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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 44.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19290000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 44.1929
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 14, 4. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 18, 2. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 21, 23. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 40, 3. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 43, 24. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 45, 7. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 49, 5. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 50, 12. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 51/52, 23. Dezember 1929 -
-
Band
Band 44.1929
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Vlumengewind Von Johannes Schumann Die Frau war mir immer Erlebnis, schönstes Erlebnis, ja, die Krönung allen Erlebens. So zieht denn auch durch die Erlebnisse der vier, fünf schwersten Jahre meines Lebens das süße Erinnern. Pah, die Narren, die da heute noch immer wieder das Märchen von uns jungen Kriegsfreiwilligen auflischen, wir hätten bei der ersken Granate geschluchzt und im Maschincu- gewehrfeuer geweint wie die Kinder. Nein, die kindliche Hand, rissig und braun geworden in der Glut der Kasernenhofe und in den Strapazen ungewohnter Fslddienstübungen, sie spannte sich nur fester um Kolbcnhals und Spaten, und das Herz, das Heike Juugeuherz, das betete „Mutter" und „Aebste" Aber der Mund blieb stumm und wurde hart, grausam hart. Und das Ange wurde starr und klar im Marschtritt der feld grauen Kohorten. „Im Rosengarten sollst mein erwarten.. ." Aber noch, noch marschieren wir. Wir Jungen, wir Jungens... Eben noch hatten wir uns im zierlichen Menuett der Tanzstunde gedreht, eben noch die Rosenknospen scheuer Liebe in Händen getragen. Rein und unverdorben, so warfen wir uns in den Tanz des Krieges. Und wenn ich Henle nach zehn, vierzehn Jahren zurückdenke: kein Wunder, daß durch Tod und Grauen sich wie Blumen Bilder süßer Frauen winden. Im offenen Viereck auf dem großen Hof der Jnsanteriekaserne graue Kolonnen. Bartlose Ge sichter unter dem Helm, frische und blasse, frohe und ernste. Silbern blinkt das Kreuz auf der Brust des feldgrauen Geistlichen. Ernst hallen die Worte: „Dev Herr sei mit Euch..." Helle Kommandos. Einschwenken die Gruppen. Das Tor öffnet sich, und die Musik hallt: „Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus..." Ja, aber kein Schatz blieb mir hier. Fern der Heimat zog ich hier aus. Mich suchte kein Auge zum letzten Gruß. Durch dichte Menschettmauern/ Winken und Rufen, Schluchzen und Blumen. Einsam, einsam. Und wehe Gedanken flattern heimwärts... Da, neben mir zwei lachende Blondköpfe. Blumen in den Händen und Sonne in den Augen. Da, da, auch du, namenloser Soldat, nimm, nimm, Blumen und Sonne! Nimm sie mit in Kamps und Sieg! Und ehe ich's versah, war Brust und Koppel, Gewehr und Helm ein Blnmengewind. Habt Dank, habt heute noch Dank, ihr unbekannten schwäbischen Mädels, die ihr einem der Soldaten soviel Liebe mitgegebcn. Und mit Rosen in der Hand schlief ich aus dem harten Boden des Transportzuges ein, als er im Dnnkel über den Rhein stampfte. „Taute Helene muß ganz in Deiner Nähe scip. Sie ist als Schwester im Korps-Lazarett.." Sechs Monate trug ich den graueu Rock schon. Sechs mal dreißig Tage und ebenso viel Nächte. Und ausgezogeu hatte ich ihn wenig. Fahl mar er geworden und bequem ausgeweilet. Mein lieber erster Feidrock, in dem ich zum Manne wurde, bevor ich ein Jüngling war. Der dn soviel Sterben sahst und mich vor Regen und Kälte so gnt geschützt hast. Ja, daß es noch etwas anderes gab, als Posten nud Patrouillen gehen, Faschinen flechten und Gräben entwässern und lauern und wachen, immer wach sein, die laugen Nächte unter dem in Blitzen zuckenden Himmel, unter den Sternen, das wnßte ich kaum noch. Bis dieser Brief kam. Und ich zog ans. Mit einer neuen Halsbinde als einzigem Schmuck und zum ersten Male ohne meine treuen Waffen. Daun war ich da. Hohe, Helle Räume. Ein richtiges Schloß. Richtig, weil cs auch noch Dach und Fenster hatte. Daß cs so etwas überhaupt noch gab! Weiße Häubchen, weiße Schürzen. Viel freundliche Augen in reifen Gesichtern. Mitten darin Tante Helene, eine entfernte Verwandte, seit meiner Kindheit nicht gesehen. Und gleich so viel Güte, so viel Bekümmern. Gut Essen, gute Reden. Es war wie im Traum. Des Nachts aber traute ich mich kaum in das —, in das , ja, ja, es war tatsächlich ein Federbett! Sssttt! sagte die Kugel — da hatte sie mich schone Und ausgerechnet fuhr sic mir durchs „Goscherl", wie der Schwabe jagt. Da ging es dann auf ratterndem Sanitätswagen zurück, durch die Nacht, über zerwühlten Straßen, unter dem Bersten der Grauten. Matt, todmatt luden sie mich in dem kleinen französischen Etappenort aus. Ich glaubte, ich müsse sterben. Schwach erhellte Gänge. Ein kahler Raum, in den man das Häuflein zerschossener, bunt zusammenge würfelter Frontkameraden abseht. Da geht die Türe auf und herein kommt, was sage ich, schwebt ein Gcbild aus Himmelshöhcu: eine deutsche Schwester, jung, ach so schön, jung und weiß und blond. Die Augen, bie seil eis Monaten nur Schlamm und Blut, nur Grau und Grausen gesehen, werden mir feucht. Und der kleine Gefreite hebt zitternde Hände, schmutzige, blutige Hände zu dem Trinkbecher voll heißen Tranks nnd nimmt ihn ans den weißen Fraucnsingeru, als wäre cs der heilige Gral. Was schadet es, wenn der zerschossene Ganmcu brennt über dem heißen Trank.' Das Trommelfeuer der Somme war vorbei, Goldene Tressen am Kragen nnd schwarz-weißes Bändchen im Knopfloch jo giug's endlich nach der Heimat. Langsam ward aus Mut und Säbel ein Vize-Webel. Und das sang leine Leier: Ich weiß am murmelnden Bache Ein trautes, ein liebliches Haus. Dort schallt, ob Sommer, ob Winter, Ein liebes Mägdlein heraus. Hin über den Bach, den geschwinde" Ein zierliches Brücklein sührl, Da sind im Sommer nnd Winter So oft und viel wir marschiert. Meist schritten singend und lachend Auf Straßen nnd Feldern wir sw- Rie haben so schön wir gesungen Wie beim Bloud-Mägdelein dort. lind kamen vom Fclddienst wir müde Ins trauliche Städtchen znrück, «o flog hinaus zu dem Feuster Manch kühner, manch bittender Blick, Ganz gleich, ob Sturm oder Regen, Ob Schnee oder Sonnenschein, Es grüßte so freundlich am Back- Kw immer das Mägdelein, wut zogen zum letzten Male orbei wir in feldgrauen Reihm eb' wohl, Du Blonde, Du liebste, In Krieg muß geschieden sein.. » - - . . : - Und es gab kein Wiedersehen. Nach Wochen und Monden voll neuer Schrecken, neuen Grauens, voll siegtroyigeu Vorwärtsstürmens, voll Harrer Abwehr ging es in die schreckliche Zeit sünsvierteljähriger Gefangenschaft. Im Drahtlafig gab cs keine Tonne und leine Blumen. Gab es ein kleines, verblassendes Bild das schon iiu grauen Rock auf dem Herzen geruht hatte. Gab cs Harren und Hoffen. Dann war auch das vorbei. In dem herzlichen Begrüßungs- sturme bremischer Männer und Frauen vcriauk der Spuk, lind als ich die Augen blinzelns rieb, stand neben meiner Kleiderkiste ein schwules braunes Müdclcheu und bot mir Gaben au. kleine, ärmliche Gaben, ein paar Postkarten, ein vaar Aepfel, einige Wechte Waldblüuerzigareuem Aber Augen waren darüber innge. fröhliche Augen Ivie oicrundeiuhalb Jahre zuvor im Schwabcnlaude. Da griff ich läppisch und un gelenk, aber herzlich nnd dankbar zu. Nach den Gaben im Korb und — nach Yen Gaben nu Kopf... Eine trockene Rose ist die letzte nuler meinen K riegserinnerungen. Verhandlungen über den Zoksrieden, .. deren Aufnahme wir bereits in der letzten i Nummer berichteten, sind in ein neues Stadium l getreten Von bei» ständigen Wirtschasiskomitee des Völkerbundes ist jetzt der Vorenlwuri mit W Artiteln ^erliggestellt worden und wird uun- § mehr allen Staaten, und zwar sowohl : .»glie dern als Nichtmitgliedcrn des Völkerbundes zn- gestellt werden. Tie Staaten sollen zum Ent wurf Stellung nehmen und noch vor Jahres ende dem Völkerbundsjetreiariat uüneilcm ob sie bereit sind, auf der Grundlage des Eulwurjeo an der für Anfang nächsten Jahres geplanten diplomatischen Konferenz teilzunehmen Durch den Zollwafkenstillstand soll eine Konwlidierung der bestehenden Vertrüge und die Verpflichtung der Staaten, im Rahmen des Möglichen nicht die Initiative zur Küudignng ihrer Handels verträge zu ergreifen, herbeigssührr werden. Schon jetzt Hal das Wirtschaslskomilee allerdings die Möglichkeit von Ausnahmefülleu in Aussicht genommen, nnd man ist der Ansicht, daß vör- allen Dingen hinsichtlich der landwirtschaftlichen Erzeugnisse Ansnahmcsälle eintreien werden. Diese Frage soll aber unmittelbar vor der Konferenz, die für den Januar geplant ist, behandelt werden Der Zollwassenstillstnnd, der bekanntlich auf Antrag bei englischen Regierung in dec letzten Völker- Me die „Aosse II!" orsoss Von Maxim Ziese i. Fortsetzung 8. Das ist gar nicht richtig zu beschreiben, was das für ein Aufruhr war um „Fosse Ul" da- Wülk. Die Weiber von Bergleuten, die zum Revier von Steiger Fournier gehörten, liehen den Weibern von Bergleuten, die im Revier von Steiger Löon arbeiteten, noch nicht einmal mehr Salz und Essig. Die ganze Belegschaft war aus einandergefallen in eine einzige große Feind schaft, als ob die einen Deutsche uud die ande ren Franzosen waren. Die einen waren für Foutuier und für seine neue Methode mit den Eisenstempeln, nnd die anderen für Leon und dafür, daß man anch weiterhin mit Holz ver bauen wolle. Das beste Geschäft machten dabei die Estaminets, denn wenn die Bergleute sich aufregeu, viel reden und streiten, dann müssen sie aiich viel trinken. Und was die Lehrhauer und sonst die Jnugwl waren, die prügelten sich auch deshalb, nnd ihre Mädchen versuchten'sich gegenseitig die Finger einzuquetschen beim Wagenschiebcm Alles aus der ciueu Feindschaft über Holz- und Eijenstempel. Man sollte das heute gar nicht mehr glauben. Dis Sache hatte natürlich auch einen ge schriebenen Grund Die Herren von „Fosse III" wollten wissen, auf welche Weise sich der Aufbau besser reutiere, uud hallen befohlen, daß der Steiger Löon in seinem Revier weiter mit Holz abbaue» sollte, und der Steiger Fournier in kei nem Revier mit den neuen Eiseustempelu. Ein halbes Jahr lang. Und wer dann am besten gefördert hätte, daran wolle man einmal sehen, eb Holz besser sei, oder die neue Erfindung, nnd daun anch erkennen, wer von beiden der bessere Steiger sei, nnd der sollte dann Obersteiger wer den. Daß einer von beiden in dem Falle iveg- achen mußte, ist klar, denn weder Fournier hätte sich jemals unter Löon gestellt, noch umgekehrt. Es wäre au sich auch gar nicht zn verstehen, daß die einzelnen Bergleute sich so stark au die sem Kampf aufregten. Aber da muß man be denken, daß, wie ich schon sagte, damals jeder Bergmann das Holz, mit dem er seine Strecke und seinen Ort ausbante, selber bezahlen mußte. In Deutschland, wo ja überhaupt alles viel besser ist, als in der übrigen Welt, hat man diese Me thode längst abgeschasft, weil es klar ist, daß der Bergmann, wenn er an Holz spart, er auch an der Sicherheit spart, und das dars doch nicht scjn. Aber damals war das noch anders. Für „Fossc Ui" hatten nun die Ingenieure eine ganze Berechnnnqsmeihode ausgeklügelt, um jedem Re vier gerecht zu werden: sowohl dem, das mit Holz weitcrbantc, wie dem anderen, die die Eisen dinger verwandte. Die einen mußten weiter sür ihr Holz bezahlen, uud die anderen mnßten langsam an ihren Eijcuslempeku abbezahkeu. So weit war das ganz gerecht. Nun kam es aber, daß die alten Bergleute, die ihr ganzes Leben ans das Knirschen nnd Brechen von den Holz stempeln gehorcht nnd sich daraus verlassen hat ten, nicht mehr mit dem neumodischen Kram nu- fangcn wollten und sich in daS Revier von Leon verlegen ließen. Dafür gingen wieder jüngere zu Fournier, die gern mit Eisen bauen wollten. Ganze Kameradschaften fielen auf diese Weise auseinander, es stand alles Kopf, und jede Partei wollte gewinnen. Bei Schichtwechsel wurden neuerdings unten am Füllort, das ist die Stelle unten in der Erde, wo die Wagen ans den Förderkorb geschoben werden, von den Parteien große Reden gehalten für Holz, gegen Holz, für Eisen, gegen Eisen. Und wenn man sich vorstellt, daß da auch die Mädchen, die die Wagen schoben/ noch hinein schrien, so weiß inan, daß das da unten ganz lnstig zuging. Das konnte man auch daran merken, daß niemals vordem, sooft der Korb gestürmt wurde, wie in dieser Zeit. Wenn alles in Ordnung qehl, ist es nämlich so, daß jeder Bergmann beim Einfahren eine sogenannte Fahrmarke bekommt, die ihn be rechtigt, mit demselben Korb wieder zutage zu fahren, mit dem er heroingekommen ist. Wer mit dem ersten Korb eingefahren ist, dars auch mit dem ersten wieder hinaus. Denn solche Seilfahrt dauert eiuc gute halbe Stunde, nnd cs wäre nicht gerecht, wenn die Leute, die eine halbe Stunde früher anfgestanden waren, nm den ersten Korb zn nehmen, nun erst mit dem letzten herauskommen sollten. Dann wären sic einc ganze halbe Stunde znviel unten gewesen, ohne daß jemand dafür bezahlt. Wenn aber der Korb gestürmt wird, gehl das jo zu: Während einer die Nummern vor liest,. die aus den Fahrmarken stehen, und jedcr sich seine abholt, und sich so Knstelll, wie es in der Ordnung ist, währenddem fangen hinten plötzlich welche, die sich dazu beabcedei haben, an zu schreien, daß man den Nummernorleser nichl mehr hören kann. Unb zugleich mit die sem Schreien sangen alle, die späte Körbe haben, und noch lange nicht zum Ausfahren dran wären, an zu drängen gegen den Korb hin. Die wirklich an der Reihe sind zum Ausfahren, stem men sich dagegen, und man m»ß sich verstellen, daß da plötzlich so ein paar Hunden Menschen eng znsammengedrüngl, ganz fürchterlich an fangen zn brüllen nnd zn drücken, und die Mädchen, die damals noch mit sazwijchen waren, quietschten so, wie man sich das leicht vorstellen kann. Meistens gehen dabei noch Lampen aus, nud plötzlich sitzt 'man eingekeilt, manchmal hochge hoben, manchmal ans den Boden gedrückt zwi schen diesem wildgewordeue» Volk, nnd alles brüllt alles mögliche, alles dräng! nnd drückt, so daß manche Burschen ihre Mädchen mit Mühe nnd Not ans dieser Menschenpresse hcrimsheben nnd über den Kopf halten. Weil so ein Mädchen nnn immerhin doch etwas lang ist, müssen in einem solchen Falle anch die Umstehenden mit halten, weil sie ihnen ja aus den Köpfen liegt. Dus gibt dann wieder etwas znm Lachen. Man muß sich überhaupt vorstelleu, daß so ein Slurm auf den Korb keine richtige ernsthafte Sache ist, sondern mehr ein grober Spaß, meist von den Jungen angesacht, die zuletzt aus dem Bett gekrochen sind am Morgen nud darum den letzte» Korb bekommen haben und unn unrcchter- wcise mit dem ersten wieder hinaus möchten, weil sie schnell zum Essen wollen. Immerhin ist die Sache mit dem Korb stürmen schon so ernst, daß manchmal mir der Kopf von einem Bergmann nach oben gefördert wird nnd das andere unten bleibt, weil der Korb anzieht, ohne daß der letzte richtig drin ist. Aber das kommt nnr ganz selten vor, ich habe es me gesehen, nnd ist dann einfach ein Unglück. Mög lich ist das aber natürlich nnr, wen» ein Korb gestürmt wird, weil dann alles in Unordnung geht. Wenn aber Streik in der Lust liegt, dann wissen die Herre» vv» der Grube ganz genau, daß es da»» ernst wird, wen» die Bergleute uuleu ausaugeu, den Korb zu stürme». Äimig- ste»S war das damals so. Und jetzt, wo ich bas erzählt habe, la»» ma» sich auch vorstellen, wie die beiden Parteien, überhaupt alle Bergleute sich aufreglen, daß sic st' ost dcn Korb stürmten. Es war schon eine wilde Sache, kann man sagen. 9 Von dcn Mädels, die damals noch linier Tage die Kohlenkarrcn schoben, hatte eines, das nebenan von dem Hause wohnte, >u dem ich Schlasgünqer war, mich wohl ein wenig gern. Es war ihr, wie sie mir später sagte, ausgesalkem daß ich nicht lchwarz mit dem Kohlenstaub am Körper nach Hause ging, wie alle die anderen Bergleute aus dsm Becken von Bruay es machen, sonder» mich einigermaßen wusch vnrher Ob ich nicht einmal abends mU ihr aus dcn HaUwu spaziere» gehe» wolle meinte sie einmal, als wir ans »nten im Querschlag lrafen uud ich ihr helseu komttc, eine» ausgejpruugenen Wagen wieder in die Schienen zu hebe», wozu weniger Krasi als ei» richtiger Holzbengel und ein richtiger Kruss gehört. Sie jagte aber, ob wohl sic das wisse» mußte, bewundernd: ich sei jo stark! Tie Halden sind haushoch aufgclürmte Hau seu vou den Steinem sie man früher ans de» Gruben schaffte, als ma» die ausgcbenlelen Flöze noch znsnllen ließ nnb sie nicht mit de» Steine» oersetzle, wie das heule geschieht Da zwischeu den Steinen noch mancherlei Kohle in kleinen Bröckchen und in Stand verteilt ist, kommt es osl vor, daß solch -im Halde im Innern an z» schwelen und zn brennen sängt Außen sieht man davon, abgesehen von einem bißchen Qualm da uud dort, nur wenig aber wenn mau sich draufjetzt, ist es warm wie im Frühling Das hatten schon die Väter und die Müticr von den jetzigen Burschen uns Mädels gewußt, damals, als sie uoch jung waren, und es war immer dasselbe. Denn mau muß bedenke», daß es in jener Gegend wenig Bünme gibt. >mo die sind immer lranrig über den Qnalm and Ranch, in dem sic ihr ganzes Leben stehen müsse». Solist sicht ma» i» dem Lande wemg anderec als die Türme von de» Grube» »ud die niede re». einstöckig in Reihe» ausgepsta»zie» Hämec der Bergarbeiter. Da ist ei»c wiche Halde, am de»e» übriglms kleine Birken rech! gut gedeihe», schon ei» ganz »etter Ausflugsort Nir eiuw Abend. Denn die Mädchen waren damals noch nicht so stolz und talen nicht jede wie eine halbc Königin mit Seidenstrümpfen. Denn es galt als ungebrochenes Gesetz. Kas nntcr Tage überhaupt nichts Deroriiges ge schehen durfte, uud es geschah auch wirklich »Ws Uuleu wurde nur gearbeitet, cs wurde „ich geliebt, Obwohl man sich vorstelleu muß, Kis' die Mädchen linken in der Grnbe alle ich, leui lisch nussehcm Alle haben iic blanigeleruo. brennend rote Lippe» im Lamvcuichoin und einen Mund voll leuchtend weißer Zähne, was
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