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Man bemerke, daß von den „anderen Klaffen" nicht weniger als K7,«38 In dividuen zu dem aus den Weibern und Kindern der produzirenden Klaffen be stehenden Residuum gehören. Diese nun werden pro rar- unter die dem Acker bau und den Manufakturen zufallenden Summen getheilt. Es ist aber klar, daß, da die Ackerbauklaffe 12,855 Individuen männlichen Geschlechtes von mehr als 20 Jahren zählt, während sich deren in der Manufakturklaffe nur 71t finden, das Vcrhältniß des von den respektive» Total-Summen — 14,033 und 5828 — ab- hängigen Restes der Bevölkerung ein ganz anderes als das von Herrn Spack man angenommene, d. h. ein ganz anderes als das einfache Verhältniß der Total-Summen seyn muß. Es braucht keines langen Beweises, um darzuthun, daß es einen großen Schnitzer begehen heißt, wenn man von einer bei den Manufakturen beschäftigten Total-Summe von 8828 Individuen, unter denen sich nur 711 männliche Familienhäupter und 1323 Frauenzimmer unter 20 Iah- ren befinden, 24,472 Personen abhängig macht. Es kann vielmehr als Regel angenommen werde», daß der in jeder Grafschaft respektive von der Ackerbau- unv Manufakturenklasse abhängendc Bevölkerungsrest im Verhältniß der diesen Klaffen zugehörigen mehr als zwanzigjährigen Individuen männlichen Ge schlechtes steht. Allein selbst diese Regel ist keiner allgemeinen Anwendung fä hig und muß nach den jedesmaligen industriellen Verhältnissen der verschie denen Grafschaften modifizirt werden. Das Unrichtige aber von Herrn Spack- man's Regel leuchtet besonders dann ein, wenn man fie auf die produktive Kraft jeder Klasse anzuwenden versucht. Der „Bericht" macht keinen Unterschied zwischen Meistern und Gesellen, Kapitalisten unv Arbeitern. Dieser — vielleicht unvermeidliche — Uebelstand ver ursachte es, daß das bloße Vcrhältniß der den Manufakturen zugehörigen Kopf summe zu den dem Ackerbau zugehörigen — unter welchen letzteren die Grund, eigenthümer nicht ausgenommen sind, durchaus werthlos ist, insofern es als ein Maß für die produktive Kraft gelten soll. Es ist geradezu abge- schmackt und lächerlich, wenn man einen irländischen Bauer unter 20 Jahren, der täglich kaum seine elenden 3 oder 4 Pence verdient, als Produzenten mit dem Millionair der Lombardstraße oder dem Fabrikanten von Manchester auf eine Linie stellen will, und es ist nur in einem etwas geringeren Grade abge schmackt, wenn man von den Ackersleuten in Summa annimmt, fie scpen, einzeln genommen den Handwerkern von Lancashire und Iorkshire an produktiver Kraft gleich. Und doch thut das Herr Spackman! Wir gehen weiter. In seiner Einthcilung aller anderen Klaffen pro raka der beim Ackerbau und bei den Manufakturen beschäftigten Kopfsummcn, hat sich Herr Spackman einige nicht unbedeutende Jrrthümer zu Schulden kom men lassen, ja, wir müssen ihn geradezu beschuldigen, daß er den Manufakturen große Theile ganzer Klaffen entwendet hat, um sein Ideal, den Ackerbau, auf diese Weise zu bereichern. Ehe wir uns jedoch auf den Beweis für diese unsere Behauptung cinlaffcn, müssen wir vorausschickcn, daß, wiewohl wir im Ganzen die Classification der Census-Komisfion billigen, uns doch die Abthei- lung „Arbeiter"'— es ist die dritte in ihrem Bericht — als eine solche er scheint, die wissenschaftlich nicht zu rechtfertigen ist. Die Total-Summe beträgt 761,808 Personen und fie umfaßt in Zugabe zu den speziell so genannten „Arbeitern" 193,876 Bergleute, 18,128 Steinmetzen, 51,289 WaschhauSbe- fißer u. s. w., 27,522 Lastträger, Boten u. s. w., 19,325 Scheuerfrauen, 13,255 Aminen und 14,469 Kutscher u. s. w. Nun müssen wir gestehen, daß wir die Schwierigkeit nicht einsehen, welche es verhindert hat, die Wäscherinnen, Ammen und Scheuerfrauen unter die Klaffe der Dienstboten aufzunehmc»; Bergleute scheinen uns zu der Manufakturklaffe zu gehören, eben so die Last träger, Boten und Kutscher, da fie hauptsächlich in den Manufakturstädten in großer Anzahl vorhanden find. (Fortsetzung folgt.) Handel und Schifffahrt zur Zeit des Kontinental-Systems. Von einem alten Kaufmann. V. (1809.) Am 15. Januar landete ich im Hafen von La Valette. Das Convoi aus England, bei dem sich die Kauffahrer befanden, die meine Waarcn geladen hatten, war schon einige Tage vor uns eingetroffen, da eS, während wir im Mittelmcere umhcrirrtcn, seinen geraden Weg fortgesetzt hatte. ES fand sich daher gleich Beschäftigung für mich, die Waarcn zu löschen und in einem der Magazine, die unweit des Hafens im unteren Theile der Stadt in den Felsen gehauen sind, unterzubringen. Der Handel von La Valette war seit meiner vorigen Anwesenheit noch viel blühender und ledhaster geworden, und die Contrebandc nach den italiä- nischen Küsten hatte eine bessere Organisation erhalten. Bon der Levante kamen griechische Schiffe mit den Produkten ihres Landes an, wogegen sie englische Manufaktur- und Kolonial-Waarcn cintauschten; an 200 kaufmännische Etablissements, größtentheils englische und schottische Häuser, belebten den Verkehr, an dem auch mehrere, die sich von Livorno, Smyrna, Konstantinopel und Alexandrien übergesiedelt hatten, so wie einige italiänische und deutsche Häuser, theilnahmen. Eine Börse mit Lesezimmern, wo englische und andere Zeitungen auslagen, war eröffnet worden; Ankunft und Abgang der Schiffe wurden in Bücher eingetragen, so wie kurze Berichte der jeden Tag «»gekommenen Neuigkeiten darin verzeichnet — kurz, La Valette hatte sich während dcS Krieges zu einer wichtigen Handelsstadt empor- geschwungcn. Was zu diesem geschäftigen Leben noch mehr beitrug, war der Umstand, daß die Prisen, die im Mittelländischen und Adriatischen Meere von den Flotten oder Kreuzern genommen wurden, nach Malta aufgebracht und dort, falls das Prisen-Gericht fie kondemnirte, mit ihren Ladungen verkauft zu werden pflegten. Da der Hafen die Flotten-Station war, so befanden sich fortwährend viele Offiziere und Matrosen der königl. Marine am Lande, die in Verbindung mit der starken Garnison, welche gleichfalls ihren Sold pünkt lich ausbczahlt erhielt, nicht wenig dazu beitrugen, die Gcld-Circulation auf der Insel zu vermehren. Meine Geschäfte auf Malta waren auch von ziemlichem Umfang. Ich hatte mehrere Schiffsladungen englischer Manufaktur, und Kolonial-Waarcn, machte auch Tauschgeschäfte gegen Artikel, die von Smprna kamen und für England gebraucht wurden, als Rosinen, Feigen, ferner italiänisches Oel u. dergl., und bekam dabei von Triest Sendungen deutscher Artikel, als Leinen, Hanf, Queck silber u. s. w., die ebenfalls nach England befördert werden sollten. Dieses war jedoch nicht so ganz leicht auszuführcn, da cS an Schiffen fehlte, um die hier aufgestapelten Güter zu verladen, und ich war daher in Verlegenheit, wie ich die meinigen an Ort und Stelle bringen sollte. Zufällig traf cs sich, daß ein österreichischer Schiffscapitain sein Fahrzeug gern verkaufen wollte; er willigte ein, Waarcn dafür in Tausch anzunehmen, und der Handel war bald abgeschlossen. Das Schiff, das auf solche Weise in meinen Besitz kam, hatte über 250 See-Tonnen (125 Last) Gehalt, war ein Dreimaster, in Porto Re am Adriatischen Meere zu Hause, von gutem Holz und sehr scharf zum Schnellscgeln gebaut; es hatte in der That das Ansehen einer Kriegskorvctte, was mich besonders dazu veranlaßte, den Handel einzugehcn, indem ich nicht wünschte, daß es den Abgang eines Convoi nach England abwarten, sondern von Malta absegeln sollte, sobald eS die Ladung eingenommen. Ich rechnete nämlich darauf, daß die Kaper, durch sein AeußereS getäuscht, sich nicht ge trauen würden, cS anzugreifcn, und daß cS ihnen im schlimmsten Falle durch schnelles Segeln entgehen werde; von französischen Kriegsschiffen aber war das Meer ziemlich rein gefegt, und sie wagten sich nur noch selten aus ihren Häfen heraus. Ich micthcte einen englischen Capitain, dem ich die Wahl des Steuermanns und der Mannschaft überließ, und erhielt vom Admiral die Ersaubniß, das Schiff für diese Reise unter englischer Flagge segeln zu lassen, da es Eigenthum eines britischen UnterthanS geworden, worüber ein Attest ausgefertigt ward. °) In kurzer Zeit war mein Schiff beladen; es segelte ab und kam nach einer schnellen Reise wohlbehalten in London an. Bei der Lebhaftigkeit des Verkehrs in Malta fehlte eS auch kcineswegeS an Vergnügungen. Bälle und andere Lustbarkeiten waren an der Tages ordnung, und der Gouverneur, die Kaufleute und die Offiziere der Garnison wetteiferten mit einander in dem Glanz ihrer Feste. Mit besonderer Pracht wurde der Geburtstag des Königs gefeiert, der auf den 4. Juni fiel; alle Notabilitäten der Insel versammelten sich bei dem Gouverneur, Sir Alexander Ball, der denselben an der Piazza San Giorgio gelegenen Palast bewohnte, der früher den Großmeistern des Johanniter-Ordens zur Residenz gedient hatte-, — die schönen Säle des Palastes waren hell erleuchtet, und die Musik chöre verschiedener Regimenter spielten die britischen Nationallieder: „6oä »ave tb« King!" und „kule kritannia!" nebst den gangbarsten italiänische» Opermelodiecn des Tages. Die Toaste auf den König, die britische Armee, die Marine u. s. w. wurden von Kanonensalven sämmtlicher Battericcn der Festungswerke begleitet, wovon eine, die sich im oberen Theile der Stadt be fand und mit Kanonen vom schwersten Kaliber besetzt war, ein wahrhaft in fernalisches Getöse verursachte. Die Abende wurden gewöhnlich durch Militairmusik auf dem San-Giorgio Platz belebt, wo bei dem schönen, beständig heiteren südlichen Himmel ein großer Theil der Bevölkerung zusammcnströmte, um der abendlichen Kühle nach der ermattenden Hitze des Tages zu genießen. Es fällt auf der Insel vom April oder Mai bis zum September beinahe kein Tropfen Regen, und die Sonnenstrahlen, die von den Felsen abprallen, bringen eine höchst schädliche Wirkung auf die Augen hervor, weshalb viele Fremden grüne Brillen tragen. Das Erdreich aus Malta ist von Sicilien herübergebracht, da die Insel selbst eigentlich nichts als ein kahler Felsen ist, allein durch ein vortreffliches Be wässerungssystem hat man der natürlichen Unfruchtbarkeit des Bodens so weit abgeholfen, daß er die schönsten Apfelsinen, Citronen und andere Südfrüchte erzeugt. Die Vorstadt Floriana, wo viele englische Kaufleute Landhäuser mit Gärten besitzen, der Orangenhain Boschctta und der botanische Garten bei St. Antonio gehören zu den reizendsten Particen dieses Eilandes, das ider Natur nur sein tropisches Klima und seinen blauen Himmel, alles Uebrigc aber der Kunst zu verdanken hat. Da es in England bekannt wurde, daß die Geschäfte auf Malta so blü hend waren, so unternahmen viele Häuser Waarcn-Verschiffungen dahin, wo durch der Vorrath sich nach und nach ungemein anhäufte. Unterdessen kam die Nachricht von dem unglücklichen Feldzuge der Oesterrcicher in Deutschland und Italien, so wie von der Besetzung von Triest durch französische Truppen und endlich von der im Frieden zu Prcßburg beschlossenen Abtretung der gan zen Küstenlinie oder des sogenannten lürorsle-lsnssrico an Frankreich. Diese Nachrichten verursachten eine Stockung in dem Malteser Handel, und ich hielt cS daher fürs Beste, mit dem Nest meines Lagers nach Fiume abzugehcn, das für den Augenblick noch offen war. Es lag gerade in La Valetta ein ameri kanisches Schiff „Halcyon", dessen Superkargo die halbe Ladung daselbst ver kauft hatte, die andere Hälfte jedoch, die aus Havanna-Zuckern bestand, nicht nach Wunsch anbringen konnte und deshalb damit nach einem Hafen des Fest, landcs segeln wollte; ich ward mit diesem einig, den leergcwordencn Raum »1 Nach den englischen Navigations-Gesetzen dars kein Schiff die englische Flagge sichren oder ein sogenanntes vrlti.N bekommen, wenn cS nicht in Großbrilanien oder dessen Besitzungen gebaut ist. Hiervon ausgenommen sind die Prisen, die ebenfalls zu einen, »oxieter berechtigt sind.