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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 44.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19290000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19290000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 44.1929
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 14, 4. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 18, 2. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 21, 23. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 40, 3. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 43, 24. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 45, 7. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 49, 5. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 50, 12. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 51/52, 23. Dezember 1929 -
-
Band
Band 44.1929
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Ein LandVM W mch lange !em GemAsebWer Ane ernftliche Mahnung zur Arficht beim seemäßigen Mbnn von Gemüsen Von Dipl. Gartenbauinspektor K. Reichelt in Poppenburg") Es steht wohl nutzer Frage, daß Vie Landwirt- schasl unter den heutigen Preisen für die rein landwirtschaftlichen Erzeugnisse keine großen Reichtümer aussammeln kann. Am besten stehen immer noch solche Betriebe da, die sich möglichst nielseilig eingestellt haben, und es ist ja auch an sich nichts Neues, daß Betriebe mit einseitiger Produktionsweise Krisen schlechter aushalken, als solche, die vielseitig aufgezogen sind. Um einen Betrieb möglichst vielseitig aufzuziehen, stehen uns die verschiedensten Betriebszweige zur Ver fügung. Meine Aufgabe soll es heute sein, etwas über einen Betriebszweig zu erzählen, der für die" Landwirtschaft ebenfalls von Bedeutung sein kann, nämlich über den Feldgemüsebau. Von den Fragen, die den Landwirt, der sich mir Feldgemüsebau befassen will, interessieren, nenne ich an erster Stelle die Frage der Arbeitskräfte. Sie liegt beim Feldgemüsebau bedeutend schmieriger, als bei der reinen Landwirtschaft, ! und ich habe schon manchen landwirtschaftlichen Betrieb kcnnengelernt, der den Feldgemüsebau bereits nach einem einzigen Versuch wieder auf gab, weil er den Bedarf an Hilfskräften unler- schäpt hatte und infolge des schlechten Erfolges mißmutig wurde. Man denke nur einmal an die Erbsen. Diese Gemüseart reift so schnell, beson ders bei anhaltend heißem Wetter, daß in eini gen Tagen die ganze Ernte bewältigt werden niuß. Sind dann aber nicht genügend Leute zum Pflücken vorhanden, so werden die Erbsen zu dick, und die Konservenfabriken, für die der Landwirt meistens anbaut, verweigern dann die Annahme. Ich kenne Betriebe, denen seitens der Konserven fabriken im verflossenen Sommer Hunderte von Zentnern nicht abgsnommen wurden, weil eben die Erbsen infolge Leutemangels nicht zur rech ten Zeit gepflückt werden konnten. Daß ein sol cher Schaden in der heutigen Zeit doppelt schmerz lich ist, brauche ich nicht besonders zu betonen. . Wenn nun der Landwirt solchen und ähnlichen Schäden von vornherein aus dem Wege gehen will, dann muß er sich bei der Festsetzung der Größe der Gemüseflächen erst einmal fragen, ob der Gemüsebau mit derselben Anzahl von Ar beitskräften, die bislang vorhanden waren, be wältigt werden soll, oder, ob für den Gemüsebau dauernd oder zeitweise die Hilfskräfte vermehrt werden sollen. Ist das Letztere der Fall, sollen also die Hilfskräste vermehrt werden, so ist die Wirtschaftsführung natürlich sehr viel leichter, aber mit einem größeren Risiko verbunden, als wenn es bei der ursprünglichen Leutezahl bleibt. Sollen dagegen die Arbeitskräfte aus irgend wel chen Gründen nicht vermehrt werden und das wird meistens der Fall sein, so ist erst einmal festzustellen, welche Zeiten als arbcitsarme Zeiten unter den jeweiligen WirEchaftsverhältnissen an- zusehen sind und es werden dann eben nur solche Gemüsearten angsbaut, deren Ernten in solche arbeitsarme Zeiten fallen, so daß der Gemüsebau keine neue Belastung, sondern nür eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Arbeitskräfte dar stellt. Man wird gewiß denken, daß das besser ge sagt als getan ist und daß der Landwirt eigentlich das ganze Jahr über auch ohne Gemüsebau etwas zu tun hat. Ich will aber an Beispielen zeigen, daß es doch möglich ist, den Gemüsebau mit den rein landwirtschaftlichen Kulturen so abzustimmen, daß keine Kultur vernachlässigt zu werden braucht. Eine mir bekannte Wirtschaft von 190 Morgen Größe mit starker Betonung des Rübenbaues und der Getrcidesaatgutgewinnung baut alljährlich drei Morgen Erbsen, ein Morgen Bohnen, drei bis vier Morgen Spätwirsing und zwei Morgen Rosenkohl an. Die Erbsenpflücke fällt gerade zwi schen Rübenhackzeit und Gerstenernte, so daß die Arbeiterinnen, wenn sie mit dem Hacken der Rü ben fertig find, sofort wieder neue Arbeit vor- sinden. Da man für die Erbsenernte je Morgen etwa fünf Pflücker benötigt, darf dieser Betrieb nicht mehr als drei Morgen Erbsen anbanen, uv, die Ernte bewältigen zu können. Ausfallend ist der verhältnismäßig geringe Bohnenanbau von einem Morgen. Die Bohnenfläche darf aber des halb nicht größer sein, weil die erste Pflücke mei stens in die Roggenernte fällt und der Anbau von Roggen in dieser Wirtschaft eine große Rolle spielt. Die zweite Pflücke fällt dann meistens in die Wsizenernte, wird aber weniger lästig, weil der Weizen mit dem Selbstbinder gemäht werden kann. Der Wirsingkohl wird erst, da ec von allen Kohlarten am meisten Kälte verträgt, nach der Rübenernte, also Mitte November geerntet und «lS letztes kommt der Rosenkohl an die Reihe. ') Diese Ausführungen haben als Unterlage fir einen Vortrag gedient, der von dem Verfasser «m 6. November aus Veranlassung des Reichs- serbandes in dem von der Deutschen Welle veranstalteten »Landwirtschaftsfunk" gehalten worden ist. Dieser Betrieb bringt es also fertig, knapp S2L der Gesamtfläche mit Gemüse durchzuschleppen, ohne daß die Einstellung besonderer Hilfskräfte erforderlich ist. Verallgemeinern kann man na- lürlich ein solches Beispiel nicht. Man kann allerdings durch entsprechende Be triebsumstellung den Prozentsatz der Gemüse flüchen bedeutend erhöhen. So brachte es ein mir ebenfalls bekannter Betrieb von 1400 Mor gen fertig, den Gemüsebau vou 2 da ohne die vermehrte Einstellung von Hilfskräften allmählich bis auf 25A der Gesamtfläche zu bringen. Nach und nach wurde der Gerstenbau eingeschränkt, um die Erbsenfläche zu vergrößern; der Roggenanbau wurde eingeschränkt, um die Bohnenflächen zu vergrößern, und der Rübenbau wurde zugunsten des Kohles eingeschränkt. Daß in diesem Betriebe 25?L der Gesamtfläche mit Gemüse bestellt wer den konnten, ist nicht nur auf eine zweckentspre chende Betriebsorganisation zurückzuführen, son dern auch darauf, daß der Betriebsleiter durch und durch Fachmann war und die Arbeitsleute sich inzwischen gewisse Kenntnisse in den einzelnen Arbeiten angeeignet hatten. Aber nicht nur eine zweckentsprechende Be triebsorganisation verbürgt für den Erfolg im Feldgemüsebau, sondern ein ebenfalls schwieriges Problem ist der Absatz. Gerade im verflossenen Herbst wußte beispiels weise mancher Landwirt nicht, was er mit sei nem Kohl anfangen sollte, da die angebotenen Preise nicht einmal die Gestehungskosten deck ten. Und woher kamen diese unglaublich niedri gen Preise? Nun einfach daher, weil sich außerordentlich viele Landwirte auf Grund der guten Preise des vorigen Jahres auf den Kshlbau gelegt haben, ohne überhaupt über die Absatzmöglich keit nachzudenken. Dabei ist zu erwähnen, daß der Kohlbau in Deutschland tatsächlich entwicklungsfähig ist, da Länder vorhanden sind, in denen nach Kohl große Nachfrage besteht, wie z. B. Ungarn, Norwegen, Schweden, Tschechoslowakei und Polen. Es kommt nur darauf an, 'n diesen Ländern die geeigneten Abnehmer zu finden. Der Absatz ist es, der dem Feldgemüsebauer besondere Kopfschmerzen macht und das umso mehr, als die ausländischen Zufuhren von Jahr zu Jahr zunehmen. Wenn man bedenkt, daß im verflossenen Sommer in manchen Städten die ausländischen Tomaten der Zentner zeitweise für 2 Mark gehandelt wurde, so kommt man zu der Annahme, daß scheinbar zwischen dem deutschen und dem ausländischen Gemüsebau um die Be hauptung der deutschen Märkte unter Einsatz aller Mittel gekämpft wird, und es wird sich leider nicht vermeiden lassen, daß auch auf unse rer Seite dieser oder jener Betrieb im Kampfe um die Vorherrschaft fällt. Geht dann der deutsche Gemüsebau, was..zu, -hoffen, ist^als ^Sie ger hervor, dann wird es um den Absatz besser bestellt sein. Bis dahin empfehle ich dem Feldgemüsebauer möglichst mit der Kvnserveninduurie zu arbeiten und soweit Marktbelieferung in Frage kommt, den Markt auf seine Aufnahmefähigkeit hin zu prüfen, den Anbau dementsprechend einzustellen und vor allen Dingen Qualitätsware zu erzeu gen, um es mit der ausländischen Konkurrenz äufnehmen zu können, die uv obendrein noch verspottet. So versah einst > holländischer Händler seinen tausendsten E, hmvagcn Kohl nach Deutschland mit folgender Zuschrift: Einst waren sie im Reichstag toll und schickten uns den Eingangszoll und hofften, Hollands Kohl zu wehren, doch Deutschland kann ihn nicht entbehren Schon tausend Wagen sandte dieses Jahr, hinüber Kaufmann Klas Wagenaar. Klas Wagenaar aus Broek op Langendeich sandte immer beste Waren, Ihr deutschen Händler, bestellt darum sogleich, ihr werdet euch viel ersparen. Die Notwendigkeit der Erzeugung von Quali tätsware bringt mich aber wieder auf einen an deren Gedanken, nämlich auf die Sortenkenntnis. Ich weiß, daß ich . hier auf einen recht wunden Punkt stoße, aber man wird mir recht geben, daß sehr viel Nackenschläge im Gemüsebau durch mangelhafte Sortenkenntnisse verursacht werden, wenn ich andererseits auch zugebe, daß unsere Gcmiisesortimente recht umfangreich sind. Wie groß der Schaden durch ungenügende Sortenkenntnisse sein kann, will ich an einem Beispiele aus der Praxis erläutern. Gegen Ende Dezember eines Jahres wurden einem Besitzer einige Eisenbahnladungen Weißkohl zur Ver fügung gestellt, obwohl der Kohl auf dem Felde nur drei Tage lang einige Grad Kälte überstan den hatte. Dieser Kohl war aber kein Dauer kohl und er hatte daher vom Frost gelitten. Das Ende vom Liede war — Prozeß verloren. Wäre hier eine Dauersorte zur Anpflanzung gekommen, so hätte der Frost nicht den geringsten nachtei ligen Einfluß ausgeübt, und große Summen, vom Aerger ganz abgesehen, wären erspart geblieben. Liefert der Feldgemüsebauer sein Gemüse an eine Konservenfabrik, so hat er sich hinsichtlich der Sortenwahl natürlich nach deren Wünschen zu richten, während der Marktbeliefercr sich nach den Eigenarten des Marktes richten muß, wenn er Geschäfte machen will. Ein gewisser Modeartikel im landwirtschaft lichen Gemüsebau ist heute der Kohl. Es kann aber nicht stark genug betont werden, daß nur der Anbau von Dauerkohlfortcn empfehlenswert ist, um den Markt zur gemüsearmen Zeit belie fern zu können. Dazu gehören natürlich Kohl scheunen, damit man den Kohl solange lagern kann, bis bessere Preise einsetzen. Ich höre aber schon sagen, daß zum Bau von Kohlscheunen kein Geld da ist, und darauf erwiedere ich sogleich, daß in mancher Wirtschaft unbenutzte Räumlich keiten vorhanden sind, die sich mit geringen Mit teln für die Kohlüberwinterung Herrichten lassen. Wer nicht weiß, wie solche Räume aussehcn müssen, wenn sie ihren Zweck erfüllen sollen, der wende sich an seine zuständige Landwirtschafts kammer oder an den Reichsverband des deutschen Gartenbaues e. V. in Berlin, die dann schon die nötigen Auskünfte erteilen werden. Aber nicht nur der Anbau von Dauersorten ermöglicht die Belieferung des Marktes zur ge müsearmen Zeit, sondern auch der Anbau von Frühsorten. Natürlich sind für den Anbau von Frühgemüse geeigneter Boden und geeignetes Klima Vorbedingung. Leichter Boden, der sich schnell erwärmt und geschützte Lagen sind für den Frühgemüsebau am geeignetsten. Es hat wirklich keinen Iweck, sich auf schweren, kalten Böden mit Fruhgemüje abplagen zu wollen, da die Ernte hier dann einsetzt, wenn der Markt be reits überschwemmt ist. Der feldgemüsebautreibende Landwirt muß auch über die einzuschlagcnde Fruchtfolge im Bilde sein. Hier können wir zwei Gruppen von Feldgemüsebauer unterscheiden. Zur ersten Gruppe gehören die Besitzer in der Nähe großer Städte. Diese kennen vielfach keine feste Frucht folge; sie nehmen nur auf die Konjunktur Rück sicht und legen danach den Bebauungsplan für das kommende Jahr fest. Voraussetzung für eine solch freie Wirtschaft ist natürlich zweierlei: l/muß sich der Boden in einem guten Kultur- und Düngungszustande befinden, so daß er jede Gemüseart tragen kann, und 2. mutz der Bewirt schafter im voraus berechnen, wie sich die künftige Marktlage entwickeln wird. Treffen diese Be rechnungen aber nicht zu, dann können Geld und Gut dabei aufs Spiel gesetzt werden. An solchen abschreckenden Beispielen, hatte es im letzten Jahre nicht gefehlt, es ist das ein Beweis, daß Las., GLMilio, üben kein geeignetes. Spekulations- objekt.ist. Zur zweiten Gruppe gehören die Anbauer mit fester Fruchtfolge, ohne Rücksicht auf die voraus sichtliche Marktlage. Diese feste Fruchtfolge ist natürlich je nach Absatz und Klima verschieden. In Süddeutschland z. B. in der Gegend von Nürnberg kann man mit bestem Erfolge nach Winterroggen noch Kopfkohl und Porree an bauen, weil der Roggen das Feld sehr früh räumt und die Nachfrucht infolge des hohen Grund wasserstandes sofort an- und weiterwächst. In der Hannoverschen Gegend dagegen ist es in den meisten Fällen kaum gröglich, mit gutem Er folge Grünkohl nach Roggen anzubauen, weil der Roggen gewöhnlich erst um den 10. August herum das Feld räumt, der Grünkohl aber schon früher gepflanzt werden muß. Oder ein-anderes Beispiel. In der B o n n e r Gegend wird um Mtte August herum Advent kohl gepflanzt. Dieser ist dann Anfang bis Mitte Juni schnittfertig, so daß noch Stangen bohnen hinterher gebaut werden können. Es ist das eine Fruchtfolge, die in vielen anderen Ge genden Deutschlands gänzlich unmöglich ist. In der Provinz Hannover baut man vielfach nach Erbsen Wintergerste oder Winter roggen an, und bringt danach Hafer. Weizen nach Erbsen wird möglichst nicht angebaut, da die Erbsen das Auftreten des Rostes begünstigen. Die Fruchtfolge der Kohlwirtschaften ist in Han nover meistens folgende: Rüben, Weizen, Hafer oder Roggen, Kohl, Sommerweizen. Man nimmt nach Kohl ausgerechnet Sommerweizen, weil der Winterweizen nach dieser Gemüseart erfahrungs gemäß leicht auswintert. Und mit dem letzten Beispiele will ich zeigen, wie man in 2 Jahren 4 Ernten machen kann. Man Pflanzt Anfang Juni Rosenkohl auf einem Meter Entfernung. Mitte September wird zwi schen den Reihen Gerste breitwürfig ausgesät und eingeeggt. Im Laufe des ersten Winters wird dann der Rosenkohl geerntet und im nächsten Juli kommt die Gerste an die Reihe, nach der sofort Grünkohl gepflanzt wird, der sich noch im Herbst desselben Jahres abernten läßt. Nach Grünkohl folgt Winterweizen, der dann inner halb zweier Jahre die 4. Ernte darstellt. Infolge dieser größeren Inanspruchnahme des Bodens muß der Feldgemüsebauer auch tiefer in den Diingersack greisen als der reine Landwirt. Bei Betrieben mit leichteren Böden ist meistens auch der Zukauf von Stalldünger erforderlich, da die Gemüsearten meist größere Ansprüche an die organische Düngung stellen und wenn ich noch sage, daß auch die Ausgaben für Saat bei man chen Gemüsen in manchen Jahren beinahe lOO Mark je Morgen betragen, so sieht man, daß selbst der Landwirt, der den Gemüsebau nur als Anhängsel mitschleppt, bei demselben bedeutend höhere Gestehungskosten in Kauf nehmen muß, als bei den rein land wirtschaftlichen Kulturen. Noch größer find die Gestehungskosten natürlich in solchen Betrieben, in denen man zu einer Mehreinstellung von Arbeitskräften übergeht, weil dann noch eine be> sondere Belastung des Lohnkonlos stattfindet. Damit komme ich nun auf einen Punkt zv sprechen, der sehr wichtig ist, nämlich auf die Rentabilität des Feldgemüsebaues. Diese wird meistens ückdrschätzt. Zunächst mutz jeder Landwirt wissen, daß die Ernteschwankun gen nirgends größer sind, als gerade beim Ge müse. So schwanken beispielsweise die Bohnen erträge zwischen 1S und 80 und die Erbsener träge zwischen 8 und 70 Zentner je Morgen. Bei den anderen Gemüsearten sieht es ähnlich aus und das eigenartige ist, daß in den letzten Jah ren die Märkte trotz schlechter Ernten mit Ge müse überfüllt waren. So war doch z. B. die Erbsenernte im verflossenen Sommer miierabel, was ein bedeutendes Anziehen der Preise hätte zur Folge haben müssen. Das Gegenteil war teilweise der Fall. Ich darf ferner daran erin nern, daß die Gurken im letzten Sommer in den Hauytanbaugebieten buchstäblich auf der Straße gelegen haben, so daß man sich vielerorts die Mühe des Abernlens ersparte. Aehnlich war es beim Kohl; dieser kostete im Herbst trotz des vor- angsgangcnen dürren Sommers soviel wie nichts. Die Schuld an solchen Reinfällen tragen nach meinem Dafürhalten einmal die Befürworter des Feldgemüsebaues um jeden Preis, die gewissen los genug sind, um sich zu freuen, wenn es ande ren schlecht geht, ohne daß ich aber die Anbauer gänzlich freisprechen will. Ich weiß, wenn ihnen eine vernünftige Stimme zur Vorsicht rät, daß mancher Landwirt dann einfach sagt: Ach was, ich baue doch an, was ich will; der gönnt mir es blos nicht, daß ich auch etwas verdiene. Der Landwirt, der sich mit Feldgemüsebau befassen will, muß ferner auch wissen, daß er gegen ein ganzes Heer von Krankheiten und Schädlingen gewappnet sein muß. So trat z. B. vor zwei Jahren die Kühlschabe so stark auf, daß manche Kohloauer eine Backpfeiffe bekommen haben, von der sie sich nur schlecht wieder er holen konnten. In diesem Jahre war es die Kohlmade, die dem Kohle das Leben schwer machte. In nassen Jahren wiederum können es pilzliche Krankheiten fein, die die Ernten der ver schiedensten Gemüsearlen schmälern und infolge der damit verbundenen Bekämpfungsmaßnahmcn die Gestehungskosten erhöhen helfen. Ich bin mir durchaus bewußt, daß ich den Lesern durch meine letzten Ausführungen den Mut zum Gemüsebau etwas genommen habe. Ich halte es aber für meine Pflicht, die Dinge so zu schildern, wie sie tatsächlich find. Was wäre da mit gewonnen, wenn ich nur die guten Seiten des J-eldgemüsebaues beleuchtete,' was zur Folge hätte, daß dieser oder jener mit hochgespannten Hoffnungen sich ins Geschirr stürzte, um dann im nächsten Jahre sich enttäuscht wieder vom Feldgemüsebau abzuwenden. Anbauen darf der Landwirt schon, aber nur dann, wenn die Möglichkeit eines Abschlusses mit der Konservenindustrie oder mit Groß händlern besteht oder der zu beschickende Markt noch aufnahmefähig ist. Bestehen diese Mög lichkeiten nicht, so sehe ich in einem vermehrten Anbau von Feldgemüse eine Gefahr für den Fcldgemüsebauer selbst, denn wir müssen beden ken, daß die Anbaufläche für Feldgemüse im Jahre 1927, dank des gesteigerten Gemüsever brauchs infolge der Vitaminforschungen bereits 10 000 da mehr betrug als im Jahre 1913 und inzwischen bestimmt noch weiter er heblich zugenommen haben dürfte. Wenn es allerdings gelänge, die Einfuhren für Freilandgemüse zu drosseln, so wäre ohne Bedenken für eine Vergrößerung der Gemüse anbaufläche Propaganda zu machen und zwar könnte diese Vergrößerung rund 60 000 Mor sen betragen, was gleichbedeutend ist mit einer Vermehrung der jetzigen deutschen Anbaufläche von rund 12?L. Auf dieser Fläche ließen sich dann die gesamten Einfuhren an Freilandgemüse im eigenen Lande erzeugen.
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