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Der Handelsgärtner
- Bandzählung
- 6.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf5
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824034628-190400003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824034628-19040000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824034628-19040000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Der Handelsgärtner
-
Band
Band 6.1904
-
- Ausgabe No. 1, 2. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 2, 9. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 3, 16. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 4, 23. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 5, 30. Januar 1904 1
- Ausgabe No. 6, 6. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 7, 13. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 8, 20. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 9, 27. Februar 1904 1
- Ausgabe No. 10, 5. März 1904 1
- Ausgabe No. 11, 12. März 1904 1
- Ausgabe No. 12, 19. März 1904 1
- Ausgabe No. 13, 26. März 1904 1
- Ausgabe No. 14, 2. April 1904 1
- Ausgabe No. 15, 9. April 1904 1
- Ausgabe No. 16, 16. April 1904 1
- Ausgabe No. 17, 23. April 1904 1
- Ausgabe No. 18, 30. April 1904 1
- Ausgabe No. 19, 7. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 20, 14. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 21, 21. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 22, 28. Mai 1904 1
- Ausgabe No. 23, 4. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 24, 11. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 25, 18. Juni 1904 1
- Ausgabe No. 26, 25. Juni 1904 1
- Ausgabe No, 27, 2. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 28, 9. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 29, 16. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 30, 23. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 31, 30. Juli 1904 1
- Ausgabe No. 32, 6. August 1904 1
- Ausgabe No. 33, 13. August 1904 1
- Ausgabe No. 34, 20. August 1904 1
- Ausgabe No. 35, 27. August 1904 1
- Ausgabe No. 36, 3. September 1904 1
- Ausgabe No. 37, 10. September 1904 1
- Ausgabe No. 38, 17. September 1904 1
- Ausgabe No. 39, 24. September 1904 1
- Ausgabe No. 40, 1. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 41, 8. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 42, 15. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 43, 22. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 44, 29. Oktober 1904 1
- Ausgabe No. 45, 5. November 1904 1
- Ausgabe No. 46, 12. November 1904 1
- Ausgabe No. 47, 19. November 1904 1
- Ausgabe No. 48, 26. November 1904 1
- Ausgabe No. 49, 3. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 50, 10. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 51, 17. Dezember 1904 1
- Ausgabe No. 52, 24. Dezember 1904 1
- Register Register 4
-
Band
Band 6.1904
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- Der Handelsgärtner
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und ebenfalls eine Rente vom Todestage ab zu gewähren. Würde aus irgend einem Grunde dem vom Unfall betroffenen Bauarbeiter die Wohltat der Versicherung entzogen bleiben und den Handelsgärtner träfe die Schuld daran, so hätte er auch für den Schaden einzustehen, der dem Arbeiter aus dem Unfall erwüchse. Die Haftpflicht des Handelsgärtners geht in dem Falle, wo er der Unternehmer ist, aber noch weiter. Er muss als solcher auch da rauf achten, dass die Vorschriften des Gesetzes über die Unfallverhütung allenthalben im Bau betriebe erfüllt werden. Kümmert er sich darum nicht und es entsteht ein Unfall, so kann er sich nicht damit rechtfertigen, dass er die ganze Ausführung des Baues dem betreffenden Maurer übertragen habe. Er selbst bat dafür zu haften, dass den Vorschriften Genüge getan wird. Er muss sich also darum kümmern, was die Berufs genossenschaft in dieser Beziehung vorgeschrieben hat. Ihn trifft die Strafe, wenn diese Anordnungen nicht befolgt werden, gleichviel, ob ein Schaden entsteht oder nicht. Werden doch die Bauten überwacht, um die Unfallverhütungsvorschriften auch allgemein zur Durchführung zu bringen. Ist aber eine solche Vorschrift äusser acht gelassen worden, so kommt der Handelsgärtner in eine sehr missliche Lage, wenn sich unglück licherweise bei der Ausführung des Baues ein Unfall ereignet. Wird dann festgestellt, dass der Unfall durch Fahrlässigkeit, mit Ausseracht lassung der Unfallverhütungsvorschriften, ent standen ist, so kann die Genossenschaft den Handelsgärtner zum Ersatz aller Aufwendungen heranziehen, die sie gehabt hat, und er hat auch die an den Verunglückten oder seine Hinterbliebenen zu zahlende Rente zu tragen. Das kann unter Umständen ein sehr bedeut sames Opfer werden. Wir haben bislang von dem Verhalten der Handelsgärtner bei der Ausführung von Bauten keine Notiz genommen, weil wir der Meinung waren, dass die Frage praktisch wenig Bedeu tung habe. Erst aus den in letzter Zeit an uns gelangten Anfragen haben wir gesehen, dass es doch mehrfach äusser acht gelassen wird, in Fällen, wo der bauende Handelsgärtner selbst gesetzlich der Unternehmer ist, sich um die Unfallversicherungs-Angelegenheit zu kümmern. Das kann aber, wie wir zeigten, sehr ver hängnisvoll werden. Führt ein Handels gärtner also einen Bau aus und über trägt er ihn keinem Baumeister mit stän digem gewerbsmässigen Baubetrieb, so sorge er selbst dafür, dass die Vorschrif ten des Bauunfall-Versicherungsgesetzes allenthalben erfüllt werden. Handelskammer-Berichte über den deutschen Gartenbau 1903. III. Halle a. d. Saale. (Forts.) Samenkulturen. Die allgemeine Lage im Samenhandel hat sich gegen die Vorjahre so gut wie nicht ver ändert. Das aussergewöhnlich trockene Wetter während des ganzen Sommers hat die Ernte erträge sehr heruntergedrückt. Die zeitig rei fenden Sorten, wie Kohlarten, Rabinschen usw. fielen stellenweise gut aus, auch Salat, welcher zur Samenbildung wenig Nässe braucht, gab eine gute Ernte. In allen übrigen Artikeln aber, auch Samengetreide, war nur eine schwache Mittelernte zu verzeichnen. Unter dem zeitig eintretendem Frost im September hatten nament lich Zwiebelsamen und Gurken gelitten, Bohnen, die sich bei der Trockenheit gar nicht ent wickeln wollten, ergaben eine völlige Missernte, 30 dass in einigen Sorten, welche einen unge wöhnlich hohen Preis erreichten, der Bedarf nur zum kleinsten Teile gedeckt werden konnte. Es konnten daher auch die Preise den Ausfall der Ernte nicht wettmachen. In Zuckererbsen war die Ernte mittelmässig. Spargel ergab eine gute Mittelernte, die Preise zogen etwas an. Im übrigen war die Preisbildung gegenüber der des Vorjahres wenig verändert, da im allge meinen der Anbau zugenommen hat, und vom Auslande, namentlich aus Frankreich, Holland, England und Italien mehr eingeführt wurde. Frankreich liefert viele Sämereien nicht sorten rein. Dadurch wird der Preis der guten in ländischen Sorten beruntergedrückt. Grössere Posten wurden wiederum nach der Schweiz, England und den Vereinigten Staaten verkauft. Die Rübensamenernte war bedeutend ge ringer als in den Vorjahren. Da jedoch be deutende Bestände aus der vorjährigen Ernte noch vorhanden waren, konnte der Ausfall in ausreichendem Masse gedeckt werden. Die Preise wurden durch die Einschränkung des Rübenbaues in Deutschland und anderen Rüben bauenden Ländern ungünstig beeinflusst. Ferner machen sich in Oesterreich-Ungarn, Russland und neuerdings auch in Amerika Bestrebungen wahrnehmbar, den Bedarf im eigenen Lande zu decken. Die Einschränkung des Anbaues an Rübensamen in Deutschland, die schlechte Ernte im Jahre 1903 werden hoffentlich die Bestände so verringern, dass eine Besserung der Ge schäftslage eintreten wird. Als Misstand wird im Samenhandel das Hausieren mit Sämereien bezeichnet. Eine Rabattgewährung im Detailverkauf ist bis jetzt noch nicht eingeführt. Einige Firmen geben seit etlichen Jahren in kleinen Partien abgeteilte Gemüse- und Blumensamen den Kolonialwaren- und Drogen bandlungen in Kommission. Dadurch wird die Solidität des Samenhandels bedeutend geschä digt, denn vielfach werden die im ersten Jahre nicht verkauften Partien von den Händlern noch im zweiten und dritten Jahre in Kauf gegeben, so dass dann meist die Keimfähigkeit der Sä mereien sehr gesunken ist. Die Aufnahme von Sämereien im Kleinhandel durch die Waren häuser muss aus diesem Grunde ebenfalls als nachteilig erscheinen. In der Branche herrscht nach wie vor ein Ueberangebot von kaufmännischem Personal. Den kaufmännischen Angestellten würde es sehr zustatten kommen, wenn sie neben kauf männischen auch ein gewisses Mass gärtne rische Kenntnisse besässen. Kunstgärtnerei und Blumenhandel. Das verflossene Jahr ist für den Blumen handel und die Kunstgärtnerei günstiger ver laufen als die Vorjahre, da durch den all gemeinen Aufschwung des geschäftlichen Lebens auch in der Blumenbranche eine Aufbesserung eintrat. Die Blumenpreise des Auslandes hielten sich alle auf mittlerer Höhe, und nur am Ende des Jahres im Monat Dezember traten hohe Preise ein, da im Auslande kaltes Wetter herrschte und die Kulturen darunter schwer zu leiden hatten. Die erstaunlich hohen Einkaufs preise wurden auch ins neue Jahr mit hinüber genommen. Unsere deutschen Schnittblumen erzielten durchweg einen guten Preis und die Züchter erster Qualitäten Schnittblumen haben stets hohe und befriedigende Preise erzielen können, namentlich für Flieder, Rosen, Veilchen, Chrysanthemum usw. Die Kunstgärtnerei wendet sich bei ausreichendem Anlage- und Betriebs kapital immer mehr der Anzucht feiner deutscher Schnittblumen zu und die hierbei erzielten Re sultate sind für beide Teile gleich gut, da der Züchter für gute Ware hohe Preise, der Blumen händler aber auch entsprechenden Verdienst bei flottem Absatz findet. Die Freilandkulturen in Schnittblumen litten wiederum durch die Trockenheit während des Sommers, so dass hier ein Ausfall zu verzeichnen war, beispiels weise kam der Rosenflor gar nicht zur Ent wicklung. In Halle machte sich dieser Ausfall während der Kaisertage im September recht bemerkbar. Der September brachte überhaupt für die Gärtner und Blumenhändler, welche sich an den Lieferungen während der Kaiser tage beteiligten, guten Verdienst in einer sonst stillen Zeit, ein Umstand, der auf das allgemeine Ergebnis des verflossenen Geschäftsjahres vor teilhaft einwirkte. In Topfpflanzen war die Geschäftslage unverändert. Der Blumenhändler ist nach wie vor auf den Bezug aus anderen Städten angewiesen, wie Leipzig, Erfurt, Dres den usw. Die Treibereien hatten während des ganzen Jahres mit günstigen Kohlenpreisen zu rechnen. Die Arbeiterverhältnisse lagen nicht un günstig. Die Löhne des Personals sind freilich immer noch gestiegen, was um so mehr ins Gewicht fällt, als der ganze Geschäftsbetrieb im Blumenhandel viel Personal bedingt und gute Arbeitskräfte immer hoch bezahlt werden. So verdienen erste Binderinnen 100 bis 120 Mk. im Monat, bei freier Station 50 bis 60 Mk. Mittelkräfte 80 bis 90 Mk. bezw. 30 bis 35 Mk. Die Transportkosten für frische Blumen durch die Post oder Eisenbahn sind bei grossen Entfernungen noch sehr hoch, immerhin gleicht der geringe Abfall und die Pünktlichkeit in der Ankunft die Unkosten wieder aus. Die im neuen Zolltarif vorgesehene Zollfreilassung für Blumen hat ausserordentlich belebend auf den Markt eingewirkt. IV. Würzburg, Der Geschäftsgang in der Kunstgärtnerei kann pro 1903 als ein normaler bezeichnet wer den. Wenn auch die Nachfrage nach lukrativen Bindereien den örtlichen Verhältnissen ent sprechend zurücktritt, so weist doch die ge steigerte Einfuhr von französischen und itali enischen Blumen trotz ihrer hohen Preise auf einen grossen Bedarf unserer modernen Blumen kunst hin. Einen besonderen Fortschritt hat in den bedeutenderen Geschäften die Anlage von Staudenkulturen zu Schnittzwecken er fahren, wo nach dem neuen Aetherverfahren ein vorzügliches Material in frühblühendem Flieder, Schneeball, Prunus, Veilchen etc. ge wonnen wird. Was die Zollfrage anlangt, besteht der schon früher geäusserte Wunsch fort, dass auf Schnitt blumen, welche in Deutschland zu bestimmten Jahreszeiten in grösseren Massen nicht zum Blühen gebracht werden können, sowie auf Pflanzen, welche bei unseren klimatischen Ver hältnissen nicht im grossen kultivierbar sind, kein Zoll gelegt werde, da bei den teueren Einkaufspreisen dieser fremdländischen Produkte der Verdienst ohnedies sehr niedrig ist und die Existenz der kleineren Kunstgärtnereien sehr bedrängt wäre. Im Gegensatz zur Kunstgärtnerei hat sich die Lage der Gemüseproduzenten infolge der zunehmenden Einfuhr ausländischer Gemüse entschieden verschlechtert. Während diese süd lichen Konkurrenten durch die günstigen klima tischen Verhältnisse und den niedrigen Grund wert ihrer Ländereien ohnedies weit billiger produzieren können als hierorts, und ihnen der rasche Verkehr durch die Gotthardbahn bei zollfreier Einfuhr ausserordentliche Vorteile ge währt, hatten unsere Gärtnereien mit der an haltenden Kälte des vergangenen Frühjahrs und der grossen Trockenheit des Sommers zu kämpfen, wobei die in der Vegetation gehin derten Gewächse überdies durch pflanzliche und tierische Parasiten aller Art sehr geschädigt wurden. Ausserdem tragen die Lasten der gesetzlichen Versicherung der Arbeiter und Dienstboten und die stets zunehmenden Lohn forderungen derselben nicht dazu bei, die Lage zu verbessern. Sonach hat die renommierte Frühgemüse treiberei zu Würzburg, wo zur Zeit 140 Mor gen in Kultur stehen mit 35 000 Treibfenstern, einen schweren Stand, sich in der erreichten Gesamtproduktion zu behaupten, deren Wert sich pro Jahr gegenwärtig auf 380 000—400 000 Mk. beläuft. Ein Viertel der Gemüseproduktion bleibt im Lande und drei Viertel werden expor tiert in ca. 360 Waggons. Der Export richtet sich namentlich in die sächsischen Industrie bezirke Chemnitz, Plauen etc., in die böh mischen Bäder, sowie nach Berlin, Frank furt und München. Eine Besserung ihrer gedrückten Lage er wartet die Gemüsegärtnerei durch eine günstige Gestaltung der in Aussicht stehenden Zoll- und Handelsverträge nach der Richtung hin, dass ausländisches Gemüse und Obst mit entsprechen dem Zoll belegt werden, um deren seitherige zollfreie Masseneinfuhr zu unterbinden. Inbezug auf Steuern wird der Wunsch aus gesprochen, dass bei der ohnedies bestehenden Belastung der Geschäfte durch Grund- und werbesteuer der Bodenzins abgelöst werden möge; und schliesslich würde auf die Hebung der Produktion und des Geschäftsgangs die Aenderung im Verkehrswesen von grossem Einfluss sein, dass in ganz Deutschland sämt liche, nicht wie bisher einzelne Gemüse, als Eilgut zu Frachtgutsätzen befördert würden, da ja alle gärtnerischen Produkte als leicht ver derblich zu bezeichnen sind. Hier anschliessend sind noch folgende zwei Berichte von zwei Kunst- und Handels gärtnereien in Würzburg bekannt gegeben; 1. Im ganzen hat die Handelsgärtnerei ein befriedigendes Resultat bei zunehmendem Ab satz zu verzeichnen. Das Geschäft in Topf pflanzen, speziell Marktpflanzen, wie Geranium, Fuchsien etc., war ein sehr flottes zu nennen. Nach besseren Pflanzen, wie Palmen, Dracaenen, war jedoch gar keine Nachfrage und blieb der Absatz hierin weit hinter den Erwartungen zurück. Die Binderei war gleichfalls zufriedenstellend. Dar Material in bester Qualität war allerdings trotz des reichlichen Angebots sehr teuer. In folge des modernen Geschmackes wird das weltbekannte Würzburger Treibveilchen fast vollständig von dem langstieligen grossblumigen Rivieraveilchen verdrängt, was in den hiesigen bei Spatenstichtiefe der Fall. Selbst der gleich nach dem Pflanzen als Kopfdüngung gegebene Stallmist kann nicht genügend verwertet werden; denn aufnahmefähige Wurzeln finden die aus ihm durch den Regen herausgewaschenen Nähr- stofflösungen nicht vor Mitte Juni des ersten Sommers, und auch dann zunächst nur wenige. Der Mangel an Blättern aber gestattet es, dass die allmählich verrottenden wertvollen Bestand teile des Mistes durch Wind und Regen fort geführt werden. Das oft als Grund einer baldigen Kopf düngung angeführte Herausfrieren der Keime findet bei Sandböden überhaupt nicht statt und ist auf lehmigen nur bei unrichtiger Pflanzung zu beobachten, übrigens durch eine schwache Mistdecke auch nicht zu verhindern. Man wird demgemäss als Grundsatz festhalten dürfen, dass man den ganzen zur Verfügung stehenden Stallmist ansammelt, um im Winter nach dem ersten Sommer die Kopfdüngung so reichlich wie möglich ausführen zu können. Diese, mit den für nötig erkannten Ergänzungen durch chemische Düngesalze, soll dann genügen für die ganze Kultur. Die in der Praxis vielfach geübte Jauchedüngung im Winter nach dem zweiten Sommer kann selbstverständlich nur als förderlich betrachtet werden. Die Resultate der letzt jährigen Versuche mag man dahin zusammenstellen, dass für die in mancher Beziehung eigentümliche Kultur der Maiblume der übliche dreijährige Umtrieb bei richtiger Düngung den im Dresdener Garten bau hauptsächlich herrschenden Verhältnissen am besten entspricht; dass ferner bei dem starken Nährstoffbedürfnis der Maiblume die Qualität der Ernte im Sinne des Handelsgärtners noch bedeutend gesteigert werden kann, wenn der meist üblichen Laubmist-Kompost-Düngung, die nach dem ersten Sommer auszuführen ist, eine entsprechende Gabe von Kalk und phos phorsaurem Kali hinzugefügt wird, das heisst, dass eine möglichst reichliche Düngung mit allen Hauptnährstoffen, vielleicht im Ueber- schuss, geboten werden muss, und zwar nach den gemachten Versuchen ohne ängstliche Rücksicht auf die praktisch nicht bedeutend ins Gewicht fallenden Unterschiede in der Zu sammensetzung der sächsichen Bodenarten. Gärtnerische Lehrerinnen. Die neuzugründende rheinische Gartenbau schule für Frauen in Godesberg scheint nach dem berühmten Muster von Fräulein Dr. El vira Castner Reklame zu machen. Diese beiden Institute bezwecken bekanntlich in erster Linie die Heranbildung von Berufsgärtnerinnen, d. h. Damen, welche die praktische Ausübung der Handelsgärtnerei als Lebensunterhalt be- betrachten. Auf welche Abwege sie hierbei gekommen sind, ist den Lesern des „Handels- gärtner“ wohl bekannt, wir erinnern nur an den vor 11/2 Jahren veröffentlichten Artikel über die Rentabilität der Veilchen-Kulturen. Damals behauptete eine Frauen-Rechtlerin, dass diese mit Gold aufgewogen würden, dass 100 Stück im Winter 4 Mk. und mehr kosteten. Es sei deshalb für Frauen empfehlenswert, Veilchentreibereien einzurichten, da nicht genug dieser kostbaren Blüten geschaffen werden könnten. Ein unentschuldbarerer Unsinn — ein anderes Wort gibt es dafür nicht — ist wohl kaum je in die Welt posaunt worden. Trotz dem nahmen ernste Zeitungen diese Artikel auf und brachten nicht einmal eine Berichtigung, die sie doch ihren Lesern schuldig waren. — Nunmehr hat die neugegründete Gartenbau schule in Godesberg sich die Aufgabe gestellt, in einem 2jährigen Kursus „gärtnerische Lehrer innen“, so heisst dieser neue Ausdruck in der deutschen Sprache, auszubilden. Diese Damen lernen das alles, — man höre und staune, — in zwei Jahren, wozu bei einem jungen Mann 8—12 Jahre zur praktischen und theoretischen Ausbildung nötig sind. Diese „gärtnerischen Lehrerinnen“ werden dann jedenfalls einer sehr milden Schlussprüfung unterworfen, die alle Teilnehmerinnen glänzend bestehen, und wo nach, wie es in den recht geschickt abgefassten Reklame - Artikeln heisst: alle gut honorierte Stellen in Sanatorien, Erziehungsanstalten, grossen Gütern etc. finden. Ausserdem sollen Berufsgärtnerinnen vorübergehend ausgebildet werden und junge erholungsbedürftige Mädchen und Frauen durch angemessene Beschäftigung in der frischen Luft sich Gesundheit und geistige Frische holen. — Wie schön ist das alles gesagt, und doch, wenn man diese Sache recht be trachtet, ist es weiter nichts, als eine Geschäfts reklame für ein Institut, wie wir es in der Gärtnerei längst kennen, wo ein jedes für sein schweres Geld hohe Pension und liebenswürdige Ausnutzung seiner Kraft recht wenig lernen kann. Viel Phrasen, Emanzipationsbestrebungen, glänzende Berufsaussichten, gut bezahlte Stellen in Russland, Sibirien, Tibet, Alaska usw., denn die Gärtnerinnen und die gärtnerischen Lehrer innen sind jetzt die gesuchteste Ware auf dem Weltmarkt. — Wie manche Damen um eine Er fahrung reicher oder bitter enttäuscht von dem Besuche der nun 10 Jahre bestehenden Garten bauschule für Frauen in Marienfelde sind, wie viel verfehlte Existenzen daraus hervorgegangen sind und hervorgehen werden, davon wird nichts in die Zeitung kommen. Wird es in Godesberg anders sein, und wie kommen selbst angesehene Zeitungen dazu, solche unreife, un natürliche Ideen zu unterstützen? Dem jetzt in Ber lin tagenden „Internationalen Frauen-Kongress“ möchten wir dringend raten, sich in Zukunft auch mit solchen Missgeburten zu beschäftigen. Wir werden es stets anerkennen, wenn recht viel deutsche Frauen sich zu Gartenfreundinnen und Blumenpflegerinnen auch praktisch ausbilden. Wir sind stets dafür eingetreten, dass die Ge müsekultur, die Pflege des Blumengartens und der Zimmerpflanzen jede gebildete Frau kennen lernen sollte, aber wir werden immer wieder davor warnen, dass eine Frau die schweren Pflichten der praktischen Ausübung des Gärt nerberufs auf ihre Schultern nimmt! Die Folge davon wird immer nur sein: bittere Enttäuschung, zumal für diejenigen, welche sich einbilden, nach einem ein- oder zweijährigen Besuche einer solchen Gartenbauschule für Frauen aus gebildete Gärtnerinnen zu sein, dazu gehört vielmehr eine langjährige Erfahrung. Wir meinen, dass dieser Arbeit nur Männer, niemals Frauen gewachsen sind. Vermischtes. Kleine Mitteilungen. — Felix Sahut, ein um den Gartenbau hochverdienter französischer Handelsgärtner starb kürzlich in Montpellier. Besondere Verdienste erwarb sich Sahut durch die Einführung wider standsfähiger amerikanischer Reben. — Der Garteningenieur Karl Hirlinger trat vor 50 Jahren als Lehrling bei der Firma Gebrüder Siesmayer-Frankfurt (Main) ein und war während dieser Zeit ohne Unterbrechung dort tätig; ein in der Gärtnerei seltenes Vorkommnis. — Der „Verein deutscher Gartenkünstler“ wird seine diesjährige Hauptversammlung vom 3. bis 7. August in Düsseldorf abhalten. — In Barcelona drangen aufständische Garten arbeiter in verschiedenen Gärtnereien ein und verwüsteten die Anlagen. — Die Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen beabsichtigt demnächst
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