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Die Gartenbauwirtschaft Mr. 82. S.K1S2tz Kleinode deutscher Gartenkunst, einen jener historischen Gärten vorzeigen, die uns allent- halben sonst in deutschen Gauen erfreuen. Dazu ist dieses Gebiet viel zu spvunghaft ge wachsen und geworden. In wenigen Jahr zehnten hat es sich aus einem Lande rein kleinbäuerlicher Bevölkerung entwickelt zum größten Industriegebiet des kontinentalen Euro- pas, und cs gab sicher eine Zeit — das wollen wir nicht verschweigen —, wo man glaubte, daß die Errichtung großer Industrieanlagen und die Schaffung der Wohnungen für die Zehntausende und Hunderttausende von Men schen, die dort beschäftigt waren, unbedingt verbunden sein müsse mit der Notwendigkeit, die Natur mit Stumps und Stiel auszurotten, blieben. Jedoch die Idee des Gartenbaues, das Bestreben, allenthalben wieder Verbindung zu suchen mit der Natur durch Schaffung von Grünflächen und durch die Bereitstellung ent sprechender Flächen für den Kleingärtner, diese ganze Bewegung des Gartenbaues hat die stärk sten Impulse erst empfangen nach dem Kriege. Ms Ausdruck dieser Bewegung, als Bekennt nis zum Gartenbau können Sie die Gruga betrachten, die von dem Interesse und Willen unserer Gesamtbevölkerung getragen wird. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ihr großer Reichsverband hat das Verdienst, sämtliche Kräste des deutschen Gartenbaues zusammenzufassen. Ich gebe zu, ich unter streiche gern die Notwendigkeit, die Ihr ver ehrter Herr Präsident betont hat: Mit der Zusammenfassung allein ist es nicht immer ge tan; es gilt auch, die Abgrenzung zu finden zwischen den verschiedenen Aufgabengebieten. Ich stehe nicht an, zu sagen: das Aufgaben gebiet des kommmmlen Gartenbaues ist groß genug, die Ziele sind so weit gesteckt, daß wir Ihnen vom Erwcrbsgartcnban nicht ins Ge hege zu kommen brauchen. (Bravo! Hände klatschen.) Für unsere Stadt haben wir die Lösung gesunden. Was an mir liegt, so will ich gern dafür eintrcten, daß diese Frage für das ganze Reich von uns, von der kommu nalen Seite aus bereinigt wird. Meine Damen und Herren! Als dem Mit telpunkt eines großen Verbrauchergebietes, als Dräger der großen Märkte sehen wir gerade in Essen, welchen außerordentlichen Einfluß gerade das Ausland immer noch ausübt auf einem unserer wichtigsten Märkte. (Sehr richtig!). Da mitzuhelfen auch seitens der kommunalen Verbände ist ein unbedingtes Erfordernis nicht nur für Ihren Berufsstand, sondern auch für unsere gesamte deutsche Wirt schaft überhaupt« So möchte ich hoffen und wünschen, daß auch Ihre Essener Tagung einen weiteren und großen Schritt vorwärts bedeutet auf dem Wege, den Sie vor sich sehen, nicht nur zum Besten Ihres Standes, sondern auch zum Besten unseres Bolksganzen, und von diesem Gedanken geleitet, begrüße ich Sie mit dem schönen, alten Gruße des Bergmanns, mit einem herzlichen „Glück-auf"! (Bravo! Hände klatschen.) Dann sprach für das Reichsministerlum für Ernährung und Landwirtschaft Oberregierungsral Dr. Dr. Rieder Der Einladung zum 7. Deutschen Garten bautag, für die ich namens und im Auftrage des am persönlichen Erscheinen leider verhin derten Herrn Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft den verbindlichsten Dank ausspreche, sind wir gern gefolgt. Wissen wir doch, daß die ernste hingebende Arbeit des Reichsverbandes des deutschen Garten baues einem Ziel gewidmet ist, das uns allen am Herzen liegt, nämlich der Förderung des deutschen Gartenbaues. Während die gartenbauliche Tätigkeit im Auslande von der Natur und in sonstiger Hinsicht vielfach besonders begünstigt ist, müssen die deutschen Gartenbauerzeugnisse in müh samer und harter Arbeit und im häufige» Kampfe gegen tierische und pflanzliche Schäd linge und die Widerwärtigkeiten der Natur dem Boden abgerungen werden. Aber dieser deutsche Boden liefert dafür ein Erzeugnis, das an Geschmack und Köstlichkeit vom Aus lände wohl kaum übertroffen werden dürfte. Die Gruga dürfte im besonderen Maße geeignet sein, der deutschen Bevölkerung ein Zeugnis von der Leistungsfähigkeit des deut schen Gartenbaues zu geben und auch dem städtischen Verbraucher vor Augen zu führen, daß der deutsche Gartenbau auf dem besten Wege ist, auch den neuzeitlichen Anforderungen des Verbrauchcrpublikums an Qualität und Ausmachung der Ware gerecht zu werden und ferner zu zeigen, daß die deutschen Gar tenbauerzeugnisse cs sehr wohl verdienen, gegenüber den Auslandsprodukten in erster Linie berücksichtigt zu werden. Angesichts der bedeutsamen Funktionen, die dem deutschen Gartenbau im Rahmen unseres Volksganzen obliegen, erscheint es mir ein be sonderes Bedürfnis, Ihnen zu versichern, daß die Reichsregierung wie bisher so auch in Zukunft bemüht bleiben wird, dem deutschen Gartenbau durch eine tatkräftige Unterstützung Nach diesen Ansprachen hielt Freiherr von Mlmowski Ler Vorsitzende des Reichskuratoriums für Technik in der Landwirtschaft den nachstehenden Vortrag: „Zer Gartenbau als Verbraucher industrieller Erzeugnisse" Meine Damen und Herren! Wenn es etwas gibt, das uns mit Vertrauen für den Wiederaufbau erfüllen kann, so ist es die unleugbare Tatsache, daß die Not der Zeit die verschiedenen Berufsstände einander näher- gebracht und in ihnen die Ueberzeugung ge festigt hat, daß wir uns nur durch gemeinsame höchste Anstrengung vor dem Untergang retten werden. Ein Beweis hierfür ist mir auch die Gruga, ist mir der Wunsch Ihres Verbandes, daß auf Ihrer Tagung über das Thema „Gar tenbau und Industrie" gesprochen werden möge. Noch vor wenigen Jahren wäre niemand auf den Gedanken verfallen, die Beziehungen des Gartenbaues zur Industrie zu untersuchen, obwohl stets Interesse und Verständnis im Reich der Kohle und des Eisens für die Werte des Gartens vorhanden waren: „Im Arbeiterhof sei der Garten mit Gras, Blättern und Blüten und einem Sitz im Schatten einem jedem eine Lust, der hereinkommt", schrieb schon 1870 Alsred Krupp. Doch erst die schwere Not der Nachkriegszeit hat mrs gelehrt, daß Garten und Gartenbau nicht nur ein Herz und Auge erfreuendes Beiwerk, daß er vielmehr einen der wichtig sten Faktoren der Volksernährung darstellt, von größter Bedeutung für die Industrie, für die Allgemeinheit. Lassen Sie mich Ihnen an einigen Beispielen zeigen, in welchem Umsange der Gartenbau jetzt bereits Abnehmer indu strieller Erzeugnisse ist. Zur Zeit sind in Deutschland rund vier Millionen Quadratmeter Fläche überglast. Rechnen wir das Quadratmeter nur mit RM. 20,—, so stellt diese Fläche bereits einen Wert von RM. 80 Millionen dar. An neuen Aufträgen für Gewächshäuser sind der Industrie in den letzten Jahren rund RM. 27 Millionen zugeflossen. Neben diesen Aufwendungen fließen der Industrie bedeutende Aufträge für Garten baugeräte zu. Zur Zeit laufen rund 3000 Bodenfräsen im Werte von RM. 72 Millionen, kleine Traktoren im Werte von RM. 1h« Millionen; im vergangenen Jahre wurden allein sür über 1/2 Million RM. Motor-Baum- spritzen beschafft. Für kleine Regenanlagen betragen die Aufwendungen etwa RM. Millionen jährlich. Der Umsatz an kleinen Geräten wird auf RM. 3 Millionen geschätzt. Rund geschätzt komme ich auf einen Jahres- bsdarf von RM. 40 bis 50 Millionen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß dieser Umsatz sich wesentlich steigern ließe. Der Bedarf an gärtnerischen Erzeugnissen steigt ständig. Dies beweist am schlagendsten ihre zunehmende Einfuhr aus dem Ausland. Vor dem Kriege betrug der Wert der Einfuhr be reits rund RM. 300 Millionen. Im Jahre 1928 dagegen wurden sür rund NM. 650 Millionen (genau RM. 649 833 000) gärtne rische Erzeugnisse eingeführt. Diese Ziffer ist erschütternd, ivenn man bedenkt, daß der Wert der gesamten Produktion des deutschen Garten baues rund RM. 2 Milliarden beträgt, daß also der Wert der Einfuhr nicht weniger als ein Drittel der gesamten Jnlandserzeugung ausmacht. Wenn ich die Zahlen in Beziehung zur all meinen Handelsbilanz setze, stelle ich die er schreckende Tatsache fest, daß nicht weniger als 2öo/o ihres Passivsaldos auf Gartenbauerzeug nisse entfallen. Müssen diese Zahlen nicht jedem Einsichtigen zu denken geben? Dabei ist es nicht so, daß wir für die jetzt importierten Erzeugnisse auf das Ausland an gewiesen sind. Gewiß, Bananen und Apfel sinen in unseren Breiten zu züchten, wird uns trotz Gruga nicht gelingen. Daß aber der größte Teil der Einfuhr im Inland erzeugt werden könnte, kann keinem Zweifel unter liegen. An dieser Tatsache hat gerade die Industrie ein sehr lebhaftes Interesse, denn es liegt auf der Hand, daß bei vermehrter Erzeugung im Inland der Bedarf industrieller Erzeugnisse steigen muß. Um nur ein Beispiel zu geben, ist im Preußischen Landwirtschastsministerium berechnet worden, daß für die Erzeugung der uns fehlenden Gurken und Tomaten überglaste Flächen notwendig wären, deren Kosten RM. 103 750 OM betragen. An den technischen Vorbedingungen zur Steigerung des Absatzes wird jetzt stark ge arbeitet. Einige Beispiele aus dem Arbeits bereich des Reichskuratoriums für Technik in der Landwirtschaft: Dieses hat sich stark für die Typisierung der Gewächshäuser interessiert. Mit ihr hat der Reichsverband des deutschen Gar tenbaues einen großen Ersolg erzielt, da die Preise infolge der Typisierung wesentlich her abgesetzt werden konnten, zum Teil bis zu 50°/». Nach meiner persönlichen Ueberzeugung ließe sich auch die Benutzung der Gartenfräsen, die ich für den Gartenbau für wichtig halte, außerordentlich steigern. Wir haben im RKTL. sestgestellt, daß uns in dieser Hinsicht das Ausland voran ist: Es besitzt eine Fräse, die in der Leistung der deutschen Fräse durch aus gleichwertig ist, jedoch nur etwa zwei Drittel kostet. Auf Grund bestimmter Ab kommen darf sie nicht in Deutschland eingefiihrt werden. Ich glaube indessen im Sinne des deutschen Gartenbaues zu sprechen, wenn ich an dieser Stelle an die einschlägige Industrie die Bitte richte, sich mit allem Nachdruck sür die Verbilligung der Fräsen einzusetzen. Bei der Produktion der Handgeräte sind noch immer die unendlich viel verschiedenen vorhandenen Formen ein erhebliches Hemmnis. Svawnsormcn gibt cs allein über 4000. Wir hoileu. durch oemeinsame Arbeit des Neichs- «nd Förderung die notwendig« Grund« läge nicht nur zur Erhaltung seiner Existenz, sonder» auch zur Steigerung seiner Leistungsfähigkeit zu sichern. Auf eins möchte ich insbesondere Hinweisen: Neben der Fortführung der planmäßig be triebenen Regelung des Absatzes auf dem Ge biete von Gemüse und Obst muß meines Er achtens die Förderung der bereits auch bei uns in einer guten Entwicklung befindlichen Trcibhauskultur noch sür eine Reihe von Jahren als eine der vornehmste» Aufgaben betrachtet und behandelt werden. Die Er fahrung der letzten Jahre hat nämlich gezeigt, daß eine Absatzförderung ohne «ine entspre chende Gestaltung der Produktion allein nicht ausrcicht, nm einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen. Eine Dauerwirkung kann vielmehr nur auf der Grundlage einer umfassenden Pro- duktionsumgcstaltnng in Verbindung mit einer neuzeitlichen Absatzgestaltung erwartet wer den. Die im HarrShalt des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für land wirtschaftliche Betricbsumstellung und Absatz förderung für die nächsten Jahre vorgesehenen Mittel gewähren die Möglichkeit, auch ferner hin diese sür den deutschen Gartenbau bedeut samen Aufgaben von Reichs wegen zu unter stützen. Gelingt es so, durch ein« Verbesserung der heimischen Produktion und Absatzverhält- nisse dem deutschen Gartenbau eine sichere Stütze zu geben, dann wird es ihm nicht nur möglich sein, die lästige Auslandskonkurrenz leichter zu überwinden, sondern es werden auch die bisher ins Ausland gehenden Kapi- kalten wenigstens zu einem guten Teil der deutschen Volkswirtschast erhalten bleiben können." Anschließend wies Gutspächter Dreckmann im Auftrage der Preußischen Hauptlandwirt schaftskammer und als Vertreter der Landwirt schaftskammer für die Rheinprovinz, zu deren Vorstandsmitgliedern er zählt, auf die Schicksals verbundenheit zwischen Landwirtschaft und Gar tenbau hin und brachte zum Ausdruck, daß die Landwirtschaftskammer es sich angelegen sein lassen würde, jederzeit die besonderen Interessen des Gartenbaues wahrzunehmen. Als Vertreter der „Essener Industrie- und Handelskammer" und im Namen verschiedener anderer industrieller und allgemein wirtschaft licher Vertretungen und Verbände knüpfte Verbandes mit dem RKTL. ihre Zahl auf etwa zwölf herabzusetzen. Noch ein Hindernis bilden die Einheits packgefäße im Gartenbau, von denen jährlich rund zwei Millionen Stück gebraucht werden. Ich führe diese Einzelheiten an, um zu beweisen, daß gute Arbeit zur Schaffung der technischen Vorbedingungen für die Hebung der einheimischen Produktion geleistet wird. Aber diese technischen Vorbedingungen allein ge nügen natürlich nicht. Wollen wir die aus ländische Einfuhr zurückdrängen — und das ist eine Lebensfrage der Nation —, bedarf es weiterer Hilfe, einmal der starken Hand des Staates, zum anderen einer vernünftigen Selbsthilfe des eigenen Berufsstandes. Ich gehöre nicht zu denen, die in der Erhöhung der Zölle das Allheilmittel sehen, daß indes in unserer gegenwärtigen Lage der Gartenbau zum mindesten durch Erziehungszölle geschützt werden muß, kann von keinem geleugnet wer den, der die Verhältnisse ohne Rücksicht auf parteipolitische Schlagworte kennt. Es ist ein erfreuliches Zeichen der Zeit, daß der Reichs verband der Industrie diese Forderung aner kannt hat. In einer Entschließung vom 22. Juli hat er erklärt, daß es dem allge meinen Interesse und den besonderen Ge- sichtspunkten der Industrie entspräche, alles zu tun, um die gegenwärtige Notlage der deutschen Landwirtschaft und damit auch des deutschen Gartenbaues zu beseitigen und ihre Rentabilität wieder herzustellen. Erfreulicher weise ist es denn auch in den letzten Wochen gelungen, durch einträchtige Zusammenarbeit der landwirtschaftlichen Vertreter der ver schiedenen Parteien, einen Teil dieser Forde rungen durchzusetzen und so einen Anfang mit dem Schutz der heimischen Bodcnproduktion zu machen« Freilich, die Hilfe de? Staates allein ge nügt nicht. Der Gartenbau muß sich darüber klar werden, daß die Konkurrenz des Aus landes auf ganz bestimmte Gründe zurück- zuführcn ist, die es nüchtern zu untersuchen gilt. Ich habe mit einer großen Importfirma Fühlung genommen, um festzustellen, worauf denn letzten Endes der so überaus starke Verbrauch inländischer gärtnerischer Erzeugnisse gerade im Industriegebiet zurückzusühren ist. Hiernach kommt gegenüber dem Riesenbedarf und den hohen Ansprüchen der Verbraucher die inländische Erzeugung sür den Groß handel nur wenig in Betracht. Sortenrein heit, Güte und Verpackung der deutschen Erzeugnisse werden bemängelt. Die Preise sind schwankend, die Zufuhr oft schlecht ge regelt. Vor allem aber fehle cs gänzlich an großen Erzeugervereinigungen, die eine Großbclieferung ermöglichen könnten. Ich würde es selbst bedauern, wenn aus dieser rein sachlichen Stellungnahme des Handels etwa auf irgendeine Animosität ge schlossen würde oder auf der Handclsseitc gar das neulich im Reichstag gefallene Wort vom „rückständigen Bauern" gebraucht würde. Wir Gartcnbauer tun gut daran, die vorhandenen Mißstände mit offenem Blick zu erkennen und an ihrer Beseitigung zu arbeiten. In einer ganzen Reihe von Gegenden des Reiches hat der Gartenbau sie ja auch schon überwunden. Ich möchte sogar meine Meinung dutzm «zu» ! Dr. Schacht an den Hinweis auf die mögliche, gercüw ch letzter Zeit des öfteren erörterte und schon zur Tat gewordene Zusammenarbeit zwischen allen deutschen Berufsständen den Wunsch, daß eH gelingen möge, durch diese Gemeinschaftsarbeit zu gesünderen und vom Ausland unabhängigere» Wirtschastsvcrhältnissen zu kommen. Reichstagsabgeordneter Haag sprach im Namen aller anwesenden Parlament tarier. Der Reichstag habe wirklich großzügig die Sanierung der Landwirtschaft in Angriff ge nommen. Das sei aber erst der Beginn der Arbeit, bei deren Fortführung würde — dessen sei er gewiß — die Krone der deutschen Land» Wirtschaft: die deutsche Gärtnerei nicht übersehen werden. Nachdem noch Gutsbesitzer Dieckmann als Vertreter der deutschen Bauernvereine untz der übrigen landwirtschaftlichen Organisationen und Frau Böhme als Vorsitzende der Landwirtschaftlichen Haus« fraucnvereine die sür ihre Vereinigungen und den Gartenbau erstrebenswerten gemeinsamen Ziele beleuchtet hatten, sprach anschließend als Vertreter für die verschiedenen gärtneri schen Sondervereinigungen Gärknereibesitzer Junge-Hameln Er betonte, daß es sich die Sonderzüchterver einigungen angelegen sein lassen würden, über den für jede von ihnen gegebenen selbständigen Arbeiten dennoch nicht das große Ziel der ge meinschaftlichen Arbeit im Reichsverband außer acht zu lassen. Er knüpfte an dieses Versprechen die Mahnung auch an den einzelnen, seine Stellungnahme zur Berufsorganisation nicht in einer unsachlichen Kritik zu erschöpfen, und schloß mit den Worten: „Es ist sehr leicht, Kritik zu üben, aber es ist schwer, es bester zu machen. Vor allen Dingen möchte ich Sie bitten, alle, die dazu berufen sind, Kritik zu üben an den Arbeiten des Reichsverbandes und an den Arbeiten der Sondervereinigungen, daß Sie sach lich bleiben, daß Sie nicht persönliche Angriffe unternehmen, sondern daß Sie daran denken, daß sachliche Kritik unseren Stand und auch das Ansehen des einzelnen hebt. Und dann möchte ich an Sie alle die Bitte richten, daß Sie, jeder an seiner Stelle, Mitarbeiten und die Ziele des Reichsverbandes fördern helfen. Wir alle haben den Vorstand unseres Reichsverbandes ge wählt, und so sollten wir ihm auch das Ver trauen entgegenbringen, daß er das Beste will > und auch für uns tut". Ausdruck bringen, daß der deutsche Garten bau an der Spitze der Selbsthilsebcwcgung der Landwirtschaft marschiert. Das Problem, das wir hier behandeln, ist, letzten Endes ein großes, lebenswichtiges Pro blem der gesamten Nation: Die Erhaltung der Schöpferkraft des deutschen Bodens. Aller orten wächst die Einsicht sür seine Bedeutung, Jch sehe drei verschiedene Versuche, sie zu retten: 1. das italienische System Mussolinis! Scharfe staatliche Eingriffe, staatliche Prämiie rung der Tüchtigen, Bestrafung der Un tüchtigen, staatliche Urbarmachung, staatliche Konsumgebote, staatliche Einfuhrverbote, die sich bis auf das Tragen von Strohhütcn erstrecken, das System der Diktatur, unleug bar bisher von erstaunlichen Erfolgen ge krönt; 2. das sowjet-russische System: Staatliche Bearbeitung des Bodens in großkapitalistisch aufgezogenen Betrieben oder in genossen schaftlichen Kollektivbetrieben, unter bewußter Unterdrückung des freien Bauern, die staatliche Verfemung jeden Strebens, den Boden mit eigener Kraft zu bebauen, zu verbessern und in vermehrt und verbessert den Kindern zu hinterlassen; 3. und endlich das hvlländisch-dänisch- amerikanische System: Der selbstgeleitete Zu sammenschluß der freien Bauern in genossen schaftlichen Absatzorganisationen mit selbst gewähltem Zwang, verbesserter Ausbildung des einzelnen, die ihn zu höchster Leistung be fähigt, unter verständnisvoller Förderung des Staates, das System des germanischen Bauern, Es kann keinem Zweifel unterliegen, welches dieser drei Systeme sür uns paßt. Wie unsere Ahnen und Väter wollen auch wir als freie Männer den Boden bebauen. Wohlan, der Weg ist gewiesen! Der deutsche Gartenbau hat bereits ein Stück davon zurückgelegt. Möge er rüstig aus ihm fortschreiten. Mögen Stadt und Laud eng miteinander verbunden die Not der Zeit überwinden. Mögen sie in harter, ge meinsamer Arbeit den Weg zum Wiederaufbau unserer Wirtschaft finden." (Reicher Beifall) i Hlr« * Wir müssen es uns leider bei der geringen zur Fertigstellung dieser Nummer der „Gartcn- bauwirtschaft" zur Vcrsügung stehenden Zeit versagen, schon heute die beiden anderen großen Vorträge zum Abdruck zu bringen. Land wirtschaftsrat Dr. Siemon, der Leiter der Ver bindungsstelle der Preußischen Hauptlandwirt schaftskammer in Essen, sprach über „Gartenbau und Verbraucherfchaft"; Gartenbauinspcktor Wcinhanscn, von der Hauptgeschäftsstelle des Reichsverbandes, behandelte das Thema: „Der Gartenbau als Schöpfer von Grünanlagen in den Großstädten". Wir möchten uns mit der Anführung der Themen begnügen, weil es uns bei ihrem, reichhaltigen Inhalt unzweckmäßig erscheint, sie in verstümmelndem Auszug anzusührcn. Wir werden sie zusammen mit den von dem, Vorsitzenden des Landesverbandes Rheinland, Himmelmann-Köln, gesprochenen Schlußwort i« der nächsten Nummer veröffentlichen. Die Schriitleitun^ I