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No. 32. Beilage zu „Der Handelsgärtner“. Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig-Gohlis. Sonnabend, den 6. August 1904. Die Teekulturen in Indien. Eine der ältesten Kulturpflanzen, die nament lich in früheren Zeiten eine grosse Bedeutung hatte, ist der Tee. Nach Europa wurde er zwar erst vor ungefähr 300 Jahren durch die Holländer eingeführt; vor dem kannte man ihn fast ausschliesslich nur im Orient als Genuss mittel. Aber auch lange, nachdem er zum ersten Male in Europa eingeführt worden war. erhielt er hier keine grosse wirtschaftliche Bedeutung, sondern er wurde erst seit ungefähr 50 Jahren ein wichtiger Handelsartikel, nachdem die Kul turen in Indien einen grossen Aufschwung ge nommen hatten. Nach einer eingehenden Abhandlung über die Teekulturen von Geo. A. Schmidt im „Tropenpflanzer“ soll der Tee, alten chinesi schen Ueberlieferungen gemäss, aus China stammen und schon Confucius (geb. 551 v. Chr.) soll ihn in einer seiner Schriften erwähnt haben. Jedoch erst um Mitte des dritten Jahr- hunders nach Chr. soll man der Teekultur in China ziemlich bedeutende Aufmerksamkeit ge schenkt haben, und noch heute sind bei der Gewinnung und Zubereitung des Tees die zui damaligen Zeit gebräuchlichen Vorgänge üb lich. Trotzdem man schon früher Anpflanzun gen in Indien gemacht hatte, so wurde doch erst im Jahre 1848 mit grösseren Anbauver suchen begonnen und Pflanzen, Geräte und Leute aus China geholt. Die Beharrlichkeit bei den Versuchen führte endlich zu dem gewünsch ten Erfolg. Seit dieser Zeit entstanden in In dien mehr und mehr Teegärten; grosse Pflan zungsgesellschaften wurden gegründet und die Produktion von Tee ist seit dem Jahre 1866 jährlich etwa durchschnittlich um 4 Millionen Pfund gestiegen. In Ceylon ist die Teekultur vor etwa 30 Jahren in Aufnahme gekommen, und die Produktion stieg dort seit dem Jahre 1883 um etwa 51/2 Millionen Pfund. Der Annahme, dass die Teepflanze von China aus erst in Indien eingeführt sei, steht die Ansicht gegenüber, dass als wirkliche Heimat des Tees der Norden Indiens, von wo aus die Pflanze etwa um das Jahr 700 nach China und Japan gebracht worden sein soll, zu betrachten ist. Man sucht das dadurch zu begründen, dass an mehreren Orten Indiens, vor allem in Assam, wilde Teebäume einer scheinbar hoch gezüchteten Art gefunden worden sind, von welcher, infolge schlechter Kultur, schlechter klimatischer und Bodenverhältnisse die geringere chinesische Sorte entstanden sein soll. Äusser in China, Japan, Indien und Ceylon wird In neuester Zeit noch in Java, Amerika, Natal und auf den Fidschiinseln die Teepflanze kulti viert, doch ist die Produktion im Verhältnis noch eine sehr geringe. Sogar in Süd-Russland sind schon grössere Versuche mit Tee erfolg reich gemacht worden. Die chinesische Pflanze unterscheidet sich von der indischen durch die Blattform und Blattstruktur und durch das allgemeine Aus sehen. Am auffallendsten und daher am ein fachsten zur Unterscheidung ist das sehr ellip tische Blatt der chinesischen Art gegenüber dem langen und breiten Blatt des assamischen Tees. Die grosse geographische Verbreitung der Teepflanze und die infolgedessen sehr ver- schiedenen klimatischen und Bodenverhältnisse, unter denen der Tee ganz gut gedeiht, lassen wohl annehmen, dass auch in deutschen Kolo ¬ nien geeignete Gegenden zu finden sein wer den, und, wenn die Hauptfaktoren: genügend Wärme und Feuchtigkeit, sowie billige Arbeits kraft vorhanden sind, gute wirtschaftliche Re sultate mit der Teekultur zu erzielen wären. Erfahrungsgemäss gedeiht der Tee am besten und gibt die höchsten Erträge in einem heissen und feuchten Klima. Die grösste Niederschlags menge ist im Frühjahr nötig, um nach dem im Winter stattgehabten Verschneiden den Strauch zu recht kräftigen Trieben zu veranlassen. Während der Wintermonate bringt Trocken heit keinen Schaden, sondern gewährt im Ge genteil ein besseres Ausruhen der Pflanzen. Kalte und auch trockene beisse Winde sind den Teepflanzen sehr schädlich. Grosse feuchte Hitze ist gut zur Erzeugung von Quantität, während etwas gemässigtere feuchte Wärme besser für die Qualität des Tees ist. Das feinste Aroma hat daher auch der Tee, der aus den in etwas gemässigterem Klima liegenden Gärten im Hima laya stammt, und steht daher auch höher im Preise, als der in der Ebene geerntete. Ein nährstoffreicher, humoser, auch etwas sandiger Boden mit möglichst vielen organischen Be standteilen ist der Teepflanze am meisten zu sagend. Der Untergrund muss durchlässig sein, denn nichts ist für die Teepflanze schäd licher, als stehende Nässe. Von grosser Bedeutung ist es bei der Tee kultur, genügende und billige Arbeitskraft zu bekommen. In Indien arbeiten die Kulis von Sonnenaufgang bis kurz vor Sonnenuntergang mit 1/s stündiger Mittagspause als einzige Un terbrechung der Arbeit. An Lohn wird pro Monat zwischen 5—8 Rupien (1 Rupie etwa M 1,20—1,30 je nach dem Kurs) pro Mann bezahlt ; Frauen und Kinder erhalten entspre chend weniger. Für Aufseher werden 9 — 12 Rupien per Monat und für tüchtige Teemacher 9—20 Rupien bezahlt. Bel der Anlage von Teepflanzungen ist möglichst zu berücksichtigen, dass günstige klimatische sowie Arbeiterverhältnisse vorhan den sind. Die Möglichkeit, eine Wasserkraft zum Betriebe ausnutzen zu können, ist, da der selbe dadurch sehr verbilligt werden kann, von ganz besonderer Bedeutung. Es empfiehlt sich, jährlich nur einen so grossen Teil anzulegen, wie man in der verhältnismässig kurzen Zeit bequem bearbeiten und während der Regenzeit rechtzeitig und gut bepflanzen kann. Eine Tee pflanzung soll für wenigstens 35—40 Jahre Erträge bringen. In dem uns zu Grunde liegenden Bericht wird dann in ganz eingehender Weise auf die Vorbereitung des Landes, sowie auf die Bedingun gen, unter denen das Pflanzen vor sich geht, eingegangen. Die Bereitung des Bodens hängt wesentlich davon ab, ob man die Samen gleich an Ort und Stelle legen, oder erst auf Samen beeten die jungen Pflanzen ziehen und während der Regenzeit verpflanzen will. Beide Arten sind üblich, doch soll die letztere gewisse Vor züge gewähren. Will man die Samen gleich an Ort und Stelle auslegen, so sind zwei Monate zuvor Löcher von 20 cm Breite und 30 cm Tiefe auszuheben, die in Reihen von ungefähr 1 m Abstand angelegt werden. Vor dem Legen der Samen werden die Löcher mit guter Erde, die möglichst mit Dünger versetzt ist, ausgefüllt und an die betreffende Stelle in einer Entfernung von etwa 10 cm von einan der gewöhnlich drei Samen gelegt und später die so beieinander stehenden jungen Pflanzen zusammen hochgezogen. Für Samenbeete wird ein möglichst vor starker Sonne und Wind geschütztes Stück Land ver wendet und in der Regel gegen Ende Oktober und im November, zu welcher Zeit man die Samen beziehen kann, die Aussaat gemacht. Es ist vor allen Dingen für eine regelmässige Bewässerung Sorge zu tragen. Zum Schutz der jungen Sämlinge wird das Samenbeet mit auf Bambusstäben liegendem langen Gras oder Bananenblättern überdeckt. Es ist von Vorteil, ehe man die Samen auslegt, dass sie auf kurze Zeit im Wasser aufgeweicht werden, um die tauben Samen ausscheiden zu können. Auf den Beeten macht man Rillen von etwa 4 cm Tiefe in Entfernungen von etwa 15 cm von einander und legt die Samen in den Rillen in Abständen von etwa 4 cm von einander und deckt sie sorgfältig zu. Fällt nach dem Aus legen der Samen nicht genügend Regen, so ist, damit die Keimung nicht gefährdet wird, mit der Bewässerung zu beginnen. Das Verpflanzen der jungen Sämlinge hat sehr sorgfältig zu geschehen und bei dieser Gelegenheit werden die geil gewachsenen Pflanzen vorsichtig ent- spitzt. Ist der Tee fertig ausgepflanzt, so ist in erster Linie dafür Sorge zu tragen, dass die jungen Pflanzen nicht von schnellwachsendem Unkraut überwuchert werden. Der Boden ist im ersten Jahre wenigstens bis zum Schluss der Regenzeit, etwa im Oktober, um die Pflan zen herum zu lockern. Während in den ersten beiden Jahren ein einmaliges Durchhacken der Anlage genügt, so ist im dritten Jahre schon ein mehrfaches Durchhacken nötig. Die Pflanzen können schon im zweiten Jahre bis 1 m hoch werden und es muss sodann mit dem Beschneiden angefangen werden, um das Wachsen in die Höhe aufzuhalten, und die Bildung von Aesten und dadurch die For mung des Busches zu befördern. Im dritten Jahre kann man sogar zwei oder dreimal während der Regenzeit die Pflanzen durch pflücken und so die erste, aber allerdings sehr kleine Ernte erzielen. Zur Ausnutzung reif aber ist der Busch erst nach dem 4. Jahre, so dass ein Reinertrag nach Abzug der jährlichen Unkosten frühestens im 5. Jahre erwartet werden kann. Um einen gleichmässig schönen breiten Busch, sowie möglichst grosse Mengen von jungen Sprossen und Blättchen zu erhal ten, muss man den Teestrauch zwingen sich möglichst zu verästeln. Das geschieht durch das jährliche Verschneiden und zwar in der kältesten Zeit, um einen grossen Sattverlust zu vermeiden. Bestimmte Regeln über das Schnei den lassen sich nicht angeben. Es ist nur dafür Sorge zu tragen, dass die Schnittflächen mög lichst glatt sind. Man unterscheidet drei Haupt arten des Schnittes für vollgewachsene Büsche, den leichten, mittleren und schweren Verschnitt. Beim ersten scheidet man das Holz jedes Jahr etwas über den letztjährigen Verschnitte. Dies tut man so lange, bis das Holz knorrig wird und nachlässt, frische Triebe zu bringen, etwa bis zum 8. Jahre. Alsdann schneidet man rückwärts ein oder zwei Jahrestriebe zurück, bis man schliesslich unter dem allerersten Ver schnitt schneidet und nur die ersten oder etwa zweiten Astgabeln der starken Aeste stehen lässt. Dieses ist der mittlere Verschnitt, der auch von manchen schon der schwere Ver schnitt genannt wird. Hierauf wird für einige Jahre wieder der gewöhnliche Schnitt ange wandt, bis das Holz wieder knorrig wird und der Ertrag nachlässt. Der eigentliche schwere Schnitt wird so angewandt, dass der ganze Busch abgeschnitten wird, um dann ganz neues Holz zu bringen. Man nennt dies auch den Wurzelhalsschnitt. Die Annahme, das Düngung das Aroma des Tees beeinflusst, ist jedenfalls nicht richtig, sondern im Gegenteil wird eine Pflanze, die nicht mehr genügend Nährstoff im Boden findet, in Bezug auf Güte ein geringeres Produkt lie fern, als eine kräftige Pflanze. Für Tee im allgemeinen sehr günstig zu verwenden ist Vieh- düng, Kompost, Knochenmehl und Gründüngung. Konzentrierte künstliche Düngemittel, wie Chi lisalpeter, Superphosphat usw. sind in den Tro pen nur mit allergrösster Vorsicht zu gebrauchen. Zu den häufigsten Schädlingen des Tees gehört der Engerling eines zur Familie der Maikäfer gehörigen braunen Käfers, der sich unter dem Wurzelhals in den Stamm einbohrt. Die Larve des „roten Kaffeebohrers“. Die Motte legt ihre Eier in den Stamm der Tee pflanze. Die sich hieraus entwickelnde Larve frisst nun innerhalb des Stammes im Mark nach oben weiter, so dass der Strauch infolge dessen abbricht und vertrocket. Ausserdem kommen noch einige Spannerraupen in Betracht. Der sogenannte Tee-Moskito durchbohrt die Epidermis des jungen Blattes und zarten Sten gels und saugt den Saft aus. Die weissen Ameisen, die sich aus Erde Laufgänge am Stamm herstellen und darunter die Rinde durch fressen, können überaus grossen Schaden an richten. Auch die rote Spinne zählt mit zu den gefährlichsten Feinden des Tees. Zum Schluss sind noch der Mehltau und Brand, sowie Rindenschwämme und Rindenmoose zu er wähnen. Hand eis nachrichten. Das Lokal-Geschäft der bedeutendsten Plätze des Reiches im Monat Jnli. Die ungewöhnliche, schon seit vielen Jahren nicht so anhaltend zum Ausdruck gekommene Hitze des Juli und die damit verbundene Trockenheit hat auf den Geschäftsgang zweifellos einen ganz bedeutenden Einfluss ausgeübf. Der Monat Juli ist stets der flaueste Zeitabschnitt des ganzen Jahres, in diesem Jahre liess jedoch in den meisten Städten sowohl der Topfpflanzenverkauf als auch der Umsatz in der Binderei ganz ausserordentlich zu wünschen übrig. Ueberall wird in derselben Weise über die geringe Kauflust geklagt. Weder in Blütenpflanzen noch in Palmen und besonders bunten Blattpflanzen herrschte Mangel, im Gegenteil waren die meisten Sachen sehr schön zur Entwicklung gekommen. Die Hauptver kaufspflanzen bildeten im Juli zweifellos noch Hortensien, von denen wiederum die blaublühenden sich besonderer Bevorzugung erfreuten. Gern gekauft wurden ausser dem auch die in schönen Trauben blühende Hydrangea paniculata. Rosen hielten sich bei der ausserordent lichen Hitze zu schlecht und wurden daher weniger begehrt, auch Nelken verblühten verhältnismässig schnell, immerhin wurden diese, besonders die gross blumigen Topfchornelken mehr wie sonst vom Publikum berücksichtigt. Ein begehrter Artikel sind auch die ver schiedenen Liliensorten, und vielerorts interessiert man sich für manche ältere Pflanzen, wie zum Beispiel die lange Jahre fast in Vergessenheit geratene Franciscea. Ausserdem werden die durch das leuchtende Orange scharlach so auffallenden Rocheen gern gekauft. Für Markfpflanzen, wie Pelargonien und Fuchsien ist mit dem Monat Juli die Saison schon ziemlich vorüber, Vermischtes. — Russische Gemüsegärtner in Deutschland. Die schlesische Tagespresse bringt die interessante Mitteilung, dass neuer dings in der Nähe von Kattowitz sich zwei russische Gemüsegärtner aus Minsk niederge lassen haben, und daselbst ein grösseres Grund stück von 12 Morgen pachteten, um vor allem die Gurkenkultur in ausgedehntem Masstabe zu betreiben. Diese Erscheinung ist neu und er innert viel an die bekannten bulgarischen Wan dergärtner, welche nach Serbien, Rumänien, Südungarn, der Türkei etc. zu vielen Hunderten im Frühjahr wanderten, dort grosse Landstrecken pachteten, Gemüse bauten und im Herbst mit ihrem Verdienst nach der Heimat zurückkehrten. Die beiden obigen Ausländer haben von dem Dominium Maczeikowltz nur die Ackerfläche gepachtet und errichten sich dort während der Sommermonate eine einfache Holzhütte, in wel cher sie wohnen. Mit dem Eintritt des Winters aber suchen sie ihre heimatliche Wohnstätte wieder auf. — Es ist wohl zu befürchten, dass diese Einwanderung, sobald sie einmal Boden gewonnen hat, im grösseren Masstabe fortge setzt wird. Damit stellen wir uns aber offen bar ein Armutszeugnis aus, denn der Gemüsebau sollte auch mit bestem Erfolg durch deutsche Hände gefördert werden können. Die Russen sind bekanntlich sehr tüchtige Gemüsegärtner, aber warum sollen wir unsern Bedarf nicht durch eigene Kraft decken können? — Im Westen die Hofländer und im Osten die Russen, welche erfreuliche Aussichten bieten sich da dem Ge müsebau der Zukunft dar. — Die Transpiration der Eucalyptus- blätter. Nach zahlreichen Beobachtungen in gewissen Gegenden Italiens, besonders in der Umgebung von Rom, sodann in Algier und auch In den Vereinigten Staaten, Ist festgestellte worden, dass durch die Anpflanzung von Eucalyptusbäumen ein Gesünderwerden solcher Gegenden, in denen zuvor gewisse Fieberkrank heiten gewütet hatten, bedingt ist. Die meisten Gelehrten, die sich mit dieser Frage beschäftigt haben, haben die Ansicht gewonnen, dass die austrocknende Wirkung der Eucalyptus jene segensreiche Umgestaltung hervorbringe. Von anderen Seiten ist auch die Vermutung ausge sprochen worden, dass durch die Verdunstung des ätherischen Oeles aus den Blättern die Malariafliegen vertrieben würden, doch hat diese Annahme keinerlei Bestätigung geiunden. Später ist dann die Meinung verbreitet worden, dass die Transpirationsfähigkeit der Blätter von Eucalyptus gegenüber denjenigen anderer Bäume wesentlich grösser wäre. Ed. Griffon hat, um diese Eigenschaft der Blätter zu prüfen, eine Reihe von Versuchen unternommen uud hat so wohl bei Eucalyptusblättern als auch bei solchen anderer Gewächse wie Flieder, Weinrebe, Birke, Walnuss und Linde das Vermögen der Blätter, Wasser zur Verdunstung zu bringen, quantitativ festzustellen versucht. Als Resultat, das er im „Comptes rendues" veröffentlichte, ergab sich, dass die Transpiration der Eucalyptusblätter sich wenig von denjenigen anderer Laubarten unterscheidet. Die austrocknende Wirkung der Eucalyptusbäume in einer gewissen Gegend ist daher auf die Fähigkeit dieser Pflanze, einer seits in kurzer Zeit eine ungeheure Laubkrone zu entwickeln und andererseits uch bei heisser Wit terung die Transpiration nicht einzuschränken, zurückzuführen. — Der Schlosspark In Niederschön hausen bei Berlin ist neuerdings eine viel besuchte Erholungsstätte für die nördlichen Vor orte, d. h. von Pankow und Niederschönhausen ge worden. Bekanntlich liess sich die Schönholzer Heide nicht als öffentlicher Park erhalten, da der Grund und Boden zu wertvoll geworden war, und die teilweise Bebauung inzwischen schon erfolgt ist. Doch hat das kaiserliche Hofmarschall-Amt zugesagt, dass der Schön hauser Schlosspark mit seinen alten Baum beständen dem öffentlichen Besuch auch in Zukunft erschlossen bleibt. Was bringt die Fachpresse? — Ueber Deutzla parviflora Bunge schreibt L. Späth in der „Gartenkunst“: Der elegante leichte Bau, die rahmfarbenen Blüten stände auf dunkelgrünem Laube zeichnen diese Deutzie vor den anderen Arten aus, so dass man sie mit Recht eine der schönsten der bis jetzt bekannten Vertreterinnen der Gattung nennen darf. Der Wuchs des bis 2 m hohen Strauches ist aufstrebend, hübsch locker, die Zweige neigen unter der Blütenlast leicht über. Die dunkelgrünen Blätter sind 10—13 cm lang und länglicb-lanzettlich geformt. Im Juni, nach denen von D. gracilis nebst Bastarden und vor denen von D. crenata, erscheinen die ca. 1 cm breiten, zu dichten gewölbten Doldenrispen ver einigten, rahmgelben Blüten in reicher Fülle und dauern, je nach der Witterung, acht bis vier zehn Tage. — Ueber Vergütung für Vorarbeiten wird in der „Gartenkunst“ geschrieben: Wie bei allen grösseren Arbeiten auf den ver schiedenen Gebieten, kommt es auch bei der Anlage von Parks und Gärten häufig vor, dass der betreffende Besitzer sich vorher von einer Anzahl von Bewerbern Kostenanschläge, Pläne, Zeichnungen und andere Vorarbeiten anfertigen lässt, während die Hauptarbeit schliesslich nur einem einzigen Unternehmer übertragen wird. In der Zeitschrift; „Das Recht“ (Hannover) erörtert nun Amtsrichter Dr. Micheli ein gehend die praktisch höchst wichtige Frage, ob und wann für derartige Arbeiten Vergütung gefordert werden kann. Die hierbei in Frage kommenden Fälle sondern sich nach seinen Mitteilungen in zwei rechtlich ganz verschieden zu beurteilende Tatbestände: Zunächst ist es möglich, dass die Anfertigung und Einreichung der Arbeiten auf Grund einseitiger Bereiterklärung des Arbeitnehmers, sodann, dass sie auf Grund eines zwischen ihm und dem Arbeitgeber ge schlossenen Vertrages erfolgt. Im ersten Falle behält die Einrichtung stets den Charakter als Angebot. Daraus folgt, dass die Vorarbeiten Eigentum des Arbeitnehmers bleiben und jeder zeit durch ihn vom Arbeitgeber zurückgefordert werden können. Weiter folgt daraus aber auch, dass der Arbeitgeber zu einer Bezahlung dieser aus freien Stücken ohne rechtliche Verpflichtung eingereichten Vorarbeiten nicht verpflichtet ist. Im zweiten Falle, in dem die Herstellung und Einreichung der Arbeiten auf Grund eines Ver trages geschieht, sind in erster Linie die Ver abredungen der Beteiligten massgebend. Ist von ihnen über die Zahlung oder den Aus schluss einer Vergütung nichts vereinbart worden, so kann eine Vergütung nur dann ge fordert werden, wenn nach der Verkehrssitte dem Arbeitnehmer eine solche zusteht. Mass gebend ist also nicht das subjektive Verhältnis der Parteien, namentlich auch nicht, dass der Arbeitgeber etwa glauben konnte, der Arbeitnehmer sei vielleicht aus Freundschafts oder Gefälligkeitsrücksichten, aus Gründen der allgemeinen Wohltätigkeitspflege oder mit Rück sicht auf die Gemeinnützigkeit des Unter nehmens unentgeltlich für ihn tätig. Ent scheidend ist hier vielmehr, ob objektiv unter Berücksichtigung der Anschauungen des red lichen Verkehrs der Arbeitnehmer unter den besonderen Umständen des Falles eine Ver gütung vernünftigerweise erwarten konnte. Dass diese Voraussetzungen im Einzelfalle vorliegen, hat aber der Arbeitnehmer bei Bestreiten des Gegners zu beweisen.