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Feindschaft und Sorge, ihre gewaltigen Kräfte dazu beuntze», zwei dreisten, grossen Langfingern, nämlich England »nd den Vereinigten Staaten von Nordamerika etwas die so bequeme und listige internationale Ländcrerwerbttngspolitik zu erschweren, und das, dies geschehe, wns, Frankreich noch viel mehr wünschen, als Deutschland. Wer hat denn die Franzosen, die zuerst das Pharaonculand der europäischen Cultur durch den Bau des Suczkaunls erschlossen hatten, ans Egypten heransgedrängt'? Wer hat ferner den Fran zosen in Faschvda einen schmählichen Rückzug aufcrlegt? Wer hat ihnen ferner in Madagaskar nnd Oftasicn Schwierig keiten bereitet? Immer nur England und immer nur England, weil das schlanc Albion wusste, dass Frankreich so in den Revauchcgcdanken gegen Deutschland verrannt war, dass es nach irgend einer anderen Seite gar nichts unternehmen konnte. Nnn diese so seltsam durch Frank reichs thörichte Politik so bevorzugte Lage Englands kann durch eine Annäheruug Deutschlands uiid Frankreichs so fort ans eine schiefe Ebene gebracht werden und die bisher gar nicht in der hohen Politik in Betracht gezogene Er- oberuug Englands durch zwei oder drei festländische Groß mächte wäre einer der wichtigen nenen Schachzügc auf dem diplomatischen Felde. Und zu solch' einer Wendung der Dinge könnte sich Rußland nur Glück wünschen, denn in Asten und dem Orient stößt das Czarenreich überall an engli che Hindernisse. Ueberhaupt würde eine derartige Entwickelung der Dinge allen europäischen, in einem festen Friedensbnnde geeinigten Staaten erst die rechte Macht und Freiheit geben, um gegenüber England nnd Nord amerika ihre Interessen voll nnd ganz wahrznnehmen. Oder will man der englischen und amerikanischen Bcntcgier, die mit einer ganz unheimlichen Heuchelei verbunden ist, weiter bei der Weltmachtvertheilnng Zusehen? Man werfe doch einen Blick ans die Landkarte und stndire die Ländermassen die England und Amerika im Interesse der eigenen Macht annectirt haben. Politisches. Ucbcr die Verletzung der Kaiserin liegen aus Berchtesgaden verhältnißmüßig befriedigend klingende Nachrichten vor. Sv besagte eine Mittheilnng vom 21. Juli Folgendes: ..Die durchaus günstige Ab nahme der örtlichen Störnngen bei der Kaiserin gc stattete hentc die Anlegung eines fixirenden Verbandes an dem verletzten Unterschenkel. Der Verband wird gut ertragen nnd beseitigt die nach vvrhandenen subjektiven Beschwerden völlig." Die Anwesenheit des französischen Avisv'S „Ibis" in Geestemünde hat nach den Ereignissen vvn Bergen zu einer nenen dcntsch-französischen Verbrüdernngö- kundgcbnng geführt. Am Freitag waren die Offiziere des „Ibis" die Dincrgäste der in Geestemünde stativnirten Marincvfsiziere, am Svnnabend fvlgten die lchtcren einer Einladung des Evmmandanten des „Ibis" zum Diner an Bord des französischen Schisses. Znm Nachfolger des verstorbenen Cardinal- Erzluschoss Grasen Schönbvrn vvn Prag, soll der Bischof von Brünn, Ur. Dauer, attsersehen sein, der, wie cs weiter heißt, den Prinzen Max von Sachsen als bischöflichen Coadzutor erhalten würde. Die Haager Friedenskonferenz ist endlich in das Stadium der entscheideudeu Plenarabstimmungen eingetrcten. Am Freitag stimmte die Conferenz über den Bericht der ersten Commission ab, bctr. das Verbot der Anwendung von Exvansivgeschossen n.s.w. Der erste Pnnkt des Berichts — Verbot des Schlenderns von Explosivkörpern aus Luftballons — wurde ein stimmig genehmigt. Der zweite Pnnkt — Verbot oer Verwendung von Stickstoff verbreitenden Bomben — gelangte gegen die Stimmei, Englands nnd Amerikas zur Annahme. Mit großer Mehrheit nahm dann die Conferenz Pnnkt drei — Verbot vvn Ex- pansivgeschvssen — nach lebhafter Debatte in der ursprünglichen Fvrm des Berichts gegenüber bean tragten 'Abänderungen an und erledigte dann den Rest des Berichts vhnc besvndcre Abstimmung. Zwischen zwei der höchsten Würdenträger der katholischen Kirche in Spanien sind Aufsehen erregende Mißhclligkeiten anSgebrvchen, die ihren deutlich er- kcnnbareil politischen Hintergrund anfwcisen. Der Cardiual-Erzbischvf vvn Toledo erließ einen Hirten brief, in welchem die Gläubigen anfgefordert werden, der herrschenden Dynastie nnd den ' staatlichen Ein Achtungen Achtung cntgcgenznbringcn. Dagegen hat der Erzbischvf vvn Sevilla die Veröffentlichung einer carlistischcn Schmähschrift gestattet und außerdem eine carlistische Abvrdnung empfangen, sich alsv hierdurch öffentlich auf die Seite der Carlisten ge stellt. Wie es heißt, will der Cardinal-Erzbischof von Toledo diese Angelegenheit dem Vatikan nnter- brciten, was dem carkistisch gesinnten Erzbischof von Sevilla vermnthlich einen väterlichen Verweis von Seiten des Papstes cintragen wird, da es ja bekannt ist, daß sich Lev Xlll. wiederholt schon zu Gunsten der allonslstischen Dynastie m Spanien gegenüber dein Carlismus ausgesprochen hat. linier den „Uitländers^ in Johannesburg haben die jüngsten entschiedenen Erklärungen des Colonial- nümsters Chamberlain im englischen Unterhaus,' über die Transvaalfrage nnd die Versicherung der „Times", die englische Remernng sei entschlossen, au ihrer von Milner auf der Bloemsonteiner Conferenz vertretenen Politik sestznhalten, große Befriedigung Hervorgernfen: man wünscht in diesen Kreisen keinen schwächlichen Vergleich Englands mit Transvaal. Der Londoner „Standard" bringt aus Johannesburg die Scnsations- nachricht, der Cnpministeruräsideut Schreiner habe den Präsidenten Krüger telegraphisch ermahnt, Eng land in keinem Punkte mehr uachzugebem. Die TrnuSvaal-Negierung will der Bevölkerung der Gold- feldcrdistriktc 12 Parlaments-Vertreter zugestehen. — Cecil Rhodes gab in einer Rede zn Capstadt seiner Zuversicht Ausdruck, daß es zu keinem Kriege kommen werde. Die Russen haben von den Chinesen ein uenes Zugeständnis; heransgeschlagen, nämlich die bereits erfolgte Gründung einer russischen Schule in Peking, die vvn der chinesischen Negierung erhalten wird. Diese am Freitag eröffnete Schule soll ausschließlich zur Pflege des Unterrichts in der russischen Sprache nnd zur Ausbildung vvn Chinesen als sprachkundige Angestellte der Eisenbahnen dienen. Lokales und Sächsisches. Schandau. Zu der Dienstag, Nachmittag 3 Uhr stattsindendeu Concert-Dampfer-Fahrt wird der Eildampfcr „Angnste Victoria" gestellt werden. Der Salon-Dampfer „Auguste Victoria" ist das größte nnd am vornehmsten eingerichtete Schiff der Sächsisch-Böhmischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft. Die Thcilnahmc an der Fahrt ans diesem Dampfer, welcher in entgegenkommendster Weise von der Direktion verfügbar gemacht wurde, verspricht eine» besonderen Genuß. Um Uebcrfülluug zu vermeiden und den Aufenthalt auf dem Schiff möglichst angenehm zu gestalten, werden Fahrkarten nur in beschränkter Zahl aus- gegeben. Es empfiehlt sich daher, die Fahrkarten thnnlichst bald zu lösen. Vcrkaufstcllen: Papier-Geschäft van Simon Petrich, Kirchstraßc, Glasgcschäft von Emil Richter, Post straße und Portier im Parkhotel. — Das bunte Bild, welches unsere Straßen gelegent lich der Jubelfeier, prangend im Flaggenschmnck, boten, wäre ein viel belebteres geworden, wem! die Aufforderung des Stadtraths „auch mit Guirlanden zu schmücken" nicht erst im Sonnabcudblatt erschienen wäre, und wenn die Stadt wenigstens Reißig zur Verfügung gestellt hätte. — Die am Sonnabend, den 22. Juli zur Ausgabe gelangte 18. Nummer der Amtliche» Kurliste von Bad Schandau weist 1014 Parteien mit 2125 Personen auf. — Am gestrigen Sonntage wurden aus der Schaudaucr Elektrische» Straßenbahn 1072 Personen befördert; am gleichen Sonntag des Vorjahres bcmitzten diese Fahrgelegen heit 1442 Personen. Wie gewaltig der Verkehr in unserem Orte durch die Elektrische Straßenbahn gestiegen ist, wolle man aus nachstehenden Zahlen ersehen. Im Monat Juni ds. Js. war die Frcgnenz 24115 gegen 20404 im Jahre 1898. Seit der diesjährigen Belriebserösfnnng bis Ende Juni haben die Straßenbahn 49712 Personen benutzt, während im vorige» Jahre i» der gleiche» Zeit »ur 25107 Personen befördert wurden. — Der Vorstand des Conservativeu Landesvereins erläßt folgende Erklärung: „Im 8. sächsischen NeichötagS- wahlkrcise hat eine Nachwahl stattznsiude», weil der Reichs tag das Mandat des bisherigen Vertreters für ungiltig erklärt hat. Da seitens der coiiscrvativcn Partei eine eigene Candidatnr nicht ausgestellt ist, richten wir an unsere Parleisrcnnde im 8. Ncichstagswahlkrcise die dringende Aufforderung, bei dieser Nachwahl die Candidatnr des Herrn Mörlcisabrikanten C. F. Lotze in Dresden in jeder Hin ficht lhatkrästig zn nutcrstützcn, nm ihr znm Siege zn ver helfen." -- Am 7. nnd 8. Angust wird die zweite Klasse der 136. Königs. Sächs. Landcslotterie gezogen werden. Die Erneuerung der Loose mnß bis 29. ds. MlS. stattfinden, worauf wir besonders Hinweisen. — Unter den 25,862 gemäß der Heeresordunng ge prüften Rekruten der Jahrcsklasse 1898, die in Bayern schulpflichtig waren, wurde mir bei neu» eine mangelhafte Schulbildung sestgestelll. Die Schuld lag iu diesen nenn Fällen theilwcise an dem Wanderleben der Eltern, theil- weise au geistiger Beschränktheit der Betreffenden selbst. — Aachen ist einer der ältesten Knrorte nnd die Heil quellen der alten Kaiserstadt sind in der ganzen Welt rühmlichst bekannt. Es ist daher mit Frendeii zn begrüßen, daß die Knldirectivu der Stadt Aachen die Firma I. Opfermann L Co. dort veranlaßt, eine Seife mit großem Gehalt an Aachener Mutterlauge uuter dem Name» „Aachener Thcrmalscife" hcrznstellen und in de» Handel zn bringen. Der außerordentlich große Gehalt an Brom, Jod, Lithium, Natriumkarbonat, Schwefel sichern eine wvhlthnende, heilende Wirkling bei Hnmkraukheileu aller Art. Die angenehme Milde, der sparsame Verbrauch bei guter Schaumabgnbc weise» der „Aachener Thermalseife" einen Platz nnlcr de» beste» Tvilellcscifeu a» »nd wird dieselbe daher vvn Damen und Kindern zur Erhaltung eines frischen, zarten nnd reinen Teints gerne angewandt. Schmilka. Um den hier zahlreich weilenden Sommer- gälten eine gegenseitige Auuähernng nnd Abwechslung zn bieten, svll Mitte dieser Wvche in der wohlangelegten Pension Döring eine musikalische Abendnntcrhallnug miter Leitung des Herrn Cvmpmnsten Dieckmann stattfiuden. Späterhin wird im Elb-Etablissement des Herrn Hering von der Jonsdorfer Kapelle ein öffentliches Concert ans gleichem Anlaß gegeben werden. — Der heutige Souutagsverkehr war auch in unserer Sommerfrische ein recht lebhafter. Am Freitag Mittag sand in der königl. Sommer- rcsidenz Pillnitz der Empfang der Senioren der Ritter des preußischen Ordens pour lv mörito durch ihren Nestor, Se. Majestät den König Albert statt, nnd zwar anläßlich der Vvllendnng eines halben Jahrhunderts, seit die Ver- leihnug dieses Ordens au den damaligen Prinzen Albert von Sachsen durch König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen erfolgt ist. Die vom ' deutschen Kaiser gesandte Beglück wünschungs-Deputation bestand ans dem Regenten des Herzvgthnms Braunschweig, Prinz Albrecht vvn Preußen, General der Cavallerie v. Häseler, Commandeur des XVI. Anneecvrps iu Metz, General der Infanterie v. Lieg nitz, Commandenr des III. Armeekorps in Berlin und Generalmajor Freiherr v. Schele. Ihr Empfang dnrch den König erfolgte in dem in chinesischem Style gehaltenen Raume im Bergpalais, neben den Gemächern Ihrer Majestät der Königin, ans welchem drei große Glaslhüren zn dem herrlichen Garten nnd in den Schlvßhof führen. Die Audienz, welcher auch die Prinzen des königlichen Hauses und verschiedene Generale des sächsischen Heeres beiwohnten, nahm nur kurze Zeit in Anspruch und bestand iu der Hauptsache in Ansprache des Prinzregenten von Braunschweig, sowie in der Antwort des Königs Albert. Nach den Statuten des Ordens pour lv nrörito erhält der Ordens ritter, wenn er den Orden volle fünfzig Jahre getragen hat, zn demselben eine goldene Krone. Die vier Adler in den Winkeln des in himmelblaner Emaille ausgeführten Ordeuskreuzcs tragen nämlich seltsamer Weise keine Krvne nnd unr das am 20. September 1866 von König Wilhelm 1. gestiftete Großkreuz mit dem Bildnisse Friedrich's des Großen in goldenem Medaillon hat gekrönte Adler. Das Eichen- lanb zu dem Orden, welches für weitere militärische Ver dienste verliehen wird, besitzt König Albert schon länger als ein Vierteljahrhuudert, er empfing es knrz vvr dem Christfeste 1870 vvr Paris nach dem letzten vvn der preußi schen Garde znrückgewiesenen Ausfälle der Franzosen bei Le Bourget. — Der König nahm das die Dccoration um schließende Etni in Empfang, betonend, er würde seinen Dank dem Kaiser noch besonders auösprcchcu, mit dann hervorzuhebeu, daß er jetzt diesen Orden zum dritten Male erhalte. Der König schloß mit dem wehmüthig berührenden Hinweise daraus, daß sein weiteres Da sein wohl nur noch von kurzer Dauer sein werde, denn wenn man 71 Jahre zähle, könne man jeder zeit abberufen werden. Bald nach dein Empfang der Deputation fand große Galatafel im Schlosse statt, bei welcher König Albert, einen kurzgcfaßten Triukspruch auf den Kaiser ausbrachte. Hierauf nahm Prinz-Ncgeut Albrecht das Wort zu einer längeren Ansprache, in welcher er an die Verleihung des Ordens „pour Io inüritv" an den damaligen 20jährigen Prinzen Albert durch König Friedrich Wilhelm IV. anläßlich seiner im schleswig-holsteini schen Feldzuge von 1849 bewicienen Tapferkeit erinnerte und Hu Weiteren der ruhmvollen Thaten König Alberts als Feldherr im Kriege vvn 1870 gedachte. Nachdem dann noch der Prinz-Regent dem Könige die besten Wünsche des Kaisers ausgesprochen, schloß er mit einen; Toast auf den königlichen Jubilar. Die Aufklärung über das letzte abscheuliche Verbrechen i» Riesa ist da, sie ist entsetzlicher, als man annehmen zu können glaubte: Es liegt Raubmord vor und der Mörder ist der zwanzig Jahre alle Schlosser und Gelegen- hcüsarbester Friedrich Otto Thomas. Derselbe hat eiu Gcständniß, daß er die That und zwar allein und mit Ueberleglwg ausgeführt, abgelegt. Thomas hat in der Nacht zum Dienstag, wie das dortige „Tageblatt" be richtet, mit dem ermordete» Demi»atus i» der „Filiale z»m Sächs. Hof" gezecht, hierbei hat D. mit seiiiem Gelde geprahlt, viel getrunken nnd ist schließlich sehr betrunken gewesen. Deminatnö hat nun in der „Filiale znm Sächs. Hof" übernachten wollen, ist aber von Thomas mit fort- gelockt worden, unter der Vorspiegelung, er (Deminatns) könne bei ihm bleiben und schlafen. Thomas hat weiter gesagt, er wohne bei Schrapel in Gröba, eine vollständig erlogene Angabe, da Thomas überhaupt keine Wohnung hatte, sondern im Freien nächtigte, doch hat gerade diese Aussage wesentlich zn seiner Festnahme beigetragen. Gegen "/Z Uhr nachts haben Beide das genannte Gasthaus ver lasse» und kurz darauf ist dann der Mord an der be kannten Stelle erfolgt. Die am Kopfe der Leiche ersichtlich gewesenen Schläge sind nun nicht, wie mail annahm, mit einem Hammer ansgeführt worden, sondern mit dem niäßig starken Stock, den Deminatns bei sich gehabt hat. Da derselbe, wie schon erwähnt, stark betrunken gewesen ist, so wird er jedenfalls bald gestürzt sein nnd wesentlichen Widerstand nicht geleistet haben. Die Schläge selbst sind, wie die Sektion ergeben hat, auch nicht tödtlich gewesen, D. ist vielmehr an dem Blnte, das aus den erhaltenen Wunden geflossen, erstickt. Das Stirnbein, das man durchschlagen glaubte, erwies sich als unverletzt. Thomas hat sein Opfer, nachdem er es niedergeschlagen, beranbt und 3 Mk. vorgefnnden, ihm auch einen Stiesel ansgczogeii, vielleicht weil er dort noch Geld vermnthet oder weil er sich die Stiefeln hat aneignen wollen, er hat anscheinend auch den Leichnam noch etwas fortgeschleppt. Hierbei mag cs ihm nun aber doch unheimlich geworden sein, er ist fortgcgangcn und hat in der Feldscheune in Promnitz genächtigt. Früh ist er dann zn seiner Schwester in Oppitzsch gekommen, woselbst auch seine Verhaftung und die Auffindung der blutbefleckten Blouse erfolgte. Der am Dienstag früh zuerst verhaftete, so arg zerkratzte Arbeiter Weise ist entweder schon ans der Haft entlassen vder dürste in Kürze entlassen werden; er ist jedenfalls in eine andere Schlägerei verwickelt gewesen. Die Leipziger Bäckergesellen beschlossen Stellungnahme gegen eine Resolution ans den; Hainichener Verbandstage des „Saxonia" - Bäckerverbandcs, nach welcher die Reichs- regiernng ersucht werden svll, statt des jetzt bestehenden zwölf- stündigcü Mnximalarbeilstages eine achtstündige Minimal- arbcitsruhe ciuznsührcn. Falls die Regierung diesen Wunsch nicht erfülle, wvlleu die Gesellen selbst vor einem Streik nicht zurückschrecke», »m sich die derzeitigen Arbeitszeit- Verhältnisse zn sichern. Wege» eines Diebstahls sollte in Schönheide der verheirathete Bürsteiifabrikarbeiter M. in seiner Wohnung verhaftet werden. Um der Festnahme zu entgehen, ver riegelte M. bei Ankunft der Polizcibeamten die Stuben- thür nnd sprang zwei Stock hoch vom Fenster herab, wo bei er sich lebensgefährliche Verletzungen des Rückgrates nnd anderer innerer Organe zuzog. Iu diesem Zustande kroch er noch hinter eine» Bretterverschlag, von wo ih» die Schutzlevte erst »ach Wcgreißc» der Bretterplanke» hervvrholeu konnte«. Die schwere» Verletzungen machte» die vorläufige Aufnahme M.'s ins Krankenhaus nöthig. Einen groben Vertranensbruch hat sich der seit 16 Jahren in einer der angesehensten Textilfirmen von Reichen bach i. V. angestcllte Waarenpacker Neumann zu schulde» komme» lasse». Er unterschlug nach und nach Waareu im Werthe von 1700 Mark; die Waare verkaufte er au Hehler, die gleich Neumann nnn ihrer Bestrafung eiitgege»- sehen. TngeS qeschichte. Dentschcs Reich. In Dortmund herrscht be- greiflicherweise ungemeines Bedauern über die Absage des Kaisers. Seit Friedrich Wilhelm IV. halte kein preußischer König nnd kein Kaiser in Dortnnmd's Mauern geweilt. Die mit beträchtlichen geschäftlichen Schädigungen verbuiideue Enttäuschung, ans die Anwesenheit des Kaisers bei der Feier verzichten zu müssen, theilen Dortmund und die anderen Städte übrigens mit den Städten Wesel nnd Ruhrort. Dort hatte 1896 kurz vor der Einweihung der Willibrodikirche in Wesel und des Denkmals in Ruhr ort der Kaiser sein Erscheinen absagen lassen. Telegraphisch ist von der Absicht der städtische» Behörde» Dortmnnd's gemeldet worden, die Kanalfeier zn verschiebe», »m dem Kaiser die Theilnahme zn ermöglichen. Daß der Ent schluß zur Aeuderuug des kaiserlichen Programms für die ersten Tage des Angnst plötzlich gefaßt wnrde, geht daraus hervor, daß auch der Eisenbahumiuister und Herr Krupp sich anschickteu, die letzte» Dispositionen für de» Kaiser besuch zu treffe», als sie die Nachricht erhielte», der Kaiser werde nicht persönlich erscheinen. Am einfachsten erklärt sich die Aendernng des kaiserlichen Programms möglicherweise daraus, daß der hohe Herr de» Wunsch hat, an den Leicheufeierlichkeiteu zn Ehren des russischen Großfürsten-Thronfolgers theilzunehmen. Wenn Prinz