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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 44.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19290000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19290000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 44.1929
-
- Ausgabe Nr. 1, 3. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 2, 10. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 3, 17. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 4, 24. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 5, 31. Januar 1929 -
- Ausgabe Nr. 6, 7. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 7, 14. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 8, 21. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 9, 28. Februar 1929 -
- Ausgabe Nr. 10, 7. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 11, 14. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 12, 21. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 13, 28. März 1929 -
- Ausgabe Nr. 14, 4. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 15, 11. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 16, 18. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 17, 25. April 1929 -
- Ausgabe Nr. 18, 2. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 19, 9. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 20, 16. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 21, 23. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 22, 30. Mai 1929 -
- Ausgabe Nr. 23, 6. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 24, 13. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 25, 20. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 26, 27. Juni 1929 -
- Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 28, 11. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 29, 18. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 30, 25. Juli 1929 -
- Ausgabe Nr. 31, 1. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 32, 8. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 33, 15. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 34, 22. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 35, 29. August 1929 -
- Ausgabe Nr. 36, 5. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 37, 12. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 38, 19. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 39, 26. September 1929 -
- Ausgabe Nr. 40, 3. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 41, 10. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 42, 17. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 43, 24. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 44, 31. Oktober 1929 -
- Ausgabe Nr. 45, 7. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 46, 14. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 47, 21. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 48, 28. November 1929 -
- Ausgabe Nr. 49, 5. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 50, 12. Dezember 1929 -
- Ausgabe Nr. 51/52, 23. Dezember 1929 -
-
Band
Band 44.1929
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
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Von der Wesensart Von Alexander Steffen In neuerer Zeit hören wir oft die Mei- nung vertreten, die Gärtnerei sei weitgehend in der Lage, die Witlerungseinslüsse auszu schallen. Juristen gründen hieraus sogar weit reichende Urteile. Die Leute stehen alle der Ur- Produktion sehr fern und betrachten die Gärt nerei nur als volkswirtschastlicheS, soziales oder finanzielles Objekt und haben — Gottlob — nicht nötig, durch Produktionscriolge ihre Urteile zu belegen. Sie berücksichtigen auch nicht, daß sich die wichtigsten Kuliurabschnitte vieler Pflanzen, die später unter Glas stehen, im Freien ohne Schutz abspielen. Azaleen, Eriken, Hortensien, Chrysanthemen, Treib- sträucher aller Art werden im Freien „scrtig"- gemacht. In den Häusern erhälten sie später nur Schutz und die Möglichkeit der Weiterent wicklung. Die Abhängigkeit des Gärtners vom Wetter bleibt also bei all diesen Pflanzen bestehen. Durch den Einfluß der Naturkräfte wechseln Erfolge und Mißerfolge, alljährlich werden wir durch sie vor neue Fragen und Rätsel gestellt. Das Chrysanthemum gab uns 1928 durch die zahlreichen Kulturmißersolge viele Fragen aus, die nicht nur durch Schädlinge verschiede- ner Art verursacht wurden, sondern durch Umstände, die nicht völlig klar vor unseren Augen liegen. Wir haben natürlich Vermutun gen, denken an die Hitzeperiode im Sommer und an ein durch sie bedingtes Verhärten der Pflanzen, denken an zu kalte Nächte, an zu schwere Erde. Aber ganz sichere Gründe können wir nicht nennen. Denn fast immer lassen andere Erfahrungen an anderen Orten die Unsicherheit unserer Vermutungen erkennen. Manchmal versagten nur bestimmte Sorten. „Pulling" gab bei gleicher Kultur wie 1927 selbst bei den geschickten Holländern erhebliche Ausfälle. Um für die Zukunft zu lernen, wollen wir versuchen, uns über die grundsätzlichen Lebensansprüche der Chrysanthemen Klarheit zu verschaffen. Ich gehe dabei von der Ansicht aus, daß die Pflanzen, welche wir in gärtneri sche Kultur genommen haben, in wesentlichen Zügen von den Wachstumsbedingungen ihrer Heimat nicht abweichen, daß sie sich nur in bestimmten Grenzen anpassen, obwohl sie durch Zucht und Auslese weiten Abstand von den Urahnen halten. Nun wissen wir vom heimatlichen Standort der Chrysanthemen nicht viel. Sie tragen zwar den Namen indicum, aber ebenso wie Azalea indica stammen sie bestimmt nicht aus des Chrysanlhemum in Pillnitz bei Dresden Indien, sondern ans Ostasien. Linnes geo graphische Kenntnisse waren seinen botanischen nicht ebenbürtig. Die Chrysanthemen, welche wir erhielten, stammten überhaupt nicht von ihrem heimatlichen Standort, sondern aus den Kulturen chinesischer Hafenstädte, besonders Hongkongs, wo sie vor allem Fortune zu sammenbrachte. Nehmen wir an, der Heimatort lag nicht fern dieser Gegend und vergleichen wir damit, was wir jetzt noch am Chrysanthe mum an Klimazugehörigkeit erleben, so können wir folgendes erkennen: Das Chrvsanthemnm muß aus einem Klima mit viel höherer Wärme stammen, als wir es in Deutschland besitzen. Schon die Tatsache, daß selbst unter Glas bei uns im allgemeinen kein Same reift, beweist, wie heimatfern die Pflanze sich bei uns fühlt. Sie erfriert bet uns sogar, und zwar die Blüte leicht, das Blattwerk schwerer, der Wurzelstock noch schwerer. In dieser Hinsicht kennen wir viele Abstufungen von Weichheit zur Härte. Das läßt den Schluß zu, daß sich das Chrysanthe- mum entweder schon in der Heimat über einen großen Klimabezirt erstreckt, daß ihm vielleicht mehrere Arten — nicht allein indicum — zu grunde liegen, eine Vermutung, durch di« Ver- schiedenheit der Blätter und Blüten gestützt, oder es hat sich infolge der vielen Aussaaten di« jetzige Variationsbreite allmählich hcrausge- bildet. Die erste Vermutung hat größere Wahr scheinlichkeit. Dieser Wärmeauspruch des Chry- santhcmums spiegelt sich in den Kulturverfahren und den Kulturcrfolgen deutlich wider. Die Engländer und Franzosen können viel unbe sorgter ihre Kulturen und Töpfe ins Freie bringen. Kälteperiode», kalte Nächte wie bei uns sind dort unbekannt. Glasschutz, auch im Sommer, sei es auch nur sogenannter „halber", ist bei uns für die empfindlicheren großblumi gen Sorten viel unentbehrlicher. Völlige Frei landkultur bis zum Abblühen, wie in Süd frankreich, wäre bei uns undenkbar. Infolge der geringen Wärme bzw. der stärkeren nöcku Uchen Ab kühlung wirken sich bei uns Mißgriffe in der Wahl der Erd« viel unheilvoller aus als in wärmerem Klima. Das Uebel kranker Wurzeln ist in Deutschland häufiger als in Westeuropa, weil wir öfter naßkalte Zeiten und eine wesent lich kürzere Kulturperiode haben. Unsere reich- lich drei Monate anhaltende Kältcperiode im Winter ist in England und Frankreich so gut wie unbekannt. Stecklinge im kalten Kalen zu überwintern, wie Lochot in seinem Chry- santbemnmbnch für französische Verhältnisse empfiehlt, wäre für uns undenkbar. Es gibt bei unS noch eine KältequeN«, die sich nicht am Thermometer ablesen läßt, das ist der Wind. Der Wind entzieht nicht nur den Pflanzen die Wärme unmittelbar, sondern auch dadurch, daß er die Verdunstung be schleunigt. — Denken wir an die zum Trocknen ausgehängte Wäsche. Je größer die Blätter, um so stärker der Würmcverlust. Nun wird dieser Wasser- und Wärmeverlust durch Wind in gewissen Wochen und Monaten erträglich und ohne Schaden sein. Aber in den Monaten Mai, Juni und September ist er ohne Zweifel bedenklich; wie ost hatten wir 1928 selbst im Juli kalte Nächte! Dazu kommt unser meist zu kaltes Gieß- und Spritzwasser. Ein großes Uebel, für dessen Beseitigung noch keine Mittel gesunden wurden. Was lehrt unS das Chrysanthemum weiter? Wir erkennen an seinem Verhalten, daß die Pflanze nicht aus einem heißen, trockenen Klima stammen kann wie die Fett- Pflanzen. Wir erkennen, daß übermäßige Hitze ihr nicht behagt und mit unseren Kultur- absichten nicht zusammenklingt. Eine durch feuchte Lust gedämpfte Hitze, ein Mildern der Extreme ist ihr willkommen. Sie ist leine Steppcnpflanz«, keine Pflanze steiler, trockener Hänge, sonder» hat ihre» heimatliche» Stand ort vermutlich in einer Berglage an der Baum grenze, aber weit unter der Schneegrenze, wo feuchte Monsunwinde für Niederschläge und Kühle sorgen. Sie kann nicht ins alpine Ge biet steten, aber auch keine Niederungspslanze sein, keine Pflanze des Waldes, sondern der offenen sonnigen Halde. Ich vermute, daß der natürliche Standort der Chrysanthemen kalkrcich ist. Frankreichs Boden weist fast überall reichen Kalkgehalt auf, daher der Weinbau und die besondere Rücksichtnahme aus den Ka'kgchalt bei der Auswahl der Unterlage». Bei La Rochelle, wo Mori» so gute Kultnrersolge hat, sieht mau überall die Kalkbrocken auf dein Felde liegen. Englands Boden hat meist hohen Kalkgehalt, besonders in Südengland, wo Rosen und Weiß dorn so gut gedeihen. Sehen wir uns das Wnrzclivcrk frei wachsender Chrysanthemen an, so finden wir zahlreiche seine Wurzeln von geringer Fleischig- keil; starke Wurzeln, die Stricknadelstärke erreichen, sind nicht vorhanden. In schwerem Boden ist die Wnrzelbildung ganz mangslhast. Der natürliche Standort wird also gewiß lockere Bodenarten auftveisen, jedoch keine torfarligen, humusreichen, denn das scheint mit dem Charakter des Chrysanthemums nicht zusam- menzuklingen, würde auch angesichts der Ueber- winterung der Rhizome, die offenbar in der Heimat stattsindet und nicht in der Kultur erworben wurde, nicht wahrscheinlich sein. Eine Erfahrung, welche dies Jahr viel gemacht wurde, alten Züchtern aber geläufig Persönliche Mleilungen Es sind verstorben: Frau Alma M. Ringel geb. Ranft, Lhobschatz, Bez.-Gr. Dresden. Frau Lina M. Moser geb. Fiedler, Lichten walde, Bez.-Gr. Sächs. Erzgebirge.. Frau Lina M. Petasch, Kamenz, Bez.-Gr. Kamenz. Frau Sophie Lorenz, geb. Weinmayr-Tl-Ping, Bez.-Gr. Starnberger-Ammerse« und Loi sachtal. Am 13. Februar verstarb in Norden unser liebes Mitglied Franz Pannewick. Seit langen Jahren Mitglied unseres Verbandes und allen Kollegen als tüchtiger Fachmann bekannt Nach kurzer Ruhezeit, während der er seinen Betrieb verpachtet hatte, übernahm er ihn selbst bald wie der. „In der Arbeit suhle ich mich am wohlsten", waren seine Worte gelegentlich eines letzten Bei sammenseins. Nun ist er mitten aus seiner Ar beit herausgerissen. Ein ehrenvolles, bleibendes Gedenken ist ihm gesichert. Bez -Gruppe Ostsriesland. Alfred Schulze, Obmann. Am Samstag, den 16. Februar, verschied unerwartet das langjährige Mitglied und stellv. Obmann unserer Bez.-Gr. Münster u. Osna brück, der Gärtnereibesitzer Wilh. David, Münster i. W., im Alter von 64 Jahren. Wir verlieren in dem Verstorbenen einen liebe», braven Kollegen und treuen, zuver lässigen Mitarbeiter für unsere Berufsorgani sation. Als langjähriger Schriftführer und 2. Vorsitzender der Bczirksgruppe, als lang jähriges Vorstandsmitglied des Landesver bandes Westsalen, Lippe und Osnabrück, war er stets gern und freudig bereit, wenn «s galt, für die Interessen unseres Beruses und unseres Reichsverbandes zu arbeiten. Viel zu früh für uns, besonders aber viel zu früh für seine Familie, ist er von uns ge gangen. Ei» ehrendes Andenken wird ihm bewahrt bleiben. Er ruhe in Frieden. JA.: Joh. Padtberg, Obmann. ist, ist die, daß die einzelnen Sporte» sich in den verschiedenen Jahren recht ve rschied«» verhol- ten, u»d daß diese Verschiedenheit sogar au Orten beobachtet wird, die gar nicht weit von einander entfernt liegen. Wir suchen ständig »ach Sorten,, die solchen Schwankungen nicht unterliegen. Deshalb muß vorläiufig jeder in gewissen Grenzen Versuche machen, um die hei ihm gut wachsenden Sorten hc'rausznfmdc» und die einzelne Sorte ihrer Eigenart gemäß behandeln zu können. Franz Schulz«, Merane, konnte vor einiger Zeil sein 2öjähriges Jubiläum als Inhaber und das 69jährige Gefchäftsjubiläum feiern. heimlichen Bund damals in Berlin geschlossen, lind der hat sich bewährt und befestigt. Frau Hede ist inzwischen auch mitaufgenommen wor den. Die Gelsenheimsippe muß doch bei der Hochzeit in Buenos Aires mitvertreien sein, oder, wie denkst du dir das, lauter Spanier und Luftschiffleute? Udenhof hat das gleich einge- fehen " Und ernsthaft: „Ich muß doch die Frau kcnnbnlernen, mit der mein Bruder nun leben will." „Du machst Luisa eine große Freude", sagte er. Sie sah ihn forschend an. „Weißt du das gewiß?" „Jetzt verstehe ich dich nicht, Hilde." „Hör' nur. Ich Hale mir io viel von den Argentiniern und besonders von den argentini schen Frauen erzählen lassen, daß ich glaube, sie ein wenig zu kennen. Wenigstens soweit man sich einen Begriff von Menschen nach dem Hören sagen machen kann. Sie sind wohl sehr anders als wir. Und nun hat Luisa nur dich kennen gelernt, ohne Anhang und ohne Sippe. Sie weiß gar nichts von einer Hilde Geisenheim, nichts von Deutschland, und soll du ch dich, oder sagen wir, außer dir das nun alles kennenlernen. Es ist nicht leicht." „Luisa hat deutsches Blut." Hilde mochte nicht weiicrrede», es war nicht ihre Art, mit den Dingen so leicht fertig zu wer den, aber es lag ihr auch nicht. Gefahren, die noch nicht einmal Gefahren zu sein brauchten, dadurch heraufzubeschwören, daß sie sie an die Wand malte. „Und dein Atelier?" „Du würdest Carla nicht wiedererkcnnen", lachte sie, froh, daß er auf das erste Thema nicht mehr einging. „Carla ist, seit sie verlobt ist, ein ganz anderer Mensch geworden. Sie vertritt mich." Am Abend vor Hildes Abreise hatten die beiden Freundinnen noch in dem Atelier ge sessen. „Gegen deine Fahrt habe ich nichts ein- zuwendcn, die Mainau ist zwar der Ansicht, daß es sich für ein junges Mädchen — für die rech nest du im Ehrenkodex und so nämlich unter die Klaffe der zu bemutternden, unselbständig am besten wirkenden jungen Dinger — alfo daß es sich für ein junges Mädchen einfach nicht schickt, so weit zu reisen. Buenos Aires ist ihr not» osok nicht viel mehr als ei» dicker Klecks auf der Landkarte." „Frau von Mainau versteht das wohl nicht." „Richtig! Es wird auch gar nicht von ihr verlangt. Ebensowenig ersteht sie, daß ich mich beruflich betätigen will und dich vertreten werde. Sie hat mir allerlei Beispiele von berufstätigen Frauen erzählt, aber die arbeiteten alle, weil sie lein Geld hatten. Und in die Kategorie vaffe ich nun wieder nicht. Sie hält das alles, beson ders auch meine Heirat, für Katerideen." „Hat sie das wirklich gesagt?" „Frau von Mainau wird nie von Katerideen sprechen. Aber lassen wir das doch. Die Haupt sache bist du und Jöbstchen." „Wie fühlt sich Jobst Hallbaum eigentlich als zukünftiger Ehemann?" „Er besieht mich ab und zu kritisch, findet, daß ich girlhaft aussehe — man kann das wohl mit jungfräulich übersetzen, und dann ist es sehr schmeichelhaft —, findet, daß ich ein Tyv wär« und malt mich ab und zu Ich räche mich und photographiere ihn. Ich habe von dir da man cherlei gelernt und weiß jetzt, daß die Photogra- vhie mH Kunst, Boshaftigkeit Liebenswürdigkeit und ähnlichen Charaktereigenschaften gepaart sein kann." „Für den Verlobten also mit Liebenswür digkeit?" „Du verkennst die Basis unserer zukünftigen Ehe, die Jobst und ich zwar nicht ganz ohne Altertümlichkeit, aber doch ganz in unserem Geiste zu führen gedenken. Du wirst ja Gelegen heit haben, dem Beginn bcizuwohnen, zu unserer Hochzeit mußt du bestimmt zurück sein." „WaS nennst du Altertümlichkeit?" „Mit derartigen Begriffen verschleiert Jöbst- chcn einen ganz unzeitgemäßen, weil sentimen tale» Begriff: Liebe." Carla wurde plötzlich rot. „Er hat nämlich neulich ganz erstaunt fest- gestellt, daß er nicht bakterienfest ist." „Ernsthaftigkeit. Carla?" „Jawohl, Schulmeisterlein, es ist ernsthafter, als du denkst, wir lieben uns wirklich. Mil den Geldfragen und mit der Kunst werden wir uns schon auseinandersetzen." Früh am anderen Morgen schrillte das Tele phon: Wetteraussichten günstig! Alles Gepäck war längst an Bord gebracht, die Kabinen waren zugetetlt, die Betriebsstoffe ausgenommen. Nur die Tore der Halle mußten noch aufgehen, dann konnte die große Reife beginnen. Als Geifenheim mit seinem Wagen zu den Hallen fuhr, sprang am Wächterhäuschen ein Mensch vor die Räder. Fluchend ritz der Chauf feur das Steuer herum und trat die Bremse. „Achtung!" Aber der war schon auf das Trittbrett ge sprungen. „Nehmen Sie mich mit, Kapitän!" Geisenheim sah in Sins flackernde Augen. „Ich darf nicht, Herr Oppenheim." Der sprach, nur für den andern verständlich, spanisch. „Ich hab's gewußt, aber Sie sollten es noch einmal sagen. Sie haben Sonja gehaßt, Sie haben mich gehaßt, und wir Haffen Sie wieder. Hören Sie, ich habe mitfahren wollen, um ihr Schiff in Brand zu stecken, wenn es die Unolücksstelle überflog." Er lachte ein irres Lachen. „Sie sollten nicht weiterkommen, als Sonja kam." „Sie sind wahnsinnig, Oppenheim!" „Möglich, daß eure Aerzte so etwa? fest stellen Wenn sie einen Menschen nicht mehr verstehen, ist er ja immer wahnsinnig. Ich war's vielleicht, als ich noch dachte, ich könne Ihr Luft schiff mit einem Streichholz in die Luft fliegen lassen Jetzt weiß ich es bester." „Sie werden nicht zum Verbrecher werden, Sin." „Wenn etwas nicht unter die Gesetze fällt, wie sie gedruckt sind, dann ist's kein Verbrechen mehr Ich gehe jetzt heim. Sie werden mich nie Wiedersehen, aber Sie werden doch an mich den ken, wenn sich mein Fluch erfüllt. So steht es in der Schrift zu lesen, die Erzväter haben so getan, und es gibt noch alte Juden bei uns im Osten die es können wie sie. Die mit Gedanken Wolken lenken können und Wind und Sturm. Die mit dem eigenen Hirn andere Hirne ver wirren können, wenn sie auch noch so klug sind. Die verderben können und sür die es keine Gren zen gibt. Sie sollen an mich denken, einmal werde iah noch über Ihnen sein — rie'engrvß." „Gehen Sie schlafen, Sin!^ Und zum Chauf feur: „Anfahrenn Sin sprang vom Trittbrett. „Grüßen Sie den La Plata und die Braut, wenn Sie beide je sehen sollten." Geisenheim wandte sich noch einmal um, da stand der blasse Mensch im Staub und Rauch des Wagens und sah ihm nach. Er glaubte den brennenden Blick zu suhlen. Noch während der letzten Vorbereitungen konnte er den Eindruck nicht loswerden. Bau meister fühlte das. „Was ist Ihnen, Geisen heim?" „Nichts!" „Frage sonst nicht nach Dingen, die mich nichts angehen, aber heute —" „Eine unangenehme Begegnung." „Der Jude?" Geisenheim nickte. „Der Tod seiner Frau hat ihn um den Verstand gebracht." „Hab' gesehen, wie er auf Sie einsprach. Hab' auch gesehen, wie er dastand und Ihnen nach schaute. Ich habe noch einen von den jungen Leuten mit zur Bewachung beauftragt." „Er wird nicht mehr mit uns fahren wollen." „Ich bin für Sicherheit", entschied Baumeister lakonisch. Dann nahmen die Abfahrtvorbereitungen den Kommandanten ganz in Anspruch. Zum letzten Male grüßte seine Hand aus dem Fenster, die Motoren sprangen an, der Riese hob sich. Die „Ozeama" begann die große Reise. Und so imposant ihr Abflug war, so all täglich schien das Bild schon nach wenigen Stun den den Pastagieren. Udenhof hatte sich zu sei nen Gästen in den Salon gesetzt, man sah zum Fenster hinaus, riet Ortschaften, beargwöhnte einander, richtete sich ein, kurz, man tat alles, was zu einer großen Reise gehörte. Am Mittag, als man Südfrankreich über flog, erschien der Konymandant im Speisesaal und aß mit den Pastagieren, als sei man auf einem Ozeanschiff. Am Nachmittag überfuhr die „Ozeania' Spanien und landete am späten Abend zum letzten Male in Sevilla. Die Wetternachrichten blieben weiter günstig, der Start war sofort stir den nächsten Morgen festgesetzt. Wie auf ScHchiffen blichen auch hier die Passagiere die Nacht an Bord, und als die letzten Langschläfer erwachten, stand das Schiff schon über dem Atlantik. Die Achtzigstundenfahrt hatte begonnen. Hilde Geisenheim spielte mit Udenhof Schach, aber sie war keine aufmerksame Partnerin. „Nun?" „Misten Sie, wie es ist, Herr Professor, wenn einem plötzlich ein ganz großer Wunsch erfüllt wird?" „Angenehm, nicht wahr?" „Schwindlig. Ich habe mir immer Reisen gewünscht, ich bin mit dein Finger über die Landkarte gefahren, und jetzt; reise ich. Manchmal glaube ich's noch nicht." Ruhig arbeiteten die APoloren, der Dienst war einaetcilt. Rudergänger, Ballonwachen und Maschinisten lösten einander in festem Turnus ab, und die „Ozeania" nahm unbeirrt ihren Weg. Getrieben von einem Leichten Passat, der das Reisen auf See sonst unerträglich machte. Tie Gäste des Luftschiffes mejrlten wenig. Um die Temperaturschwankungen möglichst auSzu- aleichen, hatte Geisenheim höhpre Lagen ausge sucht. in denen «S kühler war, iiild in denen das Schiff gleichmäßig dahinglitt Wasser am Tage unter sich. Master in der Nacht. Und wieder am Tage. Im Kommandöstand, im Fun^raum und in den Motorengondctzn arbeitende Menschen, in den Sälen sorgloses Nichtstuer. An Bord war es Ehrenpflicht, sank zu sein. Und wenn der Kommandant auf seinem Nundgang durch die Paffagierräume kam, glaubte er oft auf einem der Luxusdampfer zu fein und nicht in der Luft, so ruhig nahmen die Pastagiere die Fahrt aus. Und so ruhig ging Ke auch ihrem Ende ent gegen. Bei Rio Grande do Sul von Minden leicht beunruhigt, bei Montevideo mit einem Tropengewitter kämpfenv, durchgeschüttclt. Um endlich vor Taj «senden von Menschen auf Punta Lara, dem Flugplatz von Buenos Aires, zu landen. 39 Als daS Luftschiff, die letzten Kilometer, dem Laufe des La Plata folgend, dahinzog, als in der Ferae schon die Zacken der Wolkenkratzer sich in den Himmel bohrten, tlat Udenhof in den Führerstand. „Das ist Ihre Brautfahrt, Geisenheim!" Man sah dem jungen Kommandanten die durchwachten Nächte, die arbeitsreichen Tage, die ungeheure Verantwortung, die auf ihm ge lastet hatte, nicht an. „Glauben Sie, Herr Professor, daß ich Immer an die erste Fahrt denken muß, die ich hier den La Plata herauf gemacht habe? Damals stand ich ganz vorn am Schiff, und wie heute, so lösten sich auch damals die Wolkenkratzer aus dem tiefblauen Himmel. Damals hatte ich viel Hoffnung." „Und heute nicht?" Ein jungenhaftes Lachen zuckte über seine Züge. „Heute brauche ich keine Hoffnungen mehr, heute weiß ich." Ein Radiogruß Luisas flog dem Schiff ent- gegen. „In Punta Lara werden Dich viele be grüßen, ich erwarte Dich in dem Hause, das nun auch Dein Eigentum ist." Arigentinifches Militär sperrte den Flugplatz in weiiem Umkreise ab, war aber gegen die Menschenmasten, die herauspilgerten, einfach machtlos. Es war, als wolle ganz Buenos Aires nach Punta Lara auswandern. In den Zügen standen die Menschen eng gedrängt, draußen hingen sie an den Trittbrettern, saßen ans den Wagendächern. Ein Heer von AutoS kam in einer unabsehbaren Staubwolke heran. Vom Schiff auS war es anzusehen, als seien alle Straßen riesige Raupen geworden, die heran krochen. Die Jungen in den Vorstädten hatten die Pferde herausgeholt, rasch den Sattel über- aeworfen und galoppierten gucr über Acker und GraS, weniger behindert als die an die Straße» gebundenen Kraftwagen. Flugzeuge stiegen auf, Dampfer heulten auf dem La Plata. Und in diesen Wirrwarr hinein senkte sich die „Ozeania" ruhig und gelassen. Im Näherkom men immer größer und mächtiger werdend. Eine kurze Verständigung Geisenheims mit dem Flugchef, dann spanische Kommandos, kräf tige Fäuste griffen in die Seile, und wenig Gü ter lag das "Schiss fest und sicher an dem neuen WoA LLLluü kolat-l
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