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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 43.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192800006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19280000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust: S. [10]-[11] von Heft Nr. 16 kleben zusammen, konnten nicht gescannt werden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 43.1928
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 2, 12. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 3, 19. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 4, 26. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 5, 2. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 47, 22. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 48, 29. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 49, 6. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 50, 13. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 51, 20. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 52, 27. Dezember 1928 -
-
Band
Band 43.1928
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- Gartenbauwirtschaft
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Praktisches Amerika. Es schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Seinen Handelsschissbau unterstützt es in ganz ungewöhnlichem Maste. Es gibt dafür sehr langfristige und überaus gering verzinsliche Vorschüsse, stellt aber hervorragend« Ansprüche an di« Aus führung der Schiffe und macht zur Bedingung, das; im Kriegsfälle diese hochwertigen Fahrzeuge sofort unter Militär- kommando treten. Das wird erleichternd dadurch vorbereitet, daß nicht nur Offiziere der Staats marine Dien st tun aus der Handelsmarine, sondern daß um gekehrt das Osfizierkorps der Staats flotte ergänzt wird aus den Chargen der Handelsflotte. So werden die führenden Kräfte beider in denk bar vollkommenstem Maste aufeinander ein gestellt. Dazu kommt dann noch, daß die Ver gebung staatlicher Linien an Privatgesellschaften erleichtert wurde und daß die Privatlinien ganz erhebliche Zuschüsse für öffentliche Dienste erhalten, dank deren sie im Wettbewerbe zur See mit überlegenen Bedingungen aufwartm und ihren Konkurrenten einen harten Stand bereiten können. Man sieht, Amerika hat den alten Lateinerspruch nicht vergessen, daß die beste Vorsorge für den Frieden die Rüstung sür den Krieg sei, und es ergänzt ihn prakti- icherweise durch den Gedanken, daß die Wirtschaftskraft eines Landes das vornehmste und sicherste Mittel für alle Fälle sei. V.D. Der Weltmarkt, der wirkliche wie der papierene, zeichnet sich zur Zeit aus durch Unstetigkeit. Die Ernte meldungen der ausschlaggebenden Länder sind schwankend, und dem entspricht auch das Schau keln der Börse und das Schwanken, Steigen «nd Stürzen der Wertpapiere, hinter dem oft mehr, als die Oeffentlichkeit merkt, poli tische Antriebe stecken. So wird als eine der Ursachen des neuerlichen Bürsensturzes die Stabilisierung des französischen Franken genannt. Sie weckte dis Speku lation, infolgedessen mußte Frankreich Men gen von Devisen hercinnehmen, auf die es nicht gefaßt war und die es mit Notenaus gabe decken mußte. Statt zur Festigung konnte es leicht aus den Pfad einer neuen Inflation gedrängt werden. Um diesem unangenehmen Hochbetrieb ein Ende zu machen, wurde an der Börse in Paris empsindlich gebremst. Die Folgen-gingen , uud gehen noch durch alle Börjenländer, und für viele gabs Verluste, die nicht so bald verschmerzt sein werden. Außenhandel im April. Ihn reinen Warenhandel haben Ein- und Ausfuhr einen Rückgang erfahren. Die Ein fuhr überwiegt, weil große Goldmengen herein gebracht wurden. Betrüblich ist das weiter« Anwachsen der Lebensmrttelein- suhr. Es bleibt da noch viel zu tun an Tat und Werbung, bis der deutsche Michel ein sieht, was die Hinausgabe des Nationalver- mögens an das Ausland bedeutet, nicht nur an Wertentztehung, sondern auch an Arbeits- losmachung der Landesgenossen, an Wirt schafts- und Steuerschwächung. Eine verantwortungsvolle Aufgabe. Für die Organisation des Absatzes müssen in nächster Zeit die ausführenden und für die Ausführung verantwortlichen Sammel stellen- und Versteigerungsleiter ausgewählt und ausgebildet werden. Viel kommt darauf an, jetzt die rechten Leute heranzuholen, die geistig beweglich und arbeitsfrisch genug sind, um die Geschäfte sorgfältigster und rücksichts losester Sortierung, tadelloser Packung und kauf männischer Verwaltung des Sammel-, Absatz- und Versteigerungsgeschäftes pünktlich und straff nach den Regeln des Neichsverbandes durchzu führen. Wie in allen weitergreifenden Angele genheiten ist auch hier Schulung derWerk- pioniere das erste, was nottut. Ist ein mal alles im Gange, so werden sich an den Ab satzzentralen von selber Lehrzelien auftun, und auf Grund dieser Lcrnprnris wird dann die Ab rundung der Ausbildung in Sonderveranstal tungen, in Fach- und Handelswissenschaft, sich unschwer ergeben. Im Augenblicke aber heißt es, fähige Männer finden, die an abgerundeter Fach- und Geschäftsvorbrldung so viel als irgend möglich mitbringen und erfolg reiche Pioniere für das weitgreifende Werk der Absatzorganisation werden können. Wer inneren Beruf für diese Arbeit fühlt und die nötigen Nachweise über Befähigung und Ver trauenswürdigkeit erbringen kann, wendet sich unmittelbar unter Beifügung der entsprechenden Papiere an den Direktor des Neichsverbandes, Herrn K. Fachmann, Berlin NW. 40, Kronprinzenufer 27. Der Abbau der Verzettelung. Wir schrieben vor kurzem an dieser Stelle, daß das Jahr 1928 in der Geschichte des deutschen Gartenbaues einen Wendepunkt bedeuten werde. Heute sehen wir in der Inangriffnahme der Absatzorganisation von feiten des ReichsverhandeS den ersten grundlegenden Schritt zum Gange in eine bessere Zukunft. Was wird nun die Aufgabe des Gärtners sein, der teilnehmen'will an den Fortschritten, welche ihm die Gemeinschaftsarbeit bringen will? Dar über wird ihn der Reichsverband nicht lange im Unklaren lassen. Aber vorausdenken darf er einstweilen, daß der Stil der örtlichen Markt- vcrsorgungskulturen keine volle Ausnützung der neuen Verteile gewährleisten kann. Der örtliche Markt verlangt eine Vielheit von Kulturarten vom gleichen Gartenbaubetriebe, mit welcher der Absatzorganisation wenig gedient ist. Sie braucht, wenn sie auch den kleineren Beitrag nicht verschmähen wird, für ein flottes Geschäft Mengen, je größere, desto besser. Es wird sich also eine stärkere Unterscheidung zwischen aus- gedehnteren Spezialkulturen und demjenigen herausbilden, was wir gelegentlich als Viel- oder Allesgärtnerei bezeichneten und wofür der Name Zettelkultur bezeichnend wäre. Wir nehmen diese Benennung nach einem alten Pslanzerbrauche, für den im Schwarz walde über Teinach noch ein lebendiges Beispiel vorhanden ist. Dort liegen noch Siedlungen alten germanischen Stiles, auf denen der Grundbesitzer inmitten eigener Wiesen, Gär ten, Aecker und Wälder lebt. Jedes Eigentum ist also ein ansehnliches Besitztum. Daneben aber gibt es außerhalb des Ringes der großen Huben — sie heißen dort heute so — einen Feldschlag mit zahlreichen kleinen Grundstücken, der das Zettelfeld heißt. Das waren die Grundstücke der kleinen Leute, und dort stand bunt nebeneinander, was es irgend anortsüblichen Gewächsenzupslan- zen gab, ganz wie es in unseren sür den ört lichen Markt pflanzenden Gartenbaubetrieben auch ist. Der Name Zettelfeld hatte und hat in keiner Weise etwas Geringschätziges, er be zeichnete n u r d i e V i e l s p ä I t i g k e i t, die Verzettelung. So wird auch in Zu kunft sich die Zettelkultur stark abheben von der Huben- oder großflächenmäßigen Speziaskultur. Der Zettelgärtner wird auch künf tig noch ebenso nützlich, notwendig und ehrenwert sein wie bisher auch. Aber den Typ, der volkswirtschaftlich von Be deutung sein will, muß man beim Huben gärtner suchen. Und nach dieser Seite wird für die Praxis das äußere Gesicht der Neuerun gen liegen, denen wir entgegengehen. Es ist nicht zu verkennen, daß der Eingriff ein starker sein wird, und daß ein großes Maß von Vertrauen das ganze Werk lohnen wird. Aber wir sind nicht die ersten auf dem neuen Wege, und so gut er sich für andere bewährt und lohnt,kann er es auch für uns. DI« Rakete als Kraktguelle. Der Opelwagen mit Raketenantrieb hat einen schaurig-schönen Beweis für die Mög lichkeit einer unglaublichen Geschwindigkeit des raketengetriebenen Wagens erbracht. In seiner vollen Fahrt war der Wagen nicht mehr zu sehen, nur eine Wolke von Qualm und Glut schoß heulend und fauchend an den Tribünen vorbei, auf denen die Zuschauer ihren festen Bodenstand verloren. Auf 200 Stundenkilo meter wird die Geschwindigkeit geschätzt, die der Wagen bei der Mordsrakete erreichte, die er zuletzt in Betrieb nahm. Es wird also demnächst wohl so kommen, daß um g Uhr der Berliner Händler nach Holland um Schnittblumen telephoniert, und um 10 Uhr bremst die Luftkarre voller Blumen auf dem Flugfeld. Die schwersten Frostschäden scheint diesmal, neben der pfälzisch-hessischen Rheinebene, wo die Nebenblätter gelb und die Rcbblüten schwarz stehen, Württemberg erlitten zu haben. Von dort kommen überaus bedauerliche Nachrichten von großen und sür einzelne Kul turen, so insbesondere für Reben und Kirschen, vernichtenden Schädigungen durch die Mai sröste. Ebenso haben die Erdbeeren gelitten, auch Steinobst ist betroffen, während Kern obst glimpflicher davongekommen zu sein scheint. Damit sind aber gerade diejenigen Früchte aus dem Markte geworfen, die gutes und frühes Geld gebracht hätten, dessen Fehlen sehr vermißt werden wird. Wo Tomaten, Bohnen und Gurken zu früh ins Feld gekommen waren, sind sie selbstverständlich verloren. Aber auch die Frühbcetkulturen stocken bei dem fortgesetzt kühlen bis kalten Wetter. Die Stachclbeerblattwefve ist dieses Jahr durch die kalte Witterung in ihrer Entwicklung zurückgehalten. Wir gehen dem Ende des Monats Mai entgegen, und noch hat sie sich nicht gezeigt, während, sie sonst bei normalem Wetter schon um die Monatsmitte ihre Eier an der Unterseite der Blätter abgesetzt hat und noch vor dem letzten Drittel des Monats der Raupensraß sich zeigt. Lasse sich niemand durch diese Verspätung täuschen! Die im Boden liegenden Puppen leben, und wenn auch die Verzögerung einem Teile schaden sollte, so werden doch die ersten warmen Tage ihnen Gelegenheit zum Aus schlüpfen sein. Die Schutzmittel sind jedem bekannt. Was wir an erster Brut verhindern oder vernichten, ist uns an der zweiten ohne weiteres erspart, und die Stöcke können unge stört nicht nur die diesjährige Ernte, sondern auch gesunden Trieb fürs nächste Jahr entwickeln. kaum, »psrsn Lis «ßurck vssksld «Ns srknvlls Vvrdrsitung. ^orcksrn 8is postkrsi wsios Vrosekürs: „knreuekNüpks ihrs Vortsils, ^ukuuftswögliekirsitsn uock liuliuraacvmsung". p K voNrn IMS, Corporation eine wohlverdiente Reklame machen konnte. Es wurden noch einige Reden gehalten, dann betrat Singer die Helligen und ging über eine Gangplanke aus das kurze Verdeck des Bootes, welches hinter dem mittleren Schraubenband lag. Quinby folgte ihm. Beide stellten sich neben dem Matrosen am Ruder auf. Singer gab ein Zeichen. Die Tore der Halle öffneten sich weit. Die User von Long Island waren schwarz von Men schen. Man sah, wie ein weißer Punkt dort drüben auftauchte — noch einer — es wurden schließlich immer mehr, und endlich wehte ein weißes Taschentuch neben dem anderen über der Menge, in die eine Bewegung gekommen war, als sich die Türen der Halle öffneten. Sie alle wünschten Glück — Glück und nochmals Glück. Lange Trossen wurden den draußen liegen den Schleppern angehakt. Singer hob wieder die Hand. Sechzig Arbeiter begannen mit schweren Häm mern me Bremskeile zu lösen, die vor den Rädern der kleinen, das Boot tragenden Wagen lagen. Die Klötze waren gelockert, den schwungbe- rciten Hammer in den Händen blickten die Leute auf einen Ingenieur, der auf der Tribüne stand und das Zeichen zum letzten Schlage geben sollte. Dieser wiederum blickte zu Singer hinüber, der auf der schmalen, ungewöhnlich niedrigen Kom mandobrücke stand, die Hand am Maschinen telegraph. Die Kreisel liefen bereits. Singen blickte auf einen Tourenzähler, der vor ihm angebracht war. Der schmale blaue Zeiger tänzelte immer weiter auf eine rote Linie zu, die durch die Skala gezogen war. Endlich liefen die Kreisel mit der erforderlichen Touren zahl, um das Schiff stabil ^u halten. Singers Gesicht spannte sich zum Entschluß. Es war alles in Ordnung. Er hob noch einmal die Hand. Der Ingenieur gab ein kurzes scharfes Kom mando. Mit einem gemeinsamen Schlage fielen die sechzig Hämmer auf die lose sitzenden Brems keile, diese von den Schienen fortschleudernd. Ganz langsam setzte sich das lange Boot in Bewegung. Es sah aus, als wollten Zwerge eine übergroß« silberne Zigarre transportieren. Nun steckte das Boot unter dem spontan ausbrechenden Jubel der Meng« seine Nase vor sichtig aus der Halle heraus und schoß dann, immer schneller lausend, in das hochausspritzende Wasser. Eine mächtige Welle lief auseinander und brachte die unzähligen Boote, die den East River bedeckten, ins Schwanken. Das Boot wurde am neuerbauten Pier der Linker LerewinZ Lampanv vertäut. Die Gangplanke wurde übergeworfen — dieGralula- tionscour begann auf dem weißen, sonnen beschienenen Deck. Dann begann Singer mit der Führung. „Sehr verehrte Damen und Herren! Von vornherein kann ich Ihnen sagen, daß ich mit dem Verhalten des Bootes beim Stapellaus äußerst zufrieden bin. Das Experiment, das in der eigenartigen Bauweise, besonders der Gleichgewichtshaltung des Bootes liegt, ist absolut Positiv ausgefallen. Ich weiß nicht, ob Ihnen klar ist, wie wichtig dieses Ergebnis ist. Die „Bethlehem" faßt etwa 150 Personen. Es hatte keinen Zweck, das erste Boot größer zu bauen. Die äußere Form ergab sich aus rein praktischen Bedürfnissen. Der Bootskörper ist eine langgestreckte Spindel. Nur hier zwischen Mittel- und Endschraubenband ist das Deck an geschnitten und abgeplattet, wie Sie sehen. Ob wohl die Form des Bootes einem Unterseeboot ähnlich ist, kann das Schiff nicht tauchen, so daß das Deck jederzeit von den Passagieren zu benutzen ist —" „Würde die Wirksamkeit der Schraube nicht größer sein, wenn das Boot ganz unter Wasser fährt?" fragte ein älterer Herr. „Das ist wohl richtig," antwortete Singer. „Wir stoßen dann aber auf unüberwindlich« technische Schwierigkeiten." Singer ärgerte sich über den Einwurf, denn er wußte, daß der Mann recht hatte. Sollt« doch nach seinem ersten Projekt das Boot ein Unterseeboot sein. Er lenkte daher gleich ab und sagte: „Einen Schornstein brauchen wir nicht, da wir mit Dieselmotoren arbeiten. Das Boot führt selbstverständlich nur eine Klasse. Das eigenartige Gebilde, das wir hier vor uns sehen," Singer deutete auf die Mitte des Fahrzeugs, um die das seltsame Schrauben band gelegt war, „ist die große, mittlere An triebsschraube. Denken Sie sich unser Boot als Schraubenwelle und Schraube eines riesen haften Dampfers, den wir treiben sollen. Da dieses Ungeheuer aber nicht da ist, wir uns als» quasi in die Schraube dieses Dampfers Hinein setzen und uns selbständig machen, können Sie sich leicht vorstellen, welch ungeheure Ge schwindigkeit wir erreichen müssen. Um es kurz noch einmal zu sagen: das Schrauben- schiff ist nichts weiter als die Schraube eines Ozeandampfers ins Riesenhafte vergrößert, so daß wir darin fahren können." Singer sprach die letzten Worte mit großer Geste. Der erwartete Beifall blieb auch nicht aus. „Um die Wirkung der mittleren Schraube noch zu verstärken, ist hinten und vorne noch je ein kleines Schraubenband angebracht. Nun wollen Sie mir, bitte, ins Innere des Bootes folgen." Die Kabinen, der Speisesaal und der Rauch salon waren wie Puppenstübchen eingerichtet. Die Gänge des Bootes waren mit schweren roten Läufern ausgelegt, auf denen man wie auf Polstern schritt. Besonderen Beifall fanden die Badezimmer, die, auf kleinsten Raum be schränkt, mit dünngeschliffenen Marmorplatten ausgelegt waren. Mrs. Wardfield und die Sekretärin Singers, Ruth Colmar, waren dis einzigen Damen, die an der ersten Fahrt dieses seltsamen Bootes teilnehmen dursten. Ruth stand allein an der eisernen Leiter, die zum niedrigen Kommando stand führte, und dachte darüber nach, warum sie sich von dem alles überrennenden Mann so gefesselt fühlt«, aber immer, wenn sie mit ihm allein war, abgestoßen wurde — von irgend einem unheimlichen Ausdruck, der in seinem Gesicht lag. Und doch war sie sehr glücklich, daß sie, be neidet von Tausenden, die erste Fahrt des Bootes miterleben durfte. Die beiden East-Riverbrücken standen schwarz von Menschen, die aus vierzig Meter Höhe das Boot unter ihrem Standort durchfahren sehen wollten. Oden auf der neuen Brooklyn-Brücke stand ein junges, elegantes Mädchen mit roten, ver weinten Augen. Sie wurde von einem älteren Herrn gestützt, der sehr ernst und finster auf das silberschimmernde Boot hinunterblickts. Evelyn Rogers und ihr Vater waren dk einzigen, die nicht an den begeisterten Lobes erhebungen über Singer teilnahmen. * An der Ecke der 10. Straße und der Vernon Avenue in Long Island besaß Mr. Starret ein Haus, in dem emer der vielen Läden seiner Chain-Store-Company untergebracht war. Auf dem flachen Dache stehend, konnte man den East River von Brooklyn bis Wards Island übersehen. Sylvia hatte Winfried Wenneberg einge laden, von dort aus dem Schauspiel des Stapellauses bsizuwohnen. So saßen Mr. und Mrs. Starret und Win in bequemen Korb sesseln auf dem Dach und betrachteten das aufgeregte Durcheinander zu ihren Füßen. Win beobachtete mit einem starken Fern rohr das Boot. „Ist es nicht traurig, wenn man von ferne zusehen darf, wie ein anderer die eigene Idee in die Tat umsetzt? — Wenn man völlig ausgeschaltet ist, — beraubt und bestohlen?" „Auch Ihre Stunde wird kommen, Win, nur nicht den Kopf hängen lassen!" Win schien aber nicht zu hören, sondern angestrengt das Boot zu beobachten. Dann sagte er langsam: „Ich glaube nicht daran, daß es so geht, ich glaube nicht, daß er den gewünschten Ersolg hat." „Das wäre nicht gut für Sie, junger Freund!" sagte Starret. „Wo meinst du denn den wunden Punkt ge funden zu haben?" fragte Svlvia. „Die Konstruktion der Schrauben will mir nicht einleuchten, das wird nichts, das wird nichts," murmelte er vor sich hin, immer das Glas vor dem Auge. Plötzlich fuhr er hoch und rannte, um etwas besser sehen zu können, an die Brüstung des Daches. „Was ist denn los?" fragte Sylvia kopf schüttelnd. „Ich sehe auf dem Boot ein junges Mädchen — ich glaube, sie ist es — aber wie sollte sie zu Singer kommen?" „Wer ist es?" fragte Sylvia, nahm ihm das Fernrohr aus der Hand und blickte aus das Boot. „Meinst du bas Mädchen da vorne an der Brücke mit der eigenartigen Frisur?" „Ja," sagte Win tonlos. „Kennst du sie?" „Ich glaube nicht, daß sie eS ist . . . DaS arme Kuro, wo es jetzt sein mag?" Eine heiße Blutwelle stieg ihm zu Kopf und schnürte ihm den Hals zu. „Wenn sie es aber doch ist, ich muß Gewißheit haben." „Beruhige dich nur, es wird nicht bei« Mädchen fern. Sieh, sie werden jetzt fahren/" sagte Sylvia, „der interessante Moment kommt." Win hatte wieder das Fernglas angesetzt und hatte im runden Ausschnitt ganz deutlich die Treppe zur kleinen Kommandobrücke vor sich. Singer hatte schon eine Hand an das Geländer der eisernen Treppe gelegt und sprach noch mit dem Mädchen. Ihre Köpf« waren dicht zusammen. „Es ist wohl nur eine Aehnlich- keit, sie kann es nicht sein/" murmelte er noch einmal vor sich hin. — Singer war auf die Brücke gestiegen, neben ihm stand ein älterer Herr. Das dumpfbrausende Gemurmel der Menschenmenge, die wohl nach vielen Hundert tausenden zählte, war verstummt. Man sah, daß Singer Befehl« gab. Die Taue wurden losgeworfen. Der silberne Fisch löste sich, von der Strömung sanft erfaßt, vom Lande. Singer schien einen Hebel am Signaltisch umzulegen, — — — die drei Schraubcnbänder begannen sich zu drehen — und wie ein Wunder schoß das Boot vorwärts — man sah, wie Singer in schneller Bewegung den Hebel gänzlich herunterdrückte. Das Wasser schoß auf einer Seite hoch auf, die Nase des Bootes grub sich tief in das Element — — und mit unfaßbarer Geschwindigkeit jagte das Gefährt davon — verschwand, ein schäumendes Kielwasser nach sich ziehend, in der Krümmung des East River hinter den alten Häusern der East Street. Ein bis zwei Minuten waren die Zuschauer völlig verblüsst — — dann kam von irgend woher ein gellender Jubelruf — Tausende — Hunderttausende stimmten ein. Ein über- mächtiges Brausen füllte für ein paar Minuten Straßen, Dächer und die Piers um den East River und ließ die Luft erzittern. Dem alten Mr. Starret standen die Tränen in den Angen: „Oh Gott, daß ich das mit meinen Augen noch erleben durste! — Wo ist Wenneberg?"" Sylvia drehte sich auch nach ihrem Freunde um, um ihm zu gratulieren — doch er war verschwunden. Win war die Treppe hinuntergelaufen und hatte sich in einem finsteren Winkel des leeren, ausgestorbenen Hauses verkrochen — — und heulte und schluchzte vor Wut wis^eiu Kind. — Goris, so.^
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