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VSume rm Frühling Me die Bäume rings doch den blauen Himmel mit ihren Kronen verbauen, diese rauschenden Wolken von Grün! Und dies Funkeln, dies weiße, dazwischen, sind das noch Sterne oder die frischen Blüten schon, die aus dem Dunkel sprühn? Die dem Himmel die Lippen jetzt reichen, sind sie denn wirklich die bleichen, die gleichen aus dem einsamen Winterjahr, die wir oft voll Sehnsucht besahen, ob an ihrem Stamm nicht das Nahen des Frühlings endlich zu sehen war? Trostlos und tot, ein leere? Gerüste, standen sie immer. Und die jetzt die Brüste atmend wiegen im schmeichelnden Wind, sind es wirklich die gleichen, dieselben, denen im Herbst die bleichen, die gelben Blätter wie Tränen entsunken sind? Stefan Zweig (Gesammelte Gedichte). Diese? Gedicht ist dem Buchs „Der Baum im Lied" entnommen, auf dessen Besprechung in Nr. 21 der „Gartenbauwirtschaft" nochmals hin gewiesen sei. »Praktisches Lehrbuch des Spargelbaues" für den Kleinbetrieb und Erwerbsanbau. Bon Johan nes Böttner d. I., Frankfurt a. d. O. 8. Aufl., 146 Seiten, 71 Abb. 3,50 RM. Dieses praktische Lehrbuch erscheint mit seiner 8. Auflage in einer Form, die die den Böttner- schen Gartenbüchern eigenen und bekannten Vor züge anschaulicher aus der Praxis und für die Praxis geschriebenen Schilderungen verbindet mit einer Vermittlung modernster Erfahrungen aus Praxis und Versuchstätigkeit des Spargel baues. Vom Standpunkt der Praktiker aus ist es vor allem zu begrüßen, daß durch eine breite »IM! I»»»I W»»WW Schilderung der technischen Hilfsmittel des SpargelbaueS (Spargelpflüge, Beet- sormer, Eggen und Walzen) den heutigen wirt schaftlichen Verhältnissen, in denen der Arbeits lohn eine so ausschlaggebende Rolle spielt, weit gehend entsprochen wird. Daß außer den rein anbautschn,scheu und betriebs wirtschaftlichen Fragen auch eine Reihe von Verwendungsmöglichkeiten des gestochenen Frischspargels be sprochen werden, kann im Rahmen eines Lchr- huchz nur begrüßt werden. Für die Besprechung des Stoffes ist die Reihenfolge der beim Spargelbau vorkommen den praktischen Arbeiten gewählt, — eine Uebung, die vieles für sich hat, andererseits den Verfasser zu einigen Wiederholungen zwingt und in ein zelnen Punkten die Uebersichtlichkeit etwas stört. — Im 1. Teil des Buches: „Anlegen neuer Spargelbeete" werden beachtenswerte Ausführungen für die Voraussetzungen des Spargelbaues gemacht und im Anschluß daran die «sortensrage behandelt. Hier «erden charakteristische Eigentümlichkeiten der einzelnen Spargel„sorten" beschrieben, wobei gleich betont wird, daß die Sortenfrage beim Spargel noch lange nicht auch nur annähernd gelöst Hst. Der offensichtlich starke Sortenwirrwarr brachte den Verfasser zu dem Schluß, daß jeder Spargel pflanzer sein Pflanzenmatsrial nach eigener Stockauslese selbst heranziehen soll; fraglich ist allerdings, oh dieser Ratschlag wirklich den Spargelbau als solchen nachhaltig zu fördern in der Lage ist, denn es ist nirgends so schwer als hier, das Wertvolle von dem Durchschnitt zu unterscheiden und jedenfalls nur dem Spargel- „züchter", nie aber dem Spargel„pslanzsr" möglich. In der Heranzucht des Pflanzen materials werden wertvolle Gesichtspunkte vermittelt und die reingeschlechtliche Anpflanzung männlicher Pflanzen als weitere Forderung für den erfolgreichen Spargelbäu betont. In der Frage der Pflanzweite spricht sich der Ver fasser für eine Vergrößerung derselben gegen über den vielfach üblichen Methoden aus und bezeichnet etwa Standraum pro Pflanze (150 X 50 ein) als günstig und empfehlenswert, hesonders im Hinblick auf die notwendige Ge spannbearbeitung. Die Düngung, — als erstes Kapitel im 2. Teil: „Pflege alter Spargel beete, Ernte, Ertragsberechnung" — behandelt der Verfasser auf Grund neuester Versuche und empfiehlt stärkere Kunstdüngergaben, die viel leicht besonders hinsichtlich des Kalis noch weiter als angegeben gesteigert werden können. In der Stechdauer wird mit Recht auf eine Be schränkung derselben hingewiesen, die auf Grund von Versuchen Unselt's sich in den darauffolgen den Jahren aut lohnt. Wertvolle Ausführungen werden endlich über den gemeinsamen Absatz des Spargels — durch Spargelbau organisationen — gemacht, denn selten gibt es ein landwirtschastliches und gärtnerisches Ge wächs, bei dem der Produzent — im Frisch spargelverkauf — so sehr täglichen Preisschwan kungen unterworfen ist, wenn er nicht durch Zusammenschluß und Organisation etwas ge schützt wird. Mehrere Kapitel über Spargel« schädlinge und Krankheiten, über betriebswirtschaftliche Rentabi litätsberechnungen und Taxatio nen, über Spezialitäten wie Frühtreibe reien und eine historisch statistische Betrachtung über den heutigen Sparael- bau in Deutschland und seine Zumnft schließen das Buch, das in seinem ganzen Inhalt, be sonders auch durch die Beigabe einer Reihe er ¬ klärender Abbildungen, eine Fülle von Neuem neben bewährtem Altem birgt und jedem In teressenten, dem Neuling wie dem Praktiker, ein sicherer Führer und Berater ist. Landwirtschaftsrat Dr. R. Lieber, Rastatt. Bericht der Höheren Staatslehranstalt für Gartenbau Wcihcnstcphan für die Jahre 1923 bis 1928. Sonderabdruck aus dem Landw. Jahrbuch für Bayern. 19. Jahrgang Nr. 5, 6, 7. 173 Seiten stark mit 89 Textabbil- düngen und Plänen. Verlag Buchdruckerei Karl Gerber, München. Anläßlich des 125jährigen Bestehens gibt die Lehranstalt einen mit 89 Textabbildungen gut illustrierten Bericht heraus, der sich neben einem Ueberblick über geschichtliches Werden und augenblicklicher Größe der Anstalt vor allem mit der Versuchstätigkeit der wissen schaftlichen und der Lehrabteilungen beschäftigt. Die Abteilung für gärtnerische Botanik und Pflanzenschutz stellte folgende Versuche an: Beiz- und Stimulationsversuche mit Möhren und Erbsen, Keimversuche mit Möhren, Der Sohn des Dschungels Eine Elefantengeschichte von Egon v. Kapherr Copyright 1929 by Sieben Stäbe— Verlags- und Druckerei - Ges. m. b. H., Berlin (6. Fortsetzung) „Kein zweites Gesicht," fuhr der Oberst fort. -Der Herr, den ich so oft gesehen habe, hat keine Aehnlichkeit mit irgendeinem meiner Bekannten. Ich glaube nicht an Seelenwanderung und meine such nicht, daß der Herr eine Gestalt aus einem früheren Leben ist, die sich in meinem Unter bewußtsein eingegraben hat, nein, seine Er scheinung ist etwas anderes. Sie ist auch keine Ausgeburt überhitzter Phantasie, sie ist tatsächlich vorhanden und dennoch rätselhaft, rätselhafter als die merkwürdigsten Dinge, die ich sonst in Indien und anderen Ländern sah. Sie läßt mich jedesmal erschrecken, aber fast freudig, sie löst in mir eine Art Glücksgefühl aus, eine Zu friedenheit, Sicherheit... Merkwürdig, so oft ich diesem Manne begegnete — es glückte mir niemals, ihn zu sprechen, ihn kenncnzulernen. Und ich habe stets Sehnsucht nach diesem Men- schen mit den großen dunklen Augen, wenn ich an ihn denke." „Beschreiben Sie ihn näher," bat Francis. „Er ist groß und schlank, eine sehr elegante Erscheinung. Gewöhnlich ist er schwarz gekleidet, aber ich sah ihn schon in britischer Uniform. Er hat einen dunklen Teint, trägt einen ge pflegten kleinen Spitzbart — den sogenannten „.Henry Quatre". Sein Gesichtsausdruck ist schwermütig, aber ungemein sympathisch, freund lich und gut; große Klugheit, ja Weisheit spricht aus seinen Augen. Er ist dunkelhaarig, aber nicht schwarz, "der Schnitt seines Gesichtes ist scharf und edel. Er sieht etwa aus wie ein alter spanischer Grande oder wie ein Edelmann aus der Zeit der Medici, vielleicht auch so wie manche Gesichter, die Tizian festhielt oder Ve lasquez. So tonnte auch wohl irgendein alter Orsini ausgesehen haben." „Sie schwärmen, Kolons!!" Der Oberst lächelte matt. „Ja, ich schwärme. Lächerlich, so ein alter Soldat; nicht wahr? Aber wenn Sie es nicht ermüdet, will ich Ihnen die Geschichte erzählen. Wissen Sie, weshalb ich hier geblieben bin an dieser großen Verkehrs- straße? Weshalb ich nicht nach England zurück- gsgangen bin? Weil ich den Mann zweimal in Indien sah, und weil ich weiß, daß er wieder hierher kommt. Ich weiß es, merkwürdig, nicht wahr? Ich werde meinem unbekannten Freunde hier begegnen, zum mindesten nicht weit von hier. Äiclleicht besucht er mich in meinem Bun galow. Ich habe das sichere Gefühl." Der Oberst trank aus seinem Glase, zündete sich eine neue Zigarette an und fuhr fort: „Vor dreißig Jahren etwa sah ich ihn zuerst. Er sah damals genau so aus wie vor vier Jahren, als ich ihn zuletzt traf. Nur die Kleidung war anders, Uebrigens möchte ich noch etwas sehr Merkwürdiges berichten. Sie kennen doch meinen alten Diener Bill? Nun — Bill war zweimal in meiner unmittelbaren Nähe, als ich dem Mann begegnete, hat ihn aber nie mals gesehen! Ich begreife das nicht..." „Erzählen Sie, Kolonel," bat Sir Francis, „die Sache ist fabelhaft interessant." „Das erste Mal sah ich meinen Freund in Madras. Ich war damals junger Offizier und lebenslustig wie nur einer der Leutnants in Indien. Wir hatten ein gutes Diner hinter uns, und einer meiner Kameraden machte den Vorschlag, zu den Bajaderen zu gehen, die in einem bestimmten Stadtviertel zu sehen waren. Nun — wir fuhren hin, gerieten in ein Ein geborenenviertel und kamen auch in ein solches Haus. Wir waren reichlich angetrunken und müssen uns auch wohl nicht korrekt aufgeführt haben — kurz — es gab irgendwelchen Streit mit irgendwelchem Kerl. Einer meiner Kame raden versetzte so einem braunen Nigger einen Fußtritt und warf ihn vor die Tür. Wir hatten die Waffen abgelegt, nur ich führte meinen Revolver bei mir. Plötzlich ertönte Geschrei, mit wüstem Lärm drang eine mit Messern und Haudolchen bewaffnete Menge ins Haus! Ein gräßliches Handgemenge entstand. Ich sah, wie der eine meiner Kameraden mit durchstoßener Kehle zu Boden fiel, wie ein zweiter erstochen wurde, schoß, mich mit dem Rücken gegen die Hauswand stemmend, drei der Angreifer nieder, sah blitzende Waffen, hörte wüstes Gebrüll... Da stand neben mir ein Herr in schwarzem Rock, er erhob die Hand vor mir wie zur Ab wehr — die Angreifer stutzten... Im nächsten Augenblick drangen englische Soldaten ein. Es war ein Strcifpikett, das den Lärm und die Schüsse gehört hatte und uns zu Hilfe geeilt war. Bajonette blitzten, ein Schuß krachte. Als ich wieder Herr meiner selbst war, sah ich mich nach dem Fremden um, um ihm für sein tat kräftiges Eingreifen zu danken, doch so viel ich auch suchte — der Mann war fort. Keiner der Soldaten hatte ihn gesehen. Ich forschte in den nächsten Tagen nach dem Fremden; niemand kannte ihn. „Zum zweiten Male sah ich meinen Freund im Sudan während des MahdistenaufstandeS. Die große Entscheidung war noch nicht gefallen. Ueberall gab es Kämpfe. Meine kleine Truppe war eines Tages in einer verlaßenen Ortschaft gänzlich eingeschlossen. Wir hatten wenig Lebens mittel, Hilse war noch fern, Munition und Trinkwasser gingen zu Ende. Wir bereiteten uns auf den Tod vor. Als am fünften Morgen dis staubige Sonnenscheibe düster über dem Horizont aufglühte, sahen wir die Mahdisten zum Hauptangriff schreiten. Ueberall knallten ihre Flinten, überall sah man ihre weißen Bur nusse... Mit Gebrüll griffen sie an, es waren Hunderte. Schon übersprangen die ersten die Mauer, schon sah ich ihre blitzenden weißen Zahnreihen, ihre wutverzerrten Gesichter, das bläuliche Weiß ihrer rollenden Augen... Da stand neben mir jener Mann! Er trug britische Kapitänsuniform. Die Mahdisten wichen vor ihm zurück wie vor einem Gespenst... „Plötzlich kamen ganz unverhofft mit lautem Hurra meine indischen Lanzenreiter. Unsere Soldaten faßten wieder Mut. Das Gefecht war gewonnen. Vierzig tote Mahdisten lagen auf der Walstatt, der Rest entfloh vor den tapferen Lancers. Als ich mich nach dem Fremden um sah, um mich ihm vorzustellen und ihm zu danken, war von ihm nichts mehr zu entdecken. Er war verschwunden, als hätte ihn der Boden verschlungen... „Das dritte Mal begegnete ich dem Unbe kannten während eines Kampfes gegen aufstän dische Massai. Ich war am linken Bein ver wundet und blieb in deL Durststeppe liegen. Keine Kleinigkeit, Sir! Die Pfeile schwirrten wie Bremsen. Vor und hinter mir lagen unsere braven Tommys, indische Boys, weiße und afrikanische Reiter — mehr oder minder tot... „Als es dämmerte, leuchteten nur noch ein zelne Schüsse der Unsrigen auf. Jetzt endlich schlichen Aerzte und Sanitäter herbei, um uns zu helfen. Es war Zeit, wahrhaftig! Da stand plötzlich — jener Herr vor mir. Er war in gelbes Khaki gekleidet, ganz wie wir. Er hatte einen Hellen Tropenhelm aus mit — schwarzem Schleierband. Er stellte sich zwischen mich und die Pfeilschützcu, die wieder nähergekommen waren, er winkte mir beruhigend mit seiner langen, feinen Hand zu, er nickte freundlich... Als ich ihn anreden wollte, brachte ich die aus gedörrten Lippen nicht auseinander. Plötzlich umfing mich tiefe Nacht... aber ich hörte noch das Hurra der wieder anstürmenden britischen Soldaten. „Ich habe am nächsten Tage die Sanitäter gefragt, den Arzt — niemand von ihnen hatte den Fremden gesehen. Die Massai aber waren vor seiner Erscheinung geflohen! Was ist das? Sehen die Eingeborenen mehr als die Europäer? Ich habe auch von Hunden gehört, die Gespenster sehen..." Der Oberst schwieg eine Weile, der Diener brachte neuen Whisky und Soda und entfernte sich geräuschlos, wie er gekommen war. Ein großer Dampfer tutete im Hafen, Passagiere er gossen sich in dis Hellen Straßen. „Trinken wir," meinte der Oberst, „dann erzählt es sich leichter. Ich habe heute das Bedürfnis, alles zu erzählen." Der Kolonel goß em, trank Francis zu. Nebenan schnarchte ein alter, dicker Herr in seinem Liegestuhl. „Das vierte Mal begegnete mir der Fremde auf einer Reise in Ncrdindien. Ich hatte Urlaub und bummelte mit meinem Freunde Harry Campbell-Hardy durch die Kolonie. So waren wir im Zuge nach Kalkutta. Wir saßen im Speisewagen, es ist mir so, als ob ichs gestern erlebt hätte... Plötzlich krachte es fürchterlich! — Der Wagen wurde zusammengepreßt, man hörte Angstrufe, Schmerzensschreie, das Knirschen zerreißenden Eisens, das Splittern von Holz. Hardy, der mir geaenübersaß, lag mit dem Kopf auf dem Tisch. Ein roter Strom floß über das weiße Gedeck! Ich sah, daß ein großer Splitter des zertrümmerten Fensters ihm die Halsseite ausgeschnitten hatte! Der Wagen neigte sich abwärts, blieb in schiefer Lage hängen... Ich sah tief unter uns einen reißenden Gebirgs fluß, ein paar umgeschlagene, abqestürzte Wagen, die zertrümmerte Lokomotive! Da stand neben mir jener Herr. Er war schwarzgekleidet, seine Miene war sehr ernst. Er zeigte mit der Hand nach der offenen Tür des Wagens — ich sprang auf den Bahndamm, blickte mich nach dem Fremden um... Er war fort. Als ich später nachfragte, wollte ihn niemand gesehen haben; auch mein alter Diener Bill nicht. „Jahre waren vergangen, da befand ich mich einmal auf einer Mittelmeerreise. Im Golfe du Lyon bekamen wir plötzlich einen orkan artigen Sturm. Die See war außerordentlich hoch, und die Brecher gingen ständig über Bord. Unsere Boote wurden weggeschlagcn, alles an Deck kam in Unordnung, und zwei Matrosen wurden über die Reeling gespült. Da vorn eins Luke eingefchlagen wurde und das Schiff immer mehr Wasser übernahm, wurde die Lage schließ-