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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 44.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19290000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19290000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 44.1929
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 14, 4. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 18, 2. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 21, 23. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 40, 3. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 43, 24. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 45, 7. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 49, 5. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 50, 12. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 51/52, 23. Dezember 1929 -
-
Band
Band 44.1929
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Politik anzusehen sein. Prälat Kaas ist als ent schlossener Kämpfer für eine reale Außenpolitik, viß die deutschen Interessen auch unter der jetzi- grn schwierigen machtpoliltschen Lage Deutsch lands gewahrt wissen will, bekannt! Wenn er Min im unmittelbaren Anschluß an seine Er klärungen zur Annahme des Boungplanes, „ein verfrühtes Ja", das die Verhandlungen zu Deutschlands Ungunsten beeinflussen könne, käme für das Zentrum nicht in Frage, an die deutsche Jugend die Forderung richtet, „das ganze ver- kslkte und überlebte kleinliche Parteisystem über Üün Haufen zu rennen, um die ewig Gestrigen Mt Neukonstruktion zu zwingen", so darf man Minus wohl den Schluß ziehen, daß Kaas in KigfsM Konzentrationswillcn die einzige Möalich- W für eine dem deutschen Lebenswillen Nech- Müg tragende Außenpolitik sieht. Ob das deutsche Tolk bereit sein wird, diesen in der letzten Zeit iü erfreulich starkem Maße von maßgeblichen Führern aller bürgerlichen Parteien zum Aus druck gebrachten Eindruckswillen in die Tat um- Metzen und damit seinen Vertretern, wenn sie Anfang Januar zum zweiten Mal in den Haag gehen, eine Rückendeckung zu geben, die ihnen »ine Außenpolitk im Kaasschen ermöglicht? Es geht um das Leben des Volkes, und an seiner Sicherung mitzuarbeiten, muß ohne Rücksicht auf die parteipolitische Stellung oberstes Gesetz aller Politik bleiben. Sv. Die Dffenbarmg Von Heinrich Lilienfein Es war an der Somme. Dort, wo der Krieg ein weites, lachendes, saatschweres Land in die trostloseste Wüste der Welt verwandelt hat. Ein trüber Tag, an dem die Wolken die sengende Sommersonne einschluckten und doch der lechzenden Erde den Regen nicht schenkten, den sie verhießen. Staub trieb in weißen Fahnen auf den Straßen; Staub lag — eine fahle Schicht — über dem kargen Gras, den wuchernden Disteln, den spärlichen Blüten von Steinklee und Jo hanniskraut, die sich aus dem Schutt hervor zwängten. Durch verlaßene Schützengräben, über dichtes, rostiges Stachelgedräht kletterte ich Hangaus und hangab. Irgendwo mußte da ein Kirchhof liegen, den ich vor zwei Jah ren durchwandert hatte. Ein Kreuz, hochra gend, aus silberrindigem Birkenholz gezimmert, machte ihn fernhin kenntlich. Heute war mirs gewesen, als hätte ich das Kreuz auf der Höhe zwischen verworrenem Buschwerk aufleuchten sehen. Nun hatte ich die Höhe erklommen. Aber nirgends konnte ich das Kreuz entdecken. Nur Wildnis ringsum: Granatloch bei Granatloch; grelle Kalksteinhaufen; drüben die nackten Stümpfe eines gestorbenen Waldes; ein Paar weidende Pferde. Draußen hinter dem Walde murrt und brodelt die Schlacht. Zu Häupten der bleierne, erbarmungslose Himmel... Der bleierne, erbarmungslose Himmel! Mein Auge irrt über die Wüste zu seinen grauen Rändern; von seinen Rändern empor zu sei nem grauen Gewölbe. Entsetzen packt mich. Eisige, grauenvolle Erkenntnis krallt sich in mein Herz, duckt mich, wirft mich auf die nächste, dürftige Grasnarbe. Narr, der ich bin — das Kreuz zu suchen, das hochragende, silberrindige. Nicht nur der Wald ist gestorben mit seinen kahlen Baumlrüppeln; nicht nur die Erde ist tot, die verstäubte, entgrünte, von tausend Eisen schlägen zerrissene: erloschen ist alles Licht der Welt; erloschen, was dieses Sternes Stolz und Zweck war — Geist, Würde, Schönheit; erloschen das Köstlichste: der Gott, der die Liebe ist und mit ihm der Sinn der Welt und alles Seins. Gefallen, verblichen, verschollen wie sein Kreuz, das silberrindige, hochragende... Jeden Suchens müde, gleichgültig trete ich durch die gähnende Leere den Rückweg an. Kaum acht' ich auf Richtung und Ziel. Und mit einem Mal sperrt mir wirres Gebüsch den Weg. Ich hebe die Augen: Jenseits reckt groß und leuch tend das Friedhofskrcuz seine birkenen Arme. Nun ich nicht mehr suche, habe ich gefunden. Ein paar Schritte, und ich wandere zwischen Gräbern. Zur Rechten lese ich deutsche, zur Linken französische Namen. Ein kecker Falter mit samtbraunen Flügeln schweift zwischen bei den, trinkt dort aus wilden Reseden, hier aus blauen Immortellen. Hüben und drüben strei chelt derselbe matte Wind die Gräser... Ein Name macht mich stutzen. Ich lese ihn noch einmal. „Reindörfer, Anton. Gefallen am 25. August 1916." Reindörfer? Und das Datum? Es stimmt. Zufällig habe ich den Mann gekannt. Zufällig kenne ich seine Ge schichte, ' die mir jetzt durch die Erinnerung zuckt. Ich sehe eine kleine, untersetzte Gestalt auf kurzen Beinen. Einen dicken, blond-schopfi- gen Kops mit abstehenden Ohren, niedriger Stirn, rosigen Backen. Die Augen blinzeln blöde, um die breiten Lippen liegt ein immer währendes Lächeln, das spöttisch scheint und doch hilflos dumm ist. Von säst einem Dutzend Kindern eines oberschwäbischen Bauern war der Anton Neindörfer das jüngste, am schwächsten begabte. Mt Ach und Krach, mit Stößen und Hieben war er durch die Schule gekommen. Was er angriff, war verkehrt; wenn er nicht dachte, gabs ein Unglück, wenn er dachte, ein gedoppeltes. Und das schlimmste war: Immer hatte es den Anschein, eS wäre Bosheit, was bloß Beschränktheit war.. Daheim konnten sie ihn nicht brauchen. In der Lehre behielt ihn kein Handwerker und erst recht kein Kauf mann. Mittlerweile wuchs er sich aus, und es kam der Krieg. Er wurde Soldat. Als er ins Feld mußte, dachten recht viele bei sich: um den wenigstens wärs kein großer Schaden, wenn —. In der Kompagnie war und blieb er, was er im Dorf gewefen und geblieben war. Der Dümmste und Ueberflüssigste von den Dummen und Ueberflüssigen. Ein so miserabler Muskor, daß selber die, die es gut mit ihm meinten, sich über ihn ärgerten. Dabei schien er gefeit gegen Kugel und Granate, gegen Bombe und Gas. Weinr alle zu Schaden kamen — er wischte durch, heil und lächelnd. Solche, die zehnmal mehr wert waren, hoffnungsvolle, aufgeweckte, hell äugige Burschen, ernste, verläßliche Väter und Söhne — die nahm es, die deckte längst der Rasen. Wo blieb der Sinn in diesem blutigen Spiel, das die Besten fortriß und die Schwächsten, um die keine Träne vergoßen worden wäre, be hütete wie unersetzliches Gut?.. Und dann, an einem Abend, eben am 25. August, saßen sie ihre zehn im Stollen beisammen. Der Ge sprächsstoff war im Versiegen, und man tat, was man als Letztes und aus Langerweile öfter tat: Man trieb seinen Ulk mit dem Reindörfer. Wie man im besten Zug war, fuhr eine schwere Granate mitten auf den Stollen. Ein dumpfer Krach, fliegender Staub, prnßelnde Erde, und alles war still. Die zehn im Stollen waren verschüttet... Von rechts und links kamen sie gelaufen. Ein fieberhaftes Arbeiten begann. Der erste, den sie fanden, lag, leicht gekrümmt, vornüber gefallen und rührte sich nicht. Die anderen neun lebten und wurden geborgen. Der erste, der Tote, war der Anton Rcindörfer: Unter der Krümmung seines Leibes war der Luftzug hindurchgestrichen, der seinen neun Kameraden Atem und Leben erhalten hatte. Im Leben hatte er nichts getaugt, im Tod rettete er nenn Männern das Lebe»; so unnütz er war und so blöd er lächelte. Seltsam: war er dasür vom Schicksal aufgehoben worden? Die neun Ueberlebeuden schienen es so zu verstehen, denn sie vergaßen es nicht. Davon zeugte das liebe volle geschnitzte Kreuz auf seinem Grab und die besonders schön gemalte Inschrift. Davon zeugte auch der, der mir mit merkwürdig gehaltener Stimme den Vorgang erzählte. Ich stand lang« vor seinem Grabe. Ich sah hinüber zu dem hochragenden, Hellen Birken, kreuz. Weit in die Runde sah ich, über den ein samen Steppenfriedhof weg, über die weite Wüste der Granatlöcher und empor zum bleier nen Himmel. Eine Lerche zwitscherte zaghaft zwischen Schutt und buntblütigem Un' ''ud mir war es, als läge ein lichter Schimmer über dem fernen, gestorbenen Wal» und als duftete die gestorbene Erde von junger, kommender Saat. Als huschte schüchtern das Licht durch die Welt. Als wäre sie nicht tot und auch der Gott nicht, der die Liebe ist und der Sinn der Welt. Nur verborgen w»r alles und verschleiert. Aber eines Tages mußte es offenbar werden, wie eS sich geofscnbart hatte an dem sinnlosen Leben und sinnvollen Sterben des Anlon Reindörscr. Und dann blaute wieder der son nige, erbarmende Himmel über dem erlösten Sein... Persönliche Mitteilungen Wir bitten unsere Mitglieder, uns bei der Ausgestaltung dieser Rubrik durch möglichst schnelle Berichterstattung über alle persönlichen AngelegenlMen, die für die Allgemeinheit von Interesse lind, unterstützen zu wollen. Es sind verstorben: Lambert Lenningcr, Montjoie, Bez.-Gr. Aachen. August Fock, Rellingen, Bez.-Gr. Pinneberg. Otto Mohr, Langclohe, Bez.-Gr. Pinneberg. Julius Violand zum ehrenden Andenken Am 9. Oktober 1929 verschied der in Kreisen des Bayer. Gärtnereiverbandes wohlbekannte Bezirksgruppen-Obmann Julius Violand in Tutzing" im Alter von 60 Jahren. Mit ihm ist ein Mann dahingegnngen, der reiche Kenntnisse in allen gartenbaulichen Fächern besaß, außer dem ein unermüdlicher stets hilfsbereiter Kollege war. Am 28. Juli 1869 in Innsbruck geboren, kam mit seinen Eltern im 5. Lebensjahr nach Tutzing. Wir finden ihn !m Alter von 14 Jahren in München in der Lehre, mit 17 Jahren als Ge. Hilfe in Dresden, mit 18 Jahren auf der Garten bauschule Geiseuheim am Rhein. Durch plötz lichen frühzeitigen Tod seines Vaters mußte er in jungen Jahren das elterliche Geschäft über nehmen und dehnte dieses bedeutend aus. Durch die reiche Bautätigkeit am Starnbergersee wurde ihm damals viel Gelegenheit geboten, seine Lieb lingstätigkeit „die Landschaftsgärtnerei" auszu üben. Nebenher widmete er seine freien Stunden dem Vereinswesen und war 21 Jahre im Aus schuß des Kur- und Verschönerungsvereins tätig. Auch im Obst- und Gartenbaüverein war er lange an führender Stelle. Sein Bestreben war, in uneigennütziger Weise seinen Heimatort zu verschönern und als Kurort zu heben. Im Jahre 1910 war er unter den Grün dungsmitgliedern der Bezirksgruppe „Starn- beiger-, Ammersee und Loisach- thal". Er wurde damals zum Obmann ge wählt und hatte diese Stelle seither inne. Sicher lich keine leichte Aufgabe, 20 Jahre Obmann einer Bezirksgruppe zu sein; deshalb Ehre sol chem Manne. Sein Vorsatz, die Mitglieder der Bez.-Gruppe soweit zu bringen: Qualitätsware zu produzieren, hierfür angemessene Preise fest zusetzen und diese zu halten, das schuf ihm viel Aerger und Enttäuschung. Wenn er auch dieses Ziel nicht voll erreichte, so sind seine Bestrebun gen nicht minder hoch anzurechnen. Wo es ir gend möglich war, suchte er die Jnlereßen des Gärtnerstandes zu wahren und zu heben. Die Bezirksgruppe erleidet einen schwere« Verlust. Die große Teilnahme der Kollegen, die vielen Nachrufe und Blumenspenden zeigten recht deutlich, wie geschätzt Violand von allen Seiten war. Unter den vielen anerkennenden Worten, die bei der Beisetzung gesprochen wur den, sind besonders die treffenden Sätze, die der Landesverbandsvorsitzende, Oekonomierat Ban- berger, vorbrachte, hervorzuheben. Viele waren ihm nicht nur Kollegen, sondern Freunde. Alle aber werden sein Andenken stets in Ehren halten. Fr. Wörle in. fragte den Mann: „Sind außer Steiger Leon noch Leute unten?" „Nein", sagte der Mann. „Dann ist es gut", sagte Fournier, stieg auf den Korb und sagte zu einem Bergmann: „Laß langsam hängen den Korb auf die sechste Sohle!" Der klopfte „Langsam hängen!" und der Korb verschwand. Das war eine böse Stunde, die wir von da ab zusammen auf der Hängebank saßen und nichts miteinander zu reden wußten, weil wir genau fühlten, daß es dort unten zwischen den beiden Männern jetzt auf Loben und Tod ginge. Und wir waren alle froh, daß Steiger Löon von sich aus auf den Gedanken gekommen war, eS so zu machen, wie wir eS den beiden hatten Vorschlägen wollen. Jetzt hatte niemand von uns Bergleuten schuld, wenn es ein Unglück gab unten. Es war ihr ganz eigener Entschluß, nicht unserer. Ich weiß heute nicht mehr, wie lange wir dS gesessen haben und gewartet. Die Ohren fausten uns schon von dem Horchen, daß einer von unten klopfen würde: Langsam auf den Korb! Endlich klopfte es: „Langsam auf den Korb!" Noch niemals habe ich ein so fürchterliches Warten erlebt als jetzt, da wir alle in den dunklen Schacht stierten und warteten, wer leben dig wieder heraufkommcn würde. Denn daß nur einer wieder zu Tage kommen würde, war uns ganz klar. Einer war jetzt tot. Entweder der Fournier oder der Lson. Wer war tot!? — Niemand wagte ein Wort zu sprechen. Alle stierten nur auf das breite Hanfseil, das wie ein riesiger Wurm gelblich-glänzend aus dem Schacht kroch und sich auf die Trommel wickelte. Endlich war der Korb oben, und drinnen saß, in sich zusammengehockt und ganz zerweicht vom Wasser und Schlamm: der Steiger Four nier! Keiner sagte ein Wort, als er aus dem Korb trat. Seine Knie schlotterten. Er sah niemand an, trat ohne ein Wort an den Markenschalter, wohin jeder Bergmann zu erst geht, wenn er aus dem Loch kommt, gab leine Marke wieder ab und sagte: „Sieh nach, oaß niemand mehr unten ist!" Befehlend klang seine Stimme. „Nur der Steiger Löon ist noch unten", -sagte der Mann, und sein Kopf zitterte dabei. „Dann ist es gut", sagte da Fournier mit tonloser Stimme, „der Steiger Leon ist wohl tot." Alles schwieg. Da stieg der Steiger Fournier auf einen Kohlenwagen, und man sah, wie schwer ihm das Sprechen fiel: „Leute", sagte er, „der Steiger Löon hat aus Rache gegen mich und gegen euch/ die wir mit Eisen besser abbauten als mit Holz, die Wasserader von Flöz Vermeulen aufge- jprengt, mit einer ganzen Kiste Dynamit wohl. Gerade, als ich hingekommen war, ging der Schuß los, ich bin nur mit Mühe noch fortge kommen, er hatte mir dasselbe Ersaufen zuge dacht, wie es jetzt mit ihm geworden ist. Wir wollen aber doch die Mützen abnehmen." Darm wandte er sich ab und ging zum Pumpenhaus, aber diese gewöhnliche Waßerhal tungsmaschine konnte den Einbruch der riesigen Ader in Flöz Vermeulen, die wohl stark war wie ein kleiner Fluß, nicht aufhalten oder gar ausschöpfen. Sie haben noch einen Monat lang versucht, die Grube zu retten, konnten aber das Wasser nicht schaffen. Langsam ersoff sie. In diesen vier Wochen kam unter den Berg leuten die Erzählung auf, daß Fournier den Stecher Löon erschoßen habe und dann selber, damit es nicht herauskäme, die Wasserader auf gesprengt mit einer Kiste Dynamit, wozu ja nur die Steiger die Schlüssel hatten. Ganz von der Hand zu weisen ist das ja auch heute, wenn man es ruhig überlegt, nicht. Zwar wissen nur Trompete, der jetzt wohl längst tot ist, und ich davon, daß Steiger Löon aus Rache gegen Fournier und aus Scham darüber, daß jener ihn mit seiner neuen Abbaumethode sicher überflügeln würde, die Wasserader im Lie genden von Flöz Vermeulen aussprengen und sich und den anderen dabei ersäufen wollte. Ich kann mir aber nicht denken, daß Steiger Löon, der ein feiner und gescheiter Kerl war, das so ungeschickt sollte angestellt haben, daß es dem Fournier gelang, noch zu entkommen. Vielmehr glaube ich heute, daß der Steiger Fournier nicht nur ein Schuft, sondern auch ein Mörder ist. Indem er nämlich in dem Augen blick, da ihm Löon sagte, die Schnur brenne schon an dem Schnß, der sie jetzt beide zusam men in den Himmel oder in die Hölle bringen werde, seinen Revolver zog und Löon erschoß. Dann loslief und froh war, daß die Wasser über Löon hereinbrachen und so für alle Ewig keit verdeckten, was da unten vor sich gegangen war. Vielleicht kann man Fournier, selbst wenn er Löon aus diese Weise erschoßen hat, doch nicht einen Mörder nennen, denn wer weiß, ob nicht jeder von uns in der gleichen Lage ebenso ge handelt hätte. Ueber so einen harten Kampf unter Männern soll man eben nicht nachträglich klug schwätzen. 15. Dieses 15. Kapitel ist nur deshalb, weil doch, wenn man etwas erzählt, auch ein Schluß sein muß. Weil ich aber alles erzählt habe, was zu erzählen ist, will ich noch einmal die Worte hierher setzen, die ich am Anfang geschrieben hatte, jetzt wird sie jeder besser verstehen, als er es am Anfang konnte: Die Kohlengrube „Faße M" im Becken von Bruay, wo dies alles geschah, ist heute ertrun ken unter dem Druck der Wasser. Nur noch dreihundert Meter kann man in den alten Schacht hinabsteigcn, dann gluckert einem bei der nächsten Sprosse das Wasser warm und glit schig an die nackten Sohlen. Die Lampe trägt man, an dem Haken über die Zähne gehängt, im Mund, und manche Bergleute haben rechts und links, wo das Eisen sie ein ganzes Leben gescheuert hat, nur noch Stummel. Daran und an den krummen Knien erkennt man den Berg mann. Irgendwo, wahrscheinlich auf Ort IV von Flöz Vermeulen, sitzt auch heute noch der Steiger Löon. Das war mein Freund, als er noch nicht tot war. Und sein großer Feind, das war der Steiger Fournier, nach dem das Flöz Four nier benannt ist, weil er es zuerst anschlug. Der lebt noch heute. Steinschlag und Wetter sollen ihn treffen! Künstliche Pflanzennährstüße Von Dr. E. Re in au in Berlin-Lichterfeld« Wir haben in Nr. 42 an dieser Stelle einen Artikel veröffentlicht, zu dem uns Dr. Reinau, der bekannte Sachverständige in Fragen der Kohlcn- säuredüngung, die nachfolgende, ergän zende Bemerkung eingesandt hat. Was heißt künstlich, wenn man von Pflan- zennährstoffen spricht? Muß da unbedingt eine Fabrik sich betätigt haben? Ist cs nicht auch eine — fast möchte ich schon sagen — Künstler- schaft, die mancherlei Erdmischungen in der Gärtnerei und im Gartenbau zuzubereiten von Mistbectunterpackung, Mistbeeterde angefangen über Primelcrde, Topferde, Erikaerde usw. bis zu den Gemüsebeeten für Salate, frühe Radies und sonstige zarte Gewächse? Es ist erforscht und eindeutig wissenschastlich erwiesen, daß die genannten Erden sich von natürlichen Böden jeglicher Art ganz ausfallend dadurch unter scheiden, daß sie mehrfache Mengen von Kohlen säure an die Außenlust hin abgeben. Und es ist auch fürs freie Land eindeutig bewiesen worden, daß bei einigermaßen geschlossenen Pflanzenbestünden diese vom Boden her ab gegebenen, beträchtlichen Kohlensäuremengen von den auf solchen Erden wachsenden Pflan zen fast restlos anfgezehrt werden. Somit ge hören alle Komposte und stark hnmös ge machte Erdbereitungen auch in das Gebiet der künstlichen Pslanzcnnährstoffe, und zwar z. T. zu den indirekten also mittelbaren Kohlensäure- düngern. Der beste Beweis für die Richtigkeit dieser Ansicht ist jedem praktischen Gärtner unmittel bar zur Hand: Ein TreibgurkenhauZ wird während der ganzen Treibzeit niemals gelüftet: Alles was an Blättern und an in die Tausende gehenden Früchten in jolchen Häusern wächst, I I hat seinen Kohlenstoff nicht etwa aus Luft erhalten, die durch die Ritzen im Glas ins Haus gelangt! Nein, dieser Kohlenstoff hat sich als Bodenatmung aus der Mist- und Komposterde entwickelt, und zwar als Kohlen säuregas. Dies entbindet sich in unmerklich feinen Mengen durch die Bodenporen in die Luft darüber und wird in dem Maße, wie die Beblattung der Häuser zunimmt, rascher und rascher weggezehrt. In den ersten Wochen gibt Gurkenbeeterde bis zu 3 Gramm Kohlen säure je Quadratmeter und Stunde ab, später sind es nur noch 0,5 Gramm. Dagegen gibt gewöhnliche Ackererde nur etwa 0,2—0,3 Gramm Kohlensäure ab. Aber gute Garten- becterde liefert 1—1,5 Gramm Kohlensäure. Die Gärtnerei ist eine kohlenstoffintensive Bodenbewirtschaftung, mit diesbezüglichen Höchstleistungen im Treibgemüsebau im Ge wächshause und im Frühbeetkasten. Aberson in Holland hat genau festgestellt, daß die Ernte um 30 o/o zurückbleibt, wenn man von einem Frühbeete nur die Packungswärme wir ken läßt, aber die entbundene Kohlensäure derart abführt, daß sie nicht zu den Blättern gelangen kann. Selbst Begasung im Freien mit künstlicher Kohlensäure hat in mehreren exakten Ver suchen bis zu 20»/a Ertragssteigerungen er bracht. Wer aber die Kohlensäuredüngung im Ge wächshause z. B. nach dem OEO Verfahren anwendet, der hat die in die tausende gehende Erfahrung deutscher und ausländische: Gärtner und Gärtnereiversuchsstationen auf seiner Seite, daß es sicher ist, daß man wesentliche Vorteile von der künstlichen Kohlensäuredüngung hat. Ich will hier nur Kabinettstücke der Erfolge nennen: Primeln, Lorraine Begonien, Gloxi nien, Rosen: gesunde Pflanzen, üppigere und kräftigere Blüte und leuchtendere Farbkon traste. Wenn man Tomaten täglich so früh, wie es überlMipt Tag wird, begast und nicht später als 7 bis 7siz Uhr die Häuser lüftet, so können 25—30°,« Mehrertrag garantiert werden. Gurken, die in guter Misterde sind, begast inan erst nach der vierten Woche hinter dem Aitspflauzen und dann immer in Unter brechungen von etwa zwei zu zwei Wochen, indem man dazwischen bewährte Kunstdünger in den Boden verabfolgt. Dann erhält man durch künstliche Kohlensäure auch seine 25 bis 50»/o mehr Gurken. Es steht aus jeden Fall fest, daß cs heute kein Sprung inS Dunkle mehr ist, wenn man mit Kohlensäure düngt. Funknachrlchlen Berliner Rundfunk 4. Dez., nm. 3.40 (15.40) Uhr, Gartendirektor Ludwig Leßer: Rundschau für Blumen- und > Garteuikeund«
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