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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 43.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192800006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19280000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19280000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust: S. [10]-[11] von Heft Nr. 16 kleben zusammen, konnten nicht gescannt werden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 43.1928
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 2, 12. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 3, 19. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 4, 26. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 5, 2. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 47, 22. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 48, 29. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 49, 6. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 50, 13. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 51, 20. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 52, 27. Dezember 1928 -
-
Band
Band 43.1928
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- Gartenbauwirtschaft
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scheinlich hat auch der Anblick des kriegerischen „Eisernen Kreuzes" gefährliche Wirkung, und es ist nur ein Glück, daß die Völkerbundsbe- auftragren noch rechtzeitig diese gefährlichen Dinge entdeckt haben, bevor dem „Bahnschutz" ein Unglück passiertet Frankreichs Elsaß-Schmerzen. Das Recht des guten Gewissens macht die Elsäßcr stärker, als ihnen mancher zugetraut hätte. Sie haben wohl die famosen Vorteile nicht still hingenommen, aber sie haben ver- hältuismäßig ruhig die französischen Kammer verhandlungen abgewartet, um Mutter Mari anne klaren Wein einzuschenken. Dort hätte mau am liebsten das alte Versteckspiel weiter getrieben, für das die Phrase erfunden ist, daß es „eine elsaß-lothringische Frage über haupt nicht gebe". Aber die elsässischen Abge ordneten verstanden, den Zaun, hinter dem sich da Marianne verstecken wollte, an mehr als einer Stelle einzuschlagen und einen breiten Weg freizumachen, auf den ein bis dahin sehr zurückhaltender Elsässer, Abbe Haegy, der nicht Abgeordneter ist, ins Herz der französi schen Regierung vorstieß und Frankreich zwang, endlich einmal das wahre Elsaß zu hören, nachdem Negierung und Presse bis dahin ihr möglichstes getan haben, die Wahrheit zu um gehen, zu verleugnen und zugunsten des hoheitsvollen Frankreich umzufärbeü. Poincare hat versprechen müssen, die Elsaßfrage noch vor Monatsende in der Kammer aufzurollen. Viel Freude wird er dabei nicht erleben. Die faschistischen Lehrer rühmen sich, 9V Prozent der deutsch n Schulen Tirols bereits durch ihre Gewaltmethoden italienisch gemacht zu haben, und sie versprechen nicht zu ruhen, bis die 100°/» erreicht sind. Durch einen Erlaß Mussolinis ist neuerdings gestattet worden, daß privater Religionsunterricht an deutschsprachige Kinder in deutscher Sprache erteilt werden dürfe. Daraus wollten Opti misten den Schluß ziehen, daß nun wieder privater Unterricht überhaupt in Aussicht sei. Sie werden sich leider irren. „Ncbelschwaden und Wolkcnschatten". Mussolini hat eine Rede gehalten, in der er von dem Verhältnisse Italiens zu Deutsch land freundlich zu reden suchte und nur be dauerte, daß noch Wolkenschatten und Nebel schwaden vorhanden seien. Er hat recht, der Duce, und hat nur vergessen zu sagen, daß dieselben von der Adria und nicht von Nor den kommen. In den Vereinigten Staaten von Amerika werden augenblicklich die Vorbereitungen für die kommende Präsidentenwahl getroffen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Hoover hat selbstverständlich eine Aeußerung darüber hinausgegeben, wie er sich die Leitung eines Staatswesens von den Verhältnissen und Aus maßen der Vereinigten Staaten denkt. Was uns dabei am meisten interessiert, ist sein Be kenntnis zu einer hochgetriebenen Zoll- volittk, die verhindern soll, daß andere Län- oer, „in denen die Lebenshaltung geringer ist', Amerika in irgendeinem Zweige Konkurrenz machen. Und ba auch England an Stär kung seiner Zölle denkt und nicht an den in Genf so klangvoll ge- und versprochenen Abbau derselben, sind unsere Aussichten nichts weniger als rosig. V.D. Zum Nordseeftrandck Es ist oft die Frage aufgeworfen worden, wo die größere Liebe zum Meere wohne, bei den Uferbewohnern oder den Bmnen- leuten Sie ist bis heute unentschieden und wird es wohl auch bleiben. Für den Binnenmann ist das Meer oft ein sehnsuchtsvoller und nie er füllter Traum, für den Küstenmenschen oft ein Nachbar, vor dem man auf der Hut sein muß. Aber Neigung und Liebe zum Meere wohnt rn allen, ob es ihnen nahe oder ferne Heimat oder nur Sehnsucht ist. Die August tage werden manchem Gärtner und zumal Gärtnern aus Mittel- und Süddeutschland eine willkommene Gelegenheit bringen, in Hamburg nicht nur in Faöhangelegenheiten zu sitzen und zu tagen, sondern auch vertraut zu wer den oder alte Vertrautheit mit dem Meere zu erneuern, die Gartenbau betriebe im Kü st engebiete und ihre besonderen Arbeits verhältnisse zu studieren und die Schönheit der Elbküste, die träumerische Lage Cux havens und den großen Schwung des offe nen Meeres bis Helgoland hinaus zu genießen. Wer schon einmal den Weg zur Som mertagung nach Hamburg unternimmt, wird die billige Gelegenheit eines Helgolandbesuches nicht versäumen mögen, der ihm fürs ganze Leben eine liebe Erinnerung bleiben wird. Aufstieg im Schiffbau. Die Schiffahrt ist einer der klarsten Wirtschaftszeiger, weil sie der Hauptträger unseres Verkehrs mit dem Auslande ist. Den Löwenanteil der Wirtschaft haben Großbritan nien und die Vereinigten Staaten von Nord amerika mit zusammen 31 Millionen Tonnen. In weitem Abstande folgt dann Japan mit 4 Millionen und nach Italien und Frankreich (je 31/2 Mill.) Deutschland mit 3*/, Millionen an 6. Stelle. Anders ist es im Schiffbau. Nach Großbritannien, das 1,44 Millionen Tonnen baut, folgt Deutschland mit 0,44, dann Italien mit 0,17, Niederlande und Frank reich mit je 0,16 und zuletzt das übersättigte Amerika mit nur 0,05 Millionen. Der Schiffs neubau Deutschlands bleibt fast ausschließlich der deutschen Wirtschaft erhalten und läßt auf Erhöhung der deutschen Seehandelsgeltnng hoffen. Der Weg zum Ziele. In Leipzig schloß unser Minister für Er nährung und Landwirtschaft bei Eröffnung der großen landwirtschaftlichen Jahresschau seine Ansprache mit den Worten: Im letzten Grunde aber kann die Landwirt schaft die Notlage, in der sie sich jetzt befindet, nur dann mit dauernden: Erfolge überwinden, wenn sie über alle Nöte der Zeit hinweg den beschrittenen Weg der Selbsthilfe un verdrossen und entschlossen fortsetzt. Das Losungswort aber der nächsten Jahre heißt: Qualität und Organisation; ins besondere Organisation desAbsatzes. Klarer kann die Forderung der Stunde auch für den Gartenbau nicht ausgesprochen werden. Schwetzingen als Spargelplatz. Doppelt genäht hält bekanntlich besser als einfach. Das dachten wohl auch die Spargel züchter des badischen Unterlandes und dachten vor allem die Schwetzinger, als sie ihren Spargelwettbewerb ausschrieben und ihm ein echt pfälzisch bewegtes „Spargel- fe st" anfügten. Der Wettbewerb war zugleich eine Werbeschau eindrucksvollster Art. Sie zeigte, was das Gebiet in der Spargelzucht zu leisten vermag, und für jeden Tieferblicken den trat ohne weiteres hervor, auf welchem Wege der Abfatz vorteilhafter gestaltet werden kann. Denn für die ganz ausgezeich net e W a r e, die in starker Menge vorhanden war, können mit Recht Vorzugspreise verlangt werden, wenn in der Sortierung das Beste gesondert angeboten wird und nicht nur, wie es auf dem Markte meist geschieht, verteilt der minderen Ware zu Glanz ver helfen soll. Nicht verkannt darf werden, daß die Fort schritte der Schwetzinger Zucht zum nicht ge ringen Teile auf die Verdienste des verstor benen Schloßgartendirektors Unselt zurück- zuführen sind, der in besonderem Bemühen aus Braunschweiger Gut eine Auslese heranzüchtete. Was er anbahnte, setzt die Land.airtschaftskammer eifrig fort und dehnt die Versuche auch auf andere Fragen der Zucht, des Schutzes u. a. aus. Dem Ernste der Spargelschau, die von einer großen Zahl von Gemeinden und erfreulicherweise auch von eine: Spargelzuchtgenossenschaft beschickt war, entsprach die Teilnahme der Behörden und der Landwirtschastskammer nebst der Ver leihung hoher Preise von diesen Seiten. An Werbekrast entfaltete diese Schau zwei fellos einen vollen Erfolg. Der Volks zustrom nach Schwetzingen stand nicht zurück hinter demjenigen an Pfingsten, an welchem Feste seit mehr als Mcnschengedeuken stets die Besucherzahl nach Zchntausenden zählt. Und für die große Menge war denn auch be rechnet, was sonst sich noch an die Schau als „S P a r g el f e st" anschloß, der historische Festzug der alten Kurfürstenstadt, der humo ristische Spargelzug, die Svargelimbisse in den Gaststätten und Ansprachen aller Art, von denen die sachlichen Erörterungen zur Eröffnung und Beurteilung der Spargelschau besonders hervorgehoben feien. An anderen Orten und in anderen Teilen des Vaterlandes mag man vielleicht die Werbung anders ge stalten, aber in Gedanken an starke Be tonung des züchterischen Teiles und zugleich an Wirkung in die wei testen Verbraucherkreise hinein war diese Veranstaltung dem örtlich Gegebenen und dem Volkscharakter vortrefflich angepaßt und so in allen Teilen eine Musterveranstaltung. Die Erziehung zur Bevorzugung des Einheimischen. Es ist bekannt, daß England seit längerer Zeit mit allen Mitteln alles vermeidbare Fremde vom englischen Markte fernhalten will. Offen bar ist auch der englische Bürger dazu geneigt. Sonst würde es sich nicht lohnen, eine Anzeige von einem Drittel der Times-Seite aufzuwenden nkit folgendem (übersetztem) Wortlaute: „Alles hat seine Zeit! Jetzt ist die Zeit für englische Erdbeeren mit englischer Crtzm e". Wann werden wir das deutsche Volk so weit haben, daß ihm an der deutschen Herkunft unserer Erzeugnisse gelegen ist? Der LeHrlingSzugang wird 1830 erstmals ernstlich die Kriegsfolgen im Geburtenrückgänge zeigen. Statt normal 1Vi Millionen Schulentlassene des gegenwärli gen Jahres werden es 1930 unter einer Mil lion >ein, und 1932 wird der größte Tiefstand mit nur 620 000 Schulentlassenen erreicht wer den. Die Folgen werden sich nur im Bestände an jugendlichen Arbeitskräften bemerkbar machen, während das Hauptarbeitsalter zwi schen 25 und 45 Jahren vorerst unbeeinflußt bleibt. Das Flugzeug auch für deutsche Gartenbau- erzeugnissr. Vor noch nicht zwei Jahren wies jemand die Gärtnerwelt darauf hin, daß die Entwicklung des Absatzes sehr bald die gärtnerische Markl versorgung durch das Flugzeug erfordern werde Natürlich wurde er ausgelacht, Michel tuls nun einmal nicht anders. Im vorigen Jahre wurde bekannt, daß der Berliner Blumcumarkt in starkem Maße durch Flugzengsendungeu beschickt werde, freilich nicht durch deutsche, sondern durch holländische. Jetzt haben mitteldeutsche Obst bauer sich entschlossen, der fremdländischen Kon kurrenz zu begegnen, indem sie gleichfalls ihre Erzeugnisse durch Flugzeugbenützung in denkbar st er Frische den Verbrauchern zuführen. Einstweilen handelt es sich um Belieferung von obst- armeren Gebieten, die bisher von Holland aus versorgt wurden. Hut ab vor diesen Mitteldeutschen! Da sie dafür gesorgt haben, daß der Flugversand die Preise nicht erhöht, wird ihnen guter Erfolg beschicken sein. Besonders Hervorgchohen muß ihr Entschluß aber deswegen werden, weil sie großen Gebieten Deutschland Gelegenheit geben, frisches deutsches Obst kennen zu lernen und so den Sinn für wertvolles Ein heimisches fördern helfen. Bemühen sich auch andere Zweige des Gartenbaues in gleicher zeitgemäßer Weise und erschließen Verbrauchsr- gebicte, die sie bis jetzt dem Auslande überließen, so wird nicht nur ein Teil der Absatzfrage un mittelbar gelöst, sondern es wird eine neue Etappe in derFörderung des gesamtem um ihm zu melden, „welch einen unerhörten Apparat der verhaßte Deutsche nun wieder ge baut hatte". * Die riesenhaften Kandelaber, die den Platz des Plaza-Hotels umstanden, trieben die Schat ten der Nacht weit zurück in di« dunklen Flächen des Central Parkes. Aus der hell erleuchteten fünften Avenue schob sich ein« lange Reihe von Wagen vor das Portal. Ein schönes Gesicht nach dem andern kam aus dem dunklen Fond der Wagen in das Helle Licht des Portals und verlor sich im Innern. Dann kam Singer in einem wunderbaren Wagen, den er ä conto seiner beliehenen Lebensversicherung gekauft hatte. Er stieg aus, in tadellos sitzendem Frack, und half seiner Braut und einer zweiten Dame beim Aus steigen. Die beiden Damen nahmen Singer in die Mitte und gingen in das groß« licht speiende Portal. Evelyn Rogers war von fabelhafter Schön heit. Ein breiter Streifen eines dicht mit grotesken Perlenmustern besetzten Tuches war um den schönen Körper straff herumgewickelt. Das Licht schien sich an ihrem Kleide zu freuen, denn es verfing sich in den blitzenden Perlen und Brillanten, als wolle es den schönen Körper liebkosen. Das fabelhafte Kleid Evelyns, die der Gesellschaft seit dem letzten Skandal noch gut in Erinnerung war, fiel aus. Noch mehr aber die Begleiterin, dir merk würdig von Evelyns blitzender Eleganz abstach. Ruth Colmar hatte aus Europa ein vor nehmes Stilkleid aus schwerem, blauem Samt mitgebracht. Ihre zierliche Figur gab dein Kleid eine wunderbare Linie. Der große Aus schnitt ließ ihre ungewöhnlich schönen Schultern zur Geltung kommen. Die Tatsache, daß niemand das Mädchen mit dem geraden schwarzen Scheitel uns den langen Ohrringen kannte, zog die Blicke mehr auf Ruth als auf Evelyn. Evelyn war schon verstimmt. Man hätte das Mädchen nicht mitnehmen sollen. Die drei nahmen an einem Tisch aus der Galerie des großen Spiegelsaales Platz, in dem der Haupt trubel war. Hier oben war auch eine Tanz fläche in eine kleine Nische eingebaut, und da gerade eine Negerkapelle leise und rhyth misch wimmernd einen Jazz begann, bat Singer seine Braut um einen Tanz. Er entschuldigte sich bei Ruth, die in froher Stimmung nickte und in den Trubel des Saales herabjchaute. Michael schaute mit einem glücklichen Lächeln zu Ruth herüber. Evelyn betrachtete ihn argwöhnisch von der Seite. Sie tanzte lässig und ohne Gefühl. Sie hatte sich so auf den heutigen Abend gefreut! Singer war in glänzender Laune. Er wußte, daß er sich mit diesem langweiligen Tanz den nächsten mit Ruth erkaufen würde. Evelyn war ihm gleichgültig, und Ruth war sehr schön heute abend. Als Singer und Evelyn zum Tisch zurück kehrten, sahen sie Ruth weit über das Geländer gelehnt. Sie starrte mit ihren großen Augen in sichtlicher Erregung in den Saal und schien dort etwas zu beobachten. „Haben Sie schon einen Bekannten ge funden?" fragte Singer lachend. „Ich glaube ja — aber das kann doch nicht sein," sagte sie wie zu sich selbst. „Dort unten sitzt ein Herr im Frack, den ich auf meiner Ueberfahrt in den schmutzigen Kleidern eines Stewards kennenlerte." „Auf unserem Schiff — nein, wie inter essant!" Singer lehnte sich vor und suchte in der gewiesenen Richtung. „Ich weiß nicht, wie er heißt, er sagte mir damals nur seinen Vornamen: Win oder Win fried, seinen Nachnamen kenne ich nicht." Singer hatte ihn erkannt. Sein Gesichts ausdruck wurde hart und verbissen. „Ich kenne ihn aber. Er ist der infamste Gauner und Hochstapler, den diese Welt trägt!" stieß Singer hervor. „Nein, das ist nicht wahr!" rief Ruth, ohne sich zu besinnen, und sah ihrem Gegen über feindselig in die Augen. „Wissen Sie denn, wer er ist?" fragte Singer fast drohend. „Nein — nur, daß er kein Gauner ist!" antwortete sie mit blitzenden Augen. „Das ist Winfried Wenneberg, der jetzt drüben am Hudson mein Schraubenschisf kopiert!" „Winfried Wenneberg—?" Instinktiv fühlte sie dunkle Zusammenhänge, ein seltsames System ineinaudergreisendcr Ereignisse offenbarte sich ihr blitzartig, in ihrem Kopf jagten sich bunte Bilder. Ohne ein Wort der Entschuldigung führte Singer in stummer Wut seine Braut über die große Freitreppe in den Saal herunter zum Tanz. Ruth saß allein und schaute hinab in das wogende, ausgelassene Treiben unter ihr. Eine der großen Freitreppe gegenüberliegende Rutsch, bahn wurde von den ersten Paaren benutzt. Ruth hatte sich noch nie so einsam gefühlt wie hier in der Menge der ausgelassenen, glücklichen Menschen. Sie hätte weinen kön nen. Der Bruch mit Singer war jetzt un vermeidlich, — vielleicht verlor sie ihre Arbeit. Und Win? — Er saß drunten an einem großen Tisch mit eleganten Frauen und Herren. Er unterhielt sich angeregt mit einer Danie. Ruth fühlte eine merkwürdige Unruhe in ihren Gliedern. Sie stand auf und sah in den Saal hinunter. Sie wollte hinuntereilen und Win ansprechen — doch, würde er sie wiedererkennen? Sie stand einsam unter den Hunderten vergnügter Menschen — da erblickte sie Plötzlich Win auf der Galerie. Er stand an der Rutschbahn. Seine Augen blitzten Lachen und Freude. Zu ihrem eisigen Ent setzen sah Ruth, wie Win seinen Arm um die schlanke Amerikanerin legte und sie an die Bahn heranführte. — Dann war auch das aus. Sie fühlte sich ausgesetzt von den Menschen — allein in einer Wüste. — Sie sah, wie Win ein Samtkissen auf die Bahn legte und seiner Freundin vorsichtig half, sich darauf zu setzen. Sie verfolgte jede seiner Bewegungen mit weit aufgerissenen Augen, in deren Grund eine Träne schimmerte. In derselben Sekunde erfaßte sie aber noch etwas. Hinter Win tauchte im Schlag, schatten des Scheinwerfers ein weißliches, ver- zerrtes Gesicht auf, das sie nur zu gut kannte. Sie sprang auf, so daß die Gläser von ihrem Tisch klirrend zu Boden fielen, und schrie — wie ein Muttertier um sein Junges schreit — gellend und furchtbar in den Saal: „Winfrii . . . iedü" Doch es war zu spät. In dem Augen blick, als Win seiner Freundin den Anstoß gab, daß sie auf der schrägen Bahn in Bewegung kam, hatte Singer seinen rechten Fuß vorge stellt, so daß Win, der zurückschnellte, um das Gleichgewicht wieder zu erlangen, über den Fuß stolpern mußte. Er griff haltesuchcnd mit den Armen um sich — Singer wich, in eine andere Richtung sehend, uumerklich zurück — und fiel mit einem lesien Aufschrei mit dem Gesicht nach vorne auf dis abschlüssige Bahn. Hart und krachend siel er auf das polierte Holz der Bahn und rannte seinen Kopf mit fürchterlicher Gewalt in die Schulter seiner Freundin, die sich gerade unten von dem Kissen erbeben wollte. Sie wurde ohn ¬ mächtig vor Schreck und Schmerz. Im gleichen Augenblick sammelten sich die Tanzenden um die seltsam verschlungene Gruppe. Einige lachten und hielten alles für einen Scherz. Da brach von hinten eine Stimme durch den Ring. „Platz da — Platz da — es ist ein Unglück passiert!" schrie Ruth mit angsterstickter Stimme. „Der dort oben" — sie zeigte auf Singer, der sich jetzt zurückzog — „hat den Fuß gestellt! O, der Niederträchtige, ich habe es gesehen." Ruth zitterte am ganzen Körper. Singer hatte ihr mit wutverzerrtem Gesicht gedroht, die Faust erhoben. Sie wandte sich ab — man hatte Sylvia schon aufgehoben und schickte sich an, sie fort zutragen. W«n hatte man aber noch ikicht angefaßt. Mit großen, weit geöffneten Augen blickte er auf das junge, schöne Mädchen, die t< flammendem Zorn über sich selbst hinauswuchs. „Ruth — ?" sagte er zärtlich fragend. „Ruth — bist du es?" Er erhob sich langsam aus seiner kauernden Stellung, in die ihn der jähe Fall gebracht hatte. „Hast du Schmerzen?" fragte sie besorgt. „Nein, Ruth! — Ich danke Ihnen, Garry", sagte er sich umwendend zu seinem Freunde, der ihn vorsichtig auf die Beine stellte und ihm zu flüsterte: „Das war wieder Singer, mein Freund, hoffentlich ist es noch gut ab gegangen." Die gute Stimmung der Gesellschaft war wie wcggeblasen. Der alte Starret sah oben in einem Zimmer des Hotels neben seiner Frau, die sich langsam erholte. Garry auf der anderen Seite, wankte Win aus der Tür des Saales und wurde in ein Zimmer neben das von Mrs. Starret gelegt. Ein Arzt war heraufgekommen und stellte bei Mrs. Starret eincn leichten, im Verschwin den begriffenen Schock fest. Win hatte sich eine Sehn« am linken Fuß verzerrt. Sonst fehlte ihm nichts. „In einer halben Stund« wird Ihnen besser sein," sagt« der Arzt zu Win. „Ich glaube, wir lassen Sie solange mit Ihrer schönen Pflegerin allein." Garry, der der Meinung war, daß der Arzt die Situation absolut nicht verstand, denn, er hatte noch nie etwas von Ruth gehör:, zögerte. Doch als Win ihm fröhlich mit den Augen zuwinkte, ging er auch hinaus. Worts, folgte
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