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alles beim alten. Wer einen aus Not in der Stellenlosigkeit eingegangenen Vertrag, der den guten Sitten zuwiderläuft, bricht, bleibt straflos, weil er jederzeit gegen diesen Vertrag die Nichtigkeit vorschützen kann. Aber, wie ge sagt, damit hat ja der Entwurf nichts zu tun. Wie die Gewerbeordnung den Arbeitgeber für schadenersatzpflichtig erklärt, der einen kontrakt brüchigen Gehilfen mit Kenntnis der Umstände in seine Dienste nimmt, so erklärt das neue Gesetz weitergehend einen solchen Arbeitgeber, der sich der Rechtswidrigkeit seines Tuns be wusst ist, auch für strafbar. Es kann eben nicht angehen, dass ein Arbeiter, der bei A. ohne Kündigung aus der Arbeit läuft, sofort bei B. wieder ein Unterkommen findet. Treue und Glauben fordern, dass ein Arbeitgeber nur einen Arbeiter beschäftigt, der sein früheres Dienstverhältnis nach Ordnung und Recht gelöst hat. Das braucht zu keiner Aushungerung der Arbeitnehmer und ihrer Familien zu führen. Wenn es in der „Deutschen Gärtnerztg.“ mit gesperrten Lettern zu lesen ist: „Wir ver werfen den Kontraktbruch“, nun, so darf auch ein Mittel, diesen Kontraktbruch zu er schweren, nur gutgeheissen werden. Ist doch nachgewiesen, dass ein Vermittler, in einem Jahre durch Verleitung zu einem 1 5maligen Kontraktbruch eines bürgerlichen Arbeitnehmers an Gebühren 360 Mk. verdiente. Vielleicht wäre schon damit gedient gewesen, wenn man analog der Gewerbeordnung nur die Schadens ersatzpflicht ausgesprochen hätte, aber man hat jedenfalls mit Rücksicht auf die Folgenschwere des Kontraktbruchs gerade bei ländlichen Ar beitern hier einen schärferen Ton anschlagen zu müssen geglaubt. Dass aber nach Lage der Sache die gewissenlosen Vermittler, welche dem Kontraktbruch noch Vorschub leisten, an gegriffen werden, ist nur recht und billig. So wie der Gesetzentwurf heute lautet, wird er nur für die Guts- und Herrschaftsgärtner von Bedeutung sein, während die Gärtner gehilfen in landwirtschaftlichen Betrieben nach der herrschenden Spruchpraxis ihm nicht unter stellt sein werden, wenn in dieser Hinsicht nicht noch mehr Klarheit über den Personen kreis, der von dem Gesetz umfasst werden soll, geschaffen werden wird. Handelskammer-Berichte über den deutschen Gartenbau 1903. Bericht der Aeltesten der Kaufmannschaft in Berlin. Handelsgärtnerei. Topfpflanzen. Das Weihnachtsgeschäft des Vorjahres hatte teilweise unter der Ueber- produktion einzelner Pflanzengattungen, teilweise unter dem überaus kalten und nassen Sommer gelitten. Azaleen und andere Blütenpflanzen waren wenig mit Knospen besetzt. Das führte zu den heftigsten Reklamationen der Käufer. Ebenso wurden Hyazinthen aus Holland sehr schlecht geliefert; das war wohl der Grund, dass einige Berliner Züchter für frühe Hyazin then gute Preise erzielen konnten. Maiblumen (Eiskeime) wurden nicht geräumt und konnten daher noch im Januar 1903 zu jedem beliebigen Preise gekauft werden, was auf den Preis der frischen, getriebenen Maiblumen ungünstig ein wirken musste. Das Januargeschäft war, wie in den früheren Jahren, wenig befriedigend. Trotzdem Hya zinthen schwach getrieben hatten, konnten sie doch nur einen geringen Preis erzielen. Tulpen waren begehrt, gingen aber zu billigen Preisen ab. Gegen Ende Januar wurden blühende Topf pflanzen verlangt und gut bezahlt. Dagegen waren Blattpflanzen, wie Palmen und Araukarien nur schwer abzusetzen. Letztere, noch vor zwei Jahren ein guter Artikel, sanken ebenfalls infolge von Ueberproduktion im Berichtsjahre auf eine Preislage, die eine Rentabilität aus schloss. Blühende Pflanzen, ganz besonders Flieder, gingen zu zufriedenstellenden Preisen gut ab. Flieder war nur in prima Qualität zu guten Preisen abzusetzen. Feinere Gewächshauspflan zen in Blüte waren, wie seit Jahren, ein ge suchter Artikel und wurden gut bezahlt. Das Februargeschäft muss im ganzen als minderwertig bezeichnet werden. Wurden auch abgeschnittene Blumen verlangt, so erzielten sie doch keine genügenden Preise, da der Import aus dem Süden gar zu gross war. Hierdurch wurde das Geschäft in Topfpflanzen vollständig brach gelegt; erst die Frühjahrsmonate brachten etwas Leben. Im März wurden getriebene Zwiebeln aller Art, wenn auch nur zu mässigen Preisen ge kauft. Flieder in Töpfen wurde gut bezahlt; auch von Azaleen, selbst wenn sie mit Knospen besetzt waren, entnahm der Markt alles, was vorhanden war. Für Berliner Verhältnisse ist April und An fang Mai die Hauptgeschäftszeit, in der der Gärtner alles vorbereitet, um die Balkons und Gräber instand zu setzen. Pelargonien in allen Sorten, hauptsächlich Pelargonium zonale „Me teor“ und Pelargonium peltatum, wurden sehr gekauft und waren bald vergriffen, konnten aber trotzdem keinen Preisaufschlag erzielen. Die ersten Fuchsien fanden wie immer leicht Ab nehmer. Sonst hielt sich das Geschäft bis nach Pfingsten in mässigen Grenzen. Der Sommer ist für Berlin die geschäftslose Zeit, wo im Verhältnis zur Anzucht nur wenig ver braucht wird. Erst das September- und Oktobergeschäft brachte wieder etwas Leben auf den Markt. Wenn auch die gelinde Witterung ein Anziehen der Preise verhinderte, so wurden doch Erica gracilis zu vielen tausenden Exemplaren ver kauft, fast ausschliesslich zur Grabhügeldeko ration. Aber auch kleine Eriken in Miniatur- topfen wurden begehrt und wenigstens in den Geschäften gut bezahlt. Von dem Einkäufen von Zimmerkulturpflanzen, wie Palmen, war nicht viel zu merken. Es wird an Pflanzen und Blumen gespart; man begnügt sich mit den billigeren Blumen des Südens, auch wenn sie oftmals recht abgelagert sind. Zum Wintergeschäft sind bereits im Früh jahr Unmassen von italienischen und belgischen Palmen gekauft worden. Diese wurden zu An fang des Winters massenhaft auf den Markt gebracht und liessen die schädigende Ueber produktion erkennen. Dasselbe gilt auch von Rhododendron. Blattpflanzen. Das Blattpflanzengeschäft ist im Berichtsjahre wenig befriedigend gewesen. Topfpflanzen fanden überhaupt den abgeschnit tenen Blumen gegenüber, vorausgesetzt, dass diese langgeschnitten waren, nicht die ent sprechende Beachtung. Diese Beobachtung scheint sich von Jahr zu Jahr mehr zu be stätigen. Ein neuer Artikel ist Celosia cristata „Thompsoni magnifica“, eine Pflanze, die sich durch schönen Blütenstand und eine lang anhaltende Blütezeit auszeichnet, dabei billig zu produzieren ist und somit für Sommerpfianzen vorzüglich geeignet erscheint. Sie wurde gern gekauft und gut bezahlt. Abgeschnittene Blumen. Die von An fang des Jahres bis Ende Februar andauernde Geschäftsflauheit war durch die enorme Einfuhr Frankreichs und Italiens bedingt, die erst im März etwas nachliess. Eine reichliche Einfuhr traf von Holland ein und verursachte abermals einen Geschäftsrückgang. Als aber später der Streik der holländischen Eisenbahner die Ein fuhr bedeutend herabminderte, besserte sich das Geschäft sofort und normale Preise griffen Platz. Dadurch hob sich natürlich der Handel mit deutschen Blumen und gestaltete sich einigermassen befriedigend. Ende September und Oktober traten die südlichen Importe wieder in die Erscheinung •und übten, wie stets, einen bedauerlichen Preis druck aus. Für frisch getriebene und lang geschnittene Rosen wurden im April und Mai 6, 8 und 10 Mk. pro Dutzend erzielt, ein Preis, der denjenigen früherer Jahre weit übertraf. Nach Pfingsten dagegen fiel der Preis auf 4, 5 und 6 Mk. Anfang Oktober wurden langgeschnittene Sorten von Rosen, Chrysanthemum, Maiblumen, Orchideen, Tuberosenstiele, Nelken usw. ge sucht und dementsprechend bezahlt. Nach An gabe der südlichen Züchter stehen die Kulturen in dieser Saison sehr gut, so dass unsere Schnittblumen wieder sehr darunter zu leiden haben werden. Der Export nach Russland, Schweden, Nor wegen und Dänemark wird von Jahr zu Jahr schwächer, weil die Südländer dort ebenfalls den Markt mit ihren Erzeugnissen zu beherr schen anfangen. Baumschulartikel. Das Baumschulen geschäft war durchschnittlich befriedigend zu nennen. Die lästige ausländische Konkurrenz ist im Laufe der Jahre stets die gleiche ge blieben. Aber auch im Inlande sind grosse Anpflanzungen junger Nachzuchten vorgenom men, so dass eine Ueberproduktion zu erwarten steht. Von den einzelnen Artikeln des Baumschul faches wurden Obstbäume in Hoch- und Mittel stämmen zu genügenden Preisen gut abgesetzt. Birnen und Kirschen wurden etwas niedriger notiert, doch erzielte man für gute Ware ent sprechende Preise. — Formbäume sind von Liebhabern recht begehrt worden, doch richtete sich die Nachfrage mehr auf jüngere Ware; starke und extra starke Qualitäten bleiben leicht stehen. Beerenobst ist, wie stets in den letzten Jahren, ein begehrlicher Artikel gewesen und hat im Frühjahr den Preis gut behauptet; doch schien im Herbste zuviel Ware am Markte zu sein, da zu den Frühjahrspreisen kein grösserer Auftrag abzuschliessen war. Alleebäume in guter Qualität gingen zu normalen Preisen schlank ab. Nur nach stär keren Linden, die in den letzten Jahren nicht zu haben waren, war die Nachfrage sehr ge ring und die erzielten Preise viel zu niedrig. In Zierhölzern, Stauden, Koniferen wurde ein flotter Absatz erzielt; wenn auch die Preise! nur niedrig waren, so konnte man doch durch schnittlich damit zufrieden sein. Die zunehmende Liebhaberei der Park- und Gartenbesitzer für schön blühende Stauden ist erfreulich und bedingt, dass die Baumschulen sich jetzt mehr als früher mit diesem Artikel befassen und zu ihrer Verbreitung beitragen, wenn auch die Preise wegen der Angebote von ausserhalb niedrig gehalten werden müssen. Rosen haben ihren guten Preis behauptet, es wurde fast alles geräumt und auch im Herbste hat sich der Preis noch gehalten. Schon im Frühjahr erholten sich die Preise für Obstwildlinge und in der Herbstsaison hielt die Steigerung und Nachfrage weiter an, so dass gute Ware bald geräumt sein dürfte. Die im Vorjahre iür geringwertige Baum schulerzeugnisse eingeführte Eilgutbeförderung zum Frachtgutsatze wurde mehr und mehr dankbar anerkannt. Dekorationen. Die Lage blieb im all gemeinen die gleiche wie im Vorjahr. Das Bedürfnis nach Dekorationen für Begräbnisse, für Trauungen im Hause und in der Kirche, für Jubiläen usw. wird immer grösser; doch werden meist dafür Preise gezahlt, die künst lerische Leistungen ausschliessen. Der gärtnerische Schmuck von Erbbegräb nissen und anderen Grabstätten kommt immer mehr in Aufnahme. Auch ersieht man an der Art der Ausführung und des verwendeten Ma terials, dass mit Mitteln hierbei nicht gekargt wird. Ganz besonders ist der Schmuck der Bal kons im Wachsen. Es ist erfreulich, zu sehen, mit welcher Liebe und Sorgfalt dieselben be pflanzt und gepflegt werden. Der enorme Bedarf hierfür, namentlich an Pelargonien, hat nicht verfehlt, einen guten Einfluss auf den Handelsgärtnerei- und Blumen geschäftsbetrieb auszuüben. Im allgemeinen wurden Dekorationen sehr viel verlangt, die Preise dafür waren aber grösstenteils nur mässig. Gemüse. Die Gemüsegärtnerei Berlins hatte im Laufe des Berichtsjahres, kurze Zeiten abgerechnet, mit wenig normalen Verhältnissen zu rechnen. Das Ausland entwindet dem Berliner Produ zenten infolge der zollfreien Einfuhr immer mehr den Absatz, so dass jeder hiesige Züchter zufrieden sein muss, wenn er nur annähernd die Produktionskosten deckt. Das gilt nicht bloss für überwinterte Gemüse, sondern auch ganz besonders für Treibgemüse. Die späten Gemüse, wie Kohl, hatten durch zeitig einsetzenden strengen Frost sehr gelitten; der verbleibende Rest wurde ausserdem noch ungenügend wegen der ausländischen Konkur renz bezahlt. Die Mistbeettreiberei weist einen ganz be deutenden Rückgang auf. Deshalb muss der Gemüsegärtner sein Hauptaugenmerk auf frühe Gartengemüse richten, worin auch das Geschäft einigermassen zufriedenstellend war. Der Spar gel liess wegen des nasskalten Wetters bis Ende Mai auf sich warten, für gute Ware aber wurden gute Preise erzielt. Die Preise für Spinat, Radies, Kohlrabi, Salat und frühen Wirsingkohl waren recht schwankend, meist mittelmässig. Kohlgemüse gedeihen bei uns sehr gut, so dass die Preise während des Sommers unverhältnismässig nied rig waren. Weisskohl wurde in derartigen Massen angeboten, dass er nur mit Mühe ab ¬ kann grosse Gebiete durchwandern, ohne, wie das ja leider in anderen Gegenden so häufig der Fall ist, vollständig von Quecken, Senecio, Hederich etc. verseuchte Grundstücke vorzu finden. Im Gegenteil, mit unermüdlicher Aus dauer ist man bestrebt, das Unkraut, diesen Feind der Kultur, frühzeitig zu bekämpfen, man lässt es gar nicht aufkommen, und hat sicher auch diesem Umstand den hohen Ertrag mit zu ver danken. Wir unterlassen daher nicht, diesen jeden Besucher wohltuend berührenden Punkt ganz besonders als Anerkennung für die dortigen Gemüsegärtner hervorzuheben. Mit derselben Sorgfalt pflegt man auch im Sommer die Ge müsepflanzungen, und fast jeder Grundstück besitzer rechnet mit wenigstens 3, häufig 4 Ernten. Dann möchten wir noch an dieser Stelle die ganz aussergewöhnlich grosse Aus dehnung des Spinatbaues hervorheben. Wenn auch in diesem Jahre infolge übergrosser Be stellungen und ungenügender Abschlüsse mit den mitteldeutschen Städten, zeitweise eine ge waltige Ueberproduktion eintrat, so dass schliess lich der geputzte Spinat pro Ctr. mit Mk. 2,— verkauft werden musste, während man im Vor jahre durchschnittlich Mk. 15 bis Mk. 20 erzielen konnte, so bildet dieses Gemüse doch durch die Massenanzucht am Vorgebirge den weitaus bedeutendsten Produktionszweig des Deutschen Reiches. Es kann auch mit Sicherheit ange nommen werden, dass in Zukunft eine noch grössere Zentralisation des Handels und dadurch eine bessere Verwertung der Produkte am Vor gebirge bei Bonn eintreten wird. Die wichtigsten Konkurrenten für die Ge müsegärtner des Vorgebirges sind die Hollän der. Nicht dass man die Qualität und die Einfuhr fürchtet, sondern den Preisdruck, der von dort aus auf den deutschen Markt ausge übt wird; darum macht der Zwischenhändler und äusser diesem der Esser oder Konsument viel zu wenig Unterschied in der Schmackhaf tigkeit, Feinheit und Zartheit der Gemüse, denn es bedarf kaum einer Erwähnung, dass unsere deutschen Gemüsesorten den ganzen klimatischen Bedingungen und der Beschaffen heit des Bodens entsprechend, einen ganz anderen Wohlgeschmack besitzen, als das auf den leichten Bodenarten, in feuchten Niede rungen und beeinflusst von dem Seeklima auf geschossene holländische Gemüse. Wir müssen aber von den Holländern noch viel lernen, um die Massenproduktion und die Einwinterung, überhaupt die Zentralisation des ganzen Han dels so durchzuführen, wie das von dort seit Jahren in mustergültiger Weise geschieht. Die Händler wissen genau, dass sie bei einem Ab schlusse mit einer holländischen Exportfirma vom August bis zum Mai des nächsten Jahres genau jede Woche mit ganz bestimmten Zügen ihre Waggonladungen in der aufgegebenen Quali tät nach Frankfurt, Berlin, Leipzig, Dresden und anderen Städten erhalten. Diese Organi sation des Handels ist jedenfalls ebenso wert voll, vielleicht noch wichtiger als die Anzucht, denn ohne die erstere hätte die letztere niemals die heutige Ausbreitung gewonnen. Gehen wir somit hin zu den Holländern und lernen wir von ihnen, das kann uns nur nützen und Vorteile bringen. Eine ganz bedeutende Ausdehnung nimmt im Vorgebirge die Kultur der Erdbeeren ein. und der Besucher ist überrascht über die grossen Felder, welche sich, häufig ohne Schutzeinfrie digung versehen, immer zahlreicher hinziehen, je mehr man sich der Hügelkette nähert. Hier bei wird auf die Erstlings-Sorten die grösste Aufmerksamkeit verwendet. Hauptsächlich ist es „Laxton“, welche in normalen Jahren mit der Reife Anfang Juni beginnt und dabei zahl reiche grosse, wohlaussehende Früchte hervor bringt. Man verwendet nicht, wie es bei uns üblich ist, Beetkultur, sondern pflanzt in ein zelnen Reihen und lässt die Pflanzen im Som mer wuchern. Es bleiben dann etwa 40 cm breite Streifen stehen, während die verbleibenden 60 cm umgestochen werden und sich so zur Zwischenkultur von Gemüse benutzen lassen. Während der kurzen Periode der Ernte gehen auch von hier aus täglich zahlreiche Waggons mit Erdbeeren zum Teil bis nach Mitteldeutsch land, zumal wenn günstige Witterung einen natürlichen Vorsprung in der Reifezeit gegen über den östlichen Plätzen bewirkt. Wiederum verdient die Sauberkeit, mit welcher man diese immerhin 3 Jahre stehen bleibenden Pflanzungen hält, hervorgehoben zu werden. Die gewaltige Ausdehnung der Kulturen lässt sich daraus er sehen, dass beispielsweise ein einziger Züchter im vorigen Jahre an einem Tage für 1500 Mk. Früchte an den Händler verkaufte. Auch hier kann konstatiert werden, dass die Erdbeerkul turen ständig weiter ausgedehnt werden und auch die Zahl der Händler, welche nach dem Vorgebirge zum Einkauf kommen, immer steigt. Die Zwischenpflanzung dieser Erdbeerfelder bildet aber nicht allein das Gemüse, sondern man findet auch vielfach Aprikosen, Pfirsiche und Kirschen, neuerdings auch Buschobst, so wohl Aepfel wie Birnen. Die Pfirsiche werden meist aus den Kernen gezogen und gedeihen in dem sandigen Lehmboden ganz vorzüglich. Sie wachsen in den ersten Jahren sehr stark und bringen schon im dritten Jahr nach der Pflanzung fast regelmässig einen guten Ertrag. Man bevorzugt die amerikanischen Sorten, welche bei grosser Widerstandsfähigkeit für den Versand sehr gut ausgebildete Früchte hervor bringen. Aehnlich verhält es sich bei den Aprikosen, die in diesem Jahre einen kolossalen Fruchtansatz zeigten und die gleichfalls von den Händlern infolge der grossen Frucht gern gekauft und weit verschickt werden. Als Kirschen findet man vielfach die kugelrunden Kronen der „Ostheimer Weichsel“, die dort vorzüglich gedeiht und allgemein „Nordkirsche“ genannt wird. Eine weitere Spezialkultur sind die Stachel beeren, die sowohl früh gepflückt, wie auch als reife Frucht einen bedeutenden Handels artikel bilden. Zunächst benutzt man die Stachelbeere als Heckenpflanze und dem Be sucher fallen die regelmässig gezogenen und sorgsam gepflegten Einfriedigungen auf, wobei man ungeschälte Pfähle verwendet und diese in einem Abstand von 30—40 cm an 4 oder 5mal gezogenen verzinkten Draht befestigt. Jeder einzelne Trieb wird angeheftet, so dass diese Zäune nur eine ganz schmale Wand bil den. Vielfach werden auch in der Länge des Grundstückes weitere derartige Spaliere ange legt und mit Stachelbeeren bepflanzt. Auch dieser Kulturzweig ist so ausgedehnt, dass es nicht Hunderte, sondern Tausende solcher langen Stachelbeerspaliere gibt, die beim Versand von grünen Beeren wie zur Reifezeit täglich einen bedeutenden Umsatz ermöglichen. Dann werden die Stachelbeeren auch in Pyramidenform auf- gebunden und geschnitten, d. h. man gibt ihnen einen Pfahl von etwa 2 m Höhe, entfernt, um eine erfolgreiche Zwischenkultur von Erdbeeren zu ermöglichen, die unteren Zweige bis auf 40 cm Höhe und erzielt so infolge des natür lichen Wuchses ziemlich regelmässige Pyra miden, ohne allzuviel Holz zu entfernen; das würde auch eine zu zeitraubende Arbeit sein. Wir konnten uns überzeugen, dass diese ge ringe Mühe des Aufbindens durch ausserordent lich reichen Fruchtansatz belohnt wird und jedenfalls verdient auch hier die Sorgfalt, welche den Kulturen gewidmet wird, alle An erkennung. Unter der freundlichen Führung eines der bekanntesten dortigen Obstgärtner, des Herrn