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No. 4. Beilage zu „Der Handelsgärtner." Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig-Gohlis. Sonnabend, den 25. Januar 1908 Aus der Zeit —für die Zeit! Die Reichsbank hat den Wechsel diskont von 71/2 auf 61/20/0 und den Lombard- Zinsfuss von 81/2 auf 71/2//0 herabgesetzt, nach dem schon die Bank von England mit einer Ermässigung vorangegangen war. Das klingt wie ein erlösendes Wort! Hatte man doch schon geglaubt, dass diese Herabsetzung noch in weite Ferne gerückt sei und die trostlosen Geldkalamitäten fortdauern würden. Von grossen Sorgen S sind die Grundbesitzer heimgesucht, welche zweite Hypotheken auf ihrem Grundstück haben, und dieselben gekündigt erhalten. Sie sind beim besten Willen nicht imstande, das Geld zu schaffen, und wir haben Fälle in Erfahrung gebracht, wo vermögende Hypothekarier die günstige Gelegenheit benutzen, durch eine Zwangsversteigerung auf die billigste Weise das Grundstück an sich zu bringen. Das sind beklagenswerte Zustände, und wir wollen hoffen, dass bald eine weitere Besserung auf dem Geldmärkte zu konstatieren ist. Ueber die ländlichen Postverhältnisse wird auch in gärtnerischen Kreisen viel geklagt. Die Handelskammer Leipzig führt über eine postalische Einrichtung Beschwerde, die den städtischen Geschäften mit bürgerlicher Kund schaft Abbruch tut. In den Ortschaften, deren Verkehr nicht gross genug ist, um die Er richtung eines Postamtes zu ermöglichen, sind Postagenturen bei Gemeindevorstehern, Lehrern, Gastwirten, aber auch bei ländlichen Detaillisten, Produktenhändlern usw. eingerichtet. Dadurch entstehen Misshelligkeiten, weil niemand am Orte den Geschäftsmann am Platze wissen lassen will, dass er wo anders gekauft hat. Die In haber der Postagenturen aber forschen aus, was in den Paketen ist, lesen die Postkarten und es kommt dann zu Reibereien. Oft lässt man sich deshalb die Sachen an eine befreundete Adresse im Nachbarort schicken. Die Leip ziger Handelskammer will, dass die in dieser Beziehung gemachten Erfahrungen gesammelt und zu einer Petition entsprechend, verwandt werden. Das Gesetz über die paritätischen Ar beitskammern, das bekanntlich die Ge nehmigung des preussischen Staatsministeriums erhalten hatte, ist den übrigen Bundesregierungen zur Prüfung und Begutachtung zugegangen. In diesen Arbeitskammern sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer paritätisch vertreten sein. Für die Gärtnerei dürfte vorläufig, soweit wir unter richtet sind, eine solche Kammer nicht in Frage kommen. Grosse Unruhe hat die drohende Ver teuerung des Gebrauchs von Fern sprechern im Publikum hervorgerufen. Ist doch der Fernsprecher auch für den Gärtner ein unentbehrliches Verkehrsmittel, da gerade er gezwungen ist, fernab von den grossen Städten seine Kulturen zu betreiben. Nach dem Plane, der in der Konferenz vom 7 Januar den Vertretern der Industrie, des Handels, der Landwirtschaft und des Handwerks unterbreitet wurde, soll der Tarif folgende Gestalt erhalten: 1. Die Pauschgebühr wird aufgehoben. Es gibt nur noch Anschlüsse gegen Grund- und Gesprächsgebühren'. 2. Die Grundgebühr beträgt in Netzen von 1— 1000 Anschlüssen . , . 50 Mk. 1001— 5000 Anschlüssen ... 65 Mk., 5001—.20000 Anschlüssen ... 80 Mk. 20001—70000 Anschlüssen ... 90 Mk. mehr als 70000 Anschlüssen für jede angefange nen weiteren 50000 Anschlüsse für je 10 Mk. mehr. 3. Für jede hergestellte Verbindung wird eine Einzelgesprächsgebühr von 5 Pfennigen erhoben. Wenn in einem Rechnungsjahr von einem Anschluss aus mehr als 2000 Gespräche geführt werden, ermässigt sich die Gebühr für die Gespräche von 2001—6000 um 1/2 Pfennig und für die weiteren Gespräche um je 1 Pfennig. 4. Der Teilnehmer darf sich von Dritten für das Gespräch im Ortsverkehr einen Beitrag bis zur Höhe von 10 Pfennig erstatten lassen. 5. Die Ferngebühren betragen bis 25 Kilo meter 20 Pfg., bis 50 km 25 Pfg., bis 100 km 50 Pfg., bis 250 km 75 Pfg., bis 500 km 1 Mk. bis 750 km 1,50 Mk., bis 1000 km 2 Mk., über 1000 km für jede weiteren 250 km 50 Pfg. mehr. Das bedeutet eine weitere Schädigung des Verkehrs und wir wollen hoffen, dass die be reits von vielen Verbänden erhobenen Proteste von Erfolg begleitet sein werden. Gerade auch aus gärtnerischen Kreisen sollte mit einer Peti tion an das Reichspostamt vorgegangen werden. Die reisenden Kaufleute aller Kultur staaten streben eine Internationale Liga an, die auf einem Kongress im Juni dieses Jahres in Paris beschlossen werden soll. Deutsch land verhält sich zur Zeit noch abwartend. In Stockholm ist eine schwedisch argentinische Handelskompanie in der Vorbereitung begriffen. Nebenkontore sollen in Gothenburg, Buenos-Aires und Monte video errichtet werden. Der Hauptsitz wird in Stockholm bleiben. Das Höchstkapital wird auf 6 Millionen Kronen beziffert. Mit der neuen dänisch-argentinischen Linie dürfte das schwedische Unternehmen in Wettstreit treten. Die Bestrebungen, zwischen den euro päischen Staaten und Argentinien wirtschaft liche Beziehungen anzuknüpfen, sollten auch in Deutschland noch energischer betrieben werden. Die verschiedenfachen Demonstrationen, welche jetzt von Berlin aus Anlass der Be ratungen des Wahlrechtes im preussischen Land tage und aus Anlass der Arbeitslosigkeit stattgefunden haben, zeigen, wie wert die Ver hetzungen der Agitatoren unter Umständen führen können. Dass durch solche Gewalt massregeln etwas erreicht wird, ist natürlich ganz ausgeschlossen, und der einzige Effekt, der auf das Konto der sozialdemokratischen Hetzer zu schreiben ist, wird sein, dass wieder eine grössere Anzahl von Tumultuanten hinter „schwedische Gardinen“ kommt. Fürst Bü low hat im Reichstag vor weiteren derartigen aufrührerischen Szenen gewarnt und mit Recht betont, dass sich die Regierung durch solche Massregeln nichts abtrotzen lässt. Die Handelskammer zu Hamburg spricht in ihrem Jahresbericht darüber, dass die dortigen Kaufleute über die einzureichende Festsetzung der Sachverständigen-Gebühren durch die Ge richte klagten. Wir haben darüber im „Han delsgärtner" uns schon früher einmal geäussert und auch hervorgehoben, dass die Zeugen gebühren nicht im geringsten geeignet seien, den Sachverständigen für die Einbussen zu entschädigen, die er erleidet. Die Hamburger Handelskammer meint, dass die Bemessung der Gebühr nach dem Höchstsätze von 2 Mark für die Stunde, überhaupt nach der Stunden zahl, in keiner Weise dem Masstabe entspricht, den selbständige Kaufleute bezüglich Bewertung ihrer Zeit und ihrer Arbeit anzulegen gewohnt und berechtigt sind. Hoffentlich kommt es nicht nur in Hamburg, sondern auch in den übrigen Staaten bald einmal zu einer Revision der betreffenden Gebührenordnungen. Hannover ist durch Eingemeindungen seit dem 1. Oktober vorigen Jahres an Areal die zweitgrösste Stadt des Deutschen Reiches (9960 Hektar gegen Köln mit 11119 Hektar) ge worden. Der Gürtel um die alte Stadt wurde von den daselbst angesiedelten Gemüsegärtnern (den sogenannten Gartenleuten) gebildet. Der grösste Teil derselben war in der „Garten gemeinde" zusammengefasst und gehörte zum Gerichtsschulzenamt Hannover. Nach und nach sind nun diese ganzen Landgebiete der Altstadt Hannover eihverleibt worden, ohne übrigens dadurch teilweise ihren Charakter als Gartenland eingebüsst zu haben. Innerhalb des jetzigen Stadtkreises Gross-Hannover liegt als nicht dazugehörige Enklave der „Königliche Schloss- und Gartenbezirk Hannover“ und die „Königlichen Gärten zu Herrenhausen". Champignon-Kulturen im freien Lande. Von E. H. Mey er-Braunschweig. Der bedeutendste Champignonzüchter in Deutschland dürfte unstreitig J. Perremanns in Rühme bei Braunschweig sein. Neben seinen eigenen grossen Kellereien ist er noch Leiter mehrerer grosser Kulturen in anderen Städten. Es soll für ihn zwar hier keine Reklame ge macht und auch kein Loblied angestimmt werden; aber man darf es nicht unterlassen, ihn als den Erfinder der Champignon-Freiland kulturen zu würdigen. Als früherer Leiter der grossen Kellereien der Gebr. Grahe in Braunschweig hat er in Gemeinschaft mit dem verstorbenen Chef der Firma Gustav Grahe, welcher die Konserven industrie zu hoher Blüte brachte, die umfas sendsten Versuche gemacht. Oftmals schlugen sie fehl, aber Mittel und Energie halfen das Werk zum Segen der deutschen Gärtnerei mit der Zeit vollenden. Die Champignons werden immer mehr be gehrt; da ausserdem zu dieser Methode nur Mist, Brut und Arbeitszeit erforderlich sind und da der Dünger zu einer Zeit benutzt wird, wo er billig ist und, im Falle die Sache einmal nicht klappt, dem Lande zu gute kommt, so kann man ruhig Versuche machen. Die Frei landkulturen sollen in Ertrag kommen, wenn die Nächte lang werden und keine Maden mehr zu befürchten sind, also Ende August oder Anfang September, im Norden früher, im Süden später. Zehn Wochen zuvor muss der Dünger an gefahren werden. Dass nur reiner, kurzer Pferdedünger aus Ställen, wo wenig Grünes gefüttert wird und wo nicht desinfiziert ist, verwendet werden darf, weiss jeder Gärtner, ebenso wird jeder wissen, dass der Dünger auf Haufen, 1 m hoch, 1 m breit, in beliebiger Länge, wenn möglich unter Dach, gepackt und nun alle drei Tage umgestochen wird, um nach 21—24 Tagen zur Anlage verwendet zu werden. Diese Vorbedingungen sind überall erforderlich. I. Brut. Zu allen Anlagen gehört gute Brut; in nichts wird mehr gesündigt, als mit dem Handel von Champignonbrut. Zu den modernen Kulturen verwendet man niemals mehr Brut aus abgetragenen Beeten, sondern man nimmt diese stets aus Beeten, welche dicht vor dem Ertrage stehen, heraus und be spickt damit die neuen Anlagen und nennt diese Brut „ Jungfernbrut". Es wird auch darnach gestrebt, von nur den besten Ertragsstellen eine Brutnachzucht zu machen, da man behauptet, Champignons degenerieren genau so, wie andere Kultur gewächse, so dass ein altes Sprichwort aus dem Anakreon: „Auch die köstlichste Saat, rein und edel gezüchtet, endlich artet sie aus" hier volle Geltung hat. Ferner behaupten nam hafte Züchter, dass es verschiedene Varietäten in Champignons gibt. II. Anlage. Die Anlage geschieht ent weder in den Gärten oder im freien Felde. Der Grund und Boden soll so sein, dass er trocken liegt, er soll kein Grundwasser auf 75 cm Tiefe, enthalten. Es dürfen bei starken Niederschlägen sich keine Sümpfe bilden. End lich soll er auch nicht zu schwer sein, um ihn als Deckerde verwenden zu können; ist dieses nun nicht zu erreichen, so muss Deckerde durch Beigabe von Sand, Torfmull oder dergl. hergestellt werden. Die Beete werden so gelegt, dass die Er tragsfläche nach der Richtung hin liegt, dass der kalte Herbstwind und die Niederschläge nicht direkt diese berühren. Kommt der Wind in der Hauptsache, wie hierorts, aus dem Westen, so legt man die Beete von Süd nach Nord, der Hügel kommt dann gegen West und die Erntefläche gegen Ost. Der Abstand des einen Beetes von dem anderen beträgt 2 m, das Beet selbst wird 40 cm breit abgesteckt und das Erdreich 15 cm tief ausgehoben. Dieses Erdreich wird an die Hinterkante des Beetes in einen stumpfen Hügel gesetzt und festgeklopft wie beim Spargel bau. In dieses Beet kommt nun der Dünger, und zwar in Hügelform, an die Hinterseite des Beetes gelehnt, und so viel, dass er, wenn er festgetreten ist, 20 cm hoch liegt. Auf den Dünger kommt sofort 5 cm Deckerde, welche aus dem nächsten Beete entnommen wird. So geht es von Beet zu Beet, bis der Dünger auf gebraucht ist. Nach acht Tagen wird die Brut gelegt, auf je 30 laufende Meter Beet rechnet man 1 kg gute Brut. Die Brut wird in zwei Reihen, die eine unten an der Sohle, die andere oben am Kopfe, mit 20 cm Abstand in den Mist gelegt, wobei die Vorsicht zu beobachten ist, dass keine Erde hineinfällt. Dann kommt noch weitere 5 cm Deckerde aus dem Wege darauf, hierauf wird alles festgeklopft und die Anlage ist fertig. Der Kopf des Hügels und die Hinterkante werden noch bepflanzt mit irgend einem Artikel, welcher bis zum Herbst ab- geerntet ist: Sommerblumen oder Gemüse. Sollte starke Dürre eintreten, wird wöchentlich einmal gegossen. Von Ende August an, wenn die Nächte lang werden, ist das Giessen ganz überflüssig. III. Die Ernte. Die Ernte beginnt 6 bis 8 Wochen nach der Anlage. Dass die Pilze herausgedreht werden müssen und dass sie, je kleiner sie sind, desto besser im Absatz, und je grösser sie sind, um so vorteilhafter für den Vermischtes. Kleine Mitteilungen. — Das Protektorat über die Grosse Inter nationale Gartenbau-Ausstellung Berlin 1909 hat der Minister für Landwirtschaft von Arnim- Criewen übernommen. — Um der Preis schleuderei mit Rosenblumen entgegenzutreten, hat die Ortsgruppe Pinneberg des „Ver bandes der Handelsgärtner Deutschlands" den Preis auf Mk. 0,80 für kurzgeschnittene, und Mk. 2,50 für langgeschnittene Blumen pro hundert Stück für den Engrosverkauf während der Sommer- und Herbstmonate festgesetzt. — Die Gemeinden des Kreises Witzenhausen (Prov. Hessen) hat im verflossenen Jahre 10 669,50 Mk. für Obst gelöst. — Zur Hebung des Obstbaues im Kreise Lehe sollen mehrere tausend Obstbäume mit Staatsunterstützung angekauft und an Interessenten zu ermässigten Preisen weiter gegeben werden. — Aus Italien wird gemeldet, dass neuerdings wiederum starker Frost eingetreten ist, der vielfach grossen Scha den anrichtete. — In Weimar beabsichtigt der Verein Frauenbildung eine Gartenbauschule für Mädchen und Frauen einzurichten und hat zu diesem Zweck ein geeignetes Grundstück er worben. — Carl Rosbiegal-Königsberg t. Im Alter von 81 Jahren starb am 13. Januar 1908 der Senior der dortigen Handels- und Landschafts gärtner, Carl Rosbiegal. Er war ein be kannter und geachteter Fachmann, der sich be sonders auf dem Gebiete des Obstbaues und der Landschaftsgärtnerei reiche Kenntnisse er worben hatte. R. wurde von selten seiner Berufsgenossen sehr geschätzt und geachtet und war 17 Jahre lang Ehrenmitglied des Danziger Gartenbau-Vereins. Unter zahlreicher Beteiligung wurde er zu seiner letzten Ruhestätte geleitet. — Vom Kapitel der Sortenberechtigung bei Gemüsen. Es wurde schon früher auf die Versuchsergebnisse bei der Prüfung'von Gemüsesorten in den Vereinigten Staaten hingewiesen. Dr. W. Tracy, Gärtner von Beruf, Beamter des „Bureau of Plant Industry“, den Namen welches Institutes man allenfalls mit „Gärtnerei-Amt" übersetzen könnte und das diese Versuche ausführen lässt, berichtete über die Versuchsergebnisse in der Landwirt schaftskammer des Staates Massachusetts. Schon früher wurde von dem Bureau eine Broschüre veröffentlicht, die 502 von ameri kanischen Samenhändlern gekaufte Sorten von Gartenbohnen kritisch bespricht. Von diesen 502 Sorten liessen sich bei strenger Sichtung nur 164 als deutlich von einander abweichend aufrecht erhalten und einige dieser 164 waren wieder einander so ähnlich, dass die Annahme, sie seien innerhalb weniger Jahre durch Zucht wahl aus einer anderen gewonnen, nahe lag. Bei vielen Sorten wird dies auch der vom Züchter eingeschlagene Weg gewesen sein. Ein neuerdings vorgenommener Versuch betraf Salatrüben oder Rote Beete. Zu diesem Versuch waren Muster unter 214 verschiedenen Namen von den zuverlässigsten europäischen Züchtern und auch von amerikanischen Samen- händlern eingekauft. Diese 214 Sorten liessen sich mit Leichtigkeit auf 20—25 verschiedene Typen zurückführen und die so aufgestellten Typen zeigten jede unter sich grössere Gleich mässigkeit der Rübenform und -Farbe als die meisten der 214 Sorten. Bei jeder dieser Sorten befand sich unter der Aussaat wenigstens ein kleiner Prozentsatz — 5 bis 10 °/ 0 — nicht sortenechter Pflanzen; einige Muster waren so gemischt, dass man zwei verschiedene Typen hätte herauslesen können, so dass man oft nicht recht wusste, welcher Klasse man die Sorte einreihen sollte. Ausserdem zeigte sich bei ein und derselben Sorte, wenn diese aus verschiedenen Bezugsquellen (oft bis zu 12 Firmen) bezogen war, eine sehr weitgehende Verschieden heit in den typischen Merkmalen. Anderer seits stellten in vielen Fällen die Sorten nichts weiter als Verbesserungen oder Reinzüchtungen einer anderen dar oder sie unterschieden sich nur durch die grössere oder geringere Sorgfalt, mit der die Sorte, wie man sagt, „rein ge züchtet war“. Ein im Jahre 1904 erschienener Bericht .des „Bureau of Plant Industry" er wähnt 446 Sorten Salate, die auf etwa 114 zurückgeführt werden, und unter diesen 114 sind natürlich noch viele einander nahestehende. Verglichen mit einem neun Jahre vorher ver öffentlichten Bericht der New-Yorker Ver suchsstation befinden sich unter den 446 nur 76 Sorten aus der älteren Liste und mindestens 150 sind anscheinend erst in dem Zeitraum von neun Jahren neu in den Handel gekommen. Der Bericht von 1895 enthielt sogar 585 Sorten, darunter 328 amerikanischer Herkunft, von denen etwa 87 als genügend abweichend und charakteristisch gelten konnten. Wie man sieht, bietet sich hier noch ein weites Feld für klärende Versuche, die freilich nur mit Staats unterstützung durchgeführt werden könnten. — Für eine städtische Obstbaukolonie bei Essen wird ein Teil des von Frau Krupp ge schenkten etwa 200 Morgen grossen Terrains süd lich des Mühlenbachtales in Vorschlag gebracht. Man erwartet, dass die Anlage bei günstigen Bodenverhältnissen und der vorteilhaften Lage, sich in einigen Jahren recht gut verzinsen kann. Aller Voraussicht nach wird die Stadt diesem Projekt näher treten. — — Die Lage des heimischen Gemüse- baues beschäftigte kürzlich die Delegierten- Versammlung der Obstbau- und Gemüsebau- Vereine des Herzogtums Anhalt. Es wurde hierbei hervorgehoben, dass vor allem der Zerbster Gemüsebau infolge der Konkurrenz des Auslandes, zumal durch die Einfuhr von Italien, Frankreich und Holland in einer Not lage sei, welche dringend der Abhilfe bedürfe. Die herzogliche Staatsregierung sowie die Land wirtschaftskammer haben bereits Mittel zur Verfügung gestellt und es soll ernstlich beraten werden, wie diese Notlage beseitigt werden kann. — Die Erweiterung der Parkanlagen Speckenbüttel ist von der Stadt Lehe be schlossen worden; gleichzeitig soll ein Preisaus schreiben veranstaltet werden, damit sich aus wärtige Gartenarchitekten durch Einsendung von Projekten beteiligen können. Als erster Preis sind 1000 Mk., als zweiter 750 Mk. und als dritter 500 Mk. vorgesehen. Weitere an nehmbare Entwürfe sollen eventuell für 250 Mk. angekauft werden. Die Unterlagen für dieses Preisausschreiben sind durch die Baukommission der Stadt Lehe zu beziehen. — Die Einführung eines Gesetzes zur Vertilgung der Blutlaus gab kürzlich Veran lassung zu einer Debatte in Braunschweig, anlässlich einer Versammlung der Gruppe Herzogtum Braunschweig und des dortigen Gärtner-Vereins. Baumschulenbesitzer Jauns aus Thiede befürchtet, dass ein solches Ge setz leicht die Einführung von Radikalmitteln, ähnlich wie das Reblausgesetz zür Folge haben könnte, und dadurch die Baumschulenbesitzer empfindlich geschädigt würden. Er glaubt, dass jeder Baumschulenbesitzer in eignem Interesse besorgt sein wird, die Blutlaus zu beseitigen. Ein Gesetz aber, welches dem Baumschulen besitzer den Verkauf von Bäumen verbieten würde, wenn daselbst Blutläuse vorzufinden wären oder eine Vernichtung der mit der Blut laus befallenen jungen Stämme anordnete, könnte nur dann zur Durchführung kommen, wenn die Blutlaus auch an den Staatsstrassen, wo sie häufig auftritt, nicht mehr zu finden wäre.