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Wöche»>liii> erscheinen drei Nummern. 'Pränumerations-Preis 22) Silbergr. (j Tbn.) nikrtküsdrlich, 3 Tdle. sür da« gan;« ^>a!>r, o!>ne Erhöhung, in aUin TbeUcn dec Priukischcn Monarchie. Pränu-neraiionen werden von ieder Buchkandinng (in Berlin bei De!» u. Como., IZgerilraße Nr. 23), so wie von ollen Königs. Post-Leunern, angenommen. Landes. r/ 60. Berlin, Sonnabend den 20. Mai 1848. l Norwegen. Einige Worte über den Kampf der Dänen mit den Deutschen. Die schleswig-holsteinischen Verhältnisse, sagt das Morgcnblad, werden von Vielen hier (in Christiania) so einseitig beurthcilt, daß der Einsender die ses cS für Recht hält, eine billigere Ansicht, die von Manchen genährt, aber noch nicht öffentlich ausgesprochen ist, hierüber vorzutragcn. Schleswig-Holstein ist viele Jahre lang nicht blos der dänischen Regie rung satt, sondern auch dcS näheren LerhältnlsscS zum dänischen Volke, wel ches die Schleswig-Holsteiner, abgesehen von den politischen Unbilden, die cs denselben zugcfügt, mehrere Jahre hindurch mündlich und schriftlich beleidigt hat. Laß das Verlangen der Hcrzogthümcr, sich von Dänemark loszureißcn, nicht ohne Grund ist, davon kann sich Jeder überzeugen, der das Vcrhältniß untersuchen und die Mütheilungcn der Dänen wie der Deutschen zusammcn- stcllen will. Die Zeit ist jetzt gekommen, wo sich die Staateis Verfassungen zu schaffen suchen, die mit der Nationalität und dem Interesse des Staates in Uedereinßimmung sind. Dies thun die genannten Herzogthümer, und es ist unbillig, sie deshalb zu tadeln. Die Nationen werden nicht länger als ein Eigenthum der Könige betrachtet, und folglich kann auf die Behauptung, daß Schleswig von alten Zeiten her staatsrechtlich zu Dänemark gehört, kein große» Gewicht gelegt werden. Daß der größte Theil von Schleswig, wie bisweilen angeführt wird, dänisch gesinnt sep, beruht gerade nicht auf Wahrheit. Wenn man nun hervorhebt, daß den Schleswig-Holsteinern eine vortheilhaste consti- tutionclle Verfassung angebotcn ist, so ist eS wohl auch nicht zu mißbilligen, daß sie dieselbe nicht haben annehmen oder sich aus das Anerbieten oder die Versprechungen deS schwachen Dänemarks haben verlassen wollen. Sie wollen sich vernünftigerweise lieber an das mächtigere und durch Nationalität ver wandte Deutschland anschlicßen. Es wird ferner gesagt, daß es im norwegischen oder, richtiger gesagt, im skandinavischen Interesse liegen werde, daß sich die Deutschen nicht weiter gegen Norden ausbreitcn-, allein, ohne hier die Gründlichkeit der skandinavischen Ideen zu beunhcilcn, scheint cs doch unwidersprechlich, vag die Skandinavier nicht das aufhalten können, was die Welt-Entwickelung mit sich führt und der bestimmte Wille eines Volkes zu erkennen giebt. Nord. Jütland und die Inseln werden gewiß, selbst wenn sie Schleswig- Holstein nicht bezwingen, durch das Gleichgewichts-System der übrigen Staa- len, wodurch Dänemark bisher bestanden hat, als dänischer Staat bestehen. ES liegt ohnedies nicht in der Tendenz der Gegenwart, Eroberungen zu machen und Nachbarvölker zu unterjochen. Die Deutschen kämpfen nur dafür, daß da» ihnen verwandte Volk von einer verhaßten Herrschaft befreit werde. Welchen Bortheil kann wohl auch Dänemark von einem erzwungenen Alliirten haben? Bei der ersten Gelegenheit wird cS eine andere Partei als die seines Usur pator- ergreifen. Daß viele Norweger die Ungerechtigkeit Dänemarks gegen Norwegen zur Zeit der Vereinigung vergessen haben und vielmehr die Dänen in Folge des in späterer Zeit bei einzelnen Gelegenheiten bewiesenen Wohl- wollens (z. B. bei der Studenten-Versammlung im I. 1843) begünstigen, gründet sich auf ein lobcnswcrthcS ErkenntlichkeitSgenibl, das sich aber nicht über die Achtung vor Dem, was wahrhaft recht ist, hinwegsctzen darf. Nord-Amerika. Die Gefängnisse in Philadelphia und Charlestown. Der Anstoß zur Verbesserung unseres GcfängnißwescnS ist bekanntlich von Amerika auSgegangen. Die Vorzüge der beiden dort bestehende» Systeme, bei welchen die Einsamkeit und daS Schweigen die Hauptrollen spielen, sind auch in Europa aufs lebhafteste besprochen worden, und jedes von ihm» hat seine Anhänger und seine Widersacher gefunden. In den Vereinigten Staaten selbst scheint man sich immer mehr für die Einrichtungen zu entscheiden, die ihren Namen von dein Mustergcfängnisse zu Auburn im Staate Ncw-Iork erhalten haben, und ein vor kurzem erschienenes Werk, da- sowohl dort als in England die Aufmerksamkeit aller derjenigen erregt hat, die sich mit diesem Gegenstände beschäftigen''), dürfte wohl dazu beitragen, die öffentliche Meinung '> Vrt»vu >» k°riui«I, L. t-rox. 8„toii, ls»7. in der von ihr cingcschlagenen Richtung zu bestärken. Der Verfasser, Herr Gray, hat zur Prüfung und Vergleichung der bisher erzielten Resultate den Zustand zweier Strafanstalten untersucht, wovon die eine, das Lrmcern ?emleutiiirx zu Philadelphia, nach dem pennsylvanischen, die andere, das 8rul<- Ucmvu zu CharlkStown bei Boston, nach dem Auburner System ver waltet wird. Zur Rechtfertigung dieser Parallele vereinigen sich, wie er sagt, die mannigfachsten Gründe: beide Institute werden als Mustergcfängnisse be trachtet, stehen unter ausgezeichneter Leitung, haben eine fast gleiche Anzahl Züchtlinge (mit Ausschluß der Neger) und sind im Jahre I82V errichtet wor den; sie befinden sich in der Nähe von großen Städten, deren SanitätS-Ver hältnisse nicht wesentlich von einander adweiche», und werden von Gesellschaf ten überwacht, die jeden Mißbrauch entdecken und beseitigen würden. Die Besserung des Verbrechers ist das Endziel, da- sowohl von dem einen als von dem anderen System bezweckt wird; aber die Maßregeln des pennsyl- . dänischen sind weit schärfer und eingreifender, als die seines Nebenbuhlers: Die gänzliche, unbedingte Absonderung dec Sträflinge ist seine Hauptmarimc. Im Anfang wurden sie von allem menschlichen Verkehr ausgeschlossen; nur der Gcfangcnwärler durste sich ihnen nahen, und von ihrer Familie, ihren Freun den erhielten sie niemals die geringste Kunde. Die furchtbaren Wirkungen, die eine solche Isolation auf sie hervorbrachie, machten cS rathsam, die Strenge dieser Anordnungen einigermaßen zu modifiziren; in Philadelphia werden jetzt, außcr den Beamten der Anstalt, der Magistrat, ein Comit^ der I'ci«»» 8ucwr^ und ein Geistlicher zugelaffen. Bei allem dem kommt durchschnittsweise auf jeden der ZK» Gefangenen in vierundzwanzig Stunden em Zeitraum von nicht mehr sls fünfzehn Minuten, während dessen er sich mit seinem Nebenmcnschen unterhalten kann; ja, bei weniger begünstigten Individuen beschränkt sich diese schon so kurze Frist auf sieben Minuten! Den ganzen Rest oeS Tage- und der Nacht werden sie der Arbeit, dem Schlaf und dein Nachdenken überlassen, und die Richtung, welche Letzteres bei ihnen nimmt, soll die Zweckmäßigkeit des Systems bewähren, die oine solche Behandlungsmethode verschreibt. Man hat nämlich den Grundsatz aufgestellt, daß der einsame, ununterbrochene Verkehr mit sich selbst nothwendigerwcise zur Besserung des Verbrecher- führen, cs ihm Reue erwecken und den Entschluß erzeugen müsse, seinen lasterhaften Neigungen zu entsagen. Es ist allerdings wahr, daß der Trotz des Sträflings unter dem Druck einer eisernen Disziplin zusammenbricht, sein Geist erschlafft und gelähmt wird; aber dieser zahme, passive Zustand ist nur als ein höchst zweifelhafter Erfolg zu betrachten, da das Verbrechen selbst in den meisten Fällen eine Schwäche des Geistes voraussetzt, der also eher gekräftigt als noch weiter abgestumpft werden müßte. Werfen wir jetzt einen Blick auf das entgegengesetzte System. Im Zucht hause zu Charlestown arbeiten die Sträflinge in Gemeinschaft, dürfen aber nicht mit einander reden. Die wenigsten von ihnen verstehen bei ihrer Ankunft ein ordentliche-Handwerk; inan läßt sie daher ein beliebige- wählen und unter richtet sie darin aufs sorgfältigste. Die Nächte bringen sie völlig getrennt zu, und die Speisen werden ihnen in ihre Zellen verabreicht. Jeder Züchtling nimmt einmal wöchentlich ei» Bad, außcr im Winter, wo das Baden von dem Gutdünken des Arztes abhängt. Die Strafen sind: einsame Haft, Entziehung der Speise und körperliche Züchtigung; die letzter: darf nie zehn Hiebe über, steigen. Die Gefangenen werden aufgemuntert, Blumentöpfe in ihren Fenstern zu halten und Gemüse zu ihrcm eigenen Gebrauch anzupflanzen; die Zwiebeln, Gurken, Lomatcn, der Salat u. s. w., welche sie auf diese Art ziehen, müssen von den Küchen des Instituts für sie zubereitct wcrdcn. Sie erhalten Unter- richt in der Musik und im Gesang, wozu die Instrumente entweder von dcm Direktor angeschafft, oder von ihren Freunden außerhalb der Anstalt geliefert werden, und können sich etwa fünf Stunden täglich mit Schreiben und Lesen beschäftigen, zu welchem Zwcck sic in ihren Zcllcn dcS Winters bis v Uhr Licht haben. DaS Gcfängniß ist mit einer vortrefflichcn Bibliothek versehen, au» der die Sträflinge sich wöchentlich einmal Bücher holen können; auch ist cs ihnen erlaubt, ihre eigenen Bücher kommen zu lassen, oder sich welche au« ihren Er sparnissen anzuschaffen. Einer von ihnen liest jetzt die lateinischen Autoren, und ein zweiter hat sich de,» Studium dcS Griechischen gewidmet! Ein solches Kcrkerlcbcn ist, wie inan sieht, nicht ganz unerträglich und dürfte von manchem ehrlichen Arbeiter unserer alten Welt beneidet werden; der Klöster zu geschweige», giebt cs in der That nicht wenige Schulen, deren Einrichtungen strenger sind, als die des soeben beschriebenen Gefängnisses. ES ist freilich nicht anzunehmcn, daß alle nach den Regeln des Auburner System» verwaltete Institute dem Zuchthause in CharleStown gleichen, indem das Prin- zip des Schweigens sich wohl schwerlich mit Instrumental- und Bokalmufit,