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Der Handelsgärtner
- Bandzählung
- 6.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf5
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824034628-190400003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824034628-19040000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824034628-19040000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Der Handelsgärtner
-
Band
Band 6.1904
-
- Ausgabe No. 1, 2. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 2, 9. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 3, 16. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 4, 23. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 5, 30. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 6, 6. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 7, 13. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 8, 20. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 9, 27. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 10, 5. März 1904 1
- Ausgabe No. 11, 12. März 1904 1
- Ausgabe No. 12, 19. März 1904 1
- Ausgabe No. 13, 26. März 1904 1
- Ausgabe No. 14, 2. April 1904 1
- Ausgabe No. 15, 9. April 1904 1
- Ausgabe No. 16, 16. April 1904 1
- Ausgabe No. 17, 23. April 1904 1
- Ausgabe No. 18, 30. April 1904 1
- Ausgabe No. 19, 7. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 20, 14. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 21, 21. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 22, 28. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 23, 4. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 24, 11. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 25, 18. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 26, 25. Juni 1904 1
- Ausgabe No, 27, 2. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 28, 9. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 29, 16. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 30, 23. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 31, 30. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 32, 6. August 1904 1
- Ausgabe No. 33, 13. August 1904 1
- Ausgabe No. 34, 20. August 1904 1
- Ausgabe No. 35, 27. August 1904 1
- Ausgabe No. 36, 3. September 1904 1
- Ausgabe No. 37, 10. September 1904 1
- Ausgabe No. 38, 17. September 1904 1
- Ausgabe No. 39, 24. September 1904 1
- Ausgabe No. 40, 1. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 41, 8. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 42, 15. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 43, 22. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 44, 29. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 45, 5. November 1904 1
- Ausgabe No. 46, 12. November 1904 1
- Ausgabe No. 47, 19. November 1904 1
- Ausgabe No. 48, 26. November 1904 1
- Ausgabe No. 49, 3. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 50, 10. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 51, 17. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 52, 24. Dezember 1904 1
- Register Register 4
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Band
Band 6.1904
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- Der Handelsgärtner
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Der Obstbau in Württemberg. Kgl. Garteninspektor Ph. Held, Hohenheim. Nach den Mitteilungen des kgl. statistischen Landesamtes betrug im Jahre 1903 die Anzahl der Obstbäume im Lande: Apfelbäume 4 553 915 St. Birnbäume 1 844 191 » Pflaumenbäume 1784786 „ Kirschbäume 375373 „ Die höchsten Erträge (mit Ausnahme der Pflaumen und Zwetschen) weist 1903 der Donaukreis auf, was hauptsächlich von dem reichen Obstertrag im Oberamtsbezirk Tett nang herrührt, obwohl in diesem Bezirk durch den Sturm vom 11. September gleichfalls er heblicher Schaden verursacht worden ist; es wurde dort durchschnittlich vom Baum geerntet: an Aepfeln 33 kg, an Birnen 54 kg, an Pflaumen und Zwetschen 11 kg, an Kirschen 16 kg. Es entfallen auf diesen einzigen, besonders begünstigten Bezirk, von der Gesamternte des Donaukreises in Aepfeln [45,3 %• in Birnen 33,9 %’ in Pflaumen und Zwetschen 30,5 °/o, in Kirschen 66, 1 %• Von der Gesamternte des Landes kommen auf diesen Bezirk in Aepfeln 14,3 °/o- Birnen 13,2 °/o> Pflaumen und Zwetschen 7,4 % und Kirschen 16,7 %• Der Bezirk Tettnang ist darum auch zur Deckung des Bedarfs an Obst in den anderen Landesgegenden erheblich in Anspruch genommen worden; allein von der Bahnstation Tettnang-Meckenbeuren kamen an Obst vom 1. August bis 31. Dezbr. 1903 = 2668 Kolli = 2927 Ztr. und 79 Wagen ladungen mit 14 173 Ztr., zusammen 17 000 Ztr. zur Versendung.^ Der Gesamtgeldwert des Obstertrags von 1903 berechnet sich zu 6 887 512 Mk. gegen über einem Geldwert von 14 094337 Mk. im Vorjahr und von 7 312 663 Mk. im Mittel der 10 Jahre 1893/1902. Trotz der geringen Natural-Erträge in allen 4 Obstgattungen ist demnach infolge der erzielten hohen Preise der Ausfall im Geldertrag, wenn man ihn dem Mittel der letzten 10 Jahre 1893/1902 gegen- überstellt nur um 5,8 % geringer. Gegen das Jahr 1902 allerdings, welches in Aepfeln eine gute, in Birnen und Kirschen wenigstens eine annähernde mittlere und nur in Pflaumen und Zwetschen eine geringe Ernte zu ver zeichnen hatte, bleibt das Jahr 1903 in dem Gesamtgeldwert der Obsternte sehr erheblich, nämlich um 51,1 % zurück. Während im Jahre 1902 in 9 Bezirken der Geldwert des Obstertrags je mehr als 400 000 Mk. betragen hatte, hat im Jahre 1903 nur ein einziger Be zirk einen diesen Betrag überschreitenden Geld wert aufzuweisen, nämlich der Bezirk Tettnang mit 886 745 Mk. Diejenigen Bezirke, die sonst in guten Obstjahren in erster Linie stehen, bleiben erheblich zurück, so Kirchheim mit Schorndorf „ Waiblingen » Esslingen » Nürtingen » Göppingen » Cannstadt » Backnang » 222 757 Mark 160 454 „ 223 249 128 845 232777 126842 „ 246483 125389 Von dem Gesamtgeldwert entfallen im Jahre 1903 aufAepfel 4165503 = 60,5%, dagegen im Mittel 1893/1902 64,6% „Birnen 2145323 „ =31,1 % „ „ 22,0% »Plautmnn) 194798 „= 2,8% „ » 6,1% ” Kirschen 381888 „=5,6% „ „ 7,3% 6887512 » =100,0% „ » 100,0% Untersucht man schliesslich noch, wie sich der durchschnittliche Geldertrag eines Baumes im Jahre 1903 stellt, so ergibt sich, dass dieser Geldertrag immerhin bei einer Obstgattung, nämlich den Birnen, welche verhältnismässig noch die beste Ernte ergeben haben, höher ist als im Durchschnitt der 10 Jahre 1893/1902, während er bei den übrigen Obstsorten hinter diesem 10 jährigen Mittel zurückbleibt. Er be- Obstbauvereine, insbesondere des mit aktiven trägt nämlich: 1903 1902 i. lOjähr. Durchn. 1893/1902 bei Aepfeln 0,91 M 2,47 M 1,21 M n Birnen 1,16 „ 1,16 „ 0,90 » » Pflaumen u. 1 Zwetschen J 0,16 „ 0,17 „ 0,28 „ » Kirschen 1,02 „ 1,81 „ 1,54 „ Durch die Tätigkeit der landwirtschaftl. und passiven Mitgliedern 10 000 Köpfe zählenden Landesobstbauvereins, wurden seit 1890 viele Neupflanzungen vorgenommen und trotz starker Frost- und Hagelschäden, durch welche viele Tausende von Obstbäumen in den 13 Jahren zu gründe gingen, vermehrte sich der Bestand an Aepfelbäumen um 1211063 Stück, an Birn bäumen um 217406 Stück, an Kirschbäumen um 22 861 Stück, wogegen sich die Anzahl der Pflaumenbäume, Reineclauden, Hauspflaumen, Mirabellen u. s. f. sich um 706 441 Stück ver minderte. Der Baumbedarf wurde über 8/10 von den grösseren, 1/10 von kleineren Baum schulen geliefert. Von den Grossbaumschulen gingen ausserdem Millionen von Obstbäumen und Spalierobstformen in das Ausland. Da man jetzt hauptsächlich die Obstbäume auf Neuland pflanzt und nicht mehr in Jahrhunderte alte, daher baummüde Baumgüter, wo früher an Stelle abgängiger Obstbäume wieder frische Bäume auf dem gleichen Platz gepflanzt wurden, so ist auch für den Zukunftsobstbau Sorge getragen. Ein Vorwort. Aus dem Jahresbericht der Gartenbau schule zu Dresden. Die von dem Gartenbauverband für das Königreich Sachsen mit grossen Opfern vor 12 Jahren ins Leben gerufene Gartenbauschule zu Dresden hat kürzlich ihren diesjährigen Jahresbericht verschickt. In der Einleitung gibt der Verfasser beachtenswerte Ansichten über die gegenwärtige Zeitströmung wieder, wir wollen unsern geschätzten Lesern diese vortrefflichen Worte nicht vorenthalten. Das 12. Schuljahr weist wieder einen sicht baren Fortschritt in der Entwicklung der Schule auf. Neben den vermehrten Exkursionen zur Ergänzung des Unterrichts in den verschie denen wissenschaftlichen und technischen Fächern hat der Lehrplan für die Landschafts gärtnerei eine Erweiterung erfahren müssen. Wie im vorigen Jahresberichte bereits bemerkt wurde, waren die Leistungen im technischen Zeichnen für Gewächshausbau und Planzeichnen für Landschaftsgärtnerei schon bisher sehr er freulich. Der Umstand, dass die ehemaligen Gartenbauschüler unter genauer Begründung der Notwendigkeit die Schulleitung um eine Erweiterung dieses Unterrichts ersuchten und zugleich baten, die Landschaftsgärtnerei, welche bisher als Nebenfach im Lehrplan bezeichnet war, zu einem Hauptfache zu erheben, veran lasste die Schulleitung und das Kuratorium, diesen Antrag auf seine Berechtigung zu prüfen. Dabei hat sich unter anderem herausgestellt, dass ein ansehnlicher Teil früherer Schüler sich in der Landschaftsgärtnerei betätigt und ent weder in städtischen Verwaltungen, Büreaus von Gartenkünstlern oder auch als selbständige Landschaftsgärtner eine beachtenswerte Praxis ausübt. Diese Tatsache veranlasste das Kura torium, dem Gesuche der ehemaligen Garten bauschüler zu entsprechen und ausserdem den Unterricht in der Landschaftsgärtnerei für jede Klasse von zwei Stunden zu vermehren. Der Erfolg hiervon ist ein sichtbarer und lässt schon heute die Zweckmässigkeit der Mass nahmen erkennen. Es darf nicht verschwiegen werden, dass sich das Schülermaterial in den Gartenbau schulen nicht immer aus gleichbegabten jungen Leuten mit einer gut abgeschlossenen Vorbil dung zusammensetzt; es werden daher Institute, denen es ernst um den Beruf ist, selten, aber natürlich zum Vorteil der Ausbildung ihrer Schüler, sich eines Massenbesuchs erfreuen, dieser garantiert niemals die Qualität der daraus hervorgehenden jungen Gärtner; vielmehr wer den tüchtige Leistungen nur durch gewissen hafte Innehaltung der Aufnahmebedingungen und Auswahl eines möglichst guten Schüler materials, durch ein erprobtes und ständiges Fach- und Berufslehrerkollegium und schliess lich durch eine wohlorganisierte Oberleitung von Seiten eines gediegenen und bewährten Fachmannes erzielt. Erfolge, die auf solche Weise erreicht sind, wirken und werben auch ohne äussere Reklame. Leider wird der gärtnerische Beruf vielfach aus voller Unkenntnis als ein solcher em pfohlen, der leicht, und geistig und körper lich weniger anstrengend als andere Beschäfti gungsarten ist; er wird daher für minderbegabte und gebrechliche junge Leute gerade recht ge eignet gehalten. Dieser Umstand macht sich in allen Unterrichtsanstalten für Gärtner recht empfindlich fühlbar, gleichviel, ob eine Bürger schulvorbildung oder die des Einjährig-Frei willigen verlangt wird. Unendlich viel unglückliche und unzufrie dene Existenzen werden durch die auf Em pfehlung und Rat der Hausärzte oder sonst jemandes getroffene Wahl eines vollständig un geeigneten Berufs geschaffen. Dass dies wirk lich so ist, davon kann man sich überzeugen, wenn man die Lebensgeschichte der Besucher älterer Institute, die auf ein langjähriges Be stehen zurückblicken, verfolgt; eine überaus grosse Zahl der Schüler hat schon bald nach dem Verlassen der Lehranstalt dem Gärtner berufe den Rücken gewandt und sich auf einem anderen Gebiete eine Lebensstellung zu erringen gesucht, leider oftmals vergeblich. Es ist vor allem Sache der Lehrherm, junge Leute, die geistig oder körperlich nicht durchaus geeignet für den Beruf des Gärtners erscheinen, zurückzuweisen, selbst wenn für sie ein ansehnliches Lehrhonorar angeboten wird; ebenso sollen die Gärtnerlehranstalten derartigen jungen Leuten nicht offen stehen. Am meisten schaden unseres Erachtens solche Institute, welche innerhalb einer zwei- oder dreijährigen Lehrlingszeit dem jungen Gärtner auch die vollständige theoretische Ausbildung vermitteln wollen. Die Lehrjahre, die sonst in der Gärtnerei nichts weniger als Herren- jähre und ein Prüfstein für die Berufsfreudig- keit sind, die den Lehrling beseelt, werden dort dem angehenden Gärtner in einer für sein späteres Fortkommen nachteiligen Art und Weise erleichtert. Man führt dem Beruf eine Menge solcher Leute zu, die ihn nicht aus Lust und Liebe zur Sache, sondern aus anderen Gründen ergriffen haben, und die sich später arg enttäuscht fühlen, wenn der Ernst des Lebens an sie herantritt. Derartige junge Leute schädigen überdies ihre eigenen Kameraden ganz erheblich, sie müssen mangels genügen der Kenntnisse und Ausbildung um jeden Preis zur Verfügung stehen und helfen das Prole tariat in der Gärtnerwelt vermehren. Eine gewisse Abhilfe liesse sich hier trotz dem noch schaffen, wenn die Zeugnisse der Schule stets den Leistungen der Schüler ent sprechend ausgestellt würden. Ein blankes „Ungenügend“ bei mangelnder Begabung oder sonstiger Untüchtigkeit wäre für den jungen Mann und den Gärtnerberuf viel heilsamer, als die vielfach geübte Rücksichtnahme auf persön liche Verhältnisse. Dies wird leider selten be achtet, und nur um der Reklame willen werden alle Schüler mit besten Zeugnissen, oft sogar mit hochklingenden Titeln ausgestattet. Dies alles verdirbt die jungen Leute und schädigt den Gärtnerberuf aufs schwerste. Es kann nicht oft und nicht eindringlich genug gesagt werden: „Es gibt kaum einen schwereren Beruf wie den des Gärtners, der so viel An forderungen an die geistige und phy sische Spannkraft des Menschen stellt, wenn jemand ein tüchtiges Mitglied des Berufes werden will.“ Er verlangt einen gesunden Körper, klaren und regen Geist und unbedingte Lust und Liebe zum Fach, die vom Herzen kommt, aber nicht auf Anraten des Arztes suggeriert wird, weil der junge Mann zu einem anderen Berufe zu schwach, zu kränklich, zu kurzsichtig usw. ist. Auf manchen könnte diese Auseinander setzung abschreckend wirken; möge sie es tun, es wäre nur nützlich; wir wollen in den Gärtnerlehranstalten und Gartenbauschulen nur freudig arbeitende junge Leute haben, die in späteren Jahren infolge ihres gediegenen Wissens und Könnens dem Berufe, dem Staate und Gemeinwesen nützen und eine Zierde für ihn sind, während sie sich selbst darin wohl und glücklich fühlen. Dies zu schaffen sind die Institute berufen, nicht aber um halbe Menschen heranzuziehen, die an keiner Stelle auf dem rechten Platze sind. Rundschau. Handel und Verkehr» — Die Obsteinfuhr nach Württem berg im Herbst 1903. Der Obstverkehr nahm auch im vergangenen Herbst auf den württembergischen Staatseisenbahnen einen ganz bedeutenden Umfang an. In den Monaten September bis Dezember 1903 sind auf württem bergischen Eisenbahnstationen von fremden „O ja,“ erwiderte Dietrich, „aber es geht langsam, es darf mir kein anderer mehr hier hinein. August hat sich die Sache leicht gemacht, er hat einfach alles, auch de Ruhen den, gegossen, obgleich er doch wissen sollte, dass diese jetzt ganz trocken gehalten werden müssen und nur der Luft entsprechend Feuchtigkeit zugeführt werden soll.“ „August? Wie kann er sich solche Gleichgültigkeit zu Schulden kommen lassen?“ Dietrich zuckte die Schultern und stand verlegen da, genau wie sein Vater. „Ich weiss auch nicht, Fräulein Winternitz, ich fürchte beinahe, er hat das aus Böswilligkeit getan.“ Margarete war durch dieses offene Bekenntnis schmerz lich berührt, obgleich es ihr nicht unerwartet kam. Dann wurden ihre Züge strenge. Das war ein hässlicher Argwohn, den sie gerne von dem Beschuldigten abweisen mochte. „Das müssen Sie nicht denken, Herr Welser. Man muss den jungen Leuten nicht gleich das Schlimmste zutrauen Sie sind anders, als Ihr Vater, der immer entschuldigen möchte.“ „Ich bin nicht umsonst zehn Jahre lang in der Welt herumgekommen, Fräulein Winternitz. Ich habe allerlei Leute kennen gelernt urd habe erfahren, dass man einer gewissen Sorte immer eher das Schlechte zutrauen kann als das Gute. Und mit dem Entschuldigen — sehn Sie, was hat das für einen Zweck? Das ist, als ob Sie das Unkraut in den Beeten übersehn wollten. Ich spreche gern aus, was ich denke.“ „Das ist ein hübscher Vergleich, der sich aber im Leben nicht überall anwenden lässt. Ein menschliches Gemüt ist eine kompliziertere Sache, als eine Pflanze.“ Dietrich wagte daraufhin keine Erwiderung mehr. Und Margarete, um das Gesp äch abzulenken, bemerkte: „Man müsste diese Orchideenblüten einmal als Tafel schmuck verwenden. Stellen Sie sich das vor, über der Tafel zwischen den Leuchtern hingeschlungen diese tropischen Blüten, — das müsste einen wundervollen Eindruck machen.“ D etrich nickte. „Das haben wir in Dresden und Hamburg, aber auch in England oftmals getan. Aber mir scheint, die prächtigen Blüten sind dazu schade. Die Leute achten kaum darauf und manche Blüten sind so empfindlich, dass sie die Hitze des Saales nicht vertragen und in einer Stunde zusammen gefallen berabhängen. Aber was ich Ihnen schon mal raten wollte, ein Weinbaus sollten Sie sich mal bauen lassen. Wir haben solche in England gehabt, es gab schon im Mai die prächtigsten Trauben. Dafür hätten wir hier sicher Absatz. „Darüber liesse sich reden,“ sagte Margarete lebhaft. Sie unterhielt sich über derartige Neuerungen gern mit Dietrich, der eine so ruhige, kluge Art hatte zu reden und dessen blaue Augen mit so respektvoller Verehrung an ihr hingen. Sie hatte das bestimmte Gefühl, einen ebenso treuen Mitarbeiter an ihm zu haben, wie an seinem Vater. Er war ein geschickter, flotter Arbeiter, der in seinem Fach etwas verstand; sie schätzte es täglich mehr, ihn für ihr Geschäft so leicht gewonnen zu haben. Und dennoch, seit er hier war, hatte sich etwas in der Gärtnerei verändert, etwas noch kaum Greifbares, Unbestimmtes. Es war, als hätte sich die sonst so klare Atmosphäre im ganzen Betriebe der Winter- nitzschen Gärtnerei ein wenig getrübt. Ein unsichtbarer Geist der Misstimmung hatte sich an diesem Orte froher Arbeit und wunschlosen Friedens niedergelassen. August, der sonst neben Welser den ersten Platz ein genommen und sich schon nach des alten Obergärtners Tode an dessen Stelle gesehen batte, sah sich nun mit einem Schlage verdrängt. Dieser wie vom Himmel gefallene Sohn des Alten, der sich plötzlich hier breit machte und mit ruhiger Selbstverständlichkeit das Kommando über die jüngeren Ge hilfen führte, er würde natürlich einst an die Stelle des Vaters rücken und für ihn, August, war das in seinem Kopf schon recht froh erbaute Luftschloss in Trümmer gestürzt. Er sollte richtiger sein Bündel schnüren und anderwärts ein anderes Unterkommen suchen; wer weiss, ob ihm das so schnell glückte und er hatte hier seit Jahren lang auf eine sichere Zukunft gewartet. Das war’s, was ihm die Galle ins Blut trieb, was ihn veranlasste, dem jungen Dietrich, wo irgend möglich, etwas in den Weg zu legen — und schlimmeres noch zu tun als das — den anderen Gärtnerburschen das Brot, das sie bis jetzt so zufriedenen Herzens gegessen, mit Unfrieden zu salzen. Wenn sie jetzt abends auf der langen Bank, die sich ! unter den blühenden Clematis an dem Seitengebäude hinzog, in dem sich die Schlafräume der Gehilfen befarden, zusammen- sassen, ihr Pfeifchen schmauchend, so stachelte August sie mit versteckten Worten auf gegen den alten Welser, gegen seinen Sohn, ja sogar gegen Margarete. Er hielt ihnen vor, wie lange sie arbeiten müssten, wie schlecht sie bezahlt würden, wie da ein Wildfremder, von dem man nicht wisse, wo er sich herumgetrieben habe, sich plötzlich anmasse, ihnen zu befehlen. Wie das Fräulein halt doch von allem so gut wie nichts verstehe, und sich nur von ihrem alten Obergärtner leiten lasse, der natürlich einzig und allein auf seinen Vorteil und den seines Sohnes bedacht sei. August hatte immer freies Feld, denn der alte Weiset verlebte seine Abende seit Dietrichs Rückkehr allein mir diesem auf der Bank vor seinem Häuschen. Wenn auch Lorenz, Fritz und Hans erst auf die Stiche leien Augusts nicht viel achteten, so blieb das Gift seiner Worte doch in ihren Herzen und fasste festen Boden. Und sie begannnen dann von selbst, sich manchmal, wenn ihnen ihre Arbeit gerade sauer wurde, zu sagen: „er hat recht.“ Wenn jetzt Dietrich sich erlaubte, ihnen eine Bemerkung zu machen, so wandten sie sich trotzig ab und befolgten nur widerwillig seine Angaben, obwohl es ihnen im freundlichsten Tone gesagt wurde. Dass er mit ihnen nie vertraut verkehrte, nahmen sie ihm auch übel; sie legten es ihm als Hochmut aus und sahen darin schon ein Zeichen, dass er sich als künftigen Ober gärtner fühle. Auch dem alten Welser gehorchten sie nicht mehr so willig wie sonst. Es erschien ihnen fast wie ein ihnen per sönlich angetanes Unrecht, dass er sich erlaubt hatte, seinen Sohn hier zu behalten, obgleich sie gut wussten, dass zuerst von Fräulein Winternitz aus der Wunsch ausgesprochen war, Dietrich möchte dableiben. Welser fühlte wohl die veränderte Stimmung in den Gemütern. Er durchschaute auch den Grund und es schmerzte ihn tief. Denn dass Neid und Missgunst in der Gärtnerei einziehn sollten durch seinen Sohn — wenn auch unver schuldet — das quälte ihn sehr. Das war ein schlechter Gegendienst, den er seiner Prinzipalin erwies. Er dachte
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