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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 43.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192800006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19280000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19280000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust: S. [10]-[11] von Heft Nr. 16 kleben zusammen, konnten nicht gescannt werden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 43.1928
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 2, 12. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 3, 19. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 4, 26. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 5, 2. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 47, 22. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 48, 29. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 49, 6. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 50, 13. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 51, 20. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 52, 27. Dezember 1928 -
-
Band
Band 43.1928
-
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- Gartenbauwirtschaft
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"kr. 51. 20. 12. 1928 ^ie GartenVauwkrtschaft Der Rubmrmg Von Hil Georg fuhr aus wirren Träumen in die Höhe. Noch immer meinte er das Klirren des Geldes zu hören — noch immer die Stimme der Crou piers zu vernehmen. Georg war am Tage vorher in Monte Carlo angslommen. Natürlich war sein erster Weg des Abends ins Casino gewesen. Und auch ihn hatte das Spiel gepackt. Weniger um des Gewinnes willen als der Sensation halber. Gerade wollte er sich erheben, als sein Blick auf den gegenübersitzcnden Herrn fiel. Es war ein Mann in mittleren Jahren, gepflegt und aut gekleidet. Sein schmales Gesicht zeigte slawische Backenknochen. Der brutal geschnittene Mund war in der Erregung des Spiels halb geöffnet. Schlaff und gierig hing die Unterlippe herab. Der ganze Mensch war wie hypnotisiert. Seine dunklen Augen starrten auf die Kugel, die mit metallischem Klang ihren Kreis ablief Seine Hände zitterten. Seine Hände — jetzt erst merkte Georg, daß er eigentlich nur durch diese Hände aus den Spieler aufmerksam geworden war. Schmal und schlank waren sie. Und doch drückten sie eine so abstoßende Gier aus, daß es Georg schauderte. Diese Hände konnten wohl auch stehlen — oder gar... morden!!! Georg sah förmlich, wie sich die langen Finger um den Hals eines Menschen legten. Der alte Rubinring am Mittelfinger leuchtete auf. Kein Wunder, daß er die ganze Nacht von diesen Händen träumte. Er konnte noch nicht lange geschlafen haben. Ein winziger Streifen des Mondes quoll durch die Vorhänge. Und in diesem silbernen Streifen — Georg richtete sich angsterfüllt auf — in diesem silbernen Streifen leuchtete ... ein rotes Auge. Der Rubin des Spielers!! „Das ist ja ekelhaft", dachte Georg. „Kann ich denn diesen Ring nicht vergessen ? Muß er selbst, wenn ich wach bin, noch erscheinen?" Nein — Las rote Funkeln blieb. Wie ein Blitz schoß es plötzlich durch Georgs Hirn: „Der Kerl hat sein Geld verspielt und will einbrechen." Da bewegte sich der rote Fleck. Georg warf sich mit einem Ruck vorwärts und packte zu... Ein unterdrückter leiser Schrei klang auf. Ein Schrei, wie ihn Georg nicht envartel hatte. Er kam aus einer Frauenlehle! Fast hätte er vor Staunen losgelassen. Noch im letzten Augenblick griffen seine Finger wieder festem zu. Die schmale weiße Hand mit dem funkelnden Rubin wand sich verzweifelt. Suchte zu entschlüpfen. Georg hielt eisern. Mit der freien Linken versuchte der die Vorhänge beiseite zu stoßen, um seinen ungebetenen Gast näher zu besehen. Aber irgendwo hatten sich die Gardinen verhakt. Unwillkürlich lockerte er den Griff. Diesen Moment benutzten die Finger, um sich aus der Klammer heraüszuwinden. Es raschelte noch einmal leise, und dann herrschte Stille. Mit einem Fluch riß Georg jetzt mit beiden Händen die Stores vom Fenster und beugte sich heraus. Natürlich war nichts mehr zu sehen. Aber auf dem Boden lag schimmernd der Ring mit dem, blutroten Rubin — — Mechanisch hob ibn Georg auf und versuchte ihn auf den Mittelfinger zu ziehen. Dann schüttelte er lächelnd den Kopf. Wie konnte er erwarten, daß der Reif, der auf einer Frauen- e Stein Hand gesessen hatte, ihm passen könne. Und noch immer lächelnd schob er ihn auf den kleinen Finger der rechten Hand. Der nächste Abend fand ihn wieder im Casino. Als er am Morgen spät erwachte, war er geneigt, sein nächtliches Erlebnis für einen Traum zu halten. Aber der Rubin am kleinen Finger zeigte ihm zu deutlich die Wahrheit der Gescheh nisse. Ohne zu setzen, schlenderte er durch die Säle. An jedem Tisch blieb er beobachtend stehen. Suchte nach dem Rubinring. Er war so intensiv in seine Beobachtungen versunken, daß er nicht merkte, wie neben ihm eine Frau zusammeuzuckte und erbleichend seine rechte Hand betrachtete. Wie sie eine ratlose Bewegung machte und sich dann leise aus dem Saale stahl. Er suchte und suchte. — Umsonst! — Der rätselhafte Fremde war heute nicht da. Als Georg nach Stunden vergeblichen Martens das Casino verließ, sprach ihn die Frau an. „Verzeihen Sie, mein Herr — ich will Sie weder zu einem Abenteuer verleiten noch Sie um Geld bitten. Ich möchte eine andere Frage an Sie stellen. „Womit kann ich Ihnen dienen, gnädige Frau?" fragte Georg, verbindlich. Ein paar trostlose blaue Augen sahen ihn an. „Wo haben Sie den Rubinring her?" Er zuckte zusammen. „Den Ring? Warum fragen Sie?" „Weil er mir gehört!" „Ihnen? Und wieso haben Sie ihn nicht mehr?" Es kam ihm zu unwahrscheinlich nor, daß diese kleine zarte Person die Einbrecherin von heute nacht gewesen sein sollte. „Ich — ich verschenkte ihn!" Tränen rannen ihr über die schmalen Wangen. „Ich verschenkte ihn und ... muß ich sprechen?" Georg hatte den Ring abgezogen und hielt ihn ins Licht. „Missen Sie auch genau, daß es der Ihre ist? Es gibt doch wohl mehrere dieser Art." „Wenn es mein Ring ist, dann hat er einen kleinen Sprung an der "rechten Seite des Stei nes. Er fiel mir einmal herunter und ... und er trat darauf. Georg betrachtete ihn genau. Ja, er hatte einen winzigen Sprung. Das Schmuckstück ge hörte also wirklich seinem Gegenüber. „Sie haben recht, gnädige Frau. Aber leider kann ich Ihnen den Ring nicht wiedcrgebcn, denn er gehört ... einer Einbrecherin!" Die junge Frau war noch blasser geworden. Nur mit Mülle hielt sie sich aufrecht. „Einer Einbrecherin?^ stammelte sie. „Um Gottes willen!!" „Wollen Sie mir nicht lieber alles sagen, was den Ning angcht? Ich glaube, es wäre besser", versuchte Georg sic zu beruhigen. „Dann kön nen wir vielleicht etwas zusammen unternehmen gegen... die Diebin!" Er sah sic forschend an Sie schüttelte verzweifelnd den Kopf. „Nun wird alles nichts mehr helfen", murmelte sie trostlos. „Nun kann ich ihn nicht mehr retten." Sie sank völlig in sich zusammen. Georg tat die verzweifelte Frau leid. „Seien Sie vernünftig. Ich will versuchen, Ihnen zu helfen. Aber Sie müssen ehrlich sein, gnädige Frau." „Wollen Sie wirklich?" Ein tiefer Atemzug hob ihre Brust. „Dann hören Sie: Ich habe vor fünf Jahren geheiratet. Dieser Rubinring ist mein Ehering. Mein Mann hat genau den selben. Sie stammen aus dem alten Schmuck seiner Familie und vererben sich von Generation zu Generation. Wir machen jedes Jahr eine große Reise. Diesmal bat ich um eine Fahrt an die Riviera. Mein Mann war gar nicht dafür zu haben. Aber er gab mir nach. Natürlich waren wir sofort am selben Abend im Casino, und die Spielwut packle mich. Ich spielte und spielte. Rasend — voller irrsinniger Begeiste rung. Ich vergaß alles um mich her und sah nur noch die Scheine und Chips. Und ich gewann. Wie alle Neulinge. Schließlich packte mich aber doch die Müdigkeit. Die lange Reise und die Aufregung taten das ihre. Ich raffte mein Geld zusammen und sah mich nach meinem Mann um. Da saß er mir gegenüber. Seine schönen Hände, die ich so liebte, waren in die Geldscheine verkrampft. Seine Augen, hatten keinen Blick mehr für etwas anderes als das Spiel. Und er gewann. Wie ich. Neben ihm saß eine Frau. Ich merkte, wie sre fasziniert auf die Hände meines Mannes blickte. Wie sie immer auf dieselben Felder setzte wie er. Wie sie leise und fast unmerklich immer, wenn das Spiel begann, versuchte, seinen Aermel — seine Hand — oder seinen Rock zu berühren. Und wie sie aufatmete, wenn wieder einmal ihre Nummer gefallen war. Mit vieler Mühe brachte ich meinen Mann nach Hause. An diesem Abend gab es die erste eheliche Szene. Ich erklärte, sofort abreisen zu wollen. Er blieb. Er blieb auch, als sein Glück sich wandte und er verlor. In ebensolchem Tempo, wie er vorher gewonnen hatte. Seit jenem Abend bin ich nie wieder in die Spielsäle gegangen. Vielleicht hätte ich es doch tun sollen. Denn mein Mann siel völlig in die Hände jener Frau, die am ersten Abend neben ihm gesessen hatte. Sie hat es verstanden ihm einzureden, daß er nur in ihrer Gegenwart gewinnen könnte. Und Sie wissen ja, wie aber gläubisch Spieler sind. Sie wissen auch, daß man von geliehenem Gelde leichter gewinnen soll. Und so lieh diese Frau ihm immer wieder. Bis sie eines Tages die Einlösung der Schuld verlangte. Es war ja selbstverständlich,' daß er es nicht bezahlen konnte. Da schlug sie ihm noch einen Versuch vor. Sie wolle neben ihm mit meinem Ring an der Hand spielen. Eine völlig kindische Idee, um das Glück zu zwingen. Beinahe wäre ich an diesem Abend allem abge reist. Und dann habe ich ihm doch den Ring gegeben. Was sollte ich auch schließlich tun. Ein Glück nur, daß ich meinen Gewinst vom ersten Abend behalten hatte. Sonst wären wir schon verhungert. Ich' kann Ihnen nicht mehr viel erzählen. Mein Mann nahm den Ring und ... kam heute nacht nicht nach Hause. Angsterfüllt ging ich zum erstenmal wieder in die Spielsäle, um ihn zu suchen. Und da sah ich Sie mit meinem Ring." Heißes Mitleid packte Georg. „Seien Sie ruhig, gnädige Frau. Ich werde keine Anzeige erstatten. Hier nehmen Sie den Schmuck und ... reisen Sie ab." Nachdenklich ging Georg in sein Hotel zurück. Als er ins Zimmer trat, blieb er wie angewur zelt stehen. Seine Koffer waren erbrochen — seine Schränke durchwühlt. Was nicht zu schwer zum Transport war, war gestohlen. Aus dem Tisch aber lag ein Zettel: „Es dankt das Ehepaar mit dem Rubinring!" persönliche Mitteilungen Drr bitten untere Mitglieder, uns bei der Auegestauung dietei Rubrik durch möglichst schnelle Berichterstattung über alle persönlichen Angelegenheuen die für die Allgemeinheit von Interesse sind, unterstützen zu wollen. Oekonomierat E. Lierke kann am 1. Januar 1929 auf eine vierzig jährige Tätigkeit beim Deutschen Kalisyndikat zurückblicken. Er wurde am 3. Oktober 1861 geboren, studierte an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin und arbeitete danach im Laboratorium von Prof. Orth. Nach ansäng- licher Tätigkeit in der Zuckerindustrie trat Lierke bald bei den Konsolidierten Alkaliwerken in Westeregeln ein, was ihm Gelegenheit zu seinen ersten Propagandaarbeiten für Kali bot. Neben der Landwirtschaft interessierte sich Lierke schon sehr früh für den Gartenbau, dem er durch all die Jahre ein hochgeschätzter Berater geblieben ist. Im Jahre 1888 er warb Lierke in Westeregeln einen Bauernhof und richtete dort die ersten Düngungsver suche zu Obst und Gemüse ein. Diese Ver suchstätigkeit setzte er später in einem eigenen Bersuchsgarten in Staßfurt fort, nachdem er zuvor, und zwar am 1. Januar 1889 bei dem damals gegründeten Verkaufs-Syndikat der Kaliwerks eingetreten war. Durch diese Versuche und durch zahlreiche andere Ver suche, die durch Lierke im ganzen Deutschen Reiche eingerichtet, beraten und überwacht wurden, erwarb er sich einen Schatz von Er fahrungen, die ihn in dis erste Reihe der Autoritäten auf dem Gebiet der gärtnerischen Düngerlehre stellten. Obwohl naturgemäß in erster Linie mit dem Studium der Wirkung der Kalidüngung beschäftigt, hat Lierke doch nie versäumt, auch den übrigen Düngemitteln seine volle Aufmerksamkeit zu widmen, so war Lierke einer der Ersten, der für den Gartenbau einen brauchbaren Mischdünger ge schaffen hat. Durch zahlreiche Vorträge und wertvolle Veröffentlichungen über die Dün gung der gärtnerischen Pflanzen ist Lierks im deutschen Gartenbau bekannt geworden. Seiner rastlosen Tätigkeit ist es zum sehr großen Teil zu verdanken, daß die alten Vorurteile einem ständig zunehmenden Ver ständnis für die richtige Anwendung der Han delsdünger gewichen sind. Es sei hier nur an den Anbau von Gemüse für die Konserven industrie erinnert, der lange Zeit durch eine gänzlich unbegründete Angst vor den Dünge salzen ungünstig beeinflußt wurde. In end losen Reihen von Versuchen erbrachte Lierke den Beweis, daß die Konserven durch sach gemäße Völldüngung der Gemüse an Güte und Haltbarkeit gewinnen. Lierke ist Mitglied mehrer Ausschüsse der D.L. G., Beisitzer der landwirtschaftlich-tech nischen Kalistellc und der Zulassungsstelle sür Düngemittel beim Reichsministerium für Er nährung und Landwirtschaft. Lierke ist aber auch durch den langjährigen Verkehr mit den weitesten Kreisen im deutschen Gartenbau und durch seine eigene Betätigung auf diesem Ge biete zu einem der Unserigen geworden. Wir sind sicher, daß viele, die diese Zeilen lesen, sich mit uns freuen, daß Lierke nach vierzig jähriger Tätigkeit noch rüstig zum Besten des deutschen Gartenbaues tätig ist. „Und wenn einem die Lust ausgeht?" „Dann stellt man ihn mit großartiger Gebärde zur Verfügung, Fräulein Gouver nante." „Mit Verlust der Anzahlung?" „Du sagst es! Aber man tröstet sich, das Geld wäre doch sonst durchgebracht. Ich habe mir von einem Volkswirt, sonst war's ein recht langweiliger Mensch, sagen lassen, daß es Ge genstände gibt, bei denen der Reklameaus wand über dem Herstellungswert steht. Kunst gehört dazu. Mit der Samtjacke ist nichts mehr zu machen, der Ledermantel ist schon besser Ucbrigens Ledermantel: ich habe mit Schierke gesprochen, im Harz liegt Schnee, Skisöre — also Weekend. Ich fahre euch hin." „Wer ist euch?" „Du, die Sendler und ich. Warm einge- kuschclt gehen wir alle drei in das Coups hinein, Gepäck hinten hin, die Schneeschuhe auf die Kotflügel, wir können heute abend noch im Babenberger Hof tanzen." Hilde überlegte. Die Zeit vor Weihnachten war anstrcngeitd gewesen, den halben Januar hatte sie für die Ausstellung vorgcarbeitet, dabei manche Nacht um die Obren geschlagen, es war ein wenig viel gewesen. Wer das Pflichtgefühl regte sich. „Die Ausstellung bei Schulte wird sich auswirken, in den nächsten Wochen gibt's zu tun." „Dann mach's, wie wir das damals in München taten, reiß ein Blatt von deinem Notizblock, nimm einen Bleistift, schreib' dar aus: „Ich bin in fünf Minuten zurück" und verdufte. Aber im Ernst, Hilde, du kennst deine Mitmenschen wirklich nicht. Der Westen wird kommen, das ist selbstverständlich, aber wenn der Westen warten muß, dann impo niert ihm das. Denk an den Dompteur: entweder prügelst du die Kanaille oder sie frißt dich, freiwillig gibt kein Löwe Pfötchen." Wieder fiel eine Position. „Wenn Carla Sendler mitmacht." „Backsischallüren!" „Nicht frech werden, Jöbstchen, du weißt, ich habe Hemmungen." „Hast du deswegen den Udeuhof mit konterfeit? Das Bild ist ja gut, aber der Mantl mit seiner Lustschissidee ist unmöglich." Sie wurde ernst. „Solange du von Dingen redest, von denen du etwas verstehst, mein Junge, so lange bist du erträglich. Das hört auf, sobald du dich auf unbekannte Gefilde begibst, lind das hast du eben ge- tan. Von einer einzigen Idee aufgcfrcssen werden, sich dafür einsetzen, ein ganzes Leben lang, das versteht ihr nicht, denn ihr habt nur Jdeechen. Und ihr wollt euch weder körperlich noch seelisch die Finger schmutzig machen. Udenhof ist kein Phantast." „Jeder denkende Mensch weiß, daß der Fliegerei allein die Zukunft gehört." „Dann rechnest du meinen Bruder also nicht zu den denkenden Menschen?" Er pfiff vor sich hin. „Wie kommt Fritz in die Debatte?" „Er ist wieder in den Dienst des Luft schiffbaues getreten, Udenhof sagt, daß er in kurzer Zeit zurückkommt." „Und das unermeßliche Rittergut in Argentinien?" Hilde ließ sich durch seinen Spott nicht stören. „Du hast Fritz nie verstanden"—jeinen Einwurf „Gegenseitig" überredete sie —, „schließlich ist Fritz auch zehn Jahre älter als du. Er denkt anders. Wenn er seinen Besitz in Misioucs aufgegcbcn hat, dann gab es bestimmt Gründe dafür, und die gehen uns nichts an. Ich gebe zu, daß ich ihn in manchen seiner Auffassungen ost für schwer fällig gehalten habe, besonders in meiner Sturm-und-Drang-Zeit, aber wenn ich jetzt rekapituliere, sehe ich die Dinge in einem anderen Licht. Wir werden uns wohl nicht von Anfang an verstehen, aber wir werden uns verstehen lernen. Seit ich gestern seinen Brief bekommen habe, weiß ich das." „Willst du nicht jetzt mit Carla Sendler sprechen?" lenkte er ab. Aus dem Telephon kam ein Helles Lachen. „Sie sind köstlich, Meisterin, in einer Stunde! Jobst .Hallbaum reizt mich natürlich, er hat einen Namen, und Sie kennen meine Schwäche für Menschen mit künstlerischem Einschlag. Aber heute, daraus wird nichts. Essen Sie mit ihm bei mir zu Abend, und morgen fahren wir, meinetwegen auch mit seinem Wagen, der meine kann ja mit dem Gepäck Nachkommen." — Draußen empfing sic die Villa Sendler mit dem vornehm zurückhaltenden Stil, mit dem Frau Carla sich umgab und zu dem sie sich selbst so gern in Kontrast setzte. Der Gärtner-Chauf feur am Tor, die Zofe mit Häubchen in der Garderobe, die beinahe antik wirkende Gencrals- witwe, die dem Haushalt Vorstand, im Empfangszimmer, und nach einer Weile, gamin- haft und burschikos, die Herrin selber im klein sten Abendkleid, über das sich ein Heer von Modistinnen die Köpfe zerbrochen hatte. „Bitte, lassen Sie sich durch unser Proviso rium nicht stören, liebe Frau von Mainau", entließ sie liebenswürdig. „Meine Freundin" — das war ihre Art, das eigentümliche Ver hältnis, in dem sie zueinander standen, zu über- orücken — „arbeitet in Wohltätigkeit und Für sorge. Auf Ihrem Kalender stand doch eine Komiieesitzung?" Die Witwe neigte würdig den Kopf. Und als sie allein waren: „Ich sehe zum ersten Male Menschliches an Ihnen, Meisterin." Wenn sie nur nicht immer Meisterin sagen wollte, dachte Hilde, alles Outrierte tat ihr weh. „Es ist nur für drei Tage", dämpfte sie. „Aber das Menschliche bleibt." Damit war die Winterreise beschlossen. 13. Sie frühstückten in Magdeburg, merkten kaum etwas von Halberstadt, kamen bald hinter Wer nigerode in die Schneeregion und fuhren brum mend, das Coupö vorn, die schwere Reiselimou sine Carla Sendlers immer in kurzem Abstand hinter sich, in die Berge hinein. Jobst saß am Steuer und mühte sich, den beiden Damen seine Fahrkunst zu zeigen, aber der schwere nachfol gende Wagen hielt spielend das gleiche Tempo. Das verdarb ihm ein wenig die Laune. Frau Carla, die in der Mitte saß, lachte darüber, Hilde kümmertq sich wenig um die bei den anderen, sie sah nur die verschneiten Tan nen, die wie mit Zuckerguß überkrusteten Hänge, die grotesken Eisformaiionen der Bäche. Am liebsten wäre sie ausgcsticgen, hätte die langen Bretter an die Füße geschnallt und wäre allein in die große weite Einsamkeit gelaufen. Das Parfüm Carlas und der Duft der Zigaretten, ohne die Jobst Hallbaum nicht zu denken war, erschienen rhr stilwidrig. Aber Carla Sendler protestierte. „Wir wer den morgen unsere Künste zeigen." Im Babenberger Hof waren viele Menschen, aus dem gegenüberliegenden Goethebaus ertönte Jazzmusik. „Eigentlich sind wir wieder in Ber lin", sagte Hilde unmutig. „Wir hätten zu Hause bleiben können." „Bitte, keine Hüttenromantik, wo sie nicht hinpaßt", wehrte Carla ab. Man hatte ihnen gute Zimmer reserviert, und Hilde hörte, daß die Gäste in der Halle ihren Namen tuschelten, als sie hindurchschritten. Nicht das Letzte an ihrem Auftritt taten auch die beiden Wagen, die protzig die ganze Vorfahrt einnahmen. Roch während sich Hilde umzog, kam Carla zu ihr herein. „Ihr Jöbstchen ist ein Filou, Meisterin, er hat sich geschickt bemüht, während der ganzen Fahrt meine Hand zu fassen. Män ner 'machen sich leicht lächerlich." „Ich habe über Jobst Hallbaum wirklich noch nicht nachgedacht", lachte Hilde. „Wir haben nebeneinander im Hörsaal gesessen, wir haben Staffelei an Staffelei Modell gezeichnet, sind voreinander gerüffelt worden — das bildet eine gewisse Kameradschaft." „Sie wollen doch nicht sagen, daß Sie immun wären, daß Sie noch niemals einen Mann geküßt hätten, Hilde?" Der schlug eine Blutwelle ins Gesicht. „Und wenn ich es getan hätte, würde ich nie darüber sprechen." Carla Sendler hatte sich in einen Sessel ge kuschelt. „Seien Sie nicht so abweisend, fühlen Sie denn nicht, daß ich um Sie werbe, daß ich eine Freundin suche? Sie kennen mich bei der Arbeit. Sie wissen, ich habe alles ernst ge nommen." „Das haben Sie getan." „Nun, ist das nichts?" „Ich glaube, bei Ihnen ist das nichts, denn Sie tun es ja nur zum Zeitvertreib, während es für mich Leben, Arbeit, Broterwerb bedeutet." „Ich kann doch nicht mein Geld wegwerfen, nur um ernsthaft einen Beruf anzusangen" die trotzigen Kinderaugen ließen die andere nicht los. Und dann sprudelte es wieder einmal über, das ganze nutzlose Leben der verwöhnten Frau, das sich in Gesellschaften ausraste, bis sie ihrer Kreise überdrüssig wurde. „Sie sollten heiraten", riet Hilde trocken. „Halten Sie die Ehe mit einem Finanzmann oder mit einem Industriellen für ein Allheil mittel?" fragte Carla brüsk „Gemeinsames Frühstück und, wcnn's hoch kommt, gelegentlich gemeinsame Abende. Bon gemeinsamen Inter essen ist gar keine Rede, Männer, die uns in Watte packen, halten uns innerlich immer für inferiore Geschöpfe". Die Zerrissenheit der Frau tat Hilde leid. Diese Menschen waren ja nur zum geringen Teil für sich verantwortlich, Erziehung und die anderen machten sie zu diesen unselig treibenden Halbwesen, die einfach nicht mehr die Kraft fan den, die Fesseln der Zivilisation abzuwerscn und ein einfaches, geradliniges Leben zu leben. „Muß es denn ein solcher Mann sein?" fragte sie. „In der Schule haben wir eine recht kluge Jüdin gehabt, die schon mit sechzehn Jahren ihre Auffassung über die Ehe einfach und klar prä zisierte: „Ich heirate nur, wenn ich wirtschaft lich gleich oder besser gestellt werde". Mit sech zehn Jahren! Die hat's ausgesprochen, und mir anderen haben bewußt oder unbewußt danach gehandelt. Zum Umstellen bin ich zu sachlich, und um an Liebe zu glauben, an Liebe zu mir meine ich, nicht naiv genug." Und dann schüt telte sie das alles ab, wie es ihre Art war und nahm Hilde unter den Arm. „Kommen Sic, wir wollen ins Dorf gehen. Meisterin!" (Fortsetzung folgt.)
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