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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 43.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf4 (G)
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-192800006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19280000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust: S. [10]-[11] von Heft Nr. 16 kleben zusammen, konnten nicht gescannt werden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 43.1928
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 2, 12. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 3, 19. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 4, 26. Januar 1928 -
- Ausgabe Nr. 5, 2. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 7, 16. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1928 -
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1928 -
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1928 -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1928 -
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1928 -
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1928 -
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1928 -
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1928 -
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1928 -
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 47, 22. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 48, 29. November 1928 -
- Ausgabe Nr. 49, 6. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 50, 13. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 51, 20. Dezember 1928 -
- Ausgabe Nr. 52, 27. Dezember 1928 -
-
Band
Band 43.1928
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- Gartenbauwirtschaft
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Dte Gartenöauwtrt schäft Not. Die Antwort ist matt und heißt auf nitsch: Ich kann nicht! Wenn ich mehr als ich versucht habe, mache ich eure -w nur schlimmer statt besser. Wie im .,lcinber 1870 sei der päpstliche Stuhl heute : erklärte der Papst. Damals wurde er -achtpolitisch entrechtet durch Weg- abine seines Kirchenstaates. Und jetzt beengt Mussolini seinen geistigen Einfluß. Angenommen, daß des Papstes Wort zu« trifft, muß man gespannt sein, wie und auf wessen Kosten dies« Spannung sich löst. Einst weilen trägt Südtirol die Kosten für den Frieden zwischen Kirchenfürst und Minister. Don de» Wahab iten. „Nur Völker, die sich nicht vor den Lockun gen des Wohllebens beugen und den Mut zu ihrer Eigenart haben, nur solche Völker spielen «ine Rolle in der Geschichte." In diesen aus Wahabitenkreisen stammenden Worten ist ein großer Teil dessen ausgedrückt, was das Wesen des Wahabitentums kennzeichnet. Es sticht vor allem Entsagung, Genügsamkeit, Verachtung der Verweichlichung daraus hervor. Schmuck und Schminke, Alkihol und Tabak werden abge lehnt. Alle Tugenden, Reinheit der Sitten, Wahrheit und Klarheit, Tapferkeit bis zur Selbstopserung, alles ist beschlossen in der Religion, die nach der Lehre des Reformators Abdul Wahab streng nach den Regeln Mohammeds gehandhabt werden muß. Nichts von fremden, nichts von neuen Lehren darf eindringen. Säumigkeit im Besuch der Gebetsandachten, ja, schon bloße Zögerung und Unpünktlichkeit im Anmärsche dazu, wird gerichtlich geahndet. Es handelt sich also um ein« Volksge- meinschast, die wir nach unseren Begriffen als Orthodoxe, als Leute mit der Behauptung ihrer unantastbaren Rechtgläubigkeit ansprechen müssen. Es ist eine Grundlegung der Entwick- lung, der wir in der Geschichte reichlich ost be gegnen und deren Gegenteil mit großer Regel- Mäßigkeit den Untergang großer Weltreiche ein geleilet Hai. Es spricht starke Selbstbesinnung aus diesen Grundsätzen, und wer die Geschichte dsr Länder von Arabien bis Syrien hinaus auch nur aus den letzten Jahren kennt, wird sich niemals wundern darüber, daß gerade dort Raum und Ursache ward für diese Selbst besinnung. Aeußere Ursache ist die Art des englischen Einflusses dortselbst, der nach dem Kriege zu nächst ein einheitliches Arabien wünschte, aber bald erkannte, daß er sicherer fährt nach dem alten Spruche: Teile und herrsche! Es begrüßte und förderte also die Kleinstaaterei. Nur ist ihm aber die kraft volle Persönlichkeit des Wahabitenführers Ibn Saud, den es ivach dem Weggange Husseins als Herrscher anerkannte, untreu geworden und hat begonnen, im Sinne seines fanatischen Glaubens die arabischen Volksstämme zu sammeln und von glaubens- und volksfreinden Elementen zu reinigen. Das ist keine liebliche Musik für englische Ohren, doppelt nicht, da die gesamten Länder von Indien bis herüber nach Aegypten allgemach zu der Einsicht erwacht sind, daß sie auch ohne den „Schutz" Englands wohlsahrende Reiche mit guter Weltgeltung sein könnten. Und auf der ganzen langen Strecke, das heißt also, im gesamten Gebiet des englischen Einflusses und allen Quellen seines asiatischen Reichtums, haben sie es nicht nur bei der Einsicht bewenden lassen, sondern sind zu offenem Widerstreben bis zum offenen Aufruhr übergegangen. Frankreichs übliche Schadenfreude über die schwierige Lage Englands im nahen Osten bis nach Indien hinüber ist diesmal gedämpft durch die Sorge, daß die Freiheits gelüste der englisch geleiteten Mohammedaner übergreisen könnten auf die unter Frankreichs Herrschaft stehenden Nordafrikaner, deren europäische Kriegserfahrung geeignet wäre, eine besondere Note in den Kamps zu bringen. Wie weit Syrien in einem solchen Kampfe eine Stütze Frankreichs wäre, ist heute noch fraglich. Wenn man also auf der demnächstigcn Mittelmeerkonferenz in der Hauptsache von Marokko, Tunis, Algerien und dergleichen sprechen wird, so wird das doch nicht wohl geschehen können, ohne daß lange, trüb« Wolkenschatten weiter östlichen Ursprungs an den Fenstern vorüberziehen und die Aus sichten verdüstern. Stern, Adler und Halbmond. Es ist uns im Augenblicke nicht gegen wärtig, ob Deutschland oder Amerika den Ge danken der Allgemeinbesriedigung der Welt aus der Taufe gehoben hat. Jedenfalls hat ihn jeder von beiden Staaten auf seine Weise zum ersten Ausdrucke gebracht und entwickelt, wir im Hinblicke auf Genf, Amerika angesichts der französischen List, mit der Amerika für gewisse Fälle kaltgestellt werden sollte. Nun begab es sich, daß auch Rußland in der Friedens- und Abrüstungsfrage zum Worte kam und volle und klare Abrüstung aller Welt verlangte. Wir sind keineswegs dafür, daß die ge fährdete Herde von einem zahnlosen Hunde ge- hütet werde. Aber es wird doch als ein be merkenswertes Ereignis gelten müssen, daß hier Deutschland und Rußland an einer immer hin in manchen Punkten ähnlichen Ide« arbeiten, nm so mehr, als auch die Türkei sich zu ähnlichen Gedankengängsn bekennt. Wie groß die Bedeutung jeder einzelnen Ausstellung dieser drei — und Amerika eingerechnet vier — Staaten auch sei oder wie klein, sie stellen doch auf jeden Fall die Tatsache dar, daß der Völkerbund allgemach damit rechnen muß, nicht mehr bloß das Instrument zur Be sitzgarantierung der Sieger st aa- t e n zu sein. Spanien und Argentinien werden voraussichtlich dem Völkerbund nicht auf die Dauer fernbleiben. Sie haben gewiß nicht all die Zeit müßig gesessen, sondern Wien sich das „noch nicht sehr bemerkenswerte" Friedens werk des Völkerbundes, wie der englische Dele gationsführer in Genf es nennt, sicher recht genau betrachtet. Wer weiß, mit welcher Denk weise sie kommen werden? Es sind ja alles sehr ungleiche Gesellen, die von ihrer geschicht lichen Not da zusammengeführt werden, aber wenn aus ihrem gemeinsamen Bemühen schließ lich nur soviel herausspringen sollte, daß alle Welt klar würde über die wahren Absichten der Leute in Genf, so wäre immerhin das Ergebnis „bemerkenswert". V. D. Woher die Not der Landwirtschaft? Weil die Preise für landwirtschaftliche Er zeugnisse nicht wesentlich anders sind, als die Preise der Vorkriegszeit waren, wahrend alle Gegenstände des landwirtschaftlichen Herein kaufes und alle Auflagen für Steuer und Hypo thekzinsen weck höher sind als vor dem Kriege, ist es der Landwirtschaft unmöglich, das sür ihre Existenz oder gar für ein Borankommen erforderlich« Mehr zwischen Kosten und Ein nahmen herauszuschlagen. Deswegen ist sie verschuldet und nmß dauernd mehr verschulden, wenn nicht Wege gefunden werden, die ihre Arbeit wieder lohnend machen. Vom Niedcrkartät'chen. Das Saargebiet war früher ein Land, das sich wie kein anderes aus das Wohlwollen und den Gerechtigkeitssinn seines Königs verließ. Der Bergmann an der Saar wußte noch nicht, was Streiken heißt, er sprach vielmehr: „Wann's nit klappe will, geh'n mer zu unserm Willem!" Dieser Willem war der alte Kaiser, der im Saarlande kein Fremdling war. Als dann tatsächlich einmal Bergleute in der glei chen Vertrauensseligkeit klagesührend zum Wil lem, aber zum anderen, dem jungen, kamen, hatte dem ein unseliger Geist die Antwort ein geblasen: „Wenn ihr nicht Ordre pariert, lasse ich euch niederkartätschen!" Von dem Tage an wars aus mit der Liebe im Saargebiete, und nicht nur bei den Bergleuten. In Schlesien sollt« dieser Tage bei Landwirten zwangsversteigert wer den. Man weiß, warum da zwangsversteigert wird, und an tausend Bauern sollen zusammen gekommen sein, die Versteigerung zu stören. Da ließ man dem Königswort« von damals die Praxis von heute folgen und trat mit Maschinenpistolen und Karabinern gegen die Bauern auf. Ob der Bauer recht tut oder nicht mit seinen notgeborenen Zusammenrottereien, ist nicht die Frage, die hier im Vordergründe steht. Aber die anders ist von Interesse, wieviel „Lieb e zum Vaterland" man wohl erwirbt mit dieser neuen Schieß gewehrmethode. Der Gerichtsvollzieher mußte unverrichteter Dinge wieder einpacken. Hatte ers nicht auch ohne Kriegsgerassel tun können, ohne daß darüber das Reich zugrundegegangen wäre? Der bayerische Gartenbau wehrt sich! Die obersten bayerischen Behörden lassen sich gewiß nicht ohne Not nachsagen, daß sie einem wichtigen Berufsstande gegenüber gleichgültig seien. Also muß man wohl an nehmen, daß sie in Verlegenheit waren, als der Landesverband der bayeri schen Gartenbaubetriebe sie zu einer Versammlung einlud, in der die Notlage des Gartenbaues und insbesondere auch di« bayerische Verworrenheit in der Hand Nr. IS. 2S. S. 1V78 habung des ArbeitSzeitgesetzeS gegenüber dein Gartenbau besprochen werden sollten. S ' kamen nicht, und von einem Abstandsschreibe, wie er sonst bei höstichen Leuten kein Feh., ist, liest man auch nichts. Um so deutlicher hat ihnen die Gärtnerschaft in ihrer En!- schließung gesagt, um was es sich dreht. El ist historisch begreiflich, daß vom Staub der steifen spanischen Ueberlieferungen des Mün chener Hofes noch allerhand zwischen denAlteu- schränken sitzt, aber es muß auch in der Nepu- blik Wahrheit bleiben, daß die Regierung fürs Volk und nicht das Volk für die Regierung da ist. Und Angst vor den bayerischen Gärknern ist nicht nötig. S e denken nicht daran, ihren Behörden Maschinen pistolen vor die Brust zu halten. Wirtschastsanstieg. Die Ausweise unserer großen Banken für 1927 sind in letzter Zeit erschienen und zeigen als Gradmesser sür den Wirtschaftslauf ein erfreuliches Bild. Die Bankumsätze sind durch weg stark in die Höhe gegangen (um 25 bis 40°/»), und bei einigen der Bankleitun- gen berührt sehr sachlich ihr Eingehen auf die Verkettung des Arbcits- und Finanzlebens. Der allgemeine Anstieg der Umtriebssummcn ber unseren Banken ist gewiß ein erfreuliches Zeichen, denn der Taler gebärt im Rollen und nicht im Schlafe. So müssen wir selbst der Erkenntnis gegenüber, daß der Geldzuwachs bei unseren Banken zum nicht geringen, ja, wahr- scheinlich zum weitaus größten Teile ans den geborgten Fremdgeldern herrührt, süßsauer uns zufricdengeben. Wir wollen aber hoffen, daß die erhöhte Wirtschaft-Möglichkeit, die das fremde Geld im Lande schafft, ein wenig neben unserer Arbeit mithelfen möge, wieder eigenes Kapital zu bilden und mit diesem wieder auf eigene Füße und von den Schulden loszukommeu. Der EisenpreiS ist auf dem Weltmarkt« gestiegen, zugleich haben die deutschen Werke eine Erhöhung ihrer Stahl- quot« beim internationalen Kartell durchge- setzt. Wie jede Belebung eines Wirtschafts zweiges, wird auch diese dem Ganzen nütz lich sein. Zor Streikseuche. Ein« bemerkenswerte und ausgesprochen süd deutsche Kundgebung hat angesichts der zur Zeit allenthalben umgehenden Streikneigung die bayerische Regierung ins Land gegeben: Einigt euch friedlich, verständigt euch, aber unterbrecht nicht den Wirtschaftsgang, von dem wir doch alle leben müssen, streikt nicht! — So spricht der gesunde Menschenverstand. Aber Klassenverstand, Parteiverstand und gesunder Menschenverstand sind leider nicht immer das selbe. Hand-iU-Hand, die Spargier voran! Die schönsten Pveisvcreinbarungen mit Ver brauch er gruppen haben keinen nennenswerten Sinn, wenn der Erzeuger als einzel ner dasteht. Er wird nicht abgewiesen wer den von jenen Gruppen, aber er wird ihre Bedingungen weder hinfichtlich der Mengen „20 22 46 landen wir, nicht wahr?" „Ja, meine Mutter wird dort sein. Darf ich dich vorstellen?" „Ich weiß nicht, Kind, wer mich erwartet. Sollten wir getrennt werden, so rufe ich dich an." Versprich mir, Michael, daß du mich an- russt!" sprach sie plötzlich schnell, drängte sich bittend an ihn und legte ihren rechten Arm auf seine Schulter. Singer sah in ihre Augen, in denen Plötzlich Angst aufblitzte. „Versprich!" flüsterte sie und hielt ihm ihre schmale Hand offen hin. Michael fühlte unangenehm, daß man sie beobachtete. Er reichte ihr mehr, um Aufsehen zu vermeiden, als aus freiem Willen seine Hand, die sie fest drückte. Anrufen konnte er ja immer hin . . . Der grelle, heisere Schrei eines Schlep pers zerriß die Luft: Pier 46 war erreicht, der Dampfer legte sich langsam, ganz lang sam quer zum Strom, während aller Augen auf den zweistöckigen Pier gerichtet waren, dessen oberes Stockwerk schwarz von Men schen war. Einige weiße Tücher flatterten in der Sonne, immer mehr leuchteten auf, bis über der Menge ein Wehen und Schwen ken von Taschentüchern und Hüten war. Welches gilt mir? Nun fuhr das Schiff langsam mit ver löschender Kraft an den Pier. Ein Raunen ging durchs Schiff. Wem galt dieser Empfang? Eine neugierige Unruhe bemächtigte sich der Passagiere. Plötzlich tauchte auf dem Promenadendeck ein Mann mit einer großen Kainera in der Hand auf. Keiner wußte, wie er aufs Schiff gekommen war, das mit ganz geringer Fahrt an den hölzernen Bohlen des Piers vorbeischrammte. „Hallo? V/do w dir. Linker?« schrie er mit feuerrotem Kopf unter der knallgelben Schirmmütze. Singer war erschrocken — — es kannte ihn doch keiner. „Mein Name ist Singer, Michael Singer, was ist los? Suchen Sie Mich?" fragte er, schnell auf den Mann zu tretend. „Ich bin so erfreut, Sie kennen zu lernen, Mr. Singer!" sagte der flinke Mann und schüttelte Singer die Hand. . Dann trat er, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drei Schritte zurück, drückte auf einen Knopf seiner Kamera. „Thanks!" sagte er noch schnell und ver- schwano, wie er gekommen war. Singer sah ihm verblüfft nach, wie er rn rasendem Laus verschwand. Einige Se kunden später war er schon wieder auf dem Pier und brach sich rücksichtslos Bahn durch die Meng«. Gleich darauf sprang er in ein auf dem Pier stehendes Auto, das sofort in voller Fahrt verschwand. Singer stand nun allein auf dem Dock. Die anderen winkten Freunden und Verwand ten zu und hatten sich schon zur Laufbrücke begeben. Er hatte den Berichterstatter mit den Blicken verfolgt. Verständnislos... Dieser Empfang konnte doch unmöglich ihm gelten! Er betrat nun auch die Laufbrücke, zum erstenmal in seinem Leben nicht Herr der Situation. Ein breitschulteriger Danke« in tadellosem hellgrauen Anzug trat auf Singer zu, ver neigte sich korrekt: .Oliver M. Wardfield, Präsident der Mechanical Engineering Society." Er ver neigte sich nochmals: „Sie sind wahrschein lich Mister Michael Singer, der geniale Er finder, den wir di« Ehr« haben, unseren Gast zu nennend Allerdings bin ich Michael Singer — aber dieses," er deutete mit einer Handbewegung auf die große Menschenmenge, die ihm ihr ,Hallo" entgegenschmetterte, „dieses hier ist doch zweifellos ein Irrtum." „Welchs Bescheidenheit," sagte Oliver M. Wardfield laut und drückte ihm noch ein mal kräftig die Hand. Singer ergab sich in sein Schicksal, es würde sich schon alles aufklären. Seine Er findung sollte doch geheim gehalten werden — oder? — — sollte irgendwie etwas an die Oeffentlichkeit gedrungen sein? Er schritt mit ernstem Gesicht hinter dem breiten, hellgrauen Rücken Wardfields auf den bereitstehenden Wagen zu, dessen Nickel und Spiegelglas in der Sonne funkelte und gleißte. Geräuschlos und weich fuhr der Wagen an. Die Zollrevision war durch einen Wink der großen, graubehandschuhten Hand Ward fields überflüssig geworden. Das Neuhork, das Singer mm zu sehen bekam, war eine große Enttäuschung. Nie drige, schmutzige Häuser, in den häßlichsten Formen gebaut, die je ein Bauunternehmer erfinden konnte, u.m Geld zu sparen. — Trostlos. — Die wunderbare Einfahrt von Reuyork — und diese Enttäuschung. Wardfield tippte Singer mit dem Finger an und hielt ihm eine übergroße Zeitung hin. In der fettge druckten Ueberschrift las er seinen Namen: „Neuyork—Hamburg in zwei Tagen." „Der Erfinder des neuen Schiffes landet heute 1 Uhr Pier 46!" Eine enggedruckte Spalte folgte, nun ver stand er. „Wir haben alle Zeitungen benachrichtigt. Ich versprach Ihnen meine Unterstützung, weil Ihr Plan für mich etwas Frappierendes hat. Ich setze mich selten für eine Sache ein. Ihre Idee aber interessierte mich vom ersten Augen blick an. Sie haben Glück gehabt, junger Mann, daß ich mich für Sie interessiere. Ihr Bild ist heute abend in allen Zeitungen. Ich kenne meine Neuyorker. Sie smd heute, auch rnorgen noch begeistert, dann aber gibt es wieder eine andere Sensation. Morgen abend halten Sie einen Vortrag über Ihr« Erfindung in Carnegiehall, Sie scheinen ja ganz gut englisch zu sprechen." „Aber, Mr. Wardfield, das ist doch un möglich!" „Nonsens — nichts ist unmöglich, der Stein rollt. Sie können ihn nicht mehr aufhalten." Der Wagen fuhr nun den berühmten Broad way hinauf. Sie bogen bald in eine Neben straße ein, eine breite, von großen Kande labern flankierte Einfahrt tat sich auf. Sie fuhren in den Hof des am oberen Bvoadway gelegenen Sinclair-Hotels, der ein Stück Riviera darzustellen schien. Die Ok tobersonne vergoldete die oberen sechs Stock werke des Gebäudes, sonst lag der Hof im blauen, kühlen Schallen. Ein riesenhafter Neger riß den Schlag auf. „Wollen Sie, bitte, dort hinaufgehen", sagte Wardfield mit verbindlicher Handbewe- gung und ließ Singer die Freitreppe zum Portal hinaufgehen. In der Halle wurden sie von einem Heer von Berichterstattern empfangen. Wardfield hob seine Hand zum Zeichen, daß er sprechen wollte. Das murmelnde Geräusch der im gedämpften Ton geführten Unterhaltung verstummte so fort. Höchste Spannung malte sich aus allen Gesichtern. „"Gentleman!" begann er, „unser lieber Mr. Singer, den ich als erster in den Staaten zu begrüßen die Ehre habe, sagte mir, er wäre sehr abgespannt. Er ist überarbeitet. Er hat mir eben große Dinge erzält und bringt eine Erfindung mit sich, die umwälzend sür den ganzen Schiffsbau der Welt sein wird. Mehr kann auch ich noch nicht sagen. Ich hoffe, heute abend mehr zu erfahren." Er strich sich mit gcspielt-aufgeregter Geste über die spärlichen Haare, verbeugte sich kor rekt gegen die Berichterstatter und bezeichnete mit überaus höflicher Arinbewegung Singer den Weg zum Lift. Die Berichterstatter stoben auseinander. Ein kleiner, schwarzer Mann, der Bankagent der Firma I. C. Strauß L Co., liefen ein« Telephonzelle und erstattete Bericht: Schiffs Papiere in möglichst großem Umfange ab stoßen, dafür Bethlehem Steel Aktien kau fen! Er hängte ein und verzog seinen Mund zu einem nervösen Lächeln. O ja, er kannte die Zusammenhänge. Ward- field war erster Direktor der Bethlehem Steel Company, er schien sich ja sehr der Sache anzunehmen! Sam Nataly setzte sich in einen beauemcn Armstuhl und legte die Füße auf ein vor ihm stehendes Tischchen. Er blickte befriedigt in die Rauchbilder seiner Zigarette und harrte der Dinge, die da kommen sollten. * „Sie sagen, du wirst wieder znrückgeschickt." „Nie und nimmer gehe ich wieder nach Deutschland zurück," sagte Win und stampfte wütend mit dem Fuße auf! „Armer Junge," sprach Ruth mit ihrer weichen Stimme und versuchte durch die Gitter stäbe den Kopf des Gefangenen zu streicheln. Er sah sie mit einem Blick voll innigster Dankbarkeit an. „Das traurigste ist," begann Win, „daß wir uns nie wieder sehen werden. Fm besten Fall kann ich irgendwie entfliehen und dann bestimmt nicht in Ncuyork bleiben. Sollte ich aber doch zwrückgeschickt werden, versuche ich in England an Land zu kommen oder —" Sie verschloß ihm den Mund mit ihrer Hand. Ein Steward kam mit einer großen Kumme Essen. Er reichte sie ihm wie einem Schwer verbrecher durch die Klappe. Auch Ruth nuißte zum Essen gehen. Win aß traurig und ^ohne Appetit sein erstes Mahl im freien Amerika ... im Ge fängnis. Die Abendsonne lugte in sein kümmerliches Gemach und nmlte eine goldene Scheibe auf die eiserne Tür. Er kletterte die schräge Ab schlußwand seines Kerkers hinauf und klam merte sich an der Vergitterung des Bullauges fest. Die Sonn« schickte sich an, hinter der Steilküste von New Jersey zu versinken. Ein langer goldener Streif ergoß sich auf das Wasser. Ein wilder Freiheitsdrang bäumte sich in ihm auf. Wer in der Welt hatte das Recht, ihn ohne Grund von der Sonne, dem Licht und den anderen Menschen abzusperren? Wütend zerrte er an der Vergitterung des Fensters, und -—da — ein Stab gab nach. Ja, er ließ sich ganz einfach zur Seite schieben. Er war in der Mitte zersägt. Auf der Stelle reifte der Entschluß. Er schob die Stäbe vollends auseinander und versuchte, den Kops hindürchzuzwänucu — Es ginL.
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