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No. 11. Beilage Zu „Der Handelsgärtner“. Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig-Gohlis. Sonnabend, den 12. März 1904. Aus der Zeit — für die Zeit! Der Sonderausschuss des deutschen Handels tages beriet kürzlich in Anwesenheit von Ver tretern des Reichsschatzamtes und des preus sischen Handelsministeriums über Verbesse rungen im Verkehr mit Nahrungsmitteln. Gerade auf diesem Gebiete, auf welchem sich sehr wichtige gewerbliche und sanitäre Interessen begegnen, hat sich von Jahr zu Jahr mehr ein dringendes Bedürfnis nach Reformen und nach planvoller gründlicher Umgestaltung der gesetz lichen Massnahmen geltend gemacht, weil bisher auf das praktische Leben zu wenig Rücksicht genommen wurde. Es soll eine amtliche Stelle geschaffen werden, die von Fall zu Fall schnelle Entscheidung darüber trifft, in welcher Weise Nahrungs- und Genussmittel untersucht und begutachtet werden sollen. Man will dazu den für das Ernährungswesen zuständigen Aus schuss des Reichsversicherungsamtes ausbilden, in welchen eine entsprechende Anzahl von „Praktikern" mit aufzunehmen wäre. Bei der Verschiedenheit der Rechtsprechung, wir er innern nur an die sich so vielfach wider sprechenden Urteile bezüglich der Herstellung von Himbeersaft, des Schwefelns von Obst usw., soll ein Gesetz bestimmen, dass bei Zuwider handlungen gegen das Nahrungsmittelgesetz nur das Gericht zuständig sein soll, in dessen Be zirk sich die gewerbliche Niederlassung befindet, nicht aber jedes Gericht, in dessen Bereich etwa die in Frage kommenden Waren in Handel und Verkehr gebracht worden sind. Weiter soll Fürsorge getroffen werden, dass bei der Ausübung der Nahrungsmittelkontrolle die Behörden schon vor der Erhebung und Anklage gewerbliche Sachverständige hören. Die Staatsanwaltschaft soll ebenfalls vor ihrem Einschreiten Sachverständige, welche die Handels kammern ernennen, hören. Auch nach der Erhebung der Anklage sollen die Sachverstän digen der Praxis neben dem amtlichen Chemiker gehört werden. Die Nahrungsmittelkontrolle soll nach einheitlichen Grundsätzen geregelt werden und ständig durch besondere Sachverständige erfolgen. Sie soll mit möglichst geringer Be lästigung der Handel- und Gewerbetreibenden vollzogen werden. Auch sollen Belehrungen über die gesetzlichen Bestimmungen für die Praxis gegeben werden. Diesem Reformprogramm können wir nur zustimmen. Viel Aerger, viel Schererei und Geldverlust können vermieden werden, wenn man bei der Nahrungsmittel kontrolle von der bisher beliebten formalistischen und oft sogar rigorosen Methode abgeht. Dass allerdings noch viel gesündigt wird, zeigt der von der Königl. Sächsischen Regierung erstattete Jahresbericht über die Nahr ungsmittelkontrolle. Danach gaben Frucht säfte und Marmeladen, auch Fruchtlimonaden wegen künstlicher Färbung, Salicylsäure-Zusatz, oder irreführender Bezeichnung, Dörrobst, ins besondere amerikanische gedörrte Aprikosen und Pfirsichen wegen Uebergehalt an schwefliger Säure u. s. w. Anlass zu Beanstandungen und Belehrungen. Grosse Unsauberkeiten zeigte wieder wie immer der Gewürzhandel. Im Ministerium der öffentlichen Arbeiten hat eine Konferenz zur Regelung des Güterverkehrs auf den deutschen Staatsbahnen stattgefunden, in der es sich mit darum handelte, den Wettbewerb einzuschränken, der darin zum Ausdruck kommt, dass die ein zelnen Verwaltungen den Güterverkehr, ohne Rücksicht auf Umwege, über die eigenen Linien zu leiten suchen. Das ist zum Nachteil auch für die Güter, welche auf die Weise länger unterwegs sind. Namentlich ist Württemberg und Sachsen von seifen Preussens bislang durch das Umgehungssystem schwer geschädigt worden. Jetzt ist ein bestimmtes Mass vereinbart worden, über das bei den Umwegen auf eigenen Bahnen nicht hinausgegangen werden darf. An Stelle der Kanal Vorlage wird im preus sischen Abgeordnetenhause eine wasserwirt schaftliche Vorlage beraten werden, von der ein Teil die Regelung der Oder betrifft, für die bis zu 60 Millionen Mark ausgeworfen werden sollen. Der von uns bereits erwähnte Abschluss des Handelsvertrages mit Italien hat vielfach die Vermutung erweckt, dass auch die übrigen Handelsverträge nun bald unter Dach und Fach kommen werden. Das ist aber ein Irrtum. Die Verhandlungen werden noch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, und der Reichstag wird sich wohl kaum in dieser Tagung noch mit den Verträgen befassen. Dass man mit Italien so schnell fertig wurde, hat seinen Grund darin, dass der Vertrag mit diesem Staate für die deutsche Landwirtschaft nur von untergeordneter Bedeutung ist, und auf die Gärtnerei hat man, wie gesagt, keine Rücksicht genommen. In Frage standen nur die deutscher seits erhöhten Zölle für Gemüse, Obst, Trauben und Wein, über die man sich geeinigt hat. Bei den Verhandlungen mit Oesterreich- Ungarn und Russland liegen die Verhält nisse schon anders. Hier spielen die Getreide zölle eine Hauptrolle. Oesterreich will Er mässigung des Gerstenzolles, Russland eine solche des Roggenzolles und ehe in dieser Hinsicht eine Einigung erzielt wird, dürfte wohl noch mancher Tropfen ins Meer kommen. Bevor aber diese Fragen nicht definitiv erledigt sind, wird auch die Besserung unsrer wirtschaftlichen Verhältnisse nur langsam von statten gehen. Nach der Konkursstatistik sind 1902 an Konkursforderungen in Deutschland 296,85 Millionen Mk. vollständig ausgefallen. Die V erluste durch Akkorde und fruchtlose Pfändungen werden etwa auf dieselbe Höhe geschätzt, so dass in einem Jahre die gewaltige Summe von 600 Millionen Mark von Geschäftsleuten ver loren wurden. Keine Kreditversicherung, keine noch so sorgfältige Recherche war im stände, das zu verhüten. Die Kreditausscheidungen waren auch 1903 nicht geringer. In Berlin ist jetzt ein Privatunternehmen im Gange, welches einen im Grossen organisierten Kreditschutz auf Gegenseitigkeit einführen will, der kostenlos und ohne Prämien geschaffen werden, und auf der freiwilligen Mitarbeit aller Inte ressenten beruhen soll. Eine Zentralsammel stelle soll die Kreditauskunft geben. Ob dies Abhilfe bringen wird? Wir glauben es kaum. Das beste Mittel ist nach unserm Dafürhalten, wenn sich Kreditschutzvereine für die einzelnen Berufszweige bilden. Da lässt sich am besten operieren, weil der Kreis der Beobachtungen eine engere Peripherie hat. Die Erhebungen über die Arbeits zeit von Gehilfen und Lehrlingen in kaufmännischen Geschäften ohne offene Verkaufstellen hat ergeben, dass die tägliche, durchschnittliche Arbeitszeit betrug: Im ganzen Deutschen Reiche betrug der Durchschnitt 9,16 Stunden. Dieses Resultat kann nicht als ungünstig bezeichnet werden. in Grosstädten 8,93 Stunden „ Mittelstädten 9,28 » „ Kleinstädten 9,44 » „ Landstädten 9,40 » „ Orten unter 2000 Einw. . 9,26 » Der Rebspalierschnitt im Herbste oder Frühjahre. Auszug aus einem Vortrage von Garteninsp. Ph. Held. Leider wird die Traubenzucht an Haus-, Scheunen- und Mauerwänden viel zu wenig betrieben, trotzdem sich südliche, südöstliche, bei Frühsorten auch noch südwestliche Wand flächen für diese sowohl nutzbringende, wie zierende Kultur eignen. Selbstverständlich sind schon vor dem Pflanzen grosse Pflanzgruben auszuheben, diese mit guter Erde zu füllen, auch ist dann durch mehrmaliges Zurück schneiden, bevor man Tragreben stehen lässt, der Stock zu kräftigen. Allzufrüh tragende Stöcke erschöpfen sich bald und leiden im Winter Not. Für den Liebhaber ist die Vermehrung durch Aussaat, Schnittholz oder Veredlung weniger zu empfehlen, höchstens durch Ab leger von einjährigem Holze, wobei man eine passende kräftige Rute durch einen kleinen Korb zieht, der Korb mit der Rute wird nun so tief in den Boden eingegraben, dass der Rand des Korbes oder eines durchlöcherten Blumentopfes mindestens 5 cm unter die Ober fläche kommt und von der Rute nur zwei bis drei Augen über der Erde hervorsehen. Die Rebe wird Wurzeln bilden und wenn man das Gefäss nach einem Jahre herausgräbt und die Rebe von dem Mutterstocke trennt, erhält man eine selbständige, eingewurzelte Pflanze, die eventuell noch im gleichen Jahre tragen kann. Man schaffe sich jedoch am besten bewurzelte Reben an, die ja leicht von den Rebschulen der Stuttgarter Umgegend etc. erhältlich sind. Empfehlenswerte Spaliertraubensorten mit blauen Beeren sind für rauhere Lagen: Früher blauer Burgunder, blauer Portugieser; für etwas bessere Lagen: Saint Laurent. Sehr frühreifende Tafeltrauben sind: Früher weisser Gutedel [Diamantgutedel], gross- beerig; die Königliche Magdalenen- traube; Früher Malinger, kleinbeerig; Triumphtraube, kleinbeerig; Gelbe und Grüne Seidentraube. Zu den besten Tafeltrauben in besseren Lagen zählt man die Gutedelsorten; früh, doch etwas klein beerig sind: Früher Leipziger, Roter Malvasier, Grüner und Blauer Syl van er [Salvener]. Späterreifende Sorten sind weniger zu empfehlen. Bei dem Pflanzen bewurzelter Reben lässt man zwei Augen über der Erde stehen, aus diesen zwei Augen entstehen zwei kräftige Triebe, von denen der stärkste zur Bildung der Form Verwendung findet, während der schwächere am Entstehungspunkte mit der Reb- scheere entfernt wird. Wie ist nun der Rebschnitt für die Zukunft auszuführen? Aus der Praxis erlernt man, dass bei der Rebe, infolge der weiten Saftgefässe und des starken Saftdruckes nach oben, nur eine be stimmte Anzahl Augen austreiben, auch ist das Wachstum der Sorte mitbestimmend, man möge daher beachten: Vor dem dritten bis vierten Jahre ist das Formieren zu den verschiedenen Erziehungsarten als Pyramide, Kordon, T-Form, Laubenerziehung zu unterlassen. Hohe Stämme oder Schenkel werden in der Regel, damit der Stock nicht zu geschwächt wird, nicht auf einmal gebildet, sondern man benutzt zwei bis vier Jahre hierzu, stets den oberen Austrieb begünstigend, den man im nächsten Jahre zu weiterer Verlängerung verwendet. Der Spalierrebenschnitt kann im Herbste nach dem Blätterabfall vor dem Einbinden oder Niederiegen des Spaliers, nachdem die Ruten braun und holzig wurden, oder im zeitigen Früh jahre, wenn die grösste Kälte vorüber ist und bei zu stark in das Holz wachsenden Sorten, behufs Schwächung des Holztriebes, erst im späten Frühjahr, wenn sich die Blätter schon bilden, vorgenommen werden, denn der Herbst schnitt erzeugt mehr Holz und Blätter, der Frühjahrsschnitt mehr Frucht. Nach einem sehr strengen Winter, oder, wenn die Reben infolge von Glatteis zum Teil erfroren sind, ist es ratsam, den Schnitt spät im Frühjahr, nicht früher vorzunehmen, bis die Knospen bereits aufbrechen. Im besonderen ist noch zu berücksichtigen, dass die Reben ihre Früchte am jährigen Trieb, der auf vorjährigem Holze steht, bringen, folglich haben sie das Bestreben, immer ent fernter vom Boden Früchte anzusetzen. Die unteren, tiefstehenden, dem Boden nahen Trauben sind durchschnittlich besser, daher sucht man besonders in nördlichen Gegenden niederzu schneiden. Kurzer Schnitt bringt durchschnittlich bessere Früchte, aber — je nahrhafter der Boden ist, desto mehr Holz muss der Rebe belassen wer den, denn sie ist an den höher stehenden Augen fruchtbarer. Bei dem Schnitt muss auch die Sorteneigentümlichkeit berücksichtigt werden, z. B. die Muskateller und Trollinger müssen um zwei bis drei Augen länger ge schnitten werden, ebenso Madelaine Angevine, Gelbe Seidentraube, Früheste von der Lahn, wie andere Sorten, die man auf zwei bis drei Augen schneidet. Mehr als auf sechs Augen zu schneiden ist nicht ratsam, weil die untersten Augen nicht austreiben und das ungleiche Besetzen der Rebe, d. h. kahle Stellen, auftreiben würden. Die Rebe lässt sich nicht wie der Spalierobstbaum durch halbmondförmige Einschnitte über den Augen zum Austreiben der Augen zwingen. Man schneide nicht so knapp über der Knospe wie bei den Obstbäumen, sondern in der Mitte des letzten und folgenden Auges, so dass einige Zentimeter Holz über dem Auge stehen bleiben! Lässt es die Sorteneigentümlichkeit zu, so schneide man in nicht zu nahrhaftem Boden kurz auf Zapfen, auf zwei bis vier Augen, in triebigem Boden ist länger zu schneiden. Bei dem Bogenschnitt wird gewöhnlich noch ein kurzer Zapfen, geschnitten, um das Holz für das nächste Jahr zu erziehen. Vermischtes. Kleine Mitteilungen. Die Stadtverordneten zu Berlin stellten dem „Verein zur Beförderung des Gartenbaues“ in den preussischen Staaten für die am 28. April stattfindende Ausstellung 3000 Mark zu sechs Ehrenpreisen zur Verfügung. — Die Stadtverordneten von M.Gladbach beschlossen die Einrichtung eines botanischen Gartens für die drei dortigen höheren Lehranstalten. — Zum Wanderlehrer für Niederbayern wurde der Gartentechniker Carl Grill aus Berg bei Landeshut angestellt. — Der allgemeine deutsche Handwerkertag findet in diesem Jahre vom 28. bis 30. August in Magde burg statt. — In Nordheim a. M. hat sich ein Obstverein gebildet, dem sofort 80 Mit glieder beitraten. — Nach dem neuen hollän dischen Zolltarif ist die Einfuhr von Samen und Hülsenfrüchten aus Oesterreich-Un garn nach Holland frei. — Der fürstlich Schwarzenbergsche Hof gärtner Anton Bayer in Wien beging kürzlich sein 2 5 jähriges Dienst- jubiläum als fürstl. Hofgärtner. — Für Wiesent und Umgebung wurde am 21. Februar ein Obst verein gegründet, die Mitgliederzahl beträgt 68. — Der Obstertag der staatlichen Strassen der Provinz Hannover ergab im Jahre 1902 140 000 Mark, gegenüber 168 000 Mark im Jahre 1901. Einen Mehrertrag er brachten hauptsächlich die Bezirke Göttingen, Uelzen und Hannover I, wogegen die wich tigsten Bezirke wie Hildesheim, Northeim, Goslar, Osnabrück, Stade, bedeutend weniger vereinnahmten. Es konnten am Schlüsse des Jahres 1902 nahezu 200 000 Obstbäume an den Staats-Chausseen gezählt werden, wobei die Kreise Hannover, Hildesheim und Göttingen obenan stehen. Der Rückgang der Erträgnisse ist ausschliesslich auf die ungünstigen Witter ungsverhältnisse und den geringen Fruchtansatz im genannten Jahre zurückzuführen. Auf die Pflege und Neubepflanzung wird von Jahr zu Jahr grössere Sorgfalt verwendet. — lieber den Obstbau im Gross herzogtum Luxemburg gibt der kürzlich erschienene 5. Band der ständigen Kommission für derartige Statistiken Aufschluss. Diese Arbeit ist in deutscher Sprache abgefasst und schliesst sich der Obstbaumzählung im Deutschen Reiche an. Es wird hierin u. a. erwähnt, dass auf 1 Hektar Land 5 Obstbäume kommen und gegenwärtig in dem kleinen Luxemburger Lande etwa 1 290 000 Obstbäume vorhanden sind. — Die Anlage von Obst - Muster gärten in Anhalt geht nunmehr ihrer Ver wirklichung entgegen, denn die Regierung fordert vom Landtag die Bewilligung eines Betrages von 30 700 Mark zur Einrichtung eines solchen Muster-Institutes zunächst in Dessau. Es sind für die Einrichtung des Gartens 12 000 Mark und für die Wohnung des Gärtners 18 700 Mark vorgesehen. Eine zweite derartige An lage soll im nächsten Jahre in Zerbst erfolgen. Dort steht der Stadtgemeinde eine Fläche von 8 Hektar zur Verfügung und man hat die Kosten dieses zweiten Obst - Mustergartens auf 30000 Mark veranschlagt. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass dieses Vorgehen der An haitischen Regierung von ausserordentlichem Nutzen für die fernere Entwicklung des Obst baues sein muss. — Die Gärtner-Fachschule zu Graz (Steiermark) beschloss kürzlich das zwan zigste Schuljahr. Die Schule wurde von der Gartenbaugesellschaft, in deren Gebäude sie auch ihr Heim fand, mit grossen Opfern 1882 ins Leben gerufen und zwei Jahre später in der jetzigen Ausdehnung begründet. Es flossen ihr bedeutende Staats-Subventionen zu, wodurch es ermöglicht war, den Lehrplan immer weiter' auszudehnen. Im abgelaufenen Schuljahre be suchten 22 Schüler, von denen 20 als Lehrlinge und 2 als Gehilfen gleichzeitig in den Grazer Gärtnereien tätig waren, das Institut. Für die Zeit von 1904 bis 1906 wurden 2 Schülern Stipendien aus dem „Kaiser Franz Josef Jubi läums-Fonds“, sowie einen Besuchern ein Reise- Stipendium zugesprochen. — Jedenfalls ver dient diese Form der Vereinigung von Lehr zeit und Schule unsere Beachtung, wenngleich sie in den meisten deutschen Städten leider nicht durchführbar sein würde. — Die Erhaltung des alten Bota nischen Gartens in Berlin als öffentliche Parkanlage kommt noch nicht zur Ruhe und veranlasste kürzlich abermals eine grosse Protest versammlung. Einstimmig wurde dabei be schlossen, an den Magistrat zu Berlin und Schöneberg Anfragen zu richten, ob endgültig die Erhaltung des Gartens beschlossen ist, dann will man auch Anfang April eine grosse Volks-Versammlung einberufen und weitere Schritte unternehmen, damit der Garten als Park fernerhin bestehen bleibt. — Einen grossen Obstgarten in Geithain (Sachsen), welcher 25 sächsische Acker (ca. 13 Hektar) umfasst, legt gegenwärtig der dortige Stadtgutsbesitzer Graichen an. Es kommen darauf Tausende von Obstbäumen, sowohl Hoch- wie Halbstämme und Formobst zur Anpflanzung; ebenso sind grosse Massen Beerenobst angekauft. Diese neue Anlage wird in musterhafter Weise vorgenommen und der Besitzer hofft durch die Verwendung von Buschobst als Zwischenpflanzung bald einen Ernteertrag zu erlangen. — Der Obstnutzen an den staat lichen Strassen des Königr. Sachsen. Im verflossenen Jahre konnten 187 000 Mark gegenüber 157 000 Mark im Jahre 1902 gelöst werden, so dass die Erträgnisse annähernd 20 °/ 0 höher waren. Uünstiger ist das Ernteresultat nur in den Bezirken von Chemnitz, Dresden, Freiberg, Pirna und Zittau gewesen, alle übrigen Distrikte ergaben eine Mehreinnahme. — Kulturen in Aegypten. Die Zucker rübenkultur begegnet neben derjenigen von Zuckerrohr in Aegypten steigendem Interesse. Besonders befasst sich die „Socit Gnrale des Sucreries et Raffineries d’Egypte“ mit der Hebung der Rübenkultur. Während man noch vor 15 Jahren die Rübenkultur in Aegypten für unmöglich hielt, haben die in den letzten Jahren stattgefundenen Versuche ergeben, dass durch entsprechende Wahl des Samens, durch Ver längerung der Vegetationsdauer und geeigneten Boden ein Produkt erzielt wird, welches an Zuckergehalt nach einem Bericht des öster reichischen Konsuls in Kairo die europäische Rübe übertreffen soll. Am besten gedeiht die Zuckerrübe in Unterägypten, in Fayum und in der Gegend von Luxor. Das Erträgnis beläuft sich auf etwa 450 Kantar pro Feddan (1 Kantar = 44 1/2 kg — 1 Feddan = 42 a). Bei sorg fältiger Kultur und reichlicher Düngung sind jedoch 700 Kantar zu erzielen. Auch die Bohnen- und Zwiebelkulturen wachsen von Jahr zu Jahr. Die Ausfuhr von Bohnen betrug 1903 insgesamt 196 541 Pfd. Sterl, an Wert, 1902 nur 190 526 Pfd. Sterl. Zwiebeln wurden für 191 169 Pfd. Sterl. (100 697) exportiert. Die Versuche mit Obstkulturen sind dagegen noch nicht von Belang. Hier bleibt Aegypten noch auf die Einfuhr angewiesen. Im Jahre 1903 führte es für 187 184 (140 947) Pfd. Sterl, frische und für 189 418 (1 1 1 172) Pfd. Sterl, getrocknete Früchte ein. — Kirschen und grüne Mandeln, in Salzwasser eingelegt, in grossen oder kleinen Behältern, sind nach einer Zolltarifentscheidung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zollfrei einzulassen.