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Wir vitten, Vie mit *6?O gezeichnete» Artikel durch die Presiewartc »en Tageczsitunge» znzustellen. Die Einfuhr von Gartenbauerzeugnissen steigt weiter. Der Wert Ker Einfuhr von Gartenbau» «rzeugnisssn betrug im Jahre 1988 649 833 000 Reichsmark, das ist fast ein Sechstel des ge samten Passivsaldos der deutschen Handels- bilanz. Gegenüber den Vorjahren bedeutet diese Steigerung eine Mehreinfuhr von 8 309 454 Doppelzentnern im Werte von 116870000 Reichsmark. Von dieser Mehrein suhr, der nur ein geringer Rückgang der Aus fuhrmengen und eine geringe Steigerung deS Ausfuhrwertes gcgenüberstehen, entfallen auf Gemüse 36,5 Millionen, auf Blumen und Pflanzen 5 Millionen, auf Obst 50 Millionen, auf Südfrüchte 25 Millionen. Diese gewaltige Einfuhrsteigerung ist bei Gemüse zurückzuführen auf die Mehreinfuhr von Zwiebeln, Gurken, Tomaten und Weißkohl, also gerade auf solche Erzeugnisse, deren Anbau durch öffentliche Mittel in Deutschland wesentlich gefördert wurde. Es ist also im Jahre 1928, trotz öiner Steigerung des Anbaues gartenbaulicher Erzeugnisse und trotz der Bestrebungen, dieses Beruses, hinsichtlich der Marktfähigkeit der Erzeugnisse, den Wünschen des Handels und der Verbraucher Rechnung zu tragen, ein katastrophales Anwachsen der Einfuhr fest- zustellen. Die Verluste, die der deutschen Volks wirtschaft durch diese gewaltige Einfuhr steigerung entstehen, und die Gefahren, die der Existenz des deutschen Gartenbaues, in dem fast eine halbe Million Deutsche Brot und Arbeit finden, drohen, sollten die Verbraucher ver anlassen, deutschen Erzeugnissen beim Einkauf den Vorzug zu geben. Ira-ren: Frage 32. Narzissentrcibcrci. Ist die Treiberei vou Narzissen zur Erzielung von Schnittblume» rentabel und ist für die Blumen Nachfrage vorhanden? Wie sind in diesem Winter die Preise für 1. Güte im Großhandel? Können Narzissen-Zwiebeln mehrmals getrieben wer den oder Hal mau eine andere Verwendung für abgetriebene Zwiebeln? G. B. in P. Frage 33. Knollenbcgonien. Ich möchte eine größere Anpflanzung mit Knollenbegonien machen. Wieviel Jahre können diese Knollen verwendet werden, und wieviel Proeznt gehen durchschnittlich bei der Ueber- winterung kaput? G. D. in 'P. Antworten: Antwort 2. Abperben von Stiefmütterchen. Stiefmütterchen wollen leinen frischen Dung. Ich stellte meine Stiefmütterchen in zweiter Frucht und trotzdem war eine erhebliche Menge ausaebliebcn. Das Land hatte aber im Winter vorher Kalk bekommen; dies ist der Fehler, den ich begangen hatte, denn Stiefmütterchen können absolut keinen Kalk vertragen. 8. Rath in Heiligenstedten i. Holst. Antwort 5. Treiben von Gladiolen. Gladiolen kann man sehr gut im heizbaren Kalthaus kultivieren. Man pflanzt starke Zwie beln im Januar—Februar gleich in die Beete wie im Freiland; eher und später zu pflanzen hat keinen Wert. Man hält die Temperatur ähnlich wie bei Salat uns lüftet reichlich, da ja auch die Gladiole eine Freilandpflanze ist. Zu hohe Wärme läßt die Triebe vergelten, auch treten dann Blattläuse aus. Gladiolen verlan gen reichlich Wasser. Im Moi—Juni blühen die hierzu geeigneten Sorten: Maidenblush, rosa PrimulmuS; Souvenir, reingelbe PrimukinuS; Halley, lachsrosa; ferner alle anderen srühblü- henden Sorten. Hubert Triebels in Krefeld-Linn. Antwort 11. Brrhalteu der Edelsortcn beim Umpsropfen zu einander. Gegen die vorgeschlagenen Umpfrovfun- gen wäre nichts einzuwenden., wenn die nmzupsropfenden Bäume in entsprechendem Gesundheitszustand sind. Bestätigt sich aber di« Richtigkeit der Vermutung, daß es sich (nach den erwähnten Sortcnnamen) um ein Ge biet in Norddeutschland mit Seeklima und Marschboden handelt, wo nch di« genanuien um- zupfropsenden Bäume regelmäßig in äußerst schlechtem Gesundheitszustände befinden Ibes. Krebs und Fusikladium), so ist von dem Vor haben dringend abzuraten. Bei dem hier meist vorliegenden Krankheitsbild lKrebs an Testen und sogar am Stamm!) setzt eine Umpfropfung einen so starken Rückschnitt voraus, daß sine sachgemäße Aufpfropfung in angemessener Enl- krnung vom Stamm nicht mehr möglich ist. Dieser Rückschnitt würde zu starken Holzverlust bedingen und beim Pfropfen zu große Wunden entstehen lassen. Unter der oben gemachten Voraussetzung ist Ausgraben und Verbrennen der Bäume am Platze. W. Köhler, Hamburg, Institut für angewandte Botanik. Auf Landsberger Rtte. und Ribstons Pep ping veredelt wachsen Baumanns Rtte., Ontario und Schöner von Boskoop lehr gut und sind wie alle Umpfropfungsn, sehr fruchtbar. Schö ner von Boskoop gedeicht und trägt auch auf Goldparmäne veredelt ganz gut, wächst aber mäßig, was ja gerade kein Nachteil ist. Nach meiner Beobachtungen bildet Baumanns Rtte. auf Goldparmäne aur schwaches Holzwachstum und viel schlecht entwickelte Früchte, lieber das Verhalten des Ontarioapfels zur Goldparmaine konnte ich noch keine abschließenden Beobachtun gen machen. Karl Fetisch, Baum- und Rosen- schulen, Saalfeld a. S. Antwort 15. Elektrische Fernleitung. Vor allen Dingen rate ich Ihnen, sich weder auf schriftliche noch auf mündliche Erörterungen auf schriftliche noch aus mündliche Erörterungen einzulassen und keinesfalls eine Bauerlaubnis zu geben. Si ehaben sehr richtig gehandelt, daß Sie durch Einschreibebrief sich alle Maßregeln verbeten haben. Ehe nicht seitens des Bezirks ausschusses das Enteignnngsrecht für den Unter nehmer ausgesprochen worden ist und Sie durch ortsübliche Bekanntmachung davon Kenntnis erhalten haben, lehnen Sie alle Eingriffe ab. Im Notfälle wenden Sie sich an die zuständige Orts polizei bzw. Landratsamt oder den Bezirksaus schuß und zwar nicht durch eine schriftliche Ein gabe, sondern durch persönliche Borsprechung. Sie müssen jedenfalls auch ein Gutachten eines beeideten Taxators beibringen. Ich kann Ihnen heute schon verraten, daß es dem Unternehmer ein schweres Geld kosten wird, wenn Ihre Rosen anlage in Mitleidenschaft gezogen wird. Hier in der Nähe ist pro Mast bis 1000 Mark gezahlt worden. Ich bin gern bereit. Ihnen zur Seite zu stehen. Teilen Sie mir möglichst bald Ihre Anschrift mit, damit wir uns über alles ver ständigen lönnen. Friederici, Gartenbaubetrieb, in Semmelwitz (Kreistaxator). Antwort 18. Beschleunigung der Pelargonieublüte. Wenn die Pelargonien zu sehr ins Kraut wach sen, kommt dieses nur von zu stickstoffhaltiger, oder sonst sehr nährstoffreicher Erde oder von zu viel StickstoffdüngUng. Verwenden Sie alte Kompost ohsr Rasensrde, mit alter Früh beeterde oder etwas Torfmull vermischt, dazu Sand und, wenn die Erde mager, etwas Horn späne. Dunggüsse sind dann vor der Blütezeit nicht notwendig. Besonders begünstigt wird das Blätterwachstum und somit Verzögerung der Mute durch das Wurzelfassen außerhalb der Töpfe. GeERs ubrö n » er u. Co., Neu Ulm. Antwort 19. Verqueckte Mahonienpflanzung. Wenn eine Mahonienpflanzung so verqueckt ist, daß sie mit der Hand nicht mehr zu reinigen ist, so legt man am besten auf einem unkrautfreien Stück eine neue an. Chemische Mittel die die Quecken vernichten, vernichten auch die Mahonien. Hubert Triebels in Krefeld-Linn. Der Boden ist unten und zwischen den Ma honien etwa 5 om hoch mit Laub oder strohigem Dung zu bedecken, um die Quecken zu ersticken. Die Mahonien leiden hierdurch nicht. Im Herbst wird das, inzwischen in Verwesung übergeaangcne Laub untergegraben, wobst noch vorhandene Queckenwurzeln abzusammeln sind. Die Blüten stände der Mahonien sind in der Blütezeit aus- zuschneiden, damit die Samenbildung verhindert wirs zugunsten der Blattentwicklung. M. Tessenow in Retschow. Antwort 2V. Umvercdeln von Flieder. Flieder läßt sich gut und leicht umvsredeln, und zwar kopuliert man im Januar auf die blei- stift — fingerdicken Zweige der alten Pflanzen und stellt die umvcredelten Sträucher in einem Kalt hause auf, wo die Veredlungen rajch und willig anwachsen und austreiben. Mitte Mai pflanzt man die Sträucher, die dann schon längere Triebe haben, an einem trüben Tage aus und sorgt für gutes Weiterwachsen. Man Pflanze aber keine Sträucher ins Freie, wenn die Knospen der Edel reiser nur geschwollen find und noch nicht aus- getrieben, weil diese dann einlrocknen! Marly- Flieder umzupfropfen, ist aber nicht ratsam, da Marly viele Wurzelausschläge macht, und dies bei umveredelten Pflanzen iwch viel stärker in Erscheinung tritt und dadurch viel Arveit durch das Entfernen der Ausschläge entsteht und der Trieb der Veredlungen zurückblsibt. Hubert Triebels in Krefeld-Linn. Antwort 30. Großanbau von schwarzen Johannisbeeren. Es ist viel zu wenig bekannt, daß schwarze Johannisbeeren sich zur Wein-, Likör- und Gelee- herettung vorzüglich eignen. Der Wein ist in der Farbe unerreicht, der Geschmack ist köstlich, Likör von schwarzen Johannisbeeren gut bei Magen verstimmung. Die Blätter der schwarzen Johan- nisbeeren geben getrocknet Tee gegen Gicht und Reißen. Frankreich bezog vor dem Weltkriege aus Deutschland Beeren von schwarzen Johannis beeren zum Weinfärben. Großkultur von schwar zen Johannisbeeren lohnt sich nur, wenn man eine verläßliche Absatzguelle hat. Schwarze Johannisbeeren verlangen einen guten, feuchten Boden, Pflanzweite 2 m Ent kernung nach allen Seiten. Die ertragreichste Sorte ist Langtraubige Schwarze. Ich bezog diese Sorte seinerzeit von BaumschulenLesiyer H. Rosenthal in Rotha bei Leipzig. Ich erntete von einzelnen großen Sträuchern bis zu 60 Pfund. Tie Beeren der schwarzen Johannisbeeren wer den höher bezahlt als die der roten Sorten. Es darf nicht verschwiegen werden, daß bei Wärme und Windstille in der Erntezeit der scharfe Geruch der Sträucher der schwarzen Jo hannisbeere auf manche Personen eine betäubende Wirkung ausübt; deshalb soll man zum Pflücken der Beeren der schwarzen Johannisbeere keine Kinder verwenden. Georg von Seelig in Stettin. zrLhsemüfebm-LehrMg Landwi lschaflslammer für die Provinz Vrm- denhurg und sik Berlin am 11. u. 12. März la Gorgast Ausführliches Programm ta nächster Nummer. Auskunft bei Landwirtsckmstskammcr, Berlin NW 40, Krouprinzrnufcr 4 6. Sie Obslbaumfrage des engeren Wuslriegebieles Von Gartenbauinspektor Mbert Jaenicke in Gelsenkirchen. Zugleich Antwort auf einige Punkte In der „Gartenbauwirtschaft" wurde kürz lich schon die Frage der Obstbaumbeschädigun- gen durch Kvhlengase erörtert. Ob aher eine Beschädigung der Obstkulturen durch Kohlengase allein stattfcndet, ist an allen Betriebsstätten der Industrie zu bezweifeln. Je nach der Art des Industriezweiges tritt eine stärkere oder schwächere Schädigung im allgemeinen auf. Vielseitig und fast unergründlich sind die vielen Einwirkungen der Industrie in Westfalen und in der Rheiuprovinz, wo nur noch alte, ver kümmerte Obstbäume vom früheren Obstbe- stand erzählen. Trotzdem gibt es noch Garten besitzer, Obstliebhabcr, die in ihren Gärten, die vielleicht noch etwas geschützt liegen, Obst- bäume oder kleinere Formen anpflanzen. Wenn selbst im ersten, zweiten oder dritten Jahr noch Blüten in Erscheinung treten, so werden ganz wenig oder gar keine Früchte der Lohn vieler Mühe sein. Selbst alte oder ältere Bäume, die auf ein Alter von mehr als 85 Jahren zurückblicken und die nach Angaben der Besitzer früher fleißige Träger waren, stehen da, haben kleines, schwarzes Laub und ganz selten wird aus den spärlichen Blüten auch nur eine Frucht. Sortenwahl und gute Pflege haben gar Zu ost enttäuscht. Hier treten die vielfachen Abscheidungen der Großindustrie in Erscheinung mit all ihren Schädigungen. Staubwolken in allen Gemengen, Dampfschwadcn, die harmlos zum Himmel steige» oder über Land kriechen, und weite Schächte, die ganz« Landstrecken unterminieren, Helsen sich untereinander am Werk der Zerstörung. Skaubablagerunge»; Diese werden in der Regel unterschätzt. Wer bis Funktionen der Blätter aber kennt, wird die Folgen einer starken Verstaubung erkennen lönnen. Bei den vielen Erzarten der Roh eisen- und Stahlaewinnung, bei der Füllung der Hochösen werben starke Mengen des Erz staubes in die freie Lust geblasen und die Staubwolken haben teilweise eine ganz er staunliche Flugweite. der Frage 9: Schädigung durch Rauch. Als weitere Staubarten seien hier noch er wähnt der Kalkst anb, der oft als Aetzkalk weit fortgetragen wird und so Verbrennungen hervorruft oder, falls er gelöscht, die Blätter verschmiert; Zementstaub, der allen Pflanzen der Umgegend einen grauen Bekag bringt und auch den ObftbSumen sehr gefährlich wird, weil er ebenfalls eine undurchdringliche Haut über das Blatt legt. Auch Zink staub, der bis vor kurzer Zeit der Industrie ganz verloren ging, heute aber teilweise schon aufgesangen und verarbeitet wird, Hilst eben falls mit beim letzten Abdichten der Blatt- oberflächs. Kohlenstaub treibt sich in der Nähe großer Jndustriestättcn viel in der freien Lust herum; auch er wird seiner Leichtigkeit wegen weit getragen. Er wird ost als harmlos angesehen, aber auch er trägt wohl zirr Ver nichtung unseres Obstbestandes mit bei. Alle diese Staubarten, deren Zahl keines wegs vollzählig angeführt ist, haben alle die selben Wirkungen. Sie vernichten den Dlatt- und Blütenbestand der tragenden und jüngeren Obstkulturcn und tragen so zu der Gesamt zerstörung des Obstbaues in Jndustriegegenden ein gut Teil bei. Abgase: Nicht' allein Staubarten und Slanbmassen morden täglich; auch die Abgase helfen tüchtig mit. Am deutlichsten ist es zu bemerken, wenn trübe Frühjahrstagc das Hochsteigen der Ab dämpfe verhindern. Die Abgase sind teilweise stark oxydhaltig oder haben viel Säuregehalt. Das Hochofengas, ein bei der Etsenae- winnnng erzeugtes Gas, wird bis zu gewissen Mengen ansgefangen, gereinigt und wieder zur Krafterzeugung verbraucht. Ein verhältnis mäßig großer Teil geht aber noch in dm freie Luft über, z. B. bec der Beschickung (Füllung) und bei dem Abstich (Leerung) der Hochöfen und wenn im Laufe des Sommers große Ucberschüsse an Gas da sind. Nach den Para graphen des Gesetzes sollen dies« Nebcrschüsse verhrannt der freien Luft beigegeben werden, aber nicht gar zu selten geschieht das im Laufe der Nacht, wenn der gute Nachbar es nicht merkt. Selbstverständlich schädigen dieje Gase bann die Atmung der Pflanzenblätter, und auch die Schädigung anderer Pslanzenteile geht ununterbrochen vor sich. Säurehaltige Abgase und Dämpfe kommen ebenfalls häufig vor in dem Bereiche größerer Gießereien und Koke reien. Schon die Farbe der Dämpfe verraten dem Kenner, was Fe enthalten. Bei der At mung der Blätter dringen diese säurehaltigen Abdämpfe in das Blattinnere, werden hier absorbiert und treiben io ein schnelles Ber» nichtungswerk. Die Winvrichtungen im Laufe der Jahr« und die Niederschläge bilden bei der Staublagerung eine wichtige Rolle. Ein Jatzreswitterungscharakter gleicht nicht dem an deren, aber dennoch findet man ganz selten einen befriedigenden oder erfreulichen Erfolg im Obstbau des Industriegebietes. Wasserentzug: Im allgemeinen ist diese Tatsache viel zu unbekannt und in den meisten Fällen unter schätzt. Durch große Schächte oder Untertage anlagen wird sehr oft der Erdoberfläche das Wasser entzogen. Das kann verhängnisvoll werden. In sehr trockenen Sommerjahren gehen die Obstbäume langsam zugrnnde, wenn nicht Wassergaben gereicht würden. Folgt aber dazu noch ein strenger Winter mit wenig Regen mengen. so wird dem Obstbaume noch das letzte Wasser entzogen, und zwangsläufig muß er einaehen. Wenn man dann von „Er frieren" spricht, so ist das ein unverzeihlicher, auf Unkenntnis beruhender Irrtum. Nicht allein Obstbäume werden auf diese Weise hin gemordet, oft sind «S ganze Wnldbrstände. Bei- spiele, daß auf 5—6 m Tiefe kein Tropfen Wasser, dafür aber starkes Wurzelwerk ange- trosfen wurde, sind vorhanden. Alle diese Jndustrieeinwirkungen arbeiten Hand in Hand. Mau muß täglich Beobachter unserer Obstkuliuren sein, um mit Bestimmt heit sagen zu lönnen: Das oder jenes ist die Ursache. In der Regel ist aber das Zusammen wirken verschiedener Einflüsse die Ursache des Todes wertvoller Obstbcstände. Sortenbcobachtuuge»: Als widerstandsfähigste Obstsorte muß man die Birnen bezeichnen. In ihrer Beschaffen heit und ihrer Mattstellung ist das begründet. Aber dennoch bringen wertvollere Sorten, di« in der Regel Hochzüchtungcn sind, alljährlich Enttäuschungen. Das Aussehen der Früchte ist zur Zeit ihrer verspäteten Reise oft geradezu unangenehm. Eine gut ausgebildete, jaubere Tafelbirne gehört zu den Seltenheiten deS Industriegebietes. Andere Sorten werden viel leicht einmal mit Behang angetroffen, aber auch jahrelang stellten sie ihr Tragen selbst hinter natürlichen Schützhecken und bei sorg samster Pflege und Schnitt ein. Apfel sorten fürs Industriegebiet zu züchten, ge lingt nur den Baumschulen, die erstens das Industriegebiet nicht kennen und zweitens sich rein Gewissen beim Verkauf der Bäumchen machen. Auch wer örtlich vertraut und ei» eifriger Beobachter gewesen ist, kann nur sehr schwer mit Bestimmtheit sagen: Die Sorte tut es am besten. — Bei anderen Obst arten wie Pflaumen, Kirschen usw. freut sich oft der Besitzer, wenn er mal Blüten ge sehen hat, und seine Nachbarn wird er rufen, wenn eine Pflaume, Kirsche, Pfirsich, Nuß oder sonst eine Frucht edleren Abstammes sich aus dem entsprechenden Banme im Garten zeigt. Eine ebenfals wichtige Erscheinung ist daS kehr starke Auftreten von Schädlinge» aller Art an den wenigen noch vorhandenen Obst, bäumen deS Industriegebietes. Nie sah ich solch ungeheueren Raupcnbesall wie hier. Si« waren alle da: Goldaster, Rlngelspinner, Baumweißling, Blütenstecher und andere. Di« Bäume werden immer mehr abgeschwächt und bilden so noch gute Schlupfstättcn aller fressen den und nagenden Viecher. Daß auf diese Weise dem Obstbau im Industriegebiet ein Garaus gemacht wird, kann sich jeder Fachmann erklären. ES gilt nur auSzurechncn, wieviel auf diese Welse verloren, geht. Auf der einen Seite wird die Exi stenz vernichtet, auf der anderen Seite bieten wir der Einfuhr neue Wege zum Absatz. Das Anpflanzen von Wildbäumen und Hecken hat nur für kleinere Obstbestände Zweck, Besonders muß den Licht-, Luft-, Wasser- und Ernährungsbedürsnissen der Obstbäume die nötige Beachtung geschenkt werden. Ein Er folg bei größeren Obstanlagen ist nicht zu er- zielen; da müßte die Industrie mit gewaltigen Gebläsen nachhelfen. Gefördert werden soll der Obstbau in den Gegenden, wo große Jndustriewerke stillgelegt werden und verschwinden. Da heißt es für den Rauer und Bodenbesitzer: Pflanz ein deu Baum! Und kannst du auch nicht ahnen, wer einst in seinem Schatten tanzt, bedenk' dabet, es haben deine Ahnen, eh' sie dich kannten, auch gepflanzt.