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Wöchentlich erscheine» drei Nummern. Pränumeration-- Preis 22^ Tilbergr. (^ TKIr.) »iertelsährlich, 3 THIr. für das ganze Iaär, ohne Erhöhung, in allen Tdeile» der Preußischen Monarchie. Magazi rs für die Man pränumerirt aus diese- Literatur' Blatt in Berlin in dcr Expedition der A!lg. Pr. Staars- Zeitung sFriedrici-s- Strasse Nr. ?2); in der Provinz so wie im Auslände bei den Wohllöbl. Poft - Aemteru. Literatur des Auslandes. Itt Berlin, Montag den 23. Januar 184Z. Norwegen. Norwegen und die Norweger. Nach Gustav Peter Blom. °) Ein verdienstvoller Norwegischer Staatsmann hat mit Anfang dieses Jahres ein Werk über die Natur und die Verfassung seines Vaterlandes er scheinen lasten, das man unbedenklich den vorzüglichsten Leistungen dieser Art in jedem Lande an die Seite stellen darf. In einem empfehlenden Vorworte sagt Karl Ritter, der erst unlängst von einer Reise nach dem Skandina. vischcn Norden mit den angenehmsten Eindrücken znrückgekchrt ist: „Wie will kommen mußte cS mir nicht erscheinen, wenn einer der anerkannt erfahrensten Kenner seiner Heimat, seines Volkes und Staates selbst sich entschlösse, dem AnSlandc belehrenden Bericht zu geben über die wesentlichsten Verhältnisse der Gegenwart seiner Heimat, seines Volks, seiner verfassungsmäßigen Zustände — wenn ein Mann der Wahrheit aus der Fülle der Anschauung vieljährigen Staatsdienstes, auf der Höhe wissenschaftlicher und volkstbümlicher Ausbil dung, eine Darstellung dieser Art unternähme, wie wir sie in dieser authen tischen Gestalt in de» meisten übrigen Ländern Europa s vermissen, wo sie Thatsachcn meist noch verschleierter im Dunkel liegen, oder wo das Geschäft geographischer Bearbeitungen, statt aus lebensvoller Erfahrung hcrvorzuqucllcn, leider fast immer nur den Händen kompilirender Literaten anbcimgefallen ist." Norwegen, die wahre Wiege dcr Normannen, jener kühnsten, weithin gefürchteten und sieghaften Seefahrer des Mittelalters, das Land der groß artigsten herrlichsten nordischen Natur und noch jetzt von einem der edelsten und zugleich freiesten Völker Germanischen Stammes bewohnt — ist bis auf diesen Augenblick im übrigen Europa wenig bekannt gewesen, obgleich eS häufig von dilettirenden Touristen, einige Mal auch von tiefen und gelehrten, aber nur in ihrer Sphäre beobachtenden Forschern besucht worden ist und seine im Ganzen sehr liberale, nur wenig mittelalterlichen Rost aufweisende, eines solchen Volkes würdige Verfassung selbst anderen constitutioncllen Staaten als Muster gedient hat. Dreißigjähriges Wirken in mehreren gerichtlichen nnd administrativen Acmtern, thätiger Antheil an dcr Ausarbeitung der Norwegischen Consti tution und zehnjähriges Mitarbeiten an dcr Gesetzgebung, als Mitglied des Storthing's, hatten es dem würdigen Verfasser zur Pflicht gemacht, von allen öffentlichen Verhältnissen seines Vaterlandes genaue Kenntniß zu nehmen. Fünfzehnjährige Reisen in allen Theilen des Landes als Mitglied einer Kom mission, deren Aufgabe es war, die Besteuerung zu regeln, machten ihn mit allen besonderen Verhältnissen vertraut; sämmtliche statistische Quellen standen zu seiner Verfügung, und bei der Ausarbeitung des ebenfalls ungemein reich haltigen mW durchweg sehr interessanten naturwissenschaftlichen Theils erfreute er sich des Beistandes gelehrter und berühmter Frenndc an dcr Universität zu Christiani«. DaS ganze voluminöse Werk trägt den Charakter des treuesten gewissen haftesten Fleißes, tiefer Einsicht in die verschiedenen Zweige des Staatslebens und der wärmsten Anhänglichkeit an die Heimat, wie sie den Norweger von jeher ausgezeichnet- Aber strenge Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit sind mit dieser Anhänglichkeit im Bunde: der Verfasser bemäntelt kein Gebrechen seiner Landsleute, sucht nichts zu beschönigen, was Tadel verdient, und lobt nicht mit Ucbcrtrcibung. Seine Darstellungsweise ist klar, übersichtlich, anspruchs los und edel: obgleich ein Mann, dcr die größere Zeit seines Lebens in Be schäftigungen, die dcr Phantasie wenig Nahrung geben und das Gefühl für alles Schöne ost abstumpken, wo nicht ertödten, zugebracht hat, zeigt er den regsten, lebendigsten Sinn für großartige oder rührende Naturscenen, wie besonders aus dem gcmüthlich-pittoresken Schluß-Kapitel hervorgeht. Er hat sein Werk in Deutscher Sprache geschrieben, damit die Verbreitungs- Fähigkeit desselben im Auslände größer würde; und man darf ihm nach- rühmen, daß er sich unserer Muttersprache mit Gewandtheit zu bedienen weiß. Zwar fehlt eS nicht an fremdartigen oder unbeholfenen Wendungen, und hin und wieder ist ein Deutsches Wort nicht ganz in dem Sinne gebraucht, den wir damit zu verbinden gewohnt sind; allein wie wär' cS auch möglich, in allen Abschattungen des Gedankens und des sprachlichen Gefühls einer anderen, wenngleich nahe verwandten Nation zu leben, mit dcr man nicht durch langen Aufenthalt im Auslände gleichsam sich idcntifizirt hat? ») Königreich Norwegen, statistisch beschrieben von G. P. Biom, Amtmann im Amte Bndkkerud n. Zwei Theile. Leipzig, I. I. Weber, IE. Der Verfasser ist von Oberflächlichkeit und unbefriedigender Kürze so weit entfernt, daß man ihn bisweilen eher zu großer Vollständigkeit beschuldigen könnte — nicht etwa in seinen statistischen oder naturwissenschaftlichen Angaben, die bis in ihre kleinsten Details dankcnswerth sind, sondern in gewissen be schreibenden Abschnitten, besonders demjenigen Kapitel, welches die Lappen znm Gegenstand hat. Dieses enthalt zwar auch sehr viel Schätzbares, daneben aber manches Entbehrliche, öftere Wiederholungen und Bemerkungen, die sich von selber verstehen. So ;. B. erfährt der Leser hier an wenigstens drei Stellen, daß dcr Lappe seine Milch in Nennthiermägen im Ranche aufhängt. Die fast sprllchwörtliche Unreinlichkeit der Lappen wird durch manches Beispiel genugsam dargethan; dennoch bemerkt dcr Verfasser hinterher und zu wieder holten Malen oxplie'ne, daß dieses Volk für Reinlichkeit keinen Sinn habe. — S. lv«> heißt cS tautologisch: „Enthaltsamkeit wird bei ihnen als eine affcktirte Ziererei angesehen." — S. 202 wird bemerkt: dcr Ortsinn dcr Lappcn sep eben so merkwürdig, wie die Gabe, ihre Thicre zu erkennen, und rühre von derselben Ursache her, nämlich von dcr Entwickelung ihrer Sinne und Wahr», hmungsfähigkeit (aber von was Anderem sollte er denn herrühren?). — Sonderbar klingt die Bemerkung (S. 200), daß derjenige Mann, welcher die zu melkenden Rcnnthicre vermittelst einer gewor fenen Schlinge an das Gerüst bindet, jedes Thier der Heerde genau kenne und wisse, ob cS ein Männchen oder ein Weibchen sep (sollte dies wirklich in Betreff der Rcnnthicre erst cin geübtes Kenncrauge erfordern?). — S. iso sagt Herr Blom: „Die Lappische Sprache, auS schnarchenden und Gurgcltöncn zusammengesetzt"), ist einem jeden Normann oder Schweden, dcr sie nicht gelernt hat, durchaus unverständlich." Das wird Keinen Wunder nehmen, der mit dem Verfasser weiß, daß diese Sprache von den Skandinavischen wesentlich verschieden ist; denn bekanntlich verstehen nicht einmal Dänen und Deutsche einander ohne jcne Bedingung, obgleich ihre Sprachen nahe verwandt sind. Doch wir wollen bci kleinen Mäkeleien nicht zu lange verweilen. Der Inhalt des ersten TheilS drcht sich ganz um das passive und aktive Berhältniß deck Menschen zur Natur. Wir beschränken uns hier auf eine skizzenhafte Uebersicht der geographischen Lage nnd änßeren Bildung des Landes, die nur gleichsam als Kaviar wirken soll, damit der Leser nach Herrn Blom's reicher BorrathSkammer desto lüsterner werde. Der westliche und nördliche Theil Norwegens ist ein ununterbrochenes Hochland. Gegen Westen wcrde» die Gebirgsmassen steil und bilden zum Theil ein Plateau mit schroff ins Meer hinabhangenden Seiten; oder cS ziehen sich schmale Strecken urbaren Bodens an ihrem Fuße hin. Gegen Süd-Ost wird die Massenerhebung allmälig geringer, bis sie in die Bottnische Bucht sich verliert. In gewisser Entferuung von dem eigentlichen Hochlande entstehen ausgedehnte niedrige Plateaus, die, mit Thon und Sand bedeckt, große Strecken urbaren Bodens darbieten. Kaum die Hälfte der ganzen Oberfläche Norwegens liegt unter 2000 Fuß absoluter Höhe. Oben auf dem Gebirge giebt cs Ebenen von bedeutendem Umfang: so z. B. haben die Tafel, länder zwischen den Stiften AgerShuus und Bergen in einer Höhe von 3500 bis ssoo Fuß über dem Meeresspiegel zum Theil 12—18 geographische Meilen in der Breite, und über ihnen thronen die weit ins Gebiet des ewigen Schnees hineinragenden Bergkuppeln. Letztere erreichen jedoch nur selten eine absolute Höhe von t>ooo Fuß und würden also in dcr Schweiz nur Berge vom zweiten Range scpn. «Schluß folgt.) Algier. Hamuda, der General-Gouverneur von Konstantine. «Schluß.) Die Armen empfingen in dcr That die Gastfreundschaft dcr Feguns in dcr großen Wohnung des alten Scheich, einem unregelmäßigen Hof, dcr von verschiedenen Geständen umgeben war und in dessen Mitte eine kleine Moschee oder Familien-Kapelle sich erhob. Man sah hier ost an zwei- bis dreihundert Bettler von allen Racen und Lumpen versammelt, die das Brod des Hauses aßen und ihr Nachtlager in den Höfen oder unter den Galcrieen dieses nnge- hcuren Asyls ausschlugen. Es war eine Art freies Hospiz, das einer euur cken müactex glich. Doch gab es freilich neidische oder übelwollende Leute, welche ') Toch wohl nicht ausschließlich? denn sonst hätte sie gär keinen menschlichen Charakter.