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Der Handelsgärtner
- Bandzählung
- 6.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf5
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824034628-190400003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824034628-19040000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824034628-19040000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Der Handelsgärtner
-
Band
Band 6.1904
-
- Ausgabe No. 1, 2. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 2, 9. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 3, 16. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 4, 23. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 5, 30. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 6, 6. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 7, 13. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 8, 20. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 9, 27. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 10, 5. März 1904 1
- Ausgabe No. 11, 12. März 1904 1
- Ausgabe No. 12, 19. März 1904 1
- Ausgabe No. 13, 26. März 1904 1
- Ausgabe No. 14, 2. April 1904 1
- Ausgabe No. 15, 9. April 1904 1
- Ausgabe No. 16, 16. April 1904 1
- Ausgabe No. 17, 23. April 1904 1
- Ausgabe No. 18, 30. April 1904 1
- Ausgabe No. 19, 7. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 20, 14. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 21, 21. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 22, 28. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 23, 4. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 24, 11. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 25, 18. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 26, 25. Juni 1904 1
- Ausgabe No, 27, 2. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 28, 9. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 29, 16. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 30, 23. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 31, 30. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 32, 6. August 1904 1
- Ausgabe No. 33, 13. August 1904 1
- Ausgabe No. 34, 20. August 1904 1
- Ausgabe No. 35, 27. August 1904 1
- Ausgabe No. 36, 3. September 1904 1
- Ausgabe No. 37, 10. September 1904 1
- Ausgabe No. 38, 17. September 1904 1
- Ausgabe No. 39, 24. September 1904 1
- Ausgabe No. 40, 1. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 41, 8. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 42, 15. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 43, 22. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 44, 29. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 45, 5. November 1904 1
- Ausgabe No. 46, 12. November 1904 1
- Ausgabe No. 47, 19. November 1904 1
- Ausgabe No. 48, 26. November 1904 1
- Ausgabe No. 49, 3. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 50, 10. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 51, 17. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 52, 24. Dezember 1904 1
- Register Register 4
-
Band
Band 6.1904
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- Der Handelsgärtner
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No. 43. Beilage zu „Der Handelsgärtner". Verlag von Bernhard Thalacker. Leipzig-Gohlls. Sonnabend, den 22. Oktober 1904. Die Dahlie, eine 100jährige Kulturpflanze. Wir haben es hier in der Tat mit einer ganz hervorragenden gärtnerischen Kulturpflanze zu tun, seit deren Einführung in diesem Jahre ein Jahrhundert verflossen ist, daher sei un seren verehrten Lesern aus dem auf der dies jährigen Herbstversammlung der „Deutschen Dahlien-Gesellschaft“ gehaltenen Vortrage und deren sich anknüpfender sehr interessanter Aussprache das folgende mitgeteilt: , Am 20. Mai 1804 trafen in London die ersten Dahlien • Samen ein, welche Lady Holland, offenbar eine Besitzerin grösserer Plantagen in Mexico, an ihren Gärtner Buonianti nach dort einsandte, aus welchem noch im gleichen Jahre, besonders aber im darauf folgenden, die ersten in Europa ge zeigten (so berichtet wenigstens die englische Quelle), blühenden Pflanzen gezogen wurden. Die Vermutung, dass diese Dahlien später wieder verloren gingen, um erst späterhin vom Jahre 1814—15 ab von neuem eingeführt zu werden, ist nicht erwiesen. Mac Donalds „Gardeners’ Dictionary“ brachte in den Jahrgängen 1805—07 inter essante Abhandlungen über diese ersten Dah lien, deren Verfasser der erwähnte Gärtner Buonianti in Kensington-House, welcher die ersten Samen gesät hatte, war. Von den Samen war im Jahre 1804 nur ein kleinerer Teil ausgesät, während 1805 ein grösseres Quantum zur Verwendung gelangte. Man sieht, dass man damals schon grosse Vor sicht bei der Erziehung neuer Pflanzen walten liess, die noch heute jedem, welcher der artige Versuche macht, wohl anzuraten ist. Diese Pflanzen brachten, wie das auch zu erwarten war, reichlich Samen und schon 1807 verteilte oder verkaufte Lee und Kennedy junge Dahlien-Pflanzen, natürlich handelte es sich noch um die Urform oder doch sehr mässiggefüllte Formen unserer heutigen Dah lien. Doch schon Buonianti machte die inter essante Beobachtung von der grossen Ver änderlichkeit dieser Pflanze, indem er bemerkte, dass 2 Arten gewölbte Blütenblätter besassen, währenddem wieder andere Pflanzen sich durch eine grössere Anzahl von Einzelblättchen oder sagen wir Blütenblätter, auszeichneten. Die Höhe der damaligen Pflanzen bewirkte, dass sich unsere Dahlie nicht recht einbürgern wollte und es gingen Jahre hin, ehe man wieder, durch neue Aussaaten verschieden artige Sorten hervorbrachte und sich diese Kultur mehr und mehr Freunde erwarb. Na türlich wurden dann späterhin auch nach dem Kontinent Knollen ausgeführt. In alten eng lischen Fachzeitschriften ist die Behauptung aufgestellt, dass schon im Jahre 1805 gefüllte Formen aus Samen gefallen seien, während wieder andere die Jahre 1814—15 angaben, in denen zuerst gefüllte Dahlien in England beobachtet wurden. So viel ist aus dem historischen Material zu ersehen gewesen, dass die ersten in England gezogenen Dahlien im Kensington-Garden erschienen, also den eifrigen Bemühungen unseres Kollegen Buonianti zu verdanken waren. Diese ersten gefüllten Dah lien hatten eine wenig ansprechende blasse Farbe. Nach französischen Zeitungsberichten soll Graf Letsir schon im Jahre 1808 drei gefüllte Varietäten gehabt haben. Der letztgemeinte hatte auch interessante einfache Formen in gestreiften und verschiedenfarbig getönten Blü ten. Auch dem Inspektor Otto des bota nischen Gartens in Berlin war es Vorbehalten im Jahre 1809 eine gefüllte Art zu züchten. Jedoch stammten diese Berliner Pflanzen von unserem berühmten Naturforscher Alexander von Humboldt, worauf wir noch später zu rückkommen werden. Eine halb gefüllte Abart züchtete Inspektor Otto schon im Jahre 1808, Fast neidisch beobachtete ein Komitee der Caledonischen Gartenbau-Gesellschaft auf einer Reise nach dem Festlande im Jahre 1817, die da sich zeigenden Verbesserungen in der Dah- lien-Zucht und dieses Komitee hat einen Be richt darüber unter „Horticultural Tours“ nie dergelegt, in welchem besonders zu lesen war, dass in einem Garten in Brügge in Belgien Blumen zu sehen gewesen seien, welche sogar die doppelte Grösse der bisher in England be obachteten Züchtungen besassen. Die damalige schönste Dahlien-Kollektion fand diese reisende Gesellschaft in dem Garten von S m e t z in Ant werpen. Diese Pflanzen sollten Abkömmlinge von einigen 1809 aus Paris importierten Knollen sein. Der Obergärtner des schon genann ten Smetz, Donckelaar hatte es schliesslich auf 20 verschiedene Varietäten mit gefüllten Blumen in den verschiedensten Färbungen ge bracht, während er nebenbei noch eine reich liche Anzahl halbgefüllter anderer Formen kulti vierte. Dass damals schon ansehnliche Preise gezahlt wurden, beweist, dass Donckelaar für einen Satz von 20 Sorten seiner gefüllten Dahlien in jungen Pflanzen ca. 25.— Mk. und für den gleichen Satz in Knollen nahezu 200.— Mk. bekam. Dass die Blumen der da maligen Sorten unseren heutigen klein- oder grossblumigen oder gar den Edel-Dahlien nicht im entferntesten ähnlich waren, ist schliesslich selbstverständlich. Jedoch machte man sich schon damals daran kugelblütige, asterblütige, anemonenblütige etc. Formen zu erhalten. Es lässt sich hieraus schliessen, dass man vielleicht schon damals Collerette- und Gloria-Formen, wenn auch nur in den rohen Anfängen, besass. Die anemonenblütigen Sorten hatten breite Aussenpetalen und eine gefüllte Mitte, sie waren also unserer Gloria-Dahlie, die den grossen Fehler hat, sich so schwer zu ver erben, beinahe ähnlich. Später züchtete man flach- und breitpetalige Sorten, die aber von den nachfolgenden Schaudahlien wieder ver drängt wurden. Eine solche Schaudahlie, also eine schon offenbar riesenblumige Züchtung wurde unter dem Namen „Springfield Rival“ zu dem recht respektablen Werte von Mk. 200.— p. Stck. verkauft, obwohl auch diese Züchtung noch immer ein Vorläufer und als etwas, nach heutigen Begriffen ziemlich Unvollkommenes zu bezeichnen war. Bald gründeten sich in Eng land verschiedentliche Gesellschaften, welche lediglich den Zweck verfolgten, dem noch heute unsere deutsche Dahlien-Ausstellung ge recht wird, Dahlien auszustellen und die Lieb haberei dieser Blumen anzuregen. Wie aber gewöhnlich eine solche intensive Liebhaberei ihre Zeit hat, Hess in England in den 40 er Jahren die Dahlienkultur gewaltig nach, weil viel Un gesundes dabei zu Tage trat, ganz ähnlich wie bei der Tulpen-Manie des 17. Jahrhunderts, wo für besondere Züchtungen unsinnige Summen, zehntausende von Gulden für eine Zwiebel ge zahlt wurden. Wenn auch nach anderen Behauptungen die Dahlien schon früher in Italien (1789) und Spanien eingeführt worden sein sollen, so muss doch England als dasjenige Land angesehen werden, von wo aus unsere Dahlie zuerst im Jahre 1804 und zwar erfolgreich zur Einführ ung gelangte, und mit Behauptungen ist schliess lich doch nichts bewiesen. Weil ebenfalls zum Geschlechte unserer Gartendahlien gehörend, ist noch die Anführung interessant, dass Dahlia imperlalis Anfang der sechziger Jahre vorigen Jahrhunderts in den Handel gelangte, und, wie wir in einem Sieckmann sehen Katalog vom Jahre 1867 sehen, dort in Knollen zu 15 Silber groschen und in Pflanzen zu 10 Silbergroschen angeboten und verkauft wurden. Altmeister S i e c k m a n n, der die Pflege und Hybridisation der Georginen gemeinsam zu seiner Lebensauf gabe machte, schrieb damals in seinem Katalog, dass es eine sehr majestätische Pflanze ist, welche ihre prächtigen lilienartigen Blüten zur Entfaltung gebracht hat und sich als wirklich wertvolle Neuheit bewährt habe. Nun Dahlia imperialis als Blütenpflanze ist für unsere deutschen Verhältnisse noch bis heute eine Seltenheit geblieben, weil eine vor zügliche Vorkultur und ein ausserordentlich günstiger Herbst dazu gehören, die Blüten dieser riesigen Dahlienerscheinung zur Ent faltung zu bringen. Wieder zurückkommend auf die verschiedentlichen Behauptungen über die Ersteinfübrung der Dahlie, so sagt das illustrierte Gartenbaulexikon, dass unsere Dahlie variabilis schon 1784 durch Vincent Cer vantes in Cavanilles nach Madrid gesandt worden sein soll, welcher sie 1791 nach AndreasDahl, einem schwedischen Botaniker und Schüler Linnes, benannt habe. 1803 wurde diese neue Art von Willdenow unter Missach tung der Priorität nach seinem Freunde Georgi in St. Petersburg „Georgina“ benannt. Nach diesen Quellen sollen ebenfalls durch fortge setzte Aussaaten viele Varietäten entstanden sein, die von Spanien aus weiter nach unseren europäischen Kulturländern verbreitet wurden. Schon 1787 seien die ersten Dahlien nach England gekommen, 1802 nach Frankreich und 1804 durch Alexander von Humboldt nach Deutschland. So steht hier Behauptung gegen Behauptung und zum mindesten bleibt diese Tatsache bestehen, dass 1804, oder schliesslich auch einige Jahre später, eben durch Humboldt die ersten Samen nach Deutsch land kamen, welche Garteninspektor Otto im botanischen Garten in Berlin zuerst aussäte. Andere Quellen behaupten, dass man bereits 1800 schon in Dresden verschiedene Varietäten gezüchtet habe. Auch annehmbar und glaub würdig ist die Angabe, dass 1808 Garteninspektor Hartweg in Karlsruhe eine erste gefüllte Dahlie aus Samen erzielte. Der Gesellschaftsgarten- besitzer Vogel aus Erfurt, dessen „Vogels garten“ noch jedem in Erinnerung sein wird, der jemals längere Zeit in Erfurt weilte (der Garten existiert heute noch), kaufte als erster Erfurter im Jahre 1812 diese von Hartweg gezogene Dahlie und 1816 soll Friedr. Adolf Haage, der Begründer des gärtnerischen Rufes Erfurts, eine gefüllte, violettfarbene Georgine aus Leipzig erhalten haben. Aber erst mit Christian Deegen in Köstritz vom Jahre 1824 ab wurde die Dahlienkultur in eine reiche Ernte und aus dem Vorjahre sind noch ganz bedeutende Mengen gedörrter Pflau men auf Lager. Aus diesem Grunde erkläre es sich, dass die geringeren Sortierungen neuerdings zum Füttern von Schweinen und Rindern in Californien benutzt werden. Es ist so gut wie ausgeschlossen, dass die dies jährige Ernte im Inland untergebracht werden kann. Ausserdem erfordert das Dörren viel Zeit und Anlagekosten, und da weiterhin be fürchtet werden muss, dass die Pflaumen beim Eintritt feuchten Wetters verderben, so wird die unverkäufliche Ware in wahrem Sinne des Wortes als Schweinefutter verwendet. Man veranschlagt nach der „New-Yorker Handels- Zeitung“ die diesjährige Ernte auf 150 Millionen Pfund, während von letzter Saison noch nahezu 50 Millionen Pfund gedörrte Pflaumen vor handen sein sollen. Ausserdem werden be kanntlich von den Behörden der europäischen Länder Schwierigkeiten bereitet, da man im Vorjahre mit den Sortierungen nicht genau genug verfahren ist. Auch wird die Behand lung der oberen Lagen mit Glyzerin, um einen besseren Glanz zu erzielen, beanstandet, gleich wie für die gedörrten Pfirsiche und Aprikosen beispielsweise von den deutschen Behörden neue Bestimmungen für eine schärfere Kontrolle getroffen sind. Es wird hierbei an das Prä parieren mit Schwefel erinnert, und an den Niederschlag von Schwefelsäure. Bekanntlich beschäftigen sich die deutschen Handelskammern und Gesundheitsämter seit mehr als einem Jahr mit der Frage, ob das so behandelte Produkt gesundheitsschädlich ist oder nicht. Es darf nur 1/8 % Schwefelsäure nachweisbar sein, andernfalls wird die Einfuhr in Deutsch land verweigert. Man fasst aber, wie offenbar aus dem oben erwähnten Artikel hervorgeht, dies nicht ohne Recht als eine Erschwerung der Einfuhr der amerikanischen Produkte dort auf. Deutschland in die richtigen Bahnen geleitet. Derselbe begann seine Offerte mit 20 gefüllten Spielarten und man könnte sehr wohl zu der Vermutung kommen, dass diese 20 gefüllten Spielarten von den Züchtungen von Doncke laar - Antwerpen abstammten. Ein erstes Dahlien verzeichnis gab Deegen, dessen Firma noch heute durch seinen Enkel Max Deegen & Margot weiter geführt wird, 1826 heraus. Der Sohn des alten Christian Deegen, auch mit Namen Max Deegen, hat in unermüdlicher Weise die deutsche Dahlienzucht weiter geführt bis ihm nach einem an Erfolgen reichen Leben im Jahre 1897 der Tod ereilte. Dass in den dreissiger Jahren die Engländer Meister der Dahlienzucht waren, sagen schon die vorausgegangenen Anführungen, aber genau wie bei den heutigen Edeldahlien, wo uns auch die Engländer in den achtziger und neunziger Jahren weit voraus waren, gelang es auch da mals deutscher Ausdauer der englischen Zucht zum Schluss gleich, ja schliesslich über zu kommen. Die Erfurter Firmen J. C. Schmidt, Friedr. AdolfHaage nahmen sich ebenfalls eifrigst der Dahlienzucht an und wie wir schon im „Handelsgärtner“, Nr. 24 dieses Jahrganges anführten, fand 1836 gelegentlich der Tagung deutscher Naturforscher und Aerzte die erste deutsche Dahlienausstellung in J e n a statt. Der Aussteller war Altmeister Chr. Deegen mit mehr als 200 Sorten meist eigener Züchtungen. „Grossfürstin Alexandra Paulowna“ und „Alexan der von Humboldt“ waren in Deegens Samm lung damals die schönsten. Fast mit Wehmut gedenkt man dieser damaligen Schönheiten, die seit langem der Vergessenheit anheim ge- fallen sind, ebenso auch der in alten Köstritzer Verzeichnissen angebotenen Züchtungen mit so unvergleichlich schönen deutschen Namen, wie „Stolze Schneerose“, „SchwanenJungfrau“, „Deutsche Feuerflamme“, „Stolze Königin“, „Zarte von Thüringen“, „Kleine Zinnoberzelle“, „Kleiner Richard", „Kleiner Riese“, „Glühende Kohle“, „Kleiner Leuchtkäfer“, „Deutsches Liebeskind", „Deutsche Zellenkugel“, „Gärtner- Heiss“, „Deutsche Sonne“, „Deutsches Sonnen licht“, „Gärtnerstolz“, „Frauenehre“ etc. Wir finden in den alten S ieckmannschen und Deegenschen Katalogen noch andere interessante Angaben, welche die Neuzüch tungen von damals betreffen. Zu jener Zeit wurden die Neuheiten pro Stück zu 1, 2, 3, 4, ja bis zu 5 Talern angeboten, Preise, die nach dem heutigen Stande des Geldes mindestens das Doppelte bedeuten. Wo sind die damaligen schönen Preise geblieben? — Man möchte sie indes doch nicht mehr zurückwünschen, ist es doch heute nahezu jedem Gärtner vergönnt und leicht möglich, sich Pflanzen-Neuheiten, im spe ziellen auch Dahlien-Neuheiten anzuschaffen, während damals nur gewisse Spezialisten oder nur wohlhabende Leute sich solchen Sport leisten konnten. Wie tief die Liebhaberei da mals ihre Wurzeln gefasst hatte, das geht aus einer früheren, uns persönlich gemachten Schilderung von selten desGarteninspektor Linde- muth-Berlin hervor, dessen Vater ebenfalls zu den Dahlien-Liebhabern gehörte und sich nicht scheute, im Sommer mehrmals Fusstouren von 10—12 Stunden zurückzulegen, nur um die Köstritzer Dahlien-Kulturen zu besuchen und sich immer wieder etwas Neues herauszusuchen. Mit den 70er Jahren liess auch bei uns die Liebhaberei für die alte Georgine mehr und — Eine Parkanlage grösseren Stiles wird von der Stadt Geislingen (Württem berg) auf dem von Kommerzienrat Hägele ge schenkten Gelände demnächst angelegt werden. Die neue Parkanlage wird herrliche Aussichts punkte nach dem Ueberkinger Tal bieten und soll in jeder Hinsicht den Forderungen der Neuzeit entsprechen, d. h. geschmackvoll und künstlerisch angelegt werden. — „Das Reich der Pflanzen“ nennt sich eine vor Jahren in Odessa gegründete Gartenbaugesel schäft, welche im französischen Bou'evard eine Villa und grössere Anlage be sitzt. Neben Kalt- und Warmhäusern sind auch prachtvolle Gruppen- und Teppichbeetanlagen im Freien vorhanden und das Ganze ist ge schmackvoll angelegt. Die kürzlich dort statt gefundene Herbstausstellung, welche, wie alle derartigen Veranstaltungen, den Mitgliedern der Gesellschaft und auch Gästen unentgeltlich zum Besuch geöffnet ist, erfreut sich besonderer Beachtung der ersten Gesellschaftskreise Odessas und das Interesse dürfte zu einer baldigen Wiederholung angeregt haben. — Campanula persicifolia „Die Fee“. Obwohl wir unter den Campanula persicifolia- Formen schon mehrere recht wertvolle Varie täten besitzen, die in jeder Weise nichts an Vollkommenheit zu wünschen übrig lassen, möchten wir hier dennoch diese neue Züchtung als etwas ganz besonders hervorheben. Die Glocken sind sehr grossblumig und zeichnen sich durch ihre schöne, sowie die reine himmel blaue Farbe aus. Sie unterscheidet sich daher wesentlich von den anderen bekannten Varie täten. Die Blütenstiele werden bis 70 cm hoch und tragen zahlreiche der schön geformten Glockenblüten. Für Vasen und zu manchen Bindereien bilden sie ein nicht zu unter schätzendes Material. Vermischtes. — Ueber die Wirkung und Ver breitung der Bordeauxbrühe als Pflan zenschutzmittel hielt Geh. Regierungsrat Dr. R. Aderhold in der Vereinigung für an gewandte Botanik einen Vortrag. Er wies in erster Linie auf die ungeheure Verbreitung der Bordeauxbrühe als Pflanzenschutzmittel inner halb der letzten zwei Jahrzehnte hin. Früher hätte man jedoch im allgemeinen zu konzen trierte Lösungen angewendet, jetzt sei man sowohl in der Kupfervitriol-, als in der Kalk gabe sehr heruntergegangen, in ersterer sogar bis auf 1/2°/0. Zusätze von Zucker, Schwein furter Grün, Tabaksbrühe, Seifenarten seien öfters ausprobiert worden, hätten sich aber in Deutschland nicht einbürgern können. Haupt sächlich wird die Bordeauxbrühe von den Winzern benutzt, gegen den echten Mehltau jedoch ist noch kein Erfolg damit erzielt worden. In der Gärtnerei hat sich in Bezug auf Bespritzung der Blumen die dabei erzeugte Missfarbigkeit unangenehm bemerkbar gemacht; zur Verringerung dieses Uebels wählt Aderhold eine Natriumkarbonatkupfersulfatflüssigkeit. In der Landwirtschaft sind die Erfolge bis heute noch nicht nach jeder Richtung hin festgestellt. Versuche mit dünner Lösung der Bordeaux brühe namentlich für die Kartoffelkulturen sind noch sehr erwünscht. In der Forstwirtschaft ist sie zur Bekämpfung der Kiefernschütte mit Erfolg ausprobiert worden. Dr. Aderhold kommt sodann auf die Herstellung der Kupferkalkbrühe, über die wir in Nr. 22 dieses Jahrganges ein gehend berichtet haben, zusprechen. Erweistauch auf die Beschädigungen hin, die die Bordeaux brühe bei Steinobst, und insbesondere bei Pfirsichen zu verursachen imstande ist. Die Empfindlich keit des Pfirsichlaubes gegen Kupfer ist eine spezifische, wobei es gleichgültig ist, ob letzteres in löslicher oder unlöslicher Form an gewendet wird. Die Beobachtung, dass die Bespritzung mit Bordeauxbrühe die Grünfärbung des Laubes steigert, mag mit dem Eisengehalt desselben in Verbindung stehen, allerdings kann das Kupfer durch Reizwirkung noch fördernd einwirken. Am Schluss seines Vortrages gibt Aderhold noch folgende Zusammenfassung: „Es liegt viel Wahrscheinlichkeit dafür vor, dass unter Mitwirkung von exosmierenden Blatt- und Pilz-Zellbestandteilen genügende Mengen Kupferhydroxyd in Lösung überge führt werden, um einerseits die Pilzsporen oder -keime abzutöten, anderseits ins Blatt einzu dringen. Je nach ihrer Menge und je nach der spezifischen Empfindlichkeit der bespritzten Pflanze wirken sie dort entweder schädlich oder fördernd. Die eindringende Menge ist von äusseren Verhältnissen, welche auf die Dicke der Cuticula Einfluss haben, abhängig, und deshalb überwiegt bei empfindlichen Pflanzen oder Pflanzenteilen bald die eine, bald die andere Wirkungsweise, und deshalb treten die Schäden in manchen Jahren häufiger auf, als in anderen. Aufgabe weiterer Forschung wird es sein, den Eintritt des Kupfers vom Blatt aus und die Rolle des Kupfers im Innern der Blattzellen, besonders der Chlorophyllbildung, zu verfolgen.“ — Pflaumen als Schweinefutter. Unter dieser Ueberschrift bringt die „New- Yorker Handeiszeitung“ die Mitteilung, dass in Californien die Ernten, besonders hinsicht lich der Pflaumen, alle Erwartungen über troffen haben. Wenn auch im Vorjahre eine fast grössere Menge noch zur Verfügung stand, so war doch der Export durch das Fehlschlägen der europäischen Ernten, vor allem in Frankreich, so begünstigt, dass da hin grosse Mengen ausgeführt werden konn ten. In diesem Jahre aber hätte Europa selbst
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