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No. 9. Beilage zu „Der Handelsgärtner". Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig-Gohlis. Sonnabend, den 27. Februar 1904. Aus der Zeit — für die Zeit! Wenn wir gegenwärtig von der hohen Politik absehen, die unsere Blicke noch immer nach dem fernen Osten lenkt, wo die beweglichen Japaner den schwerfälligen Russen Erfolg um Erfolg abgerungen und erst neuerdings, wie gemeldet wird, vor Port Arthur eine Nieder lage zur See erlitten haben sollen, so sind es namentlich einzelne Kulturfragen, welche in der Reichshauptstadt verhandelt werden, die unser Interesse in Anspruch nehmen. Wir meinen damit zunächst die Verhandlungen des deutschen Landwirtschaftsrates, dessen 32. Plenarsitzung unter zahlreicher Beteiligung seitens der Regie rung in Berlin abgehalten wurde. Gleich die erste Frage war von allgemeinem Interesse, insofern sie den wirtschaftlichen Zusammen schluss der europäischen Staaten und eine Re form unserer bisherigen Meistbegünstigungsver träge betraf. Wie nicht anders zu erwarten, wurde eine europäische Zollunion aus wirt schaftlichen wie politischen Gründen weder für möglich, noch für erwünscht erklärt, aber doch den Bestrebungen des mitteleuropäischen Wirt schaftsvereins Anerkennung gezollt. Das System der Meistbegünstigung wurde bekämpft und gefordert, dass die von den vertragschliessen den Staaten einander eingeräumten Vergünsti gungen dritten Staaten nicht auf dem Wege allgemeiner Meistbegünstigung, sondern nur auf Grund gleichwertiger tarifarischer Gegenkon zessionen zugestanden werden dürfte. Man bedauerte, dass nach dem beabsichtigten Ende der alten Handelsverträge am 1. Januar d. J. dieselben nicht durch neue ersetzt worden seien, beziehentlich nicht der neue Zolltarif in Kraft getreten sei. Die folgenden Verhandlungen betrafen den Bau von Wohnungen für landwirtschaftliche Arbeiter mit Darlehen der Landesversicherungs anstalt, wofür man im vollem Masse eintrat, die Fideikommissgesetzgebung in den deutschen Bundesstaaten, die Leistungen der deutschen Viehzucht, die Korntrocknerei und die Kartotfel- trocknerei, über welche der Geh. Regierungs rat Prof. Dr. Delbrück referierte. Es wurde für die Einrichtung ausgedehnter Kartoffeltrock- nereien und die im Interesse der Landeskultur und der Nationalwirtschaft dringend erwünschte Erweiterung des Kartoffelanbaues in Deutsch land eingetreten. Von den übrigen Punkten der Tagesord nung interessierte noch die Frage eines Ver botes des Verkaufs von Geheimmitteln für das Vieh durch Hausierer, Handelsleute und Krämer. Leider hat man unserer Anregung nicht Folge gegeben, bei diesem Punkte auch einmal der Geheimmittel gegen Pflanzenkrankheiten und Schädlinge zu gedenken. Der mit diesen Ge heimmitteln getriebene Unfug ist, wie wir schon des öfteren dargetan haben, ebenso gefährlich, wie derjenige mit Geheimmitteln für die Tiere. Es stellt sich oft genug heraus, was für be deutende Summen einfach zum Fenster hinaus geworfen werden, weil Landwirte und Gärtner Mittel sich aufdrängen lassen, die nicht den geringsten Wert haben und deren einziger Vor zug zuweilen wenigstens darin besteht, dass sie den Pflanzen nicht nachteilig sind. Sehr oft haben sie aber auch eine geradezu gefähr liche Wirkung. Der deutsche Landwirtschafts rat würde sich ein Verdienst erworben haben. wenn er auch dieser Frage einmal im Interesse der Gärtnerei mit näher getreten wäre. Ebenfalls in Berlin wurde durch den Staatssekretär des Innern Grafen von Posa- dowsky eine Ausstellung eröffnet, die nicht minder landeskulturelle Interessen vertrat, wir meinen damit die deutsche Moorkulturausstellung, welche der Verein zur Förderung der Moor kulturen im Deutschen Reiche mit Subvention der preussischen Regierung und anderer Staaten veranstaltet hatte. Sie gab ein Bild von dem Fortschritt der Arbeiten, die auf eine Nutzbar machung der weiten Moorebenen im preussi schen Staate abzielen. Graf von Posadowsky hob hervor, dass die Landwirtschaft und Gärt nerei die eigentlichen Pfadfinder auf dem Ge biete der Moorkultur gewesen seien, weil sie den Nutzen des Moorbodens zu würdigen ver standen hätten. Unter den verschiedenen Ab teilungen mussten natürlich die Augen der Gärtner die Ernteerzeugnisse von Moorkulturen, die Proben natürlicher Moorflora und bemerkens werte Moor- und Torfbruchpflanzen fesseln. Man kann die Ausstellung als einen glänzenden ungedruckten Jahresbericht des obigen Vereins betrachten, aus welchem hervorgeht, dass die Moorkultur in Deutschland in einem erfreulichen Aufschwünge begriffen ist. Richten wir unsern Blick auf die wirtschaft lichen Ereignisse des Auslandes, so interessiert uns namentiich der Entwurf eines dänischen Gesetzes über den aussergerichtlichen Zwangs vergleich. In Deutschland ist man für ein sol ches Gesetz schon wiederholt vergeblich ein getreten und es ist heute bei uns noch den unlauteren Manipulationen Tür und Tor geöffnet. Bei der regen Verbindung, welche wir auch im Gartenbau mit Dänemark unterhalten, wird die obige Nachricht mit Genugtuung begrüsst wer den. Das Gesetz zielt darauf ab, dass eine Kon kurskommission zu entscheiden hat, ob ein aussergerichtlicher Akkord abgehalten werden soll oder nicht. Verweigert wird der Akkord, wenn der Schuldner früher schon in Konkurs gewesen ist oder schon einmal akkordierte und dabei nicht mindestens 75 % gewährte. Im weiteren wird das ganze Verfahren einer Rege lung unterzogen. Das Vorbild des Gesetzent wurfs ist übrigens, soweit wir ersehen können, das norwegische Gesetz vom 6. Mai 1899, Wird der Entwurf Gesetz, so trägt dies sicher lich nur zur Konsolidierung der Geschäftsver- hältnisse bei. Die Krankheiten der Obstbäume, in. Auf Prunus americana nigra wurde schon im Jahre 1901 in Amerika eine Krank heit beobachtet, welche mit dem Zweigbefall der Bim- und Aepf eibäume grosse Aehnlich- keit hat. Zahlreiche junge Zweige waren schwärzlich und scheinbar tot, die Rinde er schien dunkelbraun. Einige Zweige sahen durch die abwechselnde gesunde und befallene Rinde wie geringelt aus, andere waren auf gesprungen und sonderten eine trockene oder fast trockene gummiartige Masse ab. An der Spitze waren sie trocken, während sie unten noch frisch und biegsam blieben. Die mikro skopische Untersuchung ergab eine Menge von Bakterien in Grösse und Aussehen der Rein ¬ kulturen von Bacillus amylovorus gleichend. Zahlreiche Kultur - und Impfversuche liessen vorläufig feststellen, dass der Pflaumenbaum weit widerstandsfähiger als der Birnbaum gegen diesen Schädling ist. Die Entwicklungsgeschichte der auf Obst bäumen vorkommenden Moniliaarten wurde von France beobachtet, wobei er feststellte, dass Prunus americana und Persica vulgaris am em pfänglichsten für den Pilz sind. Sodann folgen der Reihe nach Prunus avium, Prunus cerasus, Pirus communis, Prunus domestica und Pirus malus. Beim Studium der „Laubkrankheiten“ erwies es sich, dass künstliche Infektionen nur dann gelangen, wenn Verwundungen in den betreffenden Organen vorhanden waren. In fektionen gelangen bei Prunus avium, Cydonia vulgaris, Prunus domestica, Persica vulgaris und Prunus armeniaca, bei allen anderen Obstsorten schlugen sie fehl. Den Verlauf der Moniliakrankheit an Kirsch bäumen in den Vierlanden beschreibt Reh. Die Bäume treiben im Frühjahr aus und blühen scheinbar normal. Die Krankheit beginnt„kurz vor der Blüte, wenn die Früchte halb er wachsen sind, oder erst nach der Ernte. Blüten, Früchte und Blätter werden gelb und braun. Alle senken sich und am proximalen Anfangspunkte der Erscheinung tritt ein Harz tropfen aus dem Zweige. Nur die Seitenteile desselben sind getötet, die Endknospe treibt mit dem Johannistriebe wieder aus. Der neue Trieb setzt Blätter und Knospen an und über wintert normal. Im nächsten Frühjahr schlägt er aus, dann sterben die Seitenteile ab und das Spiel beginnt von neuem. Da dieser Kreis lauf sich Jahr für Jahr wiederholt, bekommen die Bäume durch die langen, dünnen und nur am Ende beblätterten rutenähnlichen Triebe ein charakteristisches Ausseheh. Auf Grund eingehender Kultur versuche stellte Clinton fest, dass der die Bitterfäule hervorrufende Pilz Gloeosporium fructi- genum die Konidienform eines zu der von Stoneman aufgestellten Pyrenomycetengattung Gnomoniopsis zu rechnenden Pilzes sei. Der neue Pilz heisst Gnomoniopsis fructi- gena. Weitere Mitteilungen über die Bitterfäule der Aepfel machen Burrill und Blair. Nach ihnen betrug im Staate Illinois der durch die selbe verursachte Schaden über 6 Millionen Mark. Die Krankheit beginnt mit einem bis mehreren braunen Flecken auf der sonst glatten Schale und diese vergrössern sich so, dass deutliche dunkle, kreisförmige, etwas ein gesunkene Stellen entstehen, um welche das Gewebe trocken und derb ist. Eine grosse Anzahl kleiner konzentrisch angeordneter Pusteln machen die Oberfläche rauh. Bei trockenem Wetter sind sie klein, dagegen wenn die Luft feucht ist, öffnen sie sich und sondern eine fleischfarbige, schleimige bis wachsartige Masse ab, welche später zu einer rötlichen Kruste eintrocknet. Aus der ganzen Frucht entsteht schliesslich eine runzlige Mumie, welche nicht verfault. Die unzähligen fest an das Substrat aufgeklebten Sporen lösen sich durch Wasser leicht ab und findet demnach die Uebertragung durch Regen oder Insekten statt. Der Pilz überwintert in den erwähnten Fruchtmumien und ferner an wundähnlichen Stellen, so genannten Bitterfäulekrebsen der Aeste. Um diesem Schädling Einhalt zu tun, sollen im Juli die Obstgärten systematisch nach infizierten Bäumen abgesucht werden. Sieht man er krankte Früchte, so ist die Stelle, von der die Ansteckung ausging, meist gerade in der Rich tung darüber zu suchen. Krebse und Frucht mumien werden sorgfältig entfernt. Im Winter wendet man mit Erfolg eine Besprengung mit Kupfersulfat, im Sommer eine solche mit Bordeauxbrühe an. Der ebenfalls im Staate Illinois auf Aepfel- bäumen, Eberesche, Cercis, Magnolien und Ulme häufig vorkommende Saprophyt Nummu- laria discreta wurde neuerdings von Hasselbring als Parasit und Erreger des in Illinois auftretenden Apfelkrebses beschrieben. Das Aussehen variiert mit dem Alter. Anfangs erscheint die befallene Rinde schmutzig braun, sie ist etwas eingefallen gegenüber dem um gebenden gesunden Gewebe. Die entstehen den Flecken haben bis sechs Zoll im Durch messer und wachsen schnell. Der abgestorbene meist rissige Teil erscheint etwas zusammen gedrückt , hervorgerufen durch das Dicken wachstum des umgebenden Gewebes. Im Sommer oder Herbst erscheinen am Rande der erkrankten Stellen die Fruchtlager des Pilzes. Die Rinde platzt auf und es kommen die blass grauen , ockerartigen Sporenpolster hervor. Später wird die Rinde rauher und erhält ein schwärzliches, verkohltes Aussehen, bis sie sich ablöst und das Holz blossliegt. Das Mycel des Pilzes durchdringt das Holz schneller als die Rinde und dehnt sich mehrere Fuss weit darinnen aus. Die weitere Folge der Krank heit ist d>e, dass der Ast ohne Wasser und Nahrung bleibt, die Blätter werden trocken und die Früchte bleiben klein. Der Tod eines Astes tritt meist im Nachsommer ein und ist abhängig von der Trockenheit der Jahreszeit, welche ihn beschleunigt. Tritt der Krebs in der Nähe des Stammes auf, so kann dadurch das Leben des ganzen Baumes gefährdet sein. Nummularia discreta ist ein Wundparasit und bei seiner Bekämpfung achte man vorzüglich darauf, den Bäumen keine Wunden beizufügen, was durch nachlässiges Putzen usw. leicht ge schehen kann. Etwaige Wunden bestreiche man mit Bordeauxbrühe, befallene Aeste wer den entfernt und verbrannt. Müller-Thurgau bringt mit dem Auf treten des Schorfes an Aepfel- und Birn bäumen (Fusicladium dendriticum, resp. F. pi- rinum), da der Pilz die Assimilation der Blätter beeinträchtigt, das leichtere Auftreten der Krebs krankheit an befallenen Bäumen in Zusammen hang. Bei mit dem Pilze behafteten Birnen tritt Wachstumshemmung ein, verursacht durch den zu starken Wasserverlust der ihrer Ober haut beraubten Früchte. Eine Folge dieses Wassermangels ist das Steinigwerden. Bei Aepfeln sind die Schorfflecken kleiner, doch bilden die entstehenden Risse die Eingangs pforten für Fäulniserreger. An Birnzweigen ruft der Pilz Pusteln hervor; die ziemlich tiefen Wunden, die dadurch entstehen, reichen aber nicht bis zum Cambium und werden bald durch eine Korkschicht von den gesunden Teilen ab getrennt. In grösserer Menge können sie aber durch zu reichlich eintretenden Wasserverlust das Absterben der Zweige veranlassen, oder das Eindringen des Krebspilzes erleichtern. Der Pilz überwintert in den abgefallenen Blättern und auf den Trieben, speziell in den Schorf wunden. Die Sporen entwickeln sich schon Vermischtes. Kleine Mitteilungen. — Zur Anlegung eines Stadtgartens be willigte der Stadtrat zu Recklinghausen M. 130000. — In Neustadt a. M. wurde kürzlich ein Obstbauverein gegründet. — Die Gesamtkosten zur Errichtung der neuen grossen Friedhofsanlage in Weimar belaufen sich auf M. 310 000. — Die städtische Garten bauverwaltung zu Darmstadt wird sich mit landschaftlichen Plänen an der Ausstellung zu Düsseldorf beteiligen. — Auf der Weltaus stellung zu St. Louis wird das Deutsche Reich in der Abteilung Gartenbau nicht vertreten sein. — In Dresden verstarb unerwartet in Folge eines Unglücksfalles der auch in weiteren Kreisen bekannte Handelsgärtner Woldemar Engelhardt aus Dobritz. — Zur Hauptver sammlung des Obstbauvereins des Reg.-Bezirk Cassel, welche am 5. März im Ev. Vereins hause stattfindet, hält Hofgärtner Virchow einen Vortrag über denStand des Ausstellungs wesens. — — Wein- und Pfirsichkultur im ostelbischen Klima und der volkswirt schaftliche Wert derselben. Dieses Thema behandelte kürzlich Oberhofgarteninspek tor Peiker in der Schlesischen Gartenbau- gesellschaft. Sein höchst interessanter Vortrag, worin er auf die günstigen Resultate der frühen Pfirsich- und Weinsorten an südlich gelegenen Mauern, Hauswänden usw. hinwies, fand grossen Beifall bei den Zuhörern. Es wird allerdings vorausgesetzt, dass ein warmer tiefgründiger Boden, der durch Anwendung von Kalk usw. erlangt werden kann, zur Verfügung steht. Der Vortragende wies vor allem auf die ein fache Behandlung des Weinstockes hin, und befürwortete die Anpflanzung folgender Reben sorten; Früher Malinger, Weisser Gutedel, so ¬ wie die Triumphtraube; als empfehlenswerte Pfirsichsortien erwähnte er: Amsden, Frühe Beatrix, Arkansas und Champion. Ohne Zweifel besitzt das westliche Schlesien so viele klima tisch günstig gelegene Landesstriche, dass auch von den Baumschulenbesitzern diese frühen Sorten zur Anpflanzung in geschützten Lagen noch mehr empfohlen werden sollten. — Zur Monopolisierung der Fried hofsgärtnerei. Die Petition der Handels gärtner Stettins über die Gestattung unbe schränkter Ausführung gärtnerischer Arbeiten auf dem Hauptfriedhofe ist in der Stadtver ordnetensitzung vom 4. Februar ablehnend be- schieden worden. Der seit Monaten wogende heftige Kampf kam auch bei dieser Sitzung zur Sprache, und vor allem wurde ein Stadtverordneter als Fachmann wegen ungenügender Wahrung der handelsgärtnerischen Interessen in der Petition heftig angegriffen. Es würde zu weit führen, wenn wir hier die Paragraphen der dortigen Friedhofsordnung wiedergeben wollten. Zu er wähnen ist nur, daiss die erste Bepflanzung durch Angestellte der Friedhöfe erfolgen soll. Dadurch wird die freie Ausübung des gärt nerischen Berufes gebindert, ebenso den Be sitzern der Gräber eine ganz grundlose Be schränkung auferlegt. Bekanntlich sind auch Mittel zur Anlage eines neuen Gewächshauses bewilligt, überhaupt zielt von der Friedhofs verwaltung alles darauf hinaus, die Versorgung der Gräber während des ganzen Sommers selbst anzunehmen und ein Monopol auszuüben, wie das leider in vielen andern Städten be reits eingeführt ist. Beis pielsweise liefert auch die Friedhofsverwaltung in Stettin Guirlanden zum Preise von 1,50—3 Mk., besorgt die Dekoration der Friedhofshalle, verkauft Kränze und Topfpflanzen, und nimmt auf diese Weise den besteuerten Berufs-Gärtnern den Verdienst weg. Dass man in der Be richterstattung über die Petition den Gärtnern, welche um ihr gutes Recht kämpfen, Gehässigkeit etc. vorwirft, war sicherlich nicht am Platze. Die Legitimations karte, welche den Besitzern der Gräber aus gehändigt wird, führt zu Unklarheiten, die von der Friedhofsinspektion leicht zu ihrem Vorteil ausgelegt werden können. Uns interessiert hier beispielsweise der Fall, dass man sich ganz nicht einig darüber ist, ob Rosenhochstämme als Bäume oder grössere Sträucher zu betrachten sind, und die Anpflanzung daher auf dem Friedhof durch Angehörige oder Gärtner zu untersagen ist, d. h. nur die Friedhofs verwaltung diese Arbeiten vornehmen darf. Ist denn den Herren Stadtverordneten in Stettin wirklich unbekannt, wie wichtig gerade der Absatz von hochstämmigen Rosen für Friedhöfe zur Gräberbepflanzung für die Han delsgärtnereien ist? Strebt vielleicht auch die Friedhofsverwaltung daraufhin, dass nur ihr das Pflanzen der Rosenhochstämme gestattet sein soll? Es sind das alles auf eine Monopoli sierung der Friedhofsarbeiten und des Verkaufs daselbst hinzielende Bestrebungen, gegen welche jede gärtnerische Vereinigung unermüdlich an kämpfen muss. — Der „Deutsche Gärtnerverband“ hat, wie wir der neuesten Nummer der Deut schen Gärtnerzeitung entnehmen, bereits sein 1000. Mitglied aufgenommen. Wir wünschen, dass sich die selbständig gebliebenen Gärtner gehilfen mehr und mehr dem Gärtnerverbande anschliessen mögen, damit er in nicht allzu langer Zeit dem sozialistischen Verbände an Mitgliederzahl überlegen wird. = Die Ausnutzung der Korkeichen waldungen in Tunis. Die französische Re gierung ist fortgesetzt eifrig bemüht eine ratio nelle Ausbeutung der Korkeichenwaldungen in Tunis herbeizuführen. Man ist hierbei besonders bemüht die Waldungen vor Feuersgefahr zu schützen und es sind zu diesem Zwecke im Jahre 1902 weitere 25 ha Schutztrancheen im Mogoodistrikt und in der Gegend von Tabarca geöffnet worden. In den Wäldern um An- Draham, Amdum, Mogoo und Tabacra sind 287 485 Korkeichen entrindet worden, wobei 18 311 Zentner im Werte von 482 343 Francs zur Ausbeute kamen. Ausserdem sind für Gerberlohe und für sonstige Nebenprodukte der Forstwirtschaft 123 900 Francs und 100 812 Francs erzielt worden. Trotz der oben erwähnten Meliorationsarbeiten und vieler anderer Ueberwachungsmassregeln kamen auch in den letzten Jahren wieder vielfach Wald brände vor, die einen erheblichen Schaden ver ursachten. Die Ausfuhr von Korkeichenholz nach Frankreich und Algerien bewertete sich im Jahre 1902 auf 453 854 Fr., von Eichen- und anderem Bauholz nach Algerien 149 500 Fr., von Gerberlohe nach Italien auf 1475 500 Fr. und nach anderen Ländern auf 215 700 Fr. — Die rote Nelke in Amerika ist be kanntlich die Lieblingsblume des ermordeten Präsidenten Mc. Kinley gewesen. Der Ab geordnete von Columbia Mr. Hill hat nun mehr in den beiden Parlamenten den Antrag gestellt, die rote Nelke als offizielle Blume des Staates Ohio zu erklären. Und während man somit in Deutschland das Anpflanzen von roten Rosen auf dem Friedhöfe verbieten möchte, wählen die freien Amerikaner die noch viel feurigere Nelke als Gedächtnisblume ihres hochgeschätzten und tatkräftigen einstigen Präsidenten. Die amerikanischen Gärtner haben es somit doch besser als unsere deutschen, die schliesslich alle die prächtigen scharlachrot blühenden Stauden und Sommergewächse nicht mehr kultivieren dürfen, da die rote Farbe zum Wahrzeichen der Sozialdemokratie auserkoren wurde!