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Wöchentlich erscheinen drei Nnnnnern. Pränun»ralion»-Preis 22j Silbergr. s) Thlr.) vierteljährlich, Z Thlr. snr das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin sür die Man pränumcriri aus dieses Literatur. Blatt in Bertin in der Expedition der Allg. Pr. StaatS-Zeitung (Friedrichs- Straße Nr. 72); in dec Provinz so wie in, Auslande dei den WohUobl. Posi Acmtern. Litcrtttur d c 6 Auslandes. ^1/ 130. Berlin, Freitag den ttt. Dezember 1842. Asien. Hamilton's Forschungen in Kleinasien. °) i. Da» alte Rhodu». — Verödung der herrlichen Insel. — Der berühmte Koloß. Der Verfasser des in der Anmerkung näher bezeichneten gehaltreichen Reiscwcrkcs vereinigt gründliche Gelehrsamkeit und Kenntniß des klassischen Alterthums mit großer Umsicht und einem scharfen praktischeu Beobachtungs geiste. Diese Eigenschaften und Talente haben ihn in den Stand gesetzt, mehr zu leisten, als mancher Andere, der vor ihm das innere Kleinasien be suchte. Herr Hamilton reiste von Konstantinopel aus zweimal zu Lande und auf verschiedenen Wegen nach Smyrna und untersuchte die vulkanische Region in dem alten Mäoticn. Er wanderte von Trapezunt ostwärts, über die Gränze Armeniens, nach den Ruinen von Ani; von dort zurück gegen Sinope, das Thal des Kysil Irmak (rothcn Flusses) oder HalyS der Alten hinan, und so durch ein wenig bekanntes Land nach Smyrna. In der Folge machte er einen anderen Ausflug nach Cäsarca und dem Berge ArgäuS, das Innere von Karamanien mit bestem Erfolg erforschend. Bevor wir Herrn Hamilton auf dem Festland? Kleinasiens folgen, wollen wir hier einige Auszüge aus seiner Schilderung von RhoduS geben: „Die Häuser der alten Ritter von RhoduS versetzten uns in ein früheres Zeitalter. Viele dieser Gebäude lagen in Trümmern; andere waren von Türken bewohnt; alle aber hatten noch dasselbe Acußcre wie vor drei oder vier Jahrhunderten. Ihre Architektur zeigt eine seltsame Bereinigung des Heiteren und Düsteren — massenhaft, aber nicht ohne Eleganz und durchaus von Stein, haben sie dem Zahne der Zeit wie den unheilvollen Wirkungen Türkischer Gewaltthätigkeit und Unwissenheit Trotz geboten. Selbst die Wappenschilder der Ritter aus verschiedenen Ländern, von denen bisweilen mehrere in demselben Hause sich finden, erhalten sich an den Mauer» »och unverletzt. Die vornehmste Straße führte in sanfter Erhebung gegen Westen ; sie war breiter als in der Levante gewöhnlich und an jeder Seite mit einem Fußpfad versehen. Zur Linken ließen wir ein massives Gebäude liegen; jetzt eine Kaserne für die neuen Truppen und einst ein Kollegium, wo die ärmeren Ritter wohnten und öffentliche Geschäfte abgemacht wurden. Rechter Hand erhoben sich alte Häuser im blühenden Gothischen Styl mit vielen Zicrrathen, die an der Mauer rings um die Fenster liefen. Unter den vielen Wappen schildern bemerkte ich die drei Löwen Englands und die drei Lilien Frankreichs an einer und derselben Mauer. Vergißt man einen Augenblick die Uebcrrcste des klassischen Alterthums, welche in der heutigen Stadt nur »och spärlich zu finden, so ist es unmöglich, diese wohlcrhaltcucn Denkmale aus der Ritter zeit zu betrachten, ohne ein lebhaftes Interesse für die Ereignisse zu fühlen, welche hier die Europäische Civilisation ins Dascyn gerufen und nachmals wieder zerstört haben — Ereignisse, die man mit Recht als die wichtigsten betrachten kann, welche seit dem Fall des Römische» Reiches Europa er schütterten. Auch ist cs merkwürdig, daß ein Baustyl, der vor vier Jahr hunderten in Europa vermuthlich allgemein war, vermöge eines sonderbaren Zufalls gerade auf einer Türkischen Insel sich erhalten hat, während er in Europa überall durch die zerstörende Hand der Neuerung verschwindet." Das einst volkreiche Rhodus ist jetzt größtentheils eine fruchtbare Ocdc, und man erfährt mit Verwunderung, daß unter den Bewohnern einer so kleinen Insel, deren Lage für Handel und Industrie so günstig ist, Einige ihrem Gewerbe nach Jäger sind und ihre Zeit auf die Jagd des RothwildcS verwenden. Der Hang zu einer solchen Lebensweise hat sich vermuthlich aus dem hohen Altcrthum, als Apollo, Diana und die Nymphen in ihren Hainen den, Waidwcrk oblagen, unter den lebhaften Bewohnern fortgepflanzt. Wir wundern uns, daß dieses Vergnügen, wie überhaupt die ganze Natur der Insel, nicht mehr Besucher anlockt. „Als wir uns" — sagt der Vers. — „den. Berge Atario nahten, ver änderte sich der Charakter der Gegend schr°°): die Höhen wurden rauh und I llv«earehe!i in Allnor, koutu« ans Xruieula et-e. (Nachforschungen in Klein- Asim, im PontnS und in Armenien, nebst Bemerkungen über Geologie und Alierchnmer dieser Länder.) Von W. I. Hamilton. — r.nmlau, IE. ") Dieser Berg ist der AtabyriS der Alien. Strabo nennt ihn (Buch XIV, Kap. 2) de» höchsten Berg der Insel und bemerkt, er seh den, ZcuS Atabyrios geheiligt ge wesen. A. d. Hebers. nackt; sie bestanden aus einer braunen schiefrigen Masse mit darüber gelager tem Grünstem und Granit. Hin und wieder sah man Wäldchen von Fichten oder Zwerg-Cyprcffen. Auch hier herrschte Verödung; der fette Boden und die lockende Vegetation des Innern scheinen nicht größere» Reiz für die Ein- gcbornen zu haben, als ihre rauhen Höhcnzüge; man versucht selbst da keinen Anbau, wo jeder Fuß breit Landeck ihn reichlich lohnen müßte, und die be waldeten Hügel und wasserreichen Thälcr werden eben so vernachlässigt wie der kahlste Felsen. Ob man dies einer natürlichen Apathie der Griechen oder dem unsicheren Schutze der Türkischen Regierung beizumesscn habe, ist schwer zu sagen; ich möchte mich für das Erstere entscheiden, kann mir aber nicht denken, daß irgend ein anderes Land in Hinsicht seines Klima's und seiner Erzeugnisse für einen Auswanderer, der noch im Bereiche Europäischer Civili sation bleiben möchte, größeren Reiz haben könne als Rhodus." Die Entdeckung der Stelle, wo Camirus sKamciros), eine der drei be deutendsten Städte von RhoduS in Homer's Zeitalter, gestanden, ist eines der interessantesten Ergebnisse der Nachforschungen des Herrn Hamilton. Der berühmte Sonnen-Koloß aber war das Wunder einer späteren Zeit. Der Verfasser sagt in Betreff des letzteren: „Die Frage, wo jener Koloß gestanden, dessen Höhe MS Fuß betragen haben soll, so daß Schiffe nüt vollen Segeln zwischen seinen Beinen hindurch kamen, da er am Eingang des Hafens stand — diese Frage ist oft erörtert worden. Die ungeheure Bildsäule, ein Werk des Charcs, Schülers des Lyfipp, hatte 64 Jahre lang gestanden, als ein Erdbeben sic umstürzte. °) In Erwägung des gewöhnlichen Verhältnisses zwischen der Höhe einer Figur und dem Raume, den sic mit gespreizten Beinen einnehmcn würde, müßte die Distanz von einem Stcindammc zum anderen Zb Fuß betragen haben. Dies konnte aber nur an einer Stelle der Fall gewesen seyn; der östliche Hafen ist wenig mehr als eine kleine offene Bucht ohne Stcindämme; der westliche hat solche, ist aber an, Eingang ungefähr 20t) Fuß breit; dagegen gicbt cs noch einen wohlgcschütztcn inncrcn Hafen mit enger Einfahrt zwischen zwei zerstörten Steindämmcn. Es ist unmöglich, die Breite dieser ehemaligen Einfahrt genau zu bestimmen; aber aus der Lage der eingefallenen Steine und der Art, wie die jetzige Passage von ihnen gesperrt wird, darf man wohl abnchmcn, daß ihre Breite nicht über 40 Fuß betragen habe, und hier stand wahrscheinlich der Koloß. Die übrigen Alterthümcr von Rhodus verdienen kaum besondere Erwähnung; man findet einige Grabsteine, die ohne In schriften sind. Einige Trümmer der alten Stadt sah ich in den Gärten und Feldern jenseits des Griechen-Viertels und auf den Hügeln im Westen. Die alte Stadt muß aber jedenfalls an der Stelle der heutigen gestanden haben, und die heutigen Häsen find ohne Zweifel mit denen der frühesten Periode identisch." Archäologische Emdeltnngcn. — Basreliefs von dem Grabmal teS MausoluS. — Kosaken. Kolonie in Kleinasien. Unser Autor erzählt, daß einige Matrosen der Jacht, in welcher er die Inseln besuchte, bei den Ruinen von Erythrä, wo sie ans Land gingen, eine Griechische Inschrift ganz leserlich kopirt hätten, obgleich die Buchstaben ihnen fremd waren. Zu Teos (TU?) wurde ein Tempel entdeckt, welcher der Beobachtung älterer Reisenden entgangen war. Es umgab ihn eine Kolon nade von 160 Schritten in der Länge und 140 in der Breite; die über den Boden verstreuten Fragmente von Karnießen zeugten von hoher künstlerischer Vollendung. Diese Stellen antiker Städte und Tempel sind cbc» so viele Minen kostbarer Reliquien, wie folgender Umstand beweist: „Während wir in der Umgegend unsere Nachforschungen fortsetztcn, ent deckten wir in einem Moore zwei Marmorblöcke, von denen nur sehr kleine Theile über der Erde sichtbar waren ; ihre eigenthümliche Form erregte unsere Aufmerksamkeit, und wir machten uns daran, sic auszugrabcn — cin schwieriges Unternehmen wegen der außerordentlichen Feuchtigkeit des Bodens, denn fast eben so schnell, als wir die Erde fortschafftcn, drang daö Wasser nach. Zum Lohn für unsere Mühe fanden wir zwei kolossale sitzende Figuren ohne Köpfe und Arme, aber bekleidet und auf Stühlen sitzend, deren Beine Vogclfüße mit Löwenklaucn verstellten. Die Arme jeder Figur waren ursprünglich vermittelst ") Zu Strabo'S Zeit lügen seine Trümmer noch an ihrer Stelle (xkcr«c ck-