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25 chcntüch crschei»rn drei Nauuiikrn. Piänumcraiivni-^weis 22j TiNicn»-. (5 Tdir.) vicciclnwrNch, z ^hir. sür das game Iadr, ohne Erhöhung, i» nUcn Thcürn drr Prenßihhrn Monarchie. Magazin für die Man pränunitrirl auf diese- Llteratne- Blatt in Berlin in der Erpedition der Alla. Pr. CtaatS' Zeitung (^ricdricts- Sk! as:e Nr. ?2); in der Provinz so wie im An-lande bei den Wobllöbl. Post - Aemtern. Literatur d e s Auslandes. 13». Berlin, Freitag den Februar 1843. Griechenland. Der Hof und d«c Gesellschaft in Athen. Am l. Juni >835 übernahm der König Otto die Königliche Gewalt, und am 22. November führte er seinem Lande in der Person der Prinzessin Amalie von Oldenburg eine junge Königin zu. Beide bedurften natürlich eines Hofes und eines Palastes; aber Hof und Palast mußten improvisirt werde» in einer Stadt, die zwei Jahre vorher kaum ein einziges steinernes Gebäude enthalten hatte, und in einem Lande, wo die Najahs ganz kürzlich erst zur Würde der Herren sich erhoben hatten. Jndcß ist Griechenland ein so fruchtbares Land, daß man den Boden mir mit dem Fuße zu stampfe» braucht, um das kriege rische Noß und den Baum des Friedens aus demselben hervorspringen zu lassen. Alle Nothwendigkeitc» des sozialen Lebens werde» hier rasch impro visirt. Zwei kleine Häuser wurden zunächst für das junge Ehepaar gcmiethet und nach einem Plane des Königlichen Baumeisters Gärtner durch einige Zwischcnbautcn mit einander verbunden. Eine interimistische, etwas enge, aber ziemlich anständig eingerichtete Wohnung, welche zwischen einem schattigen Gärtchen und einer Art Englischen Rasenplatzes gelegen war, wurde das Cekropium des neuen Reichs. Jndeß sollte ein moderner Palast an dessen Stelle treten. Der Baumeister Klcnze wurde zunächst zur Prüfung der Ocrt- lichkcit auSgcschickt, aber er hielt den bescheidenen Jlpffus für einen Ver wandten der furchtbaren Donau-, aus Furcht vor den Uebcrschwcmnnmgcn des wasserlosen Bächleins entsagte er einem schönen, unterhalb der Stadt ge legenen Platze und wählte einen anderen. Der König von Bayern prüfte ebenfalls die Ocrtlichkcit nnd entschied sich nach einigem Besinnen für einen ausgezeichneten Platz, bei den, cs auch sein Bewenden hatte; zugleich beauf tragte er seinen Baumeister Gärtner mit der Ausarbeitnng des Plans und mit der Leitung der Ausführung. Während so der Plan zum künftige» Palaste mannigfachen Berathuugcn unterlag, wurde an der Stadt Athen gebaut, und zwar mit eben so häufigen Acndernngen dcS ursprünglichen Entwurfs, ans welchen gänzliche Plan losigkeit der neuen Stadt hervorging. Endlich wurde der Grund des neuen Palastes gelegt, und zwar nach einem höchst großartigen Plane, inan zählte die Millionen Drachmen nicht, welche die Beendigung des Baus kosten konnte, und legte dem jungen Könige, der sie doch bezahlen mußte, keinen beschei deneren Plan zur Ansicht vor. Das Gebäude stieg in die Höhe: der Penthe- likon lieferte seinen Marmor, Bayern und Italien ihre Künstler, Triest die Bohlen, Nägel, Thüren und Fenster und König Otto das Geld. Jetzt sind 7 Millionen Drachmen verbaut, und cS fehlen noch die Treppen. Mit noch drei Millionen würde man also den Palast ausbaucn und mit zwei anderen würde man ihn möbliren können. Aber zu seiner Bewohnung würde daun das Budget von > Million Drachmen nicht hinreichen, welches jetzt der wohl- berechneten Sparsamkeit des Königs genügt. Der Hof besteht jetzt aus dein Hofmarschall (AularkiS), auS 6 Adjutanten, 3 Ordonnanz-Offizieren für den Dienst des Königs, einer ersten und zwei zweiten Ehrendamen, von denen die eine eine liebenswürdige Deutsche, die andere aber die stolze und edle Trianthaphyllon BotzariS, die Tochter des be rühmten Marco BotzariS, ist. Der Hof des Königs ist ganz militairisch eingerichtet. Unter den Adju tanten bemerkt man den Peloponncsischen Oberst Johann Kolokotroni, den Sohn deS berühmten Kolokotroni, den Albanesen Gardikioti Grivas, den Suliotcn TzavellaS. Unter den Ordonnanz-Offizieren zeichnet sich aus der junge Mäinott MauromichaliS, der Sohn des alten Bey und der Bruder der beiden verblendeten Jünglinge, welche durch die Ermordung Capo d'Jstria'S ihren Vater zu rächen und ihr Vaterland zu befreien glaubten Mehrmals während meines Aufenthalts zu Athen hatte ich Gelegenheit, den Hosicsten beizuwohncn. Ich sand dort Männer aus allen Provinzen ver sammelt, von denen wohl Biele nie zu einem ähnlichen Feste zugczogcn worden waren. Und dennoch war nirgends eine Spur von Steifigkeit oder Verlegen heit wahrznnehmen. Die reichen und eleganten Kleidungen RumclicnS und Morea'S wurden auch mit Anstand getragen. Die den orientalischen Völkern angeborene Bedächtigkeit bewirkt, daß sie sich nicht beeilen, zu sprechen oder zu handeln, und dadurch allein schon vermeiden sic viele Fehler. Die Kleider der Frauen sind nicht so gefällig wie die der Männer. Die goldgestickten Ge wänder der Albanescrinnen lassen die Formen nickt hervortrctcn. Die Kleidung dec Hydriotischen Frauen paßt nur für Matronen, welche durch Auftreibung aller hervortrctendcn Theile ihres Körpers ein ehrwürdiges Aussehen gewinnen wollen. Dic Athcnicnsischc Kleidung ist leichter und eleganter, und Fräulein Trianthaphyllon hat derselben eine gewisse Popularität gegeben. Nur das Fes, dic große rothc Mutze mit den blauen Eicheln, scheint mir nicht ge fällig; indcß gicbt cs ganz jungen Mädchen ein keckes und rodomontirendes Aussehen, welches auf Bällen vortrefflich kleidet. Die niedlichste Mütze und die koketteste Kleidung sind unstreitig die vergoldete Mütze und die Weste der Smyrniotinnen, indcß findet man sie selten auf einem Athcnicnsischcn Balle. Am häufigsten trifft man die Fränkische Kleidung, die Pariser Mode. Die Invasion derselben hat schnelle Fortschritte gemacht, und auf den Hofbällcn ist die überwiegcnde Mehrzahl der Frauen Französisch gekleidet. Und in der That findet dic Geschmeidigkeit der Athcnicnsischen Körperbildung ihren Vortheil bei den luftigen Geweben. Dic Athcnicnsischcn Griechen haben einige der guten Eigenschaften der Franzosen und viele ihrer Fehler, und oft übertreiben sie sogar beide. Sie sind geistreich, thätig, muthig, unternehmend, aber nicht weniger leichtsinnig als die Franzosen und noch viel eitler. Dic Frauen, welche noch in den Banden der orientalischen Sitte schmachte», leben größten- thcilS nur für sich, indcß machen sich doch schon Putzlicbe, Geschmack, studirte Einfachheit und geschickte Berechnung der Farben in ihren Toiletten bemerklich. Auch finden sich einige unter ihnen, welche in Paris studirt und gefallen haben und nun ihren Landsmänninnen als Lehrmeisterinnen dienen. Die junge Königin hat nicht in Paris studirt, aber sie hat die Wissen schaft errathen und sich zur Meisterschaft in derselben erhoben. Sie ist eine unerschrockene und unermüdliche Reiterin, eine anmuthige Tänzerin und eine schöne nnd elegante Königin. Keine Fran an ihrem Hofe überläßt sich mit so reizender Hingebung dem Vergnügen dcS Tanzes. Dabei ist indcß zu bemerken, daß die Last der Etikette, welche auf den Hosbällcn sehr streng aufrecht erhalten wird, auf sie am wenigste» drückt. Um 9 Uhr sind alle Eingcladenen im Ball saale versammelt. Uni 9- Uhr treten der König und dic Königin mit ihrem Gefolge ein. Herren und Dame» müsse» stehen bleiben, so lange dieselben Zirkel halten, was imgefähr eine halbe Stnndc dauert. Der König bietet die Hand einer Dame, die Königin einem Herrn, meistcntheils einem Mitgliede des diplomatischen Corps, und dic ganze Versammlung hält einen Umzug im Saale, worauf der König sich zu ciner anderen Dame wendet und dic Königin einem anderen Diplomaten die Hand reicht; cS wird hierauf wieder ein Umzug gehalten, nnd cs geht in derselben Weise weiter, bis alle Gesandten und alle Personen, welche die Königin auszcichncn will, an dic Reihe ge kommen sind. Sodann beginnt der Walzer. So lange die Königin tanzt, dürfen die anderen Damen, welche nicht tanzen, sitzen bleiben, sobald sie aber aushört zu tanzen und im Saale auf und abgeht, müssen dieselbe» sich erheben. Zwei Stühle werden außer der Reihe hingestellt für den König und die Königin; die Damen nehmen ihren Platz hinter ihnen. Gegen drei oder vier Uhr, wenn die angckimdigte Reihe der Tänze beendet ist, stehen Alle auf, und der König und die Königin halten abermals einen halbstündigen Zirkel, dem sich keiner der Anwesende» entziehen darf, da cs nicht schicklich ist, den Ball früher als der König zu verlassen. Der König und dic Königin nehmen so dann Abschied, und nun entfernen sich auch dic Gäste. Dieselbe Etikette tritt in Kraft, wenn der König nnd die Königin eine Einladung bei einem Diplomaten annchmcn. DaS diplomatische CorpS, welches, verführt durch dic schönen und weißen Hände der Königin, den Handkuß cingeführt hat, ist für die Soupers einer strengen Forni der Etikette unterworfen worden. Der König und die Königin spciscu dann nämlich in einem besonderen Zimmer. Der Gesandte und seine Gemahlin setzen sich an denselben Tisch, aber sie erhalten kein Couvert. Noch eine andere Form der Etikette ist mir ausgefallen, welche ich nir gends anderwärts Wahrgenomnien habe; dieselbe besteht darin, daß die Männer zum Diner bei dem Könige imd der Königin eingcladcn werden, und daß eine solche Einladung nie an die Frauen ergeht. Keine der Gemahlinnen der fremden Gesandten, welche iu Athen rcsidircn, hat je bei Hofe zu Mittag gespeist. DaS geht aber noch weiter: Frau von Barante, dic Gemahlin dcS Französischen Botschafters in Petersburg, und Lady Londonderry, dic Gcmahlin des früheren Englischen Botschafters in Wien, kamen auf der Reise von oder »ach Konstantinopel »ach Athen: Herr von Barante und Lord Londonderry speisten bei Hofe und wurden mit Höflichkeiten überhäuft, aber ihre Ge mahlinnen wurden nicht zur Königlichen Tafel gezogen. So will cs die Etikette. Das Jtaliänische Theater ist ein Versammlungsort für die Gesellschaft in Athen. In einem Theile der Stadt findet sich eine kinzelne antike Säule, die von einem Tempel des Aeskulap übrig geblieben seyn soll. Die Volks-Tradition