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Handels nachrichten. Situationsberichte über den Stand der Samenkulturen. Aschersleben. Wir können nicht sagen, dass wir in diesem Jahre mehr wie andere Gegenden, welche für den Samenbau in Deutschland massgebend sind, z. B. Quedlinburg, Halberstadt, Erfurt etc. vom Wetter begünstigt wurden, denn im Durchschnitt ist auch der Stand der Kulturen bei uns ein durchaus ungünstiger zu nennen. Wenn zuweilen beim Begehen unserer Feldflur noch vereinzelt Schläge bemerkt werden, welche scheinbar und verhältnismässig ein befriedigendes Aussehen haben, was sich jedoch nur auf niedrige Lagen beziehen kann, so sind diese Flächen doch zu gering, um einen Einfluss auf den allgemein ungünstigen Stand der Kulturen auszuüben ; und die allgemeine Situation wird dadurch in keiner Weise beeinflusst. Als erste reifende Frucht kommen hier Erbsen in Betracht, welche sich im Korn sehr gut entwickelt haben und eine durchweg günstige Ernte lieferten, dagegen sind Spinat und Rabinschen infolge der Hitze sehr schnell gereift und liessen im Ertrage sehr viel zu wünschen übrig; diese beiden Artikel dürften auch, in Ermangelung vorjähriger Vorräte im Preise nicht unwesentlich steigen. Dann haben wir in Radies gleichfalls eine totale Missernte zu verzeichnen. Durch Notreife und Befall veran lasst, haben sich die Schoten sehr schlecht entwickelt, die Dürre liess eine Ausbildung des Kornes nicht zu, welches klein blieb und daher an Keimkraft sehr ein- gebüsst hat. Dasselbe gilt auch von Rettich, obwohl die Ernte hierin etwas besser ausfallen dürfte. Einen grossen Einfluss hat die Trockenheit auf die Runkel samen gehabt. Während diese in normalen Jahren Ende September, selbst anfangs Oktober erst ge schnitten werden, stehen jetzt die meisten Sorten, also volle 5—6 Wochen früher bereits geschnitten auf dem Felde und das Einbringen kann in einigen Tagen vor sich gehen. Vereinzelte Schläge in Niederungen sind noch zurück und dürften eventl. Erträge von höchstens 6—7 Ztr. per Morgen geben, im Durchschnitt wird jedoch nur auf 2—3 Ztr. ge rechnet, denn ebenfalls veranlasst durch die Notreife ist das Korn klein geblieben und wird in Bezug auf Keimkraft auch viel zu wünschen übrig lassen. Et was günstiger ist der Stand der Zuckerrüben, jedoch befriedigt derselbe auch bei weitem nicht. Busch bohnen haben auch bei uns sehr gelitten und sind zum grossen Teil auch schon abgeerntet. Infolge der Hitze sind eine Menge Blumen abgefallen, und die jenigen, die noch angesetzt haben, konnten sich nicht mehr entwickeln, die Schoten sind kurz geblieben und enthalten anstatt sonst 6—7 Korn deren nur 2—3, Stangenbohnen sind zurückgeblieben, blühen jetzt und könnten, wenn sich noch ergiebige Regen einstellen, eine bei günstigem Herbst mittlere Ernte geben. Salat und Zwiebeln berechtigten vor ca. 3—4 Wo chen noch zu den besten Hoffnungen, durch Dürre und Befall sind auch diese geschwunden, ein Gleiches gilt auch von Gurken. Möhren und Karotten stehen scheinbar noch gut, haben sich aber schlecht be fruchtet, der Samenansatz ist gering, die Dolden klein und Ertrag wird dementsprechend auch gering werden. Eine mittlere Ernte lässt sich von Petersilie, Cichorien- wurzeln und Sellerie erwarten, obgleich diese Artikel im Frühjahr stark gelitten haben und der Stand im Ganzen ein äusserst lückenhafter war. Die Ernte in Blumensamen ist verhältnismässig günstiger ausgefallen. Dianthus, Reseda, Tropaeolum versprechen eine befriedigende Ernte, in Pensees war der Ertrag gegen sonst bedeutend geringer, da die Pflanzen wegen der Trockenheit bald abstarben. Andere frühreifende Sommerblumen sind gut und trocken eingebracht. Sollten sich jedoch im Herbst resp. jetzt noch ergiebige Niederschläge einstellen, wird sich das Gesamtbild, welches wir oben gegeben haben, wenig ändern, von günstigem Einfluss könnte das Wetter noch auf die für nächstes Jahr bestimmten Stecklinge zur Samengewinnung sein, doch der seit einigen Tagen aus Westen wehende Sturm ist nur allzusehr geeignet, vernichtend auf diese Kulturen einzuwirken, die Stecklinge werden in ihrer Ausbil dung behindert, so dass die Aussichten für das nächste Jahr die denkbar ungünstigsten sind. Holland. Für den Samenbau in Holland ist in d’esem Jahre die Witterung trotz der grossen Hitze bedeutend günstiger gewesen wie bei uns, so dass von dort durchschnittlich über gute Ernten berichtet werden kann. Die meisten Artikel haben sich dem entsprechend nicht gut entwickeln können, obgleich auch in letzter Zeit einige Arten von Ungeziefer heim gesucht wurden. Zunächst ist zu bemerken, dass die zweijährigen Stecklinge fast aller Sorten mit wenigen Ausnahmen normal durch den Winter gekommen sind, sie konnten, nachdem sie gepflanzt waren, im Früh jahr schnell anwachsen und sich gut bestocken, dagegen haben die für das nächste Jahr bestimmten Samen träger infolge der Dürre einen weniger günstigen Stand und es dürfte da noch viele Ausfälle und Verluste geben. — Soviel sich jetzt beurteilen lässt, ist die Ernte in fast allen Kohlarten, als: Weiss und Rotkohl, Wirsing, Rosen- und Blätterkohl ziemlich günstig ausgefallen, Blumenkohl dagegen etwas unter mittel, doch vollkommen gesund und gut ausgebildet im Korn. Ein gleiches gilt auch von Mai- und Futterrüben, wenn auch hier einige feinere Sorten im Ertrag zu wünschen übrig liessen. Die Ernte in Kohlrabi ist dagegen leider nur gering ausgefallen.— Runkel-, Salat-und Zuckerrüben lassen auf einen mittelmässigen Ertrag schliessen, da in letzter Zeit mehrere Felder mehr oder weniger befallen sind. — Karotten und Möhren stehen bis heute noch gut und sind die Aussichten in fast den meisten Sorten recht günstige. Schwarzwurzeln und Petersilie stehen ebenfalls gut, von letzterer konnte jedoch im Frühjahr nicht viel ausgepflanzt wer den. Sellerie gibt einen mittleren Ertrag. Radies und Rettich versprechen ebenfalls eine gute Ernte. — In Spinat ist leider eine Missernte zu ver zeichnen. Die zum Anbau bestimmten Flächen blieben in dtesem Jahre hinter denjenigen früherer Jahre er heblich zurück. Während im Frühjahr die Entwick lung unter normalen Verhältnissen gut von statten ging, stellte sich mit der zunehmenden Hitze und Dürre gleichzeitig Ungeziefer und Befall ein, so dass nur ein verhältnismässig geringer Bestand zur Not reife getrieben, vorzeitig abgeerntet werden musste, während weitere Flächen überhaupt ganz ausfielen. Rabinschen sind gut geerntet, der Same ist voll und hat eine schöne helle Farbe, leider sind im Herbst infolge Feuchtigkeit viele Pflanzen zu Grunde ge gangen und der Anbau erlitt hierdurch eine unge wöhnliche Einschränkung. — Kopf- und Schnitt salate lassen auf eine gute Ernte hoffen, ebenso werden Porree und Zwiebeln einen mittelmässigen Ertrag geben. Gartenkresse verspricht ebenfalls ein gutes Resultat. — Das Einbringen der Erbsen, so- wohlKneifel- wie Zucker- ist in den frühen Sorten beendet und verhältnismässig gut ausgefallen, auch die späten Sorten versprechen nach dem jetzigen Stand ebenfalls gute Erträge zu geben. — Gurken haben sich bisher gut entwickelt und es ist zu hoffen, dass die Ernte eine günstige werden wird, dagegen lassen sowohl Busch- wie Stangenbohnen sehr zu wünschen übrig. Buschbohnen sind teilweise arg befallen und Stangenbohnen haben in letzter Zeit durch Stürme sehr gelitten, so dass diese noch weit zurück sind und eine günstige Ernte überhaupt nicht in Frage kommt. — Wochenberichte der Grosstädte. Berlin, den 17. August. Die geringe Besserung hielt auch in der letzten Woche an, jedoch ist der Umsatz immer noch recht mässig. Das Angebot in Blütenpflanzen ist nicht besonders gross. Gesucht sind Rocheen und Eriken. Stets gern gekauft werden immer noch Lilien, Bouvardien finden wenig Beach tung. In krautartigen Sachen bilden Fuchsien den Hauptverkaufsartikel und finden ebenso wie die noch vorhandenen Pelargonien leidlich Absatz. In Blatt pflanzen lässt sich noch kein flottes Geschäft ver zeichnen. Für die Blumengeschäfte trat in der letzten Woche ebenfalls eine Besserung ein. Es verkauften sich kleine Arrangements und langstielige Sträusse sehr gut. Rosen lassen sehr zu wünschen übrig und sind in jeder Beziehung gesucht Täglich kommen schon grosse Rosensendungen aus Holstein an, und trotzdem ist der Markt immer schon sehr zeitig ge räumt, da die Sachen zu wenig aufblühen. Gladiolen bilden jetzt einen beliebten Artikel. Die warme Wit terung hat sich ziemlich abgekühlt. Es ist vielfach windig und wir hatten auch vereinzelte kurze Nieder schläge. Hamburg, den 17. August. Wenn auch die An zeichen für eine langsame Besserung vorhanden sind, indem viele Familien wieder aus den Bädern zurück kehren, so ist der Geschäftsgang trotzdem immer noch ein recht flauer. Das Angebot lässt sehr zu wünschen übrig, Bougainvilleen und Francisceen kommen spärlich auf den Markt, Hortensien sind ver blüht und Bouvardien werden hier nicht kultiviert. Nelken fangen nun an, üppig zu blühen. In kraut- artigen Topfpflanzen war das Angebot etwas besser. Granaten und Veronica liessen sich gut absetzen, auch Rocheen und Erica coccinea wurden gern gekauft. Letztere ist besonders beliebt wegen der schönen scharlachroten Farbe. In Blattpflanzen war das Ge schäft vollständig ruhig, vereinzelt wurden Phoenix und kleine Araukarien verlangt. Der Bedarf in der Binderei war etwas besser als in der Vorwoche. Schnittblumen gab es in reicher Auswahl. Nach der langen Trockenheit ist endlich in den letzten Tagen reichlich Regen gefallen; gleichzeitig hat sich die Witterung bedeutend abgekühlt. Leipzig, den 18. August. Der Verkauf in Blüten pflanzen erstreckte sich hauptsächlich auf Hortensien, die reichlich am Platze sind und immer berücksichtigt werden. Zur Verfügung stehen ausserdem schöne Lilien und Erica blanda. Die letzten Fuchsien und Begonien fanden ebenfalls Käufer. In Blattpflanzen wurden am meisten Latanien und Dracaenen verlangt. In der Binderei gab es hauptsächlich in Trauer arrangements reichlich Aufträge. Schnittblumen sind äusserst knapp, besonders Rosen. In der letzten Woche war es meistens sehr stürmisch und dabei hält die Trockenheit an. Dresden, den 18. August. Der Geschäftsauf schwung, über den wir vorige Woche berichten konnten, war leider kein nachhaltiger, denn der Um satz hat wieder bedeutend nachgelassen. Es wurden besonders Lilien, Erica blanda und flammea, Bou vardien und Nelken angeboten. Hydrangeen gab es noch im Ueberfluss, allerdings liess die Nachfrage nach den genannten Artikeln zu wünschen übrig. Die ersten Cyclamen wurden nur wenig verlangt. Etwas besser verkauften sich Palmen, Araukarien und billige Blattpflanzen wie Coleus und Rexbegonien. Der Bedarf der Festbinderei beschränkte sich auf lose Blumen und Sträusse, und in Trauer arrangements war der Umsatz noch geringer als in der Vorwoche. Schnittblumen sind sehr knapp; es kommen nun schon die ersten Chrysanthemum zum Angebot. Die Folgen der Trockenheit treten hier immer bedenklicher hervor. Frankfurt, den 17. August. Die Kauflust scheint auch am hiesigen Platze wieder etwas zunehmen zu wollen, indem die vorhandenen Vorräte etwas leichter geräumt werden können. Angeboten werden Lilien, Erica coccinea, Nelken und Cyclamen. Oft verlangt werden Rosen, die aber nur schwer zu bekommen sind, weniger Beachtung finden noch Cyclamen. Pe largonien, Fuchsien, überhaupt krautartige Sachen kommen jetzt weniger in Frage. In Blattpflanzen sind grosse Vorräte am Platze. Es konnten auch einigermassen befriedigende Umsätze erzielt werden; besonders gern gekauft wurden Farne in allen Grös sen. Die Binderei hatte im allgemeinen recht wenig zu tun. Schnittblumen werden durch die anhaltende Trockenheit immer seltener, besonders fehlt es an besseren Sorten. Angeboten werden jetzt Gladiolen, Montbretien, Dahlien, Nelken und Astern, die hier alle mehr oder weniger gelitten haben; besonders ist das der Fall mit Chrysanthemum, sowohl in Töpfen als auch ausgepflanzt, die ausserdem noch viel mit Ungeziefer befallen sind und daher kaum eine Mittel ernte erbringen. Besonders die trockenen Winde schaden hier den Pflanzungen ausserordentlich; an eine Aenderung durch eintretenden Regen ist vorläufig nicht zu denken. Der amerikan. Gartenbauhandel im Monat Juli. Im Anfang des Monats Juli wurde der Markt massenhaft mit Rosen und Nelken versehen. In Rosen steht „American Beauty“ von allen Treibsorten obenan, dieselbe kann nicht mehr als blosse Saisonsorte be zeichnet werden, denn sie wird jetzt während des ganzen Jahres gezogen. Sie spielt in vielen Schnitt blumengärtnereien die bedeutendste Rolle und meistens sind mehrere Häuser von dieser Sorte angepflanzt. „Bride“ und „Bridesmaid“ kommen trotzdem noch in beträchtlichen Mengen zum Verkauf, denn auch diese beiden Sorten sind allgemein beliebt. Die Zufuhr von Nelken war ausserordentlich gross und trotz der hohen Temperatur liess die Qualität derselben nichts zu wünschen übrig. Die Blumen entwickelten sich in jeder Beziehung gut. Leider war die Nachfrage ge rade zu Beginn des Monats recht unbedeutend, so dass die Blumen zu geringen Preisen abgegeben werden mussten. Des weiteren kamen besonders Gladiolen, Latbyrus und Lilien viel zum Angebot. Letztere wurden ebenfalls etwas vernachlässigt. In der zweiten Hälfte des Monats fing man schon an, Astern auf den Markt zu bringen. Obwohl dieselben gewissermassen eine Abwechslung brachten, so fanden sie doch weniger Beachtung, denn die Blumen waren klein und meist noch unansehnlich. Maiblumen wur den ausserdem in grossen Mengen angeboten, können sich aber leider im Preise nicht halten. Dieselben werden hier auch während der Sommermonate massen haft abgetrieben und zu diesem Zwecke in grossen Kühlräumen zurückgehalten, bis sie in die Treibereien kommen. Während im Laufe des Monats die Zufuhr an Nelken etwas nachliess, waren Lathyrus, die sich bekanntlich in Amerika als Schnittblumen grosser Beliebtheit erfreuen, dauernd über Bedarf am Platze. Gegen Ende des Monats glichen sich Angebot und Nachfrage etwas eher aus, besonders wurde erste Qualität Rosen seltener und in weissen Farben stand nur „Kaiserin Auguste Viktoria“ zur Verfügung, über ¬ haupt wird letztere Sorte unter den weissen Rosen stets bevorzugt. Gladiolen spielten in den letzten Wochen die Hauptrolle; auch Astern kamen in besse rer Qualität auf den Markt und wurden daher auch eher verkauft. Als eine neue Erscheinung für die diesjährige Saison wurden die ersten Dahlien be obachtet und fanden zum Teil leicht Abnehmer. Im grossen und ganzen befriedigte wohl der Geschäfts gang besser als in demselben Monat des vergangenen Jahres, denn wenn zum Teil auch die Preise nicht immer die gewünschte Höhe erreichten, so liessen sich dennoch die Vorräte einigermassen räumen. Mangel trat in einzelnen Sorten wohl weniger hervor, jedoch geht mit dem Juli die Saison für Rosen zu Ende. Der Pariser Schnittblumenmarkt in der ersten Hälftendes Monats August. Die aussergewöhnlich anhaltende trockene Wit terung übt auch hier einen wesentlichen Einfluss auf die Geschäftslage ein. Der Eingang an Schnittblumen hat bedeutend nachgelassen. Trotz alledem ist der Absatz ziemlich schleppend und die Preise nehmen nur langsam eine Steigerung an. Langgestielte Rosen aus Pariser Schnittblumengärtnereien sind stets ge sucht und verkaufen sich leicht zu mässigen Preisen. Am besten bezahlt werden die Sorten: Kaiserin Au guste Viktoria, Captain Christy, Paul Neyron, Her Majesty und Ulrich Brunner. Nelken sind sehr knapp und besonders bessere Qualität erzielt dabei ziemlich gute Preise. Während Delphinium gern gekauft werden, vernachlässigt man besonders Phlox. Lilium Harrisi und L. lancifolium können ihren Preis halten, dagegen finden Gladiolen wenig Berücksich tigung. Obwohl Tuberosen wenig angeboten werden, lassen sie sich sehr schwer absetzen und verlieren mehr und mehr an Wert. Dahlien werden noch recht wenig verlangt, besser lassen sich Gardenien verkau fen und auch Gypsophila paniculata ist ein begehr ter Artikel. Fragekasten für Kulturelles. Frage: A. K. in A. Die Ihnen zugehenden er krankten Birnbaumzweige stammen von einem Baum, über dessen ganze Krone die Krankheit verbreitet ist, nur die untersten Aeste sind noch gesund. Das Laub ist zum grössten Teil trocken abgefallen. Die Früchte, womit der Baum reichlich behangen ist, wachsen nicht mehr. Ich mache Sie auch noch auf das Un geziefer aufmerksam, das Sie auf der Probe reichlich vorfinden. Sollte das auch die Ursache der Erkrank ung sein? Gleichzeitig bitte ich Sie, mir mitzuteilen, was die Ursache der knolligen Wucherungen ist, die Sie an den mitgesandten Zweigstücken finden. Meine sämtlichen Apfelbäume zeigen schon seit Jahren diese Erscheinungen. Lässt sich dagegen etwas tun? Antwort: Die an Ihrem Birnbaum sich zeigende Erscheinung kann nicht als eine Krankheit, die viel leicht durch irgend einen Pilz verursacht wird, an gesehen werden, sondern dieselbe ist zweifellos auf die grosse Trockenheit zurückzuführen, wobei der Standort des betreffenden Birnbaums derart sein kann, dass er ganz besonders zu leiden hatte. Ausserdem mögen hier noch andere Begleiterscheinungen in Be- tracht kommen, die sich unmöglich von hier aus be urteilen lassen. Wir haben übrigens dieselben und ähnliche Erscheinungen auch hier an Bäumen zu be obachten Gelegenheit, und können dieselben lediglich auf die aussergewöhnliche Trockenheit zurückführen. Das Ungeziefer, womit die Zweige behaftet sind, ist, wie Sie vermuten, die Kommaschildlaus, die aber mit der Erkrankung des Baumes nicht in Zusammenhang stehen kann. Wohl wirkt die Anwesenheit dieses Insektes schädigend auf den Baum ein. Die Be kämpfung der Schildläuse erfolgt durch Anstreichen der Bäume mit Kalkmilch und Abbürsten der fest sitzenden Läuse mit einer scharfen Bürste. Bei den Wucherungen an den Zweigen und Aesten Ihrer Apfelbäume haben Sie es mit der Krebskrankheit zu tun, die am meisten an Apfelbäumen, seltener Birn- und anderen Arten Obstbäumen auftritt. Die Krank heit wird hervorgerufen durch den Pilz Nectria ditis- sima. Der Krebs lässt sich nur durch Ausschneiden der Wucherungen bis auf das gesunde Holz bekämpfen. Die Wunden sind nachträglich mit Baumwachs oder einer Mischung von Lehm und Kuhdünger zu be streichen. Frage: A. A. in H. Welche Wasserpflanzen sind zur Bepflanzung eines Bassins geeignet, und zwar welche Pflanzen vertragen besonders gut die aus einer Fontäne fortgesetzt fallenden Wasserstrahlen? Antwort: Unter den winterharten Nymphaeen sind zu diesem Zwecke folgende Sorten zu empfehlen: N. Marliacea var. albida, N. Marliacea chromatella, N. Marliacea var. carnea, N. odorata sulphurea gran- diflora, N. Laydekeri var. lilacea, N. Laydekeri var. purpurata, N. lucida, N. Robinsoni. Allerdings soll man möglichst vermeiden, auch diese Sorten Nym phaeen direkt unter den Wasserstrahl zu bringen, sondern sie sind im Bassin mehr am Rande zu ver wenden. Ueberhaupt lassen sich direkt unter dem Strahl nur Wasserpflanzen wie folgende anbringen: Elodea canadensis, Callitriche vernalis, Potamogeton crispus, Ceratophyllum demersum, Stratiotes aloides. Direkt um die Fontaine herum sind besonders fol gende höherwachsende Pflanzen zu empfehlen : Acorus calamus, Typha latifolia, Glyceria aquatica, Typha stenophylla, Butomus umbellatus und Sparganium. H. H. Fragekasten für die Praxis. Frage: F. M. in L. Welche Erfahrungen sind mit Rodenstocks Taupunktmesser gemacht worden, und wie hat sich derselbe bewährt? Antwort: Der genannte Taupunktmesser ist ein hübsches Spielzeug für Leute, die nichts zu tun haben, als das Wetter zu studieren, er ist nur etwas teuer (30 und 40 Mk.). Eine Wetterprognose ist damit nicht möglich. Der Taupunktmesser sagt es einem ganz genau, wennesanfängt zu regnen! Auch alles andere, was er einem sagen soll, sagt er immer nicht so, dass man davon Gebrauch machen könnte. In Gewächshäusern kann er am ehesten Verwendung finden zur Feststellung des Feuchtig keitsgehaltes der Luft. Ich würde aber einen Ge hilfen nicht brauchen können, der ein solches, neben bei ziemlich empfindliches Instrument nötig hätte, um zu wissen, ob er spritzen muss. Bei mir versagte ein Taupunktmesser, den ich im Freien hängen hatte, schon nach wenigen Wochen und verlangte eine grössere Reparatur. Die lokale Wetterkenntnis ge winnt der Landwirt und Gärtner, wie kaum ein anderer Mensch, durch langjährige Beobachtung der Begleiterscheinungen am Heimatsorte in zuver lässigster Weise. Die Vorausbestimmung der Nacht fröste wird auf die billigste Weise ermöglicht, durch das gewöhnliche Psychrometer, in Verbindung mit einer Tabelle, die auf einer Postkarte Platz hat, und die man im Notizbuch eingetragen bei sich haben kann. (Vergleiche Jahresbericht I der königlich-säch sischen Gartenbau - Gesellschaft „Flora“ Dresden, 1896/97, wo auch eine Psychrometertafel zur Be stimmung des Taupunktes gegeben ist.) Das Psychro meter ist viel billiger und auch bei Rodenstock zu haben. F. L. Frage: E. B. in R. Sind Mahonienbeeren ge niessbar, resp. wozu lassen sich dieselben verwenden? Antwort: Die Beere von Mahonia Aquifolium, bezw. deren Saft findet nur zum Färben von Frucht säften, Likören ctc. Verwendung, ähnlich wie man den Saft der Heidelbeeren benutzt. Die Beeren sind vollständig frei von Giftstoffen, dafür aber reich an Farbstoffen. Ob es sich aber lohnt, bei den heutigen billig herzustellenden Teerfarben erstere zu verwenden, erscheint etwas zweifelhaft und hängt jedenfalls ganz von dem Bedürfnis ab. St. 0. Frage: A. in H. Die Gärtner der hiesigen Stadt beabsichtigen bei der Stadtverwaltung wegen Herabsetzung des Wasserzinses der städtischen Wasser leitung zu petitionieren. Gibt es Städte in welchen speziell die Gärtner eine besondere Vergünstigung haben ? Antwort: Uns sind keine Städte bekannt, in welchen speziell die selbständigen Gärtner eine be sondere Vergünstigung bei Benutzung der Wasser leitung haben. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass es Plätze gibt, wo das der Fall ist. Im übrigen aber glauben wir kaum, dass sich die Verwaltungen ohne weiteres bereit finden werden, speziell den Gärtnern in solcher Weise entgegenzukommen; denn angesichts der grossen Trockenheit dieses Sommers gibt es doch gerade in Grosstädten manche Industrieunternehmen, die weit grössere Wassermengen wie die Gärtner verbrauchen und dennoch keine besondere Vergünsti gung geniessen. Es wäre ja sehr wünschenswert, wenn etwas zu Gunsten der Gärtner erreicht werden könnte, auf jeden Fall ist der Versuch, eine Petition wegen Herabsetzung des Wasserzinses einzureichen, nur anzuraten. Fragekasten für Rechtssachen. Frage; C. S. in M. Ich habe im Juli eine Be stellung auf Erdbeeren angenommen und nun sind durch die anhaltende Trockenheit die Kulturen sehr zurückgegangen, so dass ich die Bestellung nicht aus- führen kann, da ich selbst kaum genug Pflanzen für meinen eigenen Bedarf habe. Nun war in diesen Tagen der Besteller hier und er meinte, dass wenn er auf die Ausführung der Bestellung bestünde, ich an dieselbe gebunden sei. Ich halte das nicht für möglich, denn ich glaube, dass man durch derartige elementare Umstände von der Lieferung entbunden wird. Welcher Paragraph aus dem Bürgerlichen Gesetzbuche regelt diese Angelegenheit? Antwort: Es liegt hier eine Unmöglichkeit der Leistung vor, an der Sie kein Verschulden trifft, da höhere Gewalt in Frage kommt. Sie können also auch nicht schadenersatzpflichtig gemacht werden. In Frage kommt § 325 des Bürgerl. Gesetzbuches. Frage: W. K. in H. Ich kaufte 1894 ein Grund stück, ä Rute Mark 12. Auf dem Bürgermeisteramt wurde mir gesagt, dass nach dem Grundbuch das Grundstück 120 Ruten gross sei. Dazu meinte der Verkäufer, dass er nachträglich noch 20 Ruten ge kauft habe, welche nicht eingeschrieben seien. Auf dem Kaufbrief ist ausgedrückt, dass für Ruten- und Flächenmasse nicht gehaftet werde, ich habe aber das Grundstück für 140 Ruten Grösse bezahlt. Nun ist hier das Feld neu vermessen worden und es haben sich bei meinem Grundstück nur 120 Ruten ergeben. Ich habe dies dem Verkäufer sofort mit geteilt und er bestreitet, dass wir pro Rute Mark 12 vereinbart hätten. Ich kann aber durch den Bürger meister und noch andere Leute beweisen, dass wir in Wirklichkeit Mark 12 ausgemacht haben. Kann ich das zuviel bezahlte zurück verlangen? Von dem selben pachtete ich in Gegenwart eines Zeugen ein anderes Grundstück, dass 175 Ruten gross sein sollte, und ich wurde mit ihm über einen Pachtzins von Mark 90 einig. Nun hat es sich auch hier heraus gestellt, dass dieses Grundstück 33 Ruten kleiner ist. Ich teilte dies dem Verpächter wieder mit und gab ihm für das letzte Jahr überhaupt keine Pacht, da ich doch die ganzen Jahre zuvor zuviel bezahlt habe. Nun will mich der Verpächter auf den letzten Betrag von 90 Mark verklagen. Kann ich zur Zahlung veranlasst werden? Antwort: Wenn auch im Kaufvertrag steht, dass für Ruten- und Flächenmasse nicht gehaftet werde, so ist das nur so zu verstehen, dass der Ver käufer nicht eintreten will, wenn sich eine kleine Differenz ergeben sollte. Dagegen haftet er, wenn er Ihnen erklärt, er habe noch 20 Ruten zu den 120 hinzugekauft, während sich herausstellt, dass nur 120 Ruten vorhanden sind. Der Betrag für die 20 Ruten muss Ihnen zurückvergütet werden. Auch bei dem Pachtland muss sich der Verpächter, wenn der selbe kleiner ist wie angegeben, einen entsprechenden Betrag kürzen lassen. Frage: J. S. in B. Ich kaufte am 1. Juli ein Grundstück, welches ich schon mehrere Jahre ge pachtet hatte und die Pachtsumme, 100 Mark, prä- numerando am 1. Januar eines jeden Jahres ent richtete. War ich nun berechtigt, die halbe Pacht summe (50 Mark) von der Kaufsumme in Abzug zu bringen oder nicht? Beim Kauf wurde nichts von der Pachtung erwähnt. Antwort: Sie hatten den Kaufpreis zu ent richten, der im Kaufvertrag festgesetzt ist. Vom Tage des Uebergangs des Eigentums auf Sie fiel natürlich der Pachtzins weg und Sie sind berechtigt, ihn an teilig vom Kaufpreis zu kürzen. Frage: A. S. in M. Ich habe an W. zweimal Kleesaaten geliefert. Die erste Sendung ist bezahlt, die zweite nicht, und inzwischen sind vier Jahre ver flossen. Auf meine Vorstellungen hin behauptet der Abnehmer, er hätte beide Posten Kleesaaten bezahlt, und schrieb wörtlich an mich: „Ich habe zweiPosten bekommen und habe auch beide bezahlt etc.“ Ich kann beweisen, dass ich den zweiten Posten nicht bezahlt bekommen habe; kann ich den Abnehmer nun auf Bezahlung verklagen? Antwort: Sie können auf Zahlung klagen, wenn noch keine Verjährung eingetreten ist. Die Forderung verjährt in 4 Jahren, da W. doch die Kleesaaten in seinem Betriebe verwendet hat. Wären also die 4 Jahre schon um, so könnten Sie nichts mehr fordern. Die Frist läuft vom 31. Dezember des Jahres ab in dem die Lieferung erfolgte. Neuzüchtungen und Neueinführungeu. unterziehen wir jederzeit gern einer Besprechung im „Handelsgärtner“ und ersuchen, uns Blumen, Pflanzen oder Pflanzenteile wohlverpackt zu übermitteln. Erwünscht ist es uns aber in diesem Falle, wenn uns vom Züchter gleichzeitig einige Mit teilungen in Form eines kurzen Artikels zu- gestellt werden. Lebende Pflanzen oder Pflanzen teile werden auf Wunsch sofort unter ausdrück licher Garantie zurückgegeben. Wir hoffen, dass die geschätzten Leser unseres Blattes in ihrem Interesse von dieser Ein richtung recht vielseitigen Gebrauch machen, und sehen derartigen Einsendungen gern entgegen. Die Redaktion von „Der Handelsgärtner 41 .