Suche löschen...
Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 43.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192800006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19280000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19280000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust: S. [10]-[11] von Heft Nr. 16 kleben zusammen, konnten nicht gescannt werden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 43.1928
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 2, 12. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 3, 19. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 4, 26. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 5, 2. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 47, 22. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 48, 29. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 49, 6. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 50, 13. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 51, 20. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 52, 27. Dezember 1928 -
-
Band
Band 43.1928
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Gartenbauwirtschaft Nr. 46. 8.11.1928 Der Jahresbericht des Langnamvercins (Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirt schaftlichen Interessen im Rheinland und West falen in Düsseldorf), dessen Stellungnahme zur Wirtschaftslage in den interessierten Kreisen immer großes Interesse hervorruft, erörtert auch diesmal wieder in altgewohnter, sachlicher und klarer Darstellung die Probleme, die die deutsche Wirtschaftspolitik beschäftigen. Er er innert in der augenblicklich wieder stark dis kutierten Reparationsfrage u. a. daran, daß die von französischer Seite zuun gunsten Deutschlands angestrebte Verquickung der Reparationssrage mit dem Problem der Zahlung der interalliierten Kriegsschulden der vertraglichen Grundlage (Versailles!) entbehrt. Die auf Grund dieser Verquickung sich er gebende endgültige Reparationssumme würde eine unsinnige Höhe erreichen und die deutschen Erwerbszweige gänzlich aus der deutschen Volkswirtschaft accsschalten, deren Gedeihen schon fetzt durch den hohen Zinsfuß als Folge der durch die Reparationszahlungen mangeln den Kapitalbildung in Frage gestellt ist. Der Langnamverein bekennt sich weiter er freulicherweise zu den Kreisen, die der Landwirtschaft die Rotte des Rück grates der deutschen Volkswirtschaft einschließlich der Ausfuhrindustrien zuerkennen. Er weist darauf hin, daß die bisherige von der Landwirtschaft bekanntlich stets bekämpfte Methode, nämlich bei Handelsvertragsverhand lungen die Ausfuhrindustrien einseitig zu be günstigen und eine verstärkte Lebens mitteleinfuhr dafür in Kauf zu nehmen, verfehlt war. Nur in Zusammenarbeit von Industrie und Landwirtschaft könnte der Ausstieg der deutschen Volkswirtschaft erfolgen. Die bisherigen, vom Staat durchgcführten Maß nahmen, Zinsverbilligung, Schuldenkonver- tisrung, Notstandskredit und andere staatlichen „Fürsorgemaßnahmen" seien zwar unbedingt notwendig, letzten Endes aber nur bedingt er folgreich gewesen. Der Langnamverein ist Gegner einer staatlichen Bevormundung der Wirtschaft; er sirht die Möglichkeit endgültiger Gesundung zunächst in der Behebung unserer Kapitalnot durch geeignete Handels- (Schutzzoll!) und Sozialpolitik, nicht in einer staatlichen Fürsorgetätigkeit für die Er- werbszweige, denen der Dawesplan zuerst die Lebenskraft nimmt. Der Großhandel ist ohne Zweifel einer der größten Gegner staatlicher Bevormundung der Wirtschaft, z. B. Gegner der zur Förderung des Absatzes ein heimischer, beispielsweise landwirtschaftlicher Produkte lausenden Bestrebungen, soweit sie in einseitiger Begünstigung der Genossen schastsbildung bestehen. Er befürchtet, daß beabsichtigt sei, ihn auszuschalten und an seine Stelle den direkten Absatz vom Er zeuger an den Verbraucher zu setzen. Ob diese Befürchtung zu Recht besteht, fei dahingestellt, die bisherigen staatlichen Maß nahmen auf diesem Gebiete berechtigen nicht zu einer solchen Annahme. Interessant ist aber die Folgerung, die der Handel aus seiner Auf- fassung der Dinge zieht. Er fürchtet zwar nicht die Konkurrenz der Genossenschaften, deren Leiter allerdings wenigstens augenblicklich noch nur in wenigen Fällen die kaufmännischen Qualitäten einen erfahrenen Händlers besitzen werden, sieht aber die einzige Handhabe, um der immerhin doch möglichen Konkurrenzgefahr zu begegnen, darin, sich ebenfalls zusam menzuschließen und Einkaufs zentra len zu begründen. Er befolgt damit das Vorbild der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften (Raiffeisen und ReichSverband), die nach ihrem demnächstigen Zusammenschluß den größten Genossenschastskonzern des Kon tinents darstellen. In der Tschechoslowakei ist die Entwicklung noch einen Schritt weiter gegangen. Dort ist eine Arbeitsgemeinschaft zwischen landwirtschaftlichen und Konsumge nossenschaften gegründet worden, durch die der gesamte Handelsverkehr zwischen tschechischen Erzeugern und Verbrauchern gefördert und geregelt wird. In Oesterreich wird seit langem nach bewährtem Vorbild (England, Frankreich usw.) JnlandSpropaganda getrieben. Sie sollte durch Schutzpolitik unter stützt werden. In der .Qesterreichischen Lebens- mittelzeitung" liest man jetzt, daß der erwartete Erfolg vermißt werden muß. Als Ursachen des Mißerfolges werden genannt: Geringe Qualität der Jnlandsprodukte im Vergleich zur A uS la n d s w a r e, zu hohe Preise und — mangelndes Nationalgefühl! Jedermann weiß, daß wir trotz des Friedens noch im Kriege mit der ganzen Welt leben. Er fordert zwar nicht Opfer an Blut, aber um so mehr Opfer an Gut. Hochschutzzoll, Qualitätsproduktton und JnlandSpropaganda sind einige der auch nach außen auffallenden AngrissSwafsen, mit ihnen kämpft am sichersten ein geeinigtes Volk. Fehlt dem ganzen Volke noch die Kraft der Einig keit, dann muß wenigstens der Teil sie zeigen, der in der ersten, am meisten be drohten Linie steht, und das ist im jetzigen Wirtschaftskrieg in Deutschland die Landwirt schaft und mit ihr der deutsche Gartenbau. Das „neue System" — mit dem alten Zweck. In München ist die „Pan"-Bank verkracht, ein Institut, das sich stets der Gemeinnützigkeit gerühmt hat und den kleinen Sparern in be sonderer Weise zu helfen versprach. In der ersten Gläubigerversammlung mußte nun der Konkursverwalter mitteilen, daß von einer Be friedigung der Forderungen keine Rede sein könne, weil an Masse so gut wie gar nichts vorhanden sei. Selbst das Inventar an Bankeinrichtung ist verkitscht und schwerlich zurückzubekommen. Seit zwei Jahren bereits ist die Bank konkursreif gewesen, die Bilanzen erscheinen gefälscht, der Bankleiter ist wegen Veruntreuung von Altbesitz-Anleihen ver- hastet. Soll die Herausklagung von Ver mögensteilen und die klägerische Verfolgung der anscheinend zum Teil mitschuldigen Auf- sichtsräte in die Wege geleitet werden, so müssen die Gläubiger erst noch gutes Geld zum schlechten werfen und Vorschüsse machen. Am ganzen Uebel ist aber, wie allermeist in solchen Fällen, die Torheit der Sparer selber schuld, die daran glauben, daß sie bei den Schattenbanken fruchtbareren Dermehrungs- boden für ihr Spargeld anträfen als bei den anderen mit klarerer Geschäftsführung. Wer mit noch höheren Gewinnprozenten rechnet, als beispielsweise unsere teuren Hypotheken schon stehen, die ans Unmögliche grenzen, der weiß oder sollte doch wissen, daß das nicht abgehen kann ohne Ellenbogennähe an der Gefängnismaner, und wenn er Schaden leidet, muß er eS nicht der Bank allein, sondern auch sich selber zuschreiben. Vertragliche«. Mit Rumänien ist in allen wesentlichen Punkten, insbesondere auch über die Frage der Eigentumserstattung Einigkeit erzielt worden; alle Dertragshindernisse sind aus dem Wege geschafft, und die rumänischen Bevollmächtigten sind in Berlin eingetrofsen, um den neuen Vertrag zu unterzeichnen. — Ein frischerer Zug scheint in die wirtschaftlichen Beziehungen zu Rußland zu kommen, soweit das bei der großen Notlage im ganzen Sowjetlande über haupt möglich ist. Die verkehrte und das Land volk verärgernde Agrarpolitik hat in Verbin dung mit Ernteschäden zu Verhältnissen ge- führt, die mit dem Worte Teuerung sehr mild bezeichnet werden. Schon spielt der Bezugs- markenzettel, an den wir uns aus der Kriegs zeit mit gelindem Gruseln erinnern, im russi schen Ernährungswesen wieder eine Rolle, und die Regierung hat sich genötigt gesehen) ihren Landwirten mit einer rücksichtsvolleren und vorschristenfreieren Politik zu begegnen. Diese Gcsamtlage sagt den russischen Machthabern deutlicher als jedes Wort, daß sie aus eigener Machtvollkommenheit die Karre nicht nur nicht aus dem Sumpfe bringen, sondern nur tiefer hineinsahreu. Man muß wohl oder übel bei den anderen Ländern Fühlung suchen. Das wird sich bei künftigen Verhandlungen bemerk bar machen. P- Z- Albrecht Da. Thaer zum 16V. Todestag Mancher von uns wird schon einmal Bände der „Thaer Bibliothek' in den Händen ge habt haben, wie Hüttigs „Geschichte des Gartenbaues", Teicherts „VeredlungSkunsl", Wer sie sorglich betrachtet, findet darin vorn die Bedeutung des Namens dieser Bibliothek, die Worte, daß sie zum Andenken an Thaer, den Begründer der wissenschaftlichen Landwirt schaft, seinen Namen trägt. Und der Inhalt dieser bei Parey erscheinenden Bibliothek läßt uns richtig vermuten, daß sich die großen Ge- danlen Thaers nicht nur zu Nutz und Frommen der Landwirtschaft auswirkten. Auch aus den Gartenbau haben sie segensreich beeinflussend gewirkt. Thaer, der am 14. Mai 1752 in Celle geboren wurde, war von Haus aus dazu be stimmt, Medizin zu studieren. So wurde er dann auch Hofphysikus und Zuchthausarzt in Celle. Seinem 'Gemüt aber entsprach die Aerztekunst sehr wenig und als er sich ver heiratet hatte, kaufte er sich eine Villa mit großem Garten. Hier betrieb er emsig den Gartenbau, besonders Blumenzucht. Bald sah er sich imstande, noch ein großes Stück Land (110 Morgen) hinzuzukaufen. So begann eine regelrechte landwirtschaftliche Tätigkeit, die er auf Grund seiner Studien sehr schnell er gründete und für die er besonders durch seine Schrift „Grundsätze der rationellen Land wirtschaft" den Grundstein zur intensiven Wirt schaft legte. Was uns für den Gartenbau heute besonders aus dieser Schrift inter essieren kann, ist die Frage, inwieweit sich Maschinen einführen lassen können. Möchte der 100jährige Todestag dieses weitblicken den Mannes für den Gartenbau eine An regung bedeuten, daß auch er die Grenzge biete Botanik, Chemie, Physik, Technik usw. noch intensiver in den Kreis seiner Bereiche rung zieht, als bisher. Dr. Z. Chauffeur von vorhin wieder. Lossen war ganz Kavalier, ließ sich an seinen reservierten Tisch führen, studierte eifrig die Karte, bestellte Sekt, ein Abendessen und sah dann gelangweilt auf das Parkett, auf dem etwa zehn Paare lanzten. „Sie müssen die Bandonions den Tango spielen hören, deswegen allein kommt man hierher." „Und Sonja?" Die stand neben ihnen, als habe sie ihren Namen gehört. Im schillernden Ballkleid, die müden Augen dunkel unterlegt. ,Mir erwarten noch besondere Gäste, es ist telephoniert worden, ich tanze spater." Sie setzte sich neben Geisenheim. „Gut, daß Sie kommen! Ich will mit Ihnen tanzen." In den letzten Takten des Jazz drängten sich die Rhythmen des Tango argenttno, weich, fließend nach den peitschenden Dissonanzen der Saxophone. Geisenheim war ein guter Tänzer und Sonja eine Partnerin, die man kaum spürte, anschmiegend weich und in ihrer hin gebenden Rhythmik das Letzte aus dem Manne herausholend. Die unendliche Weite der Pampa sangen die Bandonions, die Campnacht, den Staub, die Hitze und das Rascheln des trockenen Riedgrases. Das Brüllen der Rinder, die Rufe der Hirten, den Galopp der Pferde. Einer von der Kapelle war aufgestanden und sang mit weichem Banton den banalen Text, dessen Worte so gleichgültig und zwecklos sind und dessen Melodie alles. Die Seele Argentiniens selbst sang, so wie Csardas dem Ungarn Heimat ist und die Seguidilla Spanien. Sonja schmiegte sich an ihn und ließ sich tragen. „Tanzen Sie, Geisenheim!" Eine plötzliche Dissonanz riß sie heraus, Pariser Mode, das Allerletzte, Allerneueste. Ein gutangezogener Junge saß am Tisch und redete eifrig — Sin. „Sie sollten im Jockeyklub verkehren, Baron, und Sie auch, Kapitän!" „Geisenheim heiße ich", wehrte der ab. „Warum?" Sin verstand nicht. „Man ist, was man heißt. Kapitän ist ein schöner Titel, Kommandant, nicht wahr, Baron?" „Er Protzt mit Ihnen, Lossen", lachte Geisenheim. Sin mühte sich, ein Monokel, das ihm an der Leine vor der Brust hing, einzuklemmen. Seine groteske Schulterbreite war wohl mehr Schneiderwerk als Natur und stand in Kontrast zu dem kleinen Schädel. Die Arme und Beine waren zu lang, die Hände viel zu beweglich. „Ich werde Sonia heiraten", sagte er, ohne sich um deren Anwesenheit zu kümmern. „Sonja?" fragte Lossen. „Die Frau ist ein Kapital in den richtigen Händen. Ohne die ist sie nichts. Tanzt ägyptisch, gut, plappert Französisch, noch besser, hat einen russischen Namen. Vorläufig mach' ich eine Pariserin aus ihr." „Und später?" „Vielleicht eine Großfürstin. Stehen zur Zeit hier nicht im Kurs, wegen Bolschewismus und so. Aber Paris", seine Finger zählten alle Pluschancen auf einmal auf. „Als ich mit dem Schiff herkam, hab ich gedacht, Schweden und blond wäre hier Attraktion. Hab' mit einer schwedischen Tänzerin gesprochen. Ist ja das ganze Geheimnis: die Leute wollen haben, was sie nicht haben, bringt man's ihnen, dann macht man Geld. Und wenn man selbst nur haben will, was man hat, spart man Geld. Wird reich." „Und das wollen Sie?" „DaS will ich. Sehen Sie, die Schwedin. Hat getanzt wie ein Schellfisch und gegessen wie ein Mastodon. Spanisch hat sie nicht ver standen und die Argentinos nicht gemocht. Nicht einmal di« Fichuada, dar Nationalgericht. Jetzt tanzt sie in Rosario, und die Sonja tanzt hier." In der Tür waren soeben ein paar Herren in Abendanzügen erschienen. „Larange ist da", krähte Sin. Da ist wieder der Name. ,Mer ist Larange", fragte Geisenheim. „Der kleine Schwarze, der Südfranzose." ,Mas ist Larange, wollte ich wissen?" Sin gestikulierte. „Schwere Frage, mal das, mal das, was er heute ist, weiß ich selbst nicht." Jetzt war ein kleiner, älterer Herr mit Vollbart zu den anderen getreten. Geisenheim sprang auf. „Aber das ist ja . . . ." Sin hatte das Monokel glücklich im Auge. „Das ist Professor Udenhof, der Luftschifs- mann. Ein Deutscher. Sie kommen vom Diner bei der Souza, auf die haben wir gewartet." Das Licht ging cpcZ, Scheinwerfer suchten von der Decke her, flimmerten herum, spielten miteinander und vereinigten sich endlich auf einem reglosen Punkt, liebkosend, streichelnd. Auf Sonja. 4. So tanzte Sonja: Ruhig, bewegungslos wie eine Statue stand sie da und ließ die Licht flecke kreisen. Ganz leichte Bewegungen dann, als wollten sie das Blau oder da? Grün fangen, oder das grelle Rot, das eben wie ein Feuer ball vom Himmel herunterfiel und das von den Silberplättchen ihres Kleides in Atome zer- spritzt wurde, die sich mit gelben Atomen ver mählten, die ihr schlangenhafter Körper ihnen nachschleuderte. Was Kleid war, was Körper, was Licht, unverkennbar lief es zuckend und blitzend durcheinander, jagte sich wie Leucht käfer im nächtlichen Urwald, flog über die Gesichter der Zuschauer. Eine Armbewegung der Statue, mochte sie ägyptisch sein oder modern, die Lichtfunken ordneten sich, der Tanz, schon längst begonnen, begann nun erst wirklich, und die Kapell« schwelgte in altertümlicher Exotik. Aber Geisenheim, der gekommen war, um Sonja tanzen zu sehen, sah ganz andere Dinge: Scheinwerfer über ruhender Wasserfläche, ein Torpedoboot, das nach eisiger Patrouillenfahrt heimkehrte in die schützenden Schleusen, Blink signale vom Flaggschiff: Kommandant 6704 zum Flottenchef. Das hieß: naß und durch froren, wie man war, ins Boot, immer den Lichtern nach, das bedeutete: Kommando zum Ausbildungsdienst in der Luftschisferei. Den Vollbart hatte der kleine Mann damals auch schon getragen, als sich der Oberleutnant zur See Geisenheim bei ihm in der Holzdaracke meldete, aus Uniform und Dienstgrad im Heer hatte er verzichtet. Achtung gewann man sich mit anderen Mitteln. Drüben in der Wintersonne die offene Halle, aus der das stahlgraue Heck des Luftschiffs herausleuchtete, auf dem Tisch des Professors nautische Geräte und Papierwust durcheinander. „Sind Sie Segler?" Das kam statt einer Begrüßung. „Regattasegler." „Maschinen müssen sein, aber das Finger spitzengefühl, wie der Wind im nächsten Augen blick sein wird, wie es drüben aussieht, wenn hier Brise ist, die Schäferweisheit, die aus hundert Anzeichen ttli klares WelMMö^köMi-' niert, die kann ich Ihnen nicht beibringen, die haben Sie oder die haben Sie nicht." In Landheer und Marine gab's wohl keinen Kommandanten eines Luftkreuzers, keinen Steuermann, keinen Navigationsoffizier, den Udenhof nicht ausgebildet hätte, der nicht einmal in dieser Baracke eine Sturzsee von Fragen hätte über sich ergehen lassen müssen. Wie ein Fries tanzten sechs Girls hinter Sonja, schemenhaft im Halbdunkel, alles Licht vereinigte sich auf sie, und wollte einmal ein Fetzen davon sich aus einen der anderen Körper verlieren, dann befahl ihn eine herrische Gebärde der Tänzerin zurück. Die Scheinwerferleute oben schwitzten, sie wußten, daß der dürre Teufel da unten ihnen den Gerente auf den Hals schickte, wenn nicht jeder Effekt klappte. „Glauben Sie an Instinkt, Geisenheim?" flüsterte Lossen, „an Vererbung? Sehen Sie das Weib an, fragen Sie sie nach Aegvvten, sie weiß kaum, wo es gelegen hat. Aber eS ist, als habe es sich durch Jahrtausende weiter getragen, durchs Rote Meer, durch die Wüste, durch orientalische Jahrhunderte und durch Geschlechter hinter Mauern und Gittern im Ghetto. Erinnerung an Aegypten." „Schmus", sagte Sin. „Sie kann was." Lossen war beleidigt. „Wenn Sie doch nur einmal nicht reden wollten, Mann!" Einen Augenblick flammten die Lampen alle auf, ein Meeer von Licht flutete über die Girls, über Sonja und über die Zuschauer. Dann spielten wieder die Scheinwerfer. Geisenheim hatte gesehen, daß der Professor ganz in seiner Nähe Platz gefunden hatte, er sprach leise mit einem weißhaarigen Argentinier. Dann glitten seine Gedanken von neuem in die Vergangenheit. Die erste Erkundungsfahrt über See, ob- geblendet, nur mit schwachen Lichtreflexen auf den Instrumenten, deren Widerschein silhouet- lenhaft die Züge des Navigationsoffiziers und der Steuerlsute herausholte. In der Ferne die Suchkegel der feindlichen Flotte, herum- huschend, noch oben, nach unten. Suchaugen aus Luftschiff und ll-Boot. Dicht heran mußte man, jede Stellung genau einzeichnen, fich von den schwarzen Schatten nicht irreführen lassen, die aus jedem Zerstörer ein Schlacht schiff machen wollten. Acht Stunden nun schon in der Luft, acht Stunden im Kom mandostand, die Offiziere haben Ruhe, der junge Kommandant darf nicht schlafen. Und hinter sich das Gewitter. „Meteoro logie muß man in den Fingerspitzen haben, die kann man nicht lernen." Plötzlich fällt der Mann, der die Wache oben auf der Platt form hat, wo das Maschinengewehr steht, fast durch den Kletterschlauch. „Wir brennen!" Hinauf. Immer drei Sprossen auf einmal. Muß ja Unsinn sein, ist auch Unsinn. Wenn ein Luftschiff brennt, gibt's Knall und Feuer und dann nichts mehr. Aber eigenartig ist'S doch, und er wird's nie vergessen. Blancs Feuer an der Mündung des Gewehrs, auf dem Schiff, geisterhaft das .Gesicht des Maaten, der wieder nachgeklettert ist. Und jetzt auch auf seinem Kopf, auf der Hand, die er ans- streckt. . . . Sankt-Elms-Feuer. Und als sie landen, ein anerkennendes Brummen des Professors, mehr gibt es nie. „Mit Ihnen kann man Uebersecsahrtcn machen, Geisenheim." Als der Tanz zu Ende war, fiel der erste Blick Udenhoss aus Geisenheims Tisch. Ein Aufleuchten, ein Erkennen, und schon ließ der Professor seinen Nachbar sitzen und steuerte mit ausgestreckten Händen auf den ehemaligen Schüler zu. „Nach Buenos Aires muß man kommen, um seine besten Mitarbeiter wiederzufinden." Und mit einem Blick auf den Gejellschafts- anzug: „Ihnen geht's gut?" Weil keine Antwort kam, zwinkerte der Professor mit den Augen. „Daß muß be redet werden, das Wiedersehen. Sie haben mich hierhergeschleift, und eine Viertelstunde babe ich noch Zeit, dann fahren wir — aber es ist ja gleichgültig, wohin wir fahren." Er zog Geisenheim mit sich die Treppe hin- auf und in eine der Logen hinein, schloß die Tür und legte ihm beide Hände auf die Schultern. Also, wie ist'S?" „Wenig ist's." Geisenheim konnte nicht lügen. „Eintänzer?" Der Professor schien süd amerikanische Miseren zu kennen. Kopfschütteln. „Kolonist, bis es zu Bruch gegangen ist, dann Perm, Hafenarbeiter und jetzt Chauffeur. Für heute abend Gast in gepumpten Sachen." Wieder das Forschen. „Aber die Augen sind gut." Er überlegte. „Kennen Sie Argen tinien, nicht das Land, die Argentinier, meine ich?" „So, wie man sie in mehreren Jahren eben kennenlernt." Ein Kellner unterbrach sie. „Gut, bringen Sic Sekt, zwei Gläser dazu." Und als sie wieder allein waren: „Ist man hier unge stört?" „Das kann ich nicht sagen." l Also sprechen wir Platt, Deutsch mag ja hier mancher verstehen, Platt sicher keiner. Sie wissen ja, daß wir nach dem Kriege das Schiff für die Amerikaner gebaut haben?" Geisenheim nickte. „Damals hätte ich Sie auch schon gerne dabei gehabt. Wir Luftschisfleute baben immer kämpfe» müssen, seit der selige Graf die erste Halle am Bodensee gebaut hat. Gegen die Theoretiker, die alles besser wissen, gegen di« Behörden, gegen den Staat, gegen di« Ele mente. So war's bis zum Krieg. Dann waren wir der Stolz der Nation, das wissen Sie ja alles. Und dann war's auS. Ab geben, an Frankreich, an England, an Ita lien." „Da bin ich nach Amerika ausgewandert, von uns wollten sie ja nichts mehr wissen", sagte Geisenheim. (Fortse-ung fotztZ
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)