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Sächsische Elbzeitung : 08.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-189811081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18981108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18981108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-08
-
Monat
1898-11
-
Jahr
1898
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 08.11.1898
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Das neue französische Ministerium Dnpny hat seine parlamentarische Feuerprobe gut bestanden. Nachdem Ministerpräsident Dnpny in der Frcitagssitznng der Dcpn- tirtenkammer die Programm-Erklärung des neuen Cabinels, die natürlich alles Mögliche verspricht, verlesen und der Sozialist Mirman alsdann noch verschiedene Anfragen ge stellt hatte, wurde der ueueii Regierung das Vertrauen der Kammer dadurch ausgedrückt, das; dieselbe eine die Er klärungen Dupuys billigende Tagesordnung mit 420 gegen 64 Stimmen annahm. Diese gewaltige Mehrheit für die Regiernng ist zweifellos der geschickten Stellungnahme des Regierungsprogrammes znm Drcyfnshandel zn danken, denn einerseits heißt es da, das Ministerium Dupuy werde keine Beleidigungen der nationalen Armee dulden, ander seits wird versichert, die Regierung erachte es als ihre Pflicht, die Entscheidung der Jnstizgewalt zn achten. — Eine der ersten Amtshandlungen des Cabinets Dnpuy wird durch den Beschluß dargestellt, die Expedition Mar chand aus Faschoda abzuberufcu, was natürlich die Capitu- lation Frankreichs vor England in dem zwischen beiden Ländern spielenden Conflict bedeutet. Es heißt, Marchand werde seine Lente nach Dschibuti führen. Auf Kreta haben die vier Mächte jetzt die Einschiffung fast aller türkischen Trnppcn und die Snspendirnng der türkischen Civilbcnmteu dnrchgesctzt. Einstweilen herrscht nun eine gewisse Rnhe ans der Insel, wie lange sie danern wird, das ist freilich eine andere Frage. Ans einem Banket zn Ehren Kitchener Paschas, des jetzt in London vielgefeierten Siegers vom Omdurman, hielt der englische Premierminister Lord Salisbury eine politische Rede. Ju derselben bestätigte er die Nachricht von dem Beschluß der frauzösischeu Negierung, Faschoda znr räumem. Indessen meinte Salisbury, daß trotzdem Auseinander setzungen in Zukunft erfolgen könnten, nur sei die recht gefährliche Faschodafrage jetzt aus dem Wege geräumt. — Jedenfalls ist es einigermaßen ausfällig, daß die Rüstuugeu Englands trotzdem noch weitergehen. Lokales and Sächsisches. Schandau. Die diesjährige Stadtverordneten- Ergänzungswahl findet Montag, den 21. November d. I. statt. Es scheiden diesnial aus die Herren Schnhmachcr- meister E. Schicklansky, Malermeister Leb. Hofmann, Fährpächter Ang. Schmidt und Kaufmann O. Ehrlich. Bereits ausgcschicdcn ist der zum Nathsmitgliede erwählte Herr Glasermeister E. Richter. — Der Gesaugvereiu „Liederkranz" begeht heule Diens tag Abend im Saale des Kurhanses die Feier seines 70jährigen Stiftungsfestes. — Nächsten Donnerstag, den lO. Novbr., wird im Gc- werbevereine Herr Lehrer Freyer, Dresden, spreche» und zwar über ein modernes, hochinteressantes Thema, das nicht blvs für die betreffenden Gewerbetreibenden sondern auch für alle Gebildeten wichtig ist. Oft kann man hören von Ampere, Volt, Ohm und Walt, ohne daß man eine» vvlleu Begriff von der Bedeutung dieser Worte hat, mau kauu sich nicht vorstellen das, was sie bedeuten sollen, welche Kraftgrößen hinter den Worte» sich verberge». Ebenso hat mancher schon eine Dynamomaschine ansmerksam an gesehen, ohne sich davon einen Begriff machen zu köuueu, wie in ihr der gewaltige, elektrische Stroi» eMsteht. Habe» wir doch vor Jahre» selbst eine» Vortragende» gehört, der beha»ptetc, die Elcklricität entstehe durch Reibung der Schleiffederu auf der Kommutatoraxe, — allerdings ein gewaltiger Jrrthnm. Herr Freyer setzt eine kleine Dyna momaschine ans ihre» einzelnen Theilen zusammen und erläutert ihr Arbeiten in Wort und Bild. Ebenso erklärt er Bau und Wirksamkeit der Accumulatvreu, der Anf- speicherer der Elcklricität, der Gleichstrom', Wechselstrvm- und Drehstrom-Maschiueu und Motoren. Eine Dresdner Zeitung urthcilt über diesen Vortrag, den Herr Freyer mehrere Male gehalten hat: „Auf einfache, aber meister hafte Weise brächte er diese schwierigen Stoffe den zahl reich Erschienenen zn klarem, lebendigen Verständniß. — Große, sinnreich von ihm selbst erdachte und gefertigte Apparate unterstützen anschaulich seine Erläuterungen. — Rauschender Beifall folgte diesem instructiven, fesselnden Vorträge". Hoffentlich finden sich die verehrten Mitglieder unseres Gewerbevereins nächsten Donnerstag zahlreich ein. Der Vortrag findet znr gewöhnlichen Zeit in Hcgcnbarth's Etablissement im großen Saale statt. — Das „Sächsische Militär-Verordnungsblatt" ent hält folgenden Erlaß Sr. Maj. des Königs: „Die Fahnen träger der Infanterie sind i» Zukunft durch die Regiments- commaudeure zu ernennen. Sie erhalten nach den Mir vorgelegtcn Proben ei» Abzeichen znm Wasfenrock, sowie einen Ringkragen, der zu jedem Dienst mit Helm auznlegen ist, und außerdem, soweit sie nicht das Offizier-Seiten gewehr tragen, ein besonderes Seücmgewehr. Die Fahnen träger erscheinen, auch wcuu die Fahueu nicht znm Dienst mitgeführt werden, ohne Gewehr und mit eingestccktcm Seitengewehr. Als Wachthabende habe» die Fahnenträger das Seitengewehr bei denselben Anlässen zu ziehe», bei de»e» dies für Offiziere als Wachthabende vvrgcschriebe» ist." — Betreffs der Führung von Wappen seitens der Stadt- und Landgemeinde» hat das Königliche Ministerinm des Innern in einer neueren Verordnung darauf hingewieseu, daß die Frage, ob uud inwieweit es angängig sei, den Gememdeii anf ihren Wunsch Wappen zn verleihen bez. deren bisher geführtes Siegelzeichcn als Wappen zn be stätigen, bisher nicht beantwortet werden konnte. Die bis herigen Forschungen habe» ergebe», daß im Allgemeine» die meiste» Gemeinden wappenmäßige Siegel nicht geführt haben. Als Siegelzcichen führt die große Mehrzahl einen Vanni, einen Vogel, einen Sämann, Ackergeräthe u. A. m. Diese Siegelbilder sind zumeist im 18. Jahrhundert ange nommen, von einzelnen Orten wieder verworfen und ver ändert worden. Sie sind auch nicht verliehe», sonder» zumeist ohne Beziehung anf die Ortsgeschichte nach Be lieben angenommen worden, wie es im 17. Jahrhundert auch Mode wurde, daß Private sich Wappen zulegten, ohne eine GeuelMigmig hierzu uachzusuchcu. De» Land- gemeiudcu städtische Wappen zu verleihe», erscheint jeden falls nicht angängig und die Angelegenheit wegen Annahme etwaiger Gcmeindewappen bez. wegen Bestätigung von Siegelzcichcii als Wappen überhaupt noch nicht fprnchreif. — Der Buudesralh hat einer Eingabe des Vereins deutscher Kürschner Folge gegeben, indem er genehmigte, daß für die Kürschner an Stelle der bisherigen vier fortan sechs Sonntage im Jahre für die erweiterte Arbeitszeit freigcgcben werden. Die Verordnung, die beim Hcrnnnahc» des Winters für das Kürschnergewerbe Völl besöndertt Bedeutung ist, soll sofort in Kraft treten. — Das nengebildete Detachement der Meldereiter (Jäger zn Pferd) für das sächsische (XII.) Armeecorps ist in der Kaserne des Gardereiter - Regiments iu Dresden- Albertstadt unlcrgebracht nnd dem Commando des Ritt meisters von Bodenhansen vom Gardcreiter-Regiment, bis her Adjutant der 24. Division, unterstellt worden. Weiter sind als Offiziere zn den „Jägern zu Pferd" verseht die Premicrlicutcnauts Ebert vom Husaren-Negimeul Nr. 1!) uud von Pflugk vom Ulauen-Regimeut dir. 17, sowie die Secoudelicutcuauts Freiherr v. Kap-Hcrr vom Gardereitcr- Regimcut uud Tillmanns vom Hufaren-Regiment Nr. 19. Die etatsmäßige Stärke des Detachements beträgt 5 Offiziere und 122 Unteroffiziere und Mannschaften. Die Organi sation des Truppcnthciles erfolgte in der Weise, daß von den verschiedenen Kavallerie-Regimenter» des Xll. Armee corps eiilige der bewährteste» Mannschaften und gute Pferde herausgeuommeu uud gleichzeitig 41 Nekrutcm ans- gehoben uud kürzlich einaezogen wurden. — Von den sächsischen Innungen waren bis znm !. vorigen Monats erst 36 iu Zwangs - Juuuugcu um- gewandell; bei einer Anzahl anderer Innungen schwebt das Umwandlnngsverfahrcn. — Die Gefammtzahl der Jünglingsvereine beträgt nach Angaben der „Weltconferenz" 5545 gegen 5ll8 im Jahre 1894; die Mitgliederzahl stieg von 456 676 ans 488 270. Dcnlschland zählt 1405 Vereine mit 85M0 Mit gliedern. Besoldete Secretäre giebt cs 1489; ans Dcntsch- iand komme» 52. Am gü»stigftcn stehe» die Verhältnisse in Amerika; dieses hat anch die meisten VereinShänscr nnd Secretäre. Von fast 600 Häusern kommen nnr 112 anf Europa, 175 Vereine mit 7209 Mitgliedern weist der norddeutsche Jüugliugsbund auf. Auch gehören dem Bunde 26 Vereine mit besonderen Jugendabtheilnngen, sowie 180 Posaunen- und 45 Süngerchöre an. — Neuartige Hundert- und Tansend-Markscheine werden demnächst in den Verkehr gelange». Diese »e»e» Reichsbanklwte» trage» das Datum 1. Juli 1898 uud weisen verschiedene Abweichungen von den allen Scheine» auf. Sv ist z. B. der Pflauzciifaserstrciscu nicht rechts, sondern links vom Dalum gesetzt; bei den Hnndertmark- scheinen ist er rvth, bei den Scheinen zu lausend Mark grün gefärbt. Ferner haben die neuen Scheine noch ein zweites Wasserzeichen, welches abwechselnd einen großen Buchstaben des lateinischen Alphabets in sich birgt. — Der Monteur Pkibil, welcher iu der Bodenbacher Gasanstalt kürzlich durch Einathmen von GaS betäubt wurde, starb am Donnerstag vormittags nm 11 Uhr im Krankenhanse zu Bodenbach. Finsterlc, der andere Mon teur, ist gleichfalls noch bewußtlos. Ob er aM Leben bleibe» wird, läßt sich gegenwärtig noch nicht behaupten. Am Dienstag wurde eiu Professor aus Wien bcigezogeu. Vor Jahresfrist hatte der Begründer und Besitzer einer der größten Maschinenfabriken von Plagwitz an läßlich des Todes seiner Gattin ein großes Kapital für gemeinnützige Werke nnd Zwecke in West-Leipzig gestiftet. Dieser hochherzigen That, die iu erster Linie de» Arbeitern galt, hat der Geber am letzten Dienstag eine weitere folge» lasse», indem er seinen Beamte», Werkführer» und Arbeiter», die über 15 Jahre i» seiner Fabrik ihälig sind, namhafte Geldgeschenke überreichte, die in ihrer Gesammt- snuuue die Höhe von etwa 100 000 Mark erreichten. Die Ueberraschnng und die Dankbarkeit der so reichlich be dachten, über 200, ist um so größer, als die Arbeiter der Fabrik an und für sich schon zn den bcstbezahlteu gehören. Wegen Brandstiftung wurde iu Prausitz der Stein- setzer Hölzig verhaftet. Er lebte von seiner Fra» getrennt uud beabsichtigte, ihr eiueu Streich zu spiele», weshalb er im Schiveiiiestall des Hauses seiner Frau iu Bahra Feuer anlcgte. Ju selbstmörderischer Absicht sprang in Döbel» eine 18 Jahre alte Dienstperson aus Freiburg iu Schlesien in den Branereiteich, kletterte jedoch wieder ans dem Wasser heraus und schleppte sich iu eiu nahes Gehölz, wo sie vor Entkräftnng liegen blieb. Später wurde das Mädchen dort gefnndcn nnd nach dem Sladt-Krankeuhanse gebracht. Ans einem eigciithümlicheu Grunde wurde am vorigen Sonntag in Niederrossau bei Mittweida die Feuer wehr alarmirt. Eiu Kiud, welches daselbst bei Verwaubteu zu Vesuch weileudeu Kirmeßgäsle» augehörte, war plötzlich abhanden gekommen, nachdem es noch kurz zuvor mit Alters genossen gespielt hatte. Trotz eifrigster Nachforschungen der geängstigten Eltern nnd Anverwandten konnte das Kind bis in die späte Abendstunde nicht ermittelt werden, sodaß mau uoch die Hilfe der Feuerwehr iu Anspruch nahm. Endlich fand man das Kind schlafend in einem zur Schule gehörige» Nebengebä»de »»d unversehrt konnte es den darüber hocherfreuten Eltern znrückgegeben werden. Bei der Wahl der Stadtverordneten in Chemnitz unterlagen diesmal die Svcialdemokralcn vollständig; bei der vorjährigen Wahl war es ihnen infolge Uneinigkeit der bürgerlichen Parteien gelungen, ihre Candidalen diirch- znbringen. Diesmal standen die bürgerlichen Parteien geeint gegenüber und erzielten über 6000 Stimmen, während die socialdcmvkratischen bis anf 4180 anstiegen. Auch die Ersatzmänner gehören den bürgerlichen Parteien an. Die spanischen Schatzgräber suchen schon wieder nach Dnmmen. Jetzt haben sie die Zwick an er Gegend als Operationsfeld ansersehcn. Wie der „L. Ztg." ans dem Vogtland mitgetheilt wird, ist in diesem Jahre der Miuderertrag an Waldbeeren für die arme Bevölkerung um so fühlbarer, weil auch die Pilzerule in diesem Jahre eine kaum uenueuSwcrthe war. Während im Jahre 1897 bei einer für den Becrenversandt ins Niederland hauptsächlich in Betracht kommende» Güler- expeditiv» 48242 Kilogramm Heidelbeere» »nd 51480 Kilo gramm Preißelbecre» anfgeliesert wnrde», erreichte» he»er die Versandtziffern bezüglich der letztere» Waldfr»cht uur knapp de» dritte» Theil (14300 Kilogramm), bliebe» hin sichtlich der Heidelbeeren sogar noch weit hinter dieser bescheidenen Ziffer zurück. Ju guten Beercnjahren, ivie 1895 und 1896, gelangen ans dem südlichen Theile des oberen Vvgtlaudes (etwa von Brambach bis Oelsnitz) ca. 150000 Kilogramm Heidelbeeren und 180000 Kilo gramm Preißelbeeren zur Versendung ins Nicderlaud, und die Beerenmenge, welche dieser Theil des Vogtlandcs für seinen eigenen Bedarf zurückbehält, wird auf etwa 3000 Kilo gramm Heidelbeeren und 36- bis 40000 Kilogramm Preißel- beeren berechnet. Der Literpreis der letzteren war in diesem Jahre doppelt so hoch wie in günstige» Erntejahre», »»d es sind dadurch viele arme Leute bcwogcu worden, alle nur irgend entbehrlichen Beereit ,stt verkaufen ttnd weit weniger Wintervorrath als sonst für sich zn behalten. In Netzschkau ist am 3. November abends 7 Uhr die große vierstöckige mechanische Kammgarnwcberei des Herrn Stadlrath Bernhardt Floß bis anf die Umfassungs mauern niedergebrannt. Das Fen er ist in cinem Dachsaal in der sog. Vorbereitung ansgebrvchen. In dieser Fabrik hallen der Besitzer Herr Stadtralh Bernhardt Floß von Netzschkau, sowie die Pächter Herren Bär u. Becker ans Ronneburg uud Kuuz u. Co. aus Elsterberg über 400 mecha- uifche Wcbstühle aufgestellt. Gerettet konnte fast gar nichts werden, doch solle» die Calamilose» versichert habe». Eine Anzahl Arbeiter ist durch diesen Brand brodlos geworden, denen es bei dem jetzigen schlechten Geschäftsgang sehr schwer fallen wird, wieder Arbeit zn finden. — Bei dem am 3. November abends stattgefundene» Brande der Bernhardt Floß'schen Fabrik in Netzschkau eilte uiit viele» andere» Neugierige» auch die iu deu 50er Jahren stehende Ehefrau des Webers Schneider zum Brandherd. Uebcr den Anblick der mächtigen Feuersbrunst erschrak dieselbe dermaßen, daß sie einer sie begleitende» Fra» ohlimächtig i» die Arme fiel. Die Bemühungen des sofort hcrbeigeholte» Arztes Herrn Or. inock. Neander, die Frau am Leben zu erhalteu, waren erfolglos. Sie erlangte ihre Besinnung nicht wieder nnd nachts 1 Uhr war sie eine Leiche. Ei» lange und eifrig gesuchter verwegener Einbrecher Namens Schuster, welcher vor längerer Z-it in der Gegend zwischen Plane» und Oelsnitz mehrere Diebstähle verübt hatte and darnach über die österreichische Grenze entkomme» Ivar, hat sich am Dienstag in Oelsnitz freiwillig ge stellt, da das Logiren bei „Matter Grün" nnn anfgehört hat. Der 78 Jahre alten Milchfrau Breuer in Ober- UIlers dvrf bei Zilian sind jetzt anf die Zeit von 1891 bis gegenwärtig an Altersrente8I7 Mk. nusgczahlt worden. Die Freude der alten gebrechlichen Frau, welche eine so große Summe noch nicht gesehen, viel weniger besessen halte, läßt sich nicht beschreiben. T n,q e s q e s ch i ch t c. Deutsches Reich. Berlin. Der Kaiser nnd die Kaiserin besuchten am Donnerstag Mittag das deutsch- evangelische Waisenhaus Talitha Kumi, die älteste prote stantische Anstalt in Jerusalem, welche schon Kaiser Friedrich im Jahre 1869 besucht hatte. Dieselbe Oberin-Schwester Charlotte, die damals deu Kronprinzen begrüßt hatte, empfing die Majestäten. Nachdem die syrische» Zöglinge die denlsche Nationalhymne vvrgetrage» hatten, besichtigte das Kaiserpaar eingehend alle Räume der Anstalt lind verweilte über eine Stunde in derselben. Von Talitha Kumi begab sich das Kaiserpaar nach dem deutschen katholischen Hospiz. Am Eingänge erwartete der Director des Hospizes, Pater Schmidt, umgeben van den im Hospiz thätigen bvrvmeischen Schwestern, die Majestäten. Nachdem der Kaiser nnd die Kaiserin im Hanptsaale Platz genvmmen, hielt Pater Schmidt eine Ansprache, in der er n. A. sagte: „Hier im Orient herrscht viel Trockenheit und Dürre, aber ivenn anf das von der Sonne verbrannte Laud endlich der Schatte» fällt, gedeiht nnd blüht Alles. Anf den Boden, worin nnicr Samenkorn richt, ist der Schatten des Kaisers gefalle», kühlend und erfrischend. Wohin dieser Schatten fällt, da maß Schönes nnd Großes empvrsprießen." Der Kaiser erwiderte: „Zimächst danke Ich Ihnen für Ihre patrivtische Ansprache. Ihre Anstalt steht, wie Sie sagten, unter Meinem Schatten. Dieser Schatten geht aus vou demselben schwarz-weißen Schild, den Ich ausgestreckt habe auch über Ihre Brüder und Glaubensgcuosseu, welche im ferueu Osten ihr Leben nnd ihr Blut ihrem Heiland zu Liebe für die Ausbreitung des Evangeliums eiusetzen; sie zu beschützen, ist jetzt Mein Bruder draußen mit der ge panzerten Macht Meiner Schisse, deren Flagge aiich schützend über Ihnen weht. Bei Meiner Heimkehr in's Vaterland werde ich dafür Sorge tragen, daß Ihre Lands- lente erfahren sollen, wie mühsam Sie hier drangen arbeiten nnd welche vortrefflichen Resultate Ihre Anstalt anfzuweiseu hat, deren ausgezeichneter Ruf Mir bereits zu Ohre» gekommen- ist. Sie ist i» der That ei» Segen für die hiesige Bevölkerung imd das hiesige Land." Nachdem hierauf im Namen der Zöglinge der Anstalt ein arabisches Mädchen in deutscher Sprache eine Huldigung an Ihre Majestäten vvrgetragen hatte, sangen alle Kinder gemeinsam in arabischer Sprache ein Gedicht in arabischem Versmaaß, welches, der hohen Freude über deu Besuch des deutsche» Kaiscrpaares Ausdruck gebend, für dasselbe langes Leben, Glück nnd Segen erfleht. — Das Kaiserpaar ist nm Sonnabend Vormittag in Beirut eiugetioffen. Der größte Theil der Straßen war mit Flaggen nnd Palmen geschmückt. Die 200 Köpfe starke deutsche Cvlvnie mit dem Geueralcousul Schröder an der Spitze empfing das Kaiserpaar. Nach diesem Em pfang fuhren die Majestäten zunächst nach dem dentscheu Hvspital und vou dort nach der Diakouisseuaustalt. Der Kaiser uud die Kaiserin blieben hier am Bord der „Hohen- zvllern" in Wohnung. Für Sonntag war ein Ausflug nach dem Huudsflnß in Aussicht genommen. Am Mvntag soll die Abreise »ach Damaskus erfolge». Die Rückreise »ach De»tschla»d ist vo» Beirut aus auf deu 12 Novbr. festgesetzt. Die Rückreise erfolgt über Genua uud zwar auf der „Hohen- zvlleru" in Begleitung der beiden Panzer „Hertha" und „Hela". Von Genua aus beabsichtigt das Kaiserpaar im strengste» Jnevg»itv eine» A»Sflng »ach Sa» Nemo zu uuteriiehmeu, um dort die Gedächtnißtafel für Kaiser Friedrich, die der deutsche Velerauenverein iu Jtcüieug estiftet hat, iu Augenschein zn nehmen. — Da das sog. Qningnennat vvn 1893 am 1. April 1899 ablänft, sv ninß dem Reichstag schon aus diesem Gründe in der nächsten Session eine Militärvvrlage gemacht werden. In dem Gesetz vvn 1893 ist die zweijährige Dienstzeit der Fnßtrnppen vvrläufig nnr anf die mit dem angegebenen Zeitraum zu Ende gehenden fünf Jahre fest- gestellt worden; auch hierüber wird in der Militärvvriage eine neue Bestimmung zn treffen sein. Es wird sich dabei frage», vb die zweijährige Dienstzeit der Fnßtrnppen wieder nur auf eiueu kurzen Zeitraum oder nunmehr für die Dauer seftgestcllt werden soll. — Ueber die Gehälter der Oberbürgermeister bezw. Bürgermeister ist jetzt anläßlich der in letzter Zeit erfolgte» Nenbesetznng dieser Stelle» i» Berlin, Charlottenburg und einigen anderen Städten Preußens vvn Stadtverordneten eine' Statistik anfgestellt worden, welche über die Gehälter der Stadthänpter in den prenßischen Großstädten Aufschluß giebt. Obeuau steht natürlich Berlin, dessen Oberbürger-
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