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wo von vielen Gärtnern kein einziger dem Ver bände angehört!“ — „Wenn man sich in die Lektüre der letzten Jahresberichte vertieft und dieselben auch noch so eingehend studiert, man wird trotz allen Suchens, doch kaum et- .was positives, eine greifbare Tatsache heraus finden!“ — „Wenn ein Gärtner seinen jähr lichen Beitrag bezahlt und dafür weiter nichts bekommt als das „Handelsblatt“ auf das er nie abonnieren v/ürde, wenn er nicht müsste, dann ist er nicht zufrieden.“ — „Als der Verband vor 7 Jahren das unglückselige Inseratenblatt ins Leben rief, hatte er selber ein bares Ver mögen von cirka 10000 Mk. und stand damit im Zeichen des Aufschwunges. Aber durch die Abnahme dieses Vermögens mag wohl auch das Vertrauen zum Verbände geschwunden sein, denn eine erhebliche Steigerung der Mitglieder zahl ist in der letzten Zeit nicht zu verzeichnen.“ Das kann doch nicht verbandsfreudig stimmen. Und wenn auch die Fernstehenden immer wieder hören, dass die Mittel fehlen, dass die Orga nisation nicht die richtige ist dass der beste hende Wahlmodus nichts taugt, dass das Ver bandsorgan zu wünschen übrig lässt, wie in aller Wege soll da noch jemand Lust bekommen sich als Mitglied für den Handelsgärtnerverband anzumelden? Nach unserem Dafürhalten erweist sich der Verband durch diese offenen Ausspra chen selbst keinen guten Dienst. Er geisselt sich selbst, aber sein Flagellantentum kann ihm unmöglich zum Segen gereichen. Das Karbolineum ein Mittel zur Bekämpfung von Krank heiten an Obstbäumen. Von Carl Rohrdantz, Baumschulenbesitzer in Lübeck. (Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verf. gestattet.) Eine Gänsehaut überlief, oder überläuft auch jetzt noch die Mehrzahl der Gärtner, wenn sie an Karbolineum in Verbindung mit ihren Pfleg lingen denken. Wer nicht selbst trübe Erfah rungen gemacht hat, weiss wenigstens von seinen Kollegen, welche verheerende Wirkung auf die Pflanzen dieses vorzügliche Holzkon servierungsmittel ausüben kann. Wer z. B. seine Mistbeetkästen damit anstrich, in der Hoffnung, sie dadurch länger erhalten zu können, musste schwer dafür büssen, denn fast alles Leben in den Kästen erstirbt, besonders bei Einwirkung der Sonne. Auch ich hatte vor einer Reihe von Jahren einen erheblichen Schaden in meiner Baum schule. Ein Nachbar hatte sein Grundstück mit einer Bretterplanke eingefriedigt und mitten im Sommer mit Karbolineum anstreichen lassen. Auf vorherige Anfrage hatte ich ihm das Be treten meines Grundstücks zu diesem Zweck sogar erlaubt. Lief doch längs dieser Planke ein schmaler Fussteig, der die Bretterwand mindestens 40 cm von meinen jungen, ca. 3jähr. Birnbäumchen, trennte. Aber welcher Anblick bot sich mir nach wenigen Tagen — es war gerade sehr heisses Wetter! In der ganzen Ausdehnung der Planke, welche ca. 60 m lang ist, sahen in einer Tiefe von nahezu 1/2 m von derselben, meine Bäumchen ganz braun aus und nach kurzer Zeit waren sie entblättert. Die Ausdünstung des Karboli- neums hatte die Blätter verbrannt. Ich musste die jungen Bäumchen einer rationellen Bewirt ¬ schaftung wegen herauswerfen. Kein Wunder, dass ich eine heilige Scheu vor dem Karboli neum bekam und jede Benutzung desselben vermied, wo lebende Pflanzen in der Nähe sich befanden. Mit der Zeit stellte sich aber heraus, dass dem Karbolineum Unrecht geschah, wenn man seine Anwendung in den Gärtnereien vermied. Eine gute Eigenschaft nach der anderen wurde an ihm entdeckt, resp. seine Brauchbarkeit bei richtiger Anwendung festgestellt. In weiten Kreisen dürfte bekannt sein, dass man Bohnen stangen oder Pfähle, die man im Garten oder Baumschule zum Anbinden von Gewächsen oder Bäumen verwendet, ruhig mit Karbolineum anstreichen kann. Soll der Anstrich in der ganzen Länge der Stangen usw. erfolgen, so muss es geraume Zeit vor der Benutzung der selben geschehen, damit gehörige Ausdünstung erfolgen kann. Soweit der Pfahl aber in die Erde kommt und auch noch ein kür- zeres Stück eben darüber, schadet auch ein verhältnismässig frischer Anstrich den Pflanzen nicht. Erstaunt war ich aber, dass Gärtner es ge wagt hatten, Karbolineum direkt auf Bäume zu bringen, um damit Wunden zu heilen. Im Herbst 1902 folgte ich einer Einladung als Preisrichter zur Gartenbauausstellung nach Itzehoe. Hier zeigte man einige Aepfel- bäume vor, die von einer Strassenpflanzung stammten. Diese Bäume, von ca. 5—6 cm Durchmesser, zeigten mehr oder minder grosse schadhafte Stellen an ihren Stämmen, die meistens durch äussere Verletzungen entstanden waren. Die Ränder dieser Wundstellen waren gesund und zeigten die kommende Ueberwal- lung. Die blossgelegten Holzteile sahen braun, aber gesund aus. Sie liessen von der sonst üblichen Bestreichung solcher Stellen mit Teer usw. nichts erkennen. Ein an den Bäumen befestigtes Schild besagte, dass die Wundstellen im Winter 1901/2, nachdem alles Schadhafte sorgfältig ausgeschnitten sei, mit Karbolineum bestrichen wurden, worauf sich die oben beschriebene günstige Wirkung ge zeigt habe. Da mich die Sache als Praktiker sehr interessierte, liess ich mir dies später noch von Herrn Grohn in Wilster, der mir auch versicherte, dass gewöhnliches Kar bolineum verwendet sei, bestätigen. Das reizte mich zu Versuchen, die ich im Winter 1902/3 begann und bis jetzt (auch den ganzen Sommer 1903) fortsetzte. Je länger ich mit dem Karbolineum hantierte, desto kühner wurde ich. Nachdem ich festgestellt hatte, dass dasselbe nur in das abgestorbene, resp. blossgelegte Holz eindringt, nicht aber in die saftführende Rinde, strich ich tapfer darauf los, zuerst vorsichtig im Winter, zuletzt dreist den ganzen Sommer. Wo sich nur eine krank hafte Stelle an meinen Standbäumen zeigte, war ich gleich mit dem Karbolineumtopf bei der Hand und zu meiner Freude zeigten sich immer wieder dieselben guten Erfolge. Jetzt mache ich mir nicht mehr die umständliche Arbeit, eine brandige (krebsige) Stelle oder sonstwelche Beschädigungen an Kernobst bäumen erst sorgfältig mit dem Messer aus zuschneiden „bis auf gesundes Holz und Rinde“, wie in allen diesbezüglichen Werken zu lesen ist. Auch das Ausstreichen solcher kranken Stellen mit frischem gelöschten Kalk, was ich viele Jahre mit gutem Erfolg anwendete, ist ein überwundener Standpunkt. Bei dieser um ständlichen Prozedur kommt noch hinzu, dass man die so behandelten Stellen umwickeln muss, um das Auswaschen des Kalkes zu ver hindern. — Bemerke ich jetzt eine Erkrankung des Stammes oder Astes, so entferne ich wohl mit ein paar Schnitten die äussere Rinden schicht, um mit dem Pinsel ordentlich die er krankte Stelle treffen zu können, denn alle Er krankungen haben innen eine grössere Verbrei tung, als wie sich aussen zeigt. Jedes pein liche Ausschneiden aller erkrankten Teile ist aber überflüssig, sobald ich Karbolineum an wende. Dieses tötet alle erkrankten und in Fäulnis übergegangenen Holz- und Rindenteile völlig ab. Das ist der ungeheure Vorteil, den es vor einem Anstrich mit Teer, Baumwachs oder Baummörtel usw. bietet. Hat man bei letzteren Mitteln nicht alle erkrankten Teile, welche oft bis ins Mark hinein reichen, entfernt, so wird die kranke Stelle immer wieder zum Durchbruch kommen und weiter um sich greifen. Ausserdem ist es ja eine ungeheure Zeiterspar nis, wenn ich fast nur mit dem Pinsel zu arbeiten brauche, ich kann damit auch älteren, ausgebreiteten Kronen leicht beikommen, die man bei dem früheren umständlichen Verfahren meistens sich selbst überliess. Ein weiterer, stark ins Gewicht fallender Vorteil dieser Ent deckung ist ferner durch die leichte An wendbarkeit des Verfahrens „zu jeder Jahreszeit“ geboten. Die schädliche Aus dünstung des Karbolineum schadet „frei stehenden“ Bäumen selbst an ihrem Laube nicht. Bei der Sorglosigkeit, womit ich ver gangenen Sommer damit umging, fiel wohl häufig ein Tropfen auf das grüne Laub. Dabei hat wohl ein einzelnes Blatt mehr oder weniger gelitten, irgendwelchen Schaden haben die Bäume aber nicht davon gehabt. Nur davor möchte ich natürlich warnen, im Sommer gar zu freigebig mit Karbolineum an Spalierbäumen zu operieren, die an „Wänden“ usw. stehen. Hier könnte die Ausstrahlung und die höhere Wärme dem Laube immerhin grösseren Schaden zufügen, wenn auch nicht in dem Masse, als wenn das Karbolineum direkt auf die Wand aufgetragen ist. Um meine Versuche auszudehnen, suchte ich mir dann weiter Gärten auf, von denen ich wusste, dass die Bäume von Blutläusen befallen waren. — So energisch die Polizei behörde unseres Freistaates, schon im Inter esse des Platzes, auf Anregung des Garten bauvereins, gegen diesen Feind des Apfelbaums zu Felde geht, ist es den vereinten Anstren gungen doch noch nicht gelungen, die Blut laus in Privatgärten ganz zu unterdrücken. — Also auch als Mittel gegen Blutläuse habe ich Karbolineum und zwar mit Erfolg angewendet. Ueberpinselt man damit Stellen, die von Blut läusen befallen sind, so werden diese mit abso luter Sicherheit getötet und da sie an erkrankten Stellen des Stammes oder der Aeste zuerst auftreten, so hat man dadurch zwei Fliegen mit einem Schlage getroffen. Die erkrankte Fläche wird gleichzeitig ausgebeizt und somit dem Heilungsprozess zugeführt. Zum Be spritzen des Laubwerkes ist es natürlich nicht zu gebrauchen; aber wer zur rechten Zeit aufpasst, wird es gar nicht dazu kommen lassen, dass die Blutlaus bis in die äussersten Zweig spitzen vordringt. Ist das aber einmal ge schehen, und der ganze Baum verseucht, so helfen alle anderen Mittel, wie Petroleumemulsion, Harzölseife usw., auch nicht, um das Uebel 'ganz zu unterdrücken. Da ist das einzige Radikalmittel, die ganze Krone zu kappen und den Baum dadurch zu verjüngen. Dann kann man durch Karbolineumanstrich verhüten, dass die Blutlaus wiederkommt. Man hat es somit in der Hand, ihrer Herr zu werden, ohne seine Bäume gänzlich zu opfern. Wie unschädlich Karbolineum übrigens nach kurzer Zeit Lebe wesen wird, mag daraus erhellen, dass ich an älteren Bäumen Blutläuse an Stellen fand, die zur Vernichtung derselben mit Karbolineum ge strichen waren. Nach ca. 6—8 Wochen hatten sich diese Schädlinge an denselben Stellen wieder angesiedelt. Den wiederholten An griffen konnten sie natürlich nicht trotzen. Für diejenigen, die es noch nicht wissen, möge hier noch gesagt sein, dass die Blutlaus auch unter der Erde am Wurzelstock der Bäume lebt und sich von da aus immer wieder ver breitet, wenn man sie nicht auch dort bekämpft. Wo überhaupt die Blutlaus sich eingenistet hat, da ist der Boden damit infiziert, ich habe sie niemals in den äusseren Zweigspitzen ge funden, wenn nicht auch an Stamm und Aesten Brutstätten vorhanden waren. Umgekehrt iand ich — bei jüngeren Bäumen ist das ja leicht festzustellen — die Kronenzweige noch gänz lich frei von Blutläusen, wenn Stamm und Aeste schon Kolonien aufwiesen. An Apfel bäumen, die auf das sorgfältigste von mir ge reinigt waren, kamen, bis zur gänzlichen Ver nichtung. von Zeit zu Zeit immer wieder Läuse zum Vorschein, aber nur an Stamm und Aesten, nie in den Kronenzweigen. Wo sollten sie hergekommen sein, wenn nicht aus dem Boden? Wären sie angeflogen oder durch Sturm über tragen, so müssten sie doch zuerst in den Kronenzweigen auftreten. Man soll deshalb um die Stämme der verseuchten Bäume die Erde abgraben und die freigelegten stärkeren Wurzeln ebenfalls reinigen. Unbeschadet kann man hierzu auch Karbolineum verwenden, wo mit ich für Uebereifrige nicht gesagt haben will, dass man den ganzen Boden damit geradezu tränken soll. Die Anwendung von Karbo lineum bei Obstbäumen ist damit aber nicht erschöpft. Hat jemand einen Baum, der mit der be kannten Kommalaus behaftet ist, so streiche er ihn einfach mit diesem Insektizid an und er ist gerettet. Wie hat man gegen diesen hartnäckigen Schädling sonst oft vergeblich ge kämpft. — Ein altes bewährtes Mittel, sich seine Obstbäume gesund zu erhalten und Schäd linge aller Art zu bekämpfen, ist der Anstrich von Stamm und Aesten mit Kalkmilch. Hierzu kratzt man nach allen Regeln der Kunst die Bäume zunächst gründlich ab, eine umständ liche, zeitraubende Prozedur, wobei auch noch sehr viel gesundes Zellengewebe verletzt wird. Dies ist alles nicht mehr nötig! Man streicht einfach den ganzen Stamm und die erreich baren Aeste mit Karbolineum an und der Zweck ist viel gründlicher erreicht. Ich füge hier nochmals an: Karbolineum dringt nur soweit ein, als Holz und Rinde abgestorben, resp. in Fäulnis über gegangen sind. Vor der in Saft stehenden Rinde macht es Halt. Auch bewirkt es ein gesundes Ueberwallen erkrankter Stellen, zum mindesten wird es durch dasselbe nicht ge hemmt. Zwar bietet wohl der Kalkanstrich den Bäumen noch andere Vorteile, die durch Karbolineum nicht ersetzt werden können. Es „Aber nicht schlechter, als anderswo,“ erwiderte Fritz, „und solche Kost, solche Schlafräume, solche Behandlung kannst du wo anders lang suchen, bis du sie findest.“ Lorenz brummte etwas unverständliches, da er nicht widersprechen konnte. Am Bahnhof, als sie die verpackten Bäume zusammen vom Wagen hoben, fühlte Lorenz plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Als er sich umwandte, sah er August vor sich stehen. Eine lebhafte Begrüssung folgte. „Wo bist du denn jetzt?“ fragte Lorenz, „ich dachte du wärst weit fort von hier.“ August steckte die Hände in die Hosentaschen und gab sich das Aussehen eines Menschen, der seine Lage um ein Bedeutendes verbessert hat. „Bewahre, ich bin drüben beim Gärtner Lenz, auch ein feines Geschäft, da kann das Winternitz’sche in manchen Kulturen noch nicht mal ran; und dann keine Weiber Wirtschaft. Der Alte ist ein forscher Kerl, streng aber gerecht, mir ist er gewogen, da haben wir keinen Obergärtner, den spiele ich selbst dem jüngeren GehJfen und Lehrling gegenüber.“ „Was treibst du denn hier?“ fragte Fritz, dessen Gesiebt deutlich seine Zweifel an der Richtigkeit des Gehörten aus drückte. Ich habe hier auswärtige Sendungen in Empfang zu nehmen, mein Wagen steht da drüben.“ Er deutete auf ein unweit haltendes leeres Gefährt, dessen Pferd von einem halbwüchsigen Jungen gehalten wurde. „Warum sieht man euch in keiner Kneipe mehr?“ fuhr August fort, ihr seid wieder schön zu Kreuze gekrochen, seit ich fort bin, seht auch aus wie zwei langweilige Tugendbolde. Wie wär’s, wenn wir heut Abend ein paar Runden zusammen ausknobelten?“ Fritz verneinte entschieden. Lorenz zögerte. August nickte ihm aufmunternd zu und streckte die breite Hand hin. „Topp, schlag ein, wir treffen uns nach Feierabend beim Falkenwirt.“ Lorenz, den die Aussicht auf einen gemütlichen Abend reizte, schlug ein. Fritz aber liess sich nicht dazu bewegen. Er machte dem Kameraden sogar noch Vorwürfe, als sie zu sammen auf dem leeren Wagen heimfuhren. „Das hättest du nicht tun sollen, Lorenz, das sieht der alte Welser sicher nicht gern.“ „Bah, was geht mich der Alte an, er ist nicht mein Vor- ’ münd. Man kann sich bei so viel Arbeit auch mal ein Ver gnügen leisten.“ Fritz schämte sich noch der Zeit, da er sich durch die Sticheleien Augusts hatte aufwiegeln lassen. Er war ein ver nünftiger Mensch, der sich bei reiflicher Ueberlegung sagen musste, dass alle diese Mäkeleien nur aus dem erbitterten Gemüt eines Enttäuschten kamen, während Lorenz sich gerne einredete, dass er ein besseres Los verdient hätte. Inzwischen trat die Sonne immer mehr hervor, der Reif löste sich und fiel in Millionen von klaren Tröpfchen zur Erde. XV. Bei Dr. Kenzius konnte die Langeweile nicht mehr ein kehren; äusser den Vorlesungen, die er an der Universität hielt und den Stunden, die er seinem philologischen Werke widmete, füllten die vielen Besuche, die er machte, seine Zeit vollständig aus. Fast täglich flogen goldgeränderte Einladungs karten auf seinen Tisch; die meisten akzeptierte er, denn das Alleinsein in seinen stillen vier Wänden mit seiner brennenden Sehnsucht war ihm unerträglich. Er wunderte sich oft selbst, dass er sich bezwingen konnte, nicht mehr als zweimal in der Woche zu Erwin zu gehen. Oft überwand er sich sogar, den Jungen zu sich zu bitten und sich dadurch den heiss ersehnten Anblick des jungen Mädchens zu versagen. Aber die Unterrichtsstunden, die er dem Jungen erteilte, verloren dennoch nicht das Interesse für ihn. Es bereitete ihm einen eigenen Genuss, in diesen reinen, schwärmerischen Augen das Feuer des Verständnisses zu entzünden, und bei sich zu Hause hatte er eine Menge Gegenstände, die er im Laufe der Jahre auf seinen Reisen gesammelt, und die ihm trefflich zur Er läuterung seiner Worte halfen. Erwin kam denn auch gerne zu ihm, brachte auch wieder öfter seinen Freund Fritz Arnd mit, wenn dieser sich nicht durch Jagendspiele abhalten liess. Die Jungens wetteiferten dann darin, dem verehrten Lehrer Freude zu bereiten. Und Dr. Kenzius kam sich dann selbst oft wie aus gewechselt vor. Dass er mit seinen achtunddreissig Jahren, nachdem er so viel von irdischen Freuden genossen hatte, l sich nun in eine solche romanhafte Liebe verwickelte, die ihn nicht mehr frei liess, das schien ihm oft unglaublich. Er versuchte es, sich zu verspotten; er redete sich ein, dass das schöne Mädchen ihn nur durch ihre Unnahbarkeit reize, dass sie ihm gleichgültig werden müsste, so bald sie sich der Liebe zu ihm ergeben würde; aber wenn dann plötzlich, einer Vision gleich, ihre schlanke Gestalt vor ihm stand, die trotz aller Einfachheit der Kleidung etwas so vornehmes hatte, wenn er ihre ernsten Augen, ihren feingezeichneten, roten Mund dicht vor sich zu sehen glaubte, dann durchschauerte ihn die Gewissheit, dass er dieser Liebe auf immer verfallen sei. Dann geschah es oft, dass er sich wie gebrochen in einen Stuhl fallen liess, den Kopf in die Hände stützte und sich einer mutlosen Niedergeschlagenheit hingab. Wenn er aber sich am selben Abend in Frack und hellen Glaces auf dem Parkett zwischen einem Flor holder Frauenblüten be wegte, so umgab ihn der weltmännische Schliff gleich einem festen Panzer, und niemand ahnte in dem geistreichen, stets etwas spöttisch angehauchten Gesellschaftsmenschen einen unglücklich Liebenden. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. — Die Erhöhung des Eisengehaltes bei Pflan zen. Die „kaiserliche landwirtschaftlich-bakteriologische und Pflanzenschutzstation“ in Wien hat neuerdings lehrreiche Versuche über die Zufuhr von Eisen in die Zellen der Pflanzen angestellt. Hierbei konnte konstatiert werden, dass einzelne Pflanzenarten sich ganz besonders zur Aufnahme von Eisen eignen und somit für den menschlichen Körper zu Heilzwecken auf das Vorteilhafteste verwendet werden können. Die erste Probe wurde mit Spinat gemacht, indem man der Erde Eisenhydrat beimischte. Dabei liess sich feststellen, dass das auf diesem Beete geerntete Gemüse siebenmal mehr Eisensalz enthielt, als anderer auf unvorbereitetem Boden herangezogener Spinat. Es kann daher diese Pflanzenart auf das Vorteilhafteste in der Heilkunde verwendet werden und es werden sich sicher noch andere Gemüsearten finden