Suche löschen...
Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 43.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192800006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19280000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19280000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust: S. [10]-[11] von Heft Nr. 16 kleben zusammen, konnten nicht gescannt werden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 43.1928
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 2, 12. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 3, 19. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 4, 26. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 5, 2. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 47, 22. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 48, 29. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 49, 6. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 50, 13. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 51, 20. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 52, 27. Dezember 1928 -
-
Band
Band 43.1928
-
- Titel
- Gartenbauwirtschaft
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Gartenbauwirtschaft Nr. L 12.1. 1d28 Ruf und Name allgemein für Zuverlässigkeit m oe, Bettes ruug des Besten. — Ohne Pcrsonen zu nennen: Was sagen uns im Sainenbau nicht schon die Ortsnamen OucoUuüurg, Erfurt u. s. w.? Sie tragen den Klang der Vollweriigke't in sich. Damit soll nicht gesagt sein, daß in anderen Orten das Saatgut nicht auch gut sei, aber es feblt das Vertrauen erweckende „Warenzeichen", die alte Note. Diese aber will erworben sein, und hierzu gehören eben doch Jahre, lange Jahre. Ich merke das an mir selbst. Wer von den Kollegen sucht oder kennt mich als Samenzüchter? Bon meinen Steckenpferd-Kulturen Tomate „Favorit" und Frühbeclgurke „Dresdner-Markt" gebe ich feit einigen Jahren Originalsaal ab, erhalte eine Menge Anerkennungsschreiben und erziele doch nicht den Umsatz wie eine Samen firma von Nuf. Man kennt mich in Berufs- krciscn wohl als den Mann, der da Artikel zu deu äußersten Grossopreisen schreibt (au! — die Schriftleitung), aber nicht als den Gärtner, der seit vielen Jahren schon an seinen zwei Spezialitäten unverdrossen herumdoktert, mit dem Zweck, Vollkommenes zu schaffen. — So wie mir geht es aber auch sehr vielen Anderen Es ist für diese, — für uns alle not wendig, die wir uns einen alten weit verbrei teten Ruf noch nicht schaffen konnten, nichts aus der Hand zu geben, was nicht vollkommen und aut ist. — „Auf daß das Werk den Meister lobe!" — wenn wir es damit halten, kann unser Werben nicht erfolglos bleiben. Das Beste für den Kunden sei uns gerade gut genug. Das Beste schaffen! Wer von unseren Kol legen diesen Leitspruch voraus gestellt, kam veran. Tüchtigkeit braucht nirgends anzubetteln; ich gehe noch weiter und behaupte: Der Tüch tige kommt von selbst obenauf, er wird der „Meister", auch wenn er noch der Gehilfe ist. Die Fälle sind gar nicht so selten, wo junge Gehilfen die älteren gar bald an Wissen und Können überholen. So weit meine Erfahrung reicht, kann tch mich nicht erinnern, daß ein junger Mann, der in seiner Stellung mit Ernst und Ausdauer sein Bestes geleistet, nicht schließ lich doch seinen Vorteil hierbei gehabt hätte. Eine Zukunft hat der junge Gärtner, der da von innen heraus nach Pflichterfüllung verlangt, der des Abends ungern von der Arbeit geht, etwa in der Art, wie der geborene Künstler ungern den Pinsel weglegt, wenn ihn die Däm- merung dazu zwingt. Der Weg nach Aufwärts liegt immer in der Richtung der größeren Leistungen. — Der Gärtner, der nicht nur seine Arbeit vorzüglich erledigt, sondern durch Fleiß, Geduld und Gründlichkeit allem den Stempel seines Wesens aufdrückt, alles individuell, ein zigartig und von anderem deutlich unterschie den macht, so daß man seine Art nicht mehr vergißt, der ist der „Meister". Dies gilt von jeder Art gärtnerischer Betätigung. VkkLkLLkN Lik 0^5 Und noch eins, was für jeden noch weit wichtiger ist: Nichts kommt der inneren Be friedigung gleich, die aus der gewissenhaften und vollkommenen Erledigung unserer Pflichten hervorgeht. Weder Reichtum noch Ruhm geben jene höchste Befriedigung, jenes wohlige Hochgefühl, das sich einstellt, wenn wir etwas recht gut gemacht haben. Lestellsckein Ick bitte, mir umxsksnd ru üdsrsenden: Stück Okstplskste 0,25 E Stück Lemvseplskste 0.20 E Oer LetrsF ist nsckrunekmen — kolgt anbei. Ick Kube Interesse kür ein vlumenplskst und ivürcke Stück rum Preise von 0,25 FM sbnekmen. dlicktgenünscktss üurckstrsicken. dlame: ^Voknort: . Post vklklkv der der Okksntlickkeit ruZänZlick ist, sollte km UWMM auskänFen. Die Kricgsschuldlüge. Auf Veranlassung eines Amerikaners haben vor Jahren schon Staatsrechtslchrer aus fünf neutralen Ländern Europas die Fragen in Arbeit genommen: 1. ist es wahr, daß ein Land oder eine Gruppe die Allcinschuld nm Kriege hat? 2. gründet sich der Versailler Vertrag auf die Voraussetzung solcher Alleinschuld? Nach jahrelanger stiller Arbeit sind die Ge lehrten jeder für sich zu dem Schlüsse gekom men, daß das Ganze der Vertragsbegründung aus Alleinschuld Deutschlands der plumpeste Schwindel ist, den die Weltgeschichte in solchen Dingen jemals gesehen Hal. Für uns ist das längst nichts Neues mehr. Aber die furchtbare Last, die wir dieses Schwindels wegen zu tragen haben, ist alle Tage neu, und die Siegervölker machen keine Miene, von diesem Schwindel ab zurücken. Sie überlassen es dem Gerechtigkeits gefühl der Privatleute, an die Wahrheit Heran zugehen, und so scharfe Urteile sie auch aus ihren eigenen Volkskreisen einsteckcn müssen — die Regierungen sind taub für die geschäftlich so unbequeme Wahrheit. An der Aufrechter haltung dieses Friedcnsvertragsschwindels von Versailles mag man den Wert der „Friedens pakte" ermessen, welche die Drahtzieher von Versailles heute mit- und gegeneinander schließen. Mussolini. Angenehm ist der Mann für uns nicht. Er hat wohl sicherlich den einen oder anderen unsrer Staatsmänner sehr höflich begrüßt, ihm die Hand gedrückt oder gleich alle beide, aber niemand ist so töricht, das für bare Münze zu nehmen. Das wahre Gesicht zeigt Muffolini unter den Scinigen. Wer im Lebcnsmittelkriege ausländische Ware verbraucht, gilt ihm als ein Fahnenflüchtiger der italienischen Volkswirt schaft. Und alsbald nach diesen seinen Worten zogen Haufen seiner Anbeter von Laden zu Laden, um den Belieferern der „Fahnenflüch tigen" das Handwerk zu legen. Und Mussolini findet das sicher in Ordnung, denn nirgends ließt man, daß er den Eiser seiner Freunde als Uebereifer bezeichnet oder gar ihnen zurückge pfiffen habe.- Als vor längerer Zeit einmal wegen der Bedrückung unsrer Landsleute im italienisch gewordenen Tirol da und dort in Deutschland gegen die Ueberschwemmung mit Orangen von Italien Ker deutsche Stimmen sich erhoben und so etwas wie Boykottstimmung auch nur in der Luft lag, wurde sofort von Italien her unsre hohe Politik hcrangeholt, und Deutsch land mußte schweigen und — Orangen essen. Wann werden wir wieder einmal ein Rückgrat haben dürfen? Und wann ersteht uns der Mann, der so rücksichtslos wie Mussolini für die Wohl fahrt seines Landes reden und handeln darf? Amerika, Frankreich und England. Unsre Anschauung, daß die Verträge auf „ewigen Frieden", die auch in der deutschen Geschichte immer wiedergekehrt sind, sich stets als Keimboden für neue Kriege ausgewirkt haben, erführt eine scharfe Beleuchtung durch das „Friedenswerk", das zur Zeit das Haupt interesse der großen Politik in Anspruch nimmt, nämlich durch die Verhandlungen über einen Friedenspakt zwischen Frankreich und Amerika. Die Liebe zum Frieden ist dahei nur der sehr fadenscheinige Schleier, ist das beschönigende Wort für einen gewollten Entwicklungszug, der durch nichts klarer gekennzeichnet wird, als durch die gewaltigen und offen vor aller Welt betriebenen Rüstungen Amerikas. Es handelt sich da keineswegs mehr um Folgerungen aus oer alten Lehre, daß der Friede am sichersten erhalten werde hurch starke Vorbereitungen für den Krieg, sondern um eine Entwicklung, die auch ohne einen einzigen Kanonenschuß schon einen Krieg bedeutet, einen zunächst stillen, aber unter allen Umständen wirksamen. Des Pudels Kern heißt Vorgeltung zur See in der Welt. Hat man je einen aus eigener Kraft reich gewordenen Manu gesehen, der darauf verzichtete, etwas zu gelten? Dazu ist Onkel Sam schon gar nicht veranlagt. Man pflegt ihn ganz kennzeichnend abzubikden mit der schweren goldenen Kette auf dem Gewölbe unterhalb der Brust und mit dem Hute aus Sternenbannerstofs: Reichtum und Nationalstolz. Er ist der goldschwerste Mann der Welt und weiß, daß er sichs entweder jetzt leisten oder daß er darauf verzichten muß, in der Regierung der Welt tonangebend zu sein. Amerika sieht England, den früheren Geld mann aller Welt, stark geschwächt. Es sieht auch die schwachen Stellen der englischen „Welt herrschaft", die bedrohlicher geworden sind, seit gewissen, bisher niedcrgehältencn Völkern im Weltkriege Gelegenheit gegeben wurde zu lernen, welcher Art die Kultur der Weißen ist und wie man sich einrichlen muß, wenn man Weiße be kämpfen will. Amerika sieht auch die etwas fackelige Suche Englands nach Anschluß in Europa und weiß, daß ein nicht geringer Teil der englischen Freundschaft für Frankreich auf dem Respekte von den überlegenen französischen Luftgeschwadern beruht. Wenn schon Amerika also eine Sache gegen England durchzusetzen hat, so liegt nichts näher, als daß es Fühlung mit Frankreich sucht. Ergötzlich mutet es an, wie kühl sich jetzt Amerika stellt, nachdem Briand sich ermuntert gesehen hat, recht nah« Beziehungen vorzu schlagen. Aus Senatskreisen sagt man: Wenn Frankreich die zurückhaltende Stellung Amerika.' nicht genüge, so sei es jedenfalls dem amerila- nischen Staat ebenso recht, wenn kein Vertrag geschloffen werde, denn die Vereinigten Staaten gewännen nichts durch solche Verträge, sondern legten sich lediglich Bindungen auf, deren Trag weite großer jein könnte, als es im Voraus abzusehen sei. Von einem besonderen Frcund- schaftsvertrag mit Frankreich könne keine Rede fein. Und — Japan ist stiller, als je. Es besieht sich jedenfalls kritisch die Friedenspakte und arbeitet in der Praxis genau so auf den Welt frieden hin wie alle: es rüstet. Wie im Dreispiegelrohre wechseln, seit wir die obigen Zeilen geschrieben haben, die Kriegs ächtungsbilder. Schien cs zunächst, als treibe Amerika hinter den Friedenspaktoerhandlun zen ein zweites verschleiertes Spiel, so kehrte neuer dings Frankreich durch seine seltsame Haltung das Spiel um und macht sich der Sabotage an der Kriegssesselungsidee verdächtig. Amerika kann durch sein neuerliches Verhalten den An schein völliger Aufrichtigkeit erwecken. Dafür fpricht am meisten, daß es sogar zu erheblichen Geldopfern bereit ist, die ihm allerdings nicht, schwer fallen. Es kann aber auch sein, daß es in der Ueberzeugung, daß ein Sonderpakt mit Frankreich, dessen Doppelzüngigkeit ja jetzt schon wieder und selbst durch den Mund Briands er wiesen ist, nur Unheil bringen könne, das Ge sicht zu wahren, die Sache aber auf einen Weg zu leiten suchte, von dem vorauszuschen ist, daß er zu keinem Erfolge führen kann. Jedenfalls wird es keine leichte Sache sein, Staaten für den Frieden zu binden, deren ganze Einstellung auf einen neuen Krieg hinausgcht. Frankreich rüstet mächtig — etwa gegen das wehrlose Deutsch land? England rüstet mächtig — etwa auch gegen das wehrlose Deutschland? So lachhaft sinnlos geben die Völker ihr Geld nicht aus. Aber in Europa ringen England und Frankreich um den Führerrekord, den bisher ' ud hielt, und den ihm Frankreich nach mehreren sehr er munternden Vorspielen tn Genf und sonstwo gern abdrücken möchte. Und in der Weltvor macht möchte sich Amerika an Englands Stelle setzen. All das wird aber nicht mit dem Zylinder- Hut in der Hand, sondern auf kräftigerem Wege erledigt. Im Dreispiegelrohre, Kaleidoskop ge nannt, der Zeitgeschichte sind Scherben aller Kriegs- und Friedensfarbcn enthalten, und so oft die großen Politiker daran drehen, springt ein neues gar sehr harmonisch aussehcndes Bild ins Gesichtsfeld. Aber die Wirklichkeit da drin nen sind farbige Splitter. Frankreich zeigte auf, Amerika sand den Stern unzureichend. Coolidge drehte, da ging er über Frankreichs Geometrie. Briand drehte, da ward Amerika abweisend, ltnd die übrigen Staaten schauten jeweils auch ein wenig hinein und lobten oder tadelten je nach ihren Verhältnissen, und die vorsichtigen, wie Japan, mgtcn, sie wollten später auch einmal ins Röhrlcin schauen. Wieviel Male dieses Röhrlein sich aber noch dreht in deu paar Tagen zwischen Niederschrift und Drucklegung, das ist ein Rätsel, um das sich den Kops zu zerbrechen sich wirklich nicht lohnt. P-Z- Die einheitliche Zusammenstellung verblüffte viele der Fachleute, die gewohnt waren, ihre Anlagen lediglich aus ihre Wirkung in der guten Jahreszeit zu entwerfen. Christian Eyck berichtete auch über seine Erfahrungen in seiner märkischen Pflanzung. Er mußte Aus kunft über Hunderte von Pflanzen geben, die man in Norddeutschland im freien Land bisher noch nicht verwendet hatte. Viele der Herren machten sich Notizen, während sie wie Pilz sucher mit gekrümmtem Rücken die schmalen Wege entlang gingen und den bunten Teppich musterten. Als das Gros der Kongreßmitglie der schon längst in anderen Abschnitten emp fangen wurde, hatte Christian immer noch einzelne Fragen zu beantworten, und mehrere besonders wißbegierige Fachleute sprachen auf dem Rückwege noch einmal bei ihm vor, ver säumten sogar die gemeinsame Mittagstasel im Löwenbräu. Christian Eyck war überrascht von dem Erfolg und freute sich darüber, daß er zu dieser Führung gerade zurechtgekommen war. Die Mittagszeit hatte er nun auch über gangen. Er wollte sich im Hotel zunächst in trockenes Zeug werfen — denn er war von dem unbarmherzigen Regen durchiveicht — und dann auf dem Weißen Hirsch anrufen, um Fe um eine Unterredung zu bitten. Sein letzter Ausfrager, ein württembergi- scher Stadtrat, der durchblicken ließ, daß er ihn bei einer Neuanlage in den städtischen Parks für eine Sonderausgabe in Vorschlag bringen werde, verabschiedete sich von ihm gegen vier Uhr. Inzwischen hatte es zu regnen aufgehört, die Sonne blinzelte schüchtern durch die dünngewordene Wolkenschicht, und Christian hielt es fast für überflüssig, sich umzuziehen. An schlösse Wetterwechsel war er ja gewöhnt, auch an Nässe, und er wollte keine Zeit verlieren. Da trat Fe, die Hände unter der Regenhaut in den Manteltaschen, langsam aus dem breiten Parkweg heraus, der zum Grünen Dom führte. Groß und schlank, den Kopf hochgereckt. Ihr Gesicht war ernst. Die blauen Augen musterten ihn, prüften ihn lange, während sie am Ein gang zu seinem Garten schweigend stehenblieb. Er war ganz verwirrt. Sie war ja wie verwandelt! „Bist du's wirklich, Fe?" Er hatte ein paar Schritte auf sie zu getan, zögerte wieder, starrte sie au. Sie nickte, rührte sich aber nicht. „Gelt, ich bin arg garstig geworden? Alle sageu's." „Willst du mir denn nicht die Hand geben, Fe?" Etwas umständlich, die Umständlichkeit noch betonend, zog sie die Rechte aus dem Mantel schlitz, raffte die Regenhaut empor und reichte ihm die Hand hin. „Guten Tag." „Also, das ist unser Wiedersehn." Er fand sich nicht zurecht. Noch immer suchte er in ihren Zügen. „Nachdem ich Wochen, Monate gewartet, gebangt habe. Deine Briefe, deine wundervollen Briefe, Fe! Und dann kommst du nach Berlin und gibst mir nicht einmal die Möglichkeit, dich zu sehn, zu sprechen." „Daran trägst du allein die Schuld, mein Freund. Ich hatte mich ja ebensosehr auf das Wiedersehen gefreut. Aber als ich in Berlin an kam, schwebtest du irgendwo da droben in der Luft, auf einem Ausflug mit dieser be zaubernden Frau Aimse." Er lachte ärgerlich. „Ach Fe, wie sprichst du. Diese bezaubernde — nein, diese ent setzliche Frau Aimse. Durch einen dummen Zufall war ich ein Paar Stunden lang ver urteilt, sie in meiner Nähe zu dulden. Ich werde dir das ja alles erklären, Fe. Aber das kann doch im Ernst nicht der Grund ge wesen sein, daß du sogleich wieder auf und davon gingst." „Ich weiß nicht mehr genau, ob das der Grund war." „Du warst eifersüchtig? Auf diese Frau?" „Eifersüchtig — das ist Wohl nicht das rechte Wort. Irgendwie verstimmt oder verletzt war ich. Ich lwtte mir's eben anders vorge stellt. Meine Freude war zerstört." „Nicht einmal so kleinen Prüfungen hält sie stand? Ich hab' dein Vertrauen also überhaupt nicht mehr?" „Wenn ich es ganz verloren hätte, dann stünd' ich ja jetzt nicht hier. Aber ich brauchte Zeit. Da mußte erst wieder die häßliche Stimme verklungen und vergessen sein, die dich mir verleiden wollte." „Die köstliche Frau Theres. Ich verstehe. Und du kleiner Tor bist darauf hereingefallen?" Er lachte nun herzlich, es erfrischte ihn selbst, daß er dies herzliche Lachen fand. Unversehens hatte er ihre Hand wieder erfaßt. Da die kisternde Regenhaut ihn störte, löste er rasch die Schlaufe, die sie hielt, und zog sie ab. „Tu doch dnö schreckliche Ding weg, Fe, das ist ja wie Gallert, man kann gar nicht an dich heran." Sie duldete die kleine Gewalttätigkeit, ver zog aber den Mund zu einem spöttischen, vielleicht auch traurigen Lächeln. „Du sollst auch gar nicht an mich heran. Es ist eine große, weite Kluft zwischen uns. Ach, Christel, es ist alles viel ernster und schwerer, als du denkst." Er nahm ihren Umhang über den Arm. „So. Hast du dich vielleicht verlobt, Fe?" „Noch nicht." „Aber du wirst cs?" „Sicher." „Mit wem?" „Das könnte dir schließlich gleichgültig sein, Cristel. Oder nicht? Es sei denn, du wärst es selber. Aber darauf hoffst du wohl gar nicht mehr." „Mädel! Mädel!" Er schöpfte tief Atem. „Ich warne dich, Fe. Seit Weihnachten warte ich auf den Augenblick, wo ich dich auf meine Arme nehme, in die Luft werfe, wieder auf fange und an mich presse. Ich muß schreien oder jauchzen. Du —!" „Glaubst du, ich würde dulden, daß du hier einen Jndianertanz mit mir anstellst? Bei den Kulturvölkern ist selbst eine Ver lobung ein grauenvoll nüchterner Akt ge worden. Das hat mir meine Mutter erst vor anderthalb Stunden so recht klargemacht." Er hatte ihren Umhang über die linke Schulter geworfen, hielt ihre beiden Hände wie eisern umklammert und zog sie ein paar Schritte weit mit sich fort. „Du hast ihr alles ge sagt? Ja? Ach, sprich doch, sprich!" Ihm war zumut, als müsse ihm das Herz zer- springen — vor Freude und Erwartung. Sein Jubel rührte sie. „Ach Christel, du wirst leider sehr enttäuscht sein." „Deine Mutter hat dich natürlich vor mir gewarnt?" „Ich hab« gar nicht den Mut gehabt, ihr auch nur ein Wort über dich zu sagen." Er lachte. „Woher kann sie dann wissen, daß eine Verlobung mit mir ein so grauen volles Ereignis wäre?" „Komm ein paar Schritt weiter, Christel. Da drüben steht ein Mann mit einem ver dächtigen Kasten. Vielleicht will er uns filmen. Unglückliches Brautpaar auf der Flucht vor der Welt." Sie schlugen den Weg zu einem der Rosen gärten ein. Ein Techaus, zu dieser frühen Nachmittagsstunde nach völlig leer, log vor ihnen. Die Schlcislackslächen der Tische und Stühle wurden soeben von den letzten Regen spuren gesäubert. Ohne weitere Verabredung betraten sie die Terrasse, die im Augenblick in der voll zum Durchbruch gekommenen Sonne lag, und nahmen in der äußersten Ecke Platz. „Nun erzähl' mir, Fe. Nein, nicht chrono logisch. Fang' an mit dein, was du heute erlebt hast. Alles andere kommt danach." „Heute? Heute war ich im Begriff, mich endgültig von meiner Mutter zu Irenen. Ich glaubte: nein, ich ertrag' es nicht, mit Hadra unter einem Dach zu leben. Er ist kein bös artiger Mensch, durchaus nicht, er möchte mich sogar in Gold gefaßt auf den Präsentier teller seines Hauses setzen und mit mir stolze Paraden abnshmen. Aber ich schäme mich seiner so sehr. Für meine Mutter war die Verlobung mit ihm eine Spekulation — die Heirat gewiß ein Opfer. Und als wir heute ohne jede Selbsttäuschung und Schonung die Bilanz unseres Lebens zogen, da ergab sich, daß meine Verlobung entweder ein glänzendes Geschäft werden müsse — oder eine unbegreif liche Torheit. Denn wenn Hadra seine Hand von mir abzieht, bin ich bettelarm. So beitelarm wie meine Mutter, als sie' den Antrag von Hadra annahm." „Und natürlich haben sie schon eine Par! e für dich, die keine Torheit fein würde." „Natürlich." „Rufius?" „Ja. Rufius." „Er war auch auf der Nilsahrt mit au Bord?" „Ja. Und wird heute abend bei Tisch mein Nachbar sein." Das Teehausmädchen brachte die Teeplatte. Sie schwiegen, aber ihre Blicke lösten sich uichc voneinander. Als sie wieder allein waren, zog er ihre Hände über das Lacktifchcheu zu sich herüber und sagte halblaut, innerlich er griffen und doch mit einem lustig-übermütigen Beiklang: „Es wäre außerordentlich lieb non dir, Fe, wenn du mir jetzt endlich Auslnm: darüber geben möchtest, ob du bereit bist, die unbegreifliche Torheit zu begehen und dich heute nachmittag mit mir zu verloben. Uno über Jahr und Tag mit mir zu verheirat n. Ich garantiere dir, daß du mir ans nuferer goldenen Hochzeit aufs Knie patschen uuo lagen wirst: das war damals in dem sächufch- japanischen Teehans ein äußerst vernünftiger Gedanke von dir, Christel." (Fortsetzung
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)