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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 43.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192800006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19280000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust: S. [10]-[11] von Heft Nr. 16 kleben zusammen, konnten nicht gescannt werden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 43.1928
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 2, 12. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 3, 19. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 4, 26. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 5, 2. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 47, 22. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 48, 29. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 49, 6. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 50, 13. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 51, 20. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 52, 27. Dezember 1928 -
-
Band
Band 43.1928
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- Gartenbauwirtschaft
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Die GartenLauwirtschaft noch der Sortierung erfüllen können, und damit fällt die Preisgestaltungsübung in nichts zusammen. Darum ist das einzig Wahr«, was Herr Hüchel in der „Gartenbauwirtschaft" antreibt, die Organisation. Unsre Spargelleute wissen angesichts der kurzen Stichzeit deS kostbaren Gemüses, was Geschäft ist. Sie haben Sinn fürs Zusammen halten, und die drei Monate genossenschaftlichen Hochbetriebes im Jahre werden sie nicht müde noch überdrüssig machen. Wenn den Sparglern ein flottes Hand-in-Hand-Arbeiten mit de: abnehmenden Industrie glückt, das auch dem übrigen Absatz« an den Handel ein neues Gesicht geben wird, so werden sie ein leuch tendes Vorbild sein für den übrigen Garten bau, in erster Linie sür das Kirsch enge schäft in Baden und der Pfalz! Sie tagten — «S tagt! Die Fachabteilung sür Gartenbau derHaupt- landwirtschastskainmcr sür Preußen und der Neichsverband des deutschen Gartenbaues e.V. fürs Reich arbeiteten zu Anfang Mürz gemein sam im Sinne und Geiste unserer Dresdener Tagung von 1926: Organisation des Absatzes unserer Gartenbauerzeugnisse. Das ist der Kern punkt, an dem es uns fehlt. Jeder Halbwegs Eingeweihte weiß heute, daß die oft zu hörende Behauptung von der Unfähigkeit des deutschen Gartenbaues sür die Versorgung des deutschen Marktes dem gegebenen Sinne «ach leeres Gerede ist. An Erzeugung und hin reichender Erzeugungs-Möglichkeit fehlt es keines wegs, aber unsere marktmäßige Ein fügung in die deutsche Volkswirt schaft ist hinter der Entwicklung unserer Zeit zurückgeblieben. Wir stehen noch auf dem betrüblichen Standpunkte der Einzelwirtschaft, der gerade dort durch Verzettelung schwächt, wo die Hauptschlacht geschlagen werden muß, nämlich beim Verkauf, beim Absatz. Die Neichsverbandsleitung hat seit Dresden die Hände nicht in den Schoß gelegt. Sie hat nicht nur Rahmenwerke sür die zu schassen den Gemeinschaften im Absätze geschaffen, die in aller Bälde wohl durchberaten der deutschen Gärtnerwelt zur Besprechung und Beschluß fassung vorliegen werden, sondern sie hat auch praktisch gezeigt, so zuletzt in den Preisver- Handlungen mit der Konservenindustrie, auf welchem Wege Erzeuger und Verbraucher groß zügig, nutzvoll und in allem Frieden ver bunden werden können. -Wie sie da der Marktgegncr schäft den Stachel ge nommen hat, so wird es auf vielen Ge- bieten des Erwerbsgartenbaues noch möglich sein, die gärtnerischen Interessen zu schützen und vor allem gesunde Absatz- und Einkom mensverhältnisse zu schaffen. Das Wort: „Alle für einen, jeder für alle" war bisher eine Zumutung ohne rechten Boden. Das wird anders, wenn eimnal Hand und Fuß bekommt, weswegen jeder auch aus des anderen Wohl mitbedacht sein muß. Es wird ja manchem noch ein wenig schleierhast sein, wie das alles zusammengefügt wekoen soll, aber wer sich ernstlich um das be- kümmert, was in diesen Dingen die nächsten Wochen und Monate bringen werden, der wird bald im Bilde sein, und erkennen lernen, wie er sich am nützlichsten dem Ganzen einfügt. Verstorben sind: Gustav Springer, Bez.-Gr. Pinneberg. Frauz Thalheim, Bez.-Gr. Meitzner Lande. Schauer, Bez.-Gr. Chiemsee-Salzachgau. Frau Alwine Lips, Bez.-Gr. Obstbauverband Havelgau. Paul Heiligenstädt, Bez.-Gr. Elstertal. Ernst Unger, Bez.-Gr. Brandenburg. Robert Frenzel, Bez.-Gr. Grimma-Wurzen. Josef Musial, Bez.-Gr. Berlin. Am 10. März starb der Gärtnereibesitzer Hermann Symang aus Eilenburg im Aller von 73 Jahren. Wir verlieren in ihm einen treuen Anhänger unseres Verbandes. Bez.-Gr. Kreis Delitzsch: Haupt. Otto Ruhe, gestorben am 22. März 1928. Wir haben einen guten Mann begraben, und uns war er viel — sehr viel! Er war 22 Jahre im Vorstand« der Bez.-Gr. Berlin, Schrift- sühr-er lange Jahre und seit 1915 Kassierer. Er war keiner von den Lauten, aber er war ein Programm. Eifersüchtig, ja, oft säst eigen sinnig wachte Ruhe über das Ansehen der Bezirksgruppe; sür ihn war die Bezirksgruxpe alles. Er fühlte sich wohl unter den Mit gliedern und im Kreise des Vorstandes. Nimmer hätte er auf jein Amt verzichten mögen, und nimmer hätten wir ihn als Berater missen mögen. Wir haben viel an ihm verloren und werden ihn und sein Wirken nie vergessen. Otto Ruhe wurde geboren am 27. Sep tember 1873 und kam 1889 nach Berlin als Lehrling in das Geschäft seines Schwagers, Samenhändlers van der Smissen, der damals Vorsitzender des Verbandes der Han delsgärtner war. Hier schon wird wohl der Grund sür das spätere starke Interesse an dem Verband gelegt worden sein. Er blieb in diesem Geschäft, dessen Geschäftsführer er später wurde. Im Jahr« 1904 gründete Ruhe sein Ge schäft in der Milmersdorfer Str. 42 in Char lottenburg. Mit rastlosem Fleiße und zäher Energie baute er «S immer weiter ans bis zu seiner heutigen Größe. 1905 hatte er ge heiratet und seine Frau Elise war ihm die treueste Mitarbeiterin im Ausbau seiner Exi stenz. Mit stiller Freude erivartete Otto Ruhe das nächst Jahr, als das JnLiläumsjahr seines Geschäfts. Wenn das Schicksal es auch anders gewollt hat, so wird das Geschäft aber weiter blühen, denn die Angestellten sind alle seit vielen Jahren eingearbeitet und wer den es weitersühren im Sinne des Verstorbe nen: treu und zuverlässig. Wieder hat die Bezirksgruppe zwei treue Mitglieder durch den Tod verloren. Am 21. Februar verschied plötzlich der Gründer der Bezirksgruppe, unser Ehrenmitglied H. Linden d. Aelt. aus Lennep, und am 9. März Karl Röpling, Barmen. Beide waren seit Persönliche Mitteilungen. Bestehen der Bezirksgruppe treue Mitglieder und bis vor nicht langer Zeit fleißige Besucher der Versammlungen. Bez.-Gr. Bergische. Frauz Deegen. Am 5. März 1928 starb im hohen Alter von 87 Jahren der bekannte Rosenzüchter Franz Deegen in Bad Köstritz. Franz Deegen war der älteste Sohn deS bekannten Altmeisters der deutschen Dahlien zucht, Christian Deegen. Auf Wunsch des Vaters erlernte er die Gärtnerei im väterlichen Geschäft. Einen bestimmten Einfluß auf di« Zuwendung zu seinem späteren Spezialfach übten die dem väterlichen Hanse naheliegenden berühmten Rosenkulturcn I. Ernst Herge rs aus. Vielfach unternommene Reisen — auch in das Ausland — in die danralS bekanntesten Rosengärtnereien erweiterten seine Kenntnisse für die beabsichtigte Geschäftsgründung. Im Jahre 1864 pflanzte Franz Deegen auf dem Grundstück seines Vaters die ersten Rosen, und damit erfolgte die Gründung eines eigenen Geschäftes unter der Firma Franz Deegenjr. Mit besonderer Sorgfalt zog Franz Deegen hochstämmige Rosen heran, und sehr bald hatte e-r den alternden Herge r überflügelt. Welchen Umfang die peinlich saubergehaltenen Deegen- schen Rosenkulturen besaßen, läßt sich daraus ersehen, daß jährlich bis zu 120 000 hochstäm mige Wildlinge ausgeschult wurden. Zunächst wurden als Unterlagen im Walde gerodete Wildling«, die sogenannten Waldstämme, ver wendet. Die Beschaffung derartiger Mengen wurde aber allmählich schwierig, und 1885 schritt Franz Deegen zur Erziehung der hochstämmigen Wildlings aus Samen. In seinen Kulturen entstand die be kannt« DcegenS weiße Marschal Niel, ein hellerer Sport der weitvertreiteten gelben Marschal Niel. Im Jähre 1876, nach der Geschäftsgründung, erfolgte die Angliederung eines anderen Geschäftszweiges, die Heranzucht von feineren und seltneren Ziersträuchern und Bäumen, besonders Eichen, sowie später die von Obstbäumen. Einige seine Ziergehölze, wie Acer Simon Louis frsres, Ulmus L. van Hoult« u.a. m. entstanden in seinen Kulturen und wurden verbreitet. Im Jahre 1900 zwang ihn eine schwere Erkrankung, sein Geschäft zu verkaufen, dessen jetziger Inhaber Benn-o Oehlgardt es unter der Firma Franz Deegen jr. Nachf. im Sinne seines Vorgängers weitersührt. Siebenundzwanzig Jahre durfte Franz Deegen nach Ausgabe des Geschäftes seinen Lebensabend in Beschaulichkeit genießen. Und wenn auch di« Inflation ihre Schatten au! ibn warf, so darf man doch wohl sä en, daß hier ein an Arbeit und Schaffen sowie ein an Er folgen reiche; Leben ganz selten harmonisch auSg«klungen ist. Die Ehrung deS Freiherrn von Solemachcr. Die vom Verband der Obst- und Gartenbau- verein« im Bezirk der Landwirtschaftskammer sür di« Rheinprovinz am 1b. März in Bonn veranstaltete Vertreterversammlung gestaltete sich zu einer Ehrung des Freiherrn von Solemacher, der seit 25 Jahren Vorsitzen der des Verbandes, auch des Ausschusses für Obst- und Gemüsebau an der Landwirtschasts- kammer ist. Was Freiherr von Solemacher iir diesen Jahren an positiver Arbeit geleistet hat, wurde von berufener Seite in baS rechte Licht gerückt. Von den erschienenen zahlreichen Ehren gästen sprach als Vertreter des Oberpräsidenten OberregierungLrat Freiherr Dr. von Dun gern. Freiherr von Lüninck, als Vor sitzender der Landwirtschastskammer, überbrachte die Wünsche dieser Körperschaft und wies vor allem daraus hin, daß Freiherr von Solemacher in vorbildlicher Weife zielbewußt geführt habe und daß dank dieser geschickten Führung Unterschiede und Gegensätze gemildert wurden, so daß stets das gemeinsame und große Ziel betont wurde; ihm seien die großen Erfolge in der Provinz zu verdanken. — Oüstbauinspcktor Wengenroth, Trier, sprach im Namen des Verbandes der Obst- und Gartcubauver- eine. Er betonte das reiche Wissen und be sonders die persönlichen Vorzüge des Führers, die ihm Liebe und Wertschätzung des Verbandes der Obst- und Gartcnbauvereiue eingetragen haben. Er überreichte im Namen des Verbandes ein Ehrengeschenk. — Seitens des Reichsver- band«s des deutschen Gartenbaues e.V. über brachte Gärtnereibesitzer Werner, Beuel, die Glückwünsche der Berufsorganisation, wies aus die Führerschaft Soteinachcrs am 1. deutschen Gartenbautag in Bonn 1912 hin und auf seine vielfache Tätigkeit als Vertreter des deutschen Gartenbaues im Ausland, dnrch die er sich hohe Verdienste erworben hat. Freiherr von Solemacher ist Ehrenmitglied des Landes- Verbandes Rheinland und des Reichsverbandes des deutschen Gartenbaues e.V.; sür den letzte ren überreichte Werner eine Ehrenurknuda In dem Geschäftsbericht für das Jahr 1927, den Geschäftsführer Wagner, Bonn, er stattete, wurde zuerst auf einige markant« Arbeiten hingewiesen, die schon vor dem Kriege von Freiherrn von Solemacher durchgeführt wurden. Ganz besonders sei die Einführung des rheinischen AnbansortimcntS, die energi- sche Stellungnahme gegen die nicht mehr zeit gemäßen Gemeinde- und Winkelbaumschulen, die Einführung von Kontrollverträgen mit solventen rheinischen Baumschulsirmen hervor zuheben. Auf Vorschlag von Freiherr» von Solemacher wurde am 25. Juli 1903 der Ver band der Obst- und Gartenbauverciue gegrün det, um alle Maßnahmen der Kammer auf dem Gebiete des Obst- und Gemüsebaues weitesten Kreisen zugängig zu nmchen. Das Jahr 1904 brachte die internationale Obstausstellung in Wik- bitten unsere IMgiieder uncj Kerirksgruppen, ^sr Lebriftisitung psrsöniieke iMteiiungen rur Vervffentiiebung ru übermitteln! Eine würzige Brise drang ihm in die Lun gen. Es war alles still an Deck. Jetzt hatte Win einen Arm durch das enge Bullauge gebracht, da dröhnte plötzlich eine Stimme hinter ihm: „Mensch, das laß man sein!" An der Stimm« erkannte er sofort den Steward, der das Geschirr abholen wollte. „Das hat vor dir auch schon einer versucht. Den haben sie in zwei Teilen aus dem dreckigen Wasser gefischt. Das hat doch gar keinen Zweck. Kannst du denn das Ruder nich' sehen?" Der Schreck war Win in die Glieder ge- fahren. Er hatte ein erstarrendes Gepulst in Schenkel und Magen. Mit einem Arm klammerte er sich außenbords fest und sah nach unten. Ungefähr sieben Meter unter seinem Fenster hob sich feucht aus dem glucksenden, schmutzigen Hasenwasser das mächtige Ruder. Die Wellen schlugen über die scharfe Kante hinweg und ließen das rotgemalte Eisen beim Zurücktreten desto krasser erscheinen. Win glaubte, noch Menschenblut an dem roten Eisen zu sehen. Schaudernd wollte er sich zurückziehen. „Halloh! WaS ist denn los?" fragte plötz lich eine Stimme über ihm. Das Eisen schnitt ihm in die Schulter, als er sich nach oben Ivan die. Verflucht . . . Ueber der Reeling erschien das Gesicht des Kapitäns und das des Ersten Offiziers. „Sehen Sie, wie Mr. Singer recht hat," sagte der Kapitän, „der GaUner will aus- kneifen." Dann rief er dem unglücklich ein gekeilten zu: „Solche Jungens können wir hier in Amerika nicht gebrauchen. Was ich tun kann, geschieht, daß du wieder zurück kommst." Es dauerte einige Minuten, bis er wieder frei war. Da kam auch schon ein amcri'anischcr Polizist mit dem kleinen Blechschild auf der mächtigen Brust, nahm Win am Arm und führte ihn aus dem Gefängnis. Die Gänge des Schiffes waren noch leer. Man hörte das tUirren des Geschirrs und das Sprechen der l jscuden aus dem Speisesaal dritter Klasse. S « mußten alle über ElliZ Island. Morgen st war die Quarantänestation für neue Gäste ei. Solange saßen auch sie gefangen im esicht der Stadt im freien Amerika. Win rdc in eine Kajüte tief unten mittschiffs 'ührt, die keinerlei Fenster nach außen hatte i somit jeden Fluchtversuch ausschloß. Die "r wurde abgeschlossen. Er bürte, wie der ' i-eman 0-ß »-r'n'ß'n aus e'nem Stuhl vor .er Lür niederliH. Win war dieser Umzug sehr angenehm, denn er hatte für die Nacht jede: falls ein Bett zum Schlafen. Den nächsten Morgen brachte man di« Passagiere dritter Klasse auf einen Tender. Zuletzt auch den Gefangenen. Als sie schon abgefahren waren, kam Ruth noch einmal nach unten, um sich von Win zu verabschieden. Es war wohl ein Abschied fürs Leben. „Was wird nun aus dir?" fragte Ruth. Ich weiß es nicht! Und aus dir?" fragte Win leise. ,Mir wollen uns versprechen, daß jeder versucht, den andern wisderzusehen, wenn wir in Neuyork sein sollten." „Wie gern versprech ich dir das," sagte Win und sah in ihre großen, schwarzen Augen, in denen eine Trän« schimmerte . . . Und es war, als ob sich zwei Seelen berührten Win hatte ein seltsames Glücksgefühl, als ob er vor einem dunklen geheimnisvollen Vorhang stünde und lange wartete, bis denn endlich der Vorhang etwas beiseite geschoben wurde und er in etwas unendlich Strahlendes und Herrliches hineinsehen konnte . . . doch ehe er es verstand, in sich aufnahm, war dieser erhellende Augenblick vorbei. Sie standen schweigend Hand in Hand, bis der Policcman sie trennte und Ruth, einem Augenwink des Mannes folgend, langsam wie eine Traumwandlerin zum Vorschiff ging . . . Ellis Island war erreicht. Der Gefangene wurde dem Friedensrichter vorgeführt und ein gehend verhört. Er war nicht als Passagier in den Listen geführt, sondern als Seemann. Wäre dieser unangenehme Boxkampf nicht ge wesen, so wäre er nach kurzer Untersuchung frer gewesen. Die Erzählung Wins, besonders d«r promte Knock-out, machte einen hervor ragenden Eindruck bei der amerikanischen Be hörde. Immerhin, die letzte Entscheidung lag nicht an ihnen. Win wurde abgeführt. Er kam aber nicht in ein Gefängnis, sondern in eine Hslzbaracke, in der ihm ein kleines, sauberes Zimmer angewiesen wurde. Er setzte sich aus den Rand des schmalen Bettes und stützte den Kops in die Hände. Ihn überkam eine trostlose Verzweiflung. Mit schweren Schritten ging er an das Fenster und zog den Vorhang zur Seite. Ein warmer Schein der Oktobersonne flutete in sein Gemach und sein Gemüt. Schließlich, sagte er sich, bleibt die Tatsache, daß ich in Amerika bin. Alles weitere wird sich finden. Nach dem allgemeinen Essen konnte man sich in einem kleinen sonnigen Garten, der von lwhen Mauern eingefaßt war, ergehen. Um n'ini lUr gab eS eine Kino.o st llung im großen Saal , . . Es wurde schon dunkel, als Win sein Zimmer in Msem eigenartigen Hotel wieder aufsuchte, daWeine merkwürdig« Verbindung von Badeort und Gefängnis zu sein schien. Er setzte sich ans Fenster und starrt« ins Meer. Es war klar: jeder Tag, den er hier verbringen mußte, war ein entscheidendes Plus für Singer, der hier drüben sicher nichts anderes wollte, als die ihm gestohlene -Idee an einen Interessenten zu bringen. Win schmiedete Pläne und verwarf sie wieder. Schließlich sah er nur noch gedankenlos dem Spiel der Wellen zu, die sich zu Füßen des Felsens, auf dem seine Holzbaracke stand, brachen. Plötzlich kam ihm ein neuer Gedanke. Er war ein glänzender Dauerschwimmer. Das Festland konnte nicht weit sein. Den Fels hinunterzuklettern, schien ihm nicht unmöglich. Von seinem Fenster aus war es vielleicht ein Sprung von vier Metern Höhe aus den steini gen Strand. In einer Sekunde stand sein Entschluß fest. Er ging zur Tür und lauschte. Alles war ruhig. Leise drehte er den Schlüssel herum und ging zum Tisch zurück, auf dem sein Koffer stand. Ihm entnahm «r seine Wert sachen, tat sie in seinen Brustbeutel, den er sich kurz und fest um den Hals band, so daß der rechteckige Lederbeutel fest am Nacken lag. Dann nahm er seinen Gummimantel aus dem Koffer und die Kleidungsstücke, die er unbedingt gebrauchen würde. Vergnügt pfeifend suchte er nach einem Luftkissen, das er seinerzeit auf keinen Fall mitnehmen wollte, das ihm seine Mutter aber doch eingepackt hatte. Welch« Dienste konnte es ihm jetzt leisten! Er blies es auf, soweit es eben nur gehen wollte, verschloß es sorgfältig und tat es mit in das Paket. Er zog von dem Koffer einen Lederriemen ab, knöpfte den Gummimantel mit seinem Inhalt zu einem kunstvollen Paket und umschnürte es mit dem Lederriemen. Den zweiten Kofferriemen befestigt« er am Paket und machte am andern Ende eine Schlinge, die er über den Kopf nehmen konnte. Er schaute aus dem Fenster. Die Dämme rung war schon ziemlich fortgeschritten. Die Fackel der Freiheitsstatue erstrahlte in Hellem Licht. Sie mochte ihm heute nacht nun wirk lich den Weg zur Freiheit weisen. Er hatte sich seines Anzuges entledigt, hatte einen anderen blauen, leinenen ange zogen, den er früher als Monteur bei der Arbeit getragen hatte. Die Minuten verrannen langsam . . . Doch schließlich war es ganz dunkel geworden. Mit traurigem B'-ck aabm er Abkch «b von sein.» ^ab.« igl.n.e.i, Sanu nahm er j.-uPaSr. band sich den Lederriemen um den Hals und ging zum Fenster. Da . . . hörte er draußen auf dem Gang Schritte näher kommen. Ge spannt hielt er den Atem inne. Mit vor Erregung zitternten Händen nestelte er den Riemen los. Tatsächlich, die Schritte hielten vor feiner Tür. »Hallo!" „Was ist los?" antwortete Win. Mühsam beherrschte er die Stimme, das Paket flog unters Bett. Er ließ sich vorsichtig auf das Bett nieder. „Ist da nicht Mr. Arberger?"' „Nein, hier ist Winfried Wenneberg!" „Se§ psrckon, 8ir." Die Schritte entfernten sich, Win sank auf dem Bettrand zusammen. Er lauschte ange strengt. Die Schritt« verhallten im Gang. Daun war wieder alles ruhig, nur das Plätschern des Wassers rannte ihm von unten zu: Komm doch, komm doch . . . Er zog wieder s«in Paket hervor und trat ans Fenster. Die Fackel der Freih«itsstatu« malte einen Weg von silberfunkelnden Dukaten über das Wasser bis zu seinen Füßen. Be- hutsam schob er das Schiebefenster nach oben. Die frische Nachtluft kühlte angenehm seine Stirn. Er war sich vollkommen klar darüber, was er wagte. Das Wasser würde in dieser Jahres zeit nicht gerade warm sein, außerdem hatte er keine Ahnung von etwaigen Strömungen, die dem Schwimmer gefährlich sein konnten. In seinem angeborenen Optimismus sah er sich jedoch schon auf die Docks klettern und empfand als eine VorairSzahlung das Gefühl, das ihn durchglüh«n würde, wenn er frei auf ameri kanischem Boden stünde. Er schwang sich auf die Brüstung und be merkte, daß er bis znm Felsen noch etwa fünf Meter hatte. Kurz entschlossen warf er sein Pake! herunter. Eine Welle erfaßte das leichte Bündel und trieb es ein paar Meter ab. Nun war höchst« Eile geboten. Ec nahm das Bettlaken, verknotete beide Enden und schlang eines um einen Fensterhaken. Das andere er griff or und kletterte über die Brüstung. An dem weißen Laken hängend, ließ er sich lang sam hinunter. Wie eine Katze zusammengekauert ließ er sich den Felsen hinabgleiten und fühlte eiskaltes Wasser in seine Schuhe dringen. Er ging schnell weiter in die Flut, da ihm alle Wärme aus dem Körper zu saugen schien. Schn«ll hatte er das Paket erreicht und knüpfte den Riemen an seinem Hals fest. Er blickte sich noch einmal um. Der weiße Strick pendelte verräterisch als Wegweiser aus dem offenen Fenster, sonst war aOes still. jo.'^
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