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gebracht worden ist, die Vertreter auf den Ver sammlungen überhaupt nichts vergütet erhalten sollen, so wird damit zwar in ihren Verbands eifer ein grosses Vertrauen gesetzt, aber es dürfte in Wirklichkeit der Fall eintreten, dass solche Versammlungen von auswärts sehr schwach besucht werden. Nicht von der Hand zu weisen ist der Ge danke, das Wahlsystem im Verbände einer Reform zu unterziehen. Dasselbe ist in der Tat heute etwas kompliziert und kostspielig. Wir glauben auch, dass die zu wählenden Dele gierten in einer Gruppenversammlung einfach per Stimmzettel, wie in No. 9 des Handelsblattes vorgeschlagen wird, gewählt werden können. Die Gruppe Hessen und Hessen-Nassau, will noch radikaler vorgehen, indem sie einfach die Obmänner der Ortsgruppen auch zu Dele gierten erklärt. Da der grösste Teil unserer Leser nicht zu den Mitgliedern des Verbandes gehört und also auch das „Handelsblatt“ nicht zu Gesicht be kommt. halten wir uns für verpflichtet, an dieser Stelle die gemachten Reformvorschläge zu beleuchten. Den einschneidendsten haben wir uns aufgespart und werden ihn in der nächsten Nummer ausführlicher behandeln. Er betrifft die Ausgestaltung und Stärkung der Einzelgruppen und eine damit notwendiger Weise verbundene Schwächung der Zentrale, also unbedingt eine Dezentralisation. Die Versicherung gegen Unwetterschäden. Die vorjährigen Hochwasser und Unwetter schäden, herbeigeführt durch Gewitter, Stürme, Wolkenbrüche, haben bekanntlich in vereinzelten Gegenden des Deutschen Reiches auch in Gärt nereien verheerenden Schaden angerichtet. Es ist daher erklärlich, dass man namentlich in den Kreisen der selbständigen Handelsgärtner, wie auch der Landwirtschaft mehr wie sonst die Forderung nach einer Unwetterentschädigung auf allgemeiner Grundlage erhebt. Die Ele mentarversicherung, die sich heute in der Haupt sache nur auf Feuer und Hagel erstreckt, sollte demnach auf Unwetterschäden aller Art ausge dehnt werden. Eine solche Versicherung ist jedenfalls im höchsten Grade erwünscht, ja so gar ein dringendes Bedürfnis und müsste namentlich in unseren Berufskreisen als ein segensreiches Unternehmen begrüsst werden. Leider ist aber die Durchführbarkeit einer der artigen Einrichtung trotz der wiederholt ge machten Versuche und Anregungen aus Inte ressentenkreisen bis jetzt, hauptsächlich an dem Mangel jeglicher Statistik über die Häufigkeit und den Umfang derartiger Schäden, ge scheitert. Es kommt bei dieser Versicherungsart nament lich in Frage, ob dieselbe an ein schon be stehendes Institut, wie z. B. an die öffentlichen Feuerversicherungen, die Privat-Feuer- und Hagelversicherungsgesellschaften angeschlossen, oder ob eine selbständige, speziell für derartige Fälle in Betracht kommende Versicherung ge gründet werden soll. Ein Korrespondent der „Frkf. Ztg.“ gibt die Entwicklung, welche die Bestrebungen zur Einführung der Unwetter- Versicherung in den letzten Jahren genommen haben, als Fingerzeige für die einzuschlagende Richtung an. Die zyklonartigen Stürme des Jahres 1898 in der Rheinprovinz, die nament lich an industriellen Etablissements grossen Schaden angerichtet hatten, brachten die Frage nach Einführung einer Versicherung gegen Wetterschäden aller Art nach einem längeren Stillstand wieder in Fluss. Eine grosse Anzahl wirtschaftlicher Korporationen, im ganzen wohl 50 Handelskammern und Wirtschafts verbände aus allen Teilen Deutschlands traten auf An regung des Vereins der Industriellen des Re gierungsbezirkes Köln im März 1899 im An schluss an den Delegiertentag des Zentral verbandes deutscher Industrieller und des deutschen Handelstages in Berlin zu einer Be ratung über die Unwetter-Versicherung zusam men. Auf dieser Versammlung wurde dann ein Ausschuss gewählt, dem die Weiterbearbeitung der hier gefassten Beschlüsse oblag. Dieser Ausschuss war in erster Linie bestrebt, eine der bestehenden Feuersozietäten sowie Privat- Feuerversicherungsgesellschaften zur Aufnahme der Unwetter-Versicherung als Zusatz zur Feuer versicherung zu veranlassen. Des weiteren setzte er sich mit dem Reichskanzler und dem preussischen Ministerium des Innern in Ver bindung, um von den Behörden eine Förderung seines Vorhabens zu erlangen. Auch die Grün dung einer besonderen Unwettergesellschaft wurde ins Auge gefasst und mit der Münchener Rückversicherungsgesellschaft wegen eventueller Uebernahme des Risikos verhandelt. Nach ein jähriger Tätigkeit musste aber dieser Ausschuss trotz der vielen Bemühungen seine Arbeit ein stellen, da irgendwelche greifbaren Erfolge nicht erzielt werden konnten. Es wird in den Ausführungen wohl mit Recht hervorgehoben, dass der Mangel an jeg licher Statistik nicht als stichhaltiger Einwand für die Undurchführbarkeit der Unwetterversiche rung bezeichnet werden kann. Wir besässen wohl sonst überhaupt kein Versicherungswesen, da sich auch die anderen Versicherungszweige nicht von Anfang an auf zuverlässige Grund lagen aufgebaut haben, denn erst gesammelte Erfahrungen und die von den Gesellschaften selbst aufgestellten Statistiken ermöglichten es, zutreffende Tarife zu geben. Es wird daher da rauf hingewiesen, die neue Versicherungsbranche hätte denselben Weg zu beschreiten. Man hält es nicht für angebracht, die Unwetterversiche rung mit der Feuerversicherung zu verbinden, da letztere derart mit Aufgaben belastet sei, dass sie sich mit dem überaus schwierigen Projekt dieser neuen Versicherungsart noch be fassen könne, denn diese sei keineswegs eine so einfache Sache, dass sie als Nebenbranche behandelt werden dürfte. Wenn man also einen Schritt weiter kommen wolle, so bleibe nichts anderes übrig als die Bildung eigens hiefür bestimmter Institutionen. Es wird von vorn herein zugegeben, dass die finanzielle Seite der grössten Aufmerksamkeit bedarf und da sich das Kapital auf das vorerst nicht abzuschätzende Risiko nicht einlassen wird, werden Versiche rungsvereine auf Gegenseitigkeit als die geeig netste Form der Unwetterversicherung vor geschlagen. Um die Versicherungsnehmer nicht von vornherein abzuschrecken, müsste die Nach schussverbindlichkeit auf den zwei- bis dreifachen Betrag der Vorprämie, welch letztere auch nicht allzuhoch gegriffen werden dürfte, be schränkt werden. Genügten Vorprämien und Nachschüsse, sowie etwaige Reserven zurDeckung der erwachsenden Schäden nicht, so müsste eine verhältnismässige Kürzung der Versiche rungsansprüche eintreten. Dadurch wären die Versicherten imstande mit einem bestimmten Prämienbetrag, welcher ihnen im ungünstigsten Falle zur Last fällt zu rechnen, was den Bei tritt zur Versicherung bedeutend fördern würde. Besonders schwierig gestaltet sich die Ver sicherung gegen Ueberschwemmungsgefahr in sofern, als nicht alle Teile des Landes in der selben Weise bedroht sind, so dass sich ein Ausgleich des Risikos schwer durchführen liesse; eine staatliche Beihilfe könnte aber das nötige Gegengewicht herbeiführen. In „Handel und Industrie“ werden nun diese Ausführungen zum Teil widerlegt und es wird hier besonders hervorgehoben, dass die bei der Feuer-, Hagel- etc. Versicherung zu deckenden Schäden mit einer grossen Regelmässigkeit wiederkehren, und dass bei ihnen die Kata strophen nur seltene Ausnahmen bildeten. Dagegen werden die Sturm- und Ueberschwemm- ungsschäden fast ausnahmslos als Katastrophen schäden, die die Festsetzung einer Durchschnitts jahresprämie so gut wie ausschliessen, hin gestellt. Wir glauben doch, dass man die in der letzten Zeit vorgekommenen so furchtbaren Feuersbrünste, denen ganze Städte zum Opfer fielen, und die, wenn sie sich auch nicht in Deutschland zugetragen haben, dennoch nicht auch hier als unmöglich zu erachten sind, wohl als Katastrophen betrachtet werden können. Dasselbe muss auch von verheerenden Hagelwettern ge sagt werden. So schwierig nun die Durchführbarkeit einer Unwetterversicherung erscheint, so darf man die Lösung der Frage noch nicht für unmöglich halten. Jedenfalls müsste eine derartige Ver sicherung schnell die Sympathien unserer Be rufskreise gewinnen. Wir wollen nicht ver fehlen, bei dieser Gelegenheit auf die „Deutsche Hagel-Versicherungsgesellschaft für Gärtnereien etc. zu Berlin“ wiederum hinzuweisen und unsere dabei interessierten Leser auffordern, sich durch den Beitritt in dieselbe gegen solche ev. eintretende Elementarschäden zu schützen. Rundschau. Handel und Verkehr. — Frachtberechnung für Blumen- kohl und Spargel. Die Handelskammer zu Frankfurt a. M. beantragte bei der Kgl. Eisenbahndirektion zu Frankfurt a. M. die Ver- setzupg von Blumenkohl und Sparge.'. in den Spezialtarif für bestimmte Eilgüter und führte dabei aus: Für die eilgutmässige Be förderung von Blumenkohl und Spargel werde zur Zeit der Eilgutfrachtsatz erhoben. Nach der Entwicklung der Verhältnisse sei aber Blumenkohl, besonders auch der im Winter aus dem Ausland bezogene, seiner Preislage und dem Umfange des Konsums nach, nicht mehr als Luxusartikel zu betrachten. Vielmehr bilde derselbe, namentlich bei strengen Win tern, den fast einzigen Ersatz für weite Kreise der Bevölkerung für die teueren (? die Red.), einheimischen Gemüsearten. Der normale En grospreis sei seit vielen Jahren nicht über 15—20 Mk. pro 100 Stück gestiegen. Für die bahnseitige Beförderung von Spargel soll im Braunschweigischen und in Han noverischen Gegenden die Ermässigung der eilgutmässigen Beförderung zum Fracht gutsatze bestehen und durch diese Transport vergünstigung die Produktion von Spargel in diesen Gegenden in immer grösserem Mass stabe betrieben werden, während sie im Main- und Rheingebiet erheblich zurückgegangen sei, wohl auch mit aus dem Umstande der hohen Fracht, welche ein grösseres Absatzgebiet nicht gestatte. Die Handelskammer halte überdies die beantragte Massnahme um so gerecht fertigter , als das ebenso teuere oder noch im Preise höherwertige „frische Obst“ sowie son stige preiswerte Artikel dieses Spezialtarifs nach dem billigeren Frachtsätze befördert würden. — Obstausfuhr aus Holland. Der Export an frischen Früchten aus Holland belief sich im Jahre 1903 auf 19 343 Tonnen gegen 21 389 Tonnen im Vorjahre. — Im Stadtvorortspostverkehr be steht vielfach die Einrichtung, dass zwischen einem Hauptort und Smehreren Vororten die Ortstaxe Anwendung findet, während die Vor orte untereinander als Fernorte gelten. Wenn in einem solchen Falle ein im Hauptort auf gelieferter, nach einem der Vororte gerichteter Brief von dort aus einem anderen Vororte nach zusenden ist, bestehen unter den Postbeamten vielfach Zweifel, ob ein Nachschussporto in Ansatz zu bringen ist oder nicht; denn einer seits durchläuft die Sendung zwischen den beiden Vororten eine Beförderungsstrecke, für welche Ferntaxe besteht, andererseits ist aber der neue Bestimmungsort, wie der erste, Nach barort des Aufgabeortes. Es sei hier mitgeteilt, dass eine Nachtaxierung nicht stattfinden darf, weil nach § 44 IV Abs. 2 der Postordnung Briefe nur dann der Ferntaxe unterliegen, wenn sie aus dem Bereiche der Ortstaxe des Auf gabeortes hinausgehen. Rechtspflege. — Der widerrechtliche Nachdruck von einfachen Preislisten ist nicht strafbar. In einem Urteil vom 15. Juli 1903 sprach das Landgericht Görlitz die Fabrik besitzer R. und H. von der Anklage des wider rechtlichen Nachdrucks frei. Dieselben hatten, wie festgestellt werden konnte, bei der Zu sammenstellung der Preislisten, die sie in deutscher und englischer Sprache erscheinen lassen, diejenige einer anderen Firma als Unter lage benutzt. Das Gericht hat aber trotzdem einen unerlaubten Nachdruck nicht angenommen, weil es in dieser Preisliste kein durch Inhalt, neue Form, Eigenart der Sammlung oder An ordnung des Stoffes sich als individuell selb ständiges Geistesprodukt ausweisendes Schrift stück hat erblicken können. In der Aufführung von Waren mit Preisen allein könne ein Pro dukt geistiger Tätigkeit nicht gefunden wer den; denn, wenn auch die Zusammenstellung viel Mühe mache, so bleibe die ganze Arbeit doch immer eine mechanische. Aller dings sei mit dem Reichsgericht anzunehmen, dass eine Preisliste durch Beschreibung der Waren, durch Angaben über die Technik und Verwendbarkeit der einzelnen Artikel belehrend wirken könne und deshalb Anspruch auf ge setzlichen Schutz habe. Im vorliegenden Falle ermangle aber der Text der nachgedruckten Preisliste dieser Eigenschaften. Das Gericht hat sich daher ohne Bedenken dem Gutachten der königlichen literarischen Sachverständigen kammer angeschlossen. Gegen das freisprech ende Urteil hat die klagende Firma damals Revision eingelegt. Da deren Ausführungen sich im wesentlichen gegen die unanfechtbaren Da schämte sie sich ihrer egoistischen Regung und zog den mutterlosen Liebling innig ans Herz. Wenn dann Margarete des Abends ermüdet von ihrer Arbeit in der Einsamkeit ihres Stübchens war — dann sah sie die dunklen Augen, die stumm blieben und doch so be redt sein konnten, — die ihr von einem grossen fernen Garten erzählten, in dem eine Wunderblume erblühte, die alle überstrahlte an Pracht und Schönheit; die aber nur in dem menschlichen Herzen gedeihen kann — von der Liebe. Doch sie wies den schmeichelnden Gedanken, so oft ihr auch bangte, energisch von sich und zwang sich in die eiserne Notwendigkeit der Pflicht hinein, wenn auch die dunklen Augen sie oft verfolgten und vorwurfsvoll ansahen und ihre Begleiter blieben bis sie Träume umfingen, ohne die bangen Zweifel in ihrem Herzen zu lösen. So eilten die Wochen dahin und der Herbst hielt seinen Einzug. Die Rosenfelder standen noch im schönsten Flor, und in den Häusern entfalteten sich die ersten Chrysanthemen. Knospe auf Knospe erschloss sich daran. Dicht gedrängt, in allen Farben, purpurn, gelb, weiss, rosa, boten sie mit ihren flockigen, sich ineinanderschlingenden und breit sich entfal tenden, zungenförmigen Blütenblättern einen frischen prächtigen Anblick. Margarete liebte mit besonderer Liebe diese Blume, die uns auch bis zum Einzug des Winters treu bleibt, und die von eigenartig geheimnisvoller Poesie umflossen ist. Welch ein behagliches Bild, im Winter, wenn da draussen die Flocken stürmen, im Ofen das Holz knisterst und die verhängfe Lampe traulichen Schein spendet, einen Strauss dieser Blumen vor sich zu sehen, die frisch und farbenreich blühen und das matte Herz zu ermahnen scheinen: „Sieh, auch wir fürchten den Winter nicht und halten ihm Trotz; halte auch du dich jung und hüte dich vor dem inneren Altern, dass noch dein Winter dir eine Blütezeit sei!“ Es wurden allwöchentlich noch ganze Handwagen voll der herrlichen Blüten zu Markte gebracht. Und immer neue erschlossen sich und liessen sich von den linden Strahlen der herbstlichen Sonne küssen. Im Obstgarten konnte eine reiche Ernte eingebracht werden. Die früchteschweren Zweige brachen fast unter der Last rotbäckiger Aepfel. Nunmehr war alles geerntet und zum Teil bereits verkauft. Es gab wohin man sah, Arbeit für viele Hände, aber sie wurde mit Freuden ausgeführt. Dietrich regte sich für zwei. Margarete sah mit Staunen, wie sich seine Arbeitskraft um die Wette mit seiner Arbeitsfreudigkeit zu vermehren schien. Er gestand es sich selbst kaum, dass ein freundliches Wort aus dem Munde der jungen Prinzipalin, ein Blick aus ihren leuchtenden Augen ihm überreichliche Entschädigung für alle Mühe dünkten. Als einst der alte Vater erschöpft und wohlig die Feier- abendruhe genoss, reckte der junge Dietrich noch seine kräf tigen Arme zum Himmel und rief aus: „Wie glücklich fühle ich mich hier in meinem Berufs leben, und stürmt die Arbeit noch so sehr auf mich ein, so freudiger greife ich zu und fühle die Kraft zu doppelter Leistung in mir.“ Und der Alte betrachtete mit Stolz den Sohn und mit Staunen. „Mein Sohn, ich freue mich über dich, aber du kommst mir doch seltsam vor. Wenn diese allzu hoch gespannte Schaffenslust nur immer dir bleibt — mich soll das von Herzen freuen.“ Dietrich sah seinen Vater gross an; auf einmal sanken seine Arme herab und der Begeisterungsgianz auf seinem Gesicht erlosch. Blitzähnlich war ihm der Gedanke ge kommen: Wenn Margarete Winternitz dem fremden gelehrten Herrn, der sie immer so bewundernd ansah, — wenn sie dem die Hand reichen und sein Weib werden wollte, das, ja das würde ihm seine Schaffenslust nehmen, das würde ihm alles nehmen. Und wie diese Erkenntnis an seiner Seele vorüberzog, kam die andere, dass er seine junge Prinzipalin liebte, sie, die ewig unerreichbar war für ihn. Wie von plötzlichem Schwindel überfallen, liess er sich neben dem Vater auf eine Bank sinken. Dieser merkte die Veränderung, die auf einmal mit ihm vorgegangen und fragte erschreckt: „Was zum Kuckuck ist mit dir, Junge?“ „Nichts — ich weiss nicht; das ist wohl die Müdigkeit auf die Anstrengung des Tages.“ Welser stand auf, packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn: „Dietrich, bist du ein Tor, der unter einer Leidenschaft zusammenbricht?“ Dietrich lachte schroff auf. „Nicht unter einer Leidenschaft, denn diese wäre zu be kämpfen,“ unwillkürlich ballte er die Faust; dann unfähig die brennende Qual, die ihn plötzlich ergriffen, in sich zu ver bergen, stiess er die Frage hervor: „Glaubst du, Vater, dass Fräulein Margarete es fertig brächte, den vornehmen Nichtstuer zu heiraten, mit ihm zu ziehn, die Heimat — ihre Gärtnerei zu verlassen — alles im Stich zu lassen?“ „Wie kannst du so sprechen?“ fragte Welser schmerz lich erstaunt. „Sieh Vater, ich hasse ihn den Doktor, der mit seinem glatten, süssen Wesen sich einschmeichelt, und nichts tut, als die Tage totzuschlagen. Heftig kamen die Worte aus seinem Munde. Welser stützte den Kopf in die Hand, nachdem er sich wieder neben seinen Sohn gesetzt. Der Blick, den er in diesem Moment in Dietrichs Seele tat, brachte ihm eine er schütternde Entdeckung. Es war ihm unmöglich, gleich zu antworten. Dann sagte er mit einer Stimme, deren Tonlosig keit seltsam mit dem rauhen Klang kontrastierte, der eben noch an sein Ohr geschlagen : „Ich glaube nicht, Dietrich; noch keine Minute ist mir der Gedanke gekommen, dass unser Fräulein ihre Heimat, diesen Boden, den sie seit so vielen Jahren mit so viel Liebe gepflegt, verlassen könnte, um eines Mannes willen, der ihrer Welt so unendlich fern steht, wie dieser Herr Doktor; das ist wohl, so wie ich sie kenne, unmöglich.“ Er sah, wie sein Sohn tief aufatmete, als wäre er von einer schweren Last befreit. Da legte er ihm den Arm auf die Schultern, weich und leicht, wie einem Kranken, sah ihm ernst ins Gesicht und fuhr fort: „Aber auch für dich, mein Sohn, ist sie nicht bestimmt. Nimm dein Herz zusammen. Verlier dein Bestes nicht an Unerreichbares. Vergiss nicht, dass du ihr Angestellter bist, und sei ihr ein treuer Mitarbeiter.“ Dietrich hatte die Augen zu Boden gesenkt und nickte mehrmals.