivache. Die Thiere stammte» ans Böhme» »ud gelangen demnächst in Rehau zur Versteigerung. Die Pascher entkamen im Dunkel der Nacht. Vor einigen Tagen wurden zwei Pabst- leitheiicr Einwohner, welche des Viehschmnggels verdächtig waren, vom königlichen Landgericht Planen frcigesprochen, weil man zwar in ihren Stallungen fremdes Vieh vor gefunden hatte, jedoch nicht nachznwcisen vermochte, daß die der Pascherei Verdächtigen die Ochsen auch selbst in die Ställe eingestellt hatten. Ans Auerbach i. V. schreibt mau: Wie arg die Vvgclstellcrci im Vogtlnude getrieben wird, geht daraus hervor, daß im Jahre 1897 51 Vogelsteller aus frischer That ertappt uud augezeigt wurden. Ein Riescuschwein von 3 Meter Länge, einem Brust umfang von 2 Meter nnd einem Gewichte von 766 Pfnud schlachtete dieser Tage der Restaurateur Holzmüller in Leug eufeld. Der vom Weber Meyer iu Mylau durch einen Schuß iu den Unterleib schwer verletzte Weber Spitzner ans Schneidenbach ist im Kreiskrankenstift zn Zwickan seinen Verletzungen erlegen. Es wird infolge dessen gegen Meyer, der bereits in Haft sich befindet, die Anklage wegen schwerer Körperverletzung mit tödtlichem Ansgauge erhoben werde» müsse». Der Wirthschaftsbcsitzer Bär i» Wilthen ist wieder- L e n U lei o n. Schuld und Sühne. Noma» von L. Swan. <8. Fortsetzung.) Nun, er mußte sich damit abznfinde» suchen, blieb ihm doch immer noch seine Kunst nnd damit die Gabe, die Welt, die so viel Häßliches in sich schloß, inlt Küiistlerangen zu sehen, alles SchiMc in sich anfzuuchmcn, woran Andere achtlos vorübcrgingen. Mit solche» Augen sah er auch jetzt um sich, sah die wiindcrbare Färbung des winterlichen Himmels, die rosigen Lichter der verglühende» Somie, die auf de» bereiste» Bäumen nnd Sträucher» spielte», uud in dieser warme», rasigen Beleuchtung tauchte Siisnnueii's Gesicht noch einmal vor ihm auf, so strahlend wie die Verkörperung glücklichster Jugend. Von den Natnrschöuhcilen um sic herum bemerkte Susanna wohl nichts, sie sah auch den Maler nicht mehr, denn ihr Begleiter schien ihr ganzes Interesse in Anspruch zu nehmen. Wovon mochte er mit ihr reden? dachte Lcntncr. Führte er sic ein in das Reich seines Wissens, oder redete er die Sprache gewöhnlicher Menschenkinder, sprach von Liebe und Sehnen. Es wallte heiß in dem Maler bei diesem Gedanken, er kannte die bedächtige, kühle dialur seines Nebenbuhlers nicht, der, so sehr ihn auch Susanne»'« ganze Erscheinung wieder gefangen nahm, seine Zunge etwas mehr wie damals auf dem Maskenball hütete, nnd sich mir in geistreicher, gewählter Liede erging. Susanna hatte eigentlich für die phantasievolle Sprache Lentner's mehr Verständniß gehabt als für diese hochgelehrten, aber für sie schließlich doch etwas langweiligen Anöcinander- setznngen, über die Ausgrabungen im Pergamon, über Pfahl bauten, Höhlenmenschen und dergleichen. Aber cS imponirte ihr doch gewaltig, dieses große Wissen des jnngcn Gelehrten, und sie beschloß in ihrem Innern, alle ihre freie Zeit jetzt auf solche Studien zu verwenden, damit sic seiner auch dereinst würdig wäre. Die Somit war jetzt nntergcgangcn, ein fahles Dämmer- licht lag über der vorhin noch so strahlenden Landschaft, die Eisfläche wnrde leerer nnd leerer, nur Lcntncr kreiste noch gedankenverloren darauf herum, bis die neue, fast schwer- mülhige Scencric sein Malerange wieder fesselte. Dort ragten die dunklen Tannen an dem steil abfal lenden Ufer hoch empor. Dort stand ein einsamer Stern darüber, weiter drüben über die Mondsichel da jagten die Wolken dahin, gleich seinen phantastischen, wilden Gedanken, grau nnd unheimlich lag die vorhin so bunt belebte Eisfläche vor ihm. Wo war Susanna? War sie gegangen an der Seite des blonden Gelehrten, war das Zauberwort der Liebe zwischen ihnen gesprochen, nnd war sic nun für ihn verloren für alle, alle Zeit? So fragte er sich, während er das herrliche, abendliche Landschaftsbild in sich aufnahm, die ihm wie eine Illustration zn diesen, seinen traurigen Gedanken, erschien. Susanna saß nntcrdcß schon längst wieder in dem stillen Krankcnstübchcn nnd erzählte der Mutter, wie gut sic sich auf der Eisbahn nnlerhaUcn hatte. Ihre Wangen brannten, und ihre Augen strahlten, von dem inneren Jnbcl ihres Herzens aber verriet!) sie nichts nnd erwähnte den Doctor- Scheffer nur ganz beiläufig. Voll Interesse lauschte die Fran Doctor Snsanncn'S Mittheilungen. Die Frische und Heiterkeit der Tochter wirkte wie ein belebender Luftstrom, der sich in das stille Kranken zimmer ergoß, nnd ihre Mutter, sowie auch der Doclor bestanden beide darauf, daß sic sich von mm au täglich diese Erholung gönnte. So reihte sich dann für Susanna ein schöner, fröhlicher Nachmittag an den andern, und das junge Mädchen vergaß in all den frohen Stunden ans der Eisbahn oft ganz, wie traurig cs bei ihnen zu Hans aussah, und bemerkte in ihrer glücklichen erregten Stimmung fast gar- ntchl, wie ihre Mntter von Tag zu Tag hinfälliger wnrde, sic sah nicht dic großen, glänzenden Augen derselben, die so oft in banger Sorge ans ihr ruhten, sah nicht, daß die Miene des DociorS immer besorgter wurde, eö war, als lebte sie in einer anderen Welt, einer Welt des Glückes, des ewigen Sonnenscheines, wo dic Sorge und das Leid ihre Schalten nicht hinein zu werfen vermochte. Und doch, trotzdem der Döctor Scheffer stets an ihrer Seile ans der Eisbahn war nnd sein Interesse für das schöne Mädchen nicht verhehlen konnte, nnd bisweilen durch all sein geistreiches Lieden der warme Herzenöton der Liebe zitterte, es blieb zwischen Beiden eine lingcslandene Liebel Susanna aber genügte dies vollständig. Dic Unruhe einer Verlobung hätte ja überhaupt jetzt nicht in ihr Haus gepaßt, wo der Zustand ihrer Muller dic größte Ruhe beanspruchte, und fast kein Besuch mehr angenommen wnrde. Lcnlner war nur noch seilen auf der Eisbahn zu erblicken, er trug sich mit allen möglichen Plänen, wollte die Stadt verlassen, nach der Residenz gehen, und Susanna, dic ihm doch verloren, in dem bewegten Leben der Großstadt zn vergessen suchen. Auch künstlerische Ptäne beschäftigten ihn, aber die Unruhe seines Herzens ließ ihn nicht zum stetige» Arbeite» kommen, denn jede Kunst verlangt völlige Hingabe, ein ganzes.Herz, und nicht ein solches, das da fiebernd klopfte in LlcbcSnoth und Verzweiflung. Endlich war Lentncr doch zu dem Entschluß gekommen, in die Ferne zu gehen, um sich und seine Kunst vor gänz lichem Schiffbruch zu retten, denn so, das sah er ein, konnte cs nicht fortgchcn. So stand er denn eines Tages ans dem Eise vor Snsanna, nm ihr Lebewohl zu sagen. Sein Gesicht war so fahl und blaß, die Augen so düster, der lange dunkle Barl struppig nnd ungepflegt. Alles an ihm machte den Eindruck, daß irgend ein übermächtiges Empfindeii ihn gänzlich beherrschte, und ihn sein Aeußercö vernachlässigen ließ. Auch Susanna mußte das auffallen, als er da so blaß in solcher Erregung vor ihr stand, und von Abschiednchmen und Fortgehen für immer redete. „Was ist Ihnen? Sind Sie krank?" fragte sic, thcil- nchmend zu ihm anfschmiend. „Krank! O nein!" versetzte er. „Aber Sic sehen so furchtbar blaß auö, so anders, ich weiß garnicht wie", entgegnete Susanna. Ein irres Lächeln spielte nm seine Lippen, hatte sie denn gar keine Ahnung von seinem Srclenznstaud? Vie sah ihn so verständnißloö an, als wüßte sie überhaupt nicht, daß eö dergleichen verzweifelten Znstand ans der Well giebt, und jetzt irrte ihr Blick auch schon wieder zerstreut an ihm vor über, nnd das Helle Aufleuchten in ihrem Gesicht vcrricth ihm zur Genüge, daß der Doctor Scheffer in Sich! war. Da stand er, sic begrüßend, auch schon vor ihnen in seiner ganzen männlichen Schönheit. „Denken Sic, Herr Lentncr will nnö verlassen für immer", wandte sich Snsanna an Doctor Scheffer. „So? Und wohin denken Sie zn gehen?" fragte Scheffer zerstreut. „Nach Berlin", versetzte Lcnlner kurz. „Haben Sie einen Rnf dahin?" „Nein, cs verlangt mich nur nach neuen Eindrücken, nach Veränderung. Leben Sie wohl!" Fortsetzung folgt.)