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No. 50. Beilage zu „Der Handelsgärtner“. Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig-Gohlis. Sonnabend, den 10. Dezember 1904. Die birnförmigen Johannisbeeren. Von dem erfolgreichen Beerenobstzüchter, Garteninspektor L. Maurer-Jena, wird uns ein Sonderabdruck aus den „Pomologlschen Monatsheften" von seiner interessanten Ab handlung über „Die birniörmigen Johannis beeren“ übermittelt. Da über den Ursprung und Anbauwert dieser Sorten noch so wenig bekannt ist, geben wir den Artikel verkürzt gern nachstehend wieder: Die nachstehenden Mitteilungen beabsich tigen,'einerseits eine pomologische Charakteri sierung der vier bis jetzt bekannten Johannis beersorten mit birnförmigen Früchten zu geben, andererseits aber auch den auf Beobachtungen gestützten Nachweis zu liefern, welchen von diesen Formen ein Anbauwert zugesprochen werden kann. Es handelt sich um folgende vier von den Züchtern selbst benannte und hier tm Zusammenhang zum erstenmal aus führlich besprochenen Sorten: Goeggingers birnförmige Rote, Goeggingers bimförmige Weisse, Weisse birnförmige Burgdorfer, Rote birnförmige Emmenthaler. Die beiden ersten wurden von dem bekannten Handeisgärtner Heinrich GoeggingerrRiga, die letzteren von Marie Kuenbühl er-Burgdorf (Schweiz) gezogen. Auf die russischen Varietäten hat zu erst unser Altmeister, Dr. E, v. Regel, im Jahre 1878 in der .„Gartenflora“ aufmerksam gemacht, während die eine der Kuenbühlerschen Züchtungen, die „Weisse birnförmige Burg dorfer“ der verdienstvolle Kassierer des Burg dorfer Gartenbauvereins, A. Ritz, im „Schwei zer Gartenbau 1895 bekannt gab. Die beiden Rigaer Sorten sind in der ersten Hälfte der siebziger Jahre — vielleicht auch noch etwas früher —, die Burgdorfer Formen Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ge züchtet worden. Angaben über die Elternpflanzen beider Formenpaare fehlen, und nur die briefliche Mit teilung von A. Ritz, „dass sich in dem Kuen bühlerschen Garten früher nie Johannisbeer sorten mit birnförmigen Früchten befunden hätten,“ könnte in dieser Hinsicht von Inter esse sein. Sämtliche Sorten gehören zu den Kulturformen des Johannisbeerstrauches, welcher, wie die Holländische rote und Gondouin in Blüte, Blatt und Wachstum Eigenschaften von Ribes petraeum besitzen. Allen gemeinsam sind: der breitglockige Kelchsaum, die dicht und kurz weichhaarigen Blütenstiele und Stielchen, die gewimperten Deckblättchen, die meist drei- nur selten fünf lappigen zum Teil langzugespitzten Blätter, die späte, etwa gleichzeitig mit der Holländischen roten be ginnende Blütezeit und der oft erst im Ok tober stattfindende Blätterfall. Aus einer tabellarischen Uebersicht ergeben sich folgende Unterscheidungsmerkmale zwischen den vier Sorten: Goeggingers bimförmige Weisse hat hellgelbe Kelchzipfel mit grün lichem Anflug und bis 20blütige ßlütentraube. Die Beere ist klein bis mittelgross, gelblich weiss, durchscheinend, in Form variabel, in Uebergängen von rundlich bis kurz birnförmig, dies besonders die endständigen; 5—7sämig; angenehm säuerlich. Der Strauch ist mittel stark wachsend, kleinbleibend und fruchtbar. Die Weisse bimförmige Burgdorfer unterscheidet sich von der vorigen durch die bis 14blütige Blütentraube, durch den kräftiger und ge- | drungener wachsenden Strauch, der einen an- sehnlichen Umfang erreicht und dauerhaft ist; dagegen ist er nur ziemlich fruchtbar, da die Blüte etwas empfindlich zu sein scheint. Bei Goeggingers bimförmige Sorte ist Kelchzipfel und Aussenseite der Röhre auf gelblich grünem Grunde blassrot verwaschen, die Blütentraube ist bis 17 blütig. Die Beeren sind mittelgross, dunkelrot, intensiv glänzend, nur selten rund lich, meist ausgesprochen birnförmig, 2—4 sämig, mildsäuerlich. Der Strauch hat einen mittel starken Wuchs, er erreicht keinen grossen Umfang und ist daher auch als ältere Pflanze nur relativ ertragreich. Die Rote bimförmige Emmenthaler unterscheidet sich von der vorigen, dass Kelchzipfel und Röhre auf gelblichgrünem Grunde braunrot überlaufen sind, die Blüten traube ist bis 12 blütig. Die mittelgrosse Beere ist beim Reifen hell- später dunkelrot, meist rundlich, seltener nach dem Stiele schwach verjüngt, sie enthält sieben nur kleine Samen und ist im Geschmack säuerlich. Aus diesen Beschreibungen ergibt sich nach L. Maurer folgendes Resultat: 1. dass Goeg gingers birnförmige Weisse und Weisse bim förmige Burgdorfer nach Wachstum. Furchtbar keit und Zahl ihrer Samen verschieden, die Form ihrer Frucht variert und rundlich, seltener kurzbirnförmig ist; 2. dass Goeggingers bim förmige Rote die Birnform der Beeren fast stets charakteristisch zeigt, ihre Früchte sehr wenig Samen enthalten, auch einen bemerkenswert mildsäuerlichen Geschmack besitzen und 3. dass die Rote birnförmige Emmenthaler als eine Mittelform zwischen den rund und bimförmigen Johannisbeeren zu betrachten ist. Bei der Erörterung der Frage: ob und zu welchen besonderen wirtschaftlichen Zwecken die eine oder die andere der birnförmigen Jo hannisbeere zum Anbau zu empfehlen sei, müssen vor allem die Eigenschaften der ein zelnen Sorten als: Grösse, Samenzahl und Säuregehalt der Beeren, sowie der Wuchs, die Dauer und Fruchtbarkeit des Strauches ge prüft werden. Bekanntlich sind aber das Ge deihen und die Erträge unserer sämtlichen Obst gehölze — auch der Johannisbeeren — erheb lich abhängig von der Kultur, dem Alter der Pflanzen, von Boden, Klima und Witterungs verhältnissen usw., so dass von einem für alle Verhältnisse gleichmässig gültigen, absoluten Anbauwert einer einzelnen Sorte nicht ge sprochen werden kann. Wohl aber ist die Feststellung des relativen Wertes einer Sorte möglich, wenn wir mit ihr unter durchaus gleichen Wachstumsbedingungen noch andere Varietäten anbauen und die hierbei gewonnenen Resultate sorgfältig miteinander vergleichen. In einer Tabelle gibt Garteninspektor L. Maurer die Beobachtungen, die er während der Jahre 1900 bis 1903 ermittel hat, bekannt. Aus diesen geht hervor, dass die einzelnen Johannisbeer sorten ihre wirtschaftlich wichtigsten Eigen schaften als: Grösse, Samenzahl und Säure, doch spezifischer entwickeln, als man dies allgemein annimmt. Als Vergleichssorten wurden die Rote und Weisse Holländische und Rote Versailler gewählt, weil diese drei Sorten nach langjährigen Erfahrungen, die Maurer gemacht hat, unter den dortigen Anbauverhältnissen als die besten bezeichnet werden müssen. Die Weisse aus Bar le Duc wurde noch zum Ver gleich der Samenzahl hinzugefügt. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich bei unserem Ver gleich der bimförmigen Sorten mit der Roten und Weissen Holländischen, sowie der Roten Versailler folgendes Resultat: dass 1. die Früchte von Goeggingers bimförmiger Roten nur mittel gross sind, sich aber sowohl durch die geringe Zahl der Samen als auch durch eine besonders für rote Johannisbeeren hervorragend milde Säure auszeichnen und 2. die Beeren der Goeg gingers bimförmigen Weissen und Weissen bimförmigen Burgdorfer nur klein bis mittel gross, vlelsamig und mildsäuerlich sind. Für die Rote bimförmige Emmenthaler konnte nur in den Jahren 1902 und 1903 festgestellt werden, dass deren Beeren etwas kleiner als die der roten Holländischen, ihre Samenzahl auch erheblich geringer als bei dieser war. Das Gesamturteil über den wirtschaft lichen Wert der bimförmigen Sorten würde demnach so zu fassen sein: „Goeggingers birnförmige Rote ist eine zum Rohgenuss wie zum Einmachen recht beachtens werte, die Tafel ganz eigenartig zierende Jo hannisbeere, welche als Strauch und Hoch stamm in Haus gärten angepflanzt zu werden verdient; allein des nicht genügend starken Wuchses ihres Strauches wegen zum Anbau im grossen nicht geeignet erscheint. Goeggingers bimförmige Weisse, Weisse bimförmige Burgdorfer und Rote birnförm'ge Emmenthaler sind pomologisch interessante Formen, Liebhabersorten, ein besonderer wirt schaftlicher Wert jedoch lässt sich für keine derselben nach weisen.“ Ueber die zum Vergleich mit birnförmigen herangezogenen vier anderen Sorten macht L. Maurer noch folgende Angaben: Zunächst hat sich während der vier Beobachtungsjahre die Holländische Weisse von allen als die kon stant grösstbeerige Sorte erwiesen; inbe- zug auf die Samenzahl ihrer Beeren nahm sie jedoch nur eine mittlere Stelle ein und auch — was sehr überrascht — ihr durchschnitt licher Säuregehalt war höher als derjenige der Roten Versailler. Bei der Roten Versailler fällt besonders auf: die gleichmässige und vollkommene Entwick lung der grossen mildsäuerlichen Beeren trotz der Verschiedenheit der Jahre. Die Holländische Rote war die säure - und samenreichste Sorte und ist deshalb zum Ganzeinkochen, da wir hierzu geeigsete Sorten besitzen, nicht zu empfehlen. Allein dies wird voll und ganz aufgewogen durch die. erstaun liche Fruchtbarkeit und andere spezifisch höchst schätzbare Eigenschaften dieser am Markt sehr gesuchten Frucht und ihres Strauches, so dass sie nach wie vor doch als die zweifellos beste Johannisbeersorte zum Anbau im Garten be zeichnet werden muss. Die Weisse aus Bar le Duc zeigte den g e - ringsten Säuregrad und alljährlich die wenigsten Samen. Nach der Grösse ihrer Beeren stand sie zwischen Goeggingers birn förmiger Roten und der Holländischen Roten. Die Weisse aus Bar le Duc scheint wie Fays prolific in der Blüte etwas empfindlich zu sein, indem beide an Sträuchern weniger reich tragen als an Hochstämmen; für die Bar le Duc konnte ich dies 1903 und 1904 an einer grossen Zahl von Hochstämmen deutlich beobachten. Endlich scheint noch die auf Grund mehr jähriger Feststellungen der Samenzahl des ein zelnen Samens gewonnene Tatsache erwähnens wert zu sein: dass in Jahren reicheren Beeren anhangs auch die einzelne Beere zahlreicher befruchtet war. als in Jahren qualitativ geringer Ernten der einzelne Same ein höheres Ge wicht erreichte, als in Jahren mit reicherem Fruchtanhang. Die Kulturen auf den städtischen Rieselfeldern bei Berlin. Ueber den Wert und die Rentabilität der Rieselfelder veröffentlicht H. Lindemuth, königlicher Garten-Inspektor und Lehrer an der landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin in der „Vosslschen Zeitung“ eine sehr interessante Abhandlung, die wir im Auszug hier wieder- geben. Es ist von grossem Interesse, seit 1885 die jährlichen Berichte über Anbauresultate auf dem Versuchsfelde zu verfolgen, welche die städtische Verwaltung dem „Verein zur Beförderung des Gartenbaues“ zur Verfügung gestellt hat. Als man zuerst von Rieselfeldern hörte, dachte man, es könnte sich nur um den Anbau von Kohl handeln, da dieser besonders empfänglich für stickstoffreiche, frische Düngung ist. Aber nicht nur Kohl, sondern nahezu alle anbauwürdigen Pflanzen sind seit 20 Jahren mit grossem Erfolg auf den Rieselfeldern ge zogen worden: Gewächse zur Gewinnung von Samen, Gemüse, Handelsgewächse, technisch wichtige und Arzneipflanzen, Sommerblumen, Stauden, Blumenzwiebeln. Vorzügliche Resul tate lieferte der Baumschulenbetrieb auf dem Riesellande, die Erziehung von Rosen- und Obstwildlingen, sowie aller Straucharten. Das Gedeihen von Nadelhölzern wurde vielfach be zweifelt, man kann sich aber durch den Augen schein überzeugen, dass Koniferen hier ebenso schön und üppig gedeihen wie in den Nieder landen. Nur der Samenbau scheint nicht in allen Fällen gleich gut zu gelingen. Viele Pflanzenarten, denen ein natürlich früher Vege tationsabschluss eigen ist, lieferten eine ge waltige Samenmenge, andere dagegen, die von Natur und namentlich durch den nahrhaften Boden angeregt, bis spät in den Herbst hinein blühen, zeigten weniger Neigung zum Samen ansatz. Berlin hatte durch seine Blumenzwiebelkul- turen Berühmtheit erlangt. An Umfang konnten dieselben mit den Niederlanden nicht in Wett bewerb treten, wohl aber in der Güte der Zwiebeln. Unbestritten übertreffen die hier ge zogenen Zwiebeln die ausländischen an leichter und früher Blühbarkeit. Die Blumenzwiebel felder um Berlin sind infolge der Ausdehnung des Baugeländes bis auf geringe Spuren ver schwunden. In den Rieselfeldern dürfte aber ein neues sehr geeignetes Terrain gefunden sein. Von Lindemuth wird dann darauf hinge wiesen, dass besonders im vergangenen Sommer, der sich durch die ausserordentliche Trocken heit kennzeichnete, durch die Rieselfelder der Stadt Berlin ein grosser Segen hätte erwachsen können, aber der Berliner Markt verweigert infolge des Vorurteils des Publikums die An nahme des auf den Rieselfeldern gebauten Ge müses. Die Vorstellungen, die in der Regel gemacht werden, sind vollkommen irrtümlich. Die Bodenlockerung der Rieselfelder nach Ab- emtung der Gemüse geschieht mittels des — Vermischtes. — Die städtische Gartenverwaltung zu Karlsruhe ist auf eigene Füsse gekom men, indem von dem städtischen Tiefbauamt, dem sie bisher unterstellt war, eine vollständige Loätrennung stattgefunden bat. Der bisherige Garteninspektor Ries hat gleichzeitig den Titel städtischer Gartendirektor erhalten und kann nunmehr alle seine Angelegenheiten selbständig dem Stadtrat gegenüber vertreten. — Wir er innern hierbei, dass auch in vielen Grosstädten die Gartendirektion dem Tiefbauamt angeglie dert oder diesem unterstellt ist, so dass viel fach keine selbständige Verwaltung vorhanden ist. Das führt aber neben vielen Misshellig keiten häufig zu dem Ucbelstande, dass die Tiefbauämter die bewilligten Gelder verschlingen und für die gärtnerischen Anlagen wenig übrig bleibt. Ausserdem tritt eine fortwährende Be vormundung durch das Tiefbauamt ein, oder es sind ständig unangenehme Differenzen vor handen. In allen unseren deutschen Gross städten wird heute so viel Wert auf die Anlage von Promenaden und Erholungsplätzen gelegt, dass es unerlässlich ist, die Gartendirektion auch zu selbständigen unabhängigen Behörden zu gestalten. Wir zweifeln nicht, dass dieses Vorgehen der Stadt Karlsruhe auch anderwärts Anregung geben wird, für die Gartenverwaltung eine selbständige Stellung zu erringen, soweit dies nicht schon längst durchgeführt ist. ' — Die Zentralisation des Schnitt- blumenhandels in Magdeburg wurde kürzlich während der Generalversammlung des „Vereins selbständiger Handelsgärtner von Mag- geburg und Umgebung“ angeregt. Man wollte, wie das in Berlin, Hamburg und anderen Gross städten der Fall ist, ein heiles, heizbares Lokal mieten, in dem sich in den Morgenstunden möglichst zeitig der Schnittblumen- und Topf pflanzenhandel abwickeln könne. Die Ansichten darüber gingen weit auseinander und die Mehr zahl der Anwesenden stimmte darin überein, dass diese Neuerung keinen Vorteil für die Handelsgärtner bedeute, sondern es möchte besser bei dem bisherigen direkten Angebot bleiben. Wir glauben, dass die Magdeburger Handelsgärtner damit einen Fehler begangen haben, denn man wird sich derartigen zweck mässigen Neuerungen auf die Dauer nicht ver schliessen können. Abgesehen davon, dass eine solche Zentralisation die zahlreichen in der Umgebung von Magdeburg liegenden Städte zum Einkauf anlocken würde, so glauben wir auch, dass für erstklassige Qualität ein weit besserer Preis zu erzielen ist, da sich eine grössere Konkurrenz und eine lebhafte Nach frage einstellen muss. Es hat auch diese Ein richtung sicherlich ihre Licht- und Schatten seiten, aber bedauerlich bleibt es, wenn sich unsere Handelsgärtner immer wieder dem Fort schritt der Zeit entziehen wollen und fest an dem Althergebrachten hängen. — Die Lieferung von 1000 bis 30000 kg Seekiefersamen soll am 30. De zember 1904 von der Direccao Gerai de Agri- cultura e Separti^ao dos Servios Florestaes in Lissabon vergeben werden. Die Lieferungs bedingungen sind durch die genannte Behörde, sowie bei den Servios Florestaes in Marinha Grande Aveiro und Figueira da Foz zu erfahren. — Gärtnerwohnungen in Duisburg. Nach einer in der „Deutschen Gärtnerztg.“ veröffentlichten Erhebung in 13 Gärtnereien sind daselbst die Wohnungsverhältnisse teil weise unzulängliche. Es sind pro Person oft nur ungefähr 10—20 cbm Luftraum vorhanden. Auch die Lage der Wohnungen ist vielfach sehr ungünstig. Freilich werden dabei wohl auch Gärtnereien in Frage kommen und aus gesucht sein, in denen es eben sehr schwierig ist, völlig ausreichende Wohnungsgelegenheit zu beschaffen. — Der Anbau des Filderkrautes bei Nürtingen hat in den letzten Jahren einen solchen Umfang angenommen, dass im ver flossenen Herbst etwa 1200 Waggons ä 10 000 Kilo zum Versand gekommen sind. Die vor wenigen Jahren angelegte Filderbahn hat wesent lich zur Ausdehnung des Anbaues beigetragen. Sehr viel wird nach Südbayern, aber auch nach Norddeutschland und anderen Gegenden ver schickt, da der feine Geschmack des Filder krautes bekannt und geschätzt ist. Die Preise erreichten auch dort eine Höhe wie seit Jahren nicht. Im Durchschnitt konnten für den Eisen bahnwaggon 5 bis 600 Mk. erzielt werden, so dass viele Landleute aus ihren Krautfeldern eine Einnahme von mehreren tausend Mark zu verzeichnen hatten. Diesem Umstande ist auch das Steigen des Landes und der Güter in der dortigen Gegend zuzuschreiben. — Die neu angelegte städtische Gärt nerei zuTeplitz (Böhmen), welche vor weni gen Tagen ihrer Bestimmung übergeben wurde, ist der Neuzeit entsprechend eingerichtet und ver fügt über stattliche Gewächshäuser und grosse Flächen freien Landes zur Anzucht des neuer dings sehr bedeutenden Bedarfes an Topf- und Gruppenpflanzen. Die neue Anlage liegt am Abhang der Stephanshöhe; die bisherige Stadt gärtnerei findet als Bauland Verwendung. — Neue Rosa-rugosa-Hybriden. Von Cochet-Cochet, Rosenzüchter in Coubert (Seine-et-Marne) werden dieses Jahr drei neue Hybriden von Rosa rugosa, Züchtungen des bekannten Rosenzüchters Gravereaux in den Handel gebracht: Madame Henri Gra ve r e a u x ist hervorgegangen aus einer Kreuzung zwischen Marie Zahn und der Rugosa-Hybride Conrad Ferdinand Meyer. Die Pflanze ist von kräftigem Wuchs mit starken graugefärbten Trieben, die mit kleinen, geraden und pfriem förmigen Dornen zerstreut besetzt sind. Das Laubwerk ist von schöner grüner Farbe und ziemlich glatt. Der Blütenstand ist stets ein blütig. Die Knospe ist rund, während die auf geblühten Blumen von einer ziemlichen Grösse, gut gefüllt und wohlgeformt sind. Die äusse ren Blumenblätter haben beinahe weisse oder zart gelbe, die im Zentrum der Blume be findlichen dagegen rosa bis salmrote Farbe. — Madame Ballu. Diese Varietät ist ent standen aus einer Hybride von General Jacque- minot und Souvenir de la Malmaison, gekreuzt mit Rosa rugosa. Der Strauch ist von kräf tigem Wuchs, der seine Blütezeit bis zum Frost eintritt im Herbst fortsetzt. Die schlanken Aeste haben grüne bis rötlich gefärbte Rinde, mit grossen, rötlichen und beinahe geraden Dornen besetzt. Die Blätter sind von schöner grüner Farbe und haben nur wenig Aehnlich- keit mit denen der Rosa rugosa. Die Blumen erreichen eine mittlere Grösse, sind von zarter rosa Farbe, zuweilen mit silbrigem Widerschein. — Madame Leborie stellt eine Kreuzung zwischen einer aus General Jacqueminot und Empereur du Maroc hervorgegangenen Hybride und der Varietät Conrad Ferdinand Meyer dar. Es ist ein kräftig wachsender Strauch mit grünen, nach der Sonnenseite hin öfters rötlich gefärbten Zweigen, die lange, beinahe gerade und sehr spitze Dornen tragen. Die Blätter sind von glänzend grüner Farbe und erinnern kaum an den Charakter der Rugosa-Rosen, aus denen Conrad Ferdinand Meyer hervorgegangen ist. Der Blütenstand ist wenigblütig, jedoch selten einblütig und der Blütenflor hält bis zum Eintritt des Frostes an. Die Knospe ist etwas verlängert. Die Blumen sind gross, gut gefüllt und von lebhaft rosa Farbe, ohne den weinfarbigen Wi derschein, der oft bei den Rosa-rugosa-Varietäten und ihren Abkömmlingen zu beobachten ist.