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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 44.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19290000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 44.1929
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 14, 4. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 18, 2. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 21, 23. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 40, 3. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 43, 24. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 45, 7. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 49, 5. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 50, 12. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 51/52, 23. Dezember 1929 -
-
Band
Band 44.1929
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Vann belrügen Görlner? Von Fr. W. Pollin in Aschersleben "eber alles Mögliche und Unmögliche sind schon Bücher geschrieben worden. Eins der eigenartigsten dürste aber wohl ein Buch sein, das 1720 von dem fürstlich-sächsischen Rat und Amtmann Dr. jur. Georg Paul Hönn zu Koburg versaßt wurde. Es führt den Titel: „Betrugslexikon, worinnen die meisten Belrügerehen in allen Ständen nebst den darwieder dienenden Mitteln entdeckt sind". Fast 300 Berufe hat der Ber. fasser behandelt, vom Abgesandten und Accis- Einnehmer bis zum Zuckerbäcker und Zu hörer. Auf seinen vielen Reisen und in seinem vierjahrzehntelangen richterlichen Amte ist ihm mancher Betrug vor Augen und zu Ohren gekommen, und da hat er sich ge- dacht, es werde „seinen Nebenchristen nicht undiensam sein, hiervon einige Entdeckung zu tun", obgleich gute Freunde und auch sein „hinter Menschenfurcht steckendes und also be trügerisches Fleisch" ihn daran hindern wollten. So läßt er denn sein Buch hinausgehcn, „den Betrügern zur Reue und Nimmcrtun, dem Betrogenen zu künftiger besserer Vorsichtigkeit und den Unbetrogenen zu einem Kennzeichen, sich vor solchen Fallstricken zu hüten". Aus diesem kulturhistorischen Quellenwerk ersten Ranges soll hier daS eine Kapitel (in etwas gekürzter und modernisierter Form) wieder- gegeben werden, das G. P. Hönn dem Gärtner widmet: „Gärtner betrügen 1. Wenn sie aus den Gärten, worüber sie gesetzt sind, Gewächse, Früchte oder anderes, das Geld einträgt, heimlich entwenden, und unter dem Borwand, es sei nicht mehr da gewesen oder nicht gewachsen, verkaufen. 2. Wenn sie von den Gartengewächsen einen guten Teil in ihrer eigenen Haushaltung ver speisen und die Besitzer bereden, als hätten sie es gekauft oder selbst gebaut. 3. Wenn sie bei vorstehendem Abzug, und da sie ihre Dienste quittieren sollen, die Gewächse, Früchte, Kräuter und Blumen boshasterweise lädieren und mit Fleiß verderben lassen. 4. Wenn sie die Samen verfälschen, und statt des guten untüchtigen verkaufen. 5. Wenn sie die Pflanzen, Gewächse und neugesetzten Bäume nicht fleißig begießen und die Wintergewächse nicht gehörig besorgen und nachlässigerweise verderben lassen, hernach die Schuld aber auf das Wetter, ihre Gesellen und Lehrjungen schieben. 6. Wenn sie die Bäume und Gewächse von dem schädlichen Ungeziefer nicht fleißig säu bern und allerhand Zufällen die Schuld mit Unrecht beimessen. 7. Wenn sie niedrige auf- gemeines Kernobst gepfropfte Stämme für Zwergobst, das auf Quitten-, Johannis, oder Apfelbäume geimpft werden muß, verkaufen. 8. Wenn sie einfachen Nelkensamen für holländischen, gemeine rote und gelbe Tulpen zwiebeln für pure holländische, alten untüch- tigen Samen für frischen ausgewaschenen, ge meinen Salatsamcn für holländischen ver- kaufen. 9. Wenn sie den Samen vorher im warmen Wasser einweichen und wieder auftrockneu, nur damit dessen Käufer die Art davon nicht be kommen möge. 10. Wenn sie einem andern zum Possen unvermerkt in seinen Blumen- und Küchen garten Samen von Unkraut streuen, daß dieser hernach stetig daran auszurotten hat. 11. Wenn sie gegen ein Trinkgeld eines Fremden die besten Früchte und Blumen, die der Gartenbesitzer besonders rar hält, abbrechen lassen oder schenken. 12. Wenn sie das Holz, das der Herr des Gartens zur Heizung der Gewächshäuser anfahren läßt, zum Teil in ihrer Haushal tung verbrauchen. 13. Wenn sie das Geld, das sie von ihrer Herrschaft bekommen, um fremden Samen und Gewächse zu erhandeln, nicht alles dazu ver wenden, soudern davon in ihren Beutel stecken. ?4. Wenn sie mehr als einen Herrn haben, von solchen aber einem aus dessen Garten etwas entwenden und dem andern ums Geld heimlich zukommen lassen. 15. Wenn sie eigenen Garten dabei haben und diesen auf solche Art mit gemausten Ge- wachsen anfüllen. 16. Wenn sie gemeine Rosenstöcke für blaue, grüne und mit allerhand Farben melirte Rosen stauden ausgeben. 17. Wenn sie daS aus den Küchengewächsen, Früchten und Blumen erlöste Geld nicht treulich berechnen, sondern etwas davon unterschlagen. Mittel darwider: Des Herrn und der Frau fleißiges Auge kann zwar hinter vieles von den hier erzählten losen Stücken kommen, dennoch aber alle nicht leicht ver hindern; ' einen verdächtigen Gärtner können sie am ersten auf die Probe stellen, wenn sie bisweilen durch unbekannte Personen, welche sich stellen müssen, als ob sie Fremde oder Reisende wären, Gewächse, Früchte und Samen abkausen lassen, und wenn er das also er löste Geld nicht berechnet oder anzeigt, kann er aus solche Art seiner Untreu wegen über zeugt und andern zum Denkmal gleich einem Hausdieb abgestrast werden! persönliche Mitteilungen Wir bitten unsere Mitglieder, uns bei der Ausgestaltung die er Rubrik durch möglichst schnelle Berichterstattung über alle persönlichen Angelegenheiten die für die Allgemeinheit von Interesse find, unterstützen zu wollen. Gestorben sind: Baumschulenbesitzer Max Huth, Halle a. d. Saale, Inhaber einer der bedeutendsten Baum- schulen der Provinz Sachsen. Gärtnerei besitzer Paul Schäfer, Döllnitz-Halle a. d. Saals. Beide Kollegen gehörten dem Ver bände seit langen Jahren an und waren in der Bez.-Gr. Mittlerer Saalkreis besonders ge achtet und geehrt. Am 20. Dezember 1928 starb unser liebes, altes Mitglied Karl Gößling, im Alter von 7?Vs Jahren. Mit ihm ist wieder einer der alten Garde ins Jenseits abberufen worden, der, wenn er auch in den letzten Jahren in folge seines vorgeschrittenen Alters nicht mehr regelmäßig an den Versammlungen teilnehmen konnte, uns allen als treuer Kollege unver gessen bleiben wird. Bezirksgruppe „Bergische". Gärtner als Gemeindevorsteher. Nach dem Heimatkalender 1929 des Land kreises Guben haben in 107 Gemeinden des Kreises 28 Gärtner das Amt eines Gemeinde vorstehers. Davon bezeichneten sich einer als Großgärtner und zwei als Halbgärtner. W. Kolb, Koburg, konnte sein 25jähriges Geschäftsjubiläum feiern. Paul Pfister, in Firma Wilhelm Pfitzer G.m.b.H., Stuttgart-Fellbach, ist zum Vize- Präsidenten der Britischen Gladiolen-Gesell- schaft gewählt worden. Am 1. Januar 1929 feierte Friedrich Bott, Nordhausen, sein 60jährigss Berufsjnbiläum. Er ist Ehrenmitglied der früheren Bez.-Gr. Nordthüringen, der jetzigen Bez.-Gr. Kyff häuser, und hat sein reges Interesse an den Zielen des Reichsverbandes u. a. dadurch be kundet, daß er sich besonders intensiv an der Marktbcrichterstattung beteiligt hat. Der Hauptschriftleiter der Zeitschrift „Der Lehrmeister im Garten- und Kleintierhost" Johannes Schneider, der sich auch als Fach- fchriftsteller einen Namen erworben hat, ist am 1. Januar 25 Jahre als Schriftleiter der genannten Zeitschrift tätig. Richard Zorn in Hofheim a. Taunus, der erst im vovkgen Jahre aus eine 50jährige Tätig keit in seinen Obstkulturen in Hosheim zu- rückblicken konnte und eins der ältesten Mit glieder des Deutschen Pomologen-Vereins war, beabsichtigt, sich in das Privatleben zurück zuziehen, nachdem seine Obstkulturen zu Sied lungszwecken von der Stadtgemeinde Hofheim angekauft sind. Zorn wurde 1860 als Sohn eines Hof- besitzers in Groß-Schierstedt, Kreis Aschers, leben geboren, lernte in der Hofgärtnerei in Eisenach und war dann ein Jahr im Pomologi- schen Institut in Reutlingen tätig. Hier ge wann er seine besondere Neigung für den Obstbau. Nach zweijähriger Tätigkeit in der Baumschule von Haak L Müller in Trier ging er zum Studium der ausländischen Obstkultur an die Belgische Staatsgartenbaulehranstalt in Vilsvörde bei Brüssel und bereiste insbe sondere das Gebiet der belgischen Wein- und Obsttreibereien. Nach weiterem Aufenthalt in Holland, England und Frankreich kehrte Zorn nach Deutschland zurück und arbeitete zunächst bei Gaucher in Stuttgart, dann in den Form obstschulen von Gädertz, Feuerbach, und in der Baumschule Späth, Berlin, um sich dann am Fuße des Taunus, in Hofheim, selbständig zu machen. Er errichtete zunächst eine Form obstbaumschule und entwickelte diese allmählich zu einer Erwerbsobstanlage. Zorn war eifriger Mitarbeiter an den Pomologischen Monatsheften und der späteren Deutschen Obstbau-Zeitung sowie des Prakti schen Ratgebers. Als Sonderdruck der Pomo logischen Monatshefte erschien von ihm „Die Quitte und ihre Sorten". Eine weitere Ab handlung, „Die Obstkultur im Kreise Höchst a. Main"", ist vom Kreisausschuß herausgebracht worden. Nebenher befaßte fich Zorn mit Heimat- kundlichen Forschungen. Seine letzte Arbeit, „Das nassauisch-hessische Grenzsteinbuch", wird mit Unterstützung mehrerer Behörden im Früh- jahr 1929 erscheinen. Wir wünschen dem alten Pomologen und Obstzüchter einen sorgenfreien Lebensabend. M.D. „Das ist Sache der spanischen Gesellschaft"", hatte der Flugchef erwidert, als er heute wieder einmal bei ihm vorstellig geworden war, und hatte sich hinter dem Verkehrsminister ver schanzt, der seinerseits wieder den Flugchef als Fachmann vorfchob. Die Mastfrage war also gelöst. „Welches Schiff fährt als nächstes nach Europa?" fragte er den Portier. „Morgen die Lutetia'." „Nein, nach Hamburg." Mit der „Lutetia" wollte er schon Sonjas wegen »ich: fahren. „Uebermorgen die .Cap Polonio'." „Gut, belegen Sie aus der einen Platz für mich." „Der Seüor Kapitän will reisen?"" „Ja, ja", er ging rasch auf sein Zimmer. Sechs Uhr beinah und heule war Donnerstag, also Empfang in der Villa Souza; wenn er sich ein wenig beeilte, kam er noch zurecht. Merk würdig, die ganze Zeit hatte er sich auf den Augenblick gefreut, an dem er sagen würde: Jetzt ist's io weit, jetzt reise ich. Und nun, wo es so weit war, zögerte er. Während des Umziehens blätterte er in set- nen Berichten: Ueber den Pampero war wenig Brauchbares zu erfahren. Er tritt sporadisch auf, besonders nach längerem heißen Wetter, wenn der warme feuchte Sondo von Brasilien her weht. Richtung von Südwest nach Nordost, Gewitterböen, Hagel, furchtbare Gewalt und unerwartetes Auftreten machen ihn in Verbin dung mit Wirbeln ganz besonders gefährlich. Absoluten Schutz dürfte nur eine Halle bieten, ein Landen und Abfahrsn ist bei Pampero völ lig unmöglich, ein Festliegen am Mast in den Meisten Fällen gefährlich. Die starke Bepflan zung des Camps in der weiteren Umgebung der Hauptstadt scheint die Gewalt des Sturmes et was gebrochen zu haben, die Ruhezone in etwa 3000 Meter Höhe ist bisher nur Annahme, ihre Gesetzmäßigkeit ist aber nicht bewiesen. Er bemühte sich, das alles zu erfaßen, aber während er las. stand immer Luisa Souzas rot blonder Kopf vor ihm. In den letzten Wochen halten sie oft miteinander gesprochen. Die Ueber- nahme spanischer Sitten auf Lateinamerika ver bot zwar Zusammentreffen am dritten Ort und in den Poloklub, in dem sie verkehrte, hatte er sich nicht aufnehmen laßen, um so häufiger jedoch sah er sie in dem gastfreien Hause der Tante. Ob sie wohl etwas von Laranges Tätigkeit gcwußl halte, und ob sie wohl jemals gedacht Halle, daß er als Geheimagent damals in ihr Haus gekommen sei? Er rekapitulierte. Zuerst war sie kühl gewesen, abweisend — nun, das konnte auch mil anderen Dingen zusammen- hüngen. Aber dann —. Oft hatten sie von der Hazienda Santa Isabel gesprochen, auf der sie ausgewachsen war, von Nalur und Tieren. Von Büchern auch: in der deutschen Literatur und Mußt wußte sie bester Bescheid als er in der spanischen in die sie ihn fast unmerklich einge- führl hatte. « „Man kann ein Volk nur durch seine Kunst begreifen." lind dann viel Gedankliches über Argen tinien. „Wir sind alle einmal als Eroberer ge kommen und Halen hier Boden faßen müssen. Das geht wohl nicht ohne Gewalt. Hier in den Städten lebt man auch nicht so wie aus dem Camp." „Wie lebt man da?" Ihre Augen halten geleuchtet. „Frei, ich glaube nicht, daß ein Mensch in Europa, wo die Grenzen so nah sind und wo alles eng ist, so frei leben kann." „Meinen Sie jetzt nicht nur reiche Menschen, Senorita?" „Mein Vater war nicht reich, die Hazienda hat, als er starb, sein Bruder übernehmen müßen, Tantes verstorbener Mann." „Sie denken gern an Ihren Vater?" „Muß man das nicht?" staunte sie. „Ich kann's auch, Vater und icy, wir waren eins, Vater war Seeoffizier, Admiral, er hat den ganzen Aufbau der deutschen Flotte mitgemacht und ihren Untergang nicht mehr zu sehen brau chen. Aber man sagt so oft, daß die Genera tionen einander nicht mehr verstehen, und daß die Jungen ihre eigenen Wege gehen. Oft genug war's so." „Das tut man in Argentinien nicht", hatte sie ruhig gesagt. „Und Sie würden nie etwas gegen den Willen Ihrer Tante tun?" Auf die Frage hatte sie lange geschwiegen und nachgedacht. Und es war, als habe sie einen besonderen Fast im Auge. Die alte Dame war ihm gegenüber freundlich, aber warm und herz lich wurde sie nie. Und ost schien es ihm, als bemühe sie sich. Luisa und ihn zu trennen. Der Portier unterbrach ihn. „Antonio Del fino hat eins Kabine für den Seüor Kapitän belegt." Nun war es also bestimmt, er fuhr, und als er sich eine Viertelstunde später über die Hand der alten Dame beugte, war es ihm schon ganz geläufig. „Ich mache meinen Abschiedsbesuch, Seüora, ich reise." „Also sind Ihre Geschäfte beendet?"" Sie sprach hart und energisch, wie es ihre Art war. „Ich hofie, günstig beendet?"" „Der Professor wird, denke ich, mit mir zu frieden sein." Es waren nicht mehr allzu viele Menschen anwesend, der Empfang ging zu Ende. „Ich werde meiner Nichte, die leider heute nicht im Hause ist, Ihre Empfehlungen ausrichten lasten, Seüor.'" Eigentlich mußte er gehen. Der Engländer saß noch mit einem Amerikaner und zwei Damen beim Whist, ein Waldbesitzer aus dem Norden ließ sich über neue Siedlungsmöglichkeiten aus und versuchte bei einem ausländischen Diploma ten dafür Interesse zu erwecken. „Sie fahren mit der Lutetia" ?" fragte die Seüora. „Sie werden Gesellschaft finden, die Seüorita Manzoni, Sie trafen sie wohl hei mir, fährt nach Europa, um sich zu verheiraten." Sic hörte kaum, daß er verneinte, von der „Cap Polonio" sprach, ihre AuAen gingen un ruhig hin und her. Unten <;ab ein Auto Signal. Das ist Luisa, dachte Geisenheim, störte ruhig in der Whistvartie und unterbrach den Diplo maten. Und als er wirklich keinen Grund mehr zum Bleiben hatte, trat die Erwartete ein. Die Seüora stieß mit dem Stock auf. „Ich habe dich nicht so bald erwartet, Luisa." Die verstand nicht: „Ich habe mich besonders beeilt" Und als sie Geisenheim sah: „Ich freue mich, Sie zu sehen, Seüor." „Der Kapitän verläßt uns" — Seüora Souza schien nicht gewillt zu sein, die beiden allein zu lassen. „Oh!" „Er fährt nach Europa." „Wir gehen auch fort" sagte Luisa leise. „Nach Santa Isabel, die Tante hat es gestern gesagt." „Vielleicht werden wir die Reise noch ver schieben müssen," klang es herb zurück, „man än- oert manchmal seine Dispositionen. — Nein, Sir," wandte sie sich an den Engländer, „ich spiele heute nicht, aber die Senorita." ^Jch bin wirklich müde", fast klang es trotzig. Was dem Engländer nicht gelungen war, erreichte der Grundbesitzer, er zog die Seüora mit unbekümmerter Gewalt mit sich fort. „Sie müßen mir helfen." Nun standen die beiden allein. „Gestern habe ich mich gar nicht auf Santa Isabel ge freut, und heule ginge ich so gerne hin. Und nun soll es nichts werden, sagte sie traurig und sah an ihm vorbei. „Ich habe mich auch sehr auf Europa ge freut." „Ich muß Ihnen etwas sagen, Seüor, da mals als Sie zum ersten Male hier waren, habe ich einen bösen Verdacht gehabt." Er schwieg. „lind den Verdacht muß ich Ihnen abbitten, jetzt kenne ich Sie bester." Sie wollte weitersprechen, aber er hinderte sie. „Sie brauchen es nicht zu sagen, Luisa, seit heute weiß ich, warum es so war." „Wegen Larange?" Sie senkte den Kopf. „Ich durfte nicht sprechen, Kapitän, es war nicht mein Geheimnis, und die Tante wollte nicht, daß einer von uns ihm Vorgriffe." „Luisa, ich werde wieder zurückkommen, Sie misten es ja, werden Sie dann in Buenos Aires sein?"" -Ja." „Und darf ich dann etwas fragen?" Seine Stimme klang beklommen. Er hatte sich lange überlegt, ob das Mädchen ihm mehr als eine gute Kameradin geworden war. Wäre die Ab reise nicht so rasch gekommen, er hätte die Frage noch zurückgehalten, nun aber drängte sie sich ihm auf die Lippen. Sie sah ihn groß an. „Fragen Sie jetzt!" Zum ersten Male sprach sie deutsch. „Würden Sie mit mir nach Deutschland kommen, als meine Frau, Luisa?"' „Ja"', sagte sie in seiner Sprache. Seüora Souza hatte endlich ihren Lands- mann verabschiedet, die Whistpartie war auf geflogen, heftig mit ihrem Stock aufstoßend kam sie jetzt heran. Geisenheim trat ihr entgegen. „Seüora —" „Geh, Luisa!" „Ich möchte bleiben, Tante." Zum ersten Male widersprach sie. Aber die alte Dame wischte sie mit dem Stock fort. „Du sollst jetzt" gehen." Und als sie allein waren: „Ich habe nicht gewollt, daß Luisa noch einmal mit Ihnen spräche, Kapitän, nun ist es doch geschehen." „Luisa und ich —" „Es ist nicht üblich in Argentinien, ohne Erlaubnis der Verwandten mit einem jungen Mädchen zu sprechen." „Ich wollte Sie nicht umgehen." Sie wurde ein wenig milder. „Lügen tut ihr Deutschen nicht, wenigstens nicht, wenn ihr so ausseht wie Sie, Kapitän. Das weiß ich. Luisas Großmutter war auch eine Deutsche." „Deshalb sprach sie deutsch." „Tat sie das? Also, ich hatte mit meiner Nichte andere Pläne, sie ist meine Erbin und wird einmal sehr reich sein. Wußten Sie das?" „Ich habe nicht daran gedacht." Ein spöttisches Lächeln spielte um ihre Lippen. „Ihr Deutschen seid Phantasten. Luisas Vater war auch ein Phantast, das war das deutsche Blut. Mein Mann dachte anders." „Sie machen es mir nicht leicht, Seüora." „Das will ich auch nicht. Ich wollte, ich hätte es Ihnen noch schwerer machen können oder Luisa hätte Sie niemals gesehen. Was sind Sie? Ich habe Erkundigungen eingezogen, Sie sind als Idealist herübergekommen, haben nichts erreicht, und Ihr Professor hat Sie von der Straße aufgelesen." „Seüora!" „Jetzt sollen Sie mich anhören. Nachher können Sie ja gehen, wenn Sie wollen, oder bleiben, ganz wie es Ihnen beliebt. Der Larange hat Sie für einen Geheimagenten gehalten, Larange ist ein Esel und kennt die Menschen nicht. Der Professor wird mit seinem Luftschisf kommen und Sie mit ihm. Wollen Sie bei Ihrem Beruf bleiben, wenn Luisa Ihre Frau wird?" Ohne Ueberlegung kam die Antwort: „Ja!" „Mit Luisas Hand werden Sie einer der reichsten Männer von Argentinien, Sie werden naturalisiert werden, Sie werden einen Grund besitz haben, wie man ihn sich mit europäischem Kopfe nicht vorstellen kann." „Luftfahrt ist kein Beruf, es ist eine Lebens aufgabe, mein Vater hatte auch Frau und Kinder und fuhr doch immer wieder hinaus als Seemann." „Luisa hat wohl deutsches Blut, aber sie ist keine Deutsche. Die Argentinierinnen sind nicht so geduldig." „Fragen Sie sie selbst!" „In solchen Augenblicken sagen junge Mädchen zu allem ja. Hören Sie, ich gehe mit Luisa nach Santa Isabel und dann vielleicht nach Rosario, Sie reisen nach Europa. Ein paar Monate werden vergehen, bis Sie sich Wiedersehen." Er lächelte. „Ich habe Luisa nicht über rumpeln wollen." Die Seüora nickte, als sage sie innerlich: Er ist eben ein.Deutscher, dann erwiderte sie: „Nehmen Sie es nicht so leicht, Luisa wird das Lebeu einer Argentinierin leben, Sie das eines Deutschen. Es ist möglich, daß Sie einander als fremde Menschen später gegcn- überstehen." „Glauben Sie nicht an Liebe, Seüora?" (Forts, folgt.)
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