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Die Gartenbauwirtschast Nr. 20. IS. S. IS2S zu -roße Auswahl in der Muste rung beklagt, weil sie die Wirtschaftlichkeit der Betriebe herabmindert. Uns gegenüber sind aber die Texlilleute insofern im Vorteil, als sie von niemanden zu einer überreichen Auswahlschaffung genötigt werden, sondern rein von sich aus des Guten zuviel lun. Immerhin aber ist ihr Beispiel lehrreich auch für uns. Fristerweiterung für Auswertungshypothcken? Im Haushaltausschusse des Reichstages gab Staatssekretär Dr. Joel Aufschluß über Frist- verlöngernngspläne für die Aufwertungshyvothe- ken. Fälligkeitstag der jetzt mit nur 5 vH lau senden Verbindlichkeiten ist der I. Januar 1932. Es handelt sich dabei nm die Aufbringung einer Summe von minde st ens 6 Milliarden Reichsmark, und es wird sicher mit Recht be- zweiselt, ob ein so außerordentliches Geschäft glatt und pünktlich erledigt werden kann. Des wegen soll für Notfälle ein Aus nahmegesetz geschaffen werde», für das alerdings Grundbedingung sein müßte, daß der hinausgezögerte Gläubiger in gewissem Grade schadlos gehalten wird durch einen höheren Zins satz als 5 vH. Organisation und Werbung Die deutschen Buchhändler sind mit dem Er- olge des abgelaufenen Jahres zufrieden, wenig- tens ist er nicht zurückqeiunken hinter den- enigen des Vorjahres. Einen wesentlichen Teil neses Erfolges sieht der Verband herbeigeführt durch die vortreffliche Werbearbeit am „Tag des Buches", und nicht weniger verspricht man sich von einer Neugestaltung der Verkaufsord nung, beides Dinge, die restlos in die gleiche Kerbe schlagen wie das gärtnerische Bemühen Nm Werbung und Berkaufsorganisation. Prunkbauten aus Kassengeldern Böses Blut macht seit längerem im Lande die Tatsache, daß nicht nur ein unverhältnis mäßig hoher Teil der Krankenkassengelder von> der Verwaltung verschlungen wird und ge wisse Kassen bei der gesundheitlichen Winters schnell bei der Hand waren, an Kürzung der Kassenleistung zu denken, sondern daß die Kassen unternehmen, die Kassenüberschüsse in Luxusbauten anzulegen. Man fragt mit Recht, ob das auch eine soziale WohlfahrtSobsorge sei, oder ob nicht die Kassenüberschüsse richtiger zugunsten der Kranken unter den Mitgliedern oder zur Förderung gesundheitlicher Maß nahmen angewendet würden. Im Reichstage hagelte es böse Worte über diese Wirtschafts weise der betreffenden Kassen. Ob es nur Worte bleiben? Der gute deutsche Michel ist ja meist zufrieden, wenn er sich cininal dazu aufgerafft hat, tüchtig zu schimpfen, und die gerügten Ungehörigkeiten haben dann meist gute Ruhe vor ihm. Die alle Matratze Von Heinz Fr. Bredemeyer. Damals, vor fünf Jahren, kurz vor der Silberhochzeit hatte Adolf Kühlebein eines Abends zu seiner Gattin gesagt: „Emma, jetzt sind wir aus dem Dicksten heraus. Die Kinder können selbst für sich sorgen, und das Geschäft geht, unberufen, sehr gut. Jetzt, Emma, soll Dein sehnlichster Wunsch erfüllt werden. Zu unserer silbernen Hochzeit kaufe ich Dir ein Mahagonischlafzimmer, wie Du es seit Jahren gerne haben wolltest." Und dann wurden im alten Schlafzimmer die Wände mit neuen Tapeten ausgestattet und der Fußboden mit neuem Linoleum. Eine Mahagonieinrichtung mit allem, was dazu ge hört, niit großem Spiegelschrank und einem Frisiertisch hielt ihren Einzug. Adolf Kühlebein sparte nicht. Er kaufte seidene Steppdecken und dicke Läufer und Vor leger. Oft hatte er eine heimliche Freude, wenn seine Gattin im Schlafzimmer auf einen kurzen Augenblick verschwand und zärtlich über das blankpolierte Holz und leise über die Weiche Decke streichelte. Di« Verwandten und guten Bekannten mußten die Pracht bewundern . . . aber schlafen in den neuen Betten, das taten die Kühlebeins nicht. Sie schliefen in dem Zimmer, das früher die beiden Jungens bewohnt hatten. Das neue Schlafzimmer mit den feinen Tüllgardinen und all seinen Herr lichkeiten schonten sie. Erst kürzlich feierten Adolf und Emma Kühlebcin ihren dreißigjährigen Ehekrieg, der nie ein richtiger Krieg gewesen war, weil Adolf für Emma als Gegner gar nicht in Betracht kam. Und da meinte nun die bessere Hälfte: „Wir sind beide jetzt eine Ecke über die Sechzig hinaus. Wer weiß, wie lange wir noch Freude an unseren Sachen haben? Von heute ab schlafen wir in den Mahagonibetten". Wider spruch gab es nicht gegen eine solche Anord nung, wurde auch nicht erhoben. Das ging eine Woche gut. Ziemlich gut. Aber dann wurde Adolf sehr nervös und reiz bar. Ausgerechnet Adolf, der sonst die Ruhe und Gemütlichkeit selber war. An einem Sonntagabend kam die Ge schichte zu klappen. „Gute Nacht, Emma", sagte der Gatte. „Wo willst« denn jetzt noch hin?" „Hin? Nirgends . . . Aber ich schlafe wieder in meinem alten Bett." „Aber warum denn bloß?" „Das will ich Dir ganz genau sagen. Das neue Bett ist schön. Es ist weich. Aber die Matratze hat keine Knhlen. Siehst Du, Emma, in meine alte Matratze Passe ich, wie der Kuchen in seine Form. Ich krabbele in mein Bett, drehe mich einmal hin und her und liege still. An das neue kann ich mich nicht gewöhnen. Sagen kannste, was Du willst: Ich belaste ab heute wieder meine alb« Matratze". „Trennung von Tisch und Bett gibts nicht aus unsere alten Tage, entschied Emma, „ich ziehe mit". Und das Merkwürdige ist, Kühlebeins haben ihr feines Mahagonischlafzimmer jetzt doppelt gern, und wer als Hansbcsnch kommt, schläft in einem sehr vornehmen Fremden zimmer. Funlnachrlchleu Berliner Mundfunk. 17. Mai, 16 Uhr: Prof. Dr. Karl Ludwigs, Direktor der Hauptstelle für Pflanzenschutz, spricht über: „Bekämpfung der Garten schädlinge im Sommer". 22. Mai, 19 Uhr: Gartenbirektor Ludwig Lesser, Präsident der Deutschen Gartenbau- Gesellschaft, gibt eiue Rundschau für Blumen- und Gartenfreunde. 26. Mai, 15 Uhr: Prof. Dr. Mangold spricht über die „Ernährung des Geflügels". 30. Mai, 16 Uhr: Gartenarchitekt Heinrich Wiepking-Jürgensmann spricht über die „Erhaltung der Landschaft, eine der wichtigsten Aufgaben des heutigen Städte baues". „Flora" Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden. Sitzungsbe ¬ richte und -Abhandlungen im jcchs- undneunzigsten bis einhundertunddritten Jahre ihres Bestehens. Sechsundzwanzigster bis dreiunddreißigster Jahrgang der neuen Folge 1921—1928. Im Auftrage der Gesell schaft bearbeitet und yerausgegeben von ihrem Bücherwarl Walter Dän Hardt in Dres den. Mit 1 Tafel und 7 Textabbildungen. Druck von C. Heinrich, Dresden-N. 1929. Die Sitzungsberichte interessieren wohl i» erster Linie die Mitglieder der Sächsischen Ge sellschaft für Botanik und Gartenbau und die jenigen, welche der Gesellschaft nahestehen. Der 2. Teil aber bringt auch für Fernerstehende viel Interessantes. Dünhardts Festrede zum 100jährigen Jubi läum der „Flora" gibt einen interessanten Ein blick in die Entwicklung des weit über die Gren zen Deutschlands hinaus berühmten Dresdener Gartenbaues. Wissenschaftler und gärtnerische Fachleute schufen in gemeinsamer Arbeit durch Forschung, Beobachtung und gegenseitige Be lehrung die Vorbedingungen für die hohe Ent wicklung des Dresdener Gartenbaues. Dem Abdruck dieser Festrede folgen 11 Abhandlungen, die zeigen, daß die „Flora" ihrer Tradition getreu weiter arbeitet. Es seien besonders her vorgehoben die Aufsätze über „Gärtnerische Arbeitslehre und gärtnerische Betriebsführung" sowie „Das Ermüdungspröblem und der Garten bau", beide von Direktor Stesfcn-Pillnitz. Auch der Aufsatz über „Düngungsversuche zu Azaleen" verdient sehr die Beachtung der Azaleenzüchtcr, und die Gartenausführenden finden wertvolle Anregungen in dem Aufsatz „Garten — Bauherr — Architekt" von Wilh. Nöhnick-Dresden. VI. Ein Krokodil wird geangelt. Die alte Palmenreiße lernte schwerer als Radha, ihr Sohn. Der konnte zwar noch mit seinem Rüssel und den kurzen Stoßzähnen nicht viel arbeiten, aber er verstand bald, um welche Zwecke es sich handelte, denn der kluge, große Kara-Nagh machte den fremden Elefanten alles vor. Spielend hob Kara-Nagh die schwersten Teakholzbalken und legte sie auf die Stapel. Er ging von einem Ort zum anderen und schob mit dem Rüssel schiefgelegte Hölzer zurecht, er ordnete, er legte gerade, schob überstehende Balken zurück und zog andere vor. Das alles sah Radha mit Interesse und suchte es nachzumachen. Wenn Malt rief: „Mail, mail!" dann wußte Radha, daß dies „vorwärts!" heißt, denn Mali packte ihn dabei am Rüssel und zog ihn vorwärts. Rief er aber „dhat, dhat!" so mußte sich Radha hinlegcn, kauernd auf allen vieren, damit man leichter auf seinen Nacken klettern konnte. Große Elefanten, die nicht „dhat" verstehen, sind sehr unbequem und als Reittiere nicht zu gebrauchen. Auch lernte Radha die Vorderfüße heben, und wenn Mali sich auf seinen Fuß stellte, hob Radha seinen Führer empor, er hob ihn auch bald mit dem Russel und setzte ihn sanft wieder nieder und machte noch manche andere Kunststücke. Täglich gingen die Elefanten ein- oder zwei mal zum Fluß, um zu baden; täglich gab es mehrere Mahlzeiten: ungeschälten Reis, Heu, Pferdebananen oder Bataten und mitunter einige süße Bananen. Auf dem Markt der Stadt ver darben viele Früchte ein wenig: Mangos und Pflaumen, Mispeln und Knollen und viele an dere. Dann kamen die Früchte körbeweise zu den Elefanten und wurden dankbar verspeist. Zu leben gab es schon an der großen Strandstadt, und die Elefanten waren gut bei Kraft. Und darum arbeiteten sie willig, denn für die Arbeit gab es wohlschmeckende Nahrung. Nahrung aber ist das Wichtigste im Leben, und jedes Getier arbeitet dafür, die einen rauben und haben ihre Mühe dabei, die anderen müssen Balken und Steine schleppen, und noch andere müssen schnell laufen und Lasten ziehen. Auch das Tier der Wildnis lebt nicht ohne Mühsal. Der alle Tusker Kara-Nagh leitete wieder das Stapeln. Ein großes Schiff lag im Hafen und lud schwere Teakhölzer und Ebenholz. Da hatten die Elefanten viel Arbeit, und auch Radha schleppte mit einem anderen jungen Bullen Holz zum Kai. Dort waren fremde Männer, die Ketten um die Balken schlangen. Dampf puffte, die Ketten rasselten, die Balken hoben sich und schwebten in der Luft, wurden oben von anderen Männern empfangen und drehten sich langsam. Daun sanken sie rasselnd in die Tiefe, in den Leib des großen Schiffes hinein. Anfangs fürchtete sich Radba, aber er gewöhnte sich schnell an d<»s Pfeifen, Zischen und Rasteln. Und weil die fremden Leute nett und freundlich zu den Ele fanten waren und ihnen oft Brot. Semmeln und Früchte zusteckten, konnte Radha den Beginn der Arbeit gar nicht abwarten. Der große Tusker Kara-Nagh hals, wenn ein Balken zu schwer war. Dann packte er mit an und hob das Holz, als wäre es iederkeicht und legte es behutsam nieder, wo die Leute warteten. Punkt zwölf Uhr läuteten täglich die Mittags glocken. Bamm, bimmel, bimmel, bim, bam, bim, bam, klangen die Töne von der Kirche mit dem hohen Turm. Und auf den Schiffen klang Antwort, in schönen Akkorden, in Terzen: tong, ting, lang, tung — longetingetangetunge, tong, lang, ting! Die Elefanten hatten sich schnell an die Zeit gewöhnt. Kara-Nagh legte als Erster den Balken fort, den er gerade trug, und alle Elefanten taten wie er. Dann gingen die Tusker und die an deren in langer Reihe zum Fluß und rauschten in die Flut, und die Mahouts riefen sich lustige Dinge zu. Auch die Mahouts badeten oft mit den Elefanten. Rüssel schöpften, spritzten Fon tänen, behagliches Schnaufen tönte, Brummen. Und die Großen rissen Büschel und Zweige von den Ufermangrovcn ab und peitschten sich mit dem Rüssel die Flanken, rieben und bürsteten sich. Besonders Bürstenwedel verstand das gut und leitete Radha an. So standen in langer Reihe die Elefanten und spritzten sich an und vergnügten und kühlten sich. Dann zogen sie alle zum Futter, zu den Trögen. Dort bekam jeder sein Heubündel — je nach Größe —, und Kara- Nagh war der letzte, der fraß, denn er wog Bündel nach Bündel mit dem Rüssel, ob auch Gewicht und Güte stimmten. Später aber gab es Reis und Bataten, und nachher gings wieder zum Trinken an den Strom. Danach kam die große Pause, und die Ele fanten legten sich in den Schatten der Coobäume und Mangroven und schliefen. Ein Elefant kann auch im Gehen schlafen, wenn er müde ist. Meistens schläft er im Stehen, und nur, wenn er sehr müde ist, legt er sich nieder. Wenn dann die Sonne tief über den fernen Hügeln stand, gingen die Elefanten wieder zur Arbeit und schafften, bis die Fledermäuse huschten. Da flogen die vielen Geier heim und die Kropf störche und die andere Vogelwelt, und auf den Schiffen gings wieder bing, bang, tinaetonge- tang! Jetzt zogen auch die Elefanten nach Hause — Palmenreiße mit ihrem Mahout, Mali und Radha mit Ghautal und Bürstenwedel mit Ryakna; es folgten die jungen Bullen mit ihren Führern, und zuletzt kam der Hauptmann der Arbeitselefanten, Kara-Nagh, der Tusker. Alle gingen in die Ställe, die breit und ge räumig waren, und wurden angebunden. Rur Kara-Nagh blieb frei. Es kam aber vor, daß Kara-Nagh von seinem früheren Leben erzählte und mitunter auch von alten Geschichten. Denn Kara-Nagh kannte viel Geheimes. So erzählte er eines Abends die Geschichte vom Nashorn: „Meine Freunde," sprach Kara- Nagh, „wißt ihr, was ein Nashorn ist? Ein Nashorn ist nichts weiter als ein verstümmelter Elefant. Es war einmal ein Elefant, der hatte eine Frau, die sehr stolz war. Und auch der Elefant war sehr stolz, denn er war stark. Die Götter aber wurden zornig über den Hochmut und trachteten, wie sie die Eitlen straften. Sie schickten einen Pfau zu dem Elefanten, und der Pfau sprach: „Du bist so stark und bezwingst alle Warum fürchtest du dich vor dem Krokodil im Wasser?" Da wurde der Elefant zornig und schrie: „Wo ist das Krokodil? Ich werde es besiegen!" „Du mußt deinen Rüssel ins Master stecken und das Krokodil herausziehen", sagte der Pfau. Der Elefant rannte spornstreichs zum Fluß und rief das Krokodil. Er steckte seinen Rüssel ins Master! Da packte das Krokodil den Rüssel und biß ihn gänzlich ab. Und der Elefant schrie vor Schmerz und rannte gegen Bäume an, denn er war ganz wild geworden. Und der Rest des Rüssels bog sich nach oben und vernarbte. Aus vem Elefanten war ein Nashorn geworden. Als das die Frau Elefantin sah, entsetzte sie sich und wurde zornig. Und sie lief, um Rache zu nehmen. Sie steckte ihren Rüssel ins Wasser und rief das Krokodil: „Komme du böses Tier, du Sohn der schlechten Geister!" Da kam das Krokodil von unter hervor geschossen und bist auch der Elefantin den Rüssel ab! Und seitdem sind die Nashörner so wie sie sind. Sie sind blindwütig und dumm und rennen immer geradeaus. Das ist die Geschichte vom Nashorn." * Eines Tages war Sir Francis Bridgeman in seinem Bungalow auf Urlaub und trank nm Abend Whisky und Soda, wie man das so in Indien tut. Unten am Fluß ist plötzlich lautes Geschrei — deutlich hört der Brite das Schreckenswort: „Krokodil!" Einige Knaben hatten im Strom gebadet. Plötzlich ging der eine schreiend unter, tauchte noch einmal gegen die Mitte des Flusses hin auf, schrie nochmals jämmerlich — verschwand. Sir Francis ist am Ufer. Die Leute gestikulieren, reden aufgeregt durchcinrndor. „Es ist der Teufel, er ist wieder da!" jammern die Leute. Weit unterhalb an der Sandbank taucht ein großer, dunkler Körper auf. Er be wegt sich ruckweise — daS Krokodil frißt seine Beute. „Ein ganzes Jahr war es fort", sagt einer der Männer. „Im vorigen Jahr raubte es mir das junge Zcburind . . . Nun ist es wie- der da." Auch die Elefanten merkten, daß sich Schreckliches zutrug. Kara-Nagh trompetete zornig. Eine Dampferbarkasse fuhr suchend nach der Sandbank, die heimkehrenden Bonito- sischer stocherten mit ihren langen Stangen im Wasser herum — vergeblich; das Krokodil war schon wieder verschwunden und hatte seine Beute mitgenommen. Der Buddhist am Holzstapel, kenntlich an dem runden, roten Pflästerchen zwischen den Augen, zuckt die Achseln: „Da kann man nichts tun." — Der breitschulterige Nepal- manu spuckt aus: „Der Schcitan ist'wieder da — er war wohl in der See. .. Wi« Allah will — man kann nichts dabei tun." „Schwatz nicht!" ruft Ghautal zornig. „Man sicht, daß ihr Stadtleiite seid und keine Jäger!" Die Elefanten marschierten langsam zum Strom, um zu trinken. Dann gehen sie heim zum Stall. „Sahib," spricht Toomai zu Sir Francis, „Sahib — morgen ist Feiertag. Da wollen wir den Leusel fangen." Der Brite nickt: „Freilich — fangen wir ihn! Macht euch fertig — du, Toomai, und auch ihr, Ghautal und Mali! Aber seht zu, daß wir einen Köder bekommen. Am besten be sorgt mir ein Ferkel." Zwei Tage angelte Sir Francis. Drei Ferkel ersoffen, aber es fing sich kein Krokodil. Der Schcitan war wohl wieder in der Meeres bucht und jagte nach Fischen. So vergingen Monate. Und eines Tages war wieder große Trockenheit, und schläfrige Stille lag über dem Strom. Die Glockenspiele läuteten auf den Schiffen, über dem Fluß kreiste ein Gänsegeier, Kropfstörche standen schläfrig auf der Sandbank. Bon fern tönte die Glockensymphonie der anglikanischen Hoch kirche. Sonst war es still. Auch die Ele fanten ruhten im Schatten, und Toomai saß, auf dem Stapel Bretterholz, kaute Betel und spuckte roten Saft vor sich hin. Große Gaviale krochen drüben auf de« Sand. Toomai blinzelte zu ihnen hinüber; Fischkrokodile — langweiliges Zeug. .. Ei« paar Flamingos waren da, ein Flatterlicst, rüttelte, ein Rotbussard. Neben den Kropf- störchen ließ sich ein Jbisreiher nieder, Wiede» schoben sich Gaviale vor, Punkte tauchten auf, Augenbuckel. Sie kamen, um sich zu sonnen, die Gaviale. Ein Dampfer fuhr durch die Hauptfahrt ein, Fischer kehrten zurück. Da öffneten sich plötzlich Toomais schläfrige Augen: das dort — dieser Buckel — das war ja... „Ghautal! Der Teufel ist wieder da!" rief Toomai. Der Inder kam eilig herbei. „Schnell zum Sahib!" rief er. Der Mann lief eilig fort. Mali und Toomai aber beobachteten die Sandbank. Jetzt lagen noch mehr Krokodile dort. Auch ein paar Leistenechsen... Und wieder tauchten dicke Augenhöcker auf, ein Riesenschädel erschien. „Er ist es," meinte Mali. Die Punkt« tauchten unter. So lagen die Gaviale wohl ein« Stunde, ohne sich zu regen. Allmählich waren es ihrer neun geworden — auch kleinere darunter. Nur hin und wieder legte sich «ine der Echsen auf die Seite oder schob den langen Kopf über den Rücken eines Artgenosscn. Plötzlich hielt der rote Checbussard im Schwebefluge inne, und die Flamingos reckten die rosigen Schlangcnhälse: ein Nüsternpaar war dicht vor der Schlammbank aufgetaucht, der breite Kopf eines Leistenkrokodils tauchte auf — ein Ungeheuer schob sich neben den Kropfstörchen auf den Sand. Ebenso lang wie die längsten Gaviale war das Krokodil. Die Vögel stelzten beiseite — dem Frieden war nicht zu trauen. Auf der Nachbarbank sonnten sich einige Gaviale und Leistcucchsen, ein kleiner Schwarm Uferschnepfen fiel wippend ein, trillerte, flog weiter, und ein Zwergfalke schoß über die Flußbreite. Sonnenglast, Glut. Die Luft waberte. — (Fortsetzung jolgt^