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Wichemlich mch»in»u dx: Nummern. Prännmeralwni-Preis 22j Silbergr. Tdl-.) oierteüS!>rIiä>. L Ttür. für das tz-uj» Jahr, ohne Erhöhung, in aNrn Zh»u«n der Preussischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Deil n. Eomp., Iägerileasse Nr. 2Ü), so >»1« von allen Könlzh Pog-Aemlnn, angenommen. Literatur des Auslandes. Berlin, Dienstag den 25. April .4^ LO. »848 Frankreich. Beiträge zur Lösung des Arbeiter-Problems. tNach !er Kerne üet üeu» UuttUes. L. Alle, die sich mit der Organisation der Arbeit beschäftigt haben, wollten zweien Uebeln abhelsen, die ihnen außerordentlich schienen: der schlechten Ber- thnlung der sozialen Reichthümer nnd dem Uedermaße einer zügel- und gränzen- lofen Konkurrenz. Durch die Konkurrenz wird der Schwache von dem Starken vernichtet; durch die schlechte Vertheilung der Reichthümer wird die unbillige Eintbcilung der Menschen in Schwache und Starke unterhalten und verewigt. Welche Mittel sind nun gegen diese Uebel in Vorschlag gebracht worden/ Unter zwar verschiedenen Formen nur ein einziges. Weil man dadurch: daß man jeden Arbeiter nach seiner Weise den von ihm eingeschlagenen Weg verfolgen ließ, daß man die menschliche Thätigkeit sich selbst überließ und eS ertrug, daß sich der Reich, rhum in den Händen Derer, die sich seiner zu bemächtigen wußten, anhäuste, zu der bezeichneten traurigen Ungleichheit gelangte, soll man gegenwärtig alle zerstreuten Kräfte zu einem Bunde vereinigen, das Leben in einen gemein- schädlichen Mittelpunkt konzentriren, die Arbeit einem gemeinsamen Gesetze unterwerfen und die Vertheilung ihres Gewinnes nicht mehr nach der indivi duellen Geschicklichkeit, sondern nach Gerechtigkeit in Beziehung auf die Arbeits fähigkeit einrichten. Vereinigung aller Arbeiter unter Leitung des StaareS ist vie neue Formel, auf welche, wie auf eine nothwendige Konsequenz, die verschiedenen Systeme Hinzielen, die bis jetzt auf eine entschiedene Weise die Organisation der Arbeit haben festsetzen wollen. Aber es wirb keineSwegcs genügen, nach dem Beispiele einiger privilegirter Anstalten die Wohlthaten der Association nur zu predigen, ohne daraus ein gemeinsames und gebieterisches Gesetz zu machen. Man würde sonst die Konkurrenz unter Corporationen, anstatt unter Individuen, haben, was ein ähnliches Uebel wäre. Zu einer neuen Vertheilung der sozialen Neich- thümer schreiten, ohne eine distributive Macht festzusrtzen, welche die Anhäu« fang derselben fortan unmöglich machte und den menschlichen Leidenschaften das traurige Privilegium nähme, sich in's Unglück zu stürzen, hieße, auf eine Stunde eine Gleichheit an die Stelle der gegenwärtigen Ungleichheit setzen und der Zukunft dieselbe Verlegenheit Vorbehalten. Unterwerfung Aller unter dasselbe Band der Association, cinc bleibende Nothwendigkeit einer distributiven Macht, das sind die beiden unzertrennlichen Ariomc, die man, wenngleich nicht üe znre, doch als Thatsachc festzustellcn unternimmt. Wir würden kaum wagen, in dieser Zeit, wo jede Klugheit lästig scheint, zu entgegnen, daß die Völker einen Theil einer großen Familie ausmachen, und daß die Gesetze ihres Bestehens unvermeidlich von den Gesetzen adhän- gen, welche das ihrer Nachbarn nnd ihrer Brüder beherrschen. In Beziehung aus Industrie und Ackerbau soll die Organisation Frankreichs, weit entfernt, dasselbe mit einer unübersteigbarc» Mauer zu umgeben, vielmehr mächtig außer halb seiner Gränzcn zurückwwken. Die Frage über die Konkurrenz greift auch hier Platz, und wenn eS möglich ist, sie daheim zu regeln, so ist dies vielleicht weniger überall sonst möglich; demnach kann die Frage noch eine solche wer ben über Leben und Tod für die Völker, wie für die Individuen, und wenn geistvolle Männer in Frankreich die Organisation der Arbeit unter gleich förmigen Gesetzen und die Vertheilung der sozialen Reichthümer durch eine rechtliche Macht für möglich halten, so werden sie darum noch nicht an den Erfolg einer Propaganda glauben, die zum Ziele haben würde, derselben Regel das ganze Weltall zu unterwerfen. Gleichwohl wird man durch solche Einwendungen der Nichlannehmbarkeit die Lehre, um die es sich handelt, nicht verwerfen können: auch nicht, indem man die Schwierigkeit der Realisation nachweist, sondern nur indem inan darthut, daß sie falsch scp. Und dieser Nachweis ist bereits ohne Entgegnung, ohne Widerspruch geliefert worden. Predigten, Abhandlungen sind in dieser Beziehung geschrieben woreen, aber Alles ist ohne Wirkung geblieben. Es bleibt durch die Wissenschaft und die Geschichte bewährt, daß die Konkurrenz für die Arbeit das ist, was der freie Wille für den Menschen, nimmst Du dem Menschen sein Gewissen, seine moralische Verantwortlichkeit, so wird er einfältig; nimmst Du dem Arbeiter seine Unabhängigkeit, seinen freien *) Wir glauben, dreier wichtigen Frage die grösste ÄujmeikjEkm und den antgedthn- testtn Raum schenken und desenders reu Frankreich auS rett viele Trimmen darüber hören tu müssen. Di» nachstehenden Betrachtungen sind auS der Feder ritt«» weniger bekannten Publizisten, des Herrn BaMeux d» Marijy, geflossen. Gang, so wird er träge. Es bleibt eben so bewährt, daß die Vertheilung des Gewinnes durch eine distributive Macht — so zu sagen die Vernichtung des EigenthumS, des Erbrechts — wenn man zugiebt, daß eine solche Macht sich festsetzen und sich behaupten kann, die Zerstörung aller zum Guten ««spornenden Triebfedern und aller Gründe des SepnS und Handelns ist. Als unvollkommene und vergängliche Wesen h-ben wir einen moralischen Werth nur durch den Kamps, find wir nur glücklich durch die Liebe. Die Frei heit unterdrücken, die Aussichten im Kampfe zerstören, den Arbeiter verurthei- len zu produziren ohne Wetteifer, ohne Abwechselung von Gewinn und Ver lust, seine persönliche Verantwortlichkeit auf eine Verringerung deS Verbrauchs beschränken, hieße, unnütz machen die Fähigkeiten, welche seineMacht und seinen Ruhm bilden: den Eifer, zum Besseren zu gelangen, und den Muth, das Schlim mere zu ertragen ; eS hieße, ihm die Hoffnung rauben, welche belebt, und den Erfolg, welcher ein gutes Leben belohnt. Vergebens glaubt man, an die Stelle des Spornes seitens des Privat-Intereffes, die Aufopferung für das allgemeine Interesse zu setzen. Der Horizont des Gedankens ist, gleich dem sichtbaren Ho rizonte, kurz und beschränkt; niemals wird man es dahin bringen, daß wegen eines unbekannten Resultats, um eine Masse von Neichthümern anzuhäufen, deren Ziffer ihm gleichgültig sepu muß, der Mensch die Energie entfaltet, die er anwendet, um sein eigenes Vermögen zu vermehren. Man hat wohl Sol daten gesunden, welche den Selbsterhaltungstrieb bezwungen und dem Tode getrotzt haben, aus Liebe zum Ruhme, aus Aufopferung für s Vaterland. Ohne Zweifel; aber der Krieg ist immer ein ausnahmsweise! und vorübergehender Zustand gewesen, der kriegerische Heroismus entwickelt und steigert sich in Mo menten und mit Unterbrechung. Die Anstrengung, die er nothwenbig macht, wird nie sortoauernd sepn und ist eS auch nie gewesen. Dasselbe verlangen, um vie friedliche Arbeit zu organifiren, von jedem Gliebe der Gesammtfamilie eine dauernde Aufopferung fordern aus Sympathie für das Gesammt-Jntercffe, glauben, daß in dein Leben deS Arbeiters, welches jeden Augenblick benutzen muß, jenes Gefühl niemals ersticken und daß es vie persönlichen Strebungen, welche die Konkurrenz so fruchtbar machen, verdrängen werde, hieße, die menschliche Natur ganz verkennen. Freilich sagen unsere Gegner, daß wir die menschliche Natur unterschätzen, während sie sie höher zu stellen beabsichtigen. Dennoch beharren wir bei dem Gedanken, daß, wenn auch ihr Wille löblich, doch das Werk ein unkluges und das Resultat ein chimärisches ist. Anstatt des unmittelbaren und dringenden Interesses, welches ihn zur Arbeit anhält, läßt man dem Menschen nur die Ver folgung eines fernen und unbekannten Zieles; anstatt des Stolzes, den er auS dem Gefühle.seiner persönlichen Kraft schöpft, und des Eifers, welchen der sichtbare und handgreifliche, an jedem Tage erlangte Erfolg erzeugt, wen det man sich an eine über den moralischen Gesichtspunkt vielleicht erhabene, aber an praktischen Resultaten unfruchtbare Eigenschaft, deren Anstrengung un- sere unvollkommene Natur nicht beständig wirb ertragen können. Für Alle ar beiten, ist schöner, als sür sich allein arbeiten, aber diese Entsagung wird nicht von Jedem und zu jeder Zeit verlangt werden können, ohne die Besorgnis, Gleichgültigkeit oder Ermüdung herbeizuführcn. AuS dem Weltall eine große Gesellschaftshandlung oder vielmehr eine Hcrrnhuther-Gcmeinde machen, hieße, die Menschheit in einen Biberbauten umwandeln, dessen immergleiche Thätig keit seit dem Ursprünge der Zeiten keinen Schritt vorwärts gethan. Was will der Mensch, wenn er arbeitet/ Leben und genießen. Was ge währt ihm der Gewinn seiner täglichen Arbeit/ Zunächst das, was an jedem Tage für seine Eristenz nothwenbig ist, und dann einen gewissen Grad des Wohlstandes, nach welchem er strebt und dessen Perspektive unendlich ist. Wenn die Organisation der Arbeit durch die Ockonomie, welche ihre erste Frucht ist, in einem unberechenbaren Verhältnisse die Resultate der Arbeit ver mehrt, so werden die Genüsse des Arbeiters sich in demselben Verhältnisse ver- mehren, unb da diese doppelte Vermehrung unbestimmt ist, da das Bedürfniß nach materiellen Genüssen uns in jeder Stunde anspornt, so wird es noth wendig kommen, daß da, wo die Hingebung an das allgemeine Wohl aufhörte, die Liebe zu dem Wohlstände der abgespannten Triebfeder ihre ganze Elastizi tät wiedergeben würde. Wenn wir die menschliche Natur verleumdet haben, indem wir sie un- sähig hielten einer ununterbrochenen Anstrengung für ein vages Interesse nach einem fernen Ziele hin, so behaupten wir dagegen, daß man sie dann verleumdet, wenn man für ihre Handlungen als den einzigen und nöthigsten Grund den Wunsch nach Genüssen und nach Wohlstand angiebt. Wie wahr auch dieses Bedürfniß ist, wie sehr cS auch Veranlassung giebt, zur Arbeit anzuregen, so wirkt cS doch nur unter gewissen gegebenen Nmstän-