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Der Handelsgärtner
- Bandzählung
- 6.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf5
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824034628-190400003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824034628-19040000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824034628-19040000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Der Handelsgärtner
-
Band
Band 6.1904
-
- Ausgabe No. 1, 2. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 2, 9. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 3, 16. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 4, 23. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 5, 30. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 6, 6. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 7, 13. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 8, 20. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 9, 27. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 10, 5. März 1904 1
- Ausgabe No. 11, 12. März 1904 1
- Ausgabe No. 12, 19. März 1904 1
- Ausgabe No. 13, 26. März 1904 1
- Ausgabe No. 14, 2. April 1904 1
- Ausgabe No. 15, 9. April 1904 1
- Ausgabe No. 16, 16. April 1904 1
- Ausgabe No. 17, 23. April 1904 1
- Ausgabe No. 18, 30. April 1904 1
- Ausgabe No. 19, 7. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 20, 14. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 21, 21. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 22, 28. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 23, 4. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 24, 11. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 25, 18. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 26, 25. Juni 1904 1
- Ausgabe No, 27, 2. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 28, 9. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 29, 16. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 30, 23. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 31, 30. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 32, 6. August 1904 1
- Ausgabe No. 33, 13. August 1904 1
- Ausgabe No. 34, 20. August 1904 1
- Ausgabe No. 35, 27. August 1904 1
- Ausgabe No. 36, 3. September 1904 1
- Ausgabe No. 37, 10. September 1904 1
- Ausgabe No. 38, 17. September 1904 1
- Ausgabe No. 39, 24. September 1904 1
- Ausgabe No. 40, 1. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 41, 8. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 42, 15. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 43, 22. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 44, 29. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 45, 5. November 1904 1
- Ausgabe No. 46, 12. November 1904 1
- Ausgabe No. 47, 19. November 1904 1
- Ausgabe No. 48, 26. November 1904 1
- Ausgabe No. 49, 3. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 50, 10. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 51, 17. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 52, 24. Dezember 1904 1
- Register Register 4
-
Band
Band 6.1904
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- Der Handelsgärtner
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jahr repräsentierten. Gärtner waren darunter nur 312 organisiert, während die Metallarbeiter 228 842 Soldaten zur Truppe stellten. Man sieht daraus, wie wenig das gewerkschaftliche Evangelium unter den Gärtnergehilfen verbreitet war, wie wenig Hoffnung man auf das Gewerk schaftskartell setzte. Der bessere, gebildetere Teil der Gehilfenschaft hat sich auch heute von dem Agitator des „Allgemeinen“ nicht überzeugen lassen, dass die Gärtner zur Hebung ihrer wirtschaftlichen Lage Anschluss an die Gewerkschaftsarbeiter zu suchen haben. Die Organisierten des „Allgemeinen deutschen Gärt nervereins“ werden im gleichen Jahre im Reichsarbeitsblatt (1. Nov. 03, Nr. 8, S. 639) auf 2700 angegeben, während er 1900 noch 4700 gezählt habe. Das war schon auf die Unruhen zurückzuführen, welche die Gewerk schaftsidee herbeiführte. Und wir sind über zeugt, dass die „Gewerkschaftstreuen“ von Jahr zu Jahr mehr einsehen werden, dass da wie der einmal einer von ihren Führern einen dum men Streich gemacht hat. Um nun eine Idee von den Mitteln zu geben, mit denen die Gewerkschaften arbeiten, gibt Kuhle eine Uebersicht über die Ausgaben im Jahre 1903. Danach verausgabten die Gewerk schaften für: Streikunterstützung ihrer Berufe 1 888 983 Mk. „ anderer Berufe 41346 „ Agitation 390 588 „ Gemassregelten-Unterstützung . 250666 „ Das sind Zahlen, welche imponieren und für einen Teil der Gärtnergehilfen erscheinen sie wie einst bei den Juden: als die mit Sehnsucht betrachteten Fleischtöpfe Aegyptens. Auch Kuhlo sagt, dass aus dem Beispiel dieser Orga nisationen in der Tat die Arbeitgeber ersehen könnten, wie sie ihre Vereinigungen gestalten und ausbauen müssen, wenn sie der Macht der Gewerkschaften ein wirksames Gegengewicht entgegensetzen wollen. Heute repräsentieren die den Arbeitgeberverbänden zu Gebote steh enden Mittel kaum ein Drittel derjenigen der sozialistischen Gewerkschaften, die 1902 allein eine Einnahme von 11 097 744 Mk. und eine Ausgabe von 10 005 582 Mk. hatten. Und da sind die Einnahmen und Ausgaben der lokalen Zweigvereine nicht dabei! Wir werden nun zu untersuchen haben, worin die wirtschaftliche Gefahr dieser Gewerkschaften besteht und welche Mittel vorhanden sind, um ihnen wirk sam zu begegnen. Die Düsseldorfer Gartenbauausstellung. i. In wenigen Wochen werden sich die deut schen und zahlreiche auswärtigen Gärtner in der rheinischen Kunstmetropole ein Rendezvous geben, denn am 1. Mai wird die grosse, sechs Monate hindurch währende „Internationale Kunst- und Gartenbauausstellung“ er öffnet. Wohl keiner deutschen derartigen Aus stellung ist von Beginn an auf der einen Seite so grosses Vertrauen, andemteils so viel Misstrauen begegnet. Wohl selten ist ein derartiges Unter nehmen so kritisch beurteilt worden, und es hat langer Zeit bedurft, bis man sich überzeugte: man will dort für den Gartenbau das Beste — man hat auch die Absicht, gerade der deutschen Gärtnerei einen ersten Platz einzuräumen und sieht in der Beteiligung der Gärtnerei nicht nur eine Dekoration oder Staffage für die Kunst ausstellung — sondern man will unseren Leis tungen die gleiche Gunst erweisen wie jener Abteilung. Als vor zwei Jahren zuerst die Nachrichten auftauchten, dass in Düsseldorf eine grosse permanente Gartenbauausstellung für dieses Jahr vorbereitet werden sollte, war die zunächst liegende Frage: soll es eine deutsche nationale Ausstellung werden? Und so weit wir unter richtet sind, hatte auch die Leitung diesen Plan vorerst ins Auge gefasst. Heute, wo so gerne alles international ist und dabei doch nicht der Name „international“ angebracht indem zumeist nur eine schwache und höchst einseitige ausländische Beteiligung möglich ist, — wurde der Gedanke, eine grosse deutsche Garten bauausstellung im Rheinlande durchzuführen, mit Freuden begrüsst. Zunächst bot sich Gelegen heit einmal dem Publikum und den dort an sässigen Gärtnern zu zeigen, was wir im eigenen Lande leisten können. Man ist ja dort all gemein so abhängig von Holland und Belgien und hatte sich an die Erzeugnisse dieser Grenz gebiete seit Jahrzehnten gewöhnt, dass es not wendig war, einmal auch deutsche Kultur in ihrer Vollkommenheit zu zeigen. Dann fiel der Ge danke in die Zeit des Ausganges unserer Schutzzoll bestrebung, des vergeblichen Kampfes der Ein fuhr von Frühgemüse und der zeitweisen Ueber- flutung mit Schnittblumen von der Riviera, Paris und Holland entgegenzutreten. So freute man sich, dass in Düsseldorf gerade eine nationale Ausstellung stattfinden sollte. Es konnte ja immerhin das Ausland durch deutsche Firmen vertreten sein, wie das in anderen Fäl len auch möglich ist! Aber die Ausstellungs leitung hatte spätor den Plan einer internationalen Kunstausstellung durchgeführt und deshalb glaubte man auch die Gartenbauausstellung unbedingt über die vaterländischen Grenzen hinaus aus dehnen zu müssen. Von Anfang an trat ausserdem die Aus stellung als kapitalistisches Unternehmen mehr hervor, als das notwendig war. Immer wieder rühmte man die bedeutenden Mittel, die zur Verfügung standen, und war auch der Ansicht, die Aussteller müssten sich bei den günstigen Chancen, die ihnen in Düsseldorf geboten werden konnten, durchaus der Leitung fügen. Statt eine Reihe der ersten Firmen zur Besprechung einzuladen, zog man Leute zu Rate, die bisher in wichtigen gärtnerischen Fragen oft abseits standen, dabei mehr ihre eigenen Ideen verfochten und alle Meinungen, die sich gegen die ihrigen richteten, bekämpften. Die Unkenntnis des gärtnerischen Ausstellungswesens von seifen der Leitung ging so weit, dass man sogar glaubte, von den gärtnerischen Ausstellern innerhalb der Hallen eine ziemlich hohe Platzmiete fordern zu können. Man berücksichtigte nicht, dass fast stets die gärtnerischen Ausstellungspflanzen durch den Transport, überhaupt die ganze Zeit über sehr leiden, wodurch doch jede Beteiligung an einer Ausstellung von jedem Kultivateur grosse Opfer fordert. Der weitere Verlauf der Vorbereitung für die Düsseldorfer Ausstellung ist den meisten unserer Leser bekannt. Die rheinländischen Gärtner legten zunächst Protest ein, dass eine grosse internationale Gartenbauausstellung ohne ihre Mitarbeit in Düsseldorf vorbereitet werden sollte; die Ausstellungsleitung lenkte ein und es traten eine ganze Reihe von Fachleuten zu sammen, um gemeinsam mit dem Komitee über den weiteren Ausbau des Programmes zu be raten. Es war die höchste Zeit, dass in dieser Weise vorgegangen wurde, denn überall im Deutschen Reiche regte sich das Misstrauen, es traten Gegner auf, und es bedurfte der ganzen Liebenswürdigkeit und des Entgegenkommens des Vorsitzenden der Ausstellungsleitung, Prof. Röber, um die Wogen zu glätten und sich die Unterstützung der deutschen Gärtner zu sichern. Inzwischen wurden die Namen des Ausschusses bekannt und die Liste enthielt eine Reihe so bekannter Fachmänner, dass dadurch gewisser massen für das Gelingen der Ausstellung eine Gewähr geboten war. An die Spitze traten zunächst zwei Fach männer, der Handelsgärtner T. ' J. Rudolf Seidel und der Gartenarchidekt Rudolf Jürgens, welcher damals die Hamburger Ausstellung 1897 mit so grossem Geschick und in der bekannten Grossartigkeit durchge führt hatte. Letzterer hatte sich bereit erklärt, die Pläne zu entwerfen und die Einteilung im Freien zu leiten. Dagegen übernahm der Vor sitzende des sächsischen Gartenbauverbandes T. J. Rudolf Seidel die Leitung der Aus stellung in den Hallen und Gebäuden, und von allen Seiten wurde auch diesem Vertrauen ent gegengebracht, da er als Arrangeur der inter nationalen Ausstellung von Paris und St. Petersburg den bekannten Erfolg erzielte. Wenn es somit möglich war, ständig weitere Kreise für die Ausstellung zu interessieren und das so grossartig angelegte Unternehmen soweit auszudehnen, dass es sich immer mehr die Gunst aller Fachkreise erwerben konnte, so ist dies zunächst diesen beiden Herren im Verein mit dem Vorsitzenden Professor Röber zu verdanken. Es verdient unbedingt Anerkennung, mit welcher unermüdlichen Ausdauer der letztere bemüht war, alle Verbände, Vereine, und vor allem die hervorragendsten Fachmänner für seine Pläne zu interessieren, und es ist ihm tatsächlich auch gelungen, wie wir unseren Lesern bereits mitteilten, für jede einzelne Abteilung einen geschickten Leiter heranzuziehen. Bei der Reichhaltigkeit der entworfenen Programms, bei den grossen zur Verfügung stehenden Mitteln konnte es nicht ausbleiben, dass auch das In teresse für die Ausstellung stieg und in den Vordergrund trat. Wir haben früher wiederholt unser lehaftes Bedauern ausgesprochen, dass so spät an die Ausarbeitung und die Versendung der Pro gramme für die einzelnen Abteilungen gegangen wurde. Wenn es auch beispielsweise für Binde kunst, Obst und Gemüse genügte, dass die Kon kurrenznummern 6 Monate vor Eröffnung der Ausstellung bekannt wurden, so bleibt es für Topfpflanzen, Bäume und Sträucher ein unbe streitbarer Nachteil, wenn der Aussteller erst 5 bis 6 Monate vor Eröffnung der Ausstellung mit den Einzelheiten bekannt wird. Es ist uns wohl erinnerlich, dass die Leitung anfänglich eine ganz andere Methode beizubehalten ge dachte und auch lange Zeit an ihren Ideen: Jeder möge bringen, was er an Gutem hat — festhielt. Aber es ging andererseits schon im ver flossenen Herbst aus den Anfragen und Anmel dungen hervor, wie unmöglich sich eine der artige freie konkurrenz- oder programmlose Aus stellung durchführen liess. Später werden wir auf die einzelnen Abteilungen näher zurück kommen und bemerken nur, dass ohne Zweifel den Preisrichtern ein äusserst weitgehender Spielraum gelassen ist. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Methode bewähren kann, jeden falls gehört eine sehr umsichtige Leitung dazu, damit hierbei Missheliigkeiten aus dem Wege gegangen wird. Ueber den Umfang der Beteiligung des Garten baues ist wohl in eingehenden Kreisen kein Zweifel mehr vorhanden, sie wird die weitaus grösste der artige Ausstellungsein, die wir in Deutschland erlebt haben. Da die Leitung wegen ihrer eigenartigen freien Ideen und der ganzen Art, mit welcher sie diese grossartige Schaustellung durchzuführen gedenkt, etwas Neues bietet, fehlt es an An griffen keineswegs. Aber man sollte doch auch die massgebenden Verhältnisse, unter denen den deutschen Gärtnern die Hand gereicht wird, den Gartenbau mit der Kunst zu vereinigen, weniger scharf kritisieren. Wir sind nun ein mal gewohnt, unsere Ausstellungen selbst zu arrangieren und konnten dabei infolge der alten Erfahrung: drei Köpfe— drei Sinne, trotzdem nicht immer etwas Einheitliches, was allgemeine Anerkennung in den Fachkreisen erzielte, schaffen. Lassen wir nun einmal die geschickte Hand des Professor Röber walten und arbeiten wir gemeinsam, um der Düsseldorfer Ausstel lung einen schönen Klang zu geben, sie recht prächtig auszuschmücken und die Lorbeeren für unsern deutschen Gartenbau einzuheimsen, wo solche uns geboten werden. Die Anmeldungen sind dem Verhältnis ent sprechend ausserordentlich vielseitig, so dass wiederholt an eine Ausdehnung des Terrains gedacht werden musste, und trotzdem ver schiedene grössere Objekte keine Annahme fanden. Es hätten auch in dieser Hinsicht ohne Zweifel ganz andere Vorbereitungen getroffen werden können, wenn die Ausstellungsleitung über alle im Freien auszupflanzenden Gewächse und anzulegenden Obstgärten usw. das Pro gramm früher verschickte. Dann blieb der Ausstellungsleitung Zeit, die Vorbereitungen zu treffen, und mit den Firmen, welche eine um fangreiche Beteiligung in Aussicht stellten, in Verhandlung zu treten. Es lag das ohne Zweifel im beiderseitigen Interesse. Wenn aber in letzter Stunde wenige Monate vor Beginn eine so rührige Agitationstätigkeit für die Ausstellung entwickelt wird, dann darf man auch nicht ver wundert sein, wenn einzelne Firmen glauben, es stehen noch ausgedehnte Flächen Land zur freien Verfügung der Interessenten. Eine recht unerfreuliche Einrichtung ist für den Fern wohnenden die Verteilung der ver schiedenen Ausstellungen, welche streng ge nommen, zusammen gehören. Es mag wohl für die Leitung von Wichtigkeit sein, dass die vor handenen Räume immer wieder aufs neue besetzt werden, aber für den auswärtigen Besucher ist es doch undurchführbar, beispielsweise im Mai dreimal nach Düsseldorf zu reisen. Hier musste unserer Ansicht nach das Zusammenlegen der grossen Frühjahrsausstellung mit denjenigen für Bindekunst und Orchideen unbedingt erfolgen. Den Interessenten ist es nur möglich, die Aus stellung dreimal im Laufe des Sommers zu besuchen, denn es ist schon eine anerkennens werte Leistung, wenn jemand Anfang Mai, Ende Juni und Anfang September von Leip zig, Dresden, Berlin oder Erfurt, die ostdeut schen Städte gar nicht einmal in Betracht ge zogen, nach Düsseldorf fährt. Dabei gehen ihm alle die dazwischen liegenden fachlichen Veranstaltungen leider vollständig verloren. Die danken. Dieser Fremde, der sie aufgescheucht hatte aus ihrem friedlichen Dasein, für den sie sich wohl interessierte und dem sie auch Dank schuldig war, dass er sich ihres Neffen Erwin mit so vielem Verständnis angenommen hatte — sie liebte ihn nicht, konnte ihn niemals lieben. Wenn sie ihre Hände in denen dieses Mannes liess, dann ging das Lebenswerk, das Vermächtnis ihres Vaters ihr für immer ver loren und das eigene Sein welkte dahin, so schnell, wie alle Blumen verblühen mussten. Langsam entzog sie ihm ihre Hände und einen Schritt zurücktretend, erwiderte sie mit zitternder, doch ernster Stimme: „Sie haben wohl recht, Herr Doktor, ich schätze Sie hoch, mehr als ich mir einst zugestanden habe, aber die Liebe, so wie ich sie ahne, und wie sie sein soll, kann ich Ihnen dennoch nie geben, ich kann nie die Ihre werden.“ Dr. Kenzius fuhr auf, unterdrückte, unverständliche Worte kamen über seine Lippen. Sie hob wie abwehrend, wie bittend zugleich ihre Hände und ihre Stimme bekam die frühere Festigkeit. Von ihren Zügen wich das Schmerzliche, als sie ruhig fortfuhr: „Meine Pflicht, die mir bis jetzt die höchste Freude war, gilt mir auch fernerhin mehr als alles. Ich habe dieses schöne Besitztum, welches Sie oft als mein Paradies bezeich neten, von meinem seligen Vater, der es geschaffen hat, ge erbt. Ich bin hier geboren und gross geworden und habe so viele glückliche Tage in diesem Hause verlebt. Das alles, was Sie da draussen sehen, hat mein Vater geschaffen, ich bin seine Erbin und ohne dass er es verlangte, habe ich in der Stille ihm gelobt, die Hüterin dieser Erdscholle zu bleiben, so lange ich lebe. Ich kann nicht die Frau eines Mannes sein, dessen ganzes Streben nach der freien weiten Welt da draussen steht, dessen Denken und Fühlen dem meinigen so ganz entgegen ist. Deshalb kann ich Ihnen nie die Liebe entgegenbringen, die Sie von mir verlangen müssen und wenn Sie mir hundert Städte und alle fernen Länder zeigten, die gewiss oft schöner sind als meine Heimat. Hier wohnt mein Glück und es wird niemand gelingen, mich heraus zu reissen. Ich würde jene Welt nicht verstehen, sondern müsste hinwelken wie eine Blume, die der Muttererde entrissen ist. Und wenn Sie Liebe für mich empfinden, dann suchen Sie nicht, Herr Doktor, mich von dem Wege abzubringen und mir meine Pflicht schwer zu machen. Bleiben Sie unser Freund, doch lassen Sie mich meinen eigenen Weg gehen!“ Margarete stand vor ihm, wie eine Fürstin, ernst und hoheitsvoll, in ihrer Einfachheit; ihre klaren Augen blickten ihn unverwandt an. Er blieb wie gebannt stehen, eingenommen von dem Zauber ihrer Persönlichkeit, die schlanke Gestalt bewundernd. Es war, als wollte er dieses Bild, das all sein höchstes Glück einschloss und ihm das tiefste Leid bereitete, für ewig in seine Seele einprägen. Minutenlang, die Margarete wie eine Ewigkeit schienen, sah er sie noch an, dann fuhr er zusammen, ergriff seinen Hut und sagte tonlos: „Leben Sie wohl, Fräulein Margarete!“ Sie stand noch aufrecht, als er sich hastig entfernte. Doch nachdem die Tür hinter ihm in das Schloss fiel, da brach nach der seelischen Erregung die mühsam bewahrte Fassung zusammen und lautes Schluchzen erschütterte ihren Körper. Sie gewahrte noch tränenden Auges, wie Dr. Kenzius den zurückkehrenden Erwin im Garten heftig umarmte, lieb kosend über sein dunkles Haar strich und dann davoneilte. Auf der Erde lagen zerstreut die herabgeglittenen Blumen — Träne um Träne rann über ihre Wangen, (Fortsetzung folgt.) Erinnerungen an Japan von Franz Seifert, Zeulenroda. • II. Während wir noch beratschlagten, was zu tun sei und auf welche Weise wir die Erlaubnis zum Betreten des Gartens erhalten könnten, kam der Besitzer, Herr Fooh, auf uns zu, doch blieb es zunächst bei den einleitenden Höflichkeiten, d. h. dreimaligem tiefen Verbeugen, da eine Verständigung ausgeschlossen schien. Inzwischen war auch eine Tochter des Besitzers näher gekommen, die gleich allen vornehmen Japanerinnen, sehr reich bestickte Seidengewänder trug und in der liebenswürdigsten Weise uns englisch ansprach; sie hatte in dieser Sprache einigen Unterricht genossen. Ich konnte ihr nun unsere Wünsche verständlich machen und Herr Fooh erklärte sich gern bereit, uns durch die Anlagen zu führen. Der Garten war von vielen alten Bäumen bestanden, die zum Teil sicher Jahrhunderte zählten. Neben mächtigen Cryptomerien standen riesige Kampferbäume, dazwischen waren zerstreut Camellien, Magnolien, Aralien, Aucuba und zahlreiche Obstgehölze, die durch ihr verschiedenartig ge färbtes Laub auffielen und doch nun zum Teil dicht mit Früchten behangen waren. Zahlreiche Sorten werden nur der Blumen wegen gezogen und tragen überhaupt nicht, oder unansehnliche, ungeniessbare Früchte. Der Park war peinlich sauber gehalten und die Bäume standen selten in Gruppen, fast stets vereinzelt. Dazwischen sah man tadellos gepflegte Blumenbeete, saubere Wege mit schönen Einfassungen, überhaupt machte das Ganze auf jeden Fachmann einen entzückenden, wunderbaren Eindruck. Sehr viel fand ich auch Bambus ver wendet, der eine Teil der Anlage bildete einen ganzen Teil davon, dazwischen waren zierliche Häuschen, ähnlich unseren Pavillons, aufgestellt, doch alles leicht gebaut, und mit dünnen Holz- oder Papierwänden versehen, die von aussen mit grellen Farben bemalt, einen sehr freundlichen Eindruck machten. Eines dieser zierlichen Gartenhäuschen war mit Passionsblumen be pflanzt, die in voller Pracht standen und Färbungen zeigten, wie ich sie in gleicher Mannigfaltigkeit niemals wieder vor fand. Ferner sind mir noch die schönen Iris Kaempfert er innerlich, die in der denkbarsten Vielseitigkeit in Form und Füllung vorhanden waren. Ausserdem wird der Hybridisation bekanntlich von den Japanern, die alle grosse Blumenfreunde sind, aussergewöhnliches Interesse zugewendet. Wir fanden un endlich viel Species und Pflanzenarten, die man bei uns teils im Freien, teils in Treibhäusern sieht, obgleich die Hauptblütezeit der Freilandpflanzen, wie Lilien, Paeonien längst vorüber war; doch kann man sich wohl vorstellen, dass im Frühjahr und mit dem Eintritt in den Sommer die japanischen Gärten ein äusserst anziehendes, farbenprächtiges, interessantes Bild bieten. Jedem Besucher einer der artigen Anlage fällt ferner das überaus reichliche Anbringen von buntfarbigen Steinen und Felsblöcken auf, zwischen denen das Grün der Pflanzen und Sträucher hervorleuchtet. Es ist dies eine eigenartige Geschmacksrichtung der Japaner, für die wir zunächst keine Erklärung fanden. Verweilt man aber
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