Volltext Seite (XML)
No. 2. Beilage zu „Der Handelsgärtner“. Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig-Gohlis. Sonnabend, den 9. Januar 1904. Neuere Obstsorten für die Provinz Ostpreussen. Von K. Geelhaar, Baumschulenbesitzer in_Lawsken. Wenn in Ostpreussen auch wohl hier und da derart günstige Wachstumsbedingungen ge geben sind, dass man selbst noch z. B. vom weissen Winter-Calvill an freistehenden Bäumen befriedigende Ernten erhoffen kann, so lässt sich hier doch keine Obstsorte gut für gewöhnliche Lagen empfehlen, die im Holz nicht gehörig winterfest ist, und ich halte es daher für einen schweren Fehler, wenn man die englische Wintergoldparmäne unter die zum Massenanbau geeigneten Sorten des ostpreussi- sehen Normalsortiments mit aufgenommen hat. Ebenso wie in Schleswig-Holstein eignet sie sich für den allgemeinen Anbau in Küsten gegenden durchaus nicht. Mögen einige neue Obstsorten auch noch sonst vorzügliche Eigen schaften haben, ja in geschützten Lagen sich ebenfalls hier mehr oder weniger bewähren, eine allgemeine Empfehlung verdienen sie nicht, wenn das Holz nicht wetterhart genug ist. Ich möchte auch vor der Anpflanzung der neueren Apfelsorten Trdika und Pippin Allington, sowie der Birnsorte Schöne von Vermont, die sogar als direkt winterhart in den Handel gebracht wurde, entschieden abraten. Für uns Baumschulenbesitzer ist es natürlich von grossem Interesse, wertvolle Sorten aus findig zu machen, die einen recht üppigen Wuchs haben. Die dänische Sorte Signe Tillisch gibt hier der Landsberger Rtte. darin nichts nach. Sie scheint einen verhältnismässig feuchten Standort zu vertragen. Die Früchte dagegen scheinen leider für Fusicladium etwas em pfänglich zu sein, sonst ist sie gut ausreifend, gross und von recht gutem Geschmack, so dass man dem Apfel schon die Bezeichnung „Nor discher Winter-Calvill“ gegeben hat. Einen sonst befriedigenden Wuchs konnte ich bei den Aepfeln Edelrambour von Winnitza, Fiessers Erstling (recht üppiges Blattwerk) Calvill Grossherzog Friedrich von Baden, weisser Klarapfel, Prinz Albrecht von Preussen, Doberaner Borsdorfer Rtte., Pohls Schlotterapfel, Königin Luise von Dänemark, Tranekjaer, Balduin, Gra hams Königin-Jubiläumsapfel, Akerö, Apfel aus Lunow, Lanes Prinz Albert, Dithmarscher Paradiesapfel, Peasgoods Goldreinette, Schöner von Nordhausen, Reinette Friedrich der Grosse, feststellen. Von Birnen zeigten einen recht kräftigen Wuchs: Leneca (winterhärter und üppiger als die Stammform Williams’ Christ birne), Birne von Pabbeln, Rihas Kernlose (nicht ohne Empfindlichkeit) und Le Lectier. Verhältnismässig schwachtriebig waren Gold prinz, Filippa’s Apfel, Winterprinzenapfel, die aber in der Frucht recht wertvoll zu sein scheinen. 5 Um den Wert einer Obstsorte für den all gemeinen Anbau vorurteilsfrei begutachten zu können, gehört selbstverständlich jahrelange Be obachtung dazu. Ich tue deshalb wohl gut, mich in der allgemeinen Wertschätzung im Ur teil vorsichtig zurückzuhalten. Dass so eine Universalsorte den verschiedensten Ansprüchen zugleich genügt, etwa wie Gravensteiner im Wohlgeschmack, Landsberger Rtte. in Wider standsfähigkeit und Wuchs, Casseler Rtte. in Haltbarkeit, Cellini in frühem Ertrag: Dies Problem ist noch nicht gelöst. Ob es so bald werden wird? Hierbei möchte ich noch kurz meiner Meinung nach passende Formen für die beobachteten Sorten angeben. Für Hoch- und Mittel stämme dürften sich eignen: Weisser Klar apfel, Pohl’s Schlotterapfel, Tranekjaer, Balduin, Akerö, Apfel aus Lunow, Schöner von Nord hausen, Königin Luise von Dänemark, D.th- marscher ParadiesapfelJ und Signe Tillisch. in geschützten Lagen. Für Zwergformen: Edelrambour von Winnitza, Fiessers Erstling, Calvill Grossherzog Friedrich von Baden, weisser Klarapfel, Prinz Albrecht von Preussen, Doberaner Borsdorfer Rtte., Grahams Königin-Jubiläumsapfel, Lanes Prinz Albert, Goldreinette von_Peasgood, Rei nette Friedrich der Grosse. Speziell für wagerechteSchnurbäumchen kann ich Peasgoods Goldreinette, Grahams Köni gin-Jubiläumsapfel und weisser Klarapfel em pfehlen. Ein nicht mehr neuer, aber in Ostpreussen meiner Meinung nach noch nicht genügend ge würdigter Apfel ist Cellini. Es ist ja wohl kein hervorragender Tafelapfel; er variiert sehr im Geschmack, je nach Lage und Boden. Mit unter ist er recht saftig und hat ein angenehmes Gewürz und wächst sich zu imponierender Grösse aus; ich habe schon Früchte von 475 gr geerntet. Bisweilen wird er allerdings geradezu mehlig und eignet sich dann nur als Wirtschaftsfrucht In schwerem Boden zeigt er auch oft die üble Eigenschaft des „Kaiser Alexander“ und fault schon am Baum. In milderen Böden habe ich das verhältnismässig wenig bemerkt und kommt er noch in leichtem Sandboden, den man durch ausreichende Dunggaben genügend kräftig hält, sehr gut fort. Was seine frühe und regel mässige Fruchtbarkeit anbetrifft, so kann er hierin so leicht nicht übertroffen werden; auch ist der Baum sehr winterhart. Im allgemeinen ist es eine Sorte, von der man schnell etwas hat. Und derartige Sorten haben im Interesse der minder Bemittelten sicher einen weit grösseren Wert als z. B. Gravensteiner und Gelber Richard, die als ostpreussische Spezialsorten meiner Meinung nach doch etwas über Gebühr heraus gestrichen werden. Bevor das Bismarcksche Wort: „Der Wein muss deutsches National getränk werden,“ in Erfüllung gehen kann, sollte zunächst doch wohl dafür gesorgt werden, dass der Obstgenuss auch in niederen Volks schichten allgemein wird. Wenn man von Sorten zum Massenanbau spricht, sollte man nicht nur ausschliesslich an Sorten denken, die am Markt die begehrtesten und die höchsten Preise er zielen, so erklärlich ja allerdings dies Bestreben ist und auch im Zug der Zeit liegt und dabti im gewiss berecht gten Interesse der produzieren den Gärtner. Man muss aber auch geeignete Sorten für die Masse des Volks, die etwas Wohlfeiles haben muss, wenn sie sich nicht überhaupt den Genuss versagen soll, zuerst berücksichtigen. Zu den geprüften Sorten, welchen ich eine gewisse Zukunft glaube voraussagen zu können, gehört mit in erster Linie der weisse Klar apfel. Er ist winterfest, anspruchslos inbezug auf die Bodenart, früh- und reichtragend mit einem Geschmack, der den besten Frühsorten gleichkommt, was will man mehr? Die neueren dänischen Sorten scheinen sich hier gleichfalls im Küstenklima alle recht wohl zu fühlen und sind der weitesten Verbreitung wert. Grahams Königin Jubiläums apfel wird entschieden eine gerngekaufte Markt frucht werden. Des späten Austreibens wegen braucht man bei dieser Sorte , vor Spätfrösten wenig in Sorge zu sein, Peasgoods Gold reinette wird, wie in den meisten Katalogs anpreisurgen angegeben, auch bei uns riesig gross. Wer wirkliche Paradefrüchte ernten will, wähle getrost diese Sorte. Sie wird auch hier ein Pfund schwer und darüber. Dabei ist sie von recht gutem Geschmack. Schöner von Nordhausen, von dem ich bisher entgegen vielen Lobsprüchen für seine Grösse nur kleine bis mittlere Früchte erntete, scheint mir gleich wohl recht empfehlenswert. Die Sorte ist früh- tragend, sehr winterfest, und die Früchte sind von sehr feinem Geschmack. Birne von Pabbeln, vor wenigen Jahren erst mit grosser Empfehlung für rauhe Lagen in den Handel gebracht, wird bald wieder von der Bildfläche verschwinden, da die Frucht doch verhältnismässig minderwertig ist. Der früher vielgepriesene und jetzt wohl noch mehr ge schmähte Bismarckapfel verlangt zu alljährlich guter Fruchtreife geschützte Lage und ist dann im Spätwinter und zeitigen Frühjahr bei guter Aufbewahrung eine ganz annehmbare Frucht, wenn auch nicht besonders fein. Vorstehende Zeilen können natürlich keinen Anspruch auf vollständige Erschöpfung des be handelten Themas machen, sie sollen vielmehr eher als Anregung aufgenommen und durch Ur teil und Erfahrung von berufenen Fachgenossen weiter erörtert werden. Darüber kann wohl kein Zweifel bestehen, dass gerade jedes in unserer Provinz gewonnene, dem Obstbau günstige Resultat — im Verhältnis zu anderen Land strichen Deutschlands doch sicher nicht bevor zugt gelegen — von Interesse für viele sein wird, die da und dort der Möglichkeit erfolg reichen Obstbaus im Osten des Reiches mit vorsichtigem Bedenken gegenüber gestanden haben. Kultur. — Phlox divaricata. Eine noch viel zu wenig bekannte, äusserst dankbare Frühjahrs gruppenpflanze, die von uns schon in früheren Jahrgängen des „Handelsgärtner“ empfohlen wurde, ist Phlox divaricata. Die Pflanzen sind im Frühjahr mit den herrlich hellblaugefärbten Blüten wie übersät und ein dicht bepflanztes Beet ist zur Zeit des Blütenflors von unver gleichlicher Wirkung. Diese Staude ist insofern um so empfehlenswerter, als ihre Kultur die denk bar einfachste ist. Die Vermehrung erfolgt in der Regel durch Teilung der abgeblühten Pflan zen, die dann auf ein Beet ausgepflanzt werden. Sie halten im Winter unter einer leichten Schutz decke selbst im Freien aus, jedoch wird man besser tun, schon im zeitigen Herbst die Pflanzen in Mistbeetkasten auszupflanzen, damit sie im Winter besser vor Frost geschützt werden kön nen, und sie besonders bei gutem Wetter volles Licht erhalten. Anfang April, mit Beginn der Frühjahrspflanzung werden die Pflanzen auf die Beete ausgepflanzt, wo sie schon nach kurzer Zeit einen derart reichen Blütenflor entwickeln, dass das ganze Beet einem blauen Teppich gleicht. Aber nicht allein als Gruppenpflanze kommt Phlox divaricata in Betracht, sondern sie bietet auch ein vorzügliches Schnittmaterial, da sich die reich und angenehm blaublühenden Triebe in den verschiedensten Zusammenstel lungen sehr ansprechend ausnehmen. Selbst auch zur Topfkultur eignet sie sich vorzüglich und hat sich daher als Marktpflanze in ver schiedenen Grosstädten ebenfalls eingebürgert; ihr Haupt wert dürfte indessen in erster Linie in ihrer Eigenschaft als Gruppenpflanze liegen. Es sind mit dieser Phlox-Art schon Treibver suche angestellt worden, und es konnten ganz befriedigende Resultate erzielt werden, indem starke in Töpfe gepflanzte Exemplare, die in einer mässigen Temperatur angetrieben wurden, im März in voller Blüte standen. Zur schnellen und reichen Entfaltung der Blüten wollen sie vor allen Dingen volle Sonne haben. Nicht minder dankbar blühend als die blaublühende Art ist die weisse Form Phlox divaricata alba. Sie bildet ein schönes Gegenstück zu der erstgenannten und zeichnet sich durch die selbe vielseitige Verwendung aus. Wenn man die grosse Anspruchslosigkeit dieser Pflanze berücksichtigt, so muss man sich wundern, dass dieselbe trotz ihrer hervorragenden Eigen schaften noch keine allgemeine Verbreitung gefunden hat. — Cydonia japonica und C. Maulei. Zu den hervorragendsten Frühjahrsblütensträu chern gehören diese beiden auch zu der Gat tung der Pirus gestellten Cydonia-Arten. Cy donia japonica ist schon seit über einem Jahrhundert von Japan in Europa eingeführt und zählt mit ihren leuchtenden Blüten zu den schön sten Ziersträuchern. Schon im April und Mai entfalten sie ihre feuerroten Blüten, und die Pflanzen kommen nicht selten unter günstigen Bedingungen auch im Herbst nochmals in Flor. Obwohl sie als vollständig winterhart zu be trachten sind, ist es dennoch angebracht, den selben einen etwas geschützten Standort zu geben, wo sie sich dann, der vollen Sonne aus gesetzt, oder mindestens im Halbschatten stehend, schnell zu schönen Büschen entwickeln werden. In Bezug auf die Bodenart sind sie nicht wäh lerisch, indessen kommen sie in einem nahr haften, mit Lehm durchsetzten Boden besonders gut fort. Die Vermehrung erfolgt in der Regel durch Ableger, Wurzelschnittlinge, Grundsprosse oder auch Stecklinge. Die Anzucht aus Samen dauert ziemlich lange und ist daher weniger empfehlenswert. Auf Birnwildlinge oder auf die gewöhnliche Cydonia vulgaris veredelt, lassen sich aus Cydonia japonica schöne Hochstämme mit überhängenden Zweigen ziehen, und sind in solcher Weise zu Solitärs in Anlagen sehr schön zu verwenden. Es sind in den Baumschulen schon eine Reihe von Abarten und Varietäten entstanden, die sich in der Farbe und Grösse der Blüten meist etwas unterscheiden und ge wöhnlich unter besonderen Namen geführt wer den. Den Vorzug verdienen wohl die leuch tendroten Spielarten, es gibt aber auch schöne rosenrote bis weissgefärbte Sorten. Als eine Abart der Cydonia japonica ist auch die Cy donia Maulei zu betrachten. Sie zeichnet sich durch ihren kompakten, dabei robusten Wuchs aus und ist eine schon ältere englische Züchtung. Sie entwickelt ihren Blütenflor etwas später als die Stammform. Die Blüten variieren von hellgelb bis dunkelrot und bis zum Herbst bilden sich mittelgrosse runde Früchte, mit kleinen roten Flecken; sie lassen sich zu Gelees u. s. w. trotz ihres herben Geschmackes gut ver wenden. Der Strauch unterscheidet sich auch Blindes Glück. Weihnachtserzählung von Hermann Pilz. (Schluss). Auch aus dem Herrenhause des Grafen von Walburg schimmern die Lichter. Da schreitet eilig ein Wanderer über den schneebedeckten Weg dem Schlossparke zu. Seine Augen heften sich auf die hochgewölbten, gotischen Fenster, aus denen das Licht in die schweigsame Winterlandschaft hinaus strahlt. Jetzt tönen die Glocken vom Kirchturm .... Ehre sei Gott in der Höhe .... Friede auf Erden .... und den Menschen ein Wohlgefallen .... Der einsame Wanderer hemmt seine Schritte auf dem ächzenden Schnee. Er faltet die Hände. Er betet. Dann schreitet er weiter. Im Schlosse hat Edith alles zum Empfang vorbereitet .... die Loddins kommen ja gegen Abend . . . um . . . um, der Gedanke ist ihr furchtbar .... um sie unter den Zweigen des Tannenbaums zur Braut zu machen! Die kleinen Ge schenke für den allezeit vergnügten Vater sind auch geordnet. Edith hat über alles noch einen prüfenden Bück geworfen, dann aber den behaglich durchwärmten Saal verlassen, um in der Küche noch ihres Amtes zu walten. Da meldet ihr der Diener den Besuch eines Herrn. Un ruhig klopft ihr das Herz. „Lassen Sie den Herrn ein treten“ . . . Wer kann das sein? Sie hat noch keine Nach richt von den Loddins? Sollte der Plan fehlgeschlagen sein .... das Schloss in anderen Händen .... mein Gott, das wäre das Ende I Der Diener hat den Herrn in ein Zimmer eintreten lassen. Etwas unsicheren Ganges geht sie dahin und öffnet die Tür. „Robert, Sie hier“. . . . jedes weitere Wort erstirbt ihr auf den Lippen. Aber sie fasst sich. „Kommen Sie schnell in ein anderes Zimmer. Was Sie mir auch immer zu sagen haben, im Nebenraum befindet sich mein Vater, er darf uns nicht hören I“ Sie führt ihn hinaus und lässt ihn in den Saal eintreten, schnell einige Flammen des Kronleuchters anzündend. „Ich habe Ihnen viel zu sagen, Edith,“ flüstert Robert Allmers, „hören Sie mich ruhig an“. „Nur jetzt nicht, heute nicht, die Gäste können jeden Augenblick kommen, mein Vater mich rufen oder suchen, Robert, ich bitte, ich beschwöre Sie ... .“ „Fassen Sie sich, Eidith“, antwortete er bewegt, „was ich Ihnen zu sagen habe, betrifft unser beider Schicksal.“ „Reden Sie, Robert.“ Und Robert Allmers hält ihr noch einmal vor Augen, wie sie das Schicksal, nein, nicht das Schicksal, sondern Gott im Himmel droben, zusammengeführt und die Flamme ihrer Liebe auch in den Jahren der Trennung in ihrem Herzen geschürt hat. Er spricht so bewegt, so aus vollem Herzen, dass bei jedem Worte ihr freier und seliger zu Mute wird. Er fährt liebreich fort: „Sie haben sich als eine Heldin, Edith, die langen Jahre gezeigt. Gewiss ist es ein Glück für Ihren Vater gewesen, den Verfall seines Hauses nicht zu sehen und sich fort und fort im gesegneten Besitz seiner Ahnen zu wähnen. Ihre Selbstverleugnung, Edith, ist aber ein Martyrium 1 Sie wollen Ihr Glück opfern um des blinden Glückes Ihres Vaters willen. Dieses Opfer durfte ich nicht zulassen, um meiner Liebe willen. Die Loddins werden niemals Herren dieses Schlosses werden . . . .“ Sie fuhr erschrocken auf und sah ihn mit starrem Auge an. „Denn ich bin der Herr dieses Schlosses geworden.“ „Robert, Sie . ...“ Edith war einer Ohnmacht nahe .... aber sie wusste sich noch zu beherrschen. „Enden Sie, Herr Allmers, enden Sie,“ sagte sie trübe, „befehlen Sie, ich bin nun auf alles gefasst.“ „Nicht so, Edith, ich will nicht befehlen, ich will alles zurück in Ihre Hände geben und Sie glücklich machen. Glauben Sie nicht, dass Ihr Vater sein blindes Glück hin geben würde, wenn er wüsste, dass dieses Glück erkauft ist mit dem Glück seiner Tochter?“ „Er wird es hingeben“ . . . . fiel in diesem Augen blick eine dumpfe Stimme ein. Vater, um Gottes Willen, Vater, Du“, schrie Edith auf. Sie wankte und Allmers sprang schnell hinzu, um sie in seinen Armen aufzufangen. Sie liess sich auf 2 einen der grossen Armstühle mit Roberts Hilfe nieder. „Blindes Glück .... Unsinn .... Walburgs haben vor nichts zu bangen . . . , Ritter von Geblüt, sehen Ge fahr irs Auge .... Alles vernommen .... es geht zu Ende.“ Aus einem der grossen Bogenfenster hinter dem ge schmückten Tannenbaum war Herr von Walburg hervorge treten. Hier hatte er sich, ohne dass Edith es wusste, einen Augenblick niedergelassen, um der vergangenen Weihnachts tage zu gedenken, die er im Laufe der Jahre hier oben auf dem Herrensitze erlebt. Da waren Robert und Edith [einge treten. Er hatte aufgelauscht und Worte vernommen, die ihm ein grosses Geheimnis lüfteten. Er war ein Sehender geworden. Schweigend hatte er hinter dem Weihnachtsbaum, ungesehen, ungeahnt, einen grossen Kampf durchgekämpft. Dieser Robert Allmers! Die wunderbare Fügung Gottes hatte den zum Herrn seines Besitztums gemacht, den er einst mit seiner Familie aus demselben vertrieben hatte! Ja, Gottes Wege sind wunderbar! Das Glück seines Kindes sollte sein Glück sein. Und er hatte dieses Glück nicht erkannt und es wäre ihm selbst beinahe zum Opfer gefallen. Das sollte nicht sein. Ein solches Opfer forderte er nicht. Das wäre zuviel gewesen. Zulange hatte man ihn in seiner Blindheit gelassen, die eines Walburg unwürdig war. „Was gedenken Sie jetzt zu tun, Herr Allmers“, wandte er sich kurz an Robert. „Friede auf Erden zu schaffen, Herr Graf“, erwiderte Robert Allmers mit Wärme, „Edith ist frei. Am heutigen Morgen hat zwischen mir und Herrn von Loddin ein Duell stattgefunden, aus dem ich durch Gottes Gnade unversehrt hervorgangen bin, während Herr von Loddin einen Schuss in den rechten Oberarm erhielt, der ihn kampfunfähig machte“. . . . Edith war wieder aufgesprungen. „Um meinetwillen haben Sie Ihr Leben aufs Spiel ge setzt, Robert, o, dem Himmel sei Dank, dass er Sie be schützt hat, denn ich hätte es nimmer ertragen, wenn Sie um meinetwillen den Tod erlitten hätten.“ Der Abonnementspreis auf „Der Handelsgärtner" für Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Luxemburg beträgt Mk. 5,— pro Jahr; für das Ausland Mk. S,— pro fahr, und kann durch Unterschrift der mit No. 2 verschickten rosa Karte im Mai-Juni d. J. eingezahlt werden.