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Der Handelsgärtner
- Bandzählung
- 6.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf5
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824034628-190400003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824034628-19040000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824034628-19040000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Der Handelsgärtner
-
Band
Band 6.1904
-
- Ausgabe No. 1, 2. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 2, 9. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 3, 16. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 4, 23. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 5, 30. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 6, 6. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 7, 13. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 8, 20. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 9, 27. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 10, 5. März 1904 1
- Ausgabe No. 11, 12. März 1904 1
- Ausgabe No. 12, 19. März 1904 1
- Ausgabe No. 13, 26. März 1904 1
- Ausgabe No. 14, 2. April 1904 1
- Ausgabe No. 15, 9. April 1904 1
- Ausgabe No. 16, 16. April 1904 1
- Ausgabe No. 17, 23. April 1904 1
- Ausgabe No. 18, 30. April 1904 1
- Ausgabe No. 19, 7. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 20, 14. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 21, 21. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 22, 28. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 23, 4. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 24, 11. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 25, 18. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 26, 25. Juni 1904 1
- Ausgabe No, 27, 2. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 28, 9. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 29, 16. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 30, 23. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 31, 30. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 32, 6. August 1904 1
- Ausgabe No. 33, 13. August 1904 1
- Ausgabe No. 34, 20. August 1904 1
- Ausgabe No. 35, 27. August 1904 1
- Ausgabe No. 36, 3. September 1904 1
- Ausgabe No. 37, 10. September 1904 1
- Ausgabe No. 38, 17. September 1904 1
- Ausgabe No. 39, 24. September 1904 1
- Ausgabe No. 40, 1. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 41, 8. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 42, 15. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 43, 22. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 44, 29. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 45, 5. November 1904 1
- Ausgabe No. 46, 12. November 1904 1
- Ausgabe No. 47, 19. November 1904 1
- Ausgabe No. 48, 26. November 1904 1
- Ausgabe No. 49, 3. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 50, 10. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 51, 17. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 52, 24. Dezember 1904 1
- Register Register 4
-
Band
Band 6.1904
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- Der Handelsgärtner
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Lohn ohne Rücksicht auf die Lage der einzelnen Industrien und die eventuelle Schädigung nationaler Interessen fest zusetzen oder durch Streiks zu er kämpfen, aufs allerschärfste entgegengetreten werden. Dazu werden alle bestehenden Arbeit geberverbände zu einem Bunde zusammenge schlossen. Der Bund hat das nachstehende Arbeitsprogramm: 1. Arbeitsnachweis. (Zentralstelle sämt licher Arbeitsnachweise und Vermittelung von Arbeit mittels Rundschreiben sowie gegenseitige Aushilfe.) 2. Führung von Streik-Statistiken, Ver sendung von Berichten über Arbeiterver sammlungen und deren Beschlüsse usw. an die Interessenten. 3. Schiedsgericht für Differenzen mit den Arbeitnehmern. 4. Förderung der solidarischen Inter essen der einzelnen Arbeitgeber verbände durch gemeinschaftliche Aus sprachen. 5. Systematische Bekämpfung verhet zender Theorien und eine energische Abwehr der Verbreitung von Unwahrheiten. 6. Rechtsschutz und Unterstützung bei Lohnbewegungen. 7. Arbeit erwohlfahrts-Einrichtungen. Das ist ein Programm, das im wesentlichen demjenigen entspricht, welches bereits in den einzelnen Arbeitgeber - Schutzverbänden aufge stellt und durchgeführt wurde. Man ist auf dem betretenen Wege vorwärts gegangen, wenn man auch das Ziel noch nicht erreicht hat. Aber wir wollen hoffen, dass der Plan gelingt, und eine Arbeitgeberorganisation geschaffen wird, die zwar nicht an Mitgliederzahl wird mit den Gewerkschaften sich messen können, wohl aber an den nötigen Mitteln, um im Lohnkampfe eine sichere Position zu haben. Wir werden nun im Schlussartikel zu prüfen haben, wie sich die gärtnerischen Arbeitgeber diesem Plan eines Arbeitgeberbundes gegenüber verhalten sollen. Die Gartenbauausstellung in Düsseldorf. II. Die Lage der Düsseldorfer Ausstellung kann wohl kaum übertroffen werden. Das Terrain lehnt sich an den vornehmsten Stadtteil un mittelbar an und zieht sich vom Hofgarten, der bekannten städtischen Parkanlage, am Rhein entlang. Wenn der Besucher von fern auf dem Hauptbahnhof eintrifft, so muss er zunächst durch die ganze Stadt wandern oder fahren, bis er durch die hohen schattigen Alleen des Hofgartens, dessen Anlagen sich nahezu bis in das Zentrum der Stadt ziehen, unmittelbar an der vor wenigen Jahren neu errichteten Rheinbrücke den Haupteingang betritt. Die Allee führt direkt auf das grosse Parterre, welches vor dem imposanten Kunstpalast, dem räumlich grössten Gebäude der Ausstellung, gelegen ist und auf welches wir später zurückkommen. Vom Haupteingange links haben sich eine Anzahl grössere industrielle Firmen, welche Gewächshäuser, Heizungsanlagen etc. bauen, niedergelassen. Andere bekannte Geschäfte dieser Branchen haben ihre Bauten in den ver schiedenen Teilen des Ausstellungsparkes auf- gestellt. Die meisten der Anlagen sind bereits fertiggestellt und viele Gartenbau-Etablissements mit klangvollen Namen haben hier ihre Kultur beete , Bassins, besondere Kulturhäuser etc. angelegt. Wir nennen hierbei äusser dem Viktoria regia-Haus des botanischen Gartens in Hamburg und dem Nelumbienhausder Hof gartenverwaltung von Darmstadt, die Wasser becken von Henkel-Darmstadt und Runde- Wandsbek. Im Freien sind die kalten Bassins von Junge-Hameln, Goos & Koenemann- Nieder-Walluf, Henk el-Darmstadt, Fröbel- Zürich, Bischof-Duisburg. Weinkulturhäuser haben hier Hamkens-Wandsbek und C. Voll mer-Frankfurt (Main) angelegt, während 0. Beyrodt-Marienfelde-Berlin ein besonderes Orchideenhaus mit einer eigens hierzu konstru ierten Heizungsanlage baute. Ein zweites Viktoria regia-Haus ist vom botanischen Garten in Leiden (Holland) ausgeführt. Hieran schliessen sich ausserdem noch Palmen-, Warm- und Kalthaus-Kulturhäuser in den verschieden sten Dimensionen. Die ursprüngliche Ausdeh nung dieser Anlagen ist später ganz bedeutend überschritten. Vor allem war die Ausstellungs leitung sehr bemüht, eine grosse Zahl von Kulturhäusern zu erlangen, in denen die ein zelnen Ausstellungspflanzen und Sortimente vorkultiviert hezw. angetrieben werden können. Diese Einrichtung verdient unbedingt be sondere Anerkennung, doch geben wir gern zu, dass es nur einem finanziell so vorzüglich fundierten Unternehmen möglich ist, den Aus stellern derartige Vorteile zu bieten. Wenn auch die betreffenden Firmen die Anlagen auf eigene Kosten ausführen, so wird doch bei einem günstigen finanziellen Abschluss die Leitung sicher auch ihnen eine angemessene Entschädigung für diese ungeheuren Opfer, die vielleicht nicht jederzeit im Einklang mit den Erfolgen stehen, bieten. Das grosse Parterre vor der Kunsthalle wird am Tage der Eröffnung einen Blumenflor bieten, wie er kaum mannigfaltiger und grossartiger gedacht werden kann. Tausende von Rhodo dendron, Azaleen, mollis und ponitca, Kalmien etc. teils einzeln, teils in Partien; Dutzende von Gruppen und Beeten mit allen Frühlingsblühern, die etwa um den ersten Mai ihren Flor entfal ten könnten, dazwischen ungeheure Mengen, von manchen Farben Tausende, von Hyazinthen, Tulpen, Narzissen etc., überhaupt alle mögli chen Blumenzwiebeln, die uns das Frühjahr in ihrer Pracht zeigt. Seitwärts dieser schönen Anlage befindet sich noch ein grosser geräu miger Pavillon für Sonderausstellungen und wandert man weiter, so stösst man direkt auf die in der Richtung der Secession gehaltenen An lagen des Professor Behrens, die in ihrer Weise sicher die Kritik der deutschen Gärtner heraus fordern dürften, wenngleich sie vielfach gar nicht zu unterschätzende Anregungen bieten. Sind doch unsere belgischen Lorbeerbäume, — Pyramiden wie Kronen, — unsere Taxus- und Buxuskegel nichts weiter als die alten Formen dieser modernen Richtung. Wir stossen nun auf die grossen Flächen, welche für Bäume und Sträucher, vor allem Koniferen und Rosen bestimmt sind und finden von ersteren prächtige Solitärs und Gruppen, zum Teil in seltenen, tadellos gewachsenen Spezies. Von den Rosen allein sollen gegen 72 000 Hochstämme und Wurzel Veredelungen n den verschiedenen Rosarien und Hunderten von Einzelgruppen in den Anlagen zerstreut sein. Es wird damit jedenfalls dem Besucher ein Rosenflor geboten, wie er bisher auf keiner deutschen Ausstellung, selbst 1900 in Trier nicht gezeigt werden konnte. Wir gelangen nun zur Haupthalle, welche eine Länge von 150 m hat und deren Mittelgebäude 12 m, und die Seitenhallen 8 m Höhe erreichen. Die beiden Flügel werden von zwei prächtigen Dioramen, von denen der eine eine nordische, der andere eine tropische Landschaft darstellt, beide mit einem plastischen Vorbau versehen, abgeschlossen. Auf der linken Seite nach dem Rheinufer zu interessiert uns zunächst der dort angelegte al pine Felsengarten. Hieran schliesst sich die von Gehölzgruppen eingerahmte Dauerausstel lung des „Gärtnervereins Flora von Düsseldorf und Umgebung“; dieser Verein hat eine Kollek tivausstellung seiner Mitglieder ins Auge ge fasst. Vor der Hauptblumenhalle werden die „Vereinigten Frankfurter Handelsgärtner“ gleich falls eine Kollektivausstellung arrangieren, wäh rend links ein Düsseldorfer Garten-Architekt ein Parterre im französischen Stile angelegt hat. Umfangreiche Gehölzpflanzungen sind bereits im Herbst vorgenommen, auch ein grosser Formobstgarten geht seiner Vollendung ent gegen. Eine gewaltige Ausdehnung nimmt ferner die grosse Industriehalle ein, welche sich der Gartenbau-Haupthalle anschliesst. Hier sind in der Mittelhalle alle Maschinen und die hunderterlei gärtnerischen Gebrauchsgegen stände plaziert, die für alle die verschiedenen Branchen gebraucht werden. Inwieweit man sich hierbei streng an das für die Gärtnereien Notwendige gehalten hat, oder ob auch der viele lästige Trödelkram vertreten ist, den man leider zu häufig gerade auf grossen Ausstel lungen antrifft, das entzieht sich bis jetzt noch unserer Kenntnis. Die Ausstellungsleitung hätte aber das alles zurückweisen können, da gerade von industrieller Seite eine überaus grosse Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit in Aussicht genommen ist. Ein Fläche dieser Halle ist ferner für die Ausstellung von Gartenplänen reserviert und die Einrichtung und Leitung dieses Teiles hat der „Verein deutscher Gartenkünstler“ selbst in die Hand genommen. Nach dem Rheine zu liegt ferner der grosse Komplex, den die „Deutsche Dahlien-Gesellschaft“ übernommen hat und woselbst eine Anzahl der angesehensten Firmen Sortimente dieser Modeblume aus zupflanzen gedenken. Eingeschlossen wird diese Anlage durch eine Reihe von Schreber gärten, diesen kleinen von Dr. Schreber in Leipzig, wie den Lesern unseres Blattes bekannt ist, früher einmal ins Leben gerufenen Familien gärtchen. Wir schliessen hiermit unseren Vorbericht, der durchaus nicht als vollständig angesehen werden soll, da wir durch eine noch detail- iertere Beschreibung befürchten müssen, unseren späteren Berichterstattern zu weit vorzugreifen. Gegenwärtig sind nahezu 1000 Arbeiter und ein ganzer Stab von Beamten und Gärtnerge hilfen beschäftigt, das Riesenterrain bis zum Eröffnungstage fertigzustellen. Einige Kultur häuser sind bereits mit Pflanzen gefüllt, welche für die erste grosse Sonderausstellung bestimmt sind. Viele der Gebäude stehen fertig da und harren auf die Schätze, welche ihnen zum 1. Mai anvertraut werden. Auch zahlreiche industrielle Abteilungen sind fertig oder gehen in den nächsten Tagen der Vollendung ent ¬ gegen. Jeder Besucher des Geländes ist über rascht von der Vielseitigkeit, welche diese Aus stellung nicht nur für den Gartenbau, sondern auch in Verbindung desselben mit der Kunst bringt. Die Leitung, vor allem Professor Röber, bleibt aufs unermüdlichste bestrebt, der Ausstellung einen vornehmen dekorativen Charakter zu gebieten und man ist ständig bemüht, immer weitere Kreise heranzuziehen und zur Beteiligung zu gewinnen. An diese eigentliche Ausstellung, welche eine stattliche Reihe von Gebäuden einschliesst, reiht sich der umfangreiche Vergnügungspark, den wir herzlich gerne von A—Z entbehren möchten. Warum mit der Russifizierung im Westen be gonnen werden soll, das verstehen wirnicht. Dann sind uns die japanischen Blumenfeste oder „Ein Tag in Nizza“, Blumenkorsos, Blumen- Regatten, Rosenfeste und dergleichen, auch Fest spiele im Freien, tausendmal lieber. Wie passen aber die russischen Dörfer, das russische Theater, die Wutki- und Kaffeehäuser, die Kirgisen-, Tscherkessen-, Tartaren- und Kalmücken-Nieder- lassungen zur internationalen Kunst und zum deutschen Gartenbau? Es überläuft uns kalt bei dem Gedanken an den Staub, das Pferde getrappel, das Schreien und Schiessen der wilden Horden des fernen Ostens — inmitten einer Pflegstätte der vornehmen Künste! So gern wir den Besuchern, nachdem sie stundenlang Kunst und Blumenpracht bewundert haben, einen frischen Trunk, eine frohe Stunde gönnen, wir hätten von Herzen gewünscht, dass der Aus stellungsleitung andere Gedanken gekommen wären, mit dieser Art Vergnügungspark können wir uns niemals befreunden. Unser nächster Artikel wird sich mit dem Programm und den geplanten Ausstellungen näher befassen, die wir nachstehend der Reihen folge nach anführen: 1 .—9. Mai: InternationaleFrübjahrs-Ausstellung. 1.—3. Mai: Orchideen-Ausstellung. 6 .—9. Mai: Schau französischer, italienischer und holländischer Schnittblumen. 12.—15. Mai: Früh- und Treibgemüse und Treibobst-Ausstellung. 12.—15. Mai: Frühjahrs - Bindekunst-Ausstellg. 12.—15. Mai: Schnittblumen-Ausstellung.Qued- linburg. (Ausserdem Paeonien und Iris.) 21.—24. Mai: Schnittblumen-Ausstellung. Er furt-Quedlinburg. 4.—7. Juni: Schnittblumen-Ausstellung. Qued linburg. 12.—23. Juni: Kakteen-Ausstellung. Kakteen- Kongress 11.—12. Juni. 18.—21. Juni: Schnittblumen-Ausstellung. Er furt-Quedlinburg. 25.—29. Juni: Rosen-Ausstellung. 25.—29. Juni: Rosen-Bindekunst-Ausstellung. 9.—12. Juli: Frühgemüse- und Frühtreibobst- Ausstellung. 9.—12. Juli: Schnittblumen-Ausstellung.Qued- linburg. 23.—26. Juli: Schnittblumen-Ausstellung. Er furt und Quedlinburg. 30. Juli bis 1. Aug.: Bindekunst - Ausstellung. „Brautschmuck“. 6.—9. Aug.: Schnittblumen-Ausstellung. Qued linburg. 20.—25. Aug.: Deutsche Handelspflanzen-Aus stellung. (Im Freien und in Zelten.) Nein, es war ein alter Mann, der da vor ihm sass, einer, der einer jungen Stütze wohl bedurfte. War es nicht seine Kinderpflicht, zu bleiben und seinen eigenen Schmerz zu be kämpfen dem Vater zuliebe? Aber übermächtig war die Qual, die ihn ergriff, bei dem Gedanken, das geliebte Mädchen täglich sehen zu müssen, ohne ihr jemals gestehen zu dürfen, was sein Herz verzehrte. „Nur ein Jahr wenigstens“ sagte er sich. Er legte dem Alten zärtlich die Hand auf die Schulter. „Vater,“ sagte er weich, „verzeih mir, dass ich dir weh tun muss. Glaub mir, es ist mir über alle Massen schwer, dich wieder verlassen zu müssen, aber wenn du in mich hineinsehen könntest, — du würdest mich selbst gehen heissen, Vater!“ Welser richtete sich auf und sah den Sohn traurig an. „Ja, Dietrich, dann geh nur. Ich weiss schon, du tust, was du tun musst. Wir werden ja, wills Gott, später wieder zusammen sein.“ Nachdem sie alles Nötige zusammen besprochen, be schloss Dietrich, sofort zu Margarete zu gehn und sie um seine Entlassung zu bitten. Es war ein harter Gang, den er vorhatte. Er musste sich ordentlich rüsten mit Kraft und Selbstbeherrschug. Der Vater sah ihm fest in die Augen. „Halt dich tapfer, Junge, sei fest, damit das Fräulein deiner mit Achtung gedenken kann!“ Und Dietrich ging. Aber in dem Augenblick, da er sich dem Hause näherte, sah er von der andern Seite Dr. Kenzius daherkommen. Ein rasender Schmerz durchzuckte ihn. Was wollte dieser andere in dem Augenblick, da er auf dem Wege war, sich auf immer von der Sonne seines Lebens abzuwenden? Suchte auch jener eine Entscheidung? Dietrich ballte die Faust und knirschte mit den Zähnen. Vielleicht, wenn er nachher kam, Margareten um Entlassung zu bitten, — vielleicht war sie dann schon die Braut des anderen. Doch nein, das war unmöglich — das konnte nicht sein. Er blickte der eleganten elastischen Figur des Doktors nach und er konnte sich das schlichte und doch so vor nehme schöne Gärtnerskind nicht an seiner Seite vorstellen. Hastig wandte er sich ab, schritt in die Gartenwege hinein, planlos, in wildem Aufruhr, unfähig, eine Arbeit vor zunehmen. Aber da kam ihm ein kürzlich neu eingetretener noch junger Gehilfe entgegen. „Ich suche Sie, Herr Welser, Sie möchten nach dem Palmenhaus hinüberkommen. Es sind Käufer da und Ihr Herr Vater ist noch nicht im Geschäft.“ Welser empfand es wie eine Erlösung, dass die Pflicht ihn zwang, seine Gedanken zusammenzuraffen. Mit einer energischen Bewegung richtete er sich auf, wie um all die bittern Fragen, die ihn beim Anblick des Doktors überfallen, abzuschütteln, und raschen Schrittes folgte er dem Gehilfen. XVIII. Während Dietrich mit eiserner Energie seine Gedanken auf seine Pflicht konzentrierte, fielen im Hause, in Marga retens stillem Kontor die Würfel, die über seine und der jungen Prinzipalin Zukunft entscheiden sollten. Nachdem der ahnungslose Knabe erstaunt dem verehrten Lehrer nachgesehen hatte, wandte sich Erwin hastig dem Hause zu. Sie hörte, wie er die Treppe heraufsprang, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, und instinktiv ging sie zur Tür und drehte den Schlüssel im Schlosse um. Nur jetzt, — jetzt gleich niemandem Rede stehen — und wäre es auch nur dies Kind. Gleich darauf drückte es leise von aussen auf die Klinke. „Tante Lete“, rief Erwin, „lass mich hinein zu dir, ich muss dir was erzählen!“ Zwei Sekunden vergingen, ehe das junge Mädchen ant wortete. Dann wunderte sie sich selbst, dass ihre Stimme so fest und ruhig klang, als wäre nichts geschehen. „Später, mein Junge“, sagte sie ernst, „ich habe augen blicklich keine Zeit.“ Gehorsam entfernte sich Erwin. Und Margarete war wieder allein mit sich selbst. Allein musste sie auch sein. Sie fühlte es, das, was jetzt in ihr tobte und gärte, es musste geklärt werden, ehe sie anderen Menschen in die Augen sehen konnte. Immer noch klang in ihr die bebende, flehende Stimme jenes Mannes, der sie hatte hinauslocken wollen aus ihrem kleinen Reich in ein glänzendes Leben, und immer noch fühlte sie den seltsamen Schmerz, der sie bei seinen Worten durch rieselt hatte. Sie sah die Blumen, die welk und zerknickt an der Erde lagen. So matt und gebrochen wie diese Blüten, würde sie selbst wohl nach Jahren sein, wenn sie der lockenden Stimme Kenzius gefolgt wäre. Was war das nun gewesen, das seit Monaten ihr sonst so festes Herz beunruhigt hatte? War das die Liebe, von der so viel gesungen wird, die in den Himmel hebt, die beseligt, die die Menschen gott ähnlich macht? Margarete schüttelte den Kopf, wie als Antwort auf diese Frage. Nein, gewiss nicht! Ein Gefühl, das ihr den Frieden geraubt, das ihr die Pflichten oft schwer gemacht, das ihre Augen getrübt, so dass sie nicht mehr in zweifelloser Klar heit ihren Weg vor sich sah, ein solches Gefühl konnte nicht Liebe sein. Dieser fremde, elegante und weltkluge Mann, er hatte in ihr die Sehnsucht geweckt, die in jedem Menschen schlummert, die Sehnsucht nach dem Femen, dem Unbe kannten, er hatte sie für kurze Frist hinweg geführt von dem geraden sonnigen Weg, den sie zu gehen gewohnt, auf fremde, weitabliegende Pfade; nun aber, da er gegangen war, da seine dunkeln fragenden Augen sie nicht mehr ansehn würden, nun konnte sie ruhig zurückkehren auf ihren eigenen Weg. Und ihr Herz würde in Zukunft nicht heisser schlagen beim Ge denken an ihn, die Verwirrung würde von ihrer Seele weichen, ihre Augen würden wieder klar sehn — —! Etwas wie Befreiung überkam Margarete; sie atmete tief auf und breitete die Arme aus, als erwachte sie aus be drückendem Traum. Unwillkürlich näherte sie sich dem Fenster und hob mit der Rechten den Vorhang empor. Gol digrot leuchtete der Himmel im Westen; die untergehende Sonne färbte alles mit leuchtendem Schein und durchdrang die Nebelwogen, die dicht an der Erde entlang schlichen. Durch diesen milden Abendschein sah Margarete Dietrich herankommen, langsam — den Kopf leicht gesenkt. Seine markige Gestalt zeichnete sich scharf ab in der durchleuch teten Abendluft. Er hatte den Hut in der Hand und seine
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