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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 43.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192800006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19280000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust: S. [10]-[11] von Heft Nr. 16 kleben zusammen, konnten nicht gescannt werden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 43.1928
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 2, 12. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 3, 19. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 4, 26. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 5, 2. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 47, 22. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 48, 29. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 49, 6. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 50, 13. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 51, 20. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 52, 27. Dezember 1928 -
-
Band
Band 43.1928
-
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- Gartenbauwirtschaft
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Dke GarkenvauwkrtsÄaft Nr. 44. 1.11.1S28 gemacht, den unteren Zugang des Gürtelraumes durch einen rund um den Stamm angebrachten Lehmstrich oder aber den Stamm durch einen Zehmwulst unter dem Papier zu sichern. Der Lehm wird zwar in verhältnismäßig kurzer Zeit vom abrieselnden Regenwasser abge schwemmt, aber er hält lange genug, um seinen Zweck gegen den Frostspanner zu erfüllen. P. Z. Milliarde». Wark. Mlkardrn. !Z>K .Die Gesamwcrschul-ung -erLan-wirtschaft-. ( in WlilliarSen 2Nc.rk.st 2lr«vrsth«l- «LG» Privcrthtzpöthekrn W Sct)wrmmkre-rte ILM Einheitsfront gegen Deutschland in der Ncparationsfrage. Wie aus London gemeldet wird, haben Churchill und Poincars Vereinbarungen getrof fen, die sich die einheitliche Behandlung der Reparationsfrage zum Ziele setzen. Auch Musso lini soll von den Abmachungen verständigt worden sein und im allgemeinen zugestimmt haben. Diese Abmachungen legen ein System fest, bei welchem nach unsrer Zah lungsfähigkeit nicht gefragt, son dern rechnerisch bestimmt wird, wie die Lei stungen Deutschlands angefordert werden sollen. Daß dabei wenig. Gutes für uns herauskommen könnte, braucht nicht erst gesagt zu werden. Ei» Kniff. England und Frankreich bieten mit ihrer Einheitsfront in der Reparationsfrage uns die „Erleichterungen" an, unsre Zahlungsverpflich tungen auf zweiundsechzig Jahre zu verlängern. Darüber wollen sie keinesfalls gestritten haben. Außerdem wollen sie zur Festlegung dieses „unabänderlichen" Diktates nach Berlin eingeladen werden, d. h. wir sollen als Einladende vor dem Zwairge stehen, uns zu fügen und nicht die Herrschaften sitzen lassen und uns entfernen dürfen, wenn uns ihre Anmaßungen zu toll werden. Die „Ver trags"-Gelüste von Versailles leben also immer noch, nach denen das Verhandeln darin be- stehen soll, daß eine Partei diktiert und die andere unterwürfig unter zeichnet. Gleichzeitig verlautet, daß die Alliierten Miene machten, die zweite Zone ein ganzes Jahr früher zu räumen, als sie müßten. Soll das ein Zuckerplätzchen sein gegenüber den Reparationsbrtterkeiten, die man uns da zumuten will? Zur geplanten Tondersteuerlast für Gärtner, Land» nnd Forstwirte. Der § 2 des Entwurfes für ein Steuer- vereinfachungsgesetz fordert, daß der Gebäude- Entschuldungssteuer auch die forstwirtschaft lichen, landwirtschaftlichen und gärtneri schen Gebäude unterworfen wer den sollen. Dagegen wenden sich scharf die bayerischen Deutschnationalen mit einem An träge an die bayerische Regierung, der diese auffordert, bei der Reichsregierung alle Schritte zu unternehmen, um diesen § 2 zu Fall zu bringen. In gleicher Weise wendet sich ein zweiter Antrag gegen die ge- plante Erhöhung der Biersteuer. Mördcrbrlcfe. Fünf Morde haben die Brüder Heidger auf dem Gewissen, die in Köln infolge ihrer Wider setzlichkeit mit der Waffe in einer tagelangcn Jagd den Tod fanden. Der ältere von beiden, der Anstifter zu den Raubmorden, schrieb in den letzten Viertelstunden vor seiner Verhaftung und während er sah, daß kein Entrinnen mehr für ihn war, ein paar liebetriefende Abschieds briefe vom Wiedersehen im Himmel, seiner Kinderliebe und dergleichen, mit dem aus gesprochenen Bewußtsein der un eingeschränktesten Schuld. Zweifellos wird es rührselige Menschen geben, die sich von dem Wortlaute dieser Verbrechertöne berührt fühlen. Es wird aber auch einem schwachen Gemüte nicht versagt ' bleiben können, die Heuchelei zu erkennen, die in diesen Briefe« obenansteht. Oder paßt es zu den Bitten um Verzeihung, dem Schuldbekenntnis und all den Liebesworten, wenn der Schreiber zwei geladene Waffen neben dem Briefbogen liegen hat in der Absicht, sich nicht zu ergeben, sondern an Schutzleuten niederzuknallen, was ihm vors Rohr kommt, wie er ja auch unmittelbar vorher den Hauseigentümer mit Erschießen bedroht hatte? Wenige Minuten nach dem Briese an die Mutter, in welchem er vom Wiedersehen im Himmel (für Raubmörder!) fchreibt, erschoß er den Wachtmeister Maiboom! Seinen Schüssen sind ein anderer Wachtbeamter und ein Gärtner zum Opfer gefallen. Die Gegner der Todes strafe für Mörder vom Schlage der Heidger mögen sich an die schönen Worte in den Briefen Hans Heidgers hallen. Die weniger Schwärmi schen werden nach dem alten Spruche denken: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!" V. D. Planmäßige Absatzgestaltung in der Landwirt- schast, R. K. W. Veröffentlichung Nr. 20 (Ver fasser Dr. O. Jüngst), tzerausgegeben und kostenlos zu beziehen vom Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit, Berlin NW 6. Die Absicht, die das dem Reichswirtschafts ministerium unterstehende Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit mit dieser Veröffentlichung ver folgt, ist, den Nachweis dafür zu erbringen, daß eine besondere Stelle geschaffen, werden müsse, die der deutschen Landwirtschaft und dem deutschen Gartenbau Ratschläge zur Regelung des Absatzes zu erteilen hat. Sowohl im Geleitwort als im Text ist davon die Rede, daß die Rückständigleit der deutschen Landwirtschaft gegenüber dem Ausland in be zug auf Absatzmethoden — trotz hie und da zu verzeichnender guter Anfänge — mit wachsender Sorge erfüllt, es wird sehr stark betont, daß auf Abwehr der ausländischen Einfuhr durch Zoll schutz nnd ähnliche „Defensivmittel" im Interesse der Verbraucher verzichtet werden und daß die „Offensive" (Gemeinschaftsarbeit, Rationalisie rung, Standardisierung) allein Anwendung fin den müsse. Wenn man sich durch die Fülle des umfangreichen Materials hindurchgelesen hat, kann man nicht leugnen, daß der Verfasser das dem Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit von den landwirtschaftlichen Spitzenverbänden, na mentlich auch vom Reichsverband des deutschen Gartenbaues e.B. auf Wunsch zurOrientre- rung über die Fortschritte der Standardisierung zu jeder Zeit bereitwilligst zur Verfügung ge stellte Bild- und Schriftmaterial so verwertet hat, daß man bald meinen könnte, daß die von oer Landwirtschaft und dem Gartenbau selbst durchgeführte „Reinigung der Absatzbewegung von leinen Schlacken", Aufgabe bzw Verdienst des Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit sei. Zwar wird durch die Schrift dem Land und Gartenbau selbst nichts wesentlich Neues ge boten, es ist aber unbedingt anzuerkennen, daß der Verfasser in dankenswerter Weise die in- und ausländischen Erfahrungen der Landwirt schaft und des Gartenbaues auf dem Gebiete der Standardisierung und Rationalisierung des Ab satzes in so übersichtlicher Form zusammenge stellt hat, daß namentlich für den, der Tendenz und Entstehungsgeschichte der Schrift kennt, diese sehr lesenswert ist. Aber auch der Laie muß und wird sich darüber klar bleiben, daß auf dem Gebiete der Absatz-Rationalisierung und Stan dardisierung wie auf allen Gebieten heute nur weitgehende Spezialisierung, Erfolge zeitigen kann und daß eine Organisation, die unter 360 Vertretern nur 15 landwirtschaftliche Vertreter aufweist, dazu kaum befähigter sein wird als die landwirtschaftlichen und garten baulichen Berufsstände selbst. lieber die mehr theoretischen Erörterungen des Verfassers bezüglich der Zollpolitik, des Dienstes am Kunden usw. mag sich im übrigen der Leser je nach seiner Einstellung sein eignes Urteil bilden. Die Berufsverbände der deutschen Landwirtschast und des deutschen Gartenbaues dienen in erster Linie den Erzeugern und sind daher nach wie vor der Ansicht, daß die Folgen des verlorenen Krieges und der Reparations lasten von den meisten Betrieben so bald noch nicht überwunden sein werden und daß sie anch in handelspolitischer Hinsicht eine Atempause zur Durchführung ihrer eigenen Standardisie rungspläne nicht entbehren können. D r. CH r. LandwlrrschMiche Vorlräge lm Berliner Rundfunk. Mittwoch, den 7. November 1S28, 18.30 Uhr, gibt Gartenbaudirektor Ludwig Lesser eine „Rundschau für Blumen- und Gartenfreunde". Persönliche Mitteilungen. Gärtnereibesitzer Joh. Schmitz, Viersen, ist im Alter von 73 Jahren gestorben. Er hat sich in früheren Jahren lebhaft im Verbands leben betätigt und war bis zuletzt ein rühriges Mitglied der Bez.-Gr. Niederrhein. Am 2. November feiert H. Friedrich in Ragnit, Seniorchef der Fn. H. Friedrich, Inh. Gustav Friedrich, Baumschule, in voller Rüstig keit und Frische seinen 00. Geburtstag. H. Friedrich, der weit über Ostpreußens Grenzen hinaus bekannt ist, hat das Geschäft zu seiner jetzigen Höhe emporgeführt. Wir wünschen ihm, der noch immer im Kreise seiner Kinder im Geschäft tätig und für alle Fragen des Be rufes interessiert ist, alles Gute zu seinem Ehrentage und weiterhin einen recht freund lichen und gesegneten Lebens-Feierabend in derselben Rüstigkeit und Frische. Günther (Bez.-Gr. Tilsit). Otto Baum, Zeitz, beging vor kurzem daS Fest der Silbernen Hochzeit. Josef Krins, Gartenarchitekt, der bekannte Vorsitzende des Fachausschusses für Landschafts gärtnerei im Landesverband Rheinland, konnte im Laufe des Oktober das 2Sjährige Bestehen seiner Firma begehen. Der Obmann der Bez.-Gr. Hannover, Otto Ernst, Hannover, Herrenhäussrstr., konnte am 1. Oktober sein 2Zjähriges Geschäftsjubiläum feiern. aufs Kreuz fallen, wird krank, und wenn man lange genug Danaidenfässer geschleppt hat, dann ist man noch froh, wenn man in Nacht und Nebel davonlaufen kann. Und läßt Scholle Scholle sein." „Sie sind nicht davongelaufcn." ,Mär' vielleicht besser gewesen. Dis anderen haben's getan, und als ich dann nicht zahlen konnte, weil tropisches Unkraul schneller wächst als Dinge, die man essen und verkaufen kann, deshalb haben sie mich davongejagt." Er sah auf die Uhr. „Halb fünf, Gottsdonner, gehen Sie schlafen, Sonja!" Deren Augen suchten ihn noch einmal. „Ich bin müde, Geisenheim." Aber der hörte schon nicht mehr, warf den Rock über das offene Hemd und stürmte hinaus. Ganz draußen an der Plaza Constituciän lag die.Pension Stenzer, acht Ouercuadras bis zum Hafen und fünfzehn lang. Ein weiter Weg. Der rote Autobus rasselte vorbei, noch ganz leer, der Neger-Kondukteur saß arbeitslos im Wagen neben dem Führer. Geisenheim überlegte, ob er die zehn Centavos für die Fahrt ins Geschäft stecken sollte und ließ es doch. Man wußte ja nicht, ob. man Arbeit bekam. Es gab zu viele, die vor den Lagerhäusern warteten, bis der Mayordomo sich endlich bequemte aufznschließen. Und dann immer dasselbe: Zwanzig Mann brauche ich — und hundert warteten. Abzählen wie die Ham mel, Drängen, Stoßen, Flüche in allen Sprachen der Welt. Nach dem Zwanzigsten Wettlauf zum nächsten Speicher, zum dritten, wenn man Glück hatte; bis um sechs Uhr alle Arbeit vergeben war, und man wieder einen Tag herumliegen konnte. Die Cuadras dehnten sich endlos, als Geisen-, heim an ihnen entlangtrabte. Herunter bis zur Azorpado, da hatte ein Jmportador ein neues Geschäft eröffnet und mußte Ordnung in seine Lager bringen. Gut ein Dutzend Menschen wartete bereits. Geisenheim setzte sich neben zwei Spanier, die die schwarzen Baskenmützen über ihre mächtigen Schädel gezogen hatten und sich eifrig mit einem Argentino unverkennbar indianischen Mischblu tes unterhielten. Sie kauten Erdnüsse und spuckten. „Du kennst den Mayordomo?" „Im Escritorio sitzt ein Amigo von mir, der wird's schon machen." Er schielte auf Geisen heim. „Schwere Arbeit drinnen, Stahl und EisLn. nichts für Schwächlinge." Geisenheim rollte wie unabsichtlich einen schweren Feldstein bequem zum Sitzen, „tzusnos clias!" „6uSN38." Die Blicke wurden ander?. „Herren können sie nicht brauchen und außer dem höchstens acht Mann, sagt mein Amigo." „Der Schreiber?" „Gereute ist er." „Also der Tenor Gerente?" Drinnen schloß einer, Geisenheim tastete nach dem Zettel, auf dem sie ihm im Nachweis die Adresse ausnotiert batten, und drängte iicb heran. Die anderen mit ihm. Die Tür ging nur wenig auf. „Sechs Mann als Peone, zwei Peso." Ein paar schimpften. Der Schreiber blinzelte und winkte den Bas ken. „Ihr kennt ja die- Arbeit." Ließ sich den Zettel von Geisenheim in die Hand drücken, sah kaum aus den Inhalt. „Morgen. Mann." Mit Geisenheim wurde ein anderer zurück- gedrängt, ein blasser Mensch mit mutlosen Augen. „Wieder nichts", sagte er aus deutsch. Im Kampf um die Alltäglichkeit hatte Gei senheim es sich abgcwöhnt, in jedem Deutsch- sprechenden einen Näherstehenden zu sehen, aber' die Mutlosigkeit tat ihm leid. „Ich habe hier noch ein Almacen notiert", sagte er. „Wird auch nichts sein", greinte der andere. „Versuchen!" Und er zog ihn mit sich die Calle Azorpado entlang auf Plaza Colon zu. 2. Sie mußten lange laufen, das Geschäft lag hinter dem Stationsgebäude von Retiro, und Geisenheim, der wußte, daß von ihrer Schnellig keit ein Tagelohn oder wieder ein unnützer Weg abhing, drängte zur Eile. „Gehen Sie voran, so rasch kann ich nicht laufen", sagte der Blasse und preßte die Hand auf die Brust. „Dann bekommen Sie wenig stens Arbeit." „Haben Sie es nötig oder nicht?" fragte Gei senheim kurz dagegen. „Meinen Sie, es stellt sich einer, der es nicht nötig hat, unter die Bande", stieß der andere hervor. Geisenheim faßte ihn am Arm. „Dann also vorwärts!" Die große Uhr zeigte ein Viertel vor sechs, trotz der frühen Morgenstunde war es schon drückend heiß. Es war ja überhaupt kaum kühl geworden. Eine der furchtbaren tropischen Dezembernächte hatte über Stadt und Men schen gelastet. Ohne Luftzug, ohne Bewegung. Eine der Nächte, die die Hitze in die engen Straßen hineinpreßt, die sie sich in das Pflaster und in die Mauern hineinfressen läßt, die die Menschen unter den staubigen Mosquiteros bis zur Erschlaffung aussaugt. „Ich muß Arbeit haben, ich brauche Geld, für die Frau uud für mich, sie geben uns sonst nichts mehr in den Läden,, und die Miete muß auch bezahlt werden", keuchte der Blasse im Laufen. „Der Patron —" „Will Sie hinauswerfen?" „Damit sind sie hier rasch bei der Hand. Unsereiner könnte ja eine Nacht draußen schla fen, sie Paffen schon genau aus in den schönen Parks von Palermo, aber in jedes Gebüsch kön nen sie doch nicht kriechen." Etwas von euro päischem Formelkram wachte plötzlich in ihm auf. „Ich heiße Rudorf und bin gelernter Landwirt," sagte er, „Diplomlandwirt. Aber damit kann man hier auch nichts anfangs " Dieses Mal hatten sie mehr Glück, der Be sitzer des Almacen war ein Deutschargentinier, der die Arbeit nur der deutschen Vermittlungs stelle angegeben hatte. Er stand zigarettcnrau- chend in einem Wust von Kisten und musterte die beiden. „Sie können's schaffen", beurteilte er den kräftigen Geisenheim. „Ist schweres Zeug, muß ausgepackt werden, und das, was ich suche, ist nicht gerade immer in der obersten Kiste. Kommt dann "auf ein Brett und wird auf Keller, Lager und Boden verteilt. Drei Peso — einver standen?" „Muß wohl", gab Geisenheim znr Antwort. „Aber nur, wenn mein Kamerad da mittun kann." In Rudorfs Gesicht zuckte es, er wollte Gei senheim die Hand Hinstrecken, aber der übersah das. Der Patron zuckte die Achseln: „Meinet halben!" Und schob sich in den Vorschlag zurück, der sein Empfangsraum und Bureau zugleich war. Ohne Vies zu reden, arbeiteten sie neben einander. Wuchteten die Kisten nach dem Ver zeichnis, das der Patron ihnen hingelegt hatte, hinunter, schlugen sie auf, Packten aus und schleppten die schweren Lasten schwitzend bald die Treppe herauf, bald die Stiege, die in den Keller führte, hinunter. Nur mit Hose und Hemd bekleidet schafften sie, aber schon nach kurzer Zeit klebte ihnen das Zeug am Körper, und immer wieder mußte Rudorf sich einen Augenblick hinsetzen, wenn eine neue Kiste an die Reihe kam. Dann warf der Patron einen mißbilligenden Blick durch sein Schiebefenster. Geisenheim arbeitete für zwei. Begrobste sich innerlich seines Mitleids wegen, predigte sich, daß man hier im härtesten Daseinskampf stände, daß man an sich selbst denken müsse und nicht an andere. Aber dann stand ein Frauengesicht vor ihm, ein Frauengesicht, das er nicht einmal kannte, für das der blasse Mensch da neben ihm fronte und für das er nun mitarbeitete, ob er wollte oder nicht. Der Patron schlurfte wieder durch den Laden. „Heißer Tag heute, gehe auf ein Refresco in die Bar, da die drei Kisten packt aus!" Ein miß trauischer Blick, „Den Laden schließe ich ab." Geisenheim wollte etwas erwidern, aber er kämpfte dis Antwort herunter. Schließlich, der Mann hatte recht, auf ehrliche Gesichter konnte man sich in Buenos Aires nicht verlassen. Hafen und Camp spien zuviel Gesindel aus. Als die Tür zugefallen war, sank Rudorf matt auf die Kiste. „Nur ein paar Minuten!" Griff in die Tasche und holte ein Weißbrot her vor. „Essen Sie!" Sie saßen kauend nebeneinander. „Seit drei Wochen geht das nun so." „Erst drei Wochen sind Sie in Argentinien?" fragte Geisenheim. Rudorf verzog das Gesicht. „Zwei Jahre. Haben Sie nichts von der Marea gehört, die vor einem Monat im Delta getobt hat?" Geisenheim hatte von der Flut gehört. „Die hat uns gepackt. Oben, am Brazo largo, da haben wir Land gehabt, gutes Land, nur ein bißchen tief hat's gelegen, und die Moskitos haben einen rein aufgefressen, und die kleinen Mester, die unter die Haut kriechen, auch. Aber daran gewöhnt man sich." Er hustete. „Ist nicht weit vom ParanL-Guazu, hundert Kilo meter im Land drin, dicht am Wasser. Das ist gut für die Pappeln, und schlecht, wenn die Marea kommt. Aber wer denkt an die Marea! Ueberschwemmungen haben wir genug gehabt, daran gewöhnt man sich, baut den Rancho auf Pfähle und holt den Hund und die Schweinchen am Abend herauf, ehe man zu Bett geht. Oft sind wir aufgewacht und haben unter dem Hause das Wasser gesehen. Dann bleibt man oben und wartet. Ist ein ganz schönes Leben. Und wenn das Wasser fort ist, wächst alles um so besser. Haben Pappeln gepflanzt, das ist Zukunfts- geschäst, in den ersten Jahren hat man Arbeit, und in zehn Jähren ist man ein reicher Mann. Nebenbei Mais und Kürbis und Früchte, wächst ja alles. Die Zinsen und die Abzahlungen wirt schaftet man schon hekaus." Er machte eine Pause. „Wenn die Marea keinen Strich durch die Rechnung macht. Alle zehn Jahre, sagen sie, kommt sie, drückt die See in den La Plata und den La Plata in den Pa- ranä und die ganze gelbe Brühe hinein ins Delta. Dazu Sturm und Regen, daß einem angst werden kann. Und das alles mitten im Som mer. Zuerst haben wir gedacht, es liefe wieder ab. Stieg aber. Stieg in den Rancho und ließ die Schweine versaufen und die Hühner, ins Haus, da mußte der Hund dran glauben, brachte Baumstämme mit und Dreck, da ging das ganze Haus ab. Wie die Affen haben wir auf einem Baum gesessen nnd gewartet, daß es den und uns auch mitnehmen sollte. Die ganze Nacht. Am anderen Morgen war die Pappelkultur zum Teufel, war noch zu jung, der Mais war Schlamm, die Kürbisse Dreckbatzen, Haus und Boot fort. In Europa schreien sie bei so etwas Katastrophe, sammeln, der Staat hilft, die Ge meinden. Hier hilft kein Mensch. Sicher kommt sine Kommission, aber das Geld für die Land raten schafft sie auch nicht. Besonders nicht, wenn einem das Wasser das Mark au? den Knochen gefressen hat." Er sprang auf. „Aber wir müssen wohl wieder arbeiten." Der Patron blieb länger, als er gewollt hatte, so war die dritte Kiste wenigstens angebrochen, als er wieder auftauchts. „Schlechte Arbeiter", brummte er und zu Geisenheim: „Sie können meinetwegen wiederkommen morgen, aber^der da —" eine Handbewegung vollendete den Satz. Das Blut war Rudorf in die Schläfen er schossen, er packle eine größere Last auf sein Tragbrett, ließ sie sich von Geisenheim auf die Schulter heben und stapfte davon. Kam bis zur Stiege, wankte, ließ alles polternd fallen und stürzte selbst mit zu Boden. Geisenheim war sofort neben ihm. Rudorf lag auf dem Gesicht und hatte sich izn Fallen die Stirn blutig geschlagen. Aber auch vor deO Mund stand rosafarbener Schaum.
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