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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 44.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19290000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 44.1929
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 14, 4. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 18, 2. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 21, 23. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 40, 3. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 43, 24. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 45, 7. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 49, 5. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 50, 12. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 51/52, 23. Dezember 1929 -
-
Band
Band 44.1929
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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^ke Gartenvvuwlri'sHaN Nr 8. 31. 1. 1S2S Ein ehrliches Wort Japans zur Abrüstungsfrage. Kriegsminister Okada verSfsentlicht eine Er klärung, in der es heißt: Die japanische Regie rung sei gegenwärtig nicht in der Lage, irgend welche konkreten Vorschläge sitr die Abrüstung zu machen. Japan habe durch seinen Anschluß an das englisch-französische Flottenabkommen unter Vorbehalt betonen wollen, daß es jeden Versuch einer Verwirklichung der Abrüstung für aussichtslos halte. Das Wettrüsten zwischen England und Frankreich und Amerika werde Japan zu einer Erweiterung seines Flottenbau. Programms nötigen. Rumänien Maniu, der neue, aus der Bauernpartei hervorgegangene Ministerpräsident, hat sein Versprechen, nach welchem er im Falle seiner Wahl auf den Abschluß des Abkommens mit Deutschland Wert legte, rasch erfüllt. Der Vertrag, an dem vorher noch auf rumänischer Seite gemäkelt worden war, ist bereits unter schrieben, und Maniu selbst hat sür Rumänien gleichwie Stresemann für Deutschland der Öffentlichkeit ein Geleitwort für das neue Verhältnis gegeben. ManiuS Schlußsatz heißt: „Wir wollen vergessen, was unS in der Vergangenheit getrennt hat, und nur das in Betracht ziehen, was uns im Interesse des Friedens und des Fortschrittes der Menschheit vereinigen muß." Der Vertrag selbst ist noch die Frucht der Verhandlungen mit der vorigen Regierung Rumäniens, unter Bratianu. Ihre Auslands- Politik, also auch ihre Beziehungen zu Deutsch, land, wünscht die neue Regierung ganz auf dem bisherigen Boden der Verständigung zu belassen. Was sie Neues anstrebt, liegt aus innerpolitischem und parteipolitischem Gebiete, liegt also jenseits unserer unmittelbaren Inter essen. Es berührt uns aber erfreulich, daß die neuen Führer Rumäniens durchweg aus deutschfreundlichen Kreisen hervorgegangen sind. Persönliche MiNeilunge» Am Montag verschied Baumschulenbesitzer C. Lohse, Kirchen, einer der bewährtesten Führer des deutschen Gartenbaues. In einer der nächsten Nummer werden wir an dieser Stelle auf seine verdienstvolle Ver- bandstätigkeit und sein vorbildliches Streben im Interesse des deutschen Gartenbaues aus führlich eingehen. Mr erfüllen die traurige Pflicht, von dem Ableben unseres Mitgliedes Carl BrSmser in Wiesbaden Kenntnis zu geben. Brömser war Mitbegründer der Bez.-Gr. Wiesbaden- Rheingau, deren langjähriges Vorstandsmitglied und eifriger Teilnehmer in den Kommissionen. Er war stets bereit, seine Arbeitskraft und Fachkenntnis in den Dienst unserer Sache zu stellen. Sein Andenken werden wir in Ehren halten. Bez.-Gr. Wiesbaden-Rheingau. Carl Duensing, Obmann. Am 3. Januar 1929, kaum, daß wir die Neujahrsgratulationen ausgetanscht hatten, kam die tieftraurige Nachricht, daß wir unseren lieben Kollegen, Vorstands- und Gründungs mitglied unserer Bezirksgruppe Hermann Winuecke in Arzberg/Osr., verloren haben. Durch sein besonders pslichlgetreues Wirken hat er sich bei uns einen dauernden Gedenkstein gesetzt. Er hat es verstanden, sich die Sympathien aller Kollegen zu erwerben, wovon die so überaus zahlreiche Beteiligung am Begräbnisse und die vielen Blumenspenden Zeugnis gaben. Er war nicht nur ein guter Mann und großer Förderer der Berufsorgani sation, sondern auch einem jeden ein guter Freund. Bczirksgruppe Weide». Ad. Gammanick, Obmann. Nachrus. Am 17. Januar haben wir den langjährigen Schriftführer unserer Bez.-Gruppe, Ludw. Drücke, in Westhofen zu Grabe getragen. Sein stilles vor nehmes Wirken in unserer Gemeinschaftsarbeit läßt uns den Verlust besonders schwer empfinden. Bez.-Gruppe Westsalen-Süd. Reichspräsident von Hindenburg übernimmt das Protektorat der „Großen Ruhrländischen Gartenbau-Ausstellung Essen" Um der großen Bedeutung des deutschen Gartenbaues Ausdruck zu verleihen, hat der Reichspräsident sich veranlaßt gesehen, bei der „Gruga" als der bedeutendsten Gartenbau Ausstellung dieses Jahres, die auch vom Rcichswirtschaftsministerium als reichswichtig anerkannt worden ist, das Protektorat zu über nehmen. Landwlrlschaslliche VorlrSge lm Rundfunk Im Rahmen des Landwirtfchaftsfunks der Deutschen Welle, die über Königwusterhausen auf Welle 1649 sendet, werden anläßlich der Win- leriagung der Deutschen Landwirt schafts-Gesellschaft folgende Vorträge übertragen: Rittergutsbesitzer Schurig-Zeestow „Die Beziehungen zwischen Bodenbear beitung u n d D ü n g u n g", am 1. 2. 1929. Prof. Dr. Gleisberg -Pillnitz „DieKohl- krankheiten und ihre Bekämpfung, insbesondere der Kohlschabe im Sommer 1928", am 1. 2. 1929. Güterdirektor Lüders-Halle „Die Lage und Aussichten des deutschen Zuk- kerrübenbaue s", am 2. 2. 1929. Tie Uebertragung der Beranstal.ungcn beginnt etwa um 21.39 Uhr. Im Landwirtschaftsfunk der Deutschen Welle, die über den Sender Königswusterhau- sen (Welle 1649) regelmäßig und zwar am Montag und Donnerstag jeder Woche in der Zeit von 18.55 bis 19.20 Uhr beleh rende Vorträge mit praktischen Anregungen für den Landwirt sendet, die in ganz Deutsch land schon mit einfachen Apparaten gehört werden können, sind für Februar folgende Vorträge vorgesehen: 4. Februar: Keppner, Regensburg, spricht über „Einfluß von Sorte und Saatgut auf den Ertrag." 11. Februar: Dr. Kersten, Breslau, spricht über .Henry Ford und die Landwirt- schäft." 14. Februar: Dr. K. Schlebach, Berlin, spricht über „Zeitgemäße Betrachtungen über die Förderung deutscher Moorkultur in Vergangenheit und Zukunft." 21. Februar: Professor Dr. Ludwigs, Der- lin, spricht über „Pflanzenschutzliche Maß nahmen als Mittel zur Qualitätsver besserung gartenbaulicher Erzeugnisse." 28. F e b ru a r: Min.-Rat Dr. Mickel, Ber lin, spricht über „Die Verwendung künst lichen Düngers in der deutschen Land wirtschaft." 113 Borträge über Landwirtschaft und Gartenbau im Berliner Rundfunk. Sonntag, den 3. Februar 1929, 14.55 Uhr. Redner: Dr. Kramer, Geschäftsführer der Saaizuchtstclle der Deutschen Landwirtschafts. gesellschaft „Das Saatgut bei der Frühjahrs bestellung". Freitag, den 8. Februar 1929, 18.10 Uhr. Redner: Prof. Dr. Karl Ludwigs, Dir. d. Hauptstclle für Pflanzenschutz. „Bekämpfung der Gartenschädlinge im Frühjahr". Montag, den 11. Februar 1929, 16 Uhr. Redner: Forschungsreisender Otto Specht „Die Jagd in ihrer Beziehung zu Tier- und Naturschutz". Lustige Ecke Der Arzt. Federmann ist krank gewesen. Aber schon wieder gesund. Nur Alkohol darf er noch nicht trinken. Sitzt er da in seinem Zimmer bei Skat und Grog. Es klingelt. „Der Arzt ist da", meldet das Mädchen. „Um Gottes Willen", sagt Federmann, „der darf hier auf keinen Fall herein. Sagen Sie ihm, ich wäre krank". Unter Wasser. „Komisch", schüttelt Federmann den Kopf, „daß beim Zwiebelfchneiden stets die Augen tränen!" „Das läßt sich leicht vermeiden", sagt Mücke, „wenn man sie unter Wasser schneidet". „Ja aber", sagt Federmann, „wer kann denn so lange den Atem anhalten?" Mahnbriefe. Federmann ist in Zahlungsschwierigkeiten. Der Schneider mahnt. Der Weinhändler mahnt. „Wenn jemand mir so kommt", ärgert sich Federmann, „bekommt er überhaupt kein Geld, „Und wenn er nicht mahnt?" fragt Mücke. „Dann" sagt Federmann, „dann warte ich, bis er mahnt". Die Hausnummer. Federmann hat jM gegessen. Und gut ge trunken. Als Horinebel chn nach Hause bringt und schon fast am Ziel ist. fragt er: „Welche Nummer hat eigentlich Dein Haus?" „Dumme Frage", sagt Federmann, „steht doch an der Haustür". Dim« io Moos?. Federmann geht es notorisch schlecht. „Du bist zu langsam in Deinen Entschlüssen", macht Mücke ihm Vorwürfe. «Dirne is monev » „Du hast recht", senkt Federmann dM Kopf, „ich könnte meine Uhr versetzen". ten. Wir hatten zuviel geglaubt und mein ten, nun nicht mehr glauben zu können." Schrieb er denn immer nur von seinen Pflichten, gab es denn gar nichts anderes? Sie überflog die Zeilen. Endlich, da: „Wenn ich aber an das denke, was nun kommen wird, dann geschieht es in dem gemeinsamen Gedanken an Dich und mich. Ich muß Dich ja erst gewinnen, denn als ich in das Haus Deiner Tante kam, tat ich's mit leeren Händen. Zwei haben an mich geglaubt, Du und Uden- hos. Dir und ihm will ich diesen Glauben lohnen. Ich warte auf ein Wort von Dir, Deine Telegramme —" Das Blut schoß ihr in die Stirn, sie hatte ihm nicht telegraphiert. „— Deine Telegramme klangen kühl, aber gerade wir Menschen des technischen Zeit alters müssen uns wohl mit gewissen Män geln, die unserer Zeit anhaften, abfinden. Ein Wort, das der Mund spricht, das die eigene Hand schreibt, ist anders." Nachdenklich ließ sie das Blatt sinken. Die Tante? Sie stand auf, um nach Santa Isabel zurückzureiten, um sofort mit der Tante zu sprechen. Aber nein, zuerst wollte sie dies« Stunde, die ihre und seine Stunde ganz allein war, auskosten. Und während das Tier weiter um sie graste, las sie seinen Brief, breitete die Zeit schriften um sich aus, die Bilder des Luft- schiffes enthielten. „Du sollst doch sehen, an was für einem Riesenwerk ich Mitarbeiten darf." Luisa hatte keine technischen Augen, aber der Riese, den das Bild zeigte, imponierte ihr doch. Sie sah das Schiff als mächtigen Ge rüstkörper, sie sah die Gondeln, die Maschinen, und vorn im Führerstand, hinter den großen Scheiben, die wie riesige Augen den Be schauer anstarrten, sah ihre Phantasie mehr, als daS Bild zeigte: Ihn- Seine energischen Züge, di« schlanke Ge stalt, die Hand, die kraftvoll auf den Hebeln lag, und die Stirn, hinter der die Gedanken kreisten, die all das beherrschten. An der Tür des Herrenhauses empfing sie der Mayordomo. „Don Jose Ribera ist gekommen, Dona Luisa." „Ich kann ihn heute nicht sehen." „Die Senora hat befohlen, ihn sofort zu melden." „Gut, gut!" Wie sie war, im Reitkleid, ging sie in den großen Salon, in dem der Nachbar wartete. „Guten Tag, Jose, Sie haben lange gewartet, ließ es sich nicht mit der Tante erledigen?" „Ich habe bereits mit Dona Margareta ge sprochen." „Sie müssen mich heute entschuldigen, Briese und Zeitungen —" „Briese und Zeitungen sind den Damen doch sonst nicht so wichtig." „Diese sind's." Er verbeugte sich. „Ich habe keine gute Zeit sür meine Bitte gefunden, Dona Luisa." Erst jetzt bemerkte sie, daß er noch stand. „Ich werde wiederkommen." „Eine Bitte? Nein, sprechen Sie jetzt!" „Es ist ein alter Wunsch meines Vaters des verstorbenen Dou Marco Souza, Ihres Onkels, ein Wunsch, den ich nie ge wagt hätte auszusprechen, wenn Sie, Luisa, nicht auf Santa Isabel erschienen wären. Wir haben Ritte miteinander gemacht, Feste gefeiert, und ich denke, wir haben einander kennengclernt." Eine Handbeweguüg unterbrach ihn. „Haben Sie — ehe Sie auf mich warteten — mit Dona Margareta auch gesprochen?" „Das tat ich." Sein Gesicht drückte Er staunen aus. „Ich hätte sonst nie gewagt —" „Und meine Tante — Dona Margareta, meine ich — hat Ihnen nichts davon gesagt, daß ich verlobt bin?" „Nein." „Mit einem Deutschen." „Dona Margareta hat meine Werbung be günstigt, glauben Sie mir." „Ich muß sie fragen!" Luisa war aufge sprungen. Aber dann bezwang sie sich und gab ihm die Hand. „Wir sind gute Freunde ge worden, Jose, lassen Sie das genug sein. Die Klarheit, die ich haben will, muß ich selbst gewinnen. Glauben Sie mir, ich kam nach Santa Isabel, und ich ritt und lachte mit Ihnen und den anderen, weil es eine Befreiung für mich war nach den Jahren in Buenos Aires. Ich bin nicht gekommen, um einen Mann zu finden." „Soll ich jetzt reiten, Dona Luisa?" Er tat ihr leid, er war ein so guter Kamerad- gewesen. „Das, was jetzt zu be- sprechen ist, muß ich wohl allein besprechen", sagte sie fest. Als er fort war, ließ sie sich bei der Tante melden. Die saß aufrecht in ihrem Lehn stuhl, ein Wink scheuchte die Dienerin hinaus. „Setze dich, Luisal" „Tante —" „Laß mich redend Ihre Stimme klang abgehackt, mühsam. „Joss Ribera war bei mir, er hat auch mit dir gesprochen. Was du ihm geantwortet hast, weiß ich, ohne daß du es mir sagst. Aber du sollst nicht an Intrigen und solch dummes Zeug denken. Liebe habe ich nie sehr hoch eingeschätzt und Blutmischungen sind mir verhaßt, besonders, wenn es sich um romanisches und germanisches Blut handelt. Aber ich habe auch gesehen, daß man niemanden zwingen kann. In meinem Alter zwingt man nicht, man wartet ab. Des halb bin ich mit dir hierher nach Santa Isabel gegangen und habe die den Besitz ge zeigt, den dein Vater nicht halten konnte und den dein Onkel wieder groß gemacht hat. Ich habe gedacht, deine Heimat würde dich wieder gefangennehmen, deshalb hab« ich dich nicht stören lassen und habe zugesehcn. Ich habe gewußt, daß der Deutsche telegraphieren würde, der Mayordomo hatte deine Antwort da. Aber er ist ein Dummkopf, er hat drei mal dasselbe telegraphiert. Ich weiß das jetzt. Und du weißt es auch. Dummheit war gegen die Verabredung. Ich habe dich hier beobachtet und habe gewußt, daß die Entscheidung kommen mußte, wenn der erste Brief ans Deutschland kam. Das ist heute geschehen, du hast Joss Ribera abgewiescn, ich weiß nun genug." „Warum hast du nicht einmal mit mir ge sprochen, Tante?" „Weil ich nichts aufrübren wollte. Laß mich jetzt, du wirst ihm schreiben wollen, es ist jo , bei verliebten Leuten, und ich muß erst mit einem Gedanken fertig werden, der mir vor läufig noch nicht gefällt." In der Nacht schlief Luisa unruhig, ihr war, als wäre Lärm im Hause und im Hose, als würde ein Wagen herausgezogep, als trommle ein Motor, aber dann war alles wieder still, und sic schlief ein. Erst am anderen Morgen erfuhr sie, daß die Tante di« Kühle der Nacht benutzt habe, um eine Reise anzutreten. Die Zofe war mitgefahren, und der Mayordomo wußte nur, daß die Seüorita in wenigen Tagen wieder auf Sänta Isabel eintreffen würde. So blieb Luisa nichts übrig, als zu warten. Ein paar Tage später klapperte ein brüchiges Auto auf den Hof, dem ein älterer Herr ent stieg, der sich tief vor ihr verbeugte. „Seüorita Souza?" „Die bin ich." „Ich heiße Faustino Roca und bin der Advokat Ihrer Tante in Bahia blanea." Er brachte das alles langsam und umständlich heraus. „Dona Margareta hätte mich wohl hierher nach Santa Isabel rufen können, aber ihre Entschlüsse waren in den letzten Jahren oft eigenartig. So hat sie sich selbst auf den Weg gemacht, um mich in der Stadt aufzu suchen. Solche Reisen sind im Alter der Senora immer «in Wagnis." Luisa unterbrach rhn. ,Hst die Taute kränker? Reden Sie doch!" Ein vorwurfsvoller Blick traf sie. „Ich rede, Seüorita. Die Reise war sehr an strengend, Doüa Margareta hätte neben dem Advokaten wohl auch den Arzt konsultieren müssen, sie ist kurz vor Bahia blanea sehr krank geworden. Man hat mich gerufen, und wir haben eine Uebersührung der Kranken in unser Hospital durchgeführt. Dort hat Dona Margareta sich entgegen den ärztlichen Vor schriften viel mit geschäftlichen Dingen be- schäftigt und einen langen Schriftsatz auf- setzen lassen, den ich auf ihren Wunsch be- glaubigt habe, und den ich sür den Fall deS Ablebens der Senora Ihnen zu überreichen habe." Er verbeugte sich. ,Hier ist er." Luisa schrie auf: ,Heißt das . . .?" Wieder eine Verbeugung. „Dona Margareta Souza ist in der nächsten Nacht sanft nach Empfang der Sterbesakramente entschlafen." „Ich — ich will zu ihr!" „Das ist nicht möglich. Die Senora hat mit erstaunlicher Umsicht an alles gedacht und sür jeden Fall ihre Bestimmungen iin voraus getroffen. Soweit diese Bestimmungen ihre eigenen sterblichen Ueberreste betrafen, sind sie bereits durchgeführt worden. kDer Körper wird in einem verzinkten Sarz zu Schiff nach Buenos Aires überführt werden und dort bcigcsetzt. Es war ein ausdrücklicher Wunsch der Toten, daß Sie, Seüorita, das Schriftstück sofort lesen sollten." „Ich kann jetzt nicht", schluchzte Luisa, sic süyltc sich plötzlich so schrecklich allein. „Ich werde mich zurückziehen, bis Lie mich rufen werden." Und der starke Wille der Toten zwang. „Du sollst nicht denken, daß ich das Ende gewünscht habe, deshalb schreibe ich dies zu erst. Alle Menschen hängen am Leben, wenn cS erfolgreich war. Das meine war erfolgreich. aber ich fühle, daß es zu Ende geht. Ich fuhr nach Bahia blanea, um meine Dinge zu ordnen, ich habe noch Zeit dazu, aber nicht mehr viel. Was Deine Heimat nicht konnte, wird auch mein Wille nicht vermögen, ich gebe den Widerstand gegen Deine Heirat auf. Nicht nur das, zugleich mit der Anzeige meines Ablebens geht die Deiner Verlobung hinaus. Und ich bestimme zum Hochzeitstag den der Ankunft des Deutschen mit seinem Luftschiff in Argentinien. Du wirst Dich dem nicht widersetzen, denn es ist ja auch Dein Wille. Gelingt ihm die Fahrt nicht, dann denke daran, daß Reichtum und Erfolg sich wohl paaren können, aber nicht Reichtum und Armut. Und prüfe Dich nochmals. Ich will nicht, daß die Trauerzeit Deine Hochzeit verschiebe, des halb setze ich den Termin selbst fest. Man wird sich gegen diese meine Bestimmung nicht auflehnen. Ich habe Zeit gehabt, die Schriften über das Luftschiff des Deutschen zu lesen, er wird eine neue Zeit bringen, die ich nicht mehr verstehe. Meine Pläne sür Dich wurzelten in der alten. Deshalb gebe ich sie aus, wenn er siegt. Nach meinem Sinn wäre eine andere Entwicklung gewesen, mein Sinn braucht nicht der rechte zu sein. Du erbst mein Vermögen, Eine Generation hat gekämpft, um es zu er werben, eine hat es erhalten und vermehrt, zweimal hat es in dem Dienst einer wachsenden Zeit gestanden, sorge, daß es das zum dritten mal tut. Tu, was Du sür recht hältst, und laß Dich nicht beirren." Eine Unterschrift darunter, das Siegel des Advokaten. Der stand wieder in der Tür, feierlich und gemessen. „Es liegt ein Kaufangebot auf dis Hazienda Santa Isabel vor, Don Ribera bewirbt sich darum." „Nicht jetzt'"', wehrte Luisa ab. „Don Ribera wird warten." „Ich will in die Stadt zurück." „Es sind Plätze in dem Pullmanzug belegt, Seüorita, ich habe ihren Wunsch geahnt. Mein Wagen wird Sie zur Station bringen." So fuhr Luisa Souza nach dem Norbert zurück. 23. Erst als sie in Buenos Aires in dem großen Hause stand, das ihr nun plötzlich so leer erschien, fühlte Luisa ihre ganze Einsamkeit. Immer wieder glaubte sie, die Stimme der Tante zu hören, immer wieder das Ausstößen der Gummizwinge ihres Stockes zu vernehmen. Aber alles blieb ruhig. Die Angestellten des Hauses waren stets zuvorkommend und höflich gewesen, jetzt, nachdem sie in ihr die Herrin sahen, verstärkte sich diese Dienstbeflissenheit noch. Alle Ncnßerlichkeiten hatte man ihr abge- nommeu, nur die vielen Tranergäste, die das Haus füllten, mußte sie empfangen. Marga reta Souza war eine markante Persönlichkeit im Leben der argentinischen Hauptstadt gewesen. Wie sich bei ihren Empfängen alles traf, so sand sich jetzt auch die ganze Gesellschaft ein, um ihr das letzte Geleit zu geben. Die Kirche, in der der Sarg ausgestellt war, duftete betäubend von einem Wald von Blumen, in deren Duft sich der Weihrauch der Mönche mischte, deren Kloster mit reichen Stiftungen bedacht worden waren. Horts. jolgH
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