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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 44.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19290000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 44.1929
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 14, 4. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 18, 2. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 21, 23. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 40, 3. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 43, 24. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 45, 7. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 49, 5. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 50, 12. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 51/52, 23. Dezember 1929 -
-
Band
Band 44.1929
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Die Gartenbauwkrtschaft Nr. 25. 20. S. 1S2S Die Gruga wird am 29. Juni eröffnet Grünanlagen in Essen Von Gartendirektor R. Korte in Essen Mehr noch als in den meisten anderen Städten wurde in Essen in den Jahren des ungeheuer schnellen Anwachsens versäumt, für genügende Grünflächen innerhalb der Stadl zu sorgen. Später war es nicht leicht, den be gangenen Fehler wieder gut zu machen. Doch die Notwendigkeit von Gartenanlagen in einer Jndustriegroßstadt wie Essen erwies sich immer mehr. Schon vor dem Kriege entstanden einige bedeutende Grünflächen, vor allem die aus dem Moltkeplatz und auf dem Haumannhos, unter Gartendirektor Linne. Der Krieg hemmte sehr die Weiterentwicklung. Erst in den letzten zehn Jahren konnte die begonnene Arbeit sortgefuhrt werden. Einige vergleichende Zahlen machen sehr anschaulich, daß inzwischen manche neue Garienanlage entstanden ist. Essen hatte an öffentlichen Grünanlagen im Jahre 1913 37,8 Hektar, im Jahre 1928 203,2 ds. An gepflegten, nicht forstwirtschaftlich genutzten Waldungen im Jahre 1913 80,2 da im Jahre 1928 395,6 ks. Zusammen haben die städtischen Grünflächen, Gartenanlagen. Parks und Waldungen zirka 600 da Fläche. Darin sind nicht die Friedhöfe mit einbezogen. An Straßenbäumen waren bis 1913 6170 Stück angepslanzt, heute sind es über 23 000 Stück. Bei allen Arbeiten mußten wir naturgemäß immer die besonderen Verhältnisse unserer In dustriestadt im Auge haben. Die allermeisten Neuanlagen der Nachkriegszeit haben ausge sprochen sozialen Charakter. So konnte eine große Anzahl Spielplätze für kleine Kinder hergerichtet werden, in allen Stadtteilen. Sie erfüllen ihren Zweck, die Kinder von den Straßen wegzuziehen und ihnen einen schöneren Platz für ihre Spiele zu geben, in bester Weise. Essen hat heute 45 solcher Kinderspielplätze, von zu sammen über 5 k» Größe; drei davon haben Planschbecken. Größere Spiel, und Lagerwiesen sind vor allem in den städtischen Waldungen gelegen. Dort ist auch, von der Stadt bequem zu erreichen, eine größere, vielseitige Anlage geschaffen, gewissermaßen an Stelle eines Sta dions, die besonders von den Schulen eifrig besucht wird. Große Sandsteinmauern gliedern das bewegte Gelände. Der eigentlichen Spiel wiese ist ein geräumiger Kinderspielplatz an- geschlossen, und im Wald in eine natürliche Mulde eingebaut, das stimmungsvolle Natur theater. Verbunden mit dieser Anlage ist eine Dauerkleingartenkolonie, so daß das Ganze wirk lich vielen Interessen dient. Wie sehr daraus Wert gelegt wurde, sehr viele Straßen mit Bäumen zu bepflanzen, gehl aus den oben angeführten Zahlen hervor. Es wird mit allen Mitteln versucht, die Härte», der Jndustrie-Großstadtverhältnisie zu mildern. Hier sei auch erwähnt, daß einige Wohnsiedlun gen durch Bäume, Sträucher, Hecken und Rasen verschönt wurden, die Siedlungen Eyhof, Feld- Haushof, die Erweiterungen der Margareten- höhe u. a. Sehr eingehend wird schon seit Jahren in Esten die Kleingartenfrage behandelt. Die vielen willkürlich entstandenen Gärten der Kriegszeit sind zum allergrößten Teil wieder verschwunden. Es sind bisher sieben neue Kleingartenkolonicn eingerichtet mit zusammen 400 Gärten. Weitere sind in größerer Anzahl geplant, im ganzen Stadtgebiet systematisch verteilt. Neben diesen von der Stadl angelegten und unterhaltenen Kolonien besteht eine Kruppsche mit rund 450 Gärten. In anderer Art, aber ebenso wichtig für unsere Stadtbevölkerung sind die Arbeiten an den städtischen Waldungen. Viele tausend Meter neuer Wege wurden angelegt. Größere private Waldungen sind von der Stadt angekauft wor den und durch schöne Wege, Sitzplätze usw. der Oeffentlichkeit nutzbar gemacht. Hier kann man versucht sein, das andere Gesicht Essens, die rauchenden Schlote und die grauen Straßen mancher Stadtteile zu vergessen. Die Umgebung der Stadt, besonders die Ruhrberge sind von bemerkenswerter Schönheit. Wie allgemein das Bedürfnis der Großstadt- mcnschen gerade im Jndustriebezirk ist, den Zu sammenhang mit der Natur nicht ganz zu ver lieren, und daß in dieser Hinsicht kaum genug getan werden kann, haben recht deutlich die ersten Daseinsmonate unseres neuen „Botanischen Gartens" gezeigt. Er wurde zu Pfingsten vorigen Jahres eröffnet, nachdem er seit 1925 in Arbeit stand. In den Monaten von Pfingsten bis Ende Oktober sind insgesamt über 250 000 Be sucher gezählt, zahlende und nichtzahlende. Der „Botanische Garten" in Esten ist nach wissenschaftlichen und schönheitlichen Gesichts punkten angelegt. Viele Sondergärten, Blumen rabatten u. a. machen ihn zu einer Anlage, die in der breitesten Bevölkerungsschicht sehr be liebt geworden ist. Der Botaniker kommt dabei durchaus nicht zu kurz; die Pslanzsnsammlnng ist äußerst reichhaltig. Die „Große Ruhrländische Gartenbau-Aus stellung", die Gruga, findet in einem 20 da großen Ausstellungspark statt, der an den Bo tanischen Garten grenzt. Die Anlagen werden nach Schluß der Ausstellung erhalten bleiben und damit Esten? Gartenschmuck um ein Be trächtliches vermehren. Viclorla regia .... Auf der Gruga ist auch ein Warmwasser hecken zu finden, in dem u. a. di« Victoria regia zu sehen sein wird. Mit ihren Blättern von zwei Metern Durchmesser ist sie schon eine Sehenswürdigkeit; wenn sie aber zur Blüte kommt, dann wird sie ganz besonders ihre Anziehungskraft ausüben. Die Blüten sind zwei Nächte geöffnet. In der ersten Nacht sind sie elfenbeinfarben-weiß, in der zweiten Nacht sind sie rosa und gehen dann in ein tiefes Purpur über. Pünktlichkeit und Ordnung im GSrtnereibelrled Bon Eugen Schmidt in Basel Pünktlichkeit ist nicht nur ein« Höflichkeit, nein, sie soll ein Hauptgrundsatz eines gut ge regelten Geschäftsganges sein. Daß dieser Grundsatz noch lange nicht Allgemeingut ge- worden ist, kann man heute hier und dort zur Genüge beobachten. Ohne Zweifel würde manches Geschäft besser auf der Höhe stehen, wenn auf etwas mehr Pünktlichkeit gesehen würde. So ist nicht jeder Kunde bereit zu warten, bis er bedient wird, die bestellte Ware erhält oder bis endlich die in Auftrag gegebene Arbeit ausgesührt wird; das sollte jeder Geschäftsmann bedenken wie auch der Angestellte, dem die Aufträge überwiesen wer den. Auf exakten Geschäfts- und Arbeits beginn muß gesehen werden, ebenso sollte man aber auch aus pünklichen -schluß sehen, so weit es die Betriebsweise zuläßt. Wenn der Angestellte weiß, daß er zu einer bestimmten Zeit ausspannen darf von der Arbeit, zeigt er auch erhöhtes Interesse für seine Obliegen heit und tut seine Arbeit mit Liebe und Freude. Wenn «S wirklich einmal erforderlich wird, Ueberzeit zu machen, so werden die Angestellten dann auch gern« aus eigenem Antrieb bereit sein, tüchtig anzugreisen. Es gibt heute sehr viel« Gärtnereibetriebe mit pünktlichem Arbeitsbeginn und -schluß, aber auch ebensoviel«, di« wohl einen rechten Anfang finden, aber selten einen entsprechenden Arbeitsschluß. Ich hatte schon öfters Ge legenheit, Vergleiche anzustelleu in bezug auf di« Ergebnisse der bis spät in den Abend hingezogenen Arbeitszeit gegenüber einer ge regelten Arbeitsweise. Wer glaubt, daß dort, wo die Arbeitszeit ungebührlich hinausgezogen wird, auch viel mehr geleistet wird, dürfte sich in den meisten Fällen sehr täuschen. Denn nach meinen Be obachtungen verringern sich die Leistungen um so mehr, als die Arbeitszeit verlängert wird, außerdem konnte ich seststellen, daß bei einer geregelten Arbeitszeit viel mehr Arbeitsgeist und Interesse für die obliegenden Arbeiten aufgebracht wird. Also auch rn diesem Punkt dürste hier und dort mehr Pünktlichkeit am Platze sein, damit der Trieb zur Pünktlichkeit nicht vernachlässigt wird. Neben der Pünktlichkeit spielt im besonder» auch in unserm Berufsleben di« Ordnung «ine große Rolle, ein bekanntes Sprichwort sagt: „Ein jedes Ding an seinen Ort, es spart viel Zeit und manches Wort", und das hat auch feine Richtigkeit. Auch hier gibt cs mancherorts vieles zu bemängeln, und wenn schon der Meister dem Sprichwort nicht nachlebt, wie soll es der Lehrling besser machen. Jedem Lehrling sollte dieses Sprichwort auf die erste Tagebuchseite geschrieben werden, aber auch manchem Arbeiter sei es gesagt. Ein Geschäft in welchem Ordnung und Schönheitssinn unbekannt ist, stößt auch die Kunden ab. Beim Betreten desselben sollten sauber gehaltene, womöglich mit Blumen und Pflanzen eingefaßte und umrahmte Wege den Kunden anziehen und anregen, sozusagen wer ben für die Blumen. Wie sicht cs aber man cherorts in dieser Beziehung aus? Auch in diesem Falle hätte manches Geschäft nicht so zu krebsen, wenn der Inhaber sich mehr Mühe gäbe, Ordnung zu halten im kleinen wie im großen, dabei sollte auch Wert darauf gelegt werden, den Eingang des Betriebes so zu ge stalten, daß er direkt einladend wirkt und sonst geschäftig vorbeieilende Menschen anzieht und in ihnen das Interesse sür die Erzeugnisfe d«S Gärtners erweckt. Pünktliche Ordnung im Erdslager (Kompost, Lauberd« usw.) sollte eigentlich eine Selbst verständlichkeit sein, ist es aber in sehr vielen Betrieben nicht; der Komposthaufen wird nicht recht aufgesetzt, nie oder feiten umgesetzt unter einer schichtweisen Beigabe von Kalk. Die Folge davon ist, eine zu wenig durchlüftete Erde, verschiedene Pilze sind am Leben ge blieben und haben sich teilweise erheblich ver mehrt, daneben haben sich die Unkrautsamen er halten, die bei der weiteren Verwendung der Erde in allen Ecken keimen. Das ist ein Haupt übel in der Gärtnerei, wird der Kompost richtig gepflegt, so ist ein großer Schritt zur Unkrautbekämpfung getan, dies bezieht sich natürlich auch auf die übrigen Erdanlagen. Die Ordnung soll sich aber auch auf die rechtzeitige Bekämpfung des Unkrautes im ganzen Betrieb ausdehnen, meistens wird diese Arbeit solange verschoben, bis sich das Unkraut wieder von neuem ausgesät hat, dadurch wächst einem das Unkraut, wie es sehr gur ausgedrückt wird, über den Kopf. Das Resultat hiervon: Doppelte Arbeit und doch keine Ord nung. Solche Beispiele ließen sich noch viele anführen, cs soll jedoch damit keine Moral gepredigt werden, sondern cs sei aus eigener Anschauung und Erfahrung auf Mißverhältnisse hingewiesen, die mit kluger Berechnung leicht behoben werden können zum Nutzen und Ge deihen des Geschäftes. Zolltarif und Gartenbau Don unserem O. 8.-Mitarbeiter Man könnte sich fast in Zeiten wie 1924 und 1925 zurückversetzt fühlen, wenn man an allen Ecken und Enden liest, daß an maßgeben, der Stelle erneut Pläne wegen Ausgestaltung unseres Zolltariss in Arbeit sind! Allerdings sind es vornehmlich die Zölle für Getreide, für Vieh und Diehprodukle, die hier erwähnt werden, ohne daß dabci der Zollschvtz des Gartenbaues in den zahlreichen Presse- und Parlamentsbcrichten der letzten Wochen erwähnt worden wäre. Es ist zweifellos 1925 ein wesentlicher For schritt gewesen, daß an Slelie des zollfreien Zustandes, in dem sich über ein Jahrzehnt hindurch Erzeugnisse des Gartenbaues, wie Obst, Gemüse, und lebende Pflanzen befunden haben, nunmehr ein Zollschutz wieder einge- sührt worden ist, der teilweise über die Sähe der Vorkriegszeit hinauSging, aber ebenso schnell durch zahlreiche handelsverlraglirhc Ab machungen Ermäßigungen erfahren hat, über dis seinerzeit genug gesagt wor- den ist. Die Erörterungen, ob wir bis zum Ab laus der UebergangSzölle, d. h. bis zum 31. Dezember 1929 einen neuen Zolltarif bekommen sollen, sind so ziemlich verstummt. Man hört nichts mehr davon, eben weil niemand damit rechnet, daß zu einer Zeit, wo so wichtige WirtschaftSvcrhandlnngen wie mit Polen lausen, daS Deutlck>e Reich zu einer grundsätzlichen Revision seines ge samten Zolltarifs schreiten wird. Im vorigen Jahre waren die Auffassungen hierüber wesent lich anders und man rechnete zumal im Zu sammenhang mit den Neuwahlen zum Reichstag allen Ernstes damit, daß eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Parlaments darin besteh«» würde, einen neuen Zolltarif zu schaffen und eine neue Serie von Haudelsver- lrägen einzulciten. Di« Auffassung war gar nicht so irrig; sie war sogar sehr naheliegend, da die einzelnen Handelsverträge nur aus eine kurze Zeit, durchgehend etwa auf zwei Jahre, jedenfalls so abgeschlossen worden waren, daß 1929 oder 1930 eine Kündigung hätte möglich sein können. Der Vertrag niit Italien, an deni der Gartenbau besonders beteiligt ist, läuft bis zum 16. Dezember 1930 und ist danach jeder« zeit mit sechs Monaten Frist kündbar. Der mit den Niederlanden konnte sogar nach dem 28. Juli 1927 jederzeit mit einjähriger Frist gekündigt werden. Achnlich auch drr Vertrag mit der Schweiz vom 14. Juli 1926. Der Vertrag mit Belgien war gleichfalls bereits vom 30. März 1927 jeweils mit fcchS Monaten Frist kündbar. Wenn der Gartenbau Zollschutz seincr Er zeugnisse fordert, so befindet er sich in Gemein- meinschast auch mit denjenigen, die einem Zoll aus Lebensmittel vorsichtig gegenüberstchen. Wir erinnern hier an einmütige Kundgebungen der Jahre 1928 und 1929 und an jene Hun derte von Millionen, die wir dem Ausland« zahlen, während ungezählte Men gen deutscher Erzeugnisse nicht ein mal das Pflücken lohnen und elend ver rotten und verkommen. Wir glauben, daß Lei einer großzügigen Neuordnung des Zoll schutzes die Wünsche des Gartenbaues in dieser Richtung besonderen Anspruch aus Be achtung haben, schon um in den noch laufende» Verhandlungen, wi« sie mit ver schiedenen Staaten im Südosten unserer Reichs grenzen noch bevorstehcn, Tatsachen zu schaffen, die auch den Regierungskommis sionen das Verhandeln nur erleichtern dürften. Wir wollen uns hier gar nicht identifi zieren mit Bestrebungen, wie sie das Ausland unter der Parole „Zollerhöhung um leben Preis" kennt, wie wir es bei ver- fchiedenen Nachbarstaaten, dann in England und Amerika erleben, aber wir müssen daraus Hinweisen, daß ein Zollschutz nur dann Sinn hat, wenn er seine Aufgaben erfüllt: Er soll einen Ausgleich herbeiführen gegenüber dem klimatischen und geographischen Vorsprung deS Auslandes und damit eine Spanne überbrücken, die dazu führen muß, daß deutsche Ware, wi« es vielfach geschieht, unverkäuflich bleibt. ES ist unnötig zu sagen, daß Zoll allein nicht das Allheilmittel ist, aber er.ist in seinem ganzen Aufbau und der Art der unmittel baren Wirkung, mit der er in Erscheinung tritt, so bedeutungsvoll, daß die Hervor hebung eines ZollschutzsS für Gartenbauerzeug nisse gerade zur Zeit am Platz ist, die sich wie seit langem nicht mit Zollfragcn befaßt. Das Problem der ZMgffelvsrßMerung Von Dr. Heinz Roth in Krefeld Es ist in der letzten Zeit auch dem Un- einsichtigsten klär geworden, daß die unaüfhör- lichen Reibungen des schwierigen Kartöffel- geschästes nur durch eine grundlegende Neu ordnung der Sortierung und einer Kontrolle von dritter Hand auf ein Mindestmaß zurück geschraubt werden können. Die Hebung des Absatzes, das Ziel des Mehrverbrauchs, kommt dann noch ergänzend hinzu. Man suchte nach Wegen, um auch in Deutschland zu einer brauchbaren Handhabe zu kommen und fand in Holland das geeignete Beispiel. Hol land, das eine Standardisierung für Saatkar toffeln besitzt, die — einzigartig eingespielt — der holländischen Saat znm Teil Preist ver schafft, die um ungefähr 100o/o die Preise für erstklassiges deutsches Originalsaatgut in der Welt an sich unerreichter Züchtungen über stiegen, pflegt den Absatz der Spciseware über die Beiling, die Versteigerung gehen zu lassen. Nur diesen Versteigerungen, die man in Holland auf jedem kleinsten Dörfchen findet, haben die Qualität der holländischen Speise- kartoffeln zu einer sprüchwörtlich guten ge macht. Hollands Landwirtschaft und Handel stehen aus Grund dieses Absatzsystcms ohne Schwankungen da, gelingt es Holland doch immer wieder, selbst in Zeiten deutscher Kar- tosfelrekordernten, günstigen und großen Absatz aus den deutschen Berbrauchsmärktcn zu finden. Die deutsche Landwirtschaft, vor allem die des Westens, sah zunächst mit gebundenen Hän den zu, bis das Frühkartoffel bauende Gebiet um Kaarst bei Neuß den Gedanken der Ver steigerung aufgriff und mit den einfachsten Mitteln eine Versteigerung im Jahre 1927 einrichtcte. Ein Bretterverschlag mit einem Zeltdach und der Mund des Ausbietcrs muß ten die mit allen technischen Feinheiten der Neuzeit (elektrischer Versteigerungsuhr usw.) eingerichteten holländischen Veilingseinrichtun- gen ersetzen. Bevor Kaarst an eine Verstei gerung dachte, hatte man im Gcmüseanbauge- biet von Straelen am linken Niederrhein be- reitS eine Versteigerung für Gemüse usw. Es wurden allerdings auch Kartoffeln mit genommen. In Kaarst jedoch erstand die erste deutsche reine Kartoffelversteigcrung, die be reits im ersten Jahre ihres Bestehens einen vollen Erfolg davongetragen hat. Im Jahre 1928 konnte man die Versteigcrungszeit, die von Ende Juni bis Ende September dauert, bereits in der neu errichteten Versteigerungs- Halle mit elektrischer stlbstgebauter Versteige- rungsuhr aus dein Werk eines alten Grammo phons eröffnen. Kaarst ist heute Vorbild auch für andere Versteigerungen, die dann in Kre feld (Großmarkt), Calcar (Eierversteigsrung), Fruchthof Mörs, Versteigerung in Heidesheim (Rheinhessen) (Spargel, Obst- und Gemüse- Versteigerung) folgten und in Büderich bei Düsseldorf, Langenfeld bei Köln und anderen Orten des Rhcinlandes sowie in Baden folgen sollen. Wenn wir die Standortsfrage untersuchen, so fällt aus, daß die Versteigerungen alle marktnah vor großen Verbrauchsgebieten lie gen. Kaarst liegt sogar mitten zwischen Groß städte eingekeilt. Damit glaubt man, vielfach die Standortsfrage entschieden zu haben. Nichts wäre verkehrter als das. Man kann Verstei gerungen auch dort einrichtcn, wo ein genü gendes Hinterland sür eine ausreichende Be schickung und die nötigen Käufer Sorge trägt. Natürlich scheidet eine Versteigerung dort aus, wo wie z. B. in Ostpreußen, Pommern und Schlesien aus weite Strecken nur einige Groß güter vorherrschen. Aber auch dort könnte ich mir vor den Toren der Großstadt ein« Kartojstlverstcigcrung zur Versorgung der Be völkerung mit Spcisckartoffeln durchaus vor» stellen. Wenn wir bei diesen Betrachtungen skeptisch werden wollen, haben wir den Blick immer wieder nach Holland zu richten, wo im kleinsten Dorfe genau wie Kirche und Schule die Vciling zu finden ist, die der Landwirtschaft und dem Handel einen Wohlstand vermitteln, der für deutsche Verhältnisse bald ein böhmi sches Dorf geworden ist. Was soll nun durch die Versteigerung er reicht werden? Die öffentlich« Kontrolle sei tens des Käufers, der die Ware auf der Ver steigerung in den VsrsteigerungSkästen sicht und je nach Beschaffenheit bewertet, hebt die Qualität der aus den Markt kommenden Ware, da sie zudem die Kontrolle der Vcr- steigerungsleitung zu durchlaufen hat. Der Erfolg liegt nicht nur im höheren Preis, son dern auch im Mchrabsatz. Weiter hat der Landwirt nicht auf sein bares Geld zu warten, da die Versteigerung nur gegen bar erfolgt und somit Verluste ausschalten. Weitere Aktivposten sind sür verbrauchsnahe Verstei gerungen, gesparte Arbeitskräfte und gesparte Zeit, sür das nächtliche Fahren in die Ver braucherstädte und die höheren Preise. So ist Kaarst zu jeder Zeit zu über den Markt- Notierungen liegenden Preisen seine gesamten Bestände (im Vorjahre bei 52 Versteigerungen 146 OM Zentner) leicht und schnell losgewor den. Auch sür verbrauchsferne Versteigerung«» liegen die Dinge ähnlich. Das Kontrollzeichen der Versteigerung eröffnet der BersteigerungS- war« den Markt und sichert einen leichten Ab satz. Kaarst mit seinen zwei SortierungS» klassen, eine erste handelsübliche und eine zweite unter dem Speisekartosfelmaß liegende Sortierung, bewiesen, daß eS nicht richtig ist, an den höheren Preisen der VersteigerungS- wie auch der Markenware zu zweifeln. Das Problem des Absatzes deutscher Kar toffeln durch Versteigerungen ist demnach, wenn auch schwierig, nicht ganz unlöslich. Es muß nur ein fester Wille vorhanden sein, der sich nicht durch andere Meinungen abschrcckcn läßt, sondern auf Tatsachen ausbaut, wie sic in Kaarst und andcrsw augenscheinlich vor handen sind. Die in den namentlich gezeichneten Abhand lungen zum Ausdruck kommenden Ansichten und Urteile sind Vie McinungSäußcrungeiz der Verfasser. Schriftleitung K. Fachmann, Berlin. V.r- antwortlich sür den wirtschaftspolitischen Teil, die Verbandsnachrichtcn und die Unterhaltungs beilage E. Häußler, Berlin; für die Marrtrundschau: Dr. Christopeit, Berlin; für den Anzeigenteil: M Bethge, Berlin. Verlag: Gärtnerische Veriagsgeielljchaft m. d.H., Berlin SW 48. Druck: Gebr. Radeytl. Icrlin SW 48. Schluß des rebaluonLileu Le ries,
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