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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 43.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192800006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19280000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust: S. [10]-[11] von Heft Nr. 16 kleben zusammen, konnten nicht gescannt werden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 43.1928
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 2, 12. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 3, 19. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 4, 26. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 5, 2. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 47, 22. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 48, 29. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 49, 6. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 50, 13. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 51, 20. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 52, 27. Dezember 1928 -
-
Band
Band 43.1928
-
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- Gartenbauwirtschaft
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Die GartenSauwirtschaft Nr. 4S. 18.11.1S28 VolkScrnährung und Fischerei Neben Obst und Gemüse, die vernünftiger weise im Bolksansehen steigen, ist es die Fisch nahrung, die von den Verfechtern einer ge sunden Lebensweise bevorzugt wird. Unter dieser der Hochseefischerei günstigen Lage, hat Kuxhaven seinen Seefischumsatz auf das Doppelte erhöhen können. Hilfe ans lange Sicht In Stuttgart gab ReichSernährungsministcr Dr. Dietrich Aufschluß über die Hilfsaktion für Landwirtschaft und Gartenbau. Er führte aus: „Das Ministerium befindet sich jetzt an einem Wendepunkt. Den Anstoß dazu hat das Notprogramm des vorigen Jahres gegeben. Bis Ende dieses Jahres werden diese Mittel aufgebraucht sein. Zum großen Teil liegen die Dinge so, daß Maßnahmen besonders auf dem Gebiet der Absatzförderung ciugcleitet worden sind, deren Ausbau und zielbewußte Durchführung nach Lage der Dinge noch mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Wir stehen jetzt vor der Notwendigkeit, eine Reihe von Arbeiten des bisherigen Notprogramms auf ein .^Programm zur Förderung der Produktion und des Absatzes" auf lange Sicht umzustellen. Die gegenwärtige Reichsregierung wird infolgedessen erstmalig im Etat 1929 trotz der gespannten Finanzlage für dieses Programm 26 Millionen Marl zur Verfügung stellen, wobei sie sich bewußt ist, daß diese Summe damit für fünf Jahre festgelegt wird. Insofern bedeutet der Etat des Jahres 1929 einen völligen Wendepunkt in den Arbeiten des Ministeriums, dessen Tätigkeit sich nunmehr auf lange Sicht und mit beträchtlichen — wenn auch immer noch nicht ausreichenden — Mitteln auf wichtige Gebiete der Land- wirtschaftssörderung ausdehen wird." Schlechtes Saatgut schädigt im Erfolge mehr als das Ungeziefer, das man wenigstens abwehrcn und vernichten kann, während an dem Mißgedeihen aus schlechtem Saatgute sich nichts mehr Ludern läßt, Schwächling bleibt Schwächling. Die Verantwortung liegt zunächst beim Händler, von dem der Samen bezogen wurde. Man lasse sich nicht abspeisen mit Worten wie: „Ich stecke nicht drin, ich weiß von nichts!" Der Händler mutz wissen, was er verkauft. Hat er in Ordnung vom Großhändler gekauft, so war dieser schuldig, die Reinheit des Samens und den Prozentsatz der Keimfähigkeit anzugeben. Regel und Ordnung ist, daß minde stens 80°/« der Samen keimfähig sind. Das Urteil, „Keimfähigkeit gut", setzt eben jene 80°/a als Mindcstbediugungen voraus. Zwischen 80 und 60°/o Keimfähigkeit ist der Same dürftig, unter 60°/« ist der Händler ersatz pflichtig. Werkrcsorm - Studien Nachdem der deutsche Waggonbau seine Ver hältnisse in rationalisierender Weise geordnet hat, haben die beiden großen Lokomotivbau- werke Masset in München und Henschel in Kassel gemeinsain eine Studiengesellschaft ein- gesetzt, deren Aufgabe es ist zu prüfen, welche Maßnahmen dazu dienlich wären, auch den Lokomotivenbau nationalisierend zu reformie ren. Die neue Gesellschaft ist mit reichlichen Geldmitteln ausgestattet und als eigene Firma handelsgerichtlich eingetragen worden. Man sieht mal wieder, wie die Industrie bestrebt ist, alle Möglichkeiten zur Verbilligung der Produktion auszunutzen. P. Z. AnLeü -er wichtigsten. Fel-ftuchtarken, an -erAekerbestellimg. Ackerfläche -1927- 20,7 Millionen Itkt. „Revolution" Don Hans Rieb au, Lesum b. Bremen. 9. November 1918. Vor dem Bahnhof in H. Tausende, Kops an Kopf: Die Revolu tionäre. Auf den Bahnsteigen Posten des Garnison- kommandos. Seitengewehr aufgepslanzt, Ver zweiflung im Herzen. Die Menge drängt vor, unaufhaltsam. Der Bahnhosskommandant telephoniert nach dem Bahnsteig: „Es hat keinen Zweck, nicht schießen!" Aber plötzlich stockt die Menge. Ein kurzer, heftiger Wortwechsel, und vorn, die Führer, winken: Zurück! Langsam, widerwillig, schieben sich die Tausende zurück. Die Posten auf dem Bahnsteig telepho- nieren mit dem Kommandanten: „Was ist los?" Der Kommandant, noch blaß, lacht und lacht. „Seitengewehr an Ort!" ruft er in den Apparat. „Der Beamte an der Sperre hat sie nicht durchgclnssen." Mosch fährt Polsterklasse Milosch fährt nach Berlin. Zweiter Klasse. Milosch liegt auf dem Polster und schläft. „Hören Sie," sagt da jemand, „das geht aber nicht, Sie treten mich ja mit Ihren Stiefeln." Milosch blinzelt. Und schläft weiter. Da ruft der andere den Schaffner. „Stehen Sie aus!" wird der energisch. Aber Milosch rührt sich nicht. „Lassen Sie sich doch," brummt er den Schaffner an, „erst mal seine Fahrkarte zeigen." Der Schaffner läßt sich die Fahrkarte zeigen, „Dritter Klasse," runzelt er die Stirn, „kommen Sie mit!" Und Milosch schläst weiter. Auf dem Anhalter Bahnhof sieht er den anderen. „Donnerwetter," staunt der, „wie haben Sie denn gewußt, daß ich —" „Sie haben doch," sagt Milosch, „vor dem Fahrkartenschalter dritter Klasse Schlange ge standen." „Stimmt. Und da haben Sie mich also gesehen?" »Ja" sagt Milosch, „ich stand doch hinter Ihnen." Landwlrlschaflllche vorlräge lm Berliner Rundfunk Sonnabend, den 17. November 1928, nachm. 4 Uhr, spricht Rechtsanwalt Dr. Karsen über: „Der Kleingarten im Spiegel des Rechts". Westermanns Monatshefte. Inzwischen liegt nun auch das Novemberheft vor — reichhaltig wie immer, aber besonders gut in seiner Illustration. Zwei Buntdrucke, „Wiesenblumen" und „Richard Strauß dirigiert den Rosen« kavalier", fallen aus dem üblichen Rahmen heraus, man könnte sie direkt „in die Stube hängen". Wir möchten nochmals daran er innern, daß der Verlag Georg Westermann in Braunschweig aus Anfordern gern Probehefte zur Verfügung stellt. Dr. A. Schindler, Grundfragen der deutschen Handelspolitik. 248 S. Geb. RM. 8,—. An die Svitze seiner Veröffentlichung setzt der Verfasser Deutschlands wirtschaftspolitisches Ziel, das er darin sieht, die Wirtschafts- Möglichkeiten des deutschen Volkes in allen für seine Lebensfähigkeiten entscheidenden Wirt schaftszweigen bis zur äußersten Grenze zu steigern. Ausgehend von dieser Zielsetzung wird eine eingehende Untersuchung der dabei zur Verfügung stehenden handclsvo. irischen Mittel vorgenommen, die zu der Erkenntnis führt, daß auf die Dauer eine Aktivierung unserer passiven Handelsbilanz nur auf dem Wege der Einfuhrbeschränkung zu erreichen ist. Zur Begründung dieser Auffassung flicht der Ver« fasser in seine Ausführungen einige wenige, durch geschickte Auswahl besonders sprechende Zahlen nnd Ein- und Ausfuhrstatistiken ein, und zeigt die Wirkungslosigkeit anderer handels politischer Mittel in dem augenblicklichen Zu stand der Weltwirtschaft, insbesondere der in Genf, wenigstens auf dem Papier, geächteten Ein- und Ausfuhrverbote. Dabei übt der Verfasser nicht nur Kritik an der deutschen Handelspolitik der letzten Jahre, sondern macht sestumrissene Vorschläge zu ihrer Umgestaltung. Eine Uebersicht über die englischen Zölle in der historischen Reihenfolge, über die Ent wicklung der deutsch-italienischen Handelsbe ziehungen und über die in der Welt be stehenden Ein- und Ausfuhrverbote beschließt dieses Werk, das, trotzdem es dem aufmerk samen Beobachter der in- und ausländischen Handels- und Wirtschaftspolitik nichts wesent lich Neues bringt, wegen seiner Klarheit und der völligen Beherrschung dieser schwierigen Materie zu eingehendem Studium warm emp fohlen werden kann. Dr. Sdl. Wir bitten unsere Leser, sich zwecks Bestel lung, sowohl der hier besprochenen als auch anderer sonst gewünschter Bücher, sich an die Gärtnerische BcrlagSgesellschaft m. b. H., Berlin SW. 48, Friedrichstraße 1k, zu wenden es Zeit, die neue Tagestour zu fahren. Dieses Mal ohne Pedro. Und Geisenheim merkte, daß es nicht leicht ist, sich durch die Engen einer südamerikanischen Großstadt hindnrchzu- winden, und war froh, als er am Abend den Wagen durch das Gewirr der Autobusse und wild fahrenden Privatwagen heimgesteuert hatte. Bei der Senora Stenzer lag ein Telegramm des Professors, auf der Reife nach Mendoza aufgxgeben. „Erwarte Sie bestimmt bei meiner Rückkehr in Buenos Aires, habe feste Pläne mit Ihnen durchzusprechen." Aber zwischen dem Heute und dieser Rückkehr lag eine Woche. Unvorhergesehene Zufälle konnten die Frist auch noch verlängern. Eine Zeit, in der man leben mußte, die Miete bezahlen, essen. Lossen hätte es mit einem Pump versucht, Geisen heim warf den Kopf in den Nacken: all die Jahre hat mau sich selbst durchgeschlagen, kam wirklich eine Aenderung, dann wollte er nicht in den letzten Tagen fremde Hilfe in Anspruch genommen haben. Aber hindern konnte er es nicht, daß sich seine Gedanken unablässig mit dieser Aenderwig beschäftigten. „Ich habe feste Pläne mit Ihne:: durchzusprechen", das war, als wenn die Pythia in Delphi auf ihrem Dreifuß säße und rätselhafte Dinge sagte, Zweideutigkeiten, die man so und so auslegen konnte. Kolonist im Urwald, Holzarbeiter, Peon, Chauffeur — sollte die Reihe nun wirklich zu Ende sein, diese Kette von Zwecklosigkeiten, zu nichts gut als nur zum Leben? Rein zum animalischen Leben ohne Aufgabe und Ziel, aus dem man wegge wischt werden konnte, nnd in das ein anderer ciutrat, ohne daß eine Lücke entstand? Oben im Urwald hatten sie oft abends vor ihrem Rancho gesessen, müde von der Arbeit mit Axt und Waldmesser, ausgesogen von der Hitze, von Moskitos zerstochen. Die Muskeln wie Stränge geschwollen, Arme und Hände rissig von scharfen Gräsern und Dornen. Lauter Leute, die drüben eigentlich etwas anderes hatten werden sollen, ein Doktor der Rechte, bei dem es wegen der Inflation nicht mehr gereicht hatte und der mit dem Letzten die Uebersahrt bezahlt hatte, ein Kriegsossizier, ein Kaufmann ohne Stellung und er. Der kleine Stetten, der manchmal philo sophische Anwandlungen hatte, selbst in Maze donien war er immer mit dem Zarathustra in der Tasche herumgelausen, hatte einen Ast, der zuerst nicht nächgab und der dann plötzlich heruntersauste, auf den Arm gekriegt. Er hatte Wundfieber und sah Urwaldgespenster. „Man hätte das Land ruhig den Indianern lassen sollen, anstatt sie, zurückzudrängen und in Reservationen zu sperren. Drin herumlaufcu, jagen, sich gelegentlich die Köpfe zu spalten, dazu ist's gut." „Jungfräulicher Boden, Humus", gab der Kaufmann dazu. „Statistisch ist nachgewiesen, daß achtzig Prozent Argentiniens Gartenerde hat." „Meinetwegen!" Stetten blieb eigensinnig. „Aber einen Dunger braucht das Land doch, Kulturdünger, Menschen." „Wundsieber", stellte der Kaufmann lakonisch fest. „Aber Dünger sind wir doch. Ich sage Ihnen, bis aus dem Wald hier einmal eine Landwirtschaft wird, bis da ein Pflug drüber geht, bis man abends Vorm Hause sitzt und zusieht, wie der Mais wächst und die Orangen und die Bananen, bis dahin sind wir längst vor die Hunde gegangen." „Wären Sie doch in Deutschland geblieben!" „Wären Sie, wären Sie", äffte der nach. „Ich hab' sie unten am La Plata gesehen, die, denen es drüben zu eng geworden ist, jchiffs- ladungsweise kommen sie da an, wollen die Welt stürmen und liegen zwei Wochen später auf der Nase." „Weil sie an den Städten kleben, aber wir —" „Ja, wir! Grund und Boden haben wir, gekauft haben wir's, aber auf Abzahlung. Jedes Jahr Zinsen und Raten und was weiß ich, und dabei kriegen wir kaum so viel Bäume um, daß wir den Mais pflanzen können, den wir zum Essen brauchen!" Innerlich dachten sie das alle, nur hüteten sie sich, es auszusprechen. Es ist, als habe ein Gedanke, einmal in Worte gekleidet, sug gestive Gewalt. Den Stetten hatte ein Baum, der sich nicht an die Berechnungen hatte kehren wollen, gesaßt. Direkt auf der Brust hatte er ihm gelegen, und als sie ihn endlich gehoben hatten, war's längst vorbei. Das Wort vom Dünger war Wahrheit geworden. Der Doktor war über Nacht fort, in Posados wollte ihn noch einer gesehen haben und dann später in Asunciün, drüben in Paraguay. Der Kaufmann hatte neue Teilnehmer für das Kolonielos gesucht, aber nicht gefunden, einen Brief hatte er noch geschrieben und dann nichts mehr. Südamerika ist riesengroß. Und er — Geisenheim. Wenn der Urwald wächst, wird der Mensch winzig. Hier schlägt man's nieder, drüben sprießt es auf, schlingt sich, überzieht den Boden — in rasender Eile. Kein Geld, um Hilfskräfte zu bezahlen — Schulden. Er hatte in dem Blockhaus ge standen, in dem der Vertreter der Landgesell schaft regierte. „Wenn Sie neue Kolonisten haben, die sich beteiligen wollen —" Zu der Zeit kamen hauptsächlich Land arbeiter, Bauern aus Ostpreußen, Wolga deutsche, Wolhynier, Männer aus dem Burgen lande. Der eine und der andere besah das Los, rannte herum, zuckte die Achseln. „Unten haben sie bessere Anteile." Geisenheim kolonisierte längst nicht mehr, er verteidigte nur noch. Mißtrauen um ihn herum, das in jedem Neudeutschen einen un brauchbaren Menschen sah, das nur die Fehler herausfinden wollte und nicht die Vorteile,. Endlich der Rat eines alten Kolonisten, der vorbeiritt und vom Sattel aus das Unglück besah. „Gehen Sie fort, Mann!" „Ich habe mich verpflichtet." „Deutschländer! Wenn Sie es nicht tun, jagen die da unten sie weg." Wozu von dem Kapital sprechen, das da steckte. Der andere verstand doch nicht, daß es das Letzte war, und selbst wenn er es ver stand — hier regierten die Verhältnisse mit grausamer Härte. Fortlausen war Geisenheims Sache nicht, so stand er wieder in dem Holz haus. „Ich kann die Rate nicht zahlen." „Luano. Und was nun?" „Ich brauche Frist. Sehen Sie sich mein Land an —" „Ist nicht nötig. Weiß, wie'? bei Ihnen steht, Mann, selbst wenn ich Ihnen Frist geben wollte, Sie könnten doch nicht zahlen und nach Paragraph 27 der Verkaussbedingun- gen —" „Hier geht'; nicht um Paragraphen —" „Worum denn?" „Um Menschen." Achselzucken. „Vielleicht zahlen wir etwas zurück, wenn sich ein neuer Käufer findet, aber die Zeiten sind schecht, der Einwandererstrom ebbt ab. Sie machen Gegenpropaganda drüben in Deutschland." „Endlich!" So rücksichtslos, wie es schien, war der Mann gar nicht, und vielleicht hatte er sogar recht gehabt. „Land und Menschen müssen zu einander passen. Ist nicht jeder Kolonist, der nur den guten Willen hat. Den haben Sie, Mann, das weiß ich. Sind keiner von denen, die ludern wollen, wie genug gekommen sind. Aber ein Kolonist sind Sie auch nicht. Ver suchen Sie's in der Stadt!" „Und mein Geld?" „In Buenos Aires ist unsere Direktion, sprechen Sie da vor, eine Bescheinigung sollen Sie haben." Ein große? Geschäftszimmer mit Karten und Plänen, Herren, die Bilder vorzeigten, mit Kolonisten verhandelten; bis zu dem Direktor selbst konnte man nicht Vordringen. Eilige Menschen, liebenswürdig, wenn neue Käufer kamen, die ihn ins Wartezimmer drängten, damit er den Neuen nicht begegnen sollte. „Es ist aussichtslos." „Aber Sie haben doch Käufer." „Interessenten, Mann, das Geschäft ist schwer geworden." Mit einem kleinen Betrag hatte man ihn zuletzt doch abgefunden, weil die Hilfs organisationen sich der Sache annahmen, und seitdem kämpfte er gegen die tägliche Not. Und sah zum ersten Male Licht. Nach Tagen fand er endlich Zeit, in das Eonventillo in Barracas zu gehen. Die Tür der Rudorfschen Wohnung war geschlossen, aber eine Nachbarin gab Auskunft, in diesen engen Verhältnissen konnte man nichts voreinander verheimlichen. „Der Tenor ist fort, er ist krank, die Frau hat ihn ins Spital gebracht." „Und die Senora?" „Sie sucht Arbeit, jeden Tag tut sie das." Die Frau versuchte, durch eine Ritze in der Tür zu spähen. „Sie wird zurückkommen, das Zimmer ist nicht gemacht. Die deutsche Frau bringt immer alles in Ordnung." Damit fiel Lore Rudorf in dieser Umgebung auf. Wegen der vielen Neugierigen wollte Geisen heim nicht im Hos warten und ging auf die Straße. Nach einer Stunde etwa kam sie. Mit ihrem federnden Gang fiel sie unter den Menschen des Stadtviertels auf. Lore erkannte ihn sofort und streckte ihm kameradschaftlich die Hand entgegen. „Ich habe Kurt im deutschen Krankenhaus unterbringen können." „Und?" „Die Lunge ist angegriffen, eS wird lange dauern, bis er wieder arbeiten kann." Ihre Stimme klang leise. „Aber Gefahr besteht nicht, sagen die Aerzte, und man kann ihnen hier glauben, zu zarter Rücksichtnahme und frommen Lügen sind die Verhältnisse nicht angetan." „Und was tun Sie?" „Ich habe mein Lehrerinnenexamen gemacht, drüben in Deutschland. In den Schulen hier ist kein Platz frei, aber man hat mir eine Stelle auf einer Hazienda im Süden angeboten." „Rehmen Sie an?" Sie zögerte. „Es ist sehr weit, und ich mag Kurt nicht allein lassen. Wenn man erst einmal auseinander ist, ist es schwer, wieder zu- sammerMkommen, und er braucht Pflege, wenn sie ihn im Krankenhaus entlassen. Ein paar Peso haben wir ja noch, ich denke, ich werde warten und weilersuchen — hier, in der Stadt." An der Frau war alles selbstverständlich und ruhig, Geisenheim mußte noch daran denken, als er am Nachmittag wieder am Steuer seines Wagens saß und durch die Straßen fuhr. Die Natur half sich hier: war der Mann schwächlich, dann gab sie der Frau eine Kraft und Klarheit, den Dingen furchtlos ins Auge zu sehen. Es ist gut, weixn man einen Kame raden hat, dachte er; wenn oben in Misiones eine Frau neben mir gestanden Hütte, die Dinge wären wohl anders gekommen. Man muß für etwas kämpfen können. Der ganze Sinn der Kolonisation schien ihm plötzlich in dieser Idee zu liegen. Kämpfen, sür die Familie, für die Frau. Für sich allein zu kämpfen ist am schwerstem An einer Straßenecke drängten sich Menschen um ein Auto, sperrten die ganze Breite und hinderten den Verkehr. Geisenheim stieg ans und schob sich durch. Ein Privatwagen, der mit einem Lastauto zusammengestoßen war.. Die beiden Wagen standen ineinander verbissen wie zwei Hunde da, die Kotflügel zerbeult, die Schutzscheibe des Personenwagens war in Trümmer gegangen. Vorläufig befand man sich noch im Stadium der Klärung, der herr schaftliche Negerchauffeur schimpfte auf den anderen Wagenführer ein, fuhr sich dazwischen mit der Hand über die Stirn, um das Blut aus einer Rißwunde wegzuwischen, tobte und schien nicht übel Lust zu haben, sich mit seinem Gegner zu boxen. Die Menschen gafften. Schon wollte Geisenheim zu seinem Wagen zurückgehen, als er seinen Blick in das Innere des Autos warf, in dessen Fond zwei Damen saßen. Während die eine erregt gestikulierte sah die andere halb hochmütig, halb ängstlin auf die durch die Scheiben gaffenden Menschen. Ihr dunkelrotes Haar leuchtete unter den, Hut hervor. Einen Augenblick stutzte Geisen heim, dann kam die Erinnerung: Blumen eine gedeckte Tafel, eine wohllautende, weick't Stimme — Luisa Souza. lFortsetzung sakgt^
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