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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 43.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192800006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19280000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust: S. [10]-[11] von Heft Nr. 16 kleben zusammen, konnten nicht gescannt werden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 43.1928
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 2, 12. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 3, 19. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 4, 26. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 5, 2. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 47, 22. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 48, 29. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 49, 6. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 50, 13. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 51, 20. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 52, 27. Dezember 1928 -
-
Band
Band 43.1928
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- Gartenbauwirtschaft
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Die GartenbauwirtsHast Dem Papste hat Mussolini sehr rasch auf die Klagen über die päpstliche Gefangenschaft und Machtlosigkeit Antwort gegeben. Nicht daß er den Papit ge nannt hätte. Aber er erklärte, und damit trifft er den geistlichen Anspruch ins Herz, die Erziehung der Heranwachsenden sei ausschließlich Sache des Staates, und wenn unter den Aus nahmen, die des Staates Güte bis jetzt zulasse, Mißbrauch getrieben werde, so werde er damit kurzen Prozeß machen. Wenn im frommen Italien, wo kein Schiff ohne kirchlichen Segen vom Stapel gelassen wird, solche Ge- dankengänge möglich sind, ist offensichtlich die Einschätzung der päpstlichen politischen Macht noch weit geringer, als der Papst selber sie kürz lich zu kennzeichnen wagte. Reurußland am Mittelmeer. Mussolini ist der Mann der einfachen Linie. Ei» neues Wahlgesetz war nötig oder wurde als nötig empfunden erklärt. Warum da viel Zer splitterung und Parteikram? Man hat ja die faschistische Partei, das genügt. Also: die Regierung ernennt einen Zentralwahlausschuß. Der schlägt gute, verdachtfrei« Wahlmänner vor. Daß sie lange im Lande herumreisen, Zeit und Geld für Wahlreden verschwenden, ist törichter Luxus. Sie kommen auf die Liste, und wehe dem, der sie nicht wählt. Zar Alexander würde wahrscheinlich gesagt haben: „Aber Brüderchen Mussolini, warum machst du dir soviel Mühe mit dem Schwindel und lassest noch wählen? So was tut man als moderner Herrscher doch nicht wehr!" Japan ist auch noch da. Man hat in letzter Zeit wenig von Japan «hört, außer daß es fleißig Kriegsschiffe baue. In dieser ostasiatischen Stille hat sich nun in letzter Zeit ein lebhaftes Techtelmechtel zwischen England und Südchina abgespielt, und tue holde Schlitzäugige scheint ihrem Verehrer freundlicher entgegengekommen zu sein, als den asiatischen Nachbarn erfreulich ist. Darauf quittierte Japan in einer nicht leicht mißzuverstehenden Weise. Es schickte nach der englischen Kronkolonie Hong kong in der unmittelbaren Nachbarschaft Süd chinas drei Linienschiffe und 16 Tor pedoboote „zu Besuch"; und damit auch der chinesische Uferrand nicht ohne Höflichkeits bezeigung bleibe, schickte man der Einschätzung entsprechend, in die dortigen Häfen fünf weitere Kriegsschiffe zu Besuch. Das Bräutchen wird den höflichen Wink verstehen und der Herr Be werber nicht minder. Denn wir leben ja im Zeitalter des ewigen Friedens und der Ab rüstung! Sollen wir zum Gespötte Moskaus werden? Der Berichterstatter der „Deutschen Allg. Ztg." schreibt aus Moskau u. a. über die Einstellung russischer Kreise gegenüber den Protesten Deutsch lands in der Verhaftungsfrage: „Eine klare und feste Haltung der Berliner Regierung erscheint um so notwendiger, als die hiesige Oesfentlichkeit in privaten Aeutzerungen höhnisch bemerkt, daß die deutschen Wirtschafts kreise lediglich Drohungen aussprächen, jedoch nicht an einen ernstlichen Verzicht auf die Geschäfte mit Sowjetrußland dächten." Das ist die Quittung für Michels Geduld in all den Schwierigkeiten, die ihm Rußland offen und heimlich in den letzten Jahren be reitet hat, nicht zu reden von der Geld- und Wirtschaftshilfe. Treuburg statt Marggrabowo. Das ostpreußische Städtchen Marggrabowo hat den polnisch klingenden Namen abgelegt und nennt sich Treuburg. Das wird man verstehen und ehren müssen, wenn man hört, daß dieser Wechsel zugleich ein Bekenntnis zu der Abstim mung von 1920 ist. Damals wurden in der Stadt selbst 3903 Stimmen abgegeben, die alle 3903 den Verbleib bei Deutschland forderten. Und im Gesamtkreise sind 23 627 Stimmen ab gegeben, von denen 28 625 die Treue zu Deutsch land bekundeten — Und in eben diesen Tagen hat auch unsere schwergeprüfte Treuburg an der San in der Wahl zum Landesrate wiederum ihr Deutschtum bewiesen. Dort haben diesmal die Französlinge überhaupt nicht gewagt, eine Liste aufzustellen. DaS Spotträtsel von Gens. Die Rätselfrage heißt: Welchen Abrüstungs vorschlag wird die Genfer Kommission als zur Beratung geeignet erklären? Antwort: Nur den jenigen, der den Siegerstaaten die Rüstungs freiheit läßt! Als das römische Reich in seiner Gerichts moral zu zerfallen anfing, kam das Sprichwort von Augurenlächeln auf, vom Lächeln der Rich ter, die sich nur zuzublinzeln brauchten, um ein ander zu verstehen in der Verdrehung des Rechtes, die ihnen zur nutzbringenden Gewohn heit geworden Par. Und wie heute noch vom Augurcnlächeln als einer Schande für das ver kommende Rom die Rede ist, so wird die Zu kunft spotten über den Schandfleck unsrer Zeit geschichte, den „Genfer Willen", der zu wollen lügt, was er nicht will. Sie ließen es auch nicht mehr beim bloßen Lächeln, die Gewaltigen von Genf, als sie den deutschen Antrag auf ein Programm der Ab rüstungsverhandlungen als ungeeignet abgelchnt hätten, sie schloffen vielmehr die Tagung mit schallendem Lachen, mit „großer Heiterkeit". Türen rollten selbsttätig zu, und fort donnerte der Zug ins Dunkel. An der „72nd Street" angekommen, stiegen str in den Expreßzug um, der — immer zehn Stationen überschlagend — auf dem Mittelgleise mit O-Zugsgeschwindigkeit unter der Wolken kratzerstadt dahineilt. Singer starrte verwundert aus dem Fenster des Zuges ins Dunkle. Die vorüberfliegenden Säulen bildeten eine graue, durchsichtige, gazeartige Wand. Die Stationen hinterließen einen langgestreckten undeutlichen Lichtschimmer... dann kam wieder Nacht... bunte Signale und schließlich verlangsamte sich die Fahrt: „42nd Street!" Die Türen öffneten sich und eine schnarrende Stimme, die Singer an ein schlechtes Grammo phon erinnerte, rief: „Umsteigen zur Grand Central Station... Dies ist die 42nd Street... umsteigen... beeilen bitte... Achtung Stufe... beeilen bitte.." Singer entdeckte unter der Decke eine Anzahl von Lautsprechern. So spart man Beamte, dachte er. Das schrille Abfahrtsignal ertönte, und der Wagen donnerte wieder in die schwarze Nacht des Tunnels hinein. Noch zwei Stationen und sie hatten „Fulton Street" erreicht. Sie gingen durch die Sperre, hinauf zur Straße, ins Helle Sonnenlicht. Sie befanden sich nun in der unteren Stadt, in mitten der gigantischen Wolkenkratzer. Vergeb lich versuchte Singer, die Höhe der Gebäude zu erfassen... den Kopf in den Nacken legend, starrte er zu den Gipfeln der ungeheuren Bauten empor... jedesmal jedoch bekam er von einem eilenden Paffanten einen Rippenstoß, so daß er «ach vorn taumelte und seine Besichtigung auf Paffendere Zeit verschob. Die beiden Herren betraten eine Halle des Equitable BuildmgS, die von zehn oder zwölf Aufzugstüren begrenzt war. Ein Angestellter leitete durch Glockensignale die Ankunft und Abfahrt der Aufzüge. Wie bei der Untergrund bahn gab es auch hier Expreß- und Lokalzüge. Wardfield und Singer betraten einen Expreß- Fahrstuhl, der eben vielleicht zwanzig Personen von oben heruntergebracht hatte. Schnell war er wieder gefüllt. Ein schrilles Glockensignal, Singer hatte ein schrecklicheus Gefühl im Magen, der Führer hatte den Hebel gänzlich herumge- riffen, der List sauste in die Höhe, hielt plötzlich mit einem Ruck an... ganz benommen verließ Singer hatte ein schreckliches Gefühl im Magen, 26. Stock. „Wir müssen mit dem Lokalzug noch zehn Etagen höher zum Sitzungssaal." Ihnen gegenüber war ein Fahrstuhl offen, sie stiegen ein und waren in zwanzig Sekunden im 36. Stock. „Erlauben Sie bitte, daß ich vorangehe," sagte Wardfield und schritt auf zwei große Mahagonislügeltüren zu. Ein Negerportier kam aus einer Loge und öffnete die Türen mit einem Griff. Die Herren traten in einen Saal von wunderbarer Schönheit. Die hohen gotischen Fenster ließen die Augen frei über die Wolken kratzerstadt und die jonnenbeglänzte Bucht schweifen, aus deren Mitte klein die Freiheits statue emporragte. Bei dem Eintreten der Herren erhoben sich die bereits Versammelten von ihren großen Lederstühlen und nickten Wardfield und dem Neuankömmling freundlich zu. Die Vorstellung begann; es waren zwölf Herren anwesend. Man setzte sich. Singer be kam einen Ehrenplatz am Ende des Tisches. Wardfield nahm eine Glocke, die vor seinem Platze neben einer blumengefüllten Vase stand, und eröffnete die Sitzung. „Gentlemen," begann er. „Als wir vor un gefähr einem Monat hier zusammengekommen waren, um die Pläne und Berechnungen, die Mister Singer uns vorlegte, zu prüfen, waren Sie alle fest überzeugt, daß aus der Idee etwas zu machen sei. Nun gut, ich nehme an, daß sich noch nichts an Ihrer Ueberzeugung geändert hat." Wardfield sah sich im Kreise um, ruhiges Kopfschütteln antwortete ihm. „Wir haben, meine Herren, den ersten Schritt getan. Die Propaganda arbeitet gut. Sie hat so gearbeitet, daß auf der Frühbörse unsere Aktien sehr gefragt waren, so daß die „Bethlehem Steel" um vier Punkte angezogen haben." Ein befriedigtes Lächeln lag ans allen Ge sichtern. „Man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist," sagte Wardfield. „Deshalb habe ich Sie heute hierhergebeten, um zu beraten, was die nächsten Schritte in dieser Angelegenheit sein sollen. Das Wichtigste ist wohl, Mister Singer über seine eigenen Pläne und Vorschläge zu hören. Ich erteile also Mr. Singer das Wort." „ES tut mir besonders leid," begann nun Singer, daß ich Ihnen keine Pläne zeigen kann, da bis heute abend Diapositive von den wichtig sten angefertigt werden sollen." „Eine Sekunde, Mister Singer," unterbrach ihn Wardfield, dessen Gesichtsausdruck sich plötzlich gänzlich verändert hatte. Er hatte, während Singer sprach, an dem vor ihm stehenden Blu menbukett genestelt, um eine Nelke für sein Knopfloch aus dem malerischen Strauß zu ziehen. Da entdeckte er ein kleines rundliches Etwas, das bestimmt keine Blume war. Erregt sprang er auf, beherrschte sich sofort wieder, legte seinen Zeigefinger aus den Mund und bedeutete der Versammlung, einen Augen blick zu schweigen. Tatsächlich — er hatte sich nicht getäuscht. Aus dem Blumenstrauß kam ein feiner doppelter Draht heraus und verschwand in der grünen Tischdecke. Die übrigen Herren waren aufge standen und beobachteten gespannt den Verlauf der Untersuchung. Wardfield suchte und ver folgte auf dem Fußboden das Drähtchen, das zum Fenster lief. Leise und vorsichtig öffnete er den großen Flügel und blickte hinaus. „Goddam, was fällt Ihnen ein, machen Sie, daß Sie fortkommen," schrie er hinaus. Auf dem breiten Gesims des Gebäudes lag der Lauscher, ein Notizbuch in der Hand, einen Kopfhörer an den Ohren. Er hatte anscheinend die Verhandlung mitstcnographieren wollen. Man wird sie ihnen nicht vergessen, diese Heiter- I leit. Stresemann-Bernstorffs Kieselspitze hat ihnen bis jetzt nur das dicke Fell gekitzelt. Sie wird tiefer dringen, bis den über ihre eigene Schläue so lustigen Herren das Lachen vergeht. Sie haben uns gefesselt durch das Diktat von Versailles. Sie haben trotz aller darin nieder gelegten List übersehen, wie sie damals sich selber mitgcbunden haben. Nun solls nicht wahr sein, und England und Frankreich wagen der Welt ins Gesicht zu sagen, daß sie ja schon abgerüstet hätten! Hat Frankreich wohl abgerüstet, als es „die ganze Nation ohne Unter schied des Alters und Ge schlechts" für mobtlmachungs- pslichtig erklärte? Und was England an geschehener Abrüstung behauptet, ist doch nichts anderes als eine Verschiebung im Sinne besserer Verteilung des Kriegsmaterials. Amerika zieht denn auch die einzig richtige Konsequenz aus die ser Abrüstcrci der Europamächte, indem es seine Kriegswaffen in einem Maße verstärkt, in dem ihm selbst England nicht folgen kann. Das alles aber bedeutet, daß in Genf der Wille zur Abrüstung überhaupt nicht vor handen ist, daß niemand an ihn glaubt, und daß in diesem Punkte das Völkerbundsgetue eitel Heu chelei ist. Alle die großen Heuchler mächte brauchen den Krieg, sie brauchen ihn ihrer Kolonien wegen, die sich frei- machcn wollen, und sie brauchen ihn in Europa selber, wo Frankreich Englands Vormachtstellung an sich reißen will. Vor der Welt sucht Frank reich die Rüstungen dafür mit dem Vorgeben zu maskieren, es fühle sich durch Deutschland be droht. In Wahrheit geht seine Rüstungsfront gegen den Kanal — und England weiß das! Deswegen kämpfen wir unsern Kampf in Genf vergeblich, soweit es sich ums Abrüsten dreht. Aber dann sollen die Heuchler sich damit ab finden, daß wir unsrerseits den „Vertrag" von Versailles nur genau so heilig halten wie sie selber. Weltreichschmcrzen. Holland, Frankreich und Belgien haben viele Auslandsbesitzungen, ein Weltreich aber besitzt nur England Es ist daran nichts Verwunder liches. Die morgenländische Kultur wurde ab gelöst von der abendländischen, europäischen, welche die geschäftlichen Wurzeln stärker im mütterlichen Morgenlande verankert bleiben ließ als die geistigen. Und selbstverständlich waren es die seefahrenden Nationen, welche das Erbe an sich rissen. Als es galt, das neu entdeckte Amerika auszubeuten, war Spanien im Spiele und zeigte der Welt und der Geschichte, wie man sich nicht als Großräuber aufspielen darf. Die Plötzlichkeit und Gewaltsamkeit, mit der es die Kulturgüter Südamerikas an sich riß, die Kulturträger aber ausrottete, schlug in ihren selbstverständlichen Unheilsfolgen auf Spanien selber zurück. Es hat sich nie mehr erholt von den Folgen des haltlosen Nehmens. Die anderen haben daraus gelernt. Sie rotteten nicht sinnlos aus, sondern sie lehrten die fremden Völker zum Nutzen der Eindringlinge arbeiten und gewöhnten sie durch kulturscheincnd« Mittel an diesen Zustand ihr«r Sklaverei. So war den Ausgenützten der Zustand ihres Daseins erträglicher, zumal ihnen der Blick aus ein wahrhaft Besseres sorgsam verhüllt blieb. Unterdessen sind aber nicht bloß Europäer nach Asien und Afrika, sondern sind auch Asiaten und Afrikaner nach Europa gekommen, die ersten aus Wißbegier, die späteren hereingesührt von England und Frank reich, als Helfer an der Vernichtung der euro päischen Kultur Deutschlands. Viel hat dieser Helferring gelernt im europäischen Weltkriege. Hat er vordem nur den Befreiungswillen in seinen Reihen zu erwecken vermocht, so lernte er jetzt die Befreiungs m i t t e l kennen, deren man sich gegen lästige Europäer bedienen muß: Maschinengewehre, Geschütze, Flugzeuge, Bom ben, Gas! Den Freiheitsbeflissenen blieben auch die Quellen nicht fremd, aus denen solch« schönen Spielzeuge der Weltgeschichte stammen, und es fahren falsch deklarierte Kisten nicht nur zwischen Verona und St. Gotthard, sondern auch anderswo. Haben schon leit langen Jahrzehnten, zumal die von England ausgebeuteten Völker immer wieder versucht, ihr Joch abzuschütteln, so treten sie jetzt mit einer anderen Technik als der unzulänglichen von ehedem auf den Plan. Nicht mit einer Europa ebenbürtigen, aber das kommt noch. Einstweilen lehren sie in erster Linie England, daß auch der schleichend« Raub sich ebenso rächt, wie der plötzliche, nur langsamer. Aber die langsamen Mühlen mahlen ebenso sicher und fein. Indien, der arabisch« Eckpfeiler, Aegypten — man braucht heute nur diese Namen zu nennen, um die zitternd« Atmosphäre zu empfinden, die über diesen Ländern liegt. Mag auch noch zehnmal der Europäer mit dampfverbrühten Häftlingen, mit Alleen Gehängter, mit Blutbädern, Trüm merfeldern und Gaswüsten den Morgenlands völkern beweisen, was europäische Kultur ist und wessen sie imstande ist — eines Tages wird der Völkerbund der Ostländer dem auf Stelzen gestellten Völkerbünde des Abendlandes zwischen die Füße laufen. Die K »l o n ial v ö l k e r, in deren Gebiet Deutschland arbeitete, sehnen sich heute zurück in den Anschluß an die Kultur, auf die Wege der Selbstverwaltung, zu denen Deutschland ihre Häuptlinge erzog. Sie selber sprechen anders von der Fähigkeit der Deutschen zum Kolonisieren, als die Lügengesellschast von Versailles sprach und Frankreich heute noch zu sprechen die Stirn hat. Die deutschen Minderheiten in den Grenzlanden darf man vergewaltigen. Aber es wird eine Zeit kommen, und ihr Wetterleuchten wie ihre Movgenröte spielen deutlich am Himmel der Ostländer, in der man die Welt nicht mehr befriedigt mit Kongreßklugheit und Gewalt, sondern nur mit Gerechtigkeit. V.D. „Sie find wohl total verrückt, hier in dieser Höhe herumzuklettern!" „Entschuldigen Sie, Verehrtester," sagte der Mann verbindlich, stand mit einer unbegreiflichen Ruhe und Sicherheit auf, drehte sich vorsichtig um und wollte gehen. „Geben Sie mir bitte Ihre Aufzeichnungen," brüllte ihn Wardfield an. „Glauben Sie, ich klettere hier draußen her um, um für Sie die Verhandlung milzusteno graphieren? Da irren Sie sich, werter Herr!" Doch plötzlich ging auch hinter ihm ein Fenster auf, das nach außen schlug, so daß er weder vor noch zurück konnte. „Mensch, seien Sie vernünftig," sagte eine Stimme hinter ihm, „und geben Sie Ihr Buch her!" „Na ja, dann sollt Ihr das Büchlein haben." Er nahm den Kopfhörer ab, tat ihn mit dem Notizbuch zusammen m einen Handkoffer und ging vorsichtig auf das Fenster zu, aus dem Wardfield sich herauslehnte. Als Wardfield gerade nach der Tasche greifen wollte, ließ sie der Mann fallen. „Goddam!" sagte Wardfield ärgerlich, „-rllrigbt," grinste der andere. Die Tasche entschwand schnell den Blicken. Ein Mann entstieg unten einem anscheinend wartenden Auto, lief auf das Haus zu und schwenkte gleich darauf triumphierend das Hand- köfferchen. Der Mann auf dem Gesims ant wortete, indem er mit dem Hut winkte. Er schmunzelte recht vergnügt, als er sah, wie das Auto mit seinen Komplizen davonfuhr. Wardfield schlug krachend das Fenster zn. Dann setzten die Herren sich wieder. Ward- ield starrte wütend vor sich hin. Er war offen- ichtlich genarrt worden. Singer wollte weiter- prechen, doch ein älterer Herr mit schneeweißen Haaren meldete sich zum Wort: „Gentlemen," begann Ouinby langsam zn sprechen, er war der beratende Ingenieur der Company und hatte einen großen Einfluß, „ich halte die näheren Ausführungen unseres Freun des Singer im Augenblick für überflüssig, wir alle kennen die Idee, — wir wissen, daß sie gut ist! Es handelt sich heute morgen meiner Ansicht nach um etwas anderes." Ouinby nahm seine Brille umständlich ab, besah den feinen goldenen Rand und hauchte etwas auf die Gläser. „Wir wollen uns doch jetzt überlegen, wie wir heute abend das Publikum in einer noch nie dagewesenen Weise — Plötzlich überzeugen, — als wenn ein Vorhang von einem Wunder ding weggezogen wird. Der heutige Abend ist durch großes Geschick unseres verehrten Herrn Oliver M. Wardfield zu einer Veranstaltung gemacht worden, von der die große Gesellschaft spricht. Und sehen Sie, diese Leute müssen wir restlos überzeugen. Es darf nicht der leiseste Zweifel an der Qualität unserer Erfindung ge hegt werden — weder von den Carnegie- noch von den Biltmore Steel-Leuten." Wardfield horchte auf, was nun wohl kommen möge, er nickte dem Sprecher eifrig zu. Ouinby fuhr fort: „Ich werde Mister Singer jetzt einige Fragen vorlegen, die der Ingenieur zuerst fragt und die der Laie versteht. Sie, Mr. Smger, beantworten die Fragen und notieren Sie sich. Ich werde di« gleichen Fragen in der gleichen Reihenfolge heute abend durch verschiedene Herren und Damen meiner engeren Bekanntschaft an Sie stellen lassen. Sie beant worten Sie alle unverzüglich. Ich habe mir alles genau überlegt. Meine Fragen find er schöpfend. Sollten von Außenstehenden Fragen gestellt werden, Sie können sicher sein, sie fallen unter irgendeine der meinigen." Der alte Quinby schlug sein Notizbuch auf. Man ging begeistert auf seine Idee ein. Es begann ein interessantes Frage- und Ant- wortspicl zwischen dem erfahrenen, skeptischen Ingenieur und dem jugendlichen Draufgänger. Singer erkannte aus den ruhigen Auseinander setzungen des scharfsinnigen Ingenieurs, daß seine Idee weit bester war, als er je gedacht hatte. Seine Idee! — Er stutzte bei dem Gedanken, beruhigte sich aber schnell wieder. Winfried Wenneberg wird wahrscheinlich wieder zwischen eisernen Wänden fitzen und nun völlig mittellos seiner Heimat zufahren. — — Ein hämisches Lächeln spielte um seinen Mund und machte sein Gesicht häßlich. — Nach einer zweistündigen Beratung war man vorbereitet zu der großen Schlacht, die heute abend unter allen Umständen gewonnen wertzen mußte. Bald darauf standen Wardfield und Singer wieder im Fahrstuhl, den der rücksichtslose Führer durch 26 Stockwerke fallen ließ. Wardfield führte seinen jungen Begleiter die breite Freitreppe zur Börse hinauf, sie betraten die Halle, aus der ihnen wildes Stimmengewirr entgegenscholl. Wardfield ging quer durch den Saal und blieb hinter einer großen Gruppe stehen, in deren Mitte ein kleiner Makler mit heiserer Stimme und hocherhobener Hand immer wieder dieselbe Zahl krächzte: „4, - - 4, 4, 42, - 414, -" Der Chorus der Umstehenden antwortete jedesmal mit weitvorgestrecktem Arm, um den hier und da eine verrutschte Manschette hing, laut schreiend den Kurs immer etwas tiefer nennend, bis bei Uebereinstimmung der Makler ein paar Worte in ein kleines zerfetztes Büchlein kritzelte. Dann schrie er sofort einen höheren Kurs in die Börse als den eben erzielten, als gäbe cs auf der ganzen Welt nur eine Aktie, die etwas taugt: „Bethlehem Steel!" Wardfield packte Singer nm Arm, in seinen Augen flammte etwas wie Erregung und Helle Freude. Er wandte sich schnell zum Gehen, um nicht erkannt zu werden. Er raunte Singer zu: „Unsere Aktien haben wieder zehn Punkte gewonnen. Das ist ungeheuer. Wie gut, daß der Mann heute vormittag seine Tasche heruntergeworfen hat." Singer fühlte sich in diesem Augenblick als der wichtigste Mann von Neuyork!... .(Forts, johrll
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