Volltext Seite (XML)
No. 28. Beilage Zu „Der Handelsgärtner“. Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig-Gohlis. Sonnabend, den 9. Juli 1904. Geschäfts-Bericht über die Lage der Baumschulen = Branche Herbst 1903 und Frühjahr 1904. I. Im allgemeinen kann festgestellt werden, dass für die deutschen Baumschulen mit diesem Frühjahr wieder ein zufriedenstellendes Ge schäftsjahr abgeschlossen hat. Der Umsatz und die Aufwärtsbewegung des Handels halten zwar gegenüber dem Vorjahre nicht gleichen Schritt, doch darf das bei der bedeutenden Zu nahme der Baumschulenbetriebe, bei der er höhten Produktion und der noch immer stei genden Einfuhr von Baumschulartikeln aus unseren westlichen Nachbarstaaten, durchaus nicht befremden. Ueberall tritt noch mehr als bisher die Massenproduktion billiger und ge ringer Ware in den Vordergrund, und vor allem dieser Umstand ist es, der auch kauf kräftige Gebiete im Deutschen Reich in der allerungünstigsten Weise beeinflusst und eine Rentabilität der meisten Betriebe, wenn man die aufgewendete Arbeitskraft und das vorhan dene Kapital in Betracht zieht, ganz unmöglich macht. Wenn auch eine ganze Reihe von un günstigen Verhältnissen hierbei einwirken, wie z. B. die Konkurrenz der privaten und staat lichen Baumschulen, letzteres allerdings nur in einzelnen Reichsgebieten (Baden, Bayern), oder die Konkurrenz Hollands für Westdeutschland, so sind es doch in der Hauptsache Misstände, die innerhalb der produzierenden Baumschulen selbst sich breit machen. Die Preisschleuderei, gewöhn lich die Folge einer Ueberproduktion zweiter und dritter Qualität, die von so vielen angesehenen Handelsinstituten ausgeübt wird und sich häufig der Kontrolle entzieht, das ist der eigentliche Krebsschaden, der aber bedauerlicherweise schwer zu bekämpfen sein dürfte. Die Baumschulen branche könnte bei einem engen Zusammen schliessen zur Ausmerzung der Schäden einer der lukrativsten Zweige des Gartenbaues sein. Die Kaufkraft und der Konsum vor allem in West- und Nord- und Mitteldeutschland ist ganz bedeutend und wird mit den Jahren noch steigerungsfähig sein. Wir selbst können immer wieder nur die Verhältnisse klarlegen und auf diese Weise auf eine Besserung innerhalb der Baumschulenbranche hinwirken, wenn es auch der Gruppe der einzelnen Interessenten über lassen bleiben muss, gegen die Misstände ge schlossen anzukämpfen. In unserem Vorbericht, der im Januar dieses Jahres erschien, konnten wir bereits über den befriedigenden Geschäftsgang im Oktober-No vember berichten. Die günstige Witterung ge stattete den Versand bis in den Dezember, so dass alle Herbst auf träge in bester Ordnung Erledigung fanden. In Süddeutschland traten periodenweise so heftige Regenfälle ein, dass die Arbeiten hierdurch aufgehalten oder sehr erschwert wurden. Nicht ganz so günstig lagen die Verhältnisse für den Frühjahr-Versand. Der Winter verlief zwar äusserst mild ohne an dauernde oder schädigende Frostperioden. Trotz dem trat in der ersten Hälfte des Februar, ebenso Anfang März, für Nord- und Ostdeutsch land so anhaltende Kälte ein, dass der Versand — übrigens auch vielfach in Mitteldeutschland — stockte, und erst Mitte März in vollem Umfange aufgenommen werden konnte. Ausser ¬ dem kam durch die Mitte April über ganz Deutschland eintretende Wärmeperiode der Baumschulenversand unverhältnismässig früh zum Abschluss. Selbst in den Höhenlagen konnte in der zweiten Hälfte des April im Gegensatz zu den Vorjahren, wo es bis Anfang Mai möglich war, nicht mehr verschickt werden. Ein derartiger früher Abbruch des Geschäftes aber wirkt stets auf die Baumschulen-Branche nachteilig ein. Von grossem Einfluss mussten diese Witterungsverhältnisse auch für das De tailgeschäft sein, wenn auch bei vorsichtiger Be handlung der Bäume dann immer noch eine erfolgreiche Pflanzung möglich ist. Nachteilig und schädigend wirkten ferner die Ende April und Anfang Mai wiederholt auftretenden Nacht fröste ein, die auch vielfach in der Entwickelung das junge Laub sehr beschädigt haben und Saftstockungen hervorriefen. Für die Frühjahrspflanzungen, welche in den Baumschulen gewöhnlich nach Beendung des Versandes vorgenommen werden, wirkte die anhaltende Trockenheit leider in Mittel und Ostdeutschland höchst nachteilig. Auch im Westen und Süden fehlte es häufig an aus giebigen Regenfällen, was die Anpflanzung er- sehr schwerte, und wobei die Obstbäume und Gehölze spät austrieben. Für viele Koniferen- Schulen, die eine Bewässerung ihrer Neuan lagen nicht durchführen konnten, war die Trockenheit geradezu verhängnisvoll, ebenso litten die Aussaaten der Obstwildlinge und Rosa canina sehr unter dem Mangel an Nieder schlägen. Es muss aus diesem Grunde befürchtet werden, dass in vielen Gehölzen, vor allem auch in den soeben erwähnten beiden Artikeln im Herbst wiederum grosser Mangel eintritt, und vor allem die stärkere Ware sehr fehlt. Dass ausserdem bei dieser Trockenheit auch Ungeziefer und Krankheiten in grossen Massen auftraten und oftmals auf das Nachteiligste die jungen Kulturen geschädigt wurden, ist leider gleichfalls eine Tatsache; wir kommen auf diese Schädigungen noch später zürück. Die Förderung des Obstbaues durch den kgl. preuss. Staat, durch die Bewilligung zum Teil bedeutender Summen an die Land wirtschaftskammer zu diesem Zwecke verdient ganz entschieden hervorgehoben zu werden. Ob überall die richtigen Wege eingeschlagen werden, die zu einer wirklichen Hebung, Pflege und Ausdehnung des Obstbaues führen, das möchten wir bezweifeln. Zu viel Worte, zu viel Praxis, zu viel der guten Vorsätze, überhaupt zu viel Versuche und Prüfungen, statt die rationelle Anpflanzung bewährter Sorten in grossen Men gen vorzunehmen! Der Staat sollte zunächst selbst auf seinen Domänen im grossen Stil, d. h. durch Anpflanzung von 40—50 Hektar grossen Flächen — einer Sorte — Muster anlagen schaffen, diese würden dann sicher Nachahmung finden. Es unterliegt aber keinem Zweifel, dass die Obstbaumzählungen, die er schreckende Zunahme der Obsteinfuhr nach Deutschland auf die Hebung und Förderung des Obstbaues eingewirkt haben. Ueberall regt sich das Interesse, doch ist der Konsum gross, aber es bedarf der nötigen Sorgfalt, dieses erwachende Verständnis in die richtige Bahn zu lenken, damit auch wirklich auf die Förderung des Nationalwohlstandes ein nachhaltiger Ein fluss ausgeübt wird. Die Anpflanzung von Obststräuchern und Beerenobst hat bedeutend zugenommen und die Früchte finden in den Grosstädten zu annehmbaren Preisen stets Ab nehmer. Hierzu kommt noch, dass die gün stigen Aussichten auf eine reiche Obternte ebenfalls aufmunternd bei der ländlichen Be völkerung einwirken muss, und der Anpflanzung von Obstbäumen sicher ein jeder Interessent in nächster Zeit erhöhtes Interesse entgegen bringt. Es empfiehlt sich daher für den Baum schulenbesitzer zunächst die Preise nicht zu sehr herabzusetzen, zumal gute Ware sicher begehrt sein wird. Die Rosen-Branche blickt gegenwärtig noch auf ein befriedigendes Geschäft zurück, auch die Treiberei hat ihren bisherigen Umfang bei behalten, trotzdem kann nur für wirklich erste Qualität ein entsprechender Preis erzielt werden. Geringe Ware von niedrig veredelten Sorten blieb zum Teil übrig, zumal die milde Witterung während des verflossenen Winters so gut wie keine Verluste in den Privatgärten hervorrief. Jedenfalls lässt sich mit Sicherheit erwarten, dass auch hierin eine ganz bedeutende Ueber produktion eintreten wird, und selbst für Hoch stämme lassen sich die Preise nur für Prima ware aufrecht erhalten. Die Rose zählt immer noch zu den Lieblingen der Blumenfreunde. Die jährlichen Anpflanzungen sind ganz be deutend, und die wertvollen Neuzüchtungen tragen nicht wenig hierzu bei. Wir kommen in einem besonderen Bericht auf die Geschäfts lage dieses wichtigen Zweiges der Baumschulen branche eingehend zurück. Die Landschaftsgärtnerei war im verflossenen Jahre wieder besser durch Neu anlagen beschäftigt. Die Hebung des Handels und der Industrie regt die Besitzer an, ihre Gärten zu pflegen und auszudehnen. Auch die Staats- und städtischen Verwaltungen wirken darauf hin, dass für Wohnzwecke die offene Bauart und gesunde Familienwohnungen ge schaffen werden. Trotzdem lässt der Konsum hierbei noch viel zu wünschen übrig, und es sollte weitaus grösserer Wert auf die Verwen dung feinerer Gehölze gelegt werden. Leider ruht aber die gesamte Landschaftsgärtnerei meist in den Händen von Leuten, die überhaupt keine Gärtner sind, und für alle Fortschritte auf dem Gebiete der Gehölzzucht kein Verständnis be sitzen können. Dem Liebhaber müssen aber derartige Neuheiten gezeigt und empfohlen wer den, nur dann wird sich in der Zeit eine Ver breitung der vielen neueren zum Teil prächtigen winterharten Arten durchführen lassen. Sicher lässt sich bei Neuanlagen auf die Verwendung schöner Solitärs noch mehr hinwirken, zumal für kleine Hausgärten, die oftmals mit Bäumen und Sträuchen vollgepfropft werden, so dass bald eine Verwilderung der Zieranlage eintritt, die meist eine Vernachlässigung zur Folge hat. Die Konkurrenzfrage und die unge nügende Preisbemessung der Artikel trat in der Baumschulenbranche ebenso sehr hervor wie beim Topfpflanzengeschäft, wie wir das bereits beim Eingang kurz gestreift haben. Die Zunahme der kleinen Baumschulen kann unter den heutigen Verhältnissen durchaus nicht als ein Fortschritt angesehen werden, so sehr wir auch für die Gründung gesunder Existenzen eintreten möchten, da hierin eine Hebung des gesamten Mittelstandes liegt. Aber es müssen dann genügende Mittel vorhanden sein, damit nicht von vornherein planlos und kopflos ge handelt wird. Die grösseren Firmen leiden besonders unter dem Druck der kleineren Ge schäfte, da letzere vielfach in den ersten Jahren ihre Vorräte zu jedem Preise losschlagen müssen. Die Konkurrenzbestrebungen führen aber auch zu dem grossen Uebelstande der Unterbietung. Nicht nur innerhalb des grossen Verkehrs, son dern auch gegenüber den Hauptabnehmern, wie das ja beispielsweise vielfach bei den städtischen Behörden der Fall ist. Diese Preisschleuderei gegenüber kaufkräftigen, zahlungsfähigen Kon sumenten, die gute Qualität zu schätzen wissen, ist ein neuerdings noch mehr hervortretender Uebelstand. Ebenso schädigend wirken die billigen Offerten in den Inseratenblättern, zu mal viele Geschäfte nur ihre Restbestände auf diese Weise absetzen wollen. Die dem Leser dann vorgeführten Preise geben ein ganz un richtiges Bild, und es kommt somit häufig vor, dass kleinere Baumschulen, in der Annahme, es sei in diesem oder jenem Artikel Ueber produktion, selbst ihre starke, durchaus kurante Ware zu halbem Preise verkaufen. Während in Bayern und Baden gerade in der Baumschulenbranche die Konkurrenz der Hofgärten und staatlichen Handelsbetriebe einen ganz bedenklichen Umfang annimmt, gegen den die Geschädigten seit Jahren vergeblich an kämpfen, tritt in Westfalen neuerdings die Ver sorgung der Landdistrikte durch die kleinen Betriebe der Dorfschullehrer in den Vordergrund. Hier kann nur ein energisches Vorgehen direkt an das Ministerium Erfolg haben, wobei darauf hingewiesen wird, dass die für die Landlehrer bewilligten Unterstützungen nicht zur Anlage von Handelsbaumschulen, sondern zur Pflege des Obstbaues durch die Herren Lehrer be stimmt sind. Auch verschiedene Obstbau schulen, welche bedeutende staatliche Zuwen dungen erhalten, legen ihr Hauptaugenmerk auf die Anlage grosser Handelsbaumschulen, und lehren nicht nur den Berufsgärtnern, son dern auch Hunderten von Landwirten die Anzucht der Bäume, statt der Pflege des Obst baues. Wir erinnern hier nur an die Obst baumschule in Bautzen, welche durch den Um fang ihres Betriebes dem ganzen östlichen Teil Sachsens mit Hilfe hoher staatlicher Subvention eine drückende Konkurrenz bereitet. Die Ziele eines solchen Institutes liegen sicher in ganz anderen Bahnen. Konstatiert werden muss hierbei auch, dass vielen derartigen Obstbauschulen ein grösserer Mustergarten fehlt und die Be sucher mehr für Massenproduktion als für Pflege des Obstbaues ausgebildet werden. Das sind bedauerliche, unseren gärtnerischen Handel un bedingt schädigende Verhältnisse, die unmöglich zur Förderung und gesunden Entwicklung un serer Handelsinteressen beitragen können. Nach Pommern, zum Teil auch nach Ost- und Westpreussen und Posen werden von Süd deutschland aus durch Händler, die dort min- derwetige Ware zusammenkaufen, grosse Mengen von schwachen Bäumen in unkontrol lierbaren Sorten, meist mit gar keiner Namens bezeichnung, auf den Markt geworfen. Wie nachteilig auch dieser Umstand auf die För derung der Anpflanzung einwirken muss, be darf kaum einer Erwähnung. Anerkennenswert ist es, dass in Pommern speziell auch die Be hörden in den Provinzialblättern fortgesetzt die Landleute vor den umherziehenden bayrischen Händlern warnen, und auf die Mängel dieser Ware hinweisen. Noch richtiger wird es sein, man verbietet überhaupt ein derartiges Hausier- Angebot und schliesst auch derartige Bäume von Vermischtes. — Apfelzucht in Südaustralien. Die Ausdehnung der Apfelkulturen in Südaustralien veranlasste kürzlich die »Nachrichten für Han del und Industrie“ die nachfolgende interessante Statistik nach einem Artikel in »The Adelaide Observer“ zu veröffentlichen. Diese Mitteilung schildert die aussergewöhnlichen Anstrengungen, Welche die südaustralischen Obstzüchter machen, um den europäischen Markt in den Frühjahrs- monaten als Absatzgebiet zugewinnen. Wirbringen diesem Artikel insofern besonderes Interesse ent gegen, da gerade in diesem Jahre auch Deutschland sehr stark mit südaustralischem Obst versorgt wurde, und man die süsslich und fadschmecken den Früchte von wunderschönem Aussehen in allen besseren Geschäften der Grosstädte vor fand. Die erzielten Preise schwanken hier zwischen 15 und 50 Pfennig das Stück, ein der Qualität angemessen sehr hoher Preis. Jedenfalls sind die amerikanischen Aepfel im Geschmack den südaustralischen weit über; der geringe Wohlgeschmack letztere wird bekanntlich durch die klimatischen und Bodenverhältnisse hervorgerufen. Alle bei uns aus Australien ein geführten Apfelsorten weisen die gleiche Eigen tümlichkeit auf, und es dürfen wohl kaum selbst unter den neuseeländischen Obstarten wohl schmeckende Tafelsorten zu finden sein. — Der betreffende Artikel lautet: »Nach amtlicher Schätzung sollen in der laufenden Saison aus Südaustralien mindestens 90 000 Kisten Aepfel nach überseeischen Ländern ausgeführt werden. Diese Menge kommt der Gesamtverschiffung der Jahre 1900, 1902 und 1903 gleich und übertrifft die bisherige höchste Jahresversendung um 34 000 Kisten. In fünf Jahren exportierten die südaustralischen Obstzüchter 225 000 Kisten Aepfel, und in Anbetracht der gewonnenen und noch möglichen Ausdehnung der Zucht ist es nicht unwahrscheinlich, dass nach einigen Jahren eine solche Menge in einer einzigen Saison die Häfen des Landes verlassen wird. Der Chefinspektor des Obstbaus in Südaustralien behauptet, dass in der Kolonie ungefähr 200000 bis 300000 Acres zur Anpflanzung von Apfel bäumen geeigneten Landes vorhanden sind. Trotzdem gibt die Ackerbaustatistik des Landes keine Auskunft über die Apfelzucht, so dass über ihren Umfang, namentlich in Europa, wenig bekannt geworden ist. Der grösste und ertrag reichste Distrikt für die Apfelkultur Südaustra liens ist ein Hügelzug, der sich zwischen Clarendon und Gumeracha ausdehnt und sich von dieser Linie bis zum Onkaparinga-Fluss erstreckt. Ferner ist die Gegend von Barossa zur Produktion feiner Sorten sehr geeignet und die dortigen Plantagen ergeben Aepfel, die sich auf dem Transport besonders gut halten. Ver schiedene ausgezeichnete Apfelgärten befinden sich auch in Clare und Wirrabara. An allen diesen Orten ist die Möglichkeit einer sehr be deutenden Vergrösserung der Plantagen ge geben, und die Bäume sind in den bisherigen Anlagen in grossen Abständen voneinander ge pflanzt. Wegen des Mangels an Methode in der Anpflanzung der verschiedenen Sorten und der Behandlung der Bäume bleibt der Ertrag weit hinter der Höhe zurück, die sich erreichen liesse. Nach Ansicht des genannten Chef inspektors sind in Südaustralien beinahe eben soviel Acres Land zur Apfelkultur herangezogen wie auf Tasmanien, wo aber die Versendung in dieser Saison sich auf 558000 Kisten frischer Aepfel beläuft. Dort gehen die Züchter metho discher zuwege und verwenden grosse Auf merksamkeit und Mühe auf ihre Plantagen. Die Steigerung des Apfelexports Südaustraliens in diesem Jahre ist angeblich darauf zurückzu führen, dass vor 9—10 Jahren eine erhebliche Menge Bäume neu angepflanzt wurde und dass diese jetzt ihre volle Ertragsfähigkeit erlangt haben. Ausserdem ist die Frucht diesmal sehr gesund. Die Ernte kann im Verhältnis zur Plantagenfläche nur als gut bezeichnet werden; teilweise haben die Bäume überhaupt nicht ge tragen, und man darf daher annehmen, dass im nächsten Jahre die für die Ausfuhr verfügbare Menge noch eine erheblichere Steigerung er fahren kann. Der Chefinspektor betrachtet die Apfelzucht in Südaustralien als durchaus lohnend. Der Apfelbaum gehört zu den ertragreichsten Fruchtbäumen der Kolonie, sobald für aus reichende Bewässerung Sorge getragen wird. Eine Schwierigkeit der grösseren Verbreitung der Apfelzucht besteht in der ziemlich langen Zeit, welche die Bäume für die Entwickelung ihrer Ertragsfähigkeit brauchen. Eine gut be wirtschaftete Apfelplantage deckt in Südaustralien nach 7 bis 8 Jahren zum erstenmal die Un kosten; nach 10 Jahren beginnt die Periode des Reingewinns aus derselben, und dann kann sie bei geeigneter Pflege 40 Jahre lang hohen Er trag bringen. Die Frachtermässigungen, welche im vorigen Jahre für das Obst zugestanden wurden, haben seinen Absatz nach dem Aus lande erheblich erleichtert; man erwartet in Zukunft weitere Herabsetzung der Frachten und infolgedessen eine solche Verbilligung der süd australischen Aepfel für Europa, dass ihr Ab satz dort einen sehr grossen Umfang annehmen kann. — Lieber den Sommerschlaf der Pflanzen hat H. Alberts in einem Feuilleton des »Berl. Tagebl.“ Ausführungen gegeben, denen wir hier nur einiges besonders Interessante entlehnen wollen. Die Eigentümlichkeit, in Sommerschlaf zu verfallen, ist wie beim Winter schlaf eine Anpassungsform an die Temperatur verhältnisse der Aussenwelt. Es ist die Zeit, wo es an Wasser mangelt, Trockenheit und Dürre die Vegetation hindert, in welcher dieser mmmaenmmanemmemnnmennmemecrrmezmnenemnermmnnnmmemmemmnsmmemzmmmmnema sogenannte »Trockenschlaf“, über den schon Humboldt interessante Beobachtungen anstellte, eintritt. Er findet sich nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Pflanzen, namentlich in der Tropenwelt. Der Winterschlaf unserer Bäume ist auf Trockenheit und Wassermangel zurück zuführen. Die Wurzeln verlieren in dem kalten Boden die Fähigkeit, Wasser aufzusaugen und so sucht die Pflanze sich wenigstens der Haupt organe zu ihrer Wasserabgabe nach aussen, der Blätter, zu entledigen und wirft sie ab. Eine analoge Entscheidung aber können wir im Sommer beobachten, wenn unsere Bäume in besonders heissen trockenen Tagen einen grossen Teil ihrer Blätter ab werfen und einen Sommerschlaf abhalten. Es tritt eine Er schlaffung, eine Unterbrechung der Lebenstätig keit der Pflanzen ein. „Die Tatsache“, sagt Alberts, „dass in besonders heissen, trockenen Sommern unsere Laubbäume einen grossen Teil ihrer Blätter abwerfen und eine Art Sommer schlaf halten, genügt, uns erkennen zu lassen, dass keineswegs die Kälte es ist, die das Laub von den Bäumen reisst. Sehen wir doch auch in den Tropenwäldern mitten unter voll be laubten Bäumen stets eine Anzahl kahler der selben Art, die man für tot halten möchte, die aber nach zwei bis drei Monaten aufs neue treiben und einige Tage später von ihren Nach barn nicht zu unterscheiden sind. Wieder bei anderen dauert das Kahlstehen, die Ruheperiode nur 3 bis 5 Tage, die Wiederbelebung 2 bis 3 Wochen. Kurz, der Laubwechsel und das damit verbundene Einschlafen der tropischen Bäume ist ebenso verschieden wie seltsam.“