Volltext Seite (XML)
«er aus das mnigstt. VcrgennS war in der Redekunst ausgezeichnct, Grzegorz iral mit ihm sowohl in Venen wie iu Profil in die Schranken, und der Bischer pflcgic das Richieranil z» übernehmen. So führten sic unicr gelehrten be sprächen und Spielen des Witzes ein sehr aninutbigeS sieben. Ta crinbr Grzegorz, daß er in Bolen nir toot gehalten werde, nnd daß der König Kazimierz JagieUo, der Bruder und Nachfolger Wladyslaw s, die Brobstci von Wicliczka einem Änderen übergeben habe. Grzegorz nannte diese Prodstci, welche das ibm zmn erncn Male znlächclndc Glück ihm zugebracht hatte, sein wahres Vaterland: er ließ sich daher weder durch des Bochois Rathschlägc »och durch die Aussichten aus ciuc reiche Probstci in Ungarn znrück- daltcn. Um ihm jedoch die Rückkehr nach Ungarn zn erlcichicrn nnd ihn oor Verfolgungen in Bolen sichcrznücllcn, sorgte der Bischof dafür, daß ibm einige Aufträge au den König von Polen crlhcilt wurden. So erschien nach mehrjähriger Abwesenheit der Todtgcglauble unverhofft in Krakau als Ungarischer Abgesandter. Ter König und die Königin Mutter verlangten von ibm vor allein Anderen eine genaue Auskunft über die Schlacht, da sich bas Gerücht verbreitet hatte, daß Wladyslaw nicht gefallen scy, sondern sich irgendwo verborgen halte. Um die Hoffnungen der Mutter nicht auf einmal völlig zunichte zu machen, widersprach auch Grzegorz dem Gerüchte nicht geradezu. Neben der Besorgung seiner Aufträge bemühte er sich auch um Wiedererlangung der Prob»ei von Wicliczka. Er reiste eben dem Könige nach Thorn nach, als die Nachricht von dem Tode des Erzbischofs von Lemberg, Jan Ovrowgz, cinlief, der viele Streitig keiten mit seinem Kapitel gehabt hatte und sogar als Gebannter starb. Den vier Kandidaten, die zur Wicdcrbcsctzuug des Erzbisthums vorgeschlagen waren, fügten die Königin Mutter und der Rath noch Grzegorz bei, gegen den Willen des Kardinals Zbigniew OlcSnicki, der Grzegorz wegen seiner fremdländischen Sitten abbolv war. Der König gab seine Zustimmung, nnr Grzegorz selbst weigerte sich lange Zeit, die Stelle anzunehmen. Endlich ent schloß er sich dazu, und nachdem er noch durch einen Gesandten den Ungarn Rechenschaft von seiner Mission abgelegt hatte, wnrde er vom Kardinal Llcsnicki selbst geweiht und vom Volk in Lemberg mit Freuden empfangen. Das ErzbiSthum fand Grzegorz in großem Verfalle vor, die Canonici waren zerstreut, Geistliche waren wenige da, Einkünfte fehlten fast ganz, und schon gedachte cr, wieder von dannen zu ziehen. Doch von neuer Hoffnung beseelt, rief cr die Dombcrrcn zurück, besetzte die Stellen der Verstorbenen von neuem, begann die Erbauung einer Kirche, ordnete die Einkünfte und stellte die Disziplin wieder her. Er predigte selbst zn dem Volke, das in großer Zahl zu ihm strömte, und seine Beredsamkeit, seine angencbme Stimme, seine ganze Persönlichkeit erwarben ihm Achtung und Verehrung. Jedem stand er mit Rath und That bei. Durch reichliche Geschenke unterstützt, kaufte cr einige Dörfer an, führte die Einwohner zu den verödetem Wohnplätzcn zurück und legte am Flusse DambrioluS bas Städtchen Dnuasow an, das cr mit einer Burg unk einer Mauer versah. Während des Einfalls der Tataren im Jahre l»74 fand cr hicr eine sichere Zuflucht, cr crmuthigte die Einwohner, sorgte für hinreichende Waffen und Geschosse und besichtigte selbst die weniger sicheren Theile der Manern. Diese Stadt war sein Lieblingsauscnthalt, selten und nur aus kurze Zeit kam er nach Lemberg. Die Einsamkeit nnd Ruhe hatte er so lieb gewonnen, daß cr das ihm angebotene ErzbiSthum von Prag aus schlug. Lieber als seine Landsleute sah cr Fremde bei sich, insbesondere Jta- liäner, die beim Glase und Mable leine vertrautesten Genossen waren. Die innigste Freundschaft hatte cr mit Sodziwoi Czechel, Zan Dlugosz, dem Ver fasser der Chronik Polens, und rem Florentiner Philipp Callimach geschloffen; den Letzteren zog cr aus Ungarn nach Polcn nnd bahnte ihm den Weg znr Gunst des Königs Kazimierz. bei wichtigen Angelegenheiten an den König, zuletzt den Senat gcknz, da seine gesunden und frcimülhigen nichts fruchteten, sondern ihm sogar die Feindschaft jSchlnß folgt.) Italien. Neuere Dichter Italiens. I. Binccnzo Monti, t Schluß.) Wie in seinen Liebesliedern, herrscht auch in der „Basoiltiana" das Gemachte vor; cr gab zu viel Fiction, Dcclamatton nno Pbantasmagorie, wo cS einer cimachcn Erzählung bedurfte, um alle Herzen zu rühren. Wie dem aber auch sey, das Werk hatte einen ungeheuren Einfluß auf die Gemüther, und in dickem Betrachte erreichte cS vollkommen des DichtcrS Zwcck. Das Studium Dante s ward wieder eifrigst betrieben und dieser der Kultus einer ganzen Generation. Ja, man verfiel selbst in das cutgcgen- gcsctztc Ertrcm, nnd man diSkutirte aus den öffentlichen Plätzen nnd in den Cafes wie in den gewähltesten Zirkeln übcr die Suprematie Virgil's oder Dante'S- — Die von Monti in jener Dichtung angewandte Diction ist in der That eine ganz neue Schöpfung: alle Weichlichkeit ist daraus verbannt, alle Vokale schcincn sonor und stark geworden: die Sprache trägt die strenge, wilde, halb barbarische Physiognomie jener Revolutions-Epoche voll Blut, CynismuS und Größe: denn man kann sagen, daß alle diese Charaktere sich in ihr zusammenfankcn. Es kam nun der Tag, wo die Französische Republik von Rom Besitz nahm. Monti schwrbte in Todesangst, fürchtend, die „Baffoilliana" möchtc cbu der Rache der neuen Machibabcr aussetzlcn. Eiait dessen jedoch nahm Marino»l sich seiner srcundlcch an, führte ihn nach Florenz, wo cr ihm Muße verschaffte, seine angegriffene Gcsunrhctt wiederhcrzustellcn, und stellte ihn später in Mailand an. Da nnd in Rom schrieb cr einige bewunderte Ge sänge: II I'eric»ol, tl l'ouxre»« üi l.iom- und noch mehrere Dichtungen, die alle, unter dem Drncke der Zeit, der Umstände, der eigenen Schwäche des Verfassers, eine gewisse Servilität znr Lchan tragen, selbst wo daü Süjct eine großartige Behandlung erfordert hätte. Der Krieg mit Testerreich riß unseren Dichter wieder aus diesen Ver hältnissen ; cr mußte mit vielen Anderen flüchten und führte mehrere Wochen laug bas traurige Leben eines hernmirrcndcn Geächteten, bis ihn, krank und erschöpft wie cr war, sein Frcund, Graf v. Morescalchi, nach Paris führte. In Vieser Weltstadt, wo cr in den Kirchen unbemerkt sich verlor, fühlte er sich invesscn einsam und verlassen: eifriges Arbeiten allein rettete ihn vor gänzlicher Melancholie. Zu allem Glücke war ihm auch seine Gattin aus Italien gefolgt. Bei Gelegenheit des Toves seines Freundes, des Dichters und berühmten Mathematikers Lorenzo Mascheroni, begann cr ein Höchs) cigenthümlichcs Gedicht in Terzinen, das cr nie vollendete, unter dcm Titel: ll modle üi »n^Berum. Er ließ diese Dichtung liegen, die, wenn auch nur ein Torso, den Stempel der höchsten Genialität trägt, um alle seine Kräfte an die Ausarbeitung einer dritten Tragödie — „Casus Gracchus" — zu setzen, einer Tragödie, zu deren Dichtung gewiß Frank reich damals der passendste Aufenthalt war. Hätte Monti nichts gedichtet als dieses Trauerspiel, das mit „Aristodemus" und „Manfredi" nicht die ent fernteste Aehnlichkcit hat, wäre ihn, doch dauernder Ruhm gewiß. „Cajus Gracchus" ist ein beredtes, mächtiges Werk, das uns in das Rom der Tri bunen zurückversetzt, — und man stirbt nicht, wenn man es verstanden hat, einen Gracchus so rcdcn zu lassen. Die .Zls.-iclwroiüiMit" hatte in gewissem Sinne Monti populair ge macht. Er ward aufgefordcrt, zur Verherrlichung des glänzenden Sieges von Marengo eine Hymne, eine Cantate und noch ein drittes Poem zu dichten. Der von der Noth aufs Höchste gedrängte Dichter fügte sich den Verhältnissen. Eine Gratification von ttsOO Fr. und eine Anstellung als Professor der Jtaliä- nischen Literatur am College üe b'ranee waren der seiner Arbeit versprochene Lohn. Seine Fcinve wußten jcvoch die Erfüllung des Versprechens zu ver hindern, und alle seine Schritte und die Bemühungen seiner Freunde hatten nur vcn Erfolg, daß ihm eine geringe Summe ausgezahlt wurde. „Ich er hielt »00 Fr.", sagt Monti, „eine nicht geringe Unterstützung unter jenen drückenden Umständen." — Später indessen crinnene sich Napoleon des Hymnendichtcrs wieder und gab ihm die Wahl zwischen einem Lehr stuhl in Mailand und einem in Pavia. Monti wählte Pavia, wo er währcnv dreier Jahre unter vcm enthusiastischsten Beifall seiner jugendlichen Zuhörer lchrtc. Nach Verlauf dieser Zeit ward cr zum Assessor im Ministerium dcS Innern in Mailand, für das Departement der Wissenschaften und Künste, und zugleich zum I'oma luur«mu>. ernannt. „Dieser letztere Titel", sagt einer seiner Biographen, „verpflichtete ihn, die Schlachten, Siege, öffentlichen Feste, Verträge, Geburtstage, König!. Hochzeiten, Geburten w. zn besingen." Monti führte kcincSwcgeS das zurückgezogene Leben Pctrarka'S in dem lcbcnssrohcn Mailand. Er besuchte viele Gesellschaften, recitirte häufig seine und Dante s Verse: zuweilen, und bas war für ibn kein geringes Vergnügen, führte cr mit seiner Fran Sccncn ans Tragödien auf. Machte cr auch viele Schulden, so muß man doch gestehen, daß cr das Geld mit derselbe» Leichtig- keil entbehrte, als cr cs hingab. Er besaß ein wahrhaft großes Herz. — In Nom hatte er früher Gelegenheit gefunden, einen Freund, Namens Luigi Marioni, durch Empjehlung ans obskuren Verhältnissen zu befreien. Marioni hatte inzwischen eine brillame Carriffre gemacht und kam aus einige Tage zu Monti nach Mailand. Im Momente der Trennung erinnerte cr diesen mit Zärtlichkeit an Alles, was er ihm verdanke, und »sie er nichts sehnlicher wünscht, als ihm seine Dankbarkeit beweisen zu können, und bei diesen Worten drückte cr ihin ein Papicr vo» Kioo Römischen Thalern in die Hand. „In Erstaunen gesetzt", schreibt Monti, „von diesem Ucbermaß von Großmnth, hatte ich die Kraft, zu refüsircn nnd der Verführung der Bitten, die doch noch mächtigcr ist als die ver Gabe, standhaft zu widerstehen." Monti theilt uns übrigens selbst mit, daß Marioni andere Wege sand, ihn zu ver pflichten. Seitdem wir Montis Verheiratung erzählt, haben wir nichts über seine häuslichen Verhältnisse gesagt, weil sie sich mit Stillschweigen über gehen ließen. Monti und seine Gatlin hatten wenig Zeit gebraucht, um cinznschcn, daß sic nicht einander genügten. Es war ein Mangel an Tiefe, an Innigkeit in seinem Wesen eben sowohl wie in dem ihrigen: er, egoistisch, titel, seinen Ruhm nie auf ver Höhe seines Genins findend: sie, ohne jöne geheimen Reize, welche sich langsam nnr entschleiern, gleichsam um das Ver langen, den Knltus des HerzcnS, zn befriedigen und den Geboten der Liebe zu gehorchen. Auf Beide übte die Welt eine unwiderstehliche Gewalt aus. Währcnv er sich varin kurch vaS eifrige nnd ausschließliche Schaffen im Reiche der Gedanken neue Triumphe bereitete, gab sic durch ihre Schönheit, ihren Stolz, ihre allmächtige Koketterie zn den kühnsten Bewerbungen Anlaß. Gewiß suchte siö oft, von diesen Huldigungen erschreckt, in der Zärtlichkeit ihres Gemahls Schutz gegen ihre eigene Schwäche: cr aber, vom Dämon der Kunst besessen, wies sic dann rauh zurück, ohne ihren Zustand zu beachten, oder cr bchielt sic auch iu seiner Nähe, damit sic ihn, seine Verse vorlefe, oder seine freudigen Pläne für vic Zukunft mit ihm ausmale, oder seinen Grimm ihm austoben Helse. Keine Tugend, kein ernstes Interesse fesselte diese beiden Wesen an einander. Man denkt sich ihn, gänzlich eingenommen von seinen Selten schr»cb er mied er dcn Hof und Rathschlägc nicht nur Aicler znzogcn.