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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration-Preis 22; Silberzr. sj Thlr.) vierteljährlich, Z Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in alle» Theilen der Prenliischen Monarchie. Magazin für die Man prämuncrirl aus diese« Literatur. Blatt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. Staat- Zeitung (Friedrich-. Straße Ne. 72); in der Provinz so wie im Auslände hei den Wodllödl. Post - Acnitern. Literatur des Auslandes. ^1^ 113. Berlin, Mittwoch den 2l September 1842. Bucharei. Bochara in seinem heutigen Zustande.") Buchara oder Bochara, die Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs oder der sogenannten Großen Bucharei, liegt unter U»" 48' nördlicher Breite und 64" 26' östlicher Länge von Greenwich, ans einem ebenen Boden und ist von zahlreichen Gärten umgeben, hinter denen die Stadt von fern nicht ge sehen werden kann. Nur in einer Distanz von drei oder vier Werst erblickt man zuerst die Spitzen ihrer Gebäude und Minarcts, und endlich erscheinen auch ihre zackigen Mauern oder Wälle. Diese haben das Ansehen gestutzter Kegel; sie sind ungefähr Zi Klafter hoch, an der Basis fast von gleicher Breite, aber an der Spitze nicht über einen Fuß breit. Eilf Thore aus Backsteinen, mit Thürmcn an den Seiten und mit Wachen bestellt, führen in das „edle Bochara", wie die Stadt bei den Einwohnern heißt. Buchara ist in Form eines Dreiecks erbaut. Den Umfang berechnet Baron Mependorff auf ungefähr II Werst. Ein langer Kanal, der Schach-Rud, durchschneidet die Stadt; dieser erhält sein Wasser aus dem Flusse Ser- esschan, welcher IO Werst von Buchara entfernt fließt.") Aus dem Schach- Rud oder Königs-Kanal wird das Wasser alle 14 Tage vermittelst unter irdischer Röhren in 68 Bassins geleitet, die meistens bei den Moscheen an gelegt sind und von denen jedes etwa 120 Fuß im Umkreise hat. Aus ihnen schöpfen die Einwohner ihr Wasser. Die Straßen von Buchara sind äußerst eng, krumm, kothig und dabei ohne Ramen; die allcrbreitestcn haben nicht über i- Klafter, die übrigen nur 8—7 Fuß in der Breite, so daß man bei schlechtem Wetter bequem von einer Seite der Gaffe zur anderen hinübcrsprin- gen kann. Ihr» ß>-ius-v »i. «uryurr» uuv rll>r>z»,> Bretter und Pfähle gut oder übel mit einander verbunden sind, und die Zwischenräume füllen sie mit einer Mischung von Lehm und gehacktem Stroh. Die Dächer sind platt, die Fenster dem Hose zugewcndct; an der Straßen seite sieht man nur Thürcn. Das merkwürdigste Gebäude ist der Ark, die Citadelle oder der Palast des Chans. Es steht fast im Mittelpunkt der Stadt, auf einem 200 Fuß hohen Hügel in abgestutzter Kegclform, und ist von einer gezähnten 60 Fuß hohen Mauer umgeben, die nur ein Thor hat. Dieses ist aus Backsteinen erbaut, mit Thürmen an beiden Seiten. Ein langer Korridor mit alterthümlichen Gewölben führt nach dem Gipfel der Anhöhe: droben findet man Häuser von Erde für den Chan, seine Kinder, sein Harem und seinen ersten Wesir, welcher Kusch-Begi, der Falkner, Vogel steller, heißt"'); ferner eine Moschee, mehrere Barracken für die Sklaven und Leibwächter, Pferdeställe u. s. w. Alles ist von einem Garten umgeben. Nach dem Abend-Gebete wird die Palast-Wache verdoppelt und das Thor gesperrt; gleichzeitig sperrt man auch die eilf Stadtthore. Das Thor des Ark öffnet sich auf einen geräumigen freien Platz, der Registan heißt und nicht Segistan, wie Baron Mependorff ihn fälschlich nennt, h) Er ist an drei Seiten von Gebäude» umgeben : der Pforte des Ark gegenüber liegt eine Moschee, und vor derselben befindet sich ein mit Bäumen umpflanztes Bassin. Auf diesem Platze bietet man allerlei Asiatische Waarcn, besonders unverarbeitete Erzeugnisse, Lebensmittel, Gemüse, Obst u. dergl. znm Verkaufe - er ist der vornehmste Markt von Buchara. Man sicht hier den größten Zusammcnlauf des Volkes. Zur Zeit des Herrn Mependorff war hier auch die Richtstättc: aber seit der Thronbesteigung des jetzigen Chans werden die Verbrecher andcrSwo hingerichtet. Die Moscheen und Lehr-Anstalten Bucharas sind ungemein zahlreich und die größten Zierden der Stadt. Als Mependorff Buchara besuchte, zählte man Z60 Moscheen, und im Jahre I8Z4 Z66 (also im buchstäblichen Sinn so viele als Tage im Jahr und sogar im Schaltjahr!). Die vornehmste und größte derselben ist die auf dem Registan. Sie mißt etwa 3oo Fuß im Um fang, und ihre Spitze ist 100 Fuß hoch. Ihre Fanadc hat mehr Zicrrathc», als die der übrigen Moscheen, und verschiedenfarbige, meist blaue oder weiße In schriften, Arabische Verse und Koransprüchc. Eine andere Moschee, die Mir- Arab heißt, zeichnet sich durch ein Minaret aus, welches man für das beste architektonische Werk in Buchara erklärt; dieses Minaret ist 180 Fuß hoch, -) Nach «n« Bearbeitung de- Russischen Orientalisten Paul Saweljew. Sein Name bedeutet Gold-au-streuend, »«» den Persischen Worten »er, Gold, und elxaKLu, dem Partizip de- Verbi ekel,-nie», au-streu-n. —> Au- den Türkischen Worten Uuoob, Vogel, und lieg oder bei, Fürst, mit dem Sussix der dritte» Person lku»cd beg-l, Vogel Fürst-sein). 1-1 Heißt Sand-Plaß, von rek oder rite, Saud. mißt an der Basis 72 Fuß und verengt sich nach Maßgabe seiner Erhebung. Ungeachtet seines Hohm Alters hat cS sich sehr gut erhalten. Zu den merk würdigen Moscheen gehören auch die unterirdischen (Masar); es gicbt ihrer zwei in Buchara: eine aus dem Basar der Moschus-Verkäufer und eine andere auf dem Markte der Goldarbeiter. Die Medresse's, d- h. die höheren Schulen oder Kollegien, sind in der Regel neben den Moscheen erbaut, und zwar in Form von Parallelo grammen, zwei Stock hoch, mit einem großen Hof in der Mitte. Ein Zimmer geht mit Fenstern und Thüren auf den Hof, das andere auf die Straße. Die Mauer überragt die Thür um einige Fuß. Dieser Lehr-Anstalten giebt cs bis an 60; ein Drittheil derselben zählt an 70 Schüler; die übrigen zählen nur 2—10 Schüler, je nachdem das Wakf oder der Fond der Anstalt mehr oder minder bedeutend ist'); denn die Zöglinge erhalten nicht bloß Woh nungen in dem Gebäude, sondern auch Gratifikationen aus dem Fond der Stiftung, und es versteht sich, daß sic am meisten dahin trachten, in reichen Medresse's untcrzukommcn. Die Bibliotheken dieser Scminaricn sind sehr unbedeutend; nur wenige derselben enthalten über zweihundert Bände, und Herr Dcmaison sand in denselben nichts als die bekanntesten orientalischen Werke, jedes in einigen Exemplaren. DaS geräumigste Scminarium führt den Namen Kukiltasch, und das schönste ist die vor mehr als 200 Jahren erbaute Medresse des Subchan-Kuli-Chan. In der Nähe des ersteren liegt die Medresse des Gesandten Nasir (Nasir Eltschi), zu deren Erbauung Kaiserin Katharina II. von Rußland, an deren Hof Nasir als Gesandter ad- ging, beigesteucrt haben soll. Bei jeder Moschee befinden sich Elementar- Schulen, die Mckteb heißen. Die Basars, Bäder und Karawansarai's nehmen unter den Gebäuden die man zählt ihrer bis an achtzehn. Zur Zeit MependorffS gab es 14 Karawan sarai's; jetzt ist ihre Zahl auf 28 gestiegen. Alle diese Gebäude sind nach einerlei Plan erbaut; sie bestehen aus zwei Stockwerken und schließen einen geräumigen Hof ein. In dem oberen Stock logiren die mit der Karawane angekommcnen Kaufleute, und im unteren verwahrt man die Handels-Artikel, die in Buchara abgesetzt werden sollen. Alle Karawansarai's sind aus den Fonds liberaler Privatpersonen erbaut. Der Basars und Waarenläger gicbt es ungemein viele; sie zeigen mchr als Alles, daß Buchara eine sehr handel treibende und bevölkerte Stadt ist. Es giebt ganze bedeckte Gaffen mit Reihen von Buden zu beiden Seiten, die sich auf eine bedeutende Strecke ausdehnen; diese bedeckten Basars heißen Tschar-Su, vierseitige"); es giebt ihrer sünf. Alex. Burncs besuchte den Sklaven markt am Sonnabend, und zur Zeit der Anwesenheit Demaison's (in demselben Jahre) wurde zwei Mal wöchentlich Sklavcnmarkt gehalten, an Montagen und Mittwochen. Die Einwohnerzahl Buchara's schätzt Mependorff auf 70,000; Burnes auf 160,000, Everömann auf 200,000. Dcmaison glaubt, dic von Mependorff angenommene Zahl komme der Wahrbcit am nächsten. Drei Viertheile der Be wohner sind Tadschiken, die größtcnthcils Handel und Gewerbe treiben. °") Burncs rechnet an 4000 Juden; diese leben hier freier als in anderen muhammcdanischcn Städten und sind mit ihrem Loose ziemlich zufrieden. Sie stammen größtenteils aus Persien und beschäftigen sich ebenfalls mit Handel, aber vorzugsweise mit Scidenfärberci. Die Zahl der in Buchara angcseffenen Hindu's ist ungefähr eben so groß, wie die der Juden. Die übrigen Bewohner sind das herrschende Volk, die Usbeken, f) Obschon der Flor Buchara's jetzt lange nicht mchr so bedeutend ist, wie er in der glänzenden Epoche der Samaniden gewesen, so nimmt die Stadt unter den Städten des Ostens doch noch eine der ersten Stellen ein, da sie der vor nehmste Stapelort des Handels von Inner-Asien ist und ihre Lehr-Anstalten so berühmt sind, daß angehende muselmännische Gelehrte aus den entferntesten 0 Vukt, UN Plural u»I<ül und »uk»t, heißt Arabisch alle- bewegliche und unbe wegliche Gut, welche- zum beständigen Unlerkalt der Moscheen und Medresse'-, desgleichen zur Subsistenz der Geistliche» an erstere» »»d der Lehrer und Stipendiaten an letzteren, jener Stiftung geweiht ist. "s Au- tticl-Lr ssür t»-.kek-rsi int Persischen vier, und tiü, Seite (für «üll). Eine Verderbnng davon ist da- bei den Türken geb-äuchliche Wort txelwr-ckx, Markt. -"I Die Tadschiken, Persischer Abstammung, sind ein sanftes, unkriegerische-, aber gewcrbflcißige- Volk und die ältesten Einwohner Buchara'-. -j-j Die Uibeken, Türkischen Stamme-, leiten ihren Namen von »», selbst, und Kele, Fürst, Herr; sonach wäre die Bedeutung Celbstherr, freier Herr. Sie bilden die Klaffe der Krieger und Beamten in Buchara, wogegen die Tadschiken oder eigentlichen Bucharcn nur auf Handel und Gewerbe sich legen dürfen. Ihre Sprache, »och jetzt dic Türkische, ist stark mit Persischen Wörtern vermengt.